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Krätzmilben [* 2] (Leipz. 1861);
Zürn, Die Schmarotzer der Haussäugetiere (2. Aufl., Weim. 1881).
Krätzmilben [* 2] (Leipz. 1861);
Zürn, Die Schmarotzer der Haussäugetiere (2. Aufl., Weim. 1881).
(Groß- Rauden), Flecken und Gut im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, [* 3] Kreis [* 4] Rybnik, an der Ruda, hat ein Schloß des Herzogs von Ratibor [* 5] (mit ausgezeichneten Garten- und Parkanlagen und großer Schäferei), 2 Sägemühlen, eine Schindelfabrik und (1885) 1960 meist kath. Einwohner. Rauden war ehemals eine Cistercienserabtei, die 1252 vom Herzog Wladislaw von Ratibor gegründet wurde.
Nahebei mehrere Eisenwerke.
Vgl. Potthast, Geschichte der ehemaligen Cistercienserabtei Rauden (Leobschütz [* 6] 1858).
Die Urkunden des Klosters wurden herausgegeben von Wattenbach (Bresl. 1859).
Felder (Campi Raudii), im Altertum Name einer Ebene bei Vercellä in Oberitalien [* 7] (zwischen Vercelli, Casale und Mortara), wo Marius seinen berühmten Sieg über die Cimbern (101 v. Chr.) erfocht.
(tschech. Roudnice), Stadt in Böhmen, [* 8] an der Elbe und der Prag-Dresdener Eisenbahn, besteht aus der Stadt mit der Judengasse und zwei Vorstädten, hat eine Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht, ein Realgymnasium, eine Ackerbauschule (in der Vorstadt Hracholusk), eine gotische Propsteikirche, ein Kapuzinerkloster, ein schönes, hoch gelegenes Schloß, ehemals dem Prager Erzbischof, jetzt dem Fürsten Lobkowitz gehörig (der den Titel eines Herzogs von Raudnitz führt), mit reichhaltiger Bibliothek (60,000 Bde.), Gemälde- und Waffensammlung, Fabrikation von Rübenzucker, Spiritus, [* 9] Malz und Bier, eine Dampfbrettsäge etc., bedeutenden Getreide- und Holzhandel und (1880) 5942 Einw. 1350 hielt der Erzbischof Ernst von Pardubitz den römischen Volkstribun Rienzi auf dem Schloß gefangen. Südöstlich von Raudnitz der aussichtsreiche St. Georgsberg (tschech. Řip, 459 m) mit Kirchlein aus dem 12. Jahrh.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, [* 10] Kreis Steinau, Knotenpunkt der Linien Breslau-Stettin und Kamenz-Raudten der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Molkerei, eine Ziegelei und (1885) 1487 Einw.
Berge, Teil des märkisch-schles. Landrückens, zwischen Dahme und Spree, südlich bei dem Dorf Rauen, im höchsten Punkt 152 m hoch.
Auf ihrem Rücken zwei gewaltige erratische Blöcke, die Markgrafensteine, und ein Aussichtsturm, am Nordabhang Braunkohlenbergwerke.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Wiesbaden, [* 11] am Schlangenbader Bach, 4 km nördlich von Eltville, hat eine alte Pfarrkirche, vorzüglichen Weinbau und (1885) 1019 meist kath. Einwohner.
Dabei das vormalige Kloster Tiefenthal.
s. Rheinweine. ^[= im weitern Sinn alle Weine von beiden Ufern des Rheins von Basel bis zum Siebengebirge, die ...]
s. Schlägerei. ^[= ein in Thätlichkeiten ausgearteter Streit unter mehreren Personen. Wird dadurch ...]
s. Leder, ^[= durch verschiedene Prozesse (Gerbprozesse) in der Art veränderte tierische Haut, daß sie unter ...] S. 610.
im Mittelalter Name eines reichsgräflichen Geschlechts im Nahegau, das seinen Ursprung von den alten Gaugrafen ableitete. Graf Emichs VI. vom Nahegau Söhne Konrad und Emich (1140-60) teilten die Besitzungen des Geschlechts; ersterer nannte sich Wildgraf (comes sylvester), letzterer nach der rauhen, gebirgigen Beschaffenheit seiner Herrschaften (Altenbaumberg, Ruwenberg, Stolzenberg) Raugraf (comes hirsutus). Nachdem diese Besitzungen bei dem Erlöschen des raugräflichen Geschlechts an die Pfalz gekommen waren, erhob Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (s. Karl 41) 1667 seine ihm 1658 an die linke Hand [* 12] getraute Gemahlin Marie Luise von Degenfeld (gest. 1677) zur Raugräfin; deren Kinder erhielten den gleichen Titel.
s. v. w. roh, brutto (s. d.). ^[= # (lat.), Bezeichnung des Amtes, der Würde und des Ranges einer Person, daher Standes-, Ehren-, ...]
s. Datura. ^[= L. (aus dem Sanskrit; Stechapfel), Gattung aus der Familie der Solanaceen, kahle oder schwach ...]
s. Hobel. ^[= (franz. Rabot, engl. Plane), Werkzeug zum Glätten und Zurichten ebener sowie einfach und regelmäß ...]
s. Asperifoliaceen. ^[= (Borragineen, Borretschgewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung ...]
Alb, s. Jura ^[= # zentraleuropäisches Gebirgssystem, das den Zentralalpen gegenüber aufragt und von diesen durch ...] (Deutscher).
Mark, im Gegensatz zur feinen Mark, das Gewicht von 16 Lot legierten Silbers und 24 Karat legierten Goldes.
(Eptingen), Badeort im schweizer. Kanton [* 13] Baselland, 571 m ü. M. in einem Seitenthal der Ergolz gelegen, am nördlichen Fuß der 1100 m hohen Bölchenfluh, mit 685 Einw.
Hals, s. Heiserkeit. ^[= (Rauheit, Raucedo), eine eigentümliche Veränderung der menschlichen Stimme, welche darin besteht, ...]
Haus, die von Joh. Wichern (s. d.) in dem Dorf Horn bei Hamburg [* 14] gegründete Anstalt für innere Mission, umfaßt eine Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder, ein Pensionat für Kinder höherer Stände und eine Bildungsanstalt für solche Individuen, welche sich dem Schulamt oder einem Amt in Korrektions-, Straf- oder Krankenanstalten im Sinn der innern Mission widmen wollen, auch eine Buchdruckerei, Buchbinderei und Buchhandlung. Die Kinder sind in Familien eingeteilt, von denen jede 12 Kinder umfaßt und unter Aufsicht und Leitung eines jungen Handwerkers steht.
