zu den heutigen Familien, z. B. Amphicyon, eine Gattung zwischen Bären und Hunden, Palaeonictis, zwischen Viverren und Bären,
Cynodon,
[* 4] zwischen Hunden und Viverren, etc. Im Diluvium
[* 5] endlich treten neben vielen auch noch heute lebenden Gattungen riesige
Katzengeschlechter auf, die zum Teil sogar mit dem Menschen zusammengelebt zu haben scheinen, aber dann
völlig ausgestorben sind.
Die lebenden Raubtiere, etwa 40 Gattungen mit über 300 Arten, teilen einige Forscher in 6, andre mit Hinzuziehung der Robben
[* 6] als »Seeraubtiere«
in 13 Familien ein und ordnen diesen auch die fossilen unter.
1. Familie: Bären (Ursidae). Sohlengänger mit plumpem Körper; vermögen eine kurze Zeit hindurch auf den
Hinterbeinen zu gehen und die Vorderbeine zum Angriff oder zur Verteidigung sowie zur Gewinnung der Nahrung zu benutzen, klettern
geschickt und fressen sowohl Fleisch als auch Honig und Früchte. Ihr Gebiß hat daher nicht die charakteristischen Züge der
Fleischfresser, namentlich ist der Reißzahn von einem echten Backenzahn kaum zu unterscheiden. Die
Krallen sind nicht zurückziehbar.
in Amerika,
[* 9] Asien
[* 10] und Europa
[* 11] gefunden worden; eine Zwischenform zwischen
Bären und Hunden ist Amphicyon (s. unten), zwischen ihnen und Hyänen Hyaenarctos, zwischen ihnen und Viverren Palaeonictis.
4. Familie: Hunde
[* 18] (Canidae). Zehengänger mit langen Beinen, meist an den Vorderfüßen 5, an den Hinterfüßen 4 Zehen mit
nicht zurückziehbaren Krallen, Schwanz meist lang und dicht, Kiefer langgestreckt, oberer Reißzahn mit 2, unterer mit 3 Spitzen,
an der Schwanzwurzel häufig eine Drüse (Violdrüse). Sie leben meist gesellig und fehlen nur auf einigen Inselgruppen (Madagaskar,
Antillen, Polynesien); in Australien sind sie übrigens vielleicht nur verwildert.
6. Familie: Erdwölfe (Protelidae). Von den Hyänen, mit denen sie oft in dieselbe Familie gestellt werden,
hauptsächlich verschieden durch den Mangel der Reißzähne sowie durch die fünfzehigen Vorderfüße. Nur die Gattung Proteles
mit 3 Arten, in Südafrika.
[* 24]
Ordnung der Vögel,
[* 30] große, kräftig gebaute Tiere mit rundlichem,
großem Kopf, starkem, gekrümmtem Schnabel, stark bekrallten Sitzfüßen und langen, spitzen Flügeln. Der Schnabel ist an seiner
Wurzel
[* 31] mit einer weichen, die Nasenöffnungen umschließenden Wachshaut bekleidet, während die schneidenden Ränder und die
hakig herabgebogene Spitze des Oberschnabels überaus hart und hornig sind. Die langen, starken Zehen, von
denen die äußere bei den Eulen
[* 32] und beim Flußadler (Pandion) eine Wendezehe ist, sind mit sehr großen, kräftigen, spitzen,
gekrümmten und zurückziehbaren Krallen bewaffnet.
Die Konturfedern sind groß, meist wenig zahlreich; zuweilen bleiben nackte Stellen am Hals und Kopf, während
anderseits dichtere Anhäufungen von Federn bei den Eulen den sogen. Schleier und bei den Adlern die sogen. Hosen
[* 33] bilden. An den
Flügeln sind die Armschwingen besonders lang; die Zahl der Handschwingen beträgt stets 10. Der Schwanz ist breit und mitunter
gabelartig ausgeschnitten. Der Kamm des Brustbeins ist sehr hoch, das Becken groß und breit. Das Gehirn
[* 34] ist verhältnismäßig gut entwickelt; von den Sinnen ist besonders das Gesicht,
[* 35] ebenso wahrscheinlich der Geruchsinn außerordentlich
scharf. Die Raubvögel ernähren sich von Tieren, vorherrschend von
¶
Warmblütern, die sie lebend erbeuten; manche fressen aber auch Aas. Vor derVerdauung erweichen sie die aufgenommene Speise
im Kropf, aus dem sie die zusammengeballten Federn und Haare
[* 38] als Gewölle ausspeien. Sie bewohnen die ganze Erde vom Äquator bis
zu den Polen, und manche Eulen- und Falkengattungen sind Kosmopoliten; sie treten aber stets in verhältnismäßig
geringer Individuenzahl auf. Die nördlich wohnenden sind meist Zugvögel, viele leben als Strand- und Strichvögel.
