Rasse,
Säugetier, s. Zibetkatze. ^[= (Zibettier, Schleichkatze, Viverra L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere und ...]
Säugetier, s. Zibetkatze. ^[= (Zibettier, Schleichkatze, Viverra L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Raubtiere und ...]
August, Germanist, geb. zu Westuffeln bei Hofgeismar, studierte in Marburg [* 2] Theologie, betrieb daneben historische und antiquarische Studien und beabsichtigte, sich in Marburg der akademischen Karriere zu widmen. Da er aber unter den damaligen Verhältnissen in Hessen [* 3] keine Aussicht hatte, kehrte er zur Theologie zurück, ward 1859 Pfarrer in Steinbach-Hallenberg (Kreis [* 4] Schmalkalden) [* 5] und Anfang 1866 nach Holzhausen bei Kassel [* 6] versetzt. An seinem Erstlingswerk: »Die deutsche Heldensage und ihre Heimat« (Hannov. 1857-58, 2 Bde.),
nahm J. Grimm warmen Anteil. Außerdem beteiligte sich Raßmann mit zahlreichen Beiträgen (»Göttertempel und Götterbilder der Germanen«, »Götterdämmerung«, »Gotische Sprache [* 7] und Litteratur«, »Greuthungen«, »J. u. W. Grimm«, »Gudrun« u. a.) an der Encyklopädie von Ersch u. Gruber und schrieb »Die Niflungasaga und das Nibelungenlied« (Heilbr. 1877) u. a.
Marktflecken in der rumän. Dobrudscha, Distrikt Konstanza, an der Donau zwischen Tschernawoda und Silistria, mit 2000 meist bulgarischen Einwohnern. Rassowa war früher befestigt und wurde Anfang April 1854 von den Russen gestürmt.
Teil des Hochofens, s. Eisen, ^[= # (Ferrum), Fe, das nützlichste und verbreitetste aller Metalle, findet sich in zahlreichen Verbindun ...] [* 8] S. 410.
(althochd.), die altgermanische Meile, = ⅔ geographische Meile.
[* 1] (Rastadt), 1) Stadt im bad. Kreis Baden, [* 9] an der Murg, Knotenpunkt der Linien Mannheim-Konstanz und Rastatt-Gernsbach der Badischen Staatsbahn, 125 m ü. M., Festung [* 10] ersten Ranges, welche die wichtige militärische Position am Eingang in den Schwarzwald deckt, hat 4 Vorstädte (3 davon jenseit der Murg), 4 katholische und eine evang. Kirche, ein Schloß (nach dem Vorbild dessen von Versailles), [* 11] ein Gymnasium, eine Gewerbeschule, 2 Waisenhäuser, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Fabrikation eiserner Herde, von Tabak, [* 12] Zigarren u. Buntpapier, Kunstmühlen, Bierbrauerei [* 13] u. (1885) mit der Garnison (Stab [* 14] der 56. Infanteriebrigade, ein Infanterieregiment Nr. 122, 2 Infanteriebataillone Nr. 111, eine Eskadron Dragoner Nr. 21, 3 Abteilungen Feldartillerie Nr. 30 und 3 Kompanien Fußartillerie Nr. 14) 11,743 meist kath. Einwohner. In der Nähe das Lustschloß Favorite mit Garten [* 15] und die Einsiedelei der Markgräfin Sibylle. Die Festungswerke wurden 1840-48 unter Leitung österreichischer Ingenieure ausgeführt. - Rastatt ward 1689 von den Franzosen verbrannt, darauf von Ludwig Wilhelm von Baden wieder aufgebaut und zur Residenz (bis 1771) erhoben.
Hier Friede zwischen Frankreich und Österreich, [* 16] durch den zunächst der vorher zu Utrecht [* 17] geschlossene Friede bestätigt ward und infolgedessen Österreich die spanischen Niederlande, [* 18] Neapel, [* 19] Sardinien, [* 20] Mailand, [* 21] Mantua, [* 22] Mirandola und Comacchio erhielt, das Deutsche Reich [* 23] Freiburg, [* 24] Kehl und Altbreisach wieder bekam, während den Franzosen Landau [* 25] verblieb und die Kurfürsten von Bayern [* 26] und Köln [* 27] sowie mehrere kleinere italienische Fürsten vom Kaiser ihre Länder zurückerhielten.
Vom bis wurde hier gemäß dem Frieden von Campo Formio ein Friedenskongreß zur Ordnung der deutschen Reichsangelegenheiten und zur Entschädigung der Reichsfürsten, welche ihre Gebiete links des Rheins verloren, gehalten. Die ganze fruchtlose Verhandlung bot das klägliche Schauspiel deutscher Zwietracht neben französischem Übermut. Österreich, das inzwischen mit Rußland und England eine neue Koalition gegen Frankreich geschlossen hatte, löste endlich den Kongreß auf. Am gegen Abend reisten die französischen Gesandten Bonnier, Roberjot und Jean Debry, mit Pässen versehen, von ab, hatten aber die Vorstadt höchstens 200 Schritt hinter sich, als sie von einem Detachement Szekler Husaren überfallen wurden.
Bonnier und Roberjot wurden ermordet und ihrer Papiere beraubt; Jean Debry gelang es, obwohl schwerverwundet, nach Rastatt zurückzugelangen. Lange ruhte ein Schleier über dieser That (Rastatter Gesandtenmord); die Resultate der vom Erzherzog Karl betriebenen Untersuchung wurden nicht veröffentlicht. Doch wurden wiederholt Versuche gemacht, die Schuld von der österreichischen Regierung auf die französischen Emigranten (vgl. K. Mendelssohn-Bartholdy, Der Rastatter Gesandtenmord, Heidelb. 1869, und v. Helfert, Der Rastatter Gesandtenmord, Wien [* 28] 1874) oder auf die französische Kriegspartei, besonders Bonaparte, abzuwälzen (vgl. Böhtlingk, Napoleon und der Rastatter Gesandtenmord, Leipz. 1883). Indes scheint so viel gewiß, daß die Szekler Husaren vom Erzherzog Karl den Befehl erhielten, die Gesandten aus Rastatt zu vertreiben und ihnen ihr Archiv wegzunehmen; diesen Befehl aus Franzosenhaß mißverstehend, ordneten sodann die Offiziere die Ermordung der Gesandten an (vgl. v. Sybel in der »Historischen Zeitschrift«, Bd. 39). In Rastatt begann mit Militärmeutereien der Aufstand in Baden und fand hier auch sein Ende.