Ihre Wartung und Pflege ist Gehilfen anvertraut, die am Unterricht in der Anstalt teilnehmen, um sich für die Wirksamkeit an andern Anstalten im Dienste [* 15] der innern Mission vorzubilden. Eine zur Ausbildung junger Männer für das Vorsteher- und Oberaufseheramt in andern ähnlichen Anstalten 1845 ins Leben gerufene Bruderanstalt hat man neuerdings als einen vollkommen organisierten Orden [* 16] nachzuweisen gesucht (s. Brüderschaften). Organ des Rauhen Hauses sind die »Fliegenden Blätter« (seit 1884).
Vgl. Wichern, Das Rauhe Haus 1833-83 (Hamb. 1883).
s. Chalcidier. ^[= (Pteromalinen, Chalcididae Westw.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, meist ...]
(Rauhreif, Rauchfrost), Eiskristalle, welche sich aus Nebel auf Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern, auf Grashalme, Telegraphendrähte, Tauwerk etc. niederschlagen und diese Körper oft ganz umrinden. Wenn nach länger anhaltender Kälte warme Luft herbeigeführt und dieselbe durch Mischung mit der kältern Luft bis unter den Taupunkt abgekühlt wird, scheidet sich der Wasserdampf als Nebel aus und überzieht alle Körper, deren Temperatur noch unter 0° ist, mit kleinen Eiskristallen. Die Kristallbildung wird überall und so auch hier durch feste, rauhe Körper begünstigt, und daher bildet der Rauhfrost oft große Ablagerungen an Körpern wie den genannten, während ebene Flächen fast frei davon bleiben. Verschwindet der Nebel, so erscheint der Rauhfrost bei blauem Himmel [* 17] als der schönste Schmuck des Winters; bei sehr starker Ausbildung gibt er Veranlassung zum Abbrechen von Ästen (Duftbruch).
äußeres Mauerwerk eines Schachtofens, das den feuerfesten Kernschacht umhüllt.
s. Dolomit. ^[= (nach dem franz. Mineralogen Dolomieu, Bitterkalk), Name der Mineralien und Gesteine, welche ...]
[* 19] Vorrichtung zur Erzeugung einer feinen gleichmäßigen Haardecke auf Tuch, Barchent etc. Die Abbildung zeigt in a eine im Gestell b gelagerte cylindrische Trommel von 1,5-2 m Länge und 1 m Durchmesser, deren ganze Oberfläche mit Rauhkarden dadurch bedeckt wird, daß man diese mit ihren Stielen zwischen eiserne Schienen e klemmt, die bei d d an der Walze befestigt werden. Letztere dreht sich nun mit 80-100 Touren in der Minute, während sich das Gewebe [* 20] m mit geringer Geschwindigkeit (etwa 0,6 m in der ¶
Minute) und die Karden berührend in gespanntem Zustand daran vorbeibewegt und zwar abwechselnd nach beiden Richtungen, indem es sich einmal auf die Walze f und dann auf die Walze g aufwickelt. Zur Bewegung dieser Walzen greift zunächst ein Kegelrad der Trommelwelle in ein Kegelrad einer Hülse [* 22] h, welche eine Achse ik mitdreht, die sich in der Hülse vertikal verschieben läßt und je nach ihrer Stellung durch das Rad k und s die Welle f oder durch i und t die Welle g umdreht.
Die entsprechende höhere oder tiefere Stellung erhält diese Achse durch den Rückhebel n. Um dem Gewebe die erforderliche Spannung zu geben, wird mit Hilfe des Hebels x ein Bremsklotz gegen die Welle f und des Hebels y gegen g gepreßt und zwar durch Schnüre, die durch kurze Achsen mit Sperrklinken o o angezogen werden. Da die Zahl der Rauhungen je nach dem Gewebe 50 bis 500 beträgt, so verwendet man auch vielfach zur Abkürzung der Zeit Rauhmaschinen mit zwei Rauhtrommeln. Um das Gewebe, welches auf der Rauhmaschine nur in der Längenrichtung bearbeitet wird, auch quer zu rauhen, ist oft noch eine (Postieren) mit Karden besetzte Schiene angebracht, welche sich vor dem Tuch hin und her bewegt (Postierapparat), nachdem dieses die Rauhmaschine verlassen hat.
s. Rauchnächte. ^[= (Losnächte), Nächte, in denen Abergläubische die Zukunft zu erforschen pflegen, ...]
s. Rauhfrost. ^[= (Rauchfrost), Eiskristalle, welche sich aus Nebel auf Äste und Zweige von Bäumen ...]
s. Rauhzeit. ^[= die Zeit der Mauser bei Gänsen und Enten; solche, welche in der Mauser die Federn ...]
s. Dolomit. ^[= (nach dem franz. Mineralogen Dolomieu, Bitterkalk), Name der Mineralien und Gesteine, welche ...]
s. v. w. Pelzwaren. ^[= (Rauchwaren), mit langen, dichten und weichen Haaren oder Daunen bedeckte Tierhäute, welche, ...]
die Zeit der Mauser bei Gänsen und Enten; [* 23]
Rauhvögel, solche, welche in der Mauser die Federn verloren haben und nicht fliegen können.
s. v. w. Eruca ^[= Tourn. (Senfkohl), Gattung aus der Familie der Kruciferen, ein- oder zweijährige Kräuter mit ...] sativa.
das Verhältnis der Dinge nebeneinander, wie Zeit das Verhältnis der Dinge nacheinander angibt. Die nähere Bestimmung des Begriffs Raum gehört zu den schwierigsten metaphysischen Problemen. Bei den meisten ältern Philosophen ist Raum das Umschließende, Umspannende, gleichsam ein unendlicher, an sich leerer Wohnort, in welchem die Körper gewisse Plätze besetzen, oder von dem sie sich einige Teile aneignen. Newton (und nach ihm Clarke) erklärte denselben für das »sensorium commune« der Gottheit.