Sie nisten (horsten) auf Bäumen, Felsen, Mauern oder Türmen; die größern legen kaum mehr als ein oder zwei, die kleinern
bis sieben Eier.
[* 39] In der Regel brütet das Weibchen allein, dagegen beteiligt sich das Männchen an der
Herbeischaffung der Nahrung für die hilflosen Jungen. Viele schaden durch ihre Räubereien, manche werden aber überwiegend
nützlich durch Vertilgung von Mäusen etc. oder durch Auszehrung von Aas; auch werden einige zur Jagd benutzt. Fossil treten
die ersten Raubvögel im Eocän aus. Man kennt etwa 100 Gattungen und 500 Arten Raubvögel und gruppiert sie zu vier Familien:
2) Falken (Falconidae oder Accipitridae), die typischen Raubvögel, Oberschnabel meist mit einem
Zahn, Kopf und Hals befiedert, Flügel lang und spitz, Beine mittellang, mit starken Krallen. Ausgezeichnete Flieger mit weitem
Jagdrevier, in dem sie meist einsam hausen; kosmopolitisch. Etwa 70 Gattungen mit 320 Arten (der Fluß- oder Fischadler [Pandion]
wird häufig als besondere Familie [Pandionidae] abgetrennt); hierher die Unterfamilien Habichte (Sperber,
Habicht, Weih), Bussarde, Adler
[* 41] und Falken.
Die Vertilgung der der Jagd schädlichen Raubvögel bewirkt man durch den Fang im Habichtskorb
[* 43] (s. d.) und im Tellereisen
(s. d.). Außerdem werden sie auf der Schießhütte (s. d.) sowie an den Horsten erlegt. Die alten Vögel sind sehr scheu und
lassen sich nur selten anschleichen, dagegen sitzen sie beim Brüten, namentlich in der letzten Zeit vor dem Auskommen der
Jungen, sehr fest auf den Eiern und müssen oft erst durch Anklopfen an den Baum, auf welchem der Horst steht,
zum Abstreichen veranlaßt werden.
Will man sie beim Füttern der Jungen schießen, so muß man sich verdeckt beim Horst aufstellen und sehr ausdauernd warten,
denn sie kommen nicht an den Horst heran, sowie sie etwas Verdächtiges gewahren. Die Jungen nimmt man
entweder beim Erklettern des Horstes aus, oder schießt sie, bevor sie ausfliegen, aber so weit erwachsen sind, daß sie sich
auf den Rand des Horstes stellen. Auch später lassen sich die bereits ausgeflogenen und auf hohen Bäumen sitzenden Jungen bei
trübem, regnerischem Wetter
[* 44] anschleichen; sie verraten sich dem Jäger durch ihr Schreien, mittels dessen
sie die Alten zum Füttern herbeizulocken suchen. Abbildungen auf beifolgender Tafel
und den Tafeln »Adler«, »Eulen«, »Geier«.
die aus brennenden oder auch nur bis zu einem gewissen Grad erhitzten Körpern sich in Form eines Nebels erhebenden
Materien. Diese sind teils dampf- oder gasförmiger Natur, teils äußerst fein zerteilte feste Stoffe, welche von den
gasförmigen mit fortgerissen werden und sich samt den durch die Abkühlung kondensierten Materien an kältern Körpern niederschlagen.
Der Niederschlag heißt, wenn er schwarz aussieht, Ruß. Rauchbildung ist bei den gewöhnlichen Brennmaterialien stets ein Zeichen
unvollkommener Verbrennung, und eine Feuerung ist daher um so schlechter, je mehr Rauch zur Esse hinausgeht.
StarkeSäuren rauchen bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft, indem sich die aus ihnen entwickelnden Säuredämpfe mit dem
Wasserdampf in der Luft verbinden und als Nebel niederschlagen.
ChristianDaniel, Bildhauer, geb. zu Arolsen,
[* 47] wurde daselbst zum Hofbildhauer Valentin in die Lehre
[* 48] gegeben,
wo er jedoch nur im Ornamentfach einige Übung erlangte, und kam dann nach Kassel zum Bildhauer Ruhl und 1797 als
Kammerdiener des Königs nach Berlin.
