Ein zweites
Bild ist unter dem
Namen derMadonna aus dem
HausAlba
[* 5] bekannt, jetzt in
Petersburg.
[* 6] Ein andres
kleines Madonnenbild ist jenes mit dem schlafenden
Kind, vor welchem der kleine
Johannes mit gefalteten Händchen und mit dem
Kreuzchen verehrend kniet, jetzt im
Louvre, als die
Madonna mit dem
Diadem bekannt. Ein größeres Altarbild, um 1512 gemalt,
ist unter dem
Namen der
Madonna di
Foligno bekannt, ursprünglich über dem Hauptaltar der
KircheAra Celi
auf dem
Kapitol, jetzt im
Vatikan aufgestellt, eine der großartigsten
Schöpfungen Raffaels.
Maria sitzt auf einem
Thron
[* 10] und hält das auf ihrem
Schoße stehende Christuskind, welches das Händchen in das
Buch des rechts
stehenden St.
Hieronymus legt, während von der andern Seite der
Engel herkommt, welcher den jungen
Tobias
mit dem
Fisch herbeiführt.
Eins der herrlichsten
Bilder Raffaels aus seiner spätern römischen Zeit (um 1516 vollendet) ist
die heil.
Cäcilia, für eine
Kapelle in
San Giovanni in
Monte zu
Bologna gemalt, jetzt in der
Pinakothek daselbst.
Maria, bis zu den
Knieen sichtbar, sitzt in einem
Sessel und umfaßt mit beiden
Armen das auf ihrem
Schoße sitzende Christuskind,
gegen welches sie das reizend schöne
Haupt neigt; rechts
Johannes mit dem Kreuzchen. Für den König
Franz I. von
Frankreich
ist das lebensgroßeBild des
ErzengelsMichael gemalt, wie er auf dem niedergeschmetterten
Satan steht und
mit beiden
Händen die
Lanze zum
Stoß erhebt. Für denselben
Fürstenward ein andres
Bild, die sogen. große
heilige Familie,
gemalt: Maria, sich im Sitzen vorneigend, faßt unter den
Armen das ihr aus der Wiege entgegenspringende Christuskind;
Wie die meisten großen Künstler der Renaissance, hatte auch die Architektur, in welcher ihn Bramante unterrichtet, in seinen
Kreis
[* 17] gezogen. Von Bramante zum Architekten der St. Peterskirche empfohlen, mußte er einen Plan, einen Kostenüberschlag und
ein Modell liefern, welches angenommen wurde. Indessen ward unter Raffaels Leitung nur der Unterbau begonnen.
Dagegen soll er den von Bramante begonnenen Hof
[* 18] von San Damaso im Vatikan vollendet haben. Außerdem fertigte er auch mehrere
Pläne zu Privatgebäuden in Rom, von denen sich jedoch keins ganz oder unverändert erhalten hat.
Auch in Florenz sollen einige Gebäude nach seinem Plan aufgeführt sein; doch ist man über den Umfang
der architektonischen Thätigkeit Raffaels noch nicht ins klare gelangt. Sie wird sich wahrscheinlich nur auf Entwürfe beschränkt
haben, die von andern selbständig ausgeführt worden sind. Der ihm zugeschriebene Palast Uguccioni in Florenz rührt jedenfalls
nicht von ihm her. Auch der Palast Pandolfini ist nur verkümmert zur Ausführung gelangt.
Vgl. Pontani,
Opere architettoniche di Raffaello (Rom 1845);
Auch in der plastischen Kunst hat sich Raffael versucht, indem er einige Thonmodelle anfertigte. Sicher bezeugt ist ein toter Knabe
auf einem Delphin, dessen Marmorausführung sich in der Eremitage zu St. Petersburg befindet.