Erst durch Locke, Leibniz und Lambert wurde die Ansicht vertreten, daß der Raum nichts für sich Bestehendes, nichts Reelles sei, sondern nur eine Form für mögliche Beziehungen und Verknüpfungen, ein Vorgestelltes. Kant erklärte Raum und Zeit für apriorische Anschauungsformen des menschlichen Geistes. Der ist nach ihm die Form des äußern Sinnes, vermittelst dessen uns Gegenstände als außer uns und als außereinander und nebeneinander existierend gegeben werden; die Zeit dagegen die Form des innern Sinnes, vermittelst dessen uns Zustände unsers eignen Seelenlebens gegenständlich werden. Im Widerspruch hiermit suchte Herbart (wie vor ihm Berkeley) nachzuweisen, daß auch die Vorstellungen des Räumlichen und Zeitlichen empirisch nicht mit den Sinnesempfindungen, aber mittels derselben und zwar nach Analogie andrer Abstrakta durch Erfahrungen des Tastsinnes mit Kontrolle des Gesichtssinns gegeben seien.
Die Anhänger der erstern Ansicht, welcher zufolge die Raumvorstellung eine »angeborne« sei, werden als Nativisten, die der letztern, welcher zufolge sie eine (durch Erfahrung) erworbene sein soll, als Empiriker bezeichnet. Die Geometrie setzt den Raum mit seinen Dimensionen, Länge, Breite [* 24] und Tiefe, voraus und konstruiert darin ihre Gestalten, und indem sie einzelne Teile des allgemeinen Raums begrenzt, erhält sie relative Räume.
Vgl. Stumpf, Über den psychologischen Ursprung der Raumvorstellung (Leipz. 1873);
Baumann, Die Lehren [* 25] von Raum, Zeit und Mathematik in der neuern Philosophie (Berl. 1868-69, 2 Bde.).
s. Reibahlen. ^[= (Räumer, Ausreiber), schlanke Werkzeuge aus gehärtetem und gelb angelassenem Stahl, ...]
in der Schiffssprache vom Wind gebraucht, wenn er günstiger wird;
das Gegenteil bezeichnet schraalen.
1) Friedrich Ludwig Georg von, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Wörlitz bei Dessau, [* 26] studierte in Halle [* 27] und Göttingen [* 28] die Rechte und Staatswissenschaften, ward 1801 Referendar bei der kurmärkischen Kammer, 1802 Assessor und war 1806-1808 Chef eines Departements der Domänenkammer zu Wusterhausen bei Berlin. [* 29] 1809 ward er Regierungsrat zu Potsdam, [* 30] 1810 kam er in das Büreau des Staatskanzlers Hardenberg, und 1811 ward er zum Professor der Geschichte und Staatskunst zu Breslau ernannt. 1815-17 bereiste er Deutschland, [* 31] die Schweiz [* 32] und Italien. [* 33] 1819 ward er als Professor der Staatswissenschaft nach Berlin berufen; doch beschränkte er sich meist auf geschichtliche Vorlesungen, und auch diese waren bei seinem Mangel an Rednertalent wenig besucht.
Eine Zeitlang war er Mitglied des Oberzensurkollegiums, doch nahm er 1831 seine Entlassung. In diese Zeit fallen noch einige größere Reisen, wie die nach Frankreich (1830), England (1835), Italien (1839) und Amerika [* 34] (1843), deren Resultate er in besondern Werken niederlegte. Die Aufnahme, welche eine von ihm 1847 in der Akademie zu Ehren Friedrichs d. Gr. gehaltene freimütige Rede in den höhern Kreisen fand, bewog ihn, seine Stelle als Sekretär [* 35] und Mitglied der Akademie niederzulegen. Als Mitglied des deutschen Parlaments 1848 ward er als deutscher ¶
Gesandter nach Paris [* 37] geschickt. In der Folge ward er Mitglied der Ersten Kammer in Berlin und 1853 als Professor an der Universität emeritiert; doch setzte er seine Vorlesungen bis kurz vor seinem Tod fort. Der Entwickelung der deutschen Geschichtschreibung brach Raumer die Bahn, wenn er auch später von Jüngern, namentlich Ranke, überholt wurde. Seine spätern Arbeiten lassen namentlich eindringende Kritik und höhere Gesichtspunkte vermissen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die anonym durch Johannes v. Müller zum Druck beförderten »Sechs Dialoge über Krieg und Handel« (1806);
»Vorlesungen über die alte Geschichte« (Leipz. 1821, 2 Bde.; 3. Aufl. 1861);
»Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit« (das. 1823-25, 6 Bde.; 5. Aufl. 1878),
ausgezeichnet durch meist gründliche Forschung und gediegene Darstellung;
»Über die geschichtliche Entwickelung der Begriffe von Recht, Staat und Politik« (das. 1826, 3. Aufl. 1861);
»Über die preußische Städteordnung« (das. 1828);
»Briefe aus Paris zur Erläuterung der Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1831, 2 Bde.);
»Geschichte Europas seit dem Ende des 15. Jahrhunderts« (das. 1832-50, 8 Bde.);
»Beiträge zur neuern Geschichte aus dem Britischen Museum und Reichsarchiv« (das. 1836-39, 5 Bde);
»Die Vereinigten Staaten [* 38] von Nordamerika« [* 39] (das. 1845);
»Briefe aus Frankfurt [* 40] und Paris 1848-1849« (das. 1849, 2 Bde.);
»Historisch-politische Briefe über die geselligen Verhältnisse der Menschen« (das. 1860);
»Handbuch zur Geschichte der Litteratur« (das. 1864 bis 1866, 4 Bde.);
»Litterarischer Nachlaß« (Berl. 1869, 2 Bde.).
Außerdem gab er seit 1830 das »Historische Taschenbuch« heraus. Eine Sammlung von Reden, Aufsätzen etc. veröffentlichte er unter dem Titel: »Vermachte Schriften« (Leipz. 1852-54, 3 Bde.),
eine Selbstbiographie in »Lebenserinnerungen und Briefwechsel« (das. 1861, 2 Bde.).
2) Karl Georg von, Geolog, Geograph und Pädagog, Bruder des vorigen, geb. zu Wörlitz, studierte in Göttingen und Halle, dann zu Freiberg [* 41] unter Werner Mineralogie, ward 1810 beim Oberbergdepartement in Berlin, 1811 als Bergrat beim Oberbergamt in Breslau und zugleich als Professor der Mineralogie an der dortigen Universität angestellt, nahm 1813 und 1814 als Freiwilliger am Befreiungskrieg teil und ward 1819 an die Universität Halle und an das dortige Oberbergamt versetzt.