[* 49] Doch hatte er dabei Gelegenheit, sich in der Kunst weiterzubilden, brachte 1802 einen
schlafenden Endymion
[* 50] auf die akademische Ausstellung und modellierte 1803 eine Büste der KöniginLuise, zu deren
Ausführung in Marmor er 1804 nach Rom
[* 51] ging.
Als Seitenstück zu dem Grabdenkmal der KöniginLuise führte er dasjenige des KönigsFriedrichWilhelm. III. in gleicher Anlage
aus. An diese Werke reihen sich noch zahlreiche Büsten und Basreliefs. Unter den letztern ist das 1838 in
Marmor ausgeführte eins der trefflichsten Werke des Meisters. Es zeigt zwei weibliche und eine männliche
[* 59]
Figur, einen Panther
tränkend. Als Meisterwerke der Porträtbildnerei sind hervorzuheben: die Bildnisse der KönigeFriedrichWilhelm II. und FriedrichWilhelm III. von Preußen, Yorks v. Wartenburg, AlbrechtDürers, für die Walhalla bestimmt (1837), Thorwaldsens,
in Lebensgröße und kolossal, für den König von Dänemark
[* 70] (1827), Hufelands, Schleiermachers u. a. In der letzten Zeit beschäftigte
den Künstler vornehmlich das großartige MonumentFriedrichs d. Gr. zu Berlin, welches 1851 daselbst enthüllt ward
[* 59]
(Fig. 3),
und in welchem er, als seinem Hauptwerk, die Summe seines Könnens in monumentaler Haltung und realistische
Porträtbildnerei zusammenfaßte. Zu seinen besten Werken gehören auch die in karrarischem Marmor ausgeführten Statuetten
des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, die er seiner Vaterstadt Arolsen zum Geschenk machte, sowie das Grabmonument, welches
er 1847 im Auftrag des KönigsErnstAugust von Hannover
[* 71] für dessen Gemahlin vollendete, und zu welchem
später das des Königs hinzukam. Rauch starb in Dresden,
[* 72] wo er sich einer Kur wegen aufhielt.
Nach seinen Vorarbeiten wurden nach seinem Tod noch die Bronzestatuen Gneisenaus und Yorks vollendet. Rauch war einer der ersten
Bildhauer seiner Zeit, gleich groß in Idealdarstellungen wie in Porträtgestalten, in denen er poetische
Auffassung mit außerordentlicher Naturtreue zu vereinigen wußte. Er hat die Berliner
[* 73] Bildhauerschule begründet,
die noch
heute in seinem Geist fortarbeitet. 1865 wurden seine sämtlichen Werke in Modellen und Abgüssen zu einem Museum in Berlin vereinigt.
Vgl. Fr. und K. Eggers, Chr. D. Rauch (Berl. 1873-87, 4 Bde.).
(ital. Fumi), eine eigentümliche Art von Zeichnungen, welche die Laune der deutschen Künstler in Rom erfand.
Dieselben pflegten nämlich ihre leer gegessenen Teller umzukehren und deren Rückseite über dem Licht
[* 74] zu schwärzen, um Karikaturen
mit dem Zahnstocher auf der angeschwärzten Fläche einzuritzen. Landschafter wählten gewöhnlich Mondscheineffekte. Man nahm
von einer solchen Porzellanplatte einen aquatintaähnlichen Abdruck, indem man angefeuchtetes Papier auf den Teller und darüber
eine Serviette legte, welche mit einem Löffel gestrichen ward.
Übrigens dampft man die Porzellanplatte nicht gleichmäßig schwarz an, sondern da am tiefsten, wo die dunkelsten Schatten
[* 75] und hellsten Lichter hingehören; die Luft macht man sogleich durch den Ruß wolkig, so daß nur wenig durch
Zeichnung nachgeholfen zu werden braucht. Hat man dann mit Stiften von verschiedener Dicke hineingezeichnet, so dampft man, wenn
einige Stellen zu grell geworden sein sollten, diese wieder etwas an, wodurch man Tinten von der größten Zartheit erlangen
kann. Es gelang mit der Zeit, die Bilder zu fixieren. Der Geschichtsmaler Gally brachte das Rauchzeichnen
zur größten Vollkommenheit; Zeichnungen von ihm, von denen er indes keinen Abdruck nahm, kamen 1845 in Mailand
[* 76] zur Ausstellung.