Von den Preußen [* 29] seit Ende Mai zerniert und vom 8. Juli an beschossen, ward die Festung 23. Juli, nachdem sich die provisorische Regierung von Baden aufgelöst und sich zwei Abgesandte der Besatzung, Corvin und Lang, auf einer ihnen erlaubten Reise durch das Oberland von der Unterdrückung des Aufstandes überzeugt hatten, an die Preußen übergeben, die den Platz Ende November 1850 räumten.
Vgl. v. Münch-Bellinghausen, Protokoll der Reichsfriedensdeputation zu Rastatt (Rast. 1798, 6 Bde.);
v. Haller, Geschichte der Rastatter Friedensunterhandlungen (Zürich [* 30] 1799, 6 Bde.);
Hüffer, Der Rastatter Kongreß und die zweite Koalition (Bonn [* 31] 1878-79, 2 Bde.). -
2) Deutsches Kolonistendorf im russ. Gouvernement Cherson, Sitz eines Koloniegebietsvorstandes, mit kath. Kirche, Schule und (1880) 2200 Einw. In der Nähe die Kolonie München. [* 32]
s. v. w. Drahtbinder. ^[= (auch Drotari), die slowak. Bewohner der unfruchtbaren Berggegenden im ungarischen ...]
(lat.), Rechen, Gatter, insbesondere in den Kontumazhäusern an der ungarisch-türkischen Grenze eine Vorrichtung (Räumlichkeit), wodurch die Abgesperrten von der unmittelbaren Berührung mit andern getrennt sind.
Stadt und Badeort im weimar.
Verwaltungsbezirk Weimar [* 33] II (Apolda), [* 34] in waldreicher Gegend am Südfuß der Finne, an der Lossa und der Eisenbahn Weimar-Rastenberg, 193 m ü. M., hat eine Burgruine (Raspenburg), eine Maillon- und Webgeschirrfabrik, 3 schwache Eisenquellen, Fichtennadel- und Sandbäder, eine Molkenkuranstalt und (1885) 1229 ev. Einwohner.
Vgl. Ölwein, Stahlbad Rastenberg (Weim. 1878);
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, [* 36] an der Guber und der Linie Pillau-Prostken der Ostpreußischen Südbahn, 105 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen, ein katholisches Bethaus, eine Synagoge, ein altes Schloß, ein neues Rathaus, ein ¶
Gymnasium, eine große Idiotenanstalt, ein Landgestüt, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, 2 Maschinenfabriken, 2 große Mahl- und Ölmühlen, eine Zuckerfabrik, 3 Brauereien, Gerberei und (1885) 7189 meist evang. Einwohner.
Nahebei Karlshof, Heil- und Pfleganstalt für Epileptische und Arbeiterkolonie.
Vgl. Beckherrn, Rastenburg historisch-topographisch dargestellt.
Rastenb. 1880).
Fedor Wasiljewitsch, Graf von, russ. General, geb. in der Provinz Orel, trat als Leutnant in die kaiserliche Garde, ward 1796 von Kaiser Paul, bei dem er großen Einfluß besaß, zum General, Oberhofmarschall und Minister des Auswärtigen und im September 1799 zum russischen Reichsgrafen befördert, fiel aber wegen seines Widerspruchs gegen die vom Kaiser beschlossene Allianz mit Frankreich im Januar 1801 in Ungnade. Nachdem er erst 1810 als Oberkammerherr wieder in Dienst getreten, erhielt er kurz vor dem Ausbruch des Kriegs von 1812 den Posten eines Oberkommandierenden von Moskau, [* 38] reizte in Proklamationen und Reden das Volk zu Gewaltthaten gegen die Fremden auf und entwarf den Plan zu dem Brand von Moskau, nachdem er seinen eignen Palast bei Moskau hatte in Asche legen lassen.
Zwar leugnete er dies in der Schrift »La vérité sur l'incendie de Moscou« (Par. 1823), gestand aber später seine Teilnahme an dem Brand zu (vgl. Varnhagen v. Ense, Denkwürdigkeiten, Bd. 9). 1814 begleitete Rastoptschin den Kaiser Alexander I. auf den Kongreß nach Wien; 1817 besuchte er Karlsbad, lebte hierauf mehrere Jahre zu Paris [* 39] und starb in Moskau. Seine gesammelten Schriften in russischer und französischer Sprache, worunter zwei Lustspiele, Bemerkungen auf einer Reise durch Deutschland [* 40] und die witzigen »Mémoires écrits en dix minutes«, wurden von Smirdin (Petersb. 1853) herausgegeben.
Vgl. Schnitzler, Rostopchine et Koutousof (Par. 1863);
A. de Ségur, Vie du comte Rostopchine (das. 1872).
Rastoptschins Schwiegertochter, die Gräfin Eudokia Petrowna Rastoptschin, geborne Suschkow, gest. 3. (15.) Dez. 1858, hat sich als Dichterin bekannt gemacht. Eine Gesamtausgabe ihrer Schriften erschien Petersburg [* 41] und Leipzig [* 42] 1857-60, 4 Bde.
(v. lat. rastrum, Harke, ungut Rostral), bekanntes, aus Messingblech gearbeitetes fünfschnäbeliges Instrument, womit man die Liniensysteme zur Notenschrift auf das Papier zieht.
Fabrikstadt in Yorkshire (England), nördlich von Huddersfield, mit Wollmanufaktur, Maschinenbau und (1881) 8039 Einw.
(Liniiermaschine), Apparat zum Beziehen von Schreibpapier mit farbigen Linien oder Streifen für die Herstellung von Tabellen, Registern, Kontobüchern etc. Die Liniierung erfolgt vermittelst Metallfedern, [* 43] über denen sich mit Farbe getränkte Filze befinden, welche jene den Federn mitteilen, während die Bogen [* 44] unter denselben auf endlosen Tüchern hindurchgeführt werden. Die Federn können sowohl hinsichtlich der Entfernung der Linien voneinander als auch betreffs des Beziehens, resp. Überspringens einzelner Papier- oder Druckstellen gestellt werden. Bei der Rastriermaschine von Kiß (Stuttgart) [* 45] erfolgt die Rastrierung vermittelst eingefärbter runder Metallscheiben und kann für gleichzeitige Liniierung in mehreren Farben eingerichtet werden; dieselbe arbeitet weit rascher als die Rastriermaschine mit Federn.
