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falscher Verstauung der Ladung, wenn der Schwerpunkt [* 2] des Schiffs zu hoch gelegt ist.
falscher Verstauung der Ladung, wenn der Schwerpunkt [* 2] des Schiffs zu hoch gelegt ist.
Joseph, Schriftsteller, geb. zu Friedrichsthal bei Neumark im Böhmerwald, studierte zu Wien [* 3] die Rechte und widmete sich sodann ganz der Litteratur. Nach wechselnden Aufenthalt 1848 in das Frankfurter Parlament gewählt, hielt er sich zur gemäßigten Linken; in der Folge lebte er in Weimar [* 4] und Nürnberg [* 5] und folgte dann einer Berufung als Sekretär [* 6] des Hoftheaters nach Wien, welche Stellung er 1876 mit dem Generalsekretariat des Stadttheaters und später mit dem Direktionssekretariat der Hofoper vertauschte.
Zugleich trat er 1882 in die Redaktion der Wiener Zeitschrift »Die Heimat« ein. Seinem Werk »Aus dem Böhmerwald« (Leipz. 1843; erweiterte Ausg., das. 1851, 3 Bde.),
wodurch er seinen Ruf begründete, folgten eine lange Reihe andrer Romane und Novellen, darunter »Geschichten armer Leute« (Stuttg. 1853);
»Florian« (Leipz. 1853);
»Die Freunde« (Prag [* 7] 1854, 2 Bde.);
»Achtspännig« (Glog. 1856, 2 Bde.);
»Sage u. Leben« (Prag 1854, mit den trefflichen Erzählungen: »Behäbige Menschen« und »Klärchen, die Wirtin von Dreieichen«);
»Hoferkäthchen« (Leipz. 1854);
»Schön Minnele« (das. 1854);
»Ein Dorfbrutus« (Glog. 1861);
»Von Haus zu Haus« (das. 1856);
»Aus Dorf und Stadt« (das. 1860, 2 Bde.);
»Aus meinen Wandertagen« (Wien 1864);
»Steinnelken« (Leipz. 1867);
»Burgei, oder die drei Wünsche« (das. 1865);
»Im Klosterhof« (Stuttg. 1875, 2 Bde.);
»Der Seelenfänger« (das. 1876);
»Das Birkengräflein etc.« (Leipz. 1878);
»Auf Um- und Irrwegen«, Lebensbilder (das. 1880).
Auch im Drama (»Der Herzog von Athen«, [* 8] »Unter fremder Fahne«, »Heidenstück« etc.) hat sich Rank versucht und ein »Wörterbuch der böhmischen und deutschen Sprache« [* 9] (3. Aufl., Prag 1874) herausgegeben. Seine »Ausgewählten Werke« erschienen in 14 Bänden (Glog. 1859-62).
(Cirrus), fadenförmiges einfaches oder verzweigtes Organ an den oberirdischen Teilen der stammbildenden Pflanzen, welches benachbarte Gegenstände spiralig umschlingt und so die Pflanze an ihren Umgebungen befestigt, bisweilen auch unterhalb der befestigten Stelle sich spiralförmig zusammenrollt und dadurch die Pflanze näher an die Stütze heranzieht. Die ist ein umgewandelter Zweig, Blatt [* 10] oder Blattteil und hat daher stets die regelmäßige Stellung, welche diesen Teilen eigen ist. Zu den erstern (Stengelranken) gehört die Ranke des Weinstocks, desgleichen die von Passiflora, während die Ranken der Kukurbitaceen als umgewandelt Vorblätter zu deuten sind. Blattranken finden sich bei vielen Papilionaceen, wo entweder nur die Spitze des gefiederten Blattes rankenförmig wird, oder, wenn die Fiederblättchen fehlschlagen, das ganze Blatt auf eine Ranke reduziert ist. Als umgewandelte Nebenblätter treten die Ranken auf bei Smilax. Pflanzen mit Ranken werden kletternde genannt. Über die Bewegungen der s. Pflanzenbewegungen.
1) Leopold von, ausgezeichneter Geschichtschreiber, geb. zu Wiehe in Thüringen, wurde in Schulpforta erzogen, studierte zu Halle [* 11] und Berlin [* 12] Theologie und Philologie und bekleidete seit 1818 die Stelle eines Oberlehrers am Gymnasium zu Frankfurt [* 13] a. O., widmete sich aber schon damals auch geschichtlichen Studien und bewirkte sogleich durch die ersten Früchte derselben, die »Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535« (Bd. 1, Berl. 1824) und die dazu gehörige Schrift »Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber« (das. 1824; von beiden 3. Aufl., Leipz. 1885), 1825 die Berufung als Professor der Geschichte an die Universität Berlin. 1827 sandte ihn die Regierung nach Wien, Venedig, [* 14] Rom und [* 15] Florenz, [* 16] um in den dortigen Archiven nach historischem Material zu suchen.
Auf dieser vierjährigen Reise entdeckte er die von ihm erfolgreich verwerteten venezianischen Gesandtschaftsberichte. Die Resultate seiner Forschungen legte Ranke nieder in den Werken: »Fürsten und Völker von Südeuropa im 16. und 17. Jahrhundert« (1. Bd.: »Die Osmanen und die spanische Monarchie«, Hamb. 1827, 4. Aufl. 1877);
»Die serbische Revolution« (das. 1829; 3. Aufl. u. d. T.: »Serbien [* 17] und die Türkei [* 18] im 19. Jahrhundert«, Leipz. 1879);
»Über die Verschwörung gegen Venedig 1618« (Hamb. 1831) und »Vorlesungen zur Geschichte der italienischen Poesie« (das. 1837).