In neuerer Zeit pflegte diese Technik besonders AugustSchleich in München (gest. 1866), der zahlreiche Werke darin geliefert
hat. Er fand eine Anzahl von Nachahmern, welche die Manier indes zu keiner weitern Vollendung brachten.
desFleisches, Behandlung gesalzenen Fleisches mit aus einer Holzfeuerung sich entwickelndem Rauch, um es möglichst
lange zu konservieren. Das aus dem Pökelfaß genommene Fleisch muß etwa zwei Tage in einer luftigen Kammer
abtrocknen, und das zur Rauchentwickelung benutzte Holz muß trocken sein, weil sich aus grünem so viel Wasserdämpfe entwickeln,
daß das Fleisch zu feucht wird. Zum Räuchern der Fische
[* 79] bevorzugt man Erlen- und Eichenholz und erzielt die beliebte gelbbraune
Farbe der Ware durch Lohe oder Fichtennadeln. Bisweilen räuchert man noch in weiten Essen;
[* 80] viel besser sind
aber die Räucherkammern, welche gewöhnlich auf dem Boden neben der Esse angelegt werden. Man verbindet dann letztere mit
der Kammer durch zwei schmale, lange Öffnungen, von denen die eine am Boden, die andre an der Decke
[* 81] der Kammer
sich befindet. Zwischen beiden ist ein Schieber angebracht,
¶
mehr
durch welchen die Esse geschlossen und der Rauch mithin genötigt wird, durch die Kammer zu streichen. Die Räucherkammer darf
nicht zu hoch im Haus, d. h. nicht zu weit von den Feuerungen, liegen, weil der Rauch sonst zu sehr erkaltet und nicht wirkt,
wohl aber das Fleisch mit Ruß und Feuchtigkeit bedeckt. Deshalb sind kleine Räucherkammern mit besonderer
Feuerung empfehlenswert und unentbehrlich, wenn die zu andern Zwecken dienenden Feuerungen mit Torf oder Kohle gespeist werden.
AllesFleisch muß frei an Bindfaden in der Kammer hängen. Rindfleisch wird frisch mit einer Mischung von 1 Teil Salpeter und 32 Teilen
Kochsalz eingerieben, mit Kleie bestreut und schwach geräuchert; Zungen bleiben nur acht Tage im Rauch. Schinken
wälzt man, wenn er aus dem Pökelfaß kommt, in Weizenkleie und räuchert ihn 5-8 und 10 Wochen; Speck wird oft nur mit Salz
[* 83] eingerieben und dann geräuchert; Gänse- und Entenbrüste werden 3-4 Wochen gepökelt, dann mit Weizenkleie
eingerieben und 8 Tage geräuchert.
Fische werden in einer Salzlösung, die so stark ist, daß Kartoffeln darauf schwimmen, einige Stunden, auch den ganzen Tag (je
nach Witterung, Versand etc.), gepökelt, getrocknet und 4-6 Stunden geräuchert. Nach der Methode der Schnellräucherung bestreicht
man das gepökelte Fleisch mit rohem Holzessig, hängt es 2-3 Tage an einen luftigen, frostfreien Ort und
bestreicht es in Zwischenräumen von je 8 Tagen noch zwei- bis dreimal mit Holzessig; es wird aber nie so zart und saftig wie
andres Rauchfleisch.
mit Parfümen getränktes Papier, welches über einer Flamme
[* 84] oder auf dem Ofen erhitzt, aber nicht verbrannt
wird und zum Parfümieren der Zimmer dient.
Behandlung eines Körpers mit Dämpfen oder Gasen, um ihn damit zu imprägnieren und zu konservieren (Fleischräucherung),
zu bleichen (Schwefeln), zu desinfizieren (Chlorräucherung), zu parfümieren etc. Auch räuchert man Pflanzen zur Vertreibung
der Blattläuse und Wohnräume, Keller, Höhlungen zur Vertreibung andrer schädlicher Tiere.
(Rauchmantel),
die untere trichterförmige Erweiterung der Kamine zum Auffangen des in offenen Herden sich
entwickelten Rauchs.
Während sie früher meist auf hölzernen oder eisernen Rahmen aufgemauert waren, werden sie gegenwärtig
meist aus Blech konstruiert oder auch durch eiserne, in der Decke angebracht Abzugsklappen ersetzt.