Nachdem er hier 1823 seinen Abschied genommen, schloß er sich an das Dittmarsche Erziehungsinstitut in Nürnberg [* 42] an u. ging 1827 als Professor der Naturgeschichte nach Erlangen, [* 43] wo er starb. Er schrieb: »Geognostische Fragmente« (Nürnb. 1811);
»Der Granit des Riesengebirges« (Berl. 1813);
»Das Gebirge Niederschlesiens« (das. 1819);
»Versuch eines ABC-Buchs der Kristallkunde« (das. 1820, Bd. 1; Nachtrag 1821);
»Vermischte Schriften« (das. 1819 bis 1822, 2 Bde.) und »Kreuzzüge« (Stuttg. 1840-1865, 2 Bde.);
ferner »Lehrbuch der allgemeinen Geographie« (Leipz. 1832, 3. Aufl. 1848);
»Beschreibung der Erdoberfläche« (6. Aufl., das. 1866);
»Palästina« [* 44] (das. 1835, 4. Aufl. 1860).
Sein Hauptwerk ist die »Geschichte der Pädagogik« (Stuttg. 1843-1851, 3 Bde.; 5. Aufl., Gütersl. 1878-80, 4 Bde.),
woraus als Sonderabdruck erschien: »Die Erziehung der Mädchen« (4. Aufl., das. 1886). Raumers »Leben von ihm selbst erzählt« erschien nach seinem Tod (Stuttg. 1866).
3) Georg Wilhelm von, verdienter deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Berlin, Sohn des Wirklichen Geheimen Rats und Direktors im Ministerium des königlichen Hauses und der Archive, Karl Georg von Raumer (geb. zu Dessau, gest. studierte in Berlin, Heidelberg [* 45] und Göttingen die Rechte, trat 1823 in den Staatsdienst, ward Assessor bei dem Kammergericht in Berlin, 1829 Hilfsarbeiter im Finanzministerium, 1833 Rat beim preußischen Handelsministerium und bei der Archivverwaltung, 1843 Direktor sämtlicher preußischer Archive und 1844 Mitglied des Staatsrats.
Nachdem er noch die Trennung des großen Archivs zu Berlin in ein Staats- und ein königliches Hausarchiv zu stande gebracht, legte er die Direktion der Archive 1851 nieder. Er machte seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Er schrieb: »Über die älteste Geschichte und Verfassung der Kurmark« (Berl. 1830);
»Novus codex diplomaticus brandenburgensis« (das. 1831-33, 2 Bde.);
»Regesta historiae brandenburgensis« (das. 1836, Bd. 1),
dazu »Historische Karten und Stammtafeln«, bis 1200 (1837);
»Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy«, historische Skizze (das. 1851).
4) Karl Otto von, preuß. Staatsmann, Sohn des 1831 verstorbenen preußischen Generalleutnants Karl Friedrich Albert von Raumer, Vetter des vorigen, geb. zu Stargard [* 46] in Pommern, [* 47] besuchte das Gymnasium zu Stettin, [* 48] studierte sodann in Göttingen und Berlin die Rechte, war hierauf Regierungsrat in Posen [* 49] und Frankfurt a. O., ward 1840 als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium berufen, 1841 zum vortragenden Rat im Ministerium des Innern, 1845 zum Regierungspräsidenten in Königsberg, [* 50] dann in Köln, [* 51] 1848 in Frankfurt a. O. ernannt, übernahm unter Manteuffel das Unterrichtsministerium und trat mit jenem im November 1858 zurück. Er war ein Hauptvertreter der orthodox-absolutistischen Reaktion.
Unter seinen verschiedenen unpopulären Maßregeln fanden den entschiedensten Widerspruch die 1854 erschienenen sogen. (Stiehlschen) »Regulative«, da der Versuch derselben, das christlich-kirchliche Element zum Fundament der Volksschule zu machen und den Zöglingen der Seminare selbst die Beschäftigung mit den deutschen Klassikern zu versagen, ihr Verdienst: die Bestrebung einer Begrenzung und Vereinfachung des Lehrstoffs, übersehen ließ. Raumer starb in Berlin.
Vgl. »Der Staatsminister von Raumer« (Berl. 1860).
5) Rudolf von, Sprachforscher, Sohn von Raumer 2),
geb. zu Breslau, ward 1846 außerordentlicher und 1852 ordentlicher Professor der deutschen Sprache [* 52] und Litteratur zu Erlangen; starb daselbst. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Die Aspiration und die Lautverschiebung« (Leipz. 1837);
»Die Einwirkung des Christentums auf die althochdeutsche Sprache« (Stuttg. 1845);
»Vom deutschen Geist« (Erlang. 1848, 2. Aufl. 1850);
»Über deutsche Rechtschreibung« (Wien [* 53] 1855);
»Der Unterricht im Deutschen« (3. Aufl., Gütersl. 1857);
»Deutsche [* 54] Versuche« (Erlang. 1861);
»Gesammelte sprachwissenschaftliche Schriften« (Frankf. 1863) und als sein Hauptwerk »Geschichte der germanischen Philologie« (Münch. 1870).
Auch bearbeitete er die den Unterricht im Deutschen betreffende Abteilung in seines Vaters »Geschichte der Pädagogik« und verfaßte als bewährter Forscher auf dem Felde der Rechtschreibung 1875 im Auftrag der deutschen Bundesregierungen den vielbesprochenen »Entwurf zur Reform der deutschen Orthographie«, welcher den Beratungen der Anfang 1876 in Berlin zusammenberufenen orthographischen Konferenz zur ¶
Grundlage diente.
Vgl. seine »Erläuterungen zu den Ergebnissen der orthographischen Konferenz« (Halle 1876).
s. Festmeter. ^[= (fm), forstwirtschaftl. Raummaß, besonders für Langnutzhölzer, = 1 cbm fester Holzmasse, ...]
alte Stadt im finn. Gouvernement Abo-Björneborg, am Bottnischen Meerbusen, mit (1884) 3578 Einw., welche Handel mit Holzwaren und Schiffsreederei treiben.
Früher war der Ort auch durch seine Spitzenklöppeleien berühmt.
Derselbe verdankt sein Entstehen einem im 15. Jahrh. hier angelegten, 1538 aufgehobenen Kloster mit einer berühmten Schule.
s. Tastsinn. ^[= (Gefühlssinn), derjenige Sinn, welcher über die ganze äußere Körperoberfläche und den ...]
im Seehandelswesen der zur Verfrachtung von Seehandelsgut verfügbare Raum.
Ernst Benjamin Salomo, dramat. Dichter, geb. zu Straupitz bei Liegnitz, [* 56] studierte Theologie in Halle, kam als Hauslehrer nach Petersburg [* 57] und wurde 1816 mit dem Titel Hofrat als Ordinarius der philosophischen Fakultät an der dortigen Universität angestellt, womit er im folgenden Jahr das Lehrfach der deutschen Litteratur und der Geschichte verband. 1822 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich nach einer italienischen Reise (über welche er unter dem Pseudonym Hirsemenzel »Briefe« veröffentlichte, demselben Pseudonym, das nachmals Immermann in seinem »Münchhausen« aufgriff, um Raupach zu parodieren) 1824 in Berlin nieder, wo er sich ausschließlich dramatischen Arbeiten widmete und starb.
Raupachs dramatische Produktion bezeichnete den Übergang aus der eigentlichen dramatischen Dichtung zur Bühnenroutine ohne innern Antrieb und Gehalt. In seinen frühsten Versuchen lehnte er sich an Schiller an; einige der ersten zur Aufführung gebrachten Tragödien (»Die Erdennacht«, »Isidor und Olga«, »Die Fürsten Chawansky«) entbehrten nicht einzelner kräftiger Züge und wirklicher Stimmung. Mit dem wachsenden Erfolg seiner Dramen aber trat die ursprüngliche Leerheit und Trivialität seiner Natur stets stärker hervor.
Auf seine technische Virtuosität in der Szenengruppierung und seinen gewandten Versbau vertrauend, ging er jeder Vertiefung aus dem Weg und begnügte sich mit der hergebrachten Charakteristik und rhetorischen Gemeinplätzen. Seine Produktivität war dabei erstaunlich. Der große Cyklus: »Die Hohenstaufen«, eine von Barbarossa bis zu Konradin reichende Tragödienreihe, andre historische Dramen (z. B. »Die Royalisten«, »Cromwells Ende«, »Mirabeau«, »Timoleon«),
Volks- und Rührdramen (»Der Müller und sein Kind«),
Nachahmungen Lessings, Schillers, selbst der spanischen Dramatiker überschwemmten, in rascher, drängender Folge erscheinend, die Berliner [* 58] Bühne und von ihr aus die übrigen deutschen Theater. [* 59] Auch im Lustspiel, das er von dem Konversationsstück an bis zur faden Posse und bloßen Straßenanekdote herab bearbeitete, ist Raupach mit Glück thätig gewesen, weniger als schaffender Dichter denn als Verstandesmensch, der die Bedürfnisse des Publikums und die Hilfsmittel seiner Kunst genau kannte und letztere, um jene zu befriedigen, geschickt anzuwenden wußte.
Dabei fehlt es ihm nicht an trefflichem, wenn auch etwas trocknem Witz, an Laune und ergötzlicher Situationskomik. Auch ist die Charakteristik in seinen bessern Lustspielen (»Der Zeitgeist«, »Die Schleichhändler«, »Der versiegelte Bürgermeister« etc.), wenn auch nicht selten übertrieben, doch wirksam und ergötzlich, die Persiflage und Satire, ohne in die eigentlichen krankhaften Stellen der Zeit zu schneiden, oft gelungen und treffend. Seine Dramen erschienen in zwei Abteilungen gesammelt: »Dramatische Werke komischer Gattung« (Hamb. 1828-35, 4 Bde.) und »Dramatische Werke ernster Gattung« (das. 1830-1843, 16 Bde.).
Vgl. Pauline Raupach, eine biographische Skizze (Berl. 1853).
s. Schmetterlinge ^[= (Lepidoptera, Schuppenflügler, hierzu Tafeln "Schmetterlinge I u. II"), Ordnung der ...] [* 60] und Insekten. [* 61]
die dicken, lose gewundenen silbernen Schulterstücke (ohne Rangsterne) auf der linken Schulter der Generale in gestickter Uniform;
auch die Bouillons an den Epauletten der Generale, Admirale und Stabsoffiziere der Marine (s. Abzeichen). Vgl. Raupenhelm.
s. v. w. Mordfliegen. ^[= (Schnellfliegen, Tachinariae), Insektengruppe aus der Ordnung der Zweiflügler ...]
bis 1888 die in der bayrischen Armee übliche Kopfbedeckung mit einem vom Nackenschirm über den Kopf reichenden raupenähnlichen Schmuck.
s. Brumata-Leim. ^[= eine von dem Lehrer Becker in Jüterbogk angegebene klebrige Masse, welche man zum Fangen der ...]
große, s. Goldafter; ^[= (Weißdornspinner, Nestraupenfalter, Porthesia chrysorrhoea L.), Schmetterling aus der Familie ...]
kleine, s. Weißling.
Karl, Maler, geb. 1837 zu Darmstadt, [* 62] bildete sich anfangs zum Landschaftsmaler und von 1856 bis 1858 unter J. Becker am Städelschen Institut zu Frankfurt für das Genre aus. Als Schüler der Münchener Akademie schloß er sich 1860-65 eng an Karl Piloty an. Darauf gründete er sich ein eignes Atelier und bildete bald auch eine kleine Privatmalschule. 1868 wurde er als Professor der Malerei an die Kunstschule zu Nürnberg berufen und war in dieser Stellung bis 1879 thätig, wo er nach München [* 63] zurückkehrte und eine Professur an der dortigen Akademie übernahm. Raupp malt mit Vorliebe stimmungsvolle Bilder, in welchen Landschaft und Staffage sich das Gleichgewicht [* 64] halten, und vorzugsweise Motive aus dem Leben der Fischer und Landleute am Chiemsee. Er hat einen feinen Sinn für die Farbe; sein Vortrag ist breit und kräftig. Seine Hauptwerke sind: im Schutz der Mutter;
Kahnfahrt auf dem Chiemsee;
junges Volk;
verschiedene Passagiere;
Heimkehr vor dem Wetter; [* 65]
auf stiller Flut;
glücklich gelandet;
(Raurici, Rauraci), Volk in Gallia belgica, am Rhein in der Gegend von Basel [* 68] zwischen der Aaremündung und Breisach, stellte 58 v. Chr. 23,000 Mann zu dem Heer der ausziehenden Helvetier und hatte eine ziemlich bedeutende Zahl von Städten, unter denen Augusta Rauricorum (jetzt Augst, östlich von Basel) die bedeutendste war.