In seiner damals begonnenen »Historisch-politischen Zeitschrift« (Bd. 1, Hamb. 1832; Bd. 2, Berl. 1833-36) suchte er durch ein auf Einsicht in die geschichtlichen Vorbedingungen des Staatslebens gebautes Programm den Liberalismus zu bekämpfen. Großen Beifall fand das erste seiner Hauptwerke, zugleich Fortsetzung der »Fürsten und Völker«: »Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrhundert« (Berl. 1834-36, 3 Bde.; 8. Aufl. 1885). Die andre Seite des europäischen Lebens im 16. und 17. Jahrh., die Gründung des Protestantismus, behandelte er in seinem zweiten Hauptwerk, der »Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation« (Berl. 1839 bis 1840, Bd. 1-3; 6. Aufl., Leipz. 1880, 6 Bde.). 1841 zum Historiographen des preußischen Staats ernannt, schrieb er »Neun Bücher preußischer Geschichten« (Berl. 1847-48, 3 Bde.; neue Ausg. als »Zwölf Bücher preußischer Geschichte«, Leipz. 1874, 5 Bde.). Er wandte sich darauf der französischen und englischen Geschichte zu und lieferte die »Französische Geschichte, vornehmlich im 16. und 17. Jahrhundert« (Stuttg. 1852-61, 5 Bde.; 3. Aufl. 1877-79) und »Englische [* 19] Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrhundert« (Berl. 1859 ff., 9 Bde.; 4. u. 3. Aufl. 1877-79),
bei welcher er ebenfalls neueröffnete Quellen benutzte. Ferner erschienen: »Geschichte Wallensteins« (4. Aufl., Leipz. 1880);
»Zur deutschen Geschichte. Vom Religionsfrieden bis zum Dreißigjährigen Krieg« (das. 1869, 3. Aufl. 1888);
»Der Ursprung des Siebenjährigen Kriegs« (2. Aufl., das. 1874);
»Die deutschen Mächte und der Fürstenbund« (das. 1871, 2 Bde.; 2. Aufl. 1876);
»Abhandlungen und Versuche« (das. 1872, 2. Aufl. 1878; neue Sammlung 1888);
»Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen« (das. 1873, 2. Aufl. 1874);
»Ursprung und Beginn der Revolutionskriege 1791 und 1792« (das. 1875, 2. Aufl. 1879);
»Zur Geschichte von Österreich [* 20] und Preußen [* 21] zwischen den Friedensschlüssen zu Aachen [* 22] und Hubertsburg« (das. 1876);
»Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg« (das. 1877-78, 5 Bde.),
woraus als Auszug erschien: »Hardenberg und die Geschichte des preußischen Staats von 1793 bis 1813« (das. 1880-81, 2 Bde.);
ferner: »Friedrich d. Gr.; Friedrich Wilhelm IV. Zwei Biographien« (das. 1878);
»Historisch-biographische Studien« (das. 1878);
»Zur venezianischen Geschichte« (das. 1878);
»Weltgeschichte« (das. 1881-88, 9 Bde.);
»Zur Geschichte Deutschlands [* 23] und Frankreichs im 19. Jahrhundert« (hrsg. von A. Dove, das. 1887).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien seit 1868 zu Leipzig [* 24] in 47 Bänden. Rankes akademische Wirksamkeit (bis 1872), die außer seinen Vorlesungen auch in historischen Übungen bestand, welche er mit den Studierenden anstellte, war eine höchst anregende und fruchtbringende. Aus ¶
diesen Übungen ging die Rankesche Schule hervor, welcher die bedeutendsten Historiker der Gegenwart angehörten. Die von ihm begründeten »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter dem sächsischen Haus« (Bd. 1-3, Abt. 1, Berl. 1837-40) enthielten Arbeiten seiner Schüler. Am ward er in den Adelstand erhoben und nach Böckhs Tod 1867 Kanzler des Ordens pour le mérite. Bei der Feier seines 50 und 60jährigen Doktorjubiläums und 1877) ward er von der deutschen Geschichtswissenschaft als ihr Altmeister verehrt und 1882 zum Wirklichen Geheimrat mit dem Prädikat »Exzellenz« ernannt.
Nachdem er seinen 90. Geburtstag gefeiert, starb er in Berlin. Als Geschichtschreiber nimmt Ranke unzweifelhaft die erste Stelle in Deutschland [* 26] ein. Er besaß einen seltenen Fleiß und Scharfsinn im Auffinden von Quellen und Urkunden sowie im Sichten des von ihnen dargebotenen Materials und methodische Kritik, und sein Sinn für die konkreten Erscheinungen des Lebens, sein zugleich scharfer und tiefer psychologischer Blick, sein fein gebildeter, ästhetischer Sinn geben seinen Darstellungen eine plastische Form von hoher Vollendung. Sein Stil ist mitunter manieriert, selten schwungvoll; aber stets geistvoll und beziehungsreich. Ferner sind seine Werke ausgezeichnet durch ihren weiten Gesichtskreis, der die Geschichte der einzelnen Staaten und Völker immer im Zusammenhang der ganzen Weltgeschichte auffaßt und würdigt.
Vgl. Winckler, Leopold v. Ranke Lichtstrahlen aus seinen Werken (Berl. 1885);
v. Giesebrecht, Gedächtnisrede auf Leop. v. Ranke (Münch. 1887).
2) Friedrich Heinrich, evangel. Theolog, Bruder des vorigen, geb. zu Wiehe in Thüringen, war zuerst Prediger in Rückersdorf bei Nürnberg, dann Dekan und gräflich Giechscher Konsistorialrat zu Thurnau, ward 1840 ordentlicher Professor der Dogmatik zu Erlangen, [* 27] 1841 Konsistorialrat zuerst in Baireuth, [* 28] 1845 in Ansbach, [* 29] 1866 Oberkonsistorialrat in München, [* 30] wo er starb. Er gab außer mehreren Predigtsammlungen und andern Erbauungsschriften »Untersuchungen über den Pentateuch« (Erlang. 1834-40, 2 Bde.) heraus.
Vgl. Rankes »Jugenderinnerungen mit Blicken auf das spätere Leben« (Stuttg. 1876, 2. Aufl. 1886).
3) Karl Ferdinand, Pädagog und Philolog, Bruder der vorigen, geb. studierte in Halle, ward Kollaborator, dann Konrektor, später Direktor des Gymnasiums zu Quedlinburg, [* 31] 1837 als Direktor des pädagogischen Seminars und Professor der alten Litteratur nach Göttingen [* 32] berufen und ging von hier 1842 als Direktor der vereinigten Anstalten des Friedrich Wilhelms-Gymnasiums, der Friedrich Wilhelms-Realschule und der Elisabethschule nach Berlin, wo er starb. Unter seinen philologischen Arbeiten sind zu nennen: »De Hesiodi operibus et diebus« (Götting. 1838);
»De lexici Hesychiani vera origine et genuina forma« (Quedlinb. 1831);
»Pollux et Lucianus« (das. 1831) und besonders seine Schrift »De Aristophanis vita« (Leipz. 1845).
Auch hat er einige Schriftchen über die Geschichte Quedlinburgs, Biographien der Philologen Otfr. Müller (Berl. 1870) und August Meineke (Leipz. 1871) sowie schließlich »Rückerinnerungen an Schulpforte 1814-1821« (Halle 1874) veröffentlicht.