(Räucherpfanne, lat. Turibulum), ein schon im heidnischen und jüdischen
Kultus vorkommendes metallenes Gefäß,
[* 85] in welchem Weihrauch verbrannt wurde. Das Rauchfaß wurde an Ketten getragen und hin- und hergeschwungen,
um damit die Tempelräume mit Wohlgerüchen zu erfüllen. Solche bronzene Rauchfässer sind in Pompeji
[* 86] gefunden
worden. Andere wurden ohne Ketten an einem Fuß getragen. Die christliche Kirche übernahm das in ihren Kultus. Es werden Rauchfässer
aus Gold,
[* 87] mit Edelsteinen besetzt, erwähnt.
Eins aus Bronze hat sich aus dem 4. Jahrh. erhalten (Antiquarium zu Mannheim).
[* 88] Im spätern Mittelalter wurden die Rauchfässer
gewöhnlich aus Bronze oder Kupfer
[* 89] gefertigt, das meist vergoldet wurde, bisweilen auch aus Silber. Sie
hatten die Form von halbkugelförmigen Schalen mit durchbrochenen Deckeln von gleicher Größe und erhielten in gotischer Zeit
bisweilen architektonische Form (Burg, Turm).
[* 90] Auch waren sie reich mit Figuren und Ornamenten versehen.
die langsame Verbrennung wohlriechender Stoffe zu Kultuszwecken, ein Gebrauch, der bis zu den Anfangsstufen
der Kultur zurückreicht (vgl. Opfer). Anfangs geschah es vielleicht nur, um den übeln Geruch der animalischen Brandopfer zu
verdecken, daß man dieselben mit wohlriechenden Hölzern und Harzen verbesserte; mit steigender Geistesbildung
aber erkannte man wohl überhaupt die unästhetische Seite des blutigen Speiseopfers und
¶
mehr
brachte es nur noch symbolisch mit Hilfe des Weihrauchs dar. Im Altertum scheinen es namentlich die semitischen Völker gewesen
zu sein, welche das Rauchopfer mit großem Gepränge verrichteten. Bei dem jährlichen Feste des Bel zuBabylon verbrannten die Chaldäer
nach Herodot alljährlich für 1000 TalenteWeihrauch, und Plutarch erzählt von dem dreimaligen Weihrauchopfer,
welches die Ägypter morgens, mittags und abends der Sonne
[* 100] darbrachten. Bei den Juden gelangte das Rauchopfer zum höchsten Ansehen;
wir finden in der Bibel
[* 101] die genauesten Vorschriften über Zusammensetzung und Zeremoniell desselben.
Jeder Priester führte seine eigne Rauchpfanne, und vor dem Vorhang des Zeltes stand der große, mit Gold
überzogene Rauchaltar, auf dem morgens und abends Spezereien verbrannt wurden. Die Griechen erlernten den Gebrauch des Weihrauchs,
wie Plinius berichten, erst nach dem Trojanischen Krieg; aber bald wurde der Verbrauch desselben zu einem verschwenderischen
Luxus, und Alexander d. Gr. sandte, als er Arabien erobert hatte, einst eine Schiffsladung Weihrauch nach
Hause, damit tüchtig geopfert werden könne.
Bei den Römern artete die Weihrauchverschwendung noch weiter aus, wie denn beispielsweise Nero bei dem Begräbnis seiner Gemahlin
Poppäa, nach Plinius, mehr Weihrauch geopfert haben soll, als Arabien in einem ganzen Jahr liefern konnte. Bei dem großen Verbrauch
wurden die Hauptbestandteile des Rauchwerkes, die GummiharzeWeihrauch, Myrrhen und Balsam, zu drei kostbaren
Handelsobjekten, die zum Teil mit Gold aufgewogen wurden. So mußte man zu Plinius' Zeiten das PfundWeihrauch mit 6 Golddenaren
(etwa 6 Dukaten) bezahlen, wodurch auch die biblische Erzählung, daß die Könige aus dem Morgenland dem neugebornen Messias
als größte Kostbarkeiten Gold, Myrrhen und Weihrauch brachten, verständlicher wird.
Die Christen betrachteten anfangs nicht ohne Grund das Rauchopfer als heidnischen Greuel; aber schon im Lauf des 4. Jahrh. drang mit
andern heidnischen Gebräuchen auch das in den christlichen Kultus ein, und man verbot nur noch, diese Gott und den Heiligen
allein zukommende Zeremonie auch nach römischer Sitte den kaiserlichen Bildsäulen zu spenden. Indessen
lebte der Rauchaltar in alter Form nicht mehr auf, und an die Stelle der Rauchpfanne der Juden trat das Rauchfaß (s. d.), welches
die Chorknaben bei heiligen Handlungen schwingen. Die offene Flamme des Altars wurde ihrerseits durch ewige Lampen
[* 102] und geweihte Kerzen ersetzt. Die protestantische Kirche hat auch diese Zeremonie, welche zu den verbreitetsten auf der Erde gehört,
beseitigt.
