Quinte heißt in
Frankreich auch eine Art der ältern
Viole
(Viola da braccio), die in drei verschiedenen
Größen gebaut wurde:
Hautecontre
(Alt), die kleinste,
Taille
(Tenor), die mittlere, und Quinte, die größte Art.
Alle drei hatten dieselbe
Stimmung.
Ferner ist Quinte
Name der E-Saite der
Violine (e'') sowie einerGattung von Orgelstimmen (s.
Fußton); endlich
s. v. w. (verbotene) Quintenparallele (s.
Parallelen).
in der
Musik der Rundgang durch die zwölf
Quinten des temperierten
Systems c - g - d - a - e
(fes) - h
(ces) - fis
(ges) - cis (des) - gis
(as) - dis (es) - ais (b) - eis (f) - his (c).
Der Quintenzirkel zwingt, wenn er
zum Ausgangston zurückführen soll, irgendwo zu einer enharmonischen
Verwechselung.
Modulationen durch den ganzen Quintenzirkel oder
einen größern Teil desselben sind sehr bequem, aber künstlerisch verwerflich.
(ital. Quintetto, franz.
Quintuor), eine
Komposition für fünf Instrumental- oder Vokalstimmen oder in begleiteten
Gesangswerken ein
Stück für fünf
Singstimmen, wobei die
Instrumente nicht in Betracht kommen. Vgl.
Quartett.
MarcusFabius, röm.
Rhetor, um 35
n. Chr. zu
Calagurris in
Spanien
[* 2] geboren. In
Rom
[* 3] zum Redner gebildet, kehrte
er um 59 in sein Vaterland zurück, ließ sich aber 68 bleibend in
Rom nieder und erwarb sich hier in
einer 20jährigen Thätigkeit als gerichtliche Redner, besonders aber als erster öffentlicher und vom
Staat besoldeter
Lehrer
der
Beredsamkeit großen
Ruf. Unter seinen
Schülern waren auch der jüngere
Plinius und die Enkel der Domitilla,
der
Schwester des
Kaisers Domitian, der Quintilianus die konsularischen
Abzeichen verlieh. Quintilianus starb vor 118. In seine spätern Lebensjahre
fällt die Abfassung seines Hauptwerkes, der vor 96 veröffentlichten »Institutio
oratoria«, einer vollständigen Anleitung zum
Studium der
Beredsamkeit in 12
Büchern, von denen das 10. eine
Kritik der griechischen
und römischen Litteratur vom Standpunkt des Redners gibt.
Die Echtheit der ihm beigelegten »Declamationes« ist zweifelhaft (vgl.
Ritter, Die Quintilianischen
Deklamationen(Freiburg
[* 4]
1881).
SeinStil hält sich im ganzen an das
Muster des
Cicero und zeichnet sich durch
Reinheit und Gedrängtheit aus.
Ausgaben der »Institutio« von
Spalding,
Zumpt und
Buttmann (Leipz. 1798-1829, 5 Bde.;
dazu als 6.
Band
[* 5] »Lexicon Quintilianeum« von Bonnell, das.
1834), Handausgabe von Bonnell (neue Ausg., Berl. 1872-74, 2 Bde.);
kritische Hauptausgabe von
Halm (das. 1868-69, 2 Bde.);
neueste Handausgabe von
Meister (Leipz. 1886-87). Übersetzungen lieferten
Bender (Stuttg. 1874) und
Lindner
(Wien
[* 6] 1881). Das 10.
Buch
ist wegen der darin gegebenen Beurteilung der dem Redner empfohlenen Schriftsteller öfters besonders
herausgegeben, so von Bonnell (4. Aufl., Berl. 1873),
Krüger (2. Aufl., Leipz. 1874),
Halm (das. 1869).
und
Terztöne sind Unterscheidungen, welche die neuere Musiktheorie (seit Fogliani undZarlino)
bei der Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse der
Töne macht. Die Alten
(Pythagoras) bestimmten alle
Intervalle als Pontenzierungen
^[richtig: Potenzierungen] des Quintverhältnisses, die große
Sekunde als zweite
Quinte (um eine
Oktave näher herangerückt
= 8:9), die große
Terz als vierte
Quinte (um zwei
Oktaven näher herangerückt = 64:81), die kleine
Sekunde als
fünfte
Quinte (um drei
Oktaven näher herangerückt = 243:256). Seit
Zarlino nimmt man aber neben der Quintverwandtschaft der
Töne eine Terzverwandtschaft an (indem man die
Konsonanz der
Terz von dem
Verhältnis des fünften Obertons ableitet, vgl.
Klang),
welche die
Terz als Grundintervall 4:5 aufstellt und für die kleine
Sekunde als
Terz der
Quinte ([2:3] :
[4:5] um eine
Oktave zusammengerückt) das
Verhältnis 15:16 erzielt.
Der Unterschied des als
Terz von c bestimmten e (4:5 = 64:80) von dem als vierte
Quinte bestimmten (64:81) ist das syntonische
Komma 80:81. Neuere Theoretiker (v.
Öttingen,
Helmholtz u. a.) drücken durch den
Buchstaben über- oder
untergeschriebene
Striche aus, daß derselbe durch eine oder mehrere Terzschritte (im übrigen durch Quintschritte) von
c aus
bestimmt ist, z. B. c:^fis = c-g-d-^fis, c:^gis = c-^e-^gis u. s. f.,
so daß diese Bezeichnung zugleich genau die relative Schwingungszahl verrät.
Smyrnäus, griech. Epiker zu Ausgang des 4. Jahrh. n. Chr., aus Smyrna, Verfasser von »Posthomerica« in 14 Büchern,
einer Fortsetzung der Homerischen Ilias bis zur Heimfahrt der Achäer.
[* 8] die Knotenschrift, deren sich die Inkas in Peru
[* 9] vor derEroberung ihres Reichs durch die Spanier bedienten, um Mandate
in allen Teilen ihres Reichs zu verbreiten und sogar um damit die Annalen ihrer Herrschaft zu führen.
Die Quipu bestanden aus einer 1 bis viele Meter langen Hauptschnur, von der fransenartig eine Menge buntfarbiger Fäden von der
Dicke gewöhnlicher Bindfäden herabhing, welche mannigfach zusammengedreht und in Knoten geschürzt waren. Die Bedeutung hing
an der Farbe, an der Beschaffenheit und Anzahl der Knoten, an der Reihenfolge der Fäden, ihrer Entfernung von der Hauptschnur
und ihren Verschlingungen. Eine in einem Grab gefundene Schnur wiegt fast 4 kg. Ein Spanier, der sich von Eingebornen die Knotenschrift
erklären ließ, schrieb nach einem darin abgefaßten Werk die Geschichte von Peru.
(Quirites), der Sage nach von der sabinischen Stadt Cures abzuleiten, ursprünglich Name des unter TitusTatius
sich mit den Römern vereinigenden Stammes der Sabiner: dann (vollständig lautete der offizielle NamePopulus Romanus
Quiritium, Populus Romanus Quirites) Name des aus beiden Stämmen vereinigten Volkes, namentlich in bürgerrechtlicher Beziehung,
während Romani der politische und militärische Name blieb.
Eça de, portug. Schriftsteller, geb. zu
Povoa de Varzim, studierte Rechtswissenschaft in Coimbra, widmete sich dann in Evora und Lissabon
[* 16] litterarischen Studien, bekleidete
in der Folge eine Administratorstelle zu Leiria und wurde schließlich portugiesischer Konsul erst in Havana,
[* 17] später zu
NewCastle und 1880 in Bristol. Quiroz ist Verfasser einer Reihe von Romanen der realistischen Gattung, die großen Beifall fanden,
und von denen wir »O crime do padre Amaro« (1874, umgearbeitete Aufl.
1880) und »O primo Basilio« (1879) als die bemerkenswertesten
nennen.
Ein andres Kloster dient als Kongreßhalle, ein drittes als Gefängnis, und überhaupt nehmen die Kirchen und 55 ehemalige
Klöster ein Viertel des städtischen Areals ein. Die Bevölkerung,
[* 24] auf 80,000 Seelen geschätzt, besteht
meistens aus Mestizen und Indianern. Die Industrie ist nicht unbedeutend, und neben Woll- und Baumwollweberei beschäftigt sich
dieselbe mit fabrikmäßiger Herstellung von Heiligenbildern und dem Trocknen von Vogel- (Kolibri-) Bälgen. Außer den bereits
oben genannten Bildungsanstalten hat Quito eine gute Gewerbeschule. Ferner sind zu erwähnen 2 Krankenhäuser
und ein Armenhaus. Stierhetzen und Hahnenkämpfe sind volkstümliche Belustigungen. Quito ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es
wurde 1534 von Benalcazar gegründet und hat wiederholt durch Erdbeben
[* 25] gelitten, so namentlich 1797 und 1859.
(Quittenessenz), Fruchtäther vom Geruch der Quitten, wird erhalten durch Aufkochen von 3 Teilen Rautenöl
mit 1 Teil Salpetersäure und 5 Teilen Wasser, Entfernen der wässerigen Schicht nach achttägigem Stehen, Mischen mit 10 Teilen
Alkohol und Destillieren nach vierwöchentlichem Stehen.
(CydoniaTourn.), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Sträucher oder Bäume mit ungeteilten Blättern, großen,
einzelnen Blüten oder doldenartigen Blütenständen, fünffächeriger Apfelfrucht mit pergamentartiger Fächerhaut und zahlreichen
mit schleimigem Epithelium
[* 26] bedeckten Samen.
[* 27] Gemeiner Quittenbaum (C. vulgaris Pers., PirusCydoniaL.), ein baumartigerStrauch mit zerstreuten,
häutigen, 8-9 cm langen, kurzgestielten, länglichen oder eirunden, ganzrandigen, unterseits stark filzigen
Blättern, einzelnen, endständigen, festsitzenden, großen, blaß rosenroten Blüten, blattartigen, gesägten, bleibenden
Kelchblättern und wolligen, wohlriechenden, grünlichgelben, punktierten Früchten, welche vom blattartigen Kelche gekrönt
sind und in der Mittelschicht sehr viele Steinzellengruppen enthalten, die sich gegen die Gehäuse eng zusammenhängen.
Die Fächer
[* 28] enthalten 6-12 verkehrt-längliche, zusammengedrückte oder eckige, braune Samen. Man kultiviert
Formen mit apfelförmiger (Apfelquitte), birnförmiger (Birnquitte) und länglicher, oft riesiger, gerippter Frucht (portugiesische
Quitte). Der Quittenbaum wird bei uns sehr viel als Zierstrauch kultiviert und als Unterlage für gewisse Birnsorten
sowie bei der Anzucht von Formenbäumchen benutzt. Die Früchte riechen sehr angenehm, sind aber roh nicht
genießbar und werden deshalb in Zucker
[* 29] eingemacht, als Würze andrer Obstarten benutzt, namentlich aber am Rhein, in Tirol,
[* 30] noch mehr in Spanien und Portugal zu Mus (Quittenkäse, in Portugal marmelo, daher der NameMarmelade auch für ähnliche Präparate
aus anderm Obst) verarbeitet.
Die Samen, Quittenkerne, dienen wegen ihres Schleims bisweilen in der Medizin, namentlich aber zu kosmetischen
Zwecken (Bandolin) und zum Reinigen und Appretieren von Geweben. Der Quittenbaum wird überall in Südeuropa kultiviert und ist dort zum
Teil verwildert, ebenso im Orient; sein Vaterland ist nicht bekannt und vielleicht in Persien
[* 31] zu suchen. Die Griechen erhielten
den »kydonischen Apfel« sehr früh aus dem Gebiet der Kydonen auf Kreta (?); die goldenen Äpfel der Hesperiden und der Atalante
waren idealisierte Quitten, und der der Aphrodite
[* 32] geweihte, in Mädchen- und Liebesspielen und zu bräutlichen Gaben dienende
Apfel war gleichfalls die Quitte.
Solon sanktionierte den alten Gebrauch, daß die Braut, ehe sie das Brautgemach betrete, einen kydonischen
Apfel esse, um sich damit symbolisch dem Dienste
[* 33] der Aphrodite zu weihen. Auch in Italien wurde der Quittenbaum früh bekannt, und schon
zu Galenus' Zeit kam spanische Marmelade (Meloplacunta) nach Rom. In Persien und in den wärmern Ländern des Orients werden die
Früchte auch roh gegessen. Der japanische Quittenbaum (C. japonica Pers., P. japonicaThunb.), ein niedriger, sparriger, oft dornigerStrauch mit gesägten, unbehaarten Blättern, ziemlich gedrängt an den untern Teilen der zweijährigen Äste, im ersten Frühjahr
ohne Blätter hervorkommenden, großen, feuerroten Blüten und unbehaarten Früchten mit nicht schleimigen Samen, stammt aus
Japan
[* 34] und wird bei uns in mehreren Varietäten als Zierstrauch kultiviert. Aus der japanischen Quitte bereitet man inJapan ein
sehr zartes Parfüm (Essence de Kananga), welches dem Ylang-Ylang ähnlich ist.
(Empfangschein, Recepisse, lat. Apocha, franz. Quittance), Empfangsbekenntnis,
namentlich das schriftliche Bekenntnis eines Gläubigers, daß dessen Schuldner seine Verbindlichkeit gegen ihn erfüllt habe.
Eine vollständige Quittung muß enthalten: die Erwähnung der Verbindlichkeit, das Bekenntnis der Erfüllung derselben, den Betrag
der gezahlten Summe in Zahlen und Buchstaben, den Namen des Schuldners, die Unterschrift des Gläubigers und,
sofern die Erfüllung der Verbindlichkeit an eine gewisse Zeit oder an einen bestimmten Ort gebunden war, auch die Bemerkung,
wann und wo sie stattgefunden. Jeder Schuldner hat das Recht, bei Erfüllung seiner Verbindlichkeit vom Gläubiger eine Quittung zu
fordern. Die Beweiskraft der Quittung, welche gemeinrechtlich erst nach
¶
die für Ausstellung von Quittungen gezahlte Verkehrssteuer (s. d.), welche auf dem Weg der Stempelung,
insbesondere durch Stempelmarken (daher auch Quittungsstempel), die der Pflichtige kauft, aufklebt und kassiert, erhoben
wird. Der Eingang der Quittungssteuer läßt sich nur durch Androhung von Strafenim Fall der Entdeckung, zumal bei Inanspruchnahme
gerichtlicher Hilfe, sicherstellen. Im übrigen ist die Kontrolle eine sehr schwierige, der Reiz zu Hinterziehungen deswegen,
besonders wenn die Steuer hoch bemessen ist, sehr groß.
Infolgedessen muß man sich mit einem mäßigen Satz begnügen, der in gleicher Höhe alle Beträge von
einem gewissen Satz ab trifft (in Frankreich seit 1871: 10 Cent. von 1 Frank und mehr, in England seit 1853: 1 Penny von Quittungen
über 1 Pfd. Sterl. übersteigende Beträge). Der in Deutschland
[* 37] 1881 angestellte Versuch, eine Quittungssteuer einzuführen, welche alle 20 Mk.
übersteigenden Beträge treffen sollte, ist gescheitert, indem man außer den genannten Übelständen
der Quittungssteuer auch gegen dieselbe geltend machte, daß sie die Zahlungen ohne Ausstellung von Quittungen begünstige.
altes, einst sehr mächtiges, noch jetzt bestehendes Adelsgeschlecht wendischer Abstammung in der MarkBrandenburg,
[* 38] benannt nach dem Dorf Quitzow bei Perleberg
[* 39] in der Priegnitz. In der Zeit der innern Wirren unter der wittelsbachischen
und luxemburgischen Herrschaft im 14. Jahrh. gelangten die Quitzows zu großer Macht und betrieben
das Fehdewesen und den Straßenraub im großen. Die Söhne des Ritters Kuno auf Quitzhöfel, Dietrich von Quitzow, der auf Friesack
saß, und sein jüngerer Bruder, Hans auf Plaue, waren der Schrecken der Bürger und Bauern, führten mit benachbarten
Fürsten auf eigne FaustKrieg, zerstörten 1402 Straußberg, wurden zwar von den Städtern geschlagen, aber von Jobst von Mähren
[* 40] immer geschützt.
ordnungslose Zusammenstellung verschiedener Gegenstände, namentlich ein Gemälde, in welchem die heterogensten
Dinge zu einem malerischen Ganzen scherzhafter Gattung zusammengestellt sind; ein aus 13 verschiedenen Touren zusammengesetztes
Kartenspiel, besonders in studentischen Kreisen beliebt; in der Musik s. v. w. Potpourri, eine Aneinanderreihung
von Bruchstücken verschiedenartiger bekannter Kompositionen mit humoristischer Tendenz. Im 16.-17. Jahrh. nannte man Quodlibet (auch
Messanza, Mistichanza) eine scherzhafte kontrapunktische Verkoppelung verschiedener Melodien, Naturlaute etc., ein buntes Durcheinander,
wie in Jannequins »Schlacht«, »Hasenjagd«, »Weiberklatsch«
und ähnlichen Stücken von Gombert, MatthiasHermann u. a.
»was dem Jupiter erlaubt ist, ist darum noch nicht dem Ochsen erlaubt«, d. h.
die Handlungen finden in Ansehung ihres Urhebers verschiedene Beurteilung.
deusperderevult,priusdementat (lat.), »wen
Gott verderben will, den verblendet er zuvor«, die lateinische Übertragung eines schon bei verschiedenen griech. Schriftstellern
vorkommenden Ausspruchs.
»euch werd' ich -!«, berühmte Aposiopese, und zwar Drohruf des Neptun bei Vergil (Aen., I, 135),
mit welchem jener den Winden,
[* 45] die ohne seinen Willen gestürmt hatten, Ruhe gebietet.
Quotidianfieber, täglich eintretende Wechselfieber. ^[= (kaltes Fieber, Malaria, Febris intermittens), Fieber, bei welchem in mehr oder weniger regelmäßig ...]
sprichwörtlicher Ausdruck nach den Anfangsworten von Ciceros erster Catilinarischer
Rede, wo es heißt: Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra? (»Wie lange noch, Catilina, willst du unsre Geduld mißbrauchen?«).
etGai., bei naturwissenschaftl. NamenAbkürzung für J. R. C. Quoy (gest. 1869) und J. P. Gaimard (gest.
1858), welche 1819 die Expeditionen von Freycinet und d'Urville begleiteten und ihre große zoologische
Ausbeute beschrieben.
¶
(ĕr), r, lat. R, r, ist nach der gewöhnlichen Aussprache ein tönender Zitter- oder Gleitelaut (Liquida) und als
solcher so nahe mit den Vokalen verwandt, daß er sogar wie letztere silbenbildend auftreten kann, z. B. in dem
deutschen Fuhrmannsausruf brr; doch gibt es auch ein spirantisches oder gezischtes r, das mehr ein Geräuschlaut
als ein tönender ist und daher vor einem Zischlaut leicht gänzlich von demselben absorbiert wird, wie z. B. im Polnischen
rz fast wie sch ausgesprochen wird.
Auch das tönende r kann sehr verschieden ausgesprochen werden und zerfällt in drei Hauptarten: das cerebrale r, besonders
im Englischen gebräuchlich, entstehend durch Aufbiegung des vordern Zungensaums nach oben und Annäherung
desselben an den harten Gaumen hinter den Alveolen der Oberzähne;
das dentale oder alveolare r, entstehend durch einfache
Emporhebung der Vorderzunge mit leichter Wölbung des Zungensaums;
das gutturale oder uvulare r, entstehend durch Emporhebung
des Zungenrückens zu dem weichen Gaumen, wie bei der Aussprache eines ch, aber so, daß die Zunge eine
Rinne bildet, in der das Zäpfchen schwingen kann.
Die beiden letztern Arten des r sind die in Deutschland vorzugsweise üblichen,
das dentale r, bei dem sich leicht das sogen. Schnarren oder Rollen
[* 47] einstellt, in Norddeutschland herrschend, das gutturale
besonders in Süddeutschland verbreitet. In Mecklenburg
[* 48] und Pommern,
[* 49] überhaupt an der Ostseeküste, wird auch das cerebrale
r sehr viel gehört, was aus slawischen Einflüssen erklärt wird. Im Sanskrit und in mehreren slawischen Sprachen wird von
dem konsonantischen ausdrücklich ein vokalisches r unterschieden, welches für sich allein Silben bilden kann; auch
die Griechen trugen der vokalischen Natur des r Rechnung, indem sie es zur Bezeichnung des Stimmeinsatzes wie einen Vokal mit
dem Spiritus
[* 50] asper versahen. Das ursprüngliche r der indogermanischen Sprachen scheint ein alvoleares r ohne Rollen gewesen
zu sein. Der Buchstabe r hieß bei den Griechen Rho; der Haken, welchen die Römer
[* 51] dem alten Zeichen für
r (P) unten anhängten, sollte dazu dienen, um es von dem p zu unterscheiden, dessen römische Form (P) fast mit dem Rho zusammenfiel.
je seltener
die Münze ist, desto öfter ist R wiederholt (RR, sehr selten, RRR, äußerst selten), dann auch für
Revers;
bei Temperaturangaben für Réaumursches Thermometer.
[* 54] In bibliographischen Angaben steht r (oder f. r.) für folio recto
(lat.), rechte Seite des betreffenden Blattes;
auf der Stellscheibe von Taschenuhren steht R für retarder (franz., »verzögern,
verlangsamen«),
ägypt. Sonnengott, die ursprünglichste Hauptgottheit der alten Ägypter, dessen Herrschaft aber, auf die des
Ptah
[* 61] folgend, der Sage nach einer längst vergangenen Zeit angehören soll, und an dessen Stelle nun verschiedene andre Gottheiten
getreten sind, wie Ammon-Ra, Harmachis und Tum.
[* 62]
Ein König der achtzehnten Dynastie führte gewaltsam den
Kult des Sonnendiskus ein;
er nannte sich selbst Chu-en-aten »Abglanz der Sonnenscheibe«).
[* 63]
wagerechte Segelstangen, s. Takelage. ^[richtig: Takelung.] ^[= (Takelage, hierzu Tafel "Takelung"), die gesamte Vorrichtung zum Anbringen und Handhaben ...]
[* 65]
[* 66] rechter Nebenfluß der Donau in Ungarn,
[* 67] entspringt in Steiermark
[* 68] auf der Heubodenhöhe, verläßt unweit Fehring
das Land und teilt sich bei Körmönd in Ungarn in zwei Arme, von denen der größere durch das ÖdenburgerKomitat fließt,
im RaaberKomitat den Marczal aufnimmt und mit der Rabnitz in die sogen. KleineDonau mündet, während der kleinere Arm gegen
N. fließt, die Repcze aufnimmt und sich mit der Rabnitz vereinigt. Nebenflüsse sind außer den erwähnten:
die Feistritz, Lafnitz, Pinka und Güns. Die Länge der Raab beträgt 250 km.
1) Wilhelm, namhafter Romanschriftsteller, der zuerst unter dem NamenJakobCorvinus auftrat, geb. zu
Eschershausen im Herzogtum Braunschweig,
[* 80] studierte in Berlin seit 1855 Philosophie und widmete sich unmittelbar
nach seinen Studienjahren der Litteratur, in die er mit dem lebendigen, jugendfrischen Idyll »Die Chronik der Sperlingsgasse«
(Berl. 1857 u. öfter, auch illustriert) und den Erzählungen und Phantasiestücken »HalbMähr, halb mehr« (das. 1859) eintrat.
Es folgten dann: »Die Kinder von Finkenrode« (Stuttg. 1859);
»Nach dem großen Kriege«, Geschichte in zwölf
Briefen (Berl. 1861);
»Unsers Herrgotts Kanzlei«, historischer Roman (Braunschw. 1862);
»Im alten Eisen«
[* 81] (das. 1887) u. a. In seinen größern
wie seinen kleinern Erzählungen verbindet Raabe frischen und echten Humor mit einer elegischen und bittern Darstellung des Lebens,
einen energischen Realismus mit einer gewissen phantastischen, traumhaften Erfindung. Am stärksten treten seine Eigentümlichkeiten
wohl in den Romanen: »Der Hungerpastor«, »Abu Telfan« und »Der Schüdderump« hervor;
2) Hedwig, Schauspielerin, geb. zu Magdeburg,
[* 84] betrat schon als Kind (z. B. als Cilli im »Donauweibchen«, als Infantin
im »Don Karlos«) die Bühne, kam mit 14 Jahren an das Thