er als Teilnehmer der von der
PetersburgerGeographischenGesellschaft ausgerüsteten Expedition die Umgegend des
Baikalsees,
das russische
Daurien, das Amurgebiet und den östlichen Teil des Sajanischen
Gebirges und kehrte nach fünf
Jahren mit großen
Sammlungen zurück. Zwei Jahre später (1862) begleitete
er den Naturforscher v.
Baer nach Südrußland. 1863 nach dem
Kaukasus geschickt, gründete er in
Tiflis das kaukasische
Museum,
dem er seitdem als
Direktor vorsteht. Im
Sommer pflegte er indes
stets noch seine Forschungsreisen in
Transkaukasien fortzusetzen, die er bis in die Turkmenensteppe und bis Hocharmenien (1871)
und Nordpersien (1879 bis 1880) ausdehnte.
Stadt in der sächs.
Kreis- und Amtshauptmannschaft
Dresden,
[* 5] an der
Röder und der
LinieDresden-Görlitz der
Sächsischen Staatsbahn, 224 m ü. M., hat ein
Schloß, ein
Amtsgericht, bedeutende Glasfabrikation,
[* 6] Fabrikation
von Beleuchtungsartikeln und Küchengeräten, ein Emaillierwerk, 3 Glasformenfabriken mit Ziselierwerkstätten, eine Papierfabrik,
Ziegeleien, Bierbrauereien, Molkerei und (1885) 7387 meist evang.
Einwohner. In nächster
Nähe der Felixturm mit schöner Rundsicht, die Kurbäder
Augustusbad (s. d.) und Hermannsbad (mit
kohlensäurehaltigen Eisenquellen,
Moorbädern etc.) und der romantische Seifersdorfer
Grund. ist der Geburtsort
des Dichters
Langbein.
Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden, Amtshauptmannschaft
Großenhain,
[* 7] an der
Röder und der
Linie
Radebeul-Radeburg der
Sächsischen Staatsbahn, hat ein
Schloß, ein
Amtsgericht, Backofenplatten- und Schamottesteinfabrik und (1885) 2752 meist
evang. Einwohner.
(Radihost), 1) Hauptgötze derWenden, wurde namentlich zu
Rethra (s. d.) und zwar als
Kriegsgott verehrt und dargestellt als jugendlicher
Krieger, auf dessen kraushaarigem
Kopf ein
Schwan (oder
Adler)
[* 15] mit ausgebreiteten
Flügeln prangte, während die
Brust ein Büffelkopf, von der rechten
Hand
[* 16] gleichsam als kurzer
Schild
[* 17] vorgehalten, bedeckte.
(Dux criminis), Anführer,
Anstifter, z. B. bei einem
Landfriedensbruch, bei öffentlichen Zusammenrottungen
zum
Widerstand gegen Behörden etc. Die sprachliche
Ableitung des
Worts ist zweifelhaft. Nach einigen ist
es von
»Rat« abzuleiten und bedeutet ursprünglich s. v. w. Planleger (Raitelsführer),
JohannGottfried,
Mediziner, geb. zu
Hamm
[* 22] in der
GrafschaftMark, studierte zu
Jena
[* 23] und
Berlin, lebte
seit 1797 inGoch an der holländischen
Grenze als praktischer
Arzt und starb hier Die
Lehren
[* 24] Rademachers, deren Grundgedanken er selbst auf die alten scheidekundigen Geheimärzte und vor allen auf
Paracelsus zurückführt,
bezweckten einen vollständigen Umsturz der bisherigen Heilwissenschaft. Die
Krankheit ist nach ein für den
Verstand unerforschliches
Ergriffensein des
Lebens; dieselbe äußert sich als Krankheitsform in der Funktionsstörung einzelner
Organe; das
Wesen der
Krankheit wird allein erkannt durch den
Effekt der gegen sie angewandten
Mittel.