Das Verzeichnis der einzelnen Gemälde und Zeichnungen Raffaels umfaßt 1225 Nummern, die fast über die
ganze zivilisierte Erde zerstreut sind. Die Malereien der vatikanischen Stanzen sind durch das Kupferwerk F. Aquilas bekannt:
»Picturae Raphaelis Sancti Urbinatis« (1722, 22Bl.);
Von
den Malereien der Loggien des Vatikans erschienen viele Bildwerke, so: »Les loges du Vatican« (52Bl., gestochen von J. ^[Johannes/Giovanni]
Volpato und J. ^[Johannes/Giovanni] Ottaviani;
Rom 1782, 43. Bl.; neue Lichtdruckreproduktion, hrsg. von Rosenberg, Berl. 1883);
Was Raffaels große Eigenschaften im einzelnen betrifft, so müssen wir ebensosehr den Reichtum seiner
Phantasie und seine große Produktionskraft wie seine klare Besonnenheit bewundern. Bei der größten Mannigfaltigkeit behält
er seinen Gegenstand doch streng im Auge
[* 21] und vermeidet alles Fremdartige. Wie in einem Spiegel,
[* 22] reflektiert sich in ihm die
ganze Welt mit ihren verschiedenartigsten Formen. Selbst seine Madonnen sind unter sich höchst verschieden,
je nach der Idee, welche ihn dabei erfüllte.
Die frische Lebensfülle, die alles durchdringenden Grundideen in seinen Darstellungen sind es, welche ihnen die Macht der
Wirkung verleihen, die den Beschauer volle Befriedigung finden läßt. Dazu kommt die ungezwungene Symmetrie seiner Komposition
und die auf große Wirkung zielende Verteilung der Licht- und Schattenmassen. Auch verstand Raffael,
wie kein
andrer, sowohl dem Ganzen als den einzelnen Gruppen seiner Werke eine geschlossene und gerundete Komposition zu geben, welche
harmonisch auf den Sinn wirkt und der Seele ein bezauberndes Bild einprägt. Er ist derjenige Künstler, welcher
am tiefsten und reichsten die Charaktere dargestellt und dem Ausdruck seiner Köpfe, den Bewegungen seiner Gestalten das wärmste
und wahrste Leben verliehen hat.
Ebensosehr ist das feine Gefühl des Lebens in Zeichnung und Darstellung des Nackten zu rühmen. In seinen Bildnissen tritt auf
überraschende Weise nicht nur die Ähnlichkeit
[* 23] der äußern Gestalt, sondern auch der ganze innere Mensch
hervor. Unerreicht geblieben ist er in der Darstellung derGewandung, wo er ebenfalls die unerschöpfliche Fülle seiner Phantasie
bewährt. In der Färbung hat der Künstler durchgehends einen leuchtenden Ton, so daß bei der größten Tiefe seiner Farben
die Schatten
[* 24] stets durchsichtig und glanzvoll sind. Raffael bildete eine große Schar von Schülern, von denen
sich jedoch die meisten nicht über flache Nachahmung erhoben und bald in eine durch Michelangelo wesentlich beeinflußte Manier
verfielen.
Eine wahrhaft schöpferische Kraft
[* 25] treffen wir nur bei Giulio Romano, eigentümliche Talente nur bei wenigen andern Schülern,
namentlich denjenigen, welche mit Raffael erst in Verbindung traten, als sie schon ihre erste künstlerische
Bildung erworben hatten, wie Garofalo und Gaudenzio Ferrari. An Giulio Romano schließt sich FrancescoPenni, genannt il Fattore.
Ein durch Talent und Produktionsgabe ausgezeichneter Schüler Raffaels ist Perino del Vaga. Während indessen des Meisters Kunstweise
durch seine Schüler wie durch seine Werke und die Kupferstiche nach denselben nach allen Gegenden Italiens
[* 26] hin und selbst im Ausland Eingang fand, erlosch in Rom seine Schule bald nach seinem Tode, da nach dem Hinscheiden Leos X. 1521 die
Künstler ohne alle Beschäftigung für die Regierung blieben und die 1527 erfolgte PlünderungRoms vollends
die noch zurückgebliebenen Schüler Raffaels zerstreute. Doch haben seine Werke bis auf die Gegenwart einen nachhaltigen
Einfluß geübt, der so lange fortdauern muß, wie der Idealismus in der Kunst Anhänger findet.
Anne, Reisender, geb. zu Versailles,
[* 29] unternahm als französischer Marinebeamter 1826-42 Reisen nach
allen Teilen der Erde und seit 1843, nach dem Senegal beordert, zwei Erforschungsreisen in das InnereAfrikas, deren Ergebnisse
er in »Voyage dans l'Afrique occidentale« (Par. 1846) und »Nouveau
voyage dans le pays des Nègres« (das. 1856, 2 Bde.)
niederlegte.
dikotyle Familie von zweifelhafter systematischer Stellung, zunächst mit den Aristolochiaceen verwandt,
chlorophyllfreie Schmarotzergewächse von stark reduzierter Bildung, die mittels eines Thallus in Wurzeln, in wenigen Fällen,
bei Apodanthes und Pilostyles, auch in Stengeln bestimmter Nährpflanzen wuchern und aus der Rinde derselben
ihre mit schuppigen Deckblättern besetzten, meist beulenförmigen Blütenpolster hervortreten lassen.
Die Blüten selbst sind bei den verschiedenen Gruppen der Rafflesiaceen abweichend gebaut. Die vorzugsweise im Ostindischen Archipel einheimischen
Rafflesieae mit den GattungenRafflesia und Brugmansia besitzen ein in fingerförmige oder breite Zipfel
geteiltes Perigon, in dessen Mitte sich der Blütenscheitel in Form einer oben kopfig erweiterten Säule, der Kolumna, erhebt.
Rings unterhalb ihres Kopfes steht ein Kranz von Antheren und darüber eine ringförmige, papillöse Narbenzone.
Der untere Teil der Blüte bildet einen nicht von der Blütenachse differenzierten Fruchtknoten, der in
unregelmäßigen Spalten die Ovula erzeugt.
Die Blüte der in den Wäldern Javas einheimischen, auf Cissus-Wurzeln schmarotzenden RafflesiaArnoldiR. Br. zeichnet sich durch
kolossale Dimension
[* 43] und aasähnlichen Geruch aus. Bei den zweihäusigen amerikanischen Apodantheae wird
eine wirkliche Fruchtknotenhöhle ausgebildet. Die in Afrika
[* 44] und Amerika
[* 45] einheimischen Hydnoreae haben meist Zwitterblüten,
ein großes, dreiteiliges Perigon, drei den Perigonzipfeln gegenüberliegende Gruppen von Staubgefäßen und ein dreigliederiges
Ovar, das bei einer Art, der Hyduora americanaR. Br. oder Prosopanche BurmeisteriDe Bary, in den Placenten eingesenkte Samenknospen
erzeugt. Auch die Cytineen (s. d.) werden neuerdings zu den Rafflesiaceen gezogen. Man
kennt im ganzen etwa 25 Arten der Rafflesiaceen.
(spr. -frä),Achille, franz. Naturforscher und Reisender, geb. 1844, bereiste
im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums 1873 bis 1875 Abessinien, Sansibar
[* 46] und das Land der
Wanika, 1876-77 die Molukken, die Nordküste von Neuguinea und die Inseln Korido und Mafor in der Geelvinkbai, von wo er reiche
Sammlungen zurückbrachte. Raffray wurde darauf zum französischen Konsul in Massaua
[* 47] ernannt. Er veröffentlichte die Berichte über
seine Reisen in dem »Bülletin der GeographischenGesellschaft« und im »Tour du monde«; selbständig erschienen:
»Afrique orientale. Abyssinie« (Par. 1876) und »Les églises monolithes
de la ville de Lalibéla (Abyssinie)« (1882).
KarlChristian, nord. Archäolog, geb. zu Brahesborg auf
Fünen, ward 1820 Lehrer bei der Landkadettenakademie und zugleich bei der Universitätsbibliothek in Kopenhagen,
[* 48] 1826 Professor, 1839 Etatsrat, 1859 Konferenzrat
und starb in Kopenhagen, wo er 1825 die Nordiske Oldskrift Selskab gegründet hatte. Seine Hauptwerke sind: »Nordiske
Kämpehistorier« (Kopenh. 1821-26,
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3 Bde.), eine Sammlung der Sagen des alten Nordens in dänischer Übersetzung nach alten isländischen Handschriften, und »Antiquitates
americanae« (das. 1837), eine Sammlung der in altnordischen Schriften enthaltenen Nachrichten über die Entdeckungsreisen
der alten Nordmänner nach Amerika vom 10. bis 14. Jahrh., von welcher einzelne Abschnitte in mehrere Sprachen übersetzt
worden sind (z. B. »Die Entdeckung von Amerika im 10. Jahrhundert«, deutsch von Mohnike, Strals. 1838).
Badeort im schweizer. Kanton
[* 50] St. Gallen, 521 m ü. M., mit (1880) 1996 Einw.,
liegt vor der engen Schlucht, in welcher das Heilwasser von Pfäfers (s. d.) hervorquillt, und empfängt
seit 1842 einen Teil dieser Thermen durch eine 3,75 km lange Röhrenleitung, welche dem Lauf der Tamina folgt. Früher ein Dorf
von ärmlichem Aussehen, hat sich Ragaz seitdem zu einem stattlichen Kurort emporgeschwungen, besonders seit es (über Sargans)
mit Zürich
[* 51] und dem Bodensee (Rorschach), anderseits mit Chur
[* 52] durch Eisenbahnlinien verbunden ist.
Die ursprünglich dem Staat gehörige »Domäne Ragaz« ging 1868 durch Verkauf in Privathände über und wurde nun für Kurzwecke
von neuem erweitert und verschönert. Zu den Hauptgebäuden gehören das neue großartige Hotel »Quellenhof« (mit 200 Zimmern),
das Kursaalgebäude mit Bibliothek und Konzertsaal, das neuhergestellte »Dorfbad« etc. -
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen,
[* 64] an der Memel,
[* 65] hat 2 evang. Kirchen, ein altes Schloß, ein evang.
Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, eine landwirtschaftliche Lehranstalt (Lehrhof), ein Amtsgericht, Dampfschneidemühlen,
Eisengießerei,
[* 66] Ziegeleien, Bierbrauerei,
[* 67] eine Obstbaumschule, Obstbau und (1885) 3746 meist
evang. Einwohner.
In der Nähe die DomäneNeuhof-Ragnit mit Remontedepot, der sagenreiche Hügel Rombinus an der
Memel und weiter aufwärts das seiner schönen Lage wegen vielbesuchte Dorf Obereisseln.
(franz., spr. -guh), ein aus Fleischschnitten bereitetes
Gericht mit pikanter Sauce, in welchem namentlich die französische Küche ihre Triumphe feiert. Man verarbeitet zu Ragouts alle
Fleischsorten, Fisch, Gänseleber, Hummer etc., aber auch Gemüse und Pilze
[* 68] ohne Fleisch (macédoine). Die
Füllung warmer Pasteten (vol-au-vents) und Timbalen besteht aus feinem Ragoût fin wird aus Kalbsmilch, Kalbsgehirn, Zunge oder auch
Fisch, mit Champignons oder Trüffeln in Muscheln
[* 69] gefüllt (en coquille), bereitet, mit Parmesankäse bestreut, mit Krebsbutter
beträufelt und dann mit Oberhitze gebacken oder in ein Vol-au-vent gefüllt.
Vgl. Sieur de la Varenne,
L'école des ragouts (1730);
Kutschera und Klein, Buch der Ragouts (Leipz. 1880).
1) (slaw. Dubrownik) Stadt in Dalmatien, liegt an der Südseite einer ins Adriatische Meer vorspringenden Halbinsel
am Fuß des Bergs Sergio und ist auf der Land- und Seeseite mit Mauern, Bastionen und fünf Forts befestigt, welche
bis auf das von den Franzosen 1808-13 erbaute FortImpérial aus dem 11.-16. Jahrh. stammen. Die Stadt hat zwei Vorstädte (Pille
und Ploce) und einen kleinen, durch einen Molo geschützten Hafen. Die meisten Straßen steigen terrassenförmig auf und sind
durch Stiegen miteinander verbunden.
Hervorragende Gebäude sind: die 1763 aufgeführte Kathedrale, die kleine Kirche St. Blasii, die byzantinische
Franziskaner- und die Dominikanerkirche (mit einer Magdalena von Tizian), das vormalige Jesuitenkloster mit daranstoßender
Kirche, der ehemalige Regierungspalast, die Dogana, endlich das neue Theater.
[* 72]
[* 73] ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines
Kreisgerichts, einer Handels- undGewerbekammer, einer Finanzbezirksdirektion, eines Hafen- und Seesanitätskapitanats, eines
Hauptzollamtes, eines deutschen Konsuls, eines römisch-katholischen Bischofs mit Domkapitel, hat 3 Klöster, ein Diözesanseminar,
ein Obergymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, dann eine Lehr- und Erziehungsanstalt, eine nautische Schule, ein Museum,
ein Spital,
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eine Seehandelsgesellschaft, Sparkasse und Pfandleihanstalt und (1880) 7245 Einw. Der früher
bedeutende Handel Ragusas beschränkt sich neuerdings auf den Transitverkehr mit der Herzegowina, zu welchem Zweck dreimal wöchentlich
vor der Stadt in türkischer WeiseBazar stattfindet. Im Hafen sind 1886: 337 beladene Schiffe
[* 75] mit 174,820 Ton. eingelaufen. Zum
Gemeindegebiet von Ragusa gehört auch der auf der nördlichen Seite der Halbinsel gelegene Hafenort Gravosa
(s. d.), der eigentliche Hafen von Ragusa Südöstlich von Ragusa liegt gleichfalls an der Seeküste der Marktflecken Ragusa Vecchia mit
Bezirksgericht, Franziskanerkloster, Hafen, Landhäusern der Ragusaner und (1880) 675 Einw. Die südlich
von Ragusa gelegene Insel Lacroma mit ehemaligem Kloster kam 1862 in den Besitz des ErzherzogsMaximilian (spätern
Kaisers von Mexiko)
[* 76] und ward von demselben mit schönen Parkanlagen versehen; sie ist jetzt Eigentum des KronprinzenRudolf. Zu
den landschaftlich schönen Punkten der Umgebung von Ragusa gehört ferner das Thal
[* 77] der Ombla. - 589 v. Chr. gründete hier eine
aus dem Peloponnes gekommene Kolonie die Stadt Epidauros (Ragusa Vecchia), die 164 v. Chr. römische Kolonie (Colonia Martia) ward.
Im 7. Jahrh. ward Epidauros, vermutlich von den Slawen, zerstört.
Flüchtlinge aus der Stadt erbauten nördlich davon das heutige Ragusa (Rhausium). Durch einträglichen Handel sah sich die Stadt
bald in den Stand gesetzt, ihr Gebiet zu erweitern und durch kluge Schaukelpolitik (»le
sette bandiere di Ragusa«) ihr kleines Territorium unabhängig zu erhalten. Nachdem Ragusa seit dem 12. Jahrh. abwechselnd
Venedig,
[* 78] den Byzantinern, Ungarn,
[* 79] Serbien
[* 80] und Bosnien
[* 81] zinsbar gewesen, begab es sich 1526 unter die Schirmherrschaft der Pforte
und zahlte an dieselbe bis 1718 einen Tribut, zuletzt von 12,500 Dukaten. Dafür aber genossen die Ragusaner
große Handelsfreiheiten im türkischen Reich. Infolge des Friedensschlusses von Preßburg
[* 82] rückten französische
Truppen in Dalmatien ein, und besetzte GeneralLauriston Stadt und Festung
[* 83] Ragusa. Seit 17. Juni von den Russen zu Land
und zu Wasser eingeschlossen und bombardiert, wurde Ragusa 6. Juli von dem französischen GeneralMolitor entsetzt.
2) Stadt in der ital. ProvinzSyrakus
[* 85] (Sizilien),
[* 86] KreisModica, auf einer Anhöhe über dem südlich ins Mittelmeer fließenden
Fluß Ragusa gelegen, hat mehrere Kirchen, ein schönes Theater, Weinbau, Viehzucht,
[* 87] Butter- und Käsebereitung, Baumwollspinnerei
und -Weberei und zerfällt in zwei Gemeinden: Ragusa (die obere Stadt) mit (1881) 24,183 und Ragusa. Inferiore mit 6260 Einw.
In der Nähe alte Gräberbauten und die Grotta Oleosa, deren öldurchtränktes Gestein feste Platten (Pietra nera) für die Ausfuhr
liefert. ist eine alte Stadt, angeblich das antike Hybla Heräa.
Knut
Lyne, dän. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Kopenhagen, vollendete seine Bildung auf der dortigen Universität, war schon als Student schriftstellerisch thätig, machte 1782 eine
Reise nach Deutschland
[* 89] und Paris und begann nach seiner Rückkehr mit Pram 1785 die Monatsschrift »Minerva«,
welche auf die dänische Litteratur großen Einfluß geübt hat. Nach einer zweiten Reise nach Deutschland wurde er 1790 zum
Professor der Ästhetik ernannt, gründete 1791 das nicht minder erfolgreiche Wochenblatt »Den
danske Tilskuer«, das in scherzhafter Form Politik, Sitten, Litteratur und Tagesneuigkeiten behandelte, legte 1794 seine
Professur nieder und wurde Lehrer der Geschichte an einem Privatinstitut.
Seit 1805 Vorstand der auf seine Anregung zu Kopenhagen gegründeten Theaterschule, vertauschte er 1816 diese Stellung gegen
sein früheres Amt als Professor der Ästhetik, übernahm später auch den Lehrstuhl der dänischen Sprache und Litteratur und
starb Von seinen poetischen Arbeiten fanden die lyrischen Gedichte (»Samlede Digte«, 1794-1802, 2 Bde.)
und seine nach Inhalt und Form vortrefflichen Erzählungen (»Samlede Fortällinger«, 1804-14, 4 Bde.,
und »Nordiske Fortällinger«, 1819-21, 2 Bde.)
allgemeinen Beifall; weniger gelungen sind seine Dramen (»Samlede Skuespil«, 1809-13). Von seinen übrigen meist ästhetischen
Schriften erwähnen wir: »Bidrag til den danske Digtekunsts Historie« (mit Nyerup, 1800-1808, 4 Bde.),
fortgesetzt
in »Udsigt over dansk Digtekunst under Kong Frederik V.« (1819) und »Udsigt over dansk Digtekunst under Christian VII.« (1828);
»Om Skuerspillerkunsten« (1809);
»Om Holberg som Lystspildigter« (1815-17, 3 Bde., eine
sehr verdienstvolle Arbeit) und seine anziehende Selbstbiographie (»Erindringer
af mit Liv«, 1824 bis 1829, 5 Bde.).
Ihr angebliches Grab, ein unansehnliche Kuppelgebäude zwischen
Jerusalem
[* 103] und Bethlehem, steht noch heute bei Juden und Mohammedanern in großer Verehrung.
Karl, Maler, Sohn des Kupferstechers KarlHeinrich Rahl (1779-1843), geb. zu Wien, besuchte die dortige
Akademie und gewann, 19 Jahre alt, einen Preis. Dann ging er nach München,
[* 104] Stuttgart
[* 105] und Ungarn und 1836 nach
Italien,
[* 106] wo er bis 1843 blieb und namentlich nach den Venezianern und den Vertretern der römischen Schule studierte, aus welchen
er sich seinen zugleich auf Größe der Auffassung und koloristische Reize gegründeten Stil bildete. Nach zweijährigem Aufenthalt
in Wien führte er ein Wanderleben, während dessen er unter anderm in Holstein, Paris, Rom, Kopenhagen und
München meist als Porträtmaler thätig war.
die äußere Einfassung von Bildern und Spiegeln. Bilderrahmen waren ursprünglich architektonischen
Charakters und nur bei Altar- und sonstigen Kirchenbildern gebräuchlich. Sie waren teils aus Holz,
[* 110] teils aus Marmor, seltener
aus Metall angefertigt. Ersteres wurde bemalt, erst teilweise und zuletzt ganz vergoldet, während der Marmor anfangs bemalt
und vergoldet, auch mit farbigen Inkrustationen versehen und erst seit dem Ende des 16. Jahrh. allgemein
weiß gehalten wurde. An gotischen Altarbildern haben sich gleichzeitige Rahmen noch am meisten erhalten.
Häufiger sind die Rahmen aus dem 16. Jahrh., unter denen besonders derjenige zu Dürers Allerheiligenbild (nach der Zeichnung
des Meisters im GermanischenMuseum zu Nürnberg)
[* 111] hervorzuheben ist. Im 16. Jahrh. erfährt der auch für
den profanen Gebrauch eine hohe künstlerische Ausbildung, welche den frühern architektonischen Charakter allmählich aufgibt
und mehr allgemeinen dekorativen Gesetzen folgt. Die Barockkunst des 17. und die Rokokokunst des 18. Jahrh. bevorzugten
ausschließlich Goldrahmen mit reichen, schweren, bis zur grenzenlosen Üppigkeit getriebenen Ornamenten in Holzschnitzerei.
Der Goldrahmen ist bis auf die Gegenwart für Einrahmung von Bildern und Spiegeln herrschend geblieben und hat seit dem Aufschwung
der Kunstindustrie zu Anfang der 70er Jahre eine reiche Ausbildung im Anschluß an die Muster der Renaissance, des Barock- und
Rokokostils erfahren. Der Hauptsitz der deutschen Rahmenindustrie ist Berlin, welches auch das Ausland
(England, Amerika, Australien)
[* 112] mit Bilder- und Spiegelrahmen versorgt. Neben geschnitzten Rahmen spielen in der Massenfabrikation
Rahmen, deren Ornamente
[* 113] aus Papiermaché, Galipot und andern Kompositionen gepreßt und auf das Holz aufgesetzt werden, eine Hauptrolle.
Bei der Vorliebe für die deutsche Renaissance werden jetzt auch Bilderrahmen aus braun gebeiztem Eichenholz
und schwarzem polierten Holz angefertigt. Neben Holzrahmen gibt es Rahmen aus Bronze,
[* 114] Cuivre poli, gestanztem und gepreßtem Blech,
Schmiede- und Gußeisen, solche, deren Holzgestell mit Seide,
[* 115] Atlas,
[* 116] Samt, Plüsch, Leder und andern Stoffen überzogen und mit allerlei
Zierat (Stickereien) versehen sind. Die moderne Industrie hat sich in der Gestaltung der Rahmen wie in der
Dekoration derselben die größten Stillosigkeiten erlaubt. Venezianische und böhmische Spiegel sind meist mit Rahmen aus geschaffenen
und gravierten Glasplatten und aus farbigen und farblosen Glasblumenversehen. - Im
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