Alexei Grigorjewitsch, Graf, russ. Generalfeldmarschall und Günstling der Kaiserin Elisabeth, geb. 1709, Sohn eines Kosaken in der Ukraine, erwarb sich als Sänger an der Hofkapelle in Petersburg durch sein vorteilhaftes Äußere die Gunst der damaligen Großfürstin, nachherigen Kaiserin Elisabeth, die sich heimlich in der Kirche des Dorfs Perowo bei Moskau mit ihm vermählte, ihn 1744 durch Kaiser Karl VII. zum deutschen Reichsgrafen ernennen ließ und ihn hierauf selbst zum Generalfeldmarschall u. Oberjägermeister erhob.
Sämtliche Kinder, welche ihm die Kaiserin gebar, starben frühzeitig. Rasumowskij starb in Petersburg. Sein Bruder Cyrill Grigorjewitsch, Graf von Rasumowskij, geb. war zu gleicher Zeit mit seinem Bruder in den Grafenstand erhoben worden und erhielt durch die Gunst der Kaiserin schon in seinem 23. Jahr die Ehrenstelle eines Hetmans von Kleinrußland. Durch die Kaiserin Katharina II. büßte er 1764 dieselbe wieder ein und starb zu Baturin in der Ukraine. Von seinen beiden Söhnen war Peter, Graf von Rasumowskij, unter Kaiser Alexander I. Minister des öffentlichen Unterrichts, gest. 1837, und Andrei Cyrillowitsch Rasumowskij, geb. 1793 bis 1809 russischer Gesandter zu Wien, Bevollmächtigter auf den Kongressen von Châtillon und Wien, dann Staatskanzler, gest. Ihm widmete Beethoven die drei (Rasumowskijschen) Quartette Op. 59.
Vgl. Wassiltschikow, Die Familie Rasumowskij (russ., Petersb. 1880-87, 4 Bde.).
(lat., Rasur), das Kratzen, Wegkratzen, Schaben;
daher sagt man von den in Skripturen weggelöschten und mit andern vertauschte Buchstaben, Wörtern und Sätzen: sie stehen in Rasur.
In der Pharmazie s. v. w. Raspelspäne, eine Substanz, welche durch Raspeln zerkleinert worden ist, z. B. Rasura ligni Quassiae, Cornu cervi etc.
die Anleitung, welche man jemand gibt, damit er danach sein Benehmen in irgend einer Sache einrichte. In rechtlicher Beziehung ist man der Regel nach für einen gegebenen Rat nicht verantwortlich. Doch kann der Rat zu einem Verbrechen unter Umständen als strafbare Anstiftung erscheinen. Außerdem ist jemand für einen Rat verantwortlich, wenn dieser absichtliche Unwahrheit zu betrügerischen Zwecken enthielt, oder wenn der Ratgeber zur Erteilung des Rats verpflichtet war, oder endlich, wenn er sich für die Folgen verbindlich machte. Im Staatswesen und im öffentlichen Leben überhaupt ist ein Kollegium, welches, an der Spitze einer kleinern oder größern Korporation oder des Staats selbst (Ministerrat) stehend, die Geschäfte derselben beratet und leitet. So hatte man in Frankreich zur Zeit der ersten Revolution den Rat der Fünfhundert und den der Alten.
Meist versteht man aber jetzt unter Rat (Stadt-, Gemeinderat) das Kollegium der städtischen Verwaltungsbehörde (Magistrat). Der Titel Rat (consiliarius) bezeichnet einen Beamten höhern Ranges, besonders das stimmberechtigte Mitglied eines Kollegiums (Regierungsrat, Reichsgerichts-, Landgerichtsrat etc.). Der Zusatz »Geheimer« drückt eine höhere Rangstufe aus, während das Prädikat »Ober« diese noch steigert, die Hinzufügung des »Wirklich« (z. B. Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat) aber die höchste Rangstufe in dieser Beziehung ausdrückt. Mit dem Prädikat »Wirklicher Geheimer Rat« ist der Titel »Exzellenz« verbunden. Auch wird der Ratstitel (z. B. Kommerzienrat, Kommissionsrat, Hofrat, Sanitätsrat, Justizrat, Kirchenrat, Finanzrat, Ökonomierat etc.) vielfach als Ehrentitel verliehen. Subalterne Beamte erhalten nach längerer Dienstzeit den Titel Rechnungsrat, Kanzleirat und später noch den Zusatz »Geheimer«. ¶
s. Metrosideros. ^[= Sm., Gattung aus der Familie der Myrtaceen, Bäume, Sträucher oder kletternde Gewächse mit ...]
Likör aus Fruchtsäften, s. Likör. ^[= (franz. liqueur, v. lat. liquor, "Flüssigkeit"), Bezeichnung für aromatische, zuckerhalt ...]
(Radakinseln), die östliche Kette der Marshallinseln (s. d.). ^[= deutsche Inselgruppe im westlichen (mikronesischen) Teil des Stillen Ozeans, östlich von den ...]
s. Krameria. ^[= Löfl., Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, niedrige, grauhaarige Sträucher und Halbsträu ...]
(v. lat. rata pars), ein berechneter, festgesetzter Teil oder Anteil, besonders bei periodischen Abzahlungen einer Schuld;
daher Ratenzahlung, Zahlung einer Summe, welche nach und nach in bestimmten Beträgen und zu bestimmten Terminen zu erfolgen hat.
Die Ausstellung eines sogen. Ratenwechsels, d. h. eines Wechsels, dessen Wechselsumme in mehrere an verschiedenen Verfalltagen zahlbare Beträge zerlegt erscheint, ist nach der Novelle III zur deutschen Wechselordnung (Art. 4) unzulässig;
ebenso in Österreich.
(Ratkow), zwei Dörfer (West- und Ost-Ratekau) im oldenburg.
Fürstentum Lübeck, [* 47] Amt Schwartau, mit (1885) 2500 u. 940 Einw. Hier kapitulierten nach dem Verlust von Lübeck die Preußen unter Blücher mit den Franzosen unter Bernadotte.
Gewicht, s. Artal. ^[= (Rotal), Handelsgewicht in Marokko, à 14 Uckien, in den nördlichen Häfen = 508 g, ...]
Säugetier, s. Honigdachs. ^[= (Mellivora Storr.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder (Mustelida), plump gebaute Tiere ...]
besteht darin, daß ein Unternehmer (Bankhaus) bestimmte Obligationen eines Lotterieanlehens gegen ratenweise Abzahlung des Kaufpreises unter der Bedingung verkauft, daß die vor gänzlicher Entrichtung des Preises auf diese Obligationen entfallenden Gewinne dem Käufer zufließen, daß aber dem letztern die Obligationen erst nach vollständiger Abzahlung ausgefolgt werden.