Diese zerfallen in Universalmittel und Organmittel, je nachdem sie auf den ganzen
Körper oder nur auf ein einzelnes
Organ
wirken sollen. Es gibt drei
Arten universeller
Krankheiten, weil es drei Universalmittel
(Kupfer,
[* 25]
Eisen,
[* 26] Salpeter) gibt, und gegen jede Organkrankheit gibt es auch ein
Kraut oder
Mineral. Das
Suchen nach Spezifika für jede
Krankheit
ist der Angelpunkt der Rademacherschen
Medizin; »der ungenügendste aller Wege, die zur
Erkenntnis von
Krankheit führen, der
aus denHeilmitteln (ex juvantibus), wird als einzig berechtigte erklärt«. Mögen Krankheitserscheinungen
auf ein Magenleiden hinweisen, mag dieses durch den Leichenbefund erwiesen werden, haben aber bei Anwendung eines Lebermittels
sich die
Erscheinungen gebessert, so muß nach Rademacher das Urleiden unter allen Umständen in der
Leber, auch wenn dieselbe anatomisch
ganz gesund erscheint, gesucht werden. Trotz ihrer völligen Sinnlosigkeit gewann diese »Erfahrungsheillehre«
zahlreiche Anhänger unter den zeitgenössischen deutschen
Ärzten. Die Rademachersche
Lehre
[* 27] ist niedergelegt in der
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mehr
»Rechtfertigung der von den Gelehrten mißkannten, verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekünstigen Geheimärzte«
(4. Ausg., Berl. 1852, 2 Bde.).
Vgl. Jürgensen, Die wissenschaftliche Heilkunde und ihre Widersacher (Leipz. 1877).
Christian, philosoph. Schriftsteller, geb. zu Friedrichstadta. d. Eider, widmete sich dem Kaufmannsstand,
wurde dann Lithograph, schließlich Ingenieur, privatisiert in Hamburg.
[* 29] hat (anfangs anonym) auf Grund eingehender
geschichtlicher und kulturhistorischer Studien und mit Verwertung der neuesten Forschungen auf den verschiedenen Gebieten
der Naturwissenschaft eine Anzahl naturphilosophischer Schriften veröffentlicht, die einen weiten Leserkreis fanden. Es sind:
»Isis,
[* 30] der Mensch und die Welt« (Hamb. 1863, 4 Bde.; 2. Aufl.,
das. 1872);
(Räderkuchen), ein Gebäck aus feinstem Nudelteig, welcher auf einem Brett möglichst dünn ausgerollt
und mit einem Kuchenrädchen in Streifen zerschnitten wird.
Diese Streifen werden dann ineinandergeschlagen zu Schleifen
etc. und in siedendem Schmalz gebacken.
(Strafe des Rades, Radebrechen), Strafe, mit welcher sonst, und zwar noch zu Anfang des 19. Jahrh., Mörder, Brandstifter,
Straßen- und Kirchenräuber belegt zu werden pflegten. Sie war schon bei den Griechen und Römern gebräuchlich, und zwar band
man den Verbrecher zwischen die Speichen eines Rades ausgestreckt fest und drehte dieses schnell um, bis
jener seinen Geist aufgab. Später wurden dem Verbrecher die Glieder,
[* 35] erst die Unterschenkel und Vorderarme, dann die Oberschenkel
und Oberarme (Rädern von unten), mit dem Rad zerstoßen oder zerbrochen und er dann auf das auf einen Pfahl
gesteckte Rad gelegt, nachdem er in der Regel durch einen Stoß auf die Brust (Gnadenstoß) getötet oder auch wohl vor dem Zerstoßen
erdrosselt worden war. Beim Rädern von oben wurden die ersten Stöße gegen den Kopf und die Halswirbelsäule gerichtet. Auch die
Strafe des Schwerts wurde zuweilen dadurch geschärft, daß der Körper auf das Rad geflochten, der Kopf aber
auf dem Pfahl befestigt wurde.
(Rotatoria, Rotiferi), Klasse der Würmer,
[* 36] mikroskopisch kleine Wassertiere. Man unterscheidet an ihnen
den die gesamten Eingeweide
[* 37] einschließenden Vorderleib und den fußartigen Hinterleib, der meist mit zwei zangenartig gegenüberstehenden
Borsten oder Stielen endet und teils zur Befestigung, teils zur Bewegung dient. Am Kopfende befindet sich
ein einziehbarer Wimperapparat (das sogen. Räderorgan), der in Thätigkeit wie ein rotierendes
Rad aussieht und zur Herbeistrudelung der Nahrung dient.
Vom Rücken aus läuft eine zweite Reihe sehr zarter Flimmercilien an beiden Seiten zu der Mundöffnung herab und
leitet durch ihre Bewegungen die vom Räderorgan gesammelten festen Teilchen in den Mund. Die Verdauungsorgane bestehen aus
einem Schlundkopf mit eigentümlichem Kieferapparat, einer engen Schlundröhre, einem bewimperten Chylusdarm und Enddarm.
Ein besonderes Blutgefäßsystem fehlt ebenso wie der Atmungsapparat; letzterer wird durch die gesamte Haut
[* 38] ersetzt.
Das Nervensystem besteht aus einem über dem Schlund gelegenen Ganglion und den davon ausstrahlenden Nerven;
[* 39] von Sinnesorganen sind Augen und wahrscheinlich Tastorgane vorhanden. Die Exkretionsorgane werden von zwei langen Kanälen, welche
einerseits mit der Leibeshöhle, anderseits mit dem Enddarm in Verbindung stehen, gebildet. Die Rädertiere sind getrennten Geschlechts;
die Männchen sind viel kleiner als die Weibchen, von abweichender Körperform und ohne Darm.
[* 40] Sie verlassen
völlig ausgebildet das Ei,
[* 41] nehmen keine Nahrung ein und leben nur kurze Zeit.
Die Weibchen erzeugen, wohl immer parthenogenetisch, dünnschalige Sommereier, aus welchen die Männchen hervorgehen, und
befruchtete dickschalige Wintereier. Die Entwickelung verläuft ohne oder mit unbedeutender Metamorphose. Die Rädertiere bewohnen
meist das süße Wasser, schwimmen frei umher oder legen sich mittels des zweizangigen Fußendes an festen Gegenständen vor
Anker.
[* 42] Einige leben in Gallerthülsen und zarten Röhren,
[* 43] andre stecken mit ihrem Fußende in einer gemeinsamen Gallertkugel
und sind zu einer schwimmenden Kolonie vereinigt, wenige leben parasitisch.
Von Ehrenberg wurden sie mit den Infusorien zusammengeworfen, weil sie gleich diesen mikroskopisch klein
sind und sich gewöhnlich in Gemeinschaft mit ihnen vorfinden. In neuerer Zeit hat man sie auch wohl zu den Arthropoden (Gliederfüßlern)
gestellt, rechnet sie jedoch jetzt allgemein zu den Würmern.
(Rädergetriebe), Verbindungen von Rädern und Radwellen (s. Rad) derart, daß sie zur Bewegungsübertragung
von Welle zu Welle dienen. Sie beruhen in der Hauptsache auf dem Prinzip des Rades an der Welle (s. d.) und unterliegen daher
im allgemeinen den Hebelgesetzen. Zu jedem Räderwerk gehören mindestens zwei mit je einem Rad versehene
Wellen
[* 44] (sogen. Vorgelege), deren eine auf irgend eine Weise (z. B. vermittelst einer an ihr befestigten Kurbel)
[* 45] eine Drehbewegung
empfängt und mit Hilfe ihres Rades (des treibenden Rades) auf das Rad der Nachbarwelle (das getriebene Rad) und somit auch
auf diese überträgt. Die Kraftübertragung von Rad zu Rad geschieht entweder mittels ineinander greifender Vorsprünge (Kämme,
Zähne)
[* 46] oder unter Anwendung eines künstlichen Druckes durch die Reibung
[* 47] der Radkränze, wonach man
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mehr
Zahnräderwerke
[* 49] (s. d.) und Reibungsräderwerke (Friktionsräderwerke) unterscheidet.
Läßt man im letztern Fall die Radkränze direkt gegeneinander reiben, so hat man die direkt wirkenden Reibungsräderwerke
(s. Friktionsräder);
[* 50] erzeugt man jedoch die zur Übertragung nötige Reibung durch ein um beide Räder gelegtes biegsames Zwischenorgan
(Riemen, Schnur, Seil, Band), so erhält man die indirekt wirkenden Reibungsräderwerke, welche weiter in
Riemenräderwerke
[* 51] (Seiltrieb, Schnurtrieb, s. d.) eingeteilt werden.
Auch bei Zahnrädern kommt eine indirekte Übertragung vor in der Weise, daß in die Zähne eingreifend Ketten als Zwischenglieder
benutzt werden (sogen. Kettenräder). Die Zahnräder arbeiten entschieden sicherer als die Reibungsräder und sind daher vorzuziehen,
wenn es sich entweder um möglichst präzise Bewegungsübertragung (z. B.
bei Uhren,
[* 52] Schraubenschneidemaschinen etc.) oder um die Übertragung sehr großer Kräfte (z. B. bei Winden,
[* 53] Kränen) handelt.
Auch sind bei ihnen die Reibungsverluste verhältnismäßig gering, dagegen verursachen sie, besonders bei großer Umfangsgeschwindigkeit,
leicht großen Lärm und bei Veränderungen der Geschwindigkeit sowie bei plötzlichem Ein- und Ausrücken
starke Stöße. Dem gegenüber zeichnen sich die Reibungsräder durch einen sanften, geräuschlosen und Bewegungsunterschiede
vermittelnden Gang
[* 54] aus, allerdings unter einer Vergrößerung der Reibungswiderstände, wie sie durch den für die Bewegung
durch Reibung erforderlichen Druck hervorgerufen wird.
Fernere Vorzüge der indirekt wirkenden Reibungsräderwerke sind die Leichtigkeit der Verbindung von Maschinen auf
größere Entfernungen (z. B. der Arbeitsmaschinen mit einer Deckentransmission durch Riemen, eines Motors mit einer mehrere
hundert Meter entfernten Kraftmaschine durch Seiltrieb etc.) und die Veränderlichkeit des Übersetzungsverhältnisses. Nach
der Lage der Achsen lassen sich folgende Anordnungen von Räderwerken unterscheiden: die Achsen fallen in dieselbe Linie (dann
spricht man nicht mehr von einem Räderwerk, sondern von einer Kuppelung
[* 55] [s. d]; nur wenn solche Achsen
durch Vermittelung einer dritten aufeinander wirken, hat man ein wirkliches Räderwerk);
die Achsen sind parallel, und die
Räder liegen in einer Ebene (der gewöhnlichste Fall, wird repräsentiert durch Stirnräderwerke und zwar Zahn- oder Reibungsräderwerke,
den offenen und geschränkten Riementrieb, Schnurtrieb, Seiltrieb);
die Achsen kreuzen sich in verschiedenen Ebenen, sind windschief (Schrauben- und hyperbolische
Räderwerke, geschränkter Riementrieb).
Im allgemeinen geschieht bei Räderwerken die Übertragung der Bewegung von einem Rad auf das
andre dadurch, daß sich die Umfänge aufeinander abrollen. Es ist daher die Umfangsgeschwindigkeit beider
Räder gleich, dagegen steht die Winkelgeschwindigkeit und die Anzahl der Umläufe in der Minute zu der Größe der Umfänge (bei
Zahnrädern auch zu der Anzahl der Zähne) und somit zu der Größe der Radien im umgekehrten Verhältnis (das sogen. Übersetzungsverhältnis).
Nur bei Schrauben- und Hyperboloidrädern sind diese Beziehungen wegen des Hinzutretens axialer Verschiebungen
komplizierter. Die Größe des Übersetzungsverhältnisses zwischen den Rädern eines Räderpaars oder Vorgeleges ist aus praktischen
Rücksichten innerhalb gewisser Grenzen
[* 56] zu halten, weshalb man sehr häufig mehrfache Vorgelege, d. h. Kombinationen von mehr
als zwei durch Räder
verbundenen Wellen, anwendet. Hier erhält man das Gesamtübersetzungsverhältnis
durch Multiplikation der Übersetzungsverhältnisse der einzelnen Räderpaare.
Häufig ist es erwünscht, das Übersetzungsverhältnis variieren zu lassen. Hier sind Räderwerke aus exzentrischen,
Ellipsen-, Polygonalrädern etc. am Platz, wenn es sich um eine fortwährende periodisch
ungleichförmige Bewegungsübertragung handelt. Wünscht man jedoch das Übersetzungsverhältnis innerhalb gewisser Grenzen
beliebig einstellen zu können, so kann man auswechselbare Räder, aus- und einrückbare Vorgelege, Stufenscheiben
sowie besondere Konstruktionen der Reibungsräder anwenden (s. Wechselgetriebe).
[* 57] Räderwerke, welche eine Änderung der Bewegungsrichtung
zulassen, heißen Wendegetriebe
[* 58] (s. d.). S. auch Getriebe.
[* 59]
in Skandinavien eine auf tertiärer Syphilis beruhende Krankheit, bei welcher
ausgebreitete Hautgeschwüre entstehen, die bisweilen auch tiefer liegende Teile zerstören.
Nicht zu verwechseln mit ist der Aussatz und die norwegische Borkenkrätze,
bei welcher die Haut dick mit Schorfen überzogen ist, unter welchen die Krätzmilbe lebt.
und nahm auch an der Schlacht bei Wagram
[* 69] in hervorragender WeiseAnteil. 1813 zum Chef des Generalquartiermeisterstabs und zum
Hofkriegsrat ernannt, wirkte er mit Erfolg für die Reorganisation des österreichischen Heerwesens und leistete als
Stabschef Schwarzenbergs 1813-14 bei Kulm, Leipzig und La Rothière ausgezeichnete Dienste. 1815 war er wieder Generalstabschef
der oberrheinischen Armee. In den nächstfolgenden Friedensjahren befehligte er als Kavalleriedivisionär erst in Ödenburg,
[* 70] dann in Ofen und war 1821-29 Adlatus des ErzherzogsFerdinand daselbst; 1829 wurde er General der Kavallerie und Festungskommandant
in Olmütz.
[* 71]
Als von seiten KarlAlberts die Kündigung des Waffenstillstandes erfolgte, überschritt Radetzky 20. März den Ticino und gewann
am 23. bei Novara einen entscheidenden Sieg über die Piemontesen, der Österreichs Herrschaft in Oberitalien wieder auf einige
Zeit sicherstellte. Nachdem auch Venedig
[* 76] nach harter Belagerung im August sich hatte ergeben müssen, hielt
Radetzky seitdem als Kommandierender der zweiten Armee und als Generalgouverneur des Lombardisch-Venezianischen Königreichs die Ruhe
und Ordnung daselbst mit energischer Strenge aufrecht.
Trubetzkoi, Campagnes du comte Radetzky dans le nord de l'Italie en 1848 et 1849 (neue Ausg.,
Leipz. 1860).
Denkwürdigkeiten nach Radetzkys und GrafThuns Aufzeichnungen (bis 1813) sind enthalten in den »Mitteilungen des k. k.
Kriegsarchivs«, neue Folge, Bd. 1 (Wien 1887).
vormWald, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf,
[* 82] KreisLennep,
[* 83] besteht aus der eigentlichen Stadt und zahlreichen
zerstreut liegenden kleinern Orten und Höfen, hat 6 Kirchen (eine in Remlingrade), Eisen- u. Stahlwarenfabriken
(Schlösser, Feilen), Wollspinnerei, Tuch- und Strumpfwarenfabrikation und (1885) 9258 Einw.
Vgl. Becker, Geschichte der Stadt
Rade vorm Wald (Köln
[* 84] 1864).
[* 68] (Katharinenrad), radförmiges Fenster mit profilierten oder als Säulchen ausgebildeten
Speichen, welche zwischen ein gewöhnlich als Rosette ausgebildetes Mittelstück u. einen kreisförmigen Rahmen eingeschaltet
sind.
Besonders entwickelt im romanischen u. gotischen Kirchenbau. S. die Abbildung.
bei den höhern Tieren s. v. w. die Speiche (radius) des Arms
betreffend, so die Radial- oder Speichenarterie (an welcher gewöhnlich der Puls bestimmt wird), der Radialmuskel, Radialnerv.
Radiär- oder Strahltiere sind Tiere von strahligem Bau, bei denen sich der Körper durch
passend geführte Schnitte in mehr als zwei spiegelbildlich gleiche Teile (sogen. Gegenstücke
oder Antimeren) zerlegen läßt, z. B. die meisten Quallen, Seeigel etc.
(lat.), Würzelchen, derjenige Teil des Keimlings oder Embryos der phanerogamen Pflanzen, welcher die Anlage
der Hauptwurzel der künftigen Pflanze darstellt.
Kupferstecher bei der Radiermanier, Maler und Radierer überhaupt zur Ausführung von Radierungen bedienen. Es ist eine englische
Reibahle, welche in Holz
[* 88] gefaßt und zugeschliffen ist, und mit welcher man die Zeichnung in den Ätzgrund eingräbt. Zum Eingraben
der feinern und dickern Striche und Linien hat man Nadeln
[* 89] mit feinern und dickern Spitzen, für ganz breite
Striche aber nicht spitz, sondern schräg auf ihren Querschnitt geschliffene Nadeln, bei denen die arbeitende Fläche, wenn die
Nadel rund ist, eine elliptische und, wenn sie viereckig ist, eine rautenförmige Gestalt erhält. Zum Radieren auf Stahl bedient
man sich ebensolcher Nadeln; bei der Glyphographie hingegen arbeitet man mit knieförmig gebogenen, da
hierbei ein stärkerer Ätzgrund aufgetragen wird und die stehen bleibenden Wände desselben genau senkrecht sein müssen.
(Radierkunst), eine zur Kupferstecherkunst (s. d., S. 329) gehörige Technik, welche nach dem Vorgang der
niederländischen Meister des 17. Jahrh. einen bedeutenden Aufschwung genommen und eine reiche Ausbildung
erfahren hat. Während die Künstler früherer Zeit meist nur eigne Erfindungen in Kupfer radierten (Malerradierer), nimmt die
Radierung heute wegen der Schnelligkeit ihrer Ausführung und wegen der leichten Erzielung einer malerischen Wirkung eine hervorragende
Stelle als reproduzierende Technik ein. In Deutschland
[* 90] hat W.Unger seit Mitte der 60er Jahre mit der Reproduktion
von Gemälden, Zeichnungen und andern Kunstwerken mittels der Radierung begonnen und schnell so große Erfolge erzielt, daß
er zahlreiche Schüler und Nachfolger gefunden hat, welche gleich ihm nicht nur einzelne Blätter, sondern ganze Galerien in
Radierungen reproduziert haben.
Von französischen Malerradierern neuerer Zeit sind Ch. Méryon (1821-68), A. Legros, J. F. Bracquemont, J. F. Millet, Daubigny,
Ch. Jacque, A. Appian hervorzuheben. Zu höchster Virtuosität ist die in Frankreich als reproduzierende
Technik entwickelt. Hier stehen Flameng, Jacquemart, M. Lalanne, Rajon und Ch. Waltner obenan, dessen Schüler C. Köpping aus
Dresden die Genannten jedoch noch übertroffen hat. 1863 wurde die Société des aquafortistes in Paris
[* 94] gegründet.
Ebenso eifrig wird die Radierung von den Malern Englands kultiviert, wo ebenfalls zu London
[* 95] eine Society of painter-etchers
besteht. H. Herkomer, Seymour-Haden, Whistler, Tissot, E. Edwards, C. P. Slocombe, J. C. Robinson, Radierung W. Macbeth sind die hervorragendsten
Malerradierer, welche einen Teil ihrer malerischen Wirkung durch raffinierte Druckprozeduren erreichen. Aus Rußland stammt
der Rembrandt-Radierer Massalow.
Vgl. Lützow, Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart (Wien 1886 ff.);
Letzteres ist ein einfaches, jene Atomgruppe der organischen Säuren ein zusammengesetztes Radikal. Später hat
man Radikale in allen organischen Verbindungen angenommen, und man nannte daher auch die organische Chemie die Chemie der zusammengesetzten
Radikale im Gegensatz zur Chemie der einfachen Radikale, der anorganischen Chemie. Die Radikaltheorie, welche lange Zeit die
Chemie beherrschte, wurde in verschiedener Weise ausgebildet, ist gegenwärtig aber vollständig verlassen.
Vgl. Chemie, S. 985.
(neulat.), im allgemeinen Bezeichnung derjenigen Weise des Denkens und Handelns, welche einen Grundsatz bis
zu seinen äußersten Folgerungen, gleichsam bis zur Wurzel (radix), verfolgt, wird im besondern für solche Richtungen in der
Wissenschaft wie im Leben gebraucht, welche einem für richtig erkannten Grundsatz zu Gefallen alles damit
nicht Vereinbare rücksichtslos verwerfen und selbst keine Anknüpfung an das Bestehende behufs allmählicher Entwickelung
des für richtig Erkannten aus dem Wirklichen zulassen. In diesem Sinn sucht sich der Radikalismus besonders auf dem kirchlich-religiösen
und auf dem politischen Gebiet geltend zu machen, auf jenen als die bis zur Ableugnung und Aufhebung
alles positiv Gegebenen getriebene Kritik oder Skeptik, auf diesem als äußerste Richtung der Demokratie, welche die Grundsätze
der Freiheit und Gleichheit in unbedingtester Weise und bis zu ihren letzten Konsequenzen sofort zu verwirklichen strebt.
Neuerlich bezeichnete man, namentlich in Deutschland, von dieser extremen Konsequenzmacherei absehend,
auch alle diejenigen Liberalen als Radikale, welche sich nicht mit den im Augenblick durchführbaren Reformen begnügten, sondern
eine vollständigere Umgestaltung der Dinge und zwar auf mehr oder weniger ungestüme und hinsichtlich der Mittel wenig wählerische
Weise anstrebten. Die radikale Partei ging von den Ergebnissen philosophischer Spekulation aus und erstrebte,
nachdem sie die Unabhängigkeit und Autonomie des Individuums erst auf dem Gebiet der Religion zu erreichen gesucht hatte, auch
die Selbstregierung im politischen Sinn, wodurch sie dem alten Liberalismus, welcher mit dem Absolutismus nicht brechen, sondern
nur ein vermittelndes Abkommen treffen wollte, entschieden feindselig gegenübertrat.
[* 98] (Strahlungsmesser, Lichtmühle), ein von Crookes erfundener Apparat, welcher durch die Einwirkung von Licht-
und Wärmestrahlen in Bewegung gesetzt wird. In seiner gewöhnlichen Form (s. Figur, S. 542) besteht das
Radiometer aus einem vierarmigen Rädchen, welches mittels eines Glashütchens auf eine Nadelspitze leicht drehbar aufgesetzt ist.
Jeder der aus Platindraht verfertigten Arme trägt an seinem Ende ein vertikal gestelltes Blättchen aus
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mehr
geglühtem Glimmer, dessen eine Seite mit Ruß geschwärzt ist und zwar so, daß die berußten Flächen alle nach derselben
Seite gekehrt sind. Das Ganze ist in eine hohle Glaskugel von 5-6 cmDurchmesser eingeschlossen, welche sich nach oben und unten
röhrenförmig verlängert; von obenher ragt eine dünne, unten offene Glasröhre in die Kugel hinein,
welche beim Neigen des Apparats das Glashütchen faßt und es verhindert, von der Spitze wegzufallen. Die Glashülle wird mittels
einer Quecksilberluftpumpe
[* 100] möglichst luftleer gemacht und dann zugeschmolzen.
Setzt man das Radiometer den Strahlen einer Licht- oder Wärmequelle aus, so dreht sich das Rädchen mit einer der
Stärke
[* 101] der Strahlung proportionalen Geschwindigkeit, indem die nicht geschwärzten Flächen vorangehen. Ein bei gewöhnlicher
Temperatur stillstehendes Radiometer dreht sich in umgekehrter Richtung, mit den schwarzen Flächen voran, wenn man es in ein Gefäß
[* 102] mit kaltem Wasser setzt. Crookes glaubte anfänglich die Bewegung des Radiometers einer abstoßenden Wirkung der Strahlen zuschreiben
zu müssen, welche dieselben auf die schwarzen Flächen, von denen sie absorbiert werden, ausüben sollten.
Spätere Versuche aber zeigten, daß zwischen Rädchen und Glashülle eine Gegenwirkung stattfindet, daß somit die Bewegung
nicht von einer äußern Kraft
[* 103] herrühren könne. Läßt man nämlich ein Radiometer, dessen Rädchen mit einem leichten Magnetstäbchen
versehen ist, in Wasser schwimmen und hält das Rädchen durch einen von außen genäherten Magnet fest,
so dreht sich bei Bestrahlung die Glashülle in einer Richtung, welche derjenigen entgegengesetzt ist, in der das freie Rädchen
im feststehenden Gefäß sich drehen würde.
Von den bisher versuchten Erklärungen hat noch keine allgemeine Anerkennung gefunden. Eine derselben leitet
die Bewegung von Strömungen der in dem Gefäß noch vorhandenen sehr verdünnten Luft her, welche gegen die stärker erwärmten
schwarzen Flächen gerichtet seien. Eine andre gründet sich auf die kinetische Gastheorie (s. Gase
[* 104] und Wärme),
[* 105] welcher zufolge
sich die Moleküle eines Gases nach allen Seiten hin geradlinig fortbewegen und zwar mit um so größerer
Geschwindigkeit, je höher die Temperatur ist.
An der wärmern schwarzen Fläche prallen sie daher mit erhöhter Geschwindigkeit ab, und die Fläche muß infolge des zwischen
ihr und der Gefäßwand erfolgenden Rückstoßes zurückweichen. Damit aber dieser Rückstoß stattfinden könne, muß die
Luft so weit verdünnt sein, daß der Weg, welchen ein Molekül bis zum Zusammenstoß mit einem andern zurücklegt,
sehr groß ist im Verhältnis zu dem Durchmesser der Kugel des Radiometers. Eine dritte Erklärungsweise, welche die größere
Wahrscheinlichkeit für sich hat, nimmt an, daß an der höher erwärmten schwarzen Fläche eine Gasentwickelung stattfinde,
sei es nun, daß ein Teil der Luftschicht, welche an der Oberfläche der Blättchen, wie an allen Körpern, haftet und selbst
durch die Luftpumpe
[* 106] nicht zu entfernen ist, bei der Erwärmung entweicht, oder daß unter dem äußerst geringen Druck innerhalb
der Glashülle auch die feste Substanz der Blättchen verdampft. Der Rückstoß des von den schwarzen Flächen
sich entwickelnden Gasstroms würde alsdann das Zurückweichen derselben und somit die Drehung des Rädchens bewirken.
(lat.-griech.), Schallerregung durch Strahlung, die Erzeugung eines Tons durch die Einwirkung eines in
regelmäßigen Zwischenräumen unterbrochenen (»intermittierenden«) Lichtstrahls
auf eine dünne Platte eines beliebigen festen Körpers, wobei die Schwingungszahl des Tons gleich ist der
Anzahl der in einer Sekunde erfolgenden Unterbrechungen des Lichtstrahls. Die Unterbrechungen (Intermittenzen) des Lichtstrahls
werden z. B. mit Hilfe einer rotierenden Glasplatte hervorgebracht, die mit dunklem Papier beklebt ist, in welches am Rande
die Öffnungen für den Durchgang der Strahlen eingeschnitten sind.
Die tönende Platte wird entweder unmittelbar ans Ohr
[* 107] gehalten, oder in der weitern Öffnung eines kleinen
Hörrohrs angebracht, von dessen engerm Ende ein Kautschukschlauch zum Ohr führt. Die Stärke des gehörten Tons ist hauptsächlich
bedingt von der Beschaffenheit der Oberfläche der Platte und wird bedeutend erhöht, wenn man diese Oberfläche mit
Ruß, Platinmohr, Asphalt etc. überzieht, welche die Strahlen kräftig absorbieren. Aus diesen Thatsachen geht hervor, daß eine
Oberflächenwirkung vorliegt, an der die Platte selbst keinen Anteil hat, und in der That geben Stoffe von lockerm Gefüge,
wie Baumwolle,
[* 108] Kork,
[* 109] Schwamm etc., in einem mit einer Glasplatte verschlossenen Schalltrichter von intermittierendem
Licht
[* 110] bestrahlt, lautere Töne als andre Stoffe, namentlich wenn sie dunkel gefärbt oder noch besser mit Ruß geschwärzt waren;
auch mit Ruß geschwärztes Drahtgewebe oder Lampenruß allein erweist sich als sehr wirksam.
Ein sehr einfaches und wirksames Radiophon erhält man, wenn man ein mit Ruß überzogenes biegsames Glimmerplättchen in
ein Probierröhrchen einschiebt und die Strahlen so auf die Rußschicht fallen läßt, daß sie zuerst
die gegenüberliegende durchsichtige Wand des Gläschens passieren. Das offene Ende des Röhrchens wird durch einen Kautschukschlauch
mit einem Hörrohr verbunden; bei Anwendung von Drummondschem Licht hört man auf diese Weise die radiophonischen Töne bis auf
eine Entfernung von 1-2 m von der Mündung des Hörrohrs.
Will man mittels dieser Einrichtung nicht bloß musikalische Töne und Akkorde, wie die durchlöcherte Scheibe sie gibt, sondern
die artikulierten Laute der menschlichen Sprache
[* 111] reproduzieren, so gelingt dies durch dasselbe Mittel, welches Bell bei seinem
Selenphotophon anwendete, indem man das Lichtbündel an einem dünnen biegsamen Spiegel
[* 112] reflektieren läßt,
der durch die gegen seine Rückseite gesprochenen Worte in Erzitterungen versetzt wird, die sich dem zurückgeworfenen Lichtbündel
mitteilen.
Wird das Lichtbündel mittels einer Linse
[* 113] auf der Rußschicht des Radiophons konzentriert, so hört man aus diesem die gesprochenen
Worte deutlich herausklingen. Dieser einfache Apparat macht also gleich dem Bellschen Photophon
[* 114] den Lichtstrahl
zum Träger
[* 115] der menschlichen Stimme und zwar ohne Zuhilfenahme einer galvanischen Batterie und eines Telephons. Mercadier hat
gezeigt, daß die radiophonischen Töne am stärksten durch die roten und ultraroten Strahlen hervorgebracht werden, d. h.
durch diejenigen Strahlen, deren erwärmende Wirkung die größte ist, während die Einwirkung auf das
Selen, die dem Bellschen Photophon zu Grunde liegt, vorzugsweise den leuchtenden Strahlen zuzuschreiben ist. Mercadier hat daher
statt auch die Bezeichnung Thermophonie vorgeschlagen. Die radiophonischen Töne entstehen ohne Zweifel dadurch, daß die in
den Zwischenräumen zwischen den Teilchen der lockern Körper, z. B. des Rußes, enthaltene Luft sich abwechselnd
erwärmt und ausdehnt, dann wieder
¶