4) Ernst, evangel. Theolog, Bruder der vorigen, geb. zu Wiehe in Thüringen, ward 1840 Pfarrer zu Buchau und 1850 Professor, 1851 Doktor der Theologie zu Marburg; [* 33] starb Er schrieb: »Das kirchliche Perikopensystem« (Berl. 1847),
»Kritische Zusammenstellung der innerhalb der evangelischen Kirche Deutschlands eingeführten neuen Perikopenkreise« (das. 1850) u. a. und hat sich seither durch seine der Itala (s. Bibel, [* 34] S. 882) zugewandten Studien bekannt gemacht. Als Dichter trat er auf mit einer metrischen Übersetzung des Buches Tobias (Bayr. 1847),
»Lieder aus großer Zeit« (Marb. 1871, 2. Aufl. 1875),
»Die Schlacht im Teutoburger Walde« (das. 1875),
»Rhythmica« (Wien 1881) u. a.
5) Johannes, Physiolog und Anthropolog, Sohn von Ranke 2), geb. zu Thurgau, studierte in München, Berlin und Paris, [* 35] habilitierte sich 1861 in München für Physiologie und erhielt 1869 die Professur daselbst. 1886 wurde er zum ordentlichen Professor der Anthropologie, als erster Professor dieses Faches in Deutschland, ernannt. Er schrieb: »Tetanus« (Leipz. 1865, 2. Bd. 1871);
»Grundzüge der Physiologie« (4. Aufl., das. 1881);
»Die Lebensbedingungen der Nerven« [* 36] (das. 1868);
»Die Ernährung des Menschen« (Münch. 1876);
»Das Blut« (das. 1878);
»Beiträge zur physischen Anthropologie der Bayern« [* 37] (das. 1883);
»Der Mensch«, populäre Anthropologie (Leipz. 1886, 2 Bde.).
Auch redigiert er das »Archiv für Anthropologie«, die »Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns« und als Generalsekretär der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft das »Korrespondenzblatt« der letztern.
(Cirripedia), Ordnung der niedern Krebstiere [* 38] (Entomostraca), erinnern in ihrem Äußern stark an Muscheln [* 39] und wurden daher auch früher lange Zeit hindurch zu den Weichtieren gerechnet. Ihr eigentlicher Körper ist nämlich von einer besondern schalenartigen Hülle umgeben, von welcher meist der größte Teil verkalkt ist; zudem sind die Rankenfüßer festgewachsen und zeigen sich als echte Krebse nur in ihren Jugendstadien (s. unten) und in ihrem innern Bau. Kopf, Brust und Hinterleib lassen sich nicht deutlich voneinander unterscheiden, namentlich ist letzterer stark rückgebildet.
Von den Gliedmaßen sind die Fühler und Mundwerkzeuge ebenfalls wenig entwickelt und die Brustfüße, welche sonst bei den Krebsen für die Fortbewegung zu sorgen haben, zu eigentümlichen rankenartigen Gebilden (daher der Name Rankenfüßer) umgewandelt; mit ihnen wird im Wasser ein Strudel erzeugt und so frisches Atemwasser und Nahrung herbeigeführt. Das Nervensystem (Gehirn [* 40] und Bauchstrang) ist vorhanden, ebenso ein oder zwei allerdings sehr verkümmerte Augen. Der Darm [* 41] fehlt nur bei einem Teil der (s. unten).
Von besonderer Wichtigkeit sind die sogen. Zementdrüsen, welche den für die Anheftung der Tiere an ihre Unterlage nötigen Kitt liefern. Herz und Gefäßsystem sind nicht nachgewiesen worden; Kiemen fehlen, wie es scheint, stets. Sehr interessant sind die Geschlechtsverhältnisse. Die Rankenfüßer sind nämlich allgemein Zwitter, nebenbei aber finden sich in manchen Gattungen auf ihrem Körper als Schmarotzer noch (zwei oder mehrere) besondere Männchen, sogen. Zwergmännchen, vor, welche sich mitunter kaum noch als Rankenfüßer zu erkennen geben und im wesentlichen nur aus der Hode und dem Begattungsorgan bestehen.
Über ihre Bedeutung und die Art, wie sie haben entstehen können, ist nichts Näheres bekannt; bei einigen Arten sind übrigens die eigentlichen Rankenfüßer nicht mehr Hermaphroditi, sondern durch den Verlust der männlichen Organe zu Weibchen geworden, mithin auf die Zwergmännchen angewiesen. Die Eier [* 42] werden innerhalb der Schalen befruchtet und bis zur Entwickelung der Embryonen aufbewahrt; letztere schlüpfen als sogen. Nauplius (s. d.) aus, besitzen als solche (gleich den Jugendstadien ¶
der meisten andern Krebse) einen ungegliederten Körper mit drei Beinpaaren und schwärmen eine Zeitlang unter mehrfachen Häutungen im Meer umher. Dann setzen sie sich mit dem Kopfende an allerlei Gegenstände (Pflanzen, Steine, schwimmendes Holz, [* 44] Schiffskiele etc.) fest, wobei aus den Fühlern der Kitt der Zementdrüsen ausströmt, erlangen andre Gliedmaßen (Rankenfüße) und bilden eine Kalkschale aus. Eine besondere Gruppe unter ihnen heftet sich an den Hinterleib von höhern Krebsen an, verliert sämtliche Gliedmaßen, den Darm etc. und besteht dann nur noch aus einem wurstförmigen Schlauch mit Hode und Eierstock; in diesem so sehr weit getriebenen Fall von Schmarotzertum geschieht die Ernährung auf Kosten des Wohntiers, indem der Rankenfüßer durch die Haut [* 45] desselben hindurch eine Menge fadenartiger Fortsätze (sogen. Wurzeln) schickt, welche die Eingeweide [* 46] umspinnen und aus dem Krebsblut die schon verdaute Nahrung für sich auffangen.
Diese Gruppe der Rankenfüßer wird als Wurzelkrebse (Rhizocephala) bezeichnet. Die übrigen Rankenfüßer zerfallen in mehrere Familien. Sehr bekannt sind unter ihnen die sogen. Entenmuscheln (Lepadidae, s. Tafel »Krebstiere«),
deren Kopf in einen langen, biegsamen Stiel ausgezogen ist, und aus denen nach einer im Mittelalter aufgekommenen Sage sich die Bernikelgänse entwickeln sollten (diese wurden daher als Fische [* 47] betrachtet und waren somit eine willkommene Fastenspeise), sowie die Seepocken oder Meereicheln (s. d., Balanidae). Einige Rankenfüßer hausen in der Haut von Waltieren, andre bohren sich in Muschelschalen oder Korallen [* 48] ein. In Brackwasser leben nur vereinzelte Arten, im Süßwasser gar keine. Fossil finden sie sich schon im Jura vor, doch ist erst die Kreide [* 49] und die Tertiärformation [* 50] reich an ihnen.