Die Urkunde, welche hierüber vom Unternehmer ausgestellt wird, heißt Ratenbrief.
Das in Frankreich viel vorkommend, ist in Österreich seit 1877 verboten.
s. Rate. ^[= (v. lat. rata pars), ein berechneter, festgesetzter Teil oder Anteil, besonders bei periodischen ...]
Befestigungswerke in Irland aus vorgeschichtlicher Zeit, Ringwälle mit einem künstlichen Hügel (Dun) in der Mitte.
Gerhard vom, Mineralog und Geolog, geb. zu Duisburg, [* 48] studierte in Bonn, Genf [* 49] und Berlin, [* 50] habilitierte sich 1856 in Bonn und ward daselbst 1863 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie [* 51] und (bis 1880) Direktor des mineralogischen Museums. Er starb in Koblenz. [* 52] Seine Arbeiten betreffen verschiedene Zweige der Kristallographie und Geologie; er entdeckte den Tridymit, wies das quadratische Kristallsystem des Leucits nach und untersuchte namentlich auch die verschiedenen Spezies der Feldspatfamilie und die Eruptivgesteine. Er wies mehrere neue Gesteinstypen nach, z. B. den Tonalit und den Augitsyenit, und lieferte Abhandlungen über das vulkanische Rheinland, namentlich das Siebengebirge und den Laacher See, die Schweiz, [* 53] Tirol, [* 54] Italien, [* 55] Norwegen, [* 56] Elba, die Euganeen, Toscana, Kalabrien, Sizilien, [* 57] Ungarn, [* 58] Siebenbürgen.
Das Material zu diesen Arbeiten sammelte er auf wiederholten Reisen, und als weitere Früchte der letztern lieferte er auch landschaftliche und soziale Skizzen, so in den Schriften: »Ein Ausflug nach Kalabrien« (Bonn 1871);
»Siebenbürgen« (Heidelb. 1880);
»Durch Italien und Griechenland [* 59] nach dem Heiligen Land«, Reisebriefe (das. 1882, 2 Bde.);
»Arizona« (das. 1885);
»Pennsylvanien« (das. 1888).
Außerdem schrieb er: »Über den Granit« (Berl. 1878);
»Über das Gold« [* 60] (das. 1879);
»Naturwissenschaftliche Studien. Erinnerungen an die Pariser Weltausstellung« (Bonn 1879).
(franz. Hótel de ville, Stadthaus, engl. Town-hall, Guild-hall), der Sitz der städtischen Behörden, seit dem Mittelalter das Wahrzeichen der städtischen Selbständigkeit und Selbstverwaltung gegenüber dem Landesherrn. In der Ausstattung der Rathäuser drückten sich schon frühzeitig der Reichtum und die Macht einer Stadt aus, und aus gotischer Zeit sind uns noch zahlreiche Rathäuser erhalten, welche fast allein noch den Profanbau jener Kunstperiode veranschaulichen, so z. B. in Braunschweig [* 61] (s. Tafel »Baukunst [* 62] X«, [* 63] Fig. 2), Breslau, [* 64] Brügge, Brüssel, [* 65] Gent, [* 66] Göttingen, [* 67] Hannover, [* 68] Löwen, [* 69] Lübeck, Middelburg, Tangermünde, Thorn. [* 70] Von Rathäusern der Renaissance sind diejenigen von Antwerpen, [* 71] Amsterdam, [* 72] Augsburg, [* 73] Bremen [* 74] (zum Teil gotisch), Köln, Leipzig, Nürnberg [* 75] und Rothenburg [* 76] a. T. hervorzuheben. In der Neuzeit sind in Berlin, München, Paris, Wien und Wiesbaden [* 77] besonders große und schöne Rathäuser erbaut worden.
[* 78] Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 79] an der Havel und der Linie Berlin-Lehrte der Preußischen Staatsbahn, 26 m ü. M., hat eine evang. Kirche aus dem 14. und 16. Jahrh., ein Standbild des Großen Kurfürsten (1738 errichtet), ein öffentliches Schlachthaus, ein Realprogymnasium, ein Landratsamt (für den Kreis Westhavelland), ein Amtsgericht, bedeutende optische Industrieanstalten (1887 gegen 1500 Arbeiter), Holzwarenfabrikation, Eisengießerei [* 80] und Maschinenbau, eine Asbestonitfabrik, eine Dampfmahl- und -Ölmühle, bedeutende Ziegel- und Kalkbrennerei (Rathenower Mauersteine), [* 81] Schiffbau, Schiffahrt und (1885) mit der Garnison (4 Eskadrons Husaren Nr. 3) 13,072 meist evang. Einwohner. - Rathenow, schon 1217 urkundlich genannt, erhielt 1295 deutsches Stadtrecht und ist denkwürdig durch den Überfall der Schweden unter Wangelin durch die Brandenburger unter Derfflinger
von Verona, [* 82] Theolog und Kirchenfürst des 10. Jahrh., geboren um 890 im Lüttichschen, ward 931 Bischof von Verona, 953 von Lüttich, [* 83] 961 wieder von Verona und starb 974 in Namur. [* 84]
Sein unstetes Leben war eine Folge seines rücksichtslosen Kampfes gegen Aberglauben und Sittenlosigkeit des Klerus.
(spr. -kíhl), Stadt in der irischen Grafschaft Limerick, in deren Nähe sich im 18. Jahrh. aus der Pfalz vertriebene Protestanten niederließen, hat (1881) 2549 Einw.
Basaltinsel an der Nordostküste von Irland, zur Grafschaft Antrim gehörig, mit den Ruinen eines Schlosses, in welchem Bruce, der schottische Volksheld, 1306 eine Zufluchtsstätte fand.