Thal, [* 69] Seitenthal des Salzachthals in Salzburg, [* 70] von der Rauriser Ache durchströmt, mündet bei Taxenbach mittels einer großartigen Felsschlucht (mit Wassersturz, Kitzlochklamm) ins Hauptthal und zieht sich aufwärts acht Stunden gegen die Hohen Tauern (Hochnarrgruppe) hinan. Hauptort ist der Marktflecken Rauris mit (1880) 545 Einw. Das Thal war ehemals (namentlich im 15. und 16. Jahrh.) Standort eines blühenden Bergbaues auf Gold [* 71] und Silber, welcher auch gegenwärtig in geringerm Maß im obersten Thalboden betrieben wird. Der Bergbau [* 72] befindet sich 2341 m ü. M. auf dem Goldberg und ist durch einen Seilaufzug mit dem Pochwerk in Kolm-Saigurn (1597 m ü. M., mit Telephon und elektrischer Beleuchtung) [* 73] verbunden. Auf dem nahen Sonnblick; 3103 m ü. M., ist seit 1886 eine meteorologische Station, die höchste in Europa, [* 74] eingerichtet.
s. Empetrum; ^[= L. Gattung aus der Familie der Empetreen, kleine, heideähnliche Sträucher mit ...]
auch s. v. w. Moorheidelbeere, Vaccinium uliginosum.
(Geräusch) der Rinder, [* 75] dem Milzbrand ähnliche Infektionskrankheit, wird am häufigsten auf den süddeutschen Alpen, [* 76] in der Schweiz, Frankreich und Italien, seltener in Norddeutschland beobachtet. An der innern Fläche der Hinterschenkel, ¶
unter der Brust, am Hals oder zu beiden Seiten des Kopfes entstehen schnell diffuse Anschwellungen durch blutige Infiltration, es tritt Fieber und Appetitmangel ein, die Herzthätigkeit wird beschleunigt. Zuweilen wird die Haut [* 78] an den Geschwülsten brandig oder das blutige Infiltrat unterliegt der Verjauchung. Beim Einschneiden in diese Masse entsteht ein knisterndes Geräusch (daher der Name). Der Rauschbrand führt regelmäßig zum Tod. Bei der Sektion werden blutige Ergüsse in die Bauchhöhle, in die Brusthöhle und den Herzbeutel, außerdem gelbsulzige Infiltrationen in das Gekröse oder um die großen Gefäßstämme und blutige Herde an den serösen Häuten gefunden.
Die Leber ist leicht geschwollen, die Milz aber gewöhnlich nicht verändert. In den Muskeln [* 79] sitzen bald ausgebreitete, bald mehr begrenzte blutige Infarkte. Als Ursache des Rauschbrandes gelten die in den Geschwülsten befindlichen Bakterien, welche mit den Milzbrandbacillen nicht identisch sind. Denn wenn Milzbrandbacillen in das Blut eines gesunden Tiers gelangen, so verursachen sie die Erkrankung des letztern an Milzbrand. Beim Rauschbrand dagegen entsteht keine erhebliche Krankheit und namentlich keine Geschwulstbildung, wenn das Blut eines kranken Tiers in die Zirkulation eines gesunden gebracht wird, ohne daß hierbei ein Teil desselben in das Unterhautgewebe gelangt. Ja es scheint, als werde durch diese Blutinjektion die Fähigkeit zu weiterer Erkrankung am Rauschbrand getilgt.
Vgl. Heß, Über Rauschbrand (Leipz. 1888).
vom Schwarzwild s. v. w. sich begatten.
1) Groß-Rauschenbach, Stadt, s. Nagy-Röcze. - 2) Ober-Rauschenbach, Badeort bei Pudlein, im ungar. Komitat Zips, mit inkrustierender, salinisch-erdiger Therme, die aus einem Kalktufffelsen einem 20 m tiefen, 5,4 m breiten Bassin entquillt.
Stadt und Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk Kassel, [* 80] Kreis Kirchhain, 282 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Burgruine, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 1159 meist evang. Einwohner.
Neuerlich wurden bei Rauschenberg ausgedehnte alte germanische Gräberstätten (wahrscheinlich aus dem 4. Jahrh.) aufgegraben.
Joseph Othmar: Ritter von, Kardinal und Fürst-Erzbischof von Wien, geb. zu Wien, erhielt 1823 die Weihen, ward 1829 Professor des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte am Lyceum zu Salzburg, 1832 Direktor der k. k. orientalischen Akademie und infulierter Abt von Monostor ob Komorn. Als solcher ward er Lehrer des jetzigen Kaisers Franz Joseph in der Philosophie. 1848 ward er zum Bischof von Seckau, 1853 zum Fürst-Erzbischof von Wien ernannt.
Zum Lohn für den Abschluß des Konkordats vom welches Rauscher im Rate des Kaisers durchgesetzt hatte, verlieh ihm der Papst 17. Dez. die Kardinalswürde. Seiner innigen Beziehungen zum Kaiser und seiner treuen deutsch-österreichischen Gesinnung wegen erlangte er auch politischen Einfluß und verfocht bei aller kirchlichen Gläubigkeit und Unterwürfigkeit gegen den Papst die österreichische Reichsidee den föderalistischen Bestrebungen gegenüber mit Aufrichtigkeit und Entschiedenheit. 1860 in den Reichsrat berufen, förderte er die Februarverfassung sowie die Regierung Schmerlings und trat als Mitglied in das Herrenhaus, in dem er zwar das Konkordat, aber auch die liberale Verfassung verteidigte.
Auf dem Konzil 1870 zeigte er sich der Verkündigung des Unfehlbarkeitsdogmas, welches er in einer Denkschrift bekämpfte, abgeneigt und verließ Rom [* 81] vor der Abstimmung, verkündete aber später das Dogma in seiner Diözese. Die moderne Wissenschaft, namentlich die deutsche Philosophie, bekämpfte er in Hirtenbriefen und Predigten; dagegen förderte er die kirchliche Kunst durch Kirchenbauten und Restaurationen. Er starb Von seinen Schriften erwähnen wir die unvollendete »Geschichte der christlichen Kirche« (Sulzb. 1829, 2 Bde.).
s. v. w. Auripigment. ^[= (lat., Operment, gelbe Arsenblende), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, ...]
s. Flittergold. ^[= (Knittergold), dünnste Sorte Messingblech von etwa 1/90-1/65 mm Dicke, wird dargestellt ...]
s. v. w. Realgar, ^[= (Sandarach, Rotrauschgelb, rote Arsenblende), Mineral aus der Ordnung der einfachen ...] s. Arsensulfide.
in der Geometrie s. v. w. Rhombus (vgl. Parallelogramm); [* 82]
Pflanzengattung, s. Ruta. ^[= L. Gattung aus der Familie der Rutaceen, perennierende Kräuter oder Halbsträucher ...]
s. Fries, ^[= # 1) Jakob Friedrich, Philosoph, geb. 23. Aug. 1773 zu Barby, Mitglied und Zögling der dortigen ...] mit [* 77] Fig. 10 u. 11.
s. Rutaceen. ^[= dikotyle, etwa 700 Arten umfassende, der warmen und gemäßigten Zone angehörige ...]
auf einer Seite ebenes, auf der andern facettiertes Glas. [* 84]
[* 77] in seiner heutigen Gestalt ein Schrägbalken, der oben mit Rautenblättern besetzt ist, ein problematisches Wappenbild, welches im sächsischen Wappen [* 85] (s. Abbild.) vorkommt, aber noch nicht befriedigend erklärt ist.
Der hat die Eigentümlichkeit, daß er nur als Nebenfigur und nur in Verbindung mit Heroldsfiguren [* 86] auftritt, am häufigsten in Sachsen [* 87] und Thüringen.
Fürst von Hohenlohe (»Der sächsische Rautenkranz«, Stuttg. 1863) erblickt in der ursprünglichen [* 77] Figur einen natürlichen Laubkranz, was wohl das Richtige ist.
Orden der, königlich sächs. Hausorden, von Friedrich August I. zur Auszeichnung höherer Staatsdiener und zu Beweisen der Freundschaft für Regenten gestiftet. Ordenszeichen ist ein achteckiges, hellgrünes Kreuz [* 88] mit weiß emaillierter Einfassung, dessen silberner Mittelschild auf beiden Seiten mit einem grünen, 16blätterigen Rautenkranz umgeben ist. Auf der Vorderseite zeigt es die Namenschiffer des Stifters »F. A.« mit Krone darüber, auf der Rückseite die Ordensdevise »Providentiae memor«. An einem breiten, grünen, gewässerten Band [* 89] wird es von der rechten Schulter zur linken Seite getragen; dazu auf der linken Brust ein achteckiger silberner Stern, in dessen hellgelbem Mittelschild die Ordensdevise, von einem Rautenkranz umgeben, in Silber sich zeigt. Der Orden hat nur eine Klasse. S. Tafel »Orden«, [* 77] Fig. 3.
äther. Öl, welches aus Blättern und Blüten der Gartenraute durch Destillation [* 90] mit Wasser erhalten wird. Es ist farblos oder gelblich, riecht stark und angenehm, schmeckt bitterlich scharf, spez. Gew. 0,83-0,84, erstarrt bei -1° und besteht aus einem Kohlenwasserstoff und Methylkaprinol C11H22O . Es gibt bei Oxydation Pelargonsäure und Essigsäure.
Man benutzt das Rautenöl zuweilen zu Kräuteressigen und aromatischen Toilettegegenständen, auch zur Darstellung von Önanthäther und von Silberspiegeln.
s. Lachesis. ^[= # (Lachesis Daud.), Schlangengattung aus der Unterordnung der Vipern und der Familie ...]
s. Dolomit. ^[= (nach dem franz. Mineralogen Dolomieu, Bitterkalk), Name der Mineralien und Gesteine, welche ...]
s. Edelsteine, ^[= (hierzu Tafel "Edelsteine"), Mineralien (Steine), welche wegen schöner Farbe oder ...] [* 91] S. 314.
in der Stickerei ein Stich, welcher kleine rechtwinkelige oder verschobene Vierecke bildet.
(franz., spr. -wahsch), Verheerung.
(spr. rawajack), François, Mörder des französischen Königs Heinrich IV., geb. 1578 zu Angoulême, war erst Schreiber, dann Schullehrer in ¶
seinem Geburtsort und geriet endlich wegen Schulden ins Gefängnis. Hier verfiel er in religiöse Schwärmerei und trat auf einer Reise nach Paris in den Orden der Feuillants. Von diesem wieder entlassen, lebte er unter sehr drückenden Umständen wieder in seiner Vaterstadt und wurde als fanatischer Papist durch die königsmörderischen Lehren einiger französischer Schriftsteller zu der blutigen That getrieben, welche er ausführte, indem er dem König, als derselbe auf einer Spazierfahrt in der engen Straße de la Ferronnerie zu halten genötigt war, das Messer [* 93] zuerst in die Seite, dann durchs Herz stieß. Er wurde sofort festgenommen und zum Verhör gebracht, nannte aber keinen Mitschuldigen. Nachdem er auf das grausamste gefoltert worden, aber jede Mitschuld andrer standhaft geleugnet hatte, ward er 27. Mai auf dem Grèveplatz unter Qualen, die über eine Stunde dauerten, von Pferden zerrissen.
Vgl. Loiseleur, Ravaillac et ses complices (Par. 1873).
Name eines angeblich uralten indischen Streichinstruments.
Vgl. Rühlmann, Geschichte der Bogeninstrumente, S. 13 (Braunschw. 1882).
Stadt in der ital. Provinz Girgenti (Sizilien), [* 94] nahe am Salso, hat Oliven- und Südfrüchtebau und (1881) 8481 Einw.
(franz., spr. raw'läng), vor Kurtinen liegendes Festungswerk in Fleschen- oder Lünettenform, s. Festung, [* 95] S. 182 u. 183.
Stadt in der ital. Provinz Salerno, oberhalb Amalfi gelegen, hat einen 1087 gegründeten, 1786 restaurierte Dom (Basilika) [* 96] mit berühmten Bronzereliefs am Portal aus dem 12. Jahrh. und schöner Kanzel, einen Palast Ruffoli und (1881) 1492 Einw. Ravello war von 1086 bis 1804 Bischofsitz.
ital. Provinz (bis 1860 Legation des Kirchenstaats), zur Landschaft Emilia gehörig, grenzt im N. an die Provinz Ferrara, [* 97] im W. an Bologna, im S. an Florenz [* 98] und Forli, im O. an das Adriatische Meer und umfaßt 1922 (nach Strelbitsky 2134) qkm (38,8 QM.) mit (1881) 225,764 Einw. Das Land ist großenteils ebener Alluvialboden und fruchtbar, stellenweise allerdings sumpfig, nur im SW. durch Verzweigungen des toscanischen Apennin etwas gebirgig. Längs der Küste ziehen sich Dünen hin, auf welchen bei Ravenna der berühmte große Pinienwald emporgewachsen ist.