(ungar. Ránk), Badeort im ungar. Komitat Abauj-Torna, 10 km von Kaschau, mit einem sehr merkwürdigen, im J. 1874 von Zsigmondy gebohrten artesischen Brunnen [* 51] von 404 m Tiefe, aus dem das Wasser, ein alkalisch-muriatischer Eisensäuerling, in periodischen Zwischenräumen von etwa 12 Stunden, ähnlich den isländischen Geisern, 7 Minuten lang bis zu einer Höhe von 18 m emporsprudelt. Die Therme hat eine Temperatur von 22° C., ist milchfarbig, schmeckt vor der Eruption säuerlich, während derselben hingegen salzig, exhaliert dabei eine bedeutende Menge von Kohlensäure und wird bei chronisch-katarrhalischen Erkrankungen des Schleimhautsystems mit Erfolg benutzt.
(spr. rânkin), William John Macquorn, Ingenieur, geb. zu Edinburg, [* 52] studierte daselbst, bildete sich dann zum Ingenieur unter der Leitung seines Vaters und Sir John Mac Neills, lehrte mehrere Jahre als Professor des Ingenieurwesens und der Mechanik in Glasgow [* 53] und war der erste Präsident des Schottischen Ingenieurvereins. Er machte sich zuerst bekannt durch seine Arbeiten über die Wärme [* 54] und die Theorie der Motoren, förderte auch in der Folge die mechanische Wärmetheorie durch mehrfache Untersuchungen und lieferte außerdem physikalische Arbeiten über die Erhaltung der Kraft [* 55] und über das Licht. [* 56] Er starb Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Manual of applied mechanics« (10. Aufl., Lond. 1882);
»Manual of the steam-engine and other prime movers« (11. Aufl. 1884);
»Manual of civil engineering« (16. Aufl. 1884; deutsch von Kreuter, Wien 1880);
»Useful rules and tables« (6. Aufl. 1882);
»Ship-building« (1869);
»Manual of machinery and millwork« (6. Aufl. 1887).
Eine Auswahl aus seinen »Miscellaneous scientific papers« gab Tait heraus (1880).
(Gerstenkorn), alter Name für eine beim Schwein [* 57] vorkommende Milzbrandform mit Bildung von anfangs hellen, dann violett und schwarz werdenden Blasen auf der Maulschleimhaut bei gleichzeitigem hochgradigen Allgemeinleiden, raschem Verlauf, meist tödlichem Ausgang.
Marktflecken in Vorarlberg, Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, an der Mündung des Laternser Thals in das Rheinthal und der Staatsbahnlinie Feldkirch-Bregenz, hat lebhafte Industrie (Baumwollspinnerei, Bleicherei, Papierfabrikation [* 58] etc.) und (1880) 2481 Einw. In der Nähe die Landesirrenanstalt Valduna. Rankweil hieß früher Vinomna und hatte schon im 7. Jahrh. eine Reichsmalstätte, später ein kaiserliches Landgericht.
Von Rankweil aus wird am besten der aussichtsreiche Hohe Freschen (2001 m) bestiegen.
s. Ran. ^[= (Runn), großer Salzmorast im westlichen Ostindien, östlich von der Indusmündung, zwischen ...]
(Distelindianer), Indianerstamm im südlichen Argentinien, etwa 10,000 Seelen stark, haust namentlich, ohne feste Grenzen, [* 59] am Rio Salado [* 60] und wurde in der letzten Zeit berühmt durch seine erfolgreichen Kämpfe gegen die Argentinische Republik. [* 61] Die Ranquele sind erst nach der spanischen Besiedelung von W. in die Pampas eingewandert; ihre körperliche Erscheinung gleicht jener der Pampasindianer, Patagonier und Araukaner, denen sie sich auch in Bezug auf Kleidung anschließen.
Vielweiberei herrscht bei ihnen; alte Frauen werden totgeschlagen. Die Ranquele betreiben ausgedehnte Rinder- und Pferdezucht [* 62] und sind sehr verwegene Reiter. Nahrung gewähren ihnen zunächst ihre zahlreichen Stutenherden; außerdem lassen sie durch ihre Sklaven Maisbau treiben, und die Pampas liefern Strauße, Rehe, Guanakos, Hasen. Ihren Stammesgenossen verhandeln sie gegen Pferde, [* 63] Vieh oder Straußfedern die im N. gefangenen Sklaven, während sie von den Argentinern Silber, Branntwein, Wein, Zucker [* 64] eintauschen.
Die Ranquele sind ausgezeichnete Silberschmiede, und die Frauen verstehen es, schön gefärbte Wollenstoffe anzufertigen. Wenn auch einige Häuptlinge sich haben taufen lassen, so sind die Ranquele doch noch vollständige Heiden, welche einen guten und einen bösen Geist (Gualitschu) verehren; dem erstern werden Trankopfer gebracht, für den letztern alte Weiber geschlachtet. Sie haben keine Priester und glauben an ein andres Leben in Form einer Seelenwanderung. An der Spitze dieser Raubnomaden steht ein Kazike mit beschränkter Gewalt. Mit den Argentinern sind die in fortwährende Fehden verwickelt, und die Zahl der unter ihnen lebenden, von jenen erbeuteten Sklaven (meist Frauen) wird nach Tausenden geschätzt.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, [* 65] Kreis [* 66] Unterwesterwald, am Montabaurer Wald und an der Linie Engers-Siershahn der Preußischen Staatsbahn, hat (1885) 1163 meist kath. Einwohner und ist Mittelpunkt des sogen. Kannenbäckerlandes (s. d.) und seiner Thonwarenindustrie.
(spr. rännters, »Schwärmer, Schreier«),
schwärmerische, radikal-religiöse Partei in England unter Cromwell;
seit 1820 auch ein schwärmerischer Auswuchs des Methodismus.
(Rantzow), altes adliges Geschlecht in Dänemark, [* 67] Holstein und Mecklenburg, [* 68] blüht gegenwärtig in den drei Linien: Rastorff, die 1727, Breitenburg, die 1728, und Schmoel und Hohenfelde, die 1650 in den deutschen Reichsgrafenstand erhoben wurde. Die erstere teilt sich wieder in den ältern Zweig (Rantzau-Ascheberg oder Oppendorff), repräsentiert durch den Grafen Christian von Rantzau, geb. und den jüngern Zweig, dessen ¶
Haupt Emil von ist, geb. Sohn des 1857 verstorbenen Gouverneurs von Lauenburg, [* 70] Grafen Christian von Rantzau. Auch die Linie Schmoel und Hohenfelde zerfällt in einen ältern u. jüngern Ast.
Vgl. »Das Haus Rantzau. Eine Familienchronik von Karl v. Rantzau aus dem Haus Neese oder Panker« (Celle [* 71] 1865).
Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Johann von, geb. ward, hingerissen von Luthers Verteidigung auf dem Reichstag zu Worms, [* 72] einer seiner eifrigsten Anhänger und ein vorzüglicher Beförderer der Reformation in Dänemark, focht für Friedrich I. von Dänemark in der Grafenfehde sowie gegen die Dithmarschen und stellte in Norwegen, [* 73] wo er den eingefallenen Christian II. mehrere Male schlug, die Ruhe wieder her;
starb Sein Sohn Heinrich, Graf von Rantzau, geb. Statthalter in Schleswig [* 74] und Holstein, hat sich namentlich als Freund und Beförderer der Wissenschaft bekannt gemacht und selbst mehrere geschichtliche Abhandlungen in lateinischer Sprache veröffentlicht;
starb Dessen Sohn Geert, Graf von Rantzau, war ebenfalls Statthalter in den Herzogtümern und zeichnete sich als Feldherr im Kalmarkrieg aus;
2) Daniel, Graf von, geb. 1529, studierte in Wittenberg, [* 75] nahm unter Karl V. Kriegsdienste und machte dann verschiedene größere Reisen. Nach der Rückkehr in die Heimat wohnte er den Feldzügen Friedrichs II. von Dänemark gegen die Dithmarschen und gegen Schweden bei, schlug an der Svarteraar in Halland mit 4000 Mann 25,000 Schweden in die Flucht, unternahm 1567-68 einen Feldzug nach Schweden und blieb bei der Belagerung von Warburg
3) Josias, Graf von, geb. trat jung in schwedische Kriegsdienste und kam 1635 im Gefolge des Kanzlers Oxenstierna nach Paris. Von Ludwig XIII. zum Maréchal de Camp ernannt, wohnte er mehreren Feldzügen in Flandern und Deutschland unter den Herzögen von Orléans [* 76] und Enghien bei und verlor bei der Belagerung von Arras [* 77] (1640) ein Bein. Trotzdem erhielt er 1643 den Oberbefehl über die französische Armee übertragen, verlor aber (24. Nov.) die Schlacht bei Tuttlingen. [* 78] 1645 befehligte er das Heer in den Niederlanden und nahm Kassel; [* 79] er wurde dafür, nachdem er zum Katholizismus übergetreten, zum Marschall von Frankreich ernannt. In den Jahren 1647 und 1648 bemächtigte er sich aller Seeplätze von Flandern. Er starb
4) Christian Detlev, Graf von, geb. 1670, kam wegen eines Streits mit dem König von Preußen in Gefangenschaft nach Spandau, [* 80] aus der er erst 1720 auf kaiserliche Vermittelung frei ward, und während welcher sein Bruder Wilhelm Adolf, Graf von Rantzau, geb. 1688, Besitz von der Grafschaft genommen hatte. Als derselbe hierauf durch den Kaiser gezwungen ward, sie wieder an Christian abzutreten, ließ er diesen 1721 meuchlings ermorden. Der König von Dänemark hielt deshalb Wilhelm Adolf lebenslänglich im Schloß Aggerhus gefangen und setzte sich ungeachtet des kaiserlichen Verbots in den Besitz der Grafschaft. Die Allodialgüter fielen an die Schwester der beiden Grafen.
(lat.), s. Fröschleingeschwulst. ^[= eine annähernd kugelförmige Cystengeschwulst unter der Zunge, welche aus einem dünnen ...]
L. (Hahnenfuß, Butterblume, Ranunkel), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, meist ausdauernde Kräuter mit scharfem, mehr oder weniger giftigem Saft, ungeteilten oder (häufig handförmig) geteilten Blättern, einzeln endständigen, gelben oder weißen, glänzenden Blüten und kurz gespitzten Schließfrüchtchen: Etwa 160 Arten, meist in den gemäßigten und kältern Klimaten der nördlichen Erdhälfte (45 in der deutschen Flora). Mehrere Arten bilden einen hervorragenden Bestandteil der Wiesenflora, in welcher sie sich durch ihre leuchtend gelben Blüten bemerkbar machen, während der Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis L.) mit seinen weißen Blüten stehende und fließende Gewässer schmückt.
Seine untergetauchten Blätter sind haarförmig zerteilt, die schwimmenden, wenn überhaupt vorhanden, nierenförmig, drei- bis fünflappig. Als besonders scharf gilt der Giftranunkel (Froschpfeffer, Ranunculus sceleratus L.), mit hohlem, kahlem Stengel, [* 81] untern dreiteiligen Blättern mit rundlichen oder verkehrt-eiförmigen, vorn kerbig eingeschnittenen Abschnitten, obern dreizähligen Blättern, behaarten Blütenstielen und zurückgeschlagenem Kelch. Er wächst an feuchten Stellen, in Gräben und Sümpfen in Europa [* 82] und Nordasien und war früher offizinell.
Auch die auf Äckern als Unkraut wachsenden Ranunculus arvensis L. und Ranunculus Thora L., auf Bergwiesen und in Bergwäldern Süddeutschlands und der Schweiz, [* 83] in Frankreich, Ungarn [* 84] und Oberitalien, [* 85] sind sehr scharf. Aus letzterer Art wurde in früherer Zeit ein sehr wirksames Pfeilgift bereitet.
Von Ranunculus acer L., auf Wiesen, in feuchten Wäldern und Gebüschen, und von Ranunculus repens L., auf Wiesen, werden gefüllte Varietäten (Goldknöpfchen) in Gärten als Zierpflanzen gezogen. Besonders aber ist Ranunculus asiaticus L. (Gartenranunkel), aus Griechenland [* 86] und dem Orient, mit zottigem Stengel und Blättern und großen, gelben, weißen oder roten, auch bunten und gefüllten Blüten, seit etwa 300 Jahren als Zierpflanze sehr beliebt und wird durch Knöllchen (Klauen) fortgepflanzt. Am geschätztesten ist die türkische Ranunkel (römische, Turbanranunkel), welche zur Topf- und Freilandkultur benutzt wird. Einige niedrige Arten mit verhältnismäßig großen Blüten wachsen in der arktischen Region und auf den höchsten Gebirgen fast der ganzen Welt. Ranunculus Ficaria, s. Ficaria.