Dagegen sind diese letztern Produkte der unvollständigen Verbrennung für die Gesundheit höchst nachteilig, ihre
Gegenwart in der Luft veranlaßt auch, daß die Zimmer nicht hinreichend gelüftet werden, und der Pflanzenwuchs leidet gleichfalls
durch dieselben. Rußbildung wird vermieden durch Anwendung von Anthracit und Koks, weil diese keine Gase
[* 105] entwickeln, aus denen
sich Ruß abscheiden könnte. Anthracit besitzt aber in Deutschland
[* 106] nur lokale Bedeutung, und gegen die
Benutzung von Koks sprechen ebenso viele technische wie volkswirtschaftliche Gründe.
Vollständige Verbrennung kann man sehr leicht herbeiführen, indem man hinreichend Luft in die Feuerung leitet; man bedarf
dazu aber sehr viel Luft, und diese führt große Mengen der erzeugten Wärme durch die Esse ab, so daß die Rauchverbrennung auf
diese Weise nicht zu Ersparnissen, sondern leicht zu Verlusten führt. Nähere Untersuchung der bei der Feuerung obwaltenden
Verhältnisse hat indes gezeigt, daß Rauchverbrennung mit pekuniärem Vorteil ohne zu großen Luftüberschuß herbeigeführt
werden kann.
Dies ist freilich nur möglich bei rationellem Betrieb der Feuerungsanlage, und solcher wird zunächst nur in Fabriken
etc. zu erreichen sein, während die häuslichen Feuerungen in der Mehrzahl mangelhaft konstruiert sind und schlecht bedient
werden. Maßregeln zur Durchführung der Rauchverbrennung im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege werden deshalb so lange nur mäßige
Erfolge haben, als es nicht gelingt, für die häuslichen Feuerungen bessere Verhältnisse zu schaffen.
Bei Beobachtung des Verbrennungsprozesses zeigt es sich, daß die in eine thätige Feuerung geworfenen
Steinkohlen zunächst eine mehr oder weniger bedeutende MengeGas entwickeln, welches mit langer, leuchtender Flamme verbrennt.
Sehr bald läßt aber die Gasentwickelung nach, es hinterbleiben glühende Koks, und diese verbrennen nun mit schwacher, bläulicher,
nichtleuchtender Flamme. Rauch entsteht nur in der ersten Periode, und stets kommt es bei der Rauchverbrennung darauf
an, eine vollständige Verbrennung des alsbald nach jeder neuen Beschickung eine Zeitlang sich entwickelnden Gases herbeizuführen.
Dazu ist nun die Zuführung einer hinreichende Luftmenge, eine genügend hohe Temperatur, eine innige Mischung der Luft mit
dem Gas, ein genügend scharfer Luftzug (bei dessen Vorhandensein die übrigen Bedingungen auch erfüllt
sind) und eine gewisse Zeit erforderlich. Luftmangel entsteht durch zu enge und zu wenige Rostspalten, durch zu hohe Kohlenschicht,
durch Fehlen einer Öffnung zur Lufteinführung über die Kohlenschicht zur Zeit der Kohlengasbildung und durch zu schwachen
Luftzug. Zu niedrige Temperatur erhält man bei geringwertigem Brennmaterial, zu niedriger Kohlenschicht,
zu großem Rost, bei mangelndem und bei zu starkem Luftzutritt, beim Aufwerfen zu großer Mengen kalten Brennmaterials und
bei zu geringem Abstand der kalten Kesselwände von der Flamme.
Von unvollständiger Mischung der Gase mit der Luft ist vor allem zu schwacher Luftzug und unzweckmäßige
Zusammenführung der Gase die Ursache. Ohne Anregung von außen mischen sich die Gase mit der Luft für die hier zur Verfügung
stehende Zeit viel zu langsam, und jedes Mittel, diese Mischung zu befördern, sollte selbst unter verhältnismäßig hohem
Aufwand benutzt werden. Zu geringer Zug
ist meist die Folge eines Konstruktionsfehlers in der Anlage der Feuerzüge
und des Schornsteins; bisweilen leidet die Feuerung aber auch unter zu schwachem Zug,
weil der Heizer bei zu großem Rost¶