Zur Urbarmachung der Sümpfe sind in neuester Zeit Abzugskanäle und andre Arbeiten ausgeführt worden. Die bedeutendsten Flüsse [* 99] sind: der Po di Primaro, welcher den Santerno und Senio aufnimmt, der Lamone, Montone, Ronco und Savio. Auch enthält die Provinz zwei Kanäle, den Canale Corsini, welcher die Hauptstadt mit Porto Corsini am Adriatischen Meer in einer Länge von 10 km verbindet und auch für Seeschiffe zugänglich ist, und den Naviglio Zanelli von Faenza zum Po di Primaro in einer Länge von 50 km. Das Klima [* 100] ist an der Küste feucht, nebelig und ungesund, im Innern dagegen günstiger.
Hauptprodukte sind: Weizen (1886: 798,200 hl), Mais (758,900 hl), Bohnen, Futterkräuter, Reis, Hanf, Wein (385,400 hl), Kastanien, Öl, Holz, [* 101] Seide, [* 102] Salz [* 103] (aus den Lagunen an der Küste, namentlich zu Cervia), Vieh, Fische [* 104] etc. Die Industrie ist ziemlich lebhaft und hat ihren Hauptsitz zu Faenza; sie erstreckt sich insbesondere auf Seide, Baumwollwaren, Majolika, Glas, Tischlerwaren und Gerberei. Die Provinz wird von der Eisenbahn von Bologna nach Ancona [* 105] mit der Zweigbahn von Castel Bolognese über Ravenna nach Cervia und von der Via Emilia durchzogen.
Die Eisenbahnlinien Ferrara-Ravenna-Rimini und Faenza-Florenz sind im Bau. Häfen besitzt die Provinz vier, nämlich den der Hauptstadt, den Vorhafen derselben (Porto Corsini), Primaro an der Mündung des Po di Primaro und Cervia. Die Provinz zerfällt in die Kreise [* 106] Faenza, Lugo und Ravenna. Die gleichnamige Hauptstadt der Provinz ist als die Vorgängerin von Venedig [* 107] anzusehen. Sie war im Altertum eine bedeutende Seestadt, lag auf Inseln und war von Kanälen durchschnitten wie Venedig.
Jetzt liegt die Stadt, wenn auch noch von nicht ganz ausgetrockneten Sümpfen umgeben, auf dem festen Land, 7 km vom Meeresufer, mit dem sie nur durch den Canale Corsini in Verbindung steht. Dies hat seit dem Mittelalter ihren Verfall herbeigeführt. An den alten Glanz von Ravenna erinnern noch manche Bauwerke, welche kunstgeschichtlich als Denkmäler aus der Übergangszeit von der altchristlichen zur mittelalterlichen Kunst von höchster Bedeutung sind. Dahin gehören: die Domkirche (um 400 als fünfschiffige Basilika vom Erzbischof Ursus erbaut, 1734 in eine dreischiffige Kuppelkirche umgewandelt, so daß vom alten Bau nur eine Krypte und der runde Glockenturm übrigblieben), mit Fresken von Guido Reni, zwei altchristlichen Sarkophagen und einem interessanten Bischofstuhl mit von Reliefs geschmückten Elfenbeintafeln von 550 in der Sakristei; das nahe dabei gelegene Baptisterium San Giovanni (430 durch Bischof Neon restauriert), ein achteckiges Gebäude mit Kuppel, altem Taufbrunnen und wohlerhaltenen Mosaiken aus dem 5. Jahrh.; die Kirche San Vitale (von 526 bis 547 erbaut), eine Vorstufe zur vollendeten Form des byzantinischen Kirchenstils bildend, von außen einschmuckloser Ziegelbau, im Innern achteckig, mit einer auf acht Pfeilern ruhenden, aus topfartigen Hohlziegeln erbauten Kuppel und zwischen den Pfeilern stehenden Nischen, deren Wände von zweigeschossigen Arkaden durchbrochen werden, herrlichem musivischen Fußboden, Stuckornamenten, schönen alten Mosaikgemälden im Chor und mehreren antiken Marmorreliefs (s. Tafel »Baukunst [* 108] VII«, [* 109] Fig. 4-6);
San Francesco, eine 427 errichtete dreischiffige Basilika, deren ursprüngliche Form in dem spätern Umbau noch erhalten ist, mit zwölf alten Säulenpaaren, Glockenturm und Marmorsarkophag des Erzbischofs Liberius (gest. 350) mit altchristlichen Reliefs;
Sant' Apollinare Nuovo, von Theoderich (504) erbaut und ehemals Sitz der arianischen Bischöfe, eine dreischiffige Basilika, deren Mittelschiff noch jetzt das seltene Beispiel einer wohlerhaltenen Innendekoration aus altchristlicher Zeit mit Marmorsäulen und -Bogen, Mosaikgemälden etc. aufweist;
San Giovanni Evangelista, eine von der Kaiserin Galla Placidia 425 erbaute Votivkirche mit reichskulptiertem Portal des Vorhofs und Fresken von Giotto im Innern;
das den Märtyrern Nazario und Celso geweihte Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia, ein von der letztern 440 für sich und ihre Angehörigen errichteter einfacher Ziegelbau, das erste Beispiel einer tonnengewölbten Kreuzkirche mit überhöhter Kuppel über der Vierung mit herrlichem Mosaikschmuck, dem Sarkophag [* 110] der genannten Kaiserin und mehreren andern Grabmälern;
die Grabstätte Dantes, ein 1482 errichtetes, 1780 umgebautes Tempelchen mit dem Sarkophag und der Halbfigur Dantes.
Vor den Thoren von Ravenna liegen drei ebenfalls sehr interessante alte Kirchen, nämlich: Sant' Apollinare in Classe, die bedeutendste unter den altchristlichen Basiliken Italiens [* 111] (534-549 erbaut), mit geschlossene Vorhalle, hohem runden Glockenturm, im Innern aus drei Schiffen bestehend, welche durch je zwölf Säulen [* 112] aus griechischem Cipollino getrennt sind, mit erhöhter Tribüne und einer Krypte unter derselben, ¶