(Ranunkelgewächse, Hahnenfußgewächse), dikotyle Familie aus der Ordnung der Polykarpen, meist Kräuter mit wechselständigen, seltener gegenständigen, am Grund mehr oder weniger scheidenförmigen, meist handförmig gespaltenen oder geteilten, selten ganzen Blättern ohne Nebenblätter und mit vollständigen, bisweilen durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, regelmäßigen oder zygomorphen Blüten, welche entweder einzeln, endständig und dann oft mit einem Involukrum umgeben, oder in Cymen angeordnet sind.
Der Kelch besteht aus 3-6 grünen oder blumenartig gefärbten, freien Blättern mit dachziegelförmiger oder klappiger Knospenlage. Die Blumenblätter stehen auf dem Blütenboden meist in gleicher Anzahl und abwechselnd mit den Kelchblättern, bisweilen in größerer Anzahl und nicht abwechselnd; sie sind einander gleich oder ungleich, genagelt, bald flach, bald an der Basis röhrenförmig oder kapuzen- oder sackförmig bis gespornt oder zweilippig, in letztern Fällen mit Nektarium in der Vertiefung; bisweilen fehlen sie.
Die zahlreichen Staubgefäße [* 87] stehen auf dem Blütenboden meist in einer Spirale. Jede Blüte [* 88] enthält mehrere einblätterige, mit pfriemenförmigem Griffel und einfacher Narbe versehene Fruchtknoten, entweder in mäßiger Anzahl und dann quirlständig und mit mehreren anatropen Samenknospen in zwei Reihen an der Bauchnaht, oder in großer Anzahl und dann spiralig übereinander auf einem halbkugeligen oder verlängerten, cylindrischen Blütenboden und gewöhnlich nur mit ¶
einer aufrechten oder hängenden Samenknospe. Im letztern Fall sind die Früchte einsamige Achenien, im erstern mehrsamige, freie oder in der Mitte verwachsene, an der Bauchnaht mit einer Längsspalte aufspringende Kapseln, [* 90] seltener Beeren. Die Samen [* 91] enthalten ein horniges Endosperm, in dessen Basis der sehr kleine, gerade Keimling liegt.
Vgl. De Candolle, Ranunculacae, in »Prodromus«, Bd. 1. Die Familie zählt gegen 1200 Arten und ist zwar über die ganze Erde verbreitet, in der größten Artenzahl aber in den gemäßigten und kältern Gegenden der nördlichen Halbkugel, sehr reichlich in Europa vertreten.
Sie enthalten zum Teil giftige Bestandteile, besonders die Arten von Helleborus, Aconitum u. a. Mehrere Arten von Clematis, Anemone, Ranunculus, Delphinium, Aconitum und Paeonia sind beliebte Zierpflanzen unsrer Gärten.
1) ehemals reichsunmittelbare Grafschaft in Holstein, gehörte bis 1640 zu Pinneberg und fiel 1726 an Dänemark.
Sie hatte ein Areal von 248 qkm (4,5 QM.) und Elmshorn [* 92] zum Hauptort. - 2) Schloß mit Amtsgericht, s. Barmstedt.
in der Jägersprache vom vierläufigen Raubhaarwild s. v. w. sich begatten.
Bezeichnung des üblen Geruchs und Geschmacks, den die Fette nach kürzerer oder längerer Zeit annehmen.
Unter dem Einfluß fäulnisfähiger pflanzlicher oder tierischer Stoffe zersetzen sich die Fette;
es werden flüchtige Säuren gebildet, und diese verursachen deren Geruch und Geschmack. Je reiner die Fette sind, um so weniger leicht werden sie S. Fette.
(franz. rançon), Lösegeld, mit welchem Kriegsgefangene ehemals losgekauft wurden;
auch das Lösegeld für gekaperte Schiffe; [* 93]
Ranzionierungsvertrag (Loslassungsvertrag), der hierüber zwischen dem Kaper und dem Kapitän des gekaperten Schiffs abgeschlossen Vertrag;
Ranzionierungsbillet (Billet de rançon, Ransom bill), die darüber aufgenommene Urkunde.
Für Kriegsgefangene bestimmte die Höhe des Lösegeldes ehemals der Sieger, doch wurde später durch besondere Kartellverträge die Ranzion für die verschiedenen Grade festgesetzt. Ein Vertrag zwischen Österreich und Schweden von 1642 setzte z. B. als Ranzion für Generale 30,000, für Obersten 1000, Rittmeister 200, Kapitäne 150, Reiter 6, Musketiere 4, Marketender 30 Thlr. fest, und ein 1780 zwischen England und Frankreich abgeschlossener Vertrag stellte den französischen Vizeadmiral; den englischen en chef kommandierenden Admiral, den Marschall von Frankreich oder englischen Feldmarschall gleich 60 Matrosen oder gemeinen Soldaten. Für den Gemeinen wurde 1 Pfd. Sterl. u. s. f. nach dem Range gezahlt. Seit den Revolutionskriegen kam die Ranzion außer Gebrauch, indem Gefangene nur gegen Gefangene ausgewechselt wurden. Ranzionieren, loskaufen, einen Kriegsgefangenen durch Auswechselung befreien; sich selbst ranzionieren, aus der Kriegsgefangenschaft entweichen.
l'Etape (spr. rang letapp), Stadt im franz. Departement Vogesen, Arrondissement St.-Dié, an der Meurthe, die hier die Plaine aufnimmt, Station der Eisenbahn Lunéville-St.-Dié, mit Eisengießerei, [* 94] Fabrikation von Strohhüten, Sieb- und Töpferwaren, Holzhandel und (1881) 3610 Einw. Raon l'Etape wurde von Franctireurs besetzt, nach heftigem Gefecht aber deutscherseits genommen.
Rochette (spr. ra-ul roschett), s. Rochette. ^[= (spr. -schett), Raoul, franz. Archäolog und Geschichtschreiber, geb. 9. März 1789 zu St.-Amand ...]
gesättigte Sole des Elton (s. d.). ^[= # (Jalton-Nor, "goldener See"), der bedeutendste und wichtigste Salzsee Rußlands, liegt ...]
Insel, s. Oparo. ^[= Insel im Stillen Ozean, zur Tubuaigruppe gehörig, 42 qkm groß mit 100 Einw., wurde ...]
(lat.), Raubvögel. ^[= (hierzu Tafel "Deutsche Raubvögel"), Ordnung der Vögel, große, kräftig ...] [* 95]
(lat.), Raubtiere, [* 96] auch eine Ordnung (Fleischfresser) der Beuteltiere [* 97] (s. d.).
(spr. -patzki), Winzenz, poln. Dichter und Schauspieler, geb. 1840 zu Lipno, durchlief das Gymnasium in Plozk, besuchte 1858 die Theaterschule zu Warschau, [* 98] trat dann in Lemberg [* 99] und Krakau [* 100] auf und ist seit 1870 Mitglied des Warschauer Nationaltheaters.
Unter seinen historischen Schauspiele: »Wit Stwosz« (1874),
»Kopernik«, »Acernus« (1879) und »Pro honore domus« (1880) gehört das erstgenannte zu den besten polnischen Dramen.
Fluß im nordamerikan. Staat Virginia, entsteht 65 km oberhalb Fredericksburg aus der Vereinigung der auf der Blue Ridge entspringenden Flüsse [* 101] Rapidan und North Fork, fließt südöstlich und mündet 140 km unterhalb der genannten Stadt in die Chesapeakebai des Atlantischen Ozeans. Er ist von Fredericksburg an auch für größere Schiffe fahrbar.
Die Ufer des Rapahánnock waren in dem Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 der Schauplatz vieler Gefechte.
Stadt in der ital. Provinz Genua, [* 102] Kreis Chiavari, an der gleichnamigen Bucht des Golfs von Genua und an der Eisenbahn Genua-Spezia, in reizender Lage, als klimatischer Winterkurort benutzt, hat ein Kastell, eine interessante Hauptkirche (ehemals Pallastempel), ein Gymnasium mit Konvikt, eine nautische Schule, einen Hafen, Schiffbau, Thunfischfang und Korallenfischerei, Fabrikation von Seife und Spitzen, lebhaften Handel und (1881) 2625, als Gemeinde 10,179 Einw. -
ist eine der ältesten Städte Liguriens und hieß früher Tigullia. Hier Seesieg der Venezianer unter Peter Loredano über die Genuesen. In der Nähe die berühmte Wallfahrtskirche Madonna di Montallegro.
s. Osterinsel. ^[= (Waihu), Insel in Ozeanien, östlich vom Archipel der Tuamotuinseln, 118 qkm (2,14 ...]
(lat.), raubsüchtig, in der komischen Dichtung häufig als Eigenname gebraucht.
(lat.), Raubgier, Raffsucht.
eine Sorte Schnupftabak, s. Tabak. ^[= (Nicotiana Tourn.), Gattung aus der Familie der Solanaceen, ein-, seltener mehrjährige, häufig ...] [* 103]
Maler, s. Raffael. ^[= (eigentlich R. Santi, irrtümlich Sanzio), der größte Meister der neuern Malerei, geb. 6. ...]
St., von dem Komitee zum Schutz deutscher katholischer Auswanderer (gegründet 1868) 1871 gestifteter Verein, welcher für die Bedürfnisse der Auswanderer zu sorgen sich zur Aufgabe macht und zunächst besondere Seelsorgstellen für die Auswanderer in Einschiffungshäfen zu gründen bezweckt.
(lat.), Pflanzengattung, s. Rettich. ^[= # ( L.), Gattung aus der Familie der Kruciferen, ein- oder zweijährige, aufrechte, verzweigte ...]
(griech., Naht), in der Botanik ein Teil der Samenknospen (s. d.).
(Rapheling), Franz, Gelehrter und Buchdrucker, geb. zu Lanoy bei Ryssel, erlernte in Nürnberg die Kaufmannschaft, widmete sich dann zu Paris den Wissenschaften, ward Lehrer der griechischen Sprache zu Cambridge, kehrte jedoch bald in seine Heimat zurück und beteiligte sich 1565 infolge seiner Heirat mit Margarete Plantin an der Buchdruckerei ihres Vaters zu Antwerpen. [* 104] 1586 übernahm er ein Zweiggeschäft derselben zu Leiden, [* 105] hier zugleich als Professor der hebräischen und arabischen Sprache an der Universität wirkend, und starb daselbst Ihm besonders verdankt man die große Korrektheit der Plantinschen Drucke, namentlich die »Biblia polyglotta« (1559-72, 8 Bde.). Er schrieb unter anderm eine hebräische Grammatik, ein chaldäisches und ein arabisches Wörterbuch, das 13 Auflagen erlebte. Seine Söhne Franz und Justus, gleichfalls tüchtige Kenner der alten Sprachen, führten die Druckerei fort. ¶
Comm. (Nadelpalme), Gattung aus der Familie der Palmen, [* 107] niedrige Bäume mit starkem, unbewehrtem, geringeltem Stamm, sehr großen, aufrechten, gefiederten, mit Stacheln besetzten Blättern, ebenfalls sehr großen, mehrjährig sich entwickelnden, vielverzweigten Blütenständen, welche aus der Blattkrone herabhängen, grünlichen oder rotbraunen, monözischen Blüten und einsamigen, mit dachziegelförmigen Schuppen bedeckten und in eine Spitze endigenden, oliven- oder zimtbraunen Früchten von der Größe eines Hühnereies. Sie bewohnen niedrige, sumpfige Gegenden an den Küsten oder nahe den Mündungen großer Ströme im Bereich der Gezeiten.
Raphia vinifera P. de B., im äquatorialen Westafrika, auf Madagaskar, [* 108] den Maskarenen und in Polynesien, ein großer Baum mit 18 m langen Wedeln, liefert Material zum Dachdecken, zu Körben, Jalousien, Flechtwerk, Geweben, Nutzholz und einem Palmwein (Bourdon). Varietäten dieser Art:
Raphia taedigera Mart. (Jupati) und Raphia nicaraguensis Örst., finden sich auch in Mittelamerika und Brasilien, [* 109] wohin sie vielleicht vor Menschengedenken gebracht worden sind. Die Jupatipalme an den der Flut ausgesetzten Ufern des untern Amazonenstroms besitzt einen 2,5 m hohen Stamm, welcher tief hinab mit den stehen bleibenden, scheidenförmigen Basen abgefallener Blattstiele und mit den zahlreichen stachligen Fortsätzen, welche davon ausgehen, bekleidet ist, und trägt eine prachtvolle, über 20 m hohe Blattkrone von mehr als 12 m Durchmesser.