(spr. -meins), südliche Vorstadt von Dublin [* 85] in Irland, bildet mit dem angrenzenden Rathgar einen städtischen Bezirk von (1881) 24,370 Einw.
ehemals reichsunmittelbares Fürstentum in Oberschlesien, zählte auf 991 qkm (18 QM.) 32,000 Einw., stand von 1288 bis 1532 unter eignen Herzögen, kam dann an Österreich, durch den Frieden von Breslau 1742 an die Krone Preußen und wurde 1821 als Mediatfürstentum dem Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg als Entschädigung für seine 1815 an Preußen abgetretenen Besitzungen in der niedern Grafschaft Katzenelnbogen gegeben. Nach dem Erlöschen der Linie Hessen-Rotenburg 1834 fiel es durch Testament dem Prinzen Viktor von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zu, der indes erst nach einem Prozeß mit der kurhessischen Regierung zum Besitz desselben gelangte. Das jetzige Mediatherzogtum Ratibor [* 86] liegt zerstreut in den Kreisen Ratibor, Rybnik und Leobschütz [* 87] des Regierungsbezirks ¶
Oppeln, [* 89] ist 1821 aus der Herrschaft Ratibor und mehreren ehemaligen geistlichen Besitzungen zusammengesetzt und hat meist polnisch redende Bewohner.
[* 86] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, am linken Ufer der hier schiffbar werdenden Oder, Knotenpunkt der Linien Kosel-Oderberg und Ratibor-Leobschütz der Preußischen Staatsbahn, 190 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein öffentliches Schlachthaus, ein Wasserhebewerk und (1885) mit der Garnison (2 Eskadrons Ulanen Nr. 2 und 2 Infanteriebataillone Nr. 62) 19,524 Einw., darunter 3075 Evangelische, 15,131 Katholiken und 1317 Juden.
Die Stadt besitzt große Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, eine Eisenbahnnebenwerkstätte, eine große Schmiede- und Schlosserwerkstätte, bedeutende Zigarren- u. Tabaks-, Schuh- u. Hufnägel-, Schuhwaren-, Schokoladen-, Papier- und Pappe-, Korbwaren- und Glasfabrikation, [* 90] eine Zuckerfabrik, Möbelfabriken, Konservenfabriken, lithographische Anstalten, Dampfsäge-, -Mahl- und -Ölmühlen, Brennereien etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, durch die Oberschlesische Fürstentums-Landschaft und durch den Oberschlesischen Kreditverein, ist besonders bedeutend in Landesprodukten. ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramtes, eines Bergreviers, hat ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, eine Taubstummenanstalt, ein Krankenhaus, [* 91] eine Strafanstalt etc. -
Ratibor erhielt 1217 deutsches Stadtrecht. Unmittelbar bei der Stadt liegen die Dörfer Bosatz mit 907 Einw. und dem Schloß des Herzogs von Ratibor, Ostrog mit 2491, Altendorf mit 3582, Plania mit 2589 Einw. Zum Landgerichtsbezirk Ratibor gehören die neun Amtsgerichte zu Bauerwitz, Hultschin, Katscher, Kosel, [* 92] Leobschütz, Loslau, Ratibor, Rybnik und Sohrau.
Vgl. Weltzel, Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor (2. Aufl., Ratib. 1882).
[* 86] Viktor Moritz Karl, Herzog von Ratibor, Fürst von Korvei, Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, geb. zu Rotenburg a. d. Fulda, [* 93] studierte in Göttingen, Bonn und Heidelberg, [* 94] machte öftere weite Reisen, überließ durch Vertrag vom seinem jüngern Bruder, Chlodwig (s. Hohenlohe 6), die Herrschaft Schillingsfürst und übernahm die Verwaltung der 1834 vom Landgrafen von Hessen-Rheinfels-Rotenburg ererbten Besitzungen Ratibor und Korvei, welche 1840 zu einem Herzog-, bez. Fürstentum erhoben worden waren. 1847 war er Mitglied der Herrenkurie des Vereinigten [* 95] Landtags, 1849 der preußischen Zweiten Kammer, 1850 des Erfurter Parlaments, wurde dann erbliches Mitglied des Herrenhauses, dessen erster Präsident er seit 1877 ist. Seit 1867 ist er Mitglied des norddeutschen, seit 1871 des deutschen Reichstags, in dem er sich der deutschen Reichspartei anschloß.
(Hammer [* 96] bei Ratibor), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Ratibor, an der Ruda und der Linie Kosel-Oderberg der Preußischen Staatsbahn, hat eine Oberförsterei, Eisenhütten für Schienen, Nägel, [* 97] Stabeisen etc. und (1885) 2048 meist kath. Einwohner.
(Ratke), Wolfgang, Schulmann, geb. 1571 zu Wilster in Holstein, erfand im Anschluß an die Philosophie Bacons eine neue Lehrmethode besonders für den Sprachunterricht, die er 1612 den in Frankfurt [* 98] versammelten deutschen Reichsständen vorlegte, und kam nach längerm Wanderleben 1618 nach Köthen, [* 99] wo Fürst Ludwig von Anhalt [* 100] ihm eine Lehranstalt nach seinem Plan einrichtete. Daß von der Sache zum Namen und von der Muttersprache zur Kenntnis fremder Sprachen fortgeschritten werden müsse, betonte Ratichius vor allem. Da ihm aber die Befähigung zur erfolgreichen Anwendung seiner im ganzen gesunden realistischen, auf richtige psychologische Anschauungen gegründeten pädagogischen Prinzipien fehlte, während er durch thörichte Heimlichkeit auf der andern Seite die Erwartungen überspannte, geriet er bald in Streitigkeiten mit seinen Lehrern, mit der reformierten Geistlichkeit und mit seinem fürstlichen Gönner, welcher ihn sogar 1619-1620 über acht Monate gefangen hielt und ihm seine Bibliothek erst 1629 auslieferte.
Auch ein zweiter Versuch, in Magdeburg [* 101] eine Lehranstalt nach seinen Grundsätzen zu errichten (1621), mißlang, und Ratichius führte seitdem ein ziemlich unstetes Leben. Seit 1633 durch einen Schlagfluß gelähmt, starb er 1635 in Erfurt. [* 102] Seine Einwirkung auf Mit- und Nachwelt war weit größer, als man nach seinem in praktischer Hinsicht ziemlich verfehlten Leben annehmen sollte.
Vgl. Krause, W. Ratichius im Licht [* 103] seiner Zeit (Leipz. 1872);
Störl, W. Ratke (das. 1876);
(Raetia), altröm. Provinz seit 15 v. Chr., im N. bis an und über die Donau reichend (mit Einschluß des von Kelten bewohnten Vindelizien), westlich vom Lande der Helvetier in Gallien, südlich von Gallia cisalpina und im O. von Venetia und Noricum begrenzt, also das heutige Graubünden, Tirol, den Süden von Bayern, den Osten von Württemberg [* 104] und die italienischen Alpen [* 105] umfassend (s. Karte »Germanien«). [* 106] Letztere wurden schon durch Augustus mit Italien vereinigt.
Nun ging die Südgrenze, das Thal [* 107] der Rienz anschließend, über Brixen, Meran, [* 108] nördlich von Chiavenna, über den St. Gotthard und den Kamm der Lepontinischen und Penninischen Alpen; die Westgrenze schloß das ganze Schweizer Hochgebirge und den Bodensee ein. Unter Diokletian wurde Rätien geteilt in Raetia prima im S., mit der Hauptstadt Curia (Chur), [* 109] und Raetia secunda im N.; die genaue Grenze zwischen beiden ist nicht nachzuweisen. Das Land enthielt die Quellen fast aller Oberitalien [* 110] durchfließenden Alpenflüsse, des Addua, Ticinus, Ollius, Clusius, Mincius, Athesis (Etsch) mit dem Nebenfluß Isarcus (Eisack), sodann den ganzen Änus (Inn).
Auch die nördlichen Spitzen der Seen Oberitaliens, des Lacus Verbanus, Larius und Benacus, sowie der ganze Lacus Venetus (Bodensee) fallen noch nach in seiner weitesten Ausdehnung. [* 111] Die Rätier waren ein wildes, räuberisches Gebirgsvolk, welches den Angriffen der Römer, [* 112] denen es erst im 2. Jahrh. v. Chr. bekannt ward, den tapfersten Widerstand entgegensetzte, aber gleichwohl nach mehrjährigem Kampf gegen Drusus und Tiberius der römischen Übermacht erlag.
Der Meinung der Alten nach waren sie mit den Etruskern verwandt, und die neuere Forschung (L. Steub) hat Gründe zur Unterstützung dieser Ansicht gefunden. In den letzten Zeiten des weströmischen Reichs fast ganz verödet, hob sich Rätien erst wieder etwas, nachdem es von den Ostgoten unter Theoderich gegen Ende des 5. Jahrh. in Besitz genommen worden war. Nach Theoderichs Tod breiteten sich die Bajuvarier (Bayern) von Noricum her auch über Rätien aus. Unter den Städten waren Tridentum (Trient) [* 113] und Augusta ¶
Vindelicorum (Augsburg) die bedeutendsten. Bojodurum (Passau-Innstadt) bewahrte den Namen der keltischen Bojer; ebenso führen Radasbona (Regensburg, [* 115] lat. Regina Castra), Sorviodurum (Straubing), [* 116] Campodunum (Kempten) [* 117] keltische Namen. Batava Castra (Passau) [* 118] ist römische Gründung. Brigantium (Bregenz), [* 119] die Bojerstadt am Lacus Venetus, gab demselben später den Namen Brigantinus Lacus. Unter den zahlreichen dort in ihren Resten nachgewiesenen Römerstraßen waren die ältesten und bedeutendsten die von Augusta Vindelicorum über Parthanum (Partenkirchen), Veldidena (Wilten), den Brenner etc. nach Verona und die von Augusta Vindelicorum über Brigantium und Curia nach Mediolanum.
Vgl. Planta, Das alte Rätien (Berl. 1872);
(lat.), genehmigen, namentlich die Handlungen eines Vertreters; daher Ratifikation, im diplomatischen Verkehr die durch die Staatsregierung bewirkte Anerkennung von Staatsverträgen, welche von den Vertretern der erstern abgeschlossen wurden. Zur Beurkundung derselben ist die Ausfertigung und der Austausch besonderer Ratifikationsurkunden üblich, welche den abgeschlossenen Vertrag und dessen Genehmigung enthalten und von dem Inhaber der Staatsgewalt unterschrieben und besiegelt werden, in konstitutionellen Staaten auch von den verantwortlichen Ministern zu kontrasignieren sind.
Die Ratifikation solcher Verträge pflegt gewöhnlich am Schluß derselben ausdrücklich vorbehalten zu werden (Ratifikationsklausel), indem zugleich eine Ratifikationsfrist festgesetzt wird, die z. B. bei dem Frankfurter Friedensvertrag vom eine zehntägige war. Im Privatverkehr ist statt Ratifikation mehr der Ausdruck Ratihabition oder Genehmhaltung gebräuchlich. Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 127) gebraucht dafür den Ausdruck Genehmigung (s. d.).
(lat.), s. Genehmigung. ^[= (Genehmhaltung), die nachfolgende Erklärung der Zustimmung zu einer Handlung. ...]
Gebirgskette der Zentralalpen, die sich am Schlapiner Joch von der Silvrettagruppe abzweigt, zwischen Vorarlberg und der Schweiz und den Flüssen Rhein, Ill und Lanquart. Im Hauptkamm sind die wichtigsten Gipfel: das Mädrishorn (2848 m), die Sulzfluh (2842 m), Drusenfluh (2834 m), Scesaplana (2968 m) und der Falknis (2566 m). Vom Hauptkamm streichen sieben von O. nach W. länger werdende, durch Flußthäler getrennte Seitenkämme zur Ill, während die Entwickelung des Gebirges nach S. weniger bedeutend ist. In diesen Seitenkämmen ragt besonders hervor die Zimbaspitze (2640 m) unweit des hoch gelegenen Lüner Sees. Die wichtigsten Pässe des Rätikon sind: Schlapiner Joch (2190 m), Antönier Joch (2392 m), Plasseggenjoch (2321 m), Drusenthor (2384 m), Schweizerthor (2170 m), Barthümmeljoch (2309 m), Saminajoch (2376 m) und die Luciensteig (694 m).
Vgl. Waltenberger, Die Rätikonkette, Lechthaler und Vorarlberger Alpen (Gotha [* 120] 1875).
(franz., engl. Rateens), friesartige wollene Gewebe, [* 121] deren Haar [* 122] auf besondern Maschinen (Ratiniermaschinen) dadurch frisiert, d. h. gekräuselt oder geknötelt, wird, daß Reiber aus Kautschuk, Kork [* 123] etc. in kreisender Bewegung unter starkem Druck über dasselbe hinweggehen.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Düsseldorf, [* 124] an den Linien Düsseldorf-Kupferdreh und Troisdorf-Speldorf der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, Papier-, Röhren- und Kessel-, Watten- und Ölfabrikation, Dachziegelbrennerei, Maschinenschlosserei, eine Dampfsägemühle, Kalksteinbrüche und (1885) 5586 meist kath. Einwohner.
In der Nähe das Etablissement Cromford mit großer Baumwollspinnerei und Weberei. [* 125]
Vgl. Kessel, Geschichte der Stadt Ratingen (Köln 1876 ff., 2 Bde.).
(lat.), Rechnung;
Vernunftschluß;
in der Mathematik s. v. w. Verhältnis.
(lat.), Redefigur, bei welcher der Sprechende sich selbst auffordert, irgend eine aufgestellte Behauptung zu begründen.
(franz.), bestimmter Anteil, besonders beim Militär die Menge Futter (Hafer [* 126] und Heu), welche einem Dienstpferd täglich zukommt.
(rationell, lat.), Bezeichnung aller Erkenntnisse, welche durch das reine Denken, also durch Vernunftschlüsse, gewonnen werden, im Gegensatz zu denjenigen, welche bloß aus Erfahrung oder Überlieferung beruhen. In diesem Sinn spricht man von rationeller Landwirtschaft, rationellem Heilverfahren, rationeller Theologie (s. Rationalismus) etc. -
In der Mathematik heißt eine Zahl rational, wenn sie sich durch die Einheit und aliquote Teile derselben genau ausdrücken läßt, irrational dagegen, wenn dies nicht der Fall ist. Das Verhältnis zweier Größen ist rational, wenn sie kommensurabel (s. d.) sind.
(lat.), ein dem Ephod der jüdischen Hohenpriester nachgebildetes, dem erzbischöflichen Pallium [* 127] (s. d.) ähnliches Schultergewand, bestehend aus zwei scheinbar getrennten Stücken, die durch Spangen oder durch ein stoffliches Ornament zusammengehalten wurden, auf dem das Pektorale (s. d.) befestigt war.
(v. lat. ratio, »die Vernunft«),
in der Theologie die Denkweise, welche in der menschlichen Vernunft ebensosehr das Organ und den Maßstab [* 128] der Religion wie im sittlichen Handeln ihren eigentlichen Inhalt erblickt. Als innerhalb der Kirche anerkannte Denkweise konnte sich der theologische Rationalismus erst auf dem Boden des Protestantismus ausbilden, besonders seitdem in England die sogen. Freidenker (s. Deismus) nicht nur einzelne christliche Dogmen, sondern den Begriff der Offenbarung selbst einer strengen Kritik unterzogen, während die Freigeister (esprits forts) in Frankreich vollends als die wahre Philosophie einen platten Naturalismus zu begründen gesucht hatten.
Anders gestalteten sich die Dinge in Deutschland, wo im sogen. Zeitalter der Aufklärung (s. d.) der ursprüngliche Supernaturalismus (s. d.) der protestantischen Theologie, welcher nur einen formalen, d. h. auf die systematische Darstellung der Dogmen gerichteten, Vernunftgebrauch gestattete, angeregt durch die dogmengeschichtlichen Studien, wie sie Semler (s. d.), die exegetischen, wie sie Ernesti (s. Hermeneutik) und J. D. Michaelis ^[Michaelis 1)] (s. d.) anbahnten, und die allgemein kulturhistorischen Impulse, wie sie von Lessing (s. d.) und Herder (s. d.) ausgingen, zu einer vorurteilslosern Prüfung des Bibelinhalts fortschritt.
Vollendet erscheint dieser theologische Rationalismus erst in Kants Schrift »Die Religion innerhalb der Grenzen [* 129] der Vernunft«, die den Schwerpunkt [* 130] der religiösen Interessen ganz in das sittliche Moment verlegt. In der Folge ward nun die positive Religion mehr und mehr bloß als äußere Handhabe der Moral betrachtet und das eigentlich Religiöse auf wenige abstrakte Sätze zurückgebracht. Gott, Freiheit und Unsterblichkeit waren die Lieblingsideen, um die sich der rationalistische Religionsunterricht und die rationalistische Predigt bewegten. Der hat ein Verstandeschristentum aufgestellt, dem, so ehrlich und treu es gemeint war, doch das Frische, Kräftige, Lebensvolle und Poetische des biblischen Christentums gänzlich ¶
abging. Diesen ins Platte und Triviale ausartenden Rationalismus pflegt man als Rationalismus vulgaris, d. h. ordinären Rationalismus, zu bezeichnen. Über dem Eifer in seiner Verurteilung hat man vielfach vergessen, daß der Emanzipation der weltlichen Kultur von der kirchlichen Führung, wie sie sich im Zeitalter des Rationalismus vollzog, auf protestantischem Boden Notwendigkeit zukam, wie denn auch der Rationalismus den Kern der reformatorischen Frömmigkeit, das sittliche Ideal der Pflichtübung, bewahrt und nach der Seite einer universelle Humanität erweitert hat.
Als die vorzüglichsten Vertreter des wissenschaftlichen Rationalismus sind die Dogmatiker Wegscheider (s. d.) und Bretschneider (s. d.), der durch seine natürliche Wundererklärung epochemachende Exeget H. E. G. Paulus (s. d.) und der Kanzelredner Röhr (s. d.) hervorzuheben. Schleiermacher hat in seiner »Glaubenslehre« den Gegensatz zwischen Rationalismus und Supernaturalismus vor allem durch eine tiefere Erfassung des Begriffs der Religion überwunden.
Vgl. Stäudlin, Geschichte des Rationalismus (Götting. 1826);
Hase, [* 132] Theologische Streitschriften (Jena 1834-36, 3 Hefte);
Rückert, Der Rationalismus (Leipz. 1859);
G. Frank, Geschichte der protestantischen Theologie, Bd. 3 (das. 1875).
In der Philosophie bezeichnet Rationalismus (seit Kant) diejenige Richtung, welche die sogen. »reine Vernunft« (ratio pura) mit Ausschluß jeder, sei es innern, sei es äußern, Erfahrung als einzige Erkenntnisquelle gelten läßt und diese durch jene vollständig ersetzen zu können glaubt. Gegen dieselbe ist Kants ebendeshalb als »Kritik der reinen Vernunft« bezeichnetes Hauptwerk in der Weise gerichtet, daß zuerst der in der allgemeinen, dann in der besondern Metaphysik, und zwar in jedem der drei Teile der letztern, Psychologie, Kosmologie und Theologie, der Kritik unterzogen wird.
Das Ergebnis derselben fällt dahin aus, daß die Schöpfer einer Metaphysik aus »reiner Vernunft«, dergleichen nach ihm Christian v. Wolf (s. d.) und Crusius sind, als »Luftbaumeister« anzusehen seien; aber auch, daß es mit jenen einer Psychologie, Kosmologie und Theologie »aus reiner Vernunft« nicht besser stehe. Nichtsdestoweniger ist der Rationalismus nach Kant in dessen idealistischen Nachfolgern abermals und verstärkt hervorgetreten, hat aber in dem vermessenen Versuch, die gegebene Natur- und Geschichtserfahrung durch rationale Konstruktion aus »Begriffen der reinen Vernunft« überflüssig zu machen, sowohl in der Naturphilosophie (Schellings) als in der Philosophie der Geschichte (Hegels) zu demselben Ergebnis innerlich hohler »Luftgebäude« oder versteckter Entlehnung aus der äußerlich schroff abgewiesenen Erfahrung geführt.
(lat.), s. Rational. ^[= (rationell, lat.), Bezeichnung aller Erkenntnisse, welche durch das reine Denken, also durch ...]
neulat. Name für Regensburg. ^[= # unmittelbare und Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks Oberpfalz, ehedem freie Reichsstadt ...]
(spr. -bonn),
Louis Gustave Fortuné, franz. Schriftsteller, geb. zu Straßburg, [* 133] studierte in Paris und trat um 1853 in die Redaktion des »Journal des Débats«, der er bis 1876 angehörte. Seine erste größere Leistung auf litterarischem Gebiet war eine versifizierte Übersetzung des Dante (Par. 1854-57, 4 Bde.) im Versmaß des Originals (Terzinen), die ihm einen akademischen Preis eintrug. Es folgten kritische und litterarische Versuche, Poesien und ganz besonders Jugendschriften (letztere sowohl unter seinem Namen als unter dem Pseudonym Trim).
Hervorzuheben sind: »Henri Heine« (Par. 1855);
»Impressions littéraires« (1855);
»Au printemps de la vie« (Poesien, 1857);
das Drama »Héro et Léandre« (1859);
»La comédie enfantine« (1860);
»Morts et vivants, nouvelles impressions littéraires« (1860);
»Les figures jeunes« (Gedichte, 1865);
»Auteurs et livres« (1868);
»Les petits hommes« (1868);
»Les petites femmes« (1871) u. a. Auch hat Ratisbonne im Auftrag seines Freundes A. de Vigny dessen nachgelassene Werke: »Les destinées« (philosophische Gedichte, Par. 1864) und »Le [* 134] journal d'un poète« (1867), herausgegeben.
Alpen, s. Graubündner Alpen. ^[= (auch genannt), eine der großen Abteilungen der schweizer. Zentralalpen, ein ...]
Formation, s. Triasformation. ^[= (hierzu Tafel "Triasformation"), die älteste der mesozoischen Formationen, die Dyasformat ...] [* 135]
s. Flußspat. ^[= (Fluorit, Fluß, oktaedrisches Flußhaloid, Fluor), Mineral aus der Ordnung der einfachen Haloidsalz ...] [* 136]
(spr. -noh), kleine Insel im Mittelmeer, vor dem Hafen von Marseille, [* 137] nahe der Insel Pomègue (s. d.) gelegen.
Sprache, s. Romanische Sprachen. ^[= alle diejenigen Sprachen, welche sich als Tochtersprachen des Lateinischen in den der römischen ...]
Portage (spr. -pórtedsch), aufblühender Ort in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, beim Austritt des Winnipegflusses aus dem Wäldersee, mit Sägemühlen.
(Bertramus), Benediktiner von Korvei, gest. 868, nahm an allen dogmatischen Streitigkeiten seines Jahrhunderts hervorragenden und sehr ehrenvollen Anteil;
so richtete er seine Schrift »De corpore et sanguine Domini« (gedruckt Oxf. 1859) gegen die Brotverwandlungstheorie seines Abtes Paschasius Radbertus (s. d.) und schrieb während des Streits der Lateiner mit den Griechen das Buch »Contra Graecorum opposita«. Im Prädestinationsstreit stellte er sich auf die Seite Gottschalks (s. d.).
s. Bohrer, ^[= und Bohrmaschinen (hierzu Tafel "Bohrmaschinen"), Werkzeuge und Maschinen zur Hervorbringu ...] [* 138] S. 151.
(griech. Änigma),
die umschreibende Darstellung eines nicht genannten Gegenstandes, den der Leser oder Hörer selbst auffinden (»raten«) soll. Die Hauptaufgabe eines guten Rätsels besteht darin, daß die ganze Beschreibung, wenn auch ihre einzelnen Teile mehrdeutig sind, doch treffend den Gegenstand bezeichne; es ist um so vollkommener, je schärfer bei aller absichtlichen Dunkelheit die Bezeichnungen sind, und je mehr dabei dem Nachdenken überlassen wird. Man unterscheidet: Buchstabenrätsel, wenn einer oder zwei Buchstaben am Anfang des Wortes verändert werden, während der übrige Teil des Wortes unverändert bleibt (Maus, Haus, Schmaus);
Logogriphen, wenn durch Versetzung der Buchstaben andere Wörter gebildet werden (Bernhardus, Bruder Hans);
Arithmogriphen oder Zahlenrätsel;
Palindrome, wenn das betreffende Wort vor- und rückwärts gelesen einen Sinn geben muß;
Homonymen, wenn ein und dasselbe Wort in verschiedener Bedeutung genommen werden soll;
Scharaden oder Silbenrätsel, wenn erst die einzelnen Silben und dann das Ganze eines mehrsilbigen Wortes bezeichnet werden;
Worträtsel, bei denen gleich das ganze Wort zusammengenommen wird.
Nebenzweige des Rätsels sind: das Bilderrätsel oder der Rebus (s. d.), der sogen. Rösselsprung (s. d.), endlich das Schachrätsel. Das hat seinen Ursprung im Orient, wo es im Altertum nicht selten als Ausdruck höherer Erkenntnis diente, die sich gern in Dunkelheit hüllte. Schon bei den Hebräern spielte es im Volksleben bei ernsten und heiterm Anlässen eine bedeutende Rolle. Dem Joram muß es dazu dienen, das Königtum Abimelechs zu verhöhnen; Simson würzt damit sein Hochzeitsmahl; die Königin von Saba geht mit Salomo an dessen Hof [* 139] einen Rätselkampf ein. Bei den Griechen schloß sich das in den frühsten Zeiten an die Orakelsprüche an und war daher meist in Hexametern abgefaßt. Besonders kam es zur Zeit der Sieben Weisen, die es zu didaktischen Zwecken verwendeten, in Aufnahme, und namentlich soll Kleobulos eine große Anzahl von Rätseln in ¶