Die einzelnen Blätter werden über 15 m lang (vielleicht die größten Blätter des Pflanzenreichs) und die Fiederblättchen 1,25 m. Der Blattstiel, von 10-12 cm Durchmesser und 4-5 m Länge, liefert in der gehaltenen, festen äußern Haut Material zu Körben und Jalousien; das fast korkartige Innere wird zu Latten zerspalten und zu Stöpseln benutzt. Die Oberhaut mit den starken Bastbündeln der Fiedern bildet den Raphiabast, der zu Flechtwerken und namentlich auch in der Gärtnerei als Bindematerial und zum Okulieren [* 110] benutzt wird. Er ist hellgelb, zäh, geschmeidig, etwas elastisch und besitzt eine höchst bedeutende Zerreißungsfestigkeit. Auch aus Westafrika und von Madagaskar kommt Raphiabast in den Handel.
Raphia Ruffia Mart., an der tropischen Küste Ostafrikas und auf Madagaskar, wird zur Sagogewinnung kultiviert.
(griech.), s. Kristallschläuche. ^[= in der Pflanzenanatomie schlauchartige Zellen, die als wesentlichen Inhalt Kristalle führen. ...]
(spr. rafu), Städtchen in der irischen Grafschaft Donegal, südwestlich von Londonderry, hat eine Kathedrale, eine Lateinschule und (1881) 986 Einw.
(lat.), reißend schnell;
Rapidität, Ungestüm;
Rapiden (engl. Rapids), Stromschnellen.
(Rappier, franz. rapière), Waffe zum Erlernen des Hiebfechtens (s. Fechtkunst). [* 111]
mit dem Rapier fechten;
schaben, besonders Fleisch oder Speck aus Sehnen etc. ausschaben.
s. Lapilli. ^[= (lat., "Steinchen", fälschlich ), blasige oder poröse Schlackenstückchen, ...]
Mario, ital. Dichter, geb. 1843 zu Catania, früher am Lyceum, jetzt an der Universität seiner Vaterstadt als Professor angestellt, hat sich vornehmlich als philosophischer und Reflexionspoet einen Namen gemacht. Seine beiden Hauptwerke in dieser Richtung sind: »La Palingenesi« (1868) und »Lucifero« (1877). Das erstere der beiden Werke, die sich als geschichtsphilosophische Dichtungen bezeichnen lassen, verfolgt die Phasen der Entwickelung des Menschheitslebens, als deren Marksteine der Dichter das Heidentum, das Kreuz, [* 112] den Streit der Päpste und der Kaiser, die Kreuzzüge, Luther, die Knechtung der Völker und den Krieg, die Revolutionen, Italien [* 113] und Pius IX. und die Zukunft hinstellt. Im »Lucifero« beschäftigt er sich nach einer kurzen die Vorzeit umfassenden, in mythischer Form gehaltenen Einleitung mit dem Völkerleben der Neuzeit, namentlich mit dem großen deutsch-französischen Völkerkampf von 1870/71 und den neuesten Geschicken Italiens. [* 114] Außerdem veröffentlichte ein Drama in Versen: »Manfred«, die Gedichtsammlungen: »Ricordanze« (1872, 3. Aufl. 1881) und »Poesie religiose« (1887),
die Trilogie »Giobbe« (1884) und einen Band [* 115] »Studien« unter dem Titel: »Catullo e Lesbia«. Auch lieferte er Übersetzungen des Catull und des Lucrez und gab eine Auswahl seiner Gedichte (»Versi scelti e riveduti«, 1888) heraus.
Flecken in der ital. Provinz Siena, an der Eisenbahn Empoli-Chiusi, mit (1881) 1100 Einw. und sechs gut besuchten Schwefelthermen von 39° C.
Flecken in der ital. Provinz Potenza, Kreis Melfi, am Monte Vulture, hat eine mittelalterliche, beim Erdbeben [* 116] von 1694 großenteils zerstörte Kathedrale und (1881) 3246 Einw.
(gelbe Rapunzel), s. v. w. Oenothera ^[= L. (Nachtkerze), Gattung aus der Familie der Onagraceen, ein- oder mehrjährige Kräuter mit ...] biennis.
Salomo Jehuda (Löb), jüd. Gelehrter, geb. zu Lemberg, veröffentlichte von 1829 ab in der Zeitschrift »Bikkure haittim«, dann in »Kerem chemed« die Biographien hervorragender mittelalterlicher Rabbiner, ward 1837 als Rabbiner nach Tarnopol, 1840 nach Prag berufen, wo er starb. Von Rapoports übrigen Arbeiten nennen wir, abgesehen von der unvollendeten talmudisch-rabbinischen Encyklopädie (»Erech millin«, Prag 1852, Bd. 1): »Gutachten über die Beschneidung« (Frankf. 1844);
»Sch'ne hameoroth« (hrsg. von Steinschneider, Berl. 1847);
»Einleitung zu den Rechtsgutachten der Geonim« (hrsg. von Cassel, das. 1848).
Auch versuchte er sich als hebräischer Dichter und übertrug Racines »Esther« ins Hebräische. Sein Leben beschrieb A. Kurländer (2. Aufl., Pest 1869).
1) Georg, Stifter der religiösen Gemeinschaft der Harmoniten (Harmonisten) in Nordamerika, [* 117] geb. 1770 im Württembergischen, wanderte 1803 mit Gleichgesinnten zur Herstellung einer nach dem Vorbild der apostolischen Kirche organisierten kirchlichen und bürgerlichen Gemeindeverfassung nach Amerika [* 118] aus, wo er 1804 bei Pittsburg eine Kolonie gründete, unter deren Bewohnern völlige Gleichheit, Gütergemeinschaft und Ehelosigkeit herrschten. 1823 verkaufte er die 1814 erbaute Stadt Harmony in Indiana an Robert Owen und gründete am rechten Ufer des Ohio die Kolonie Economy, die jetzt Hauptsitz der Harmoniten und Residenz des als Prophet und Diktator anerkannten Rapp wurde.
Jede Familie erhielt ein Haus mit Garten; [* 119] jeder Erwachsene aber mußte im Sommer 12, im Winter 14 Stunden auf dem Feld oder in den Manufakturen arbeiten. So ward die Gesellschaft bald ausschließlich ein Verein für industrielle Zwecke und Betreibung des Ackerbaues. Schweren Schaden erlitt sie durch den Betrüger Bernhard Müller, welcher sich unter dem Namen Proli oder Graf Leon 1831 an Rapp anschloß, ihn dann aber mit 300 Anhängern verließ. Rapp, dessen Kolonie von Jahr zu Jahr zusammenschmolz, starb Sein Nachfolger als Oberhaupt der Harmoniten ward der Kaufmann Becker.
Vgl. Wagner, Geschichte der Harmoniegesellschaft (Vaihingen 1833);
v. Bonnhorst, Der Abenteurer Proli (Frankf. 1834);
Nordhoff, Communistic societies of the United States (Lond. 1875);
Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Tübing. 1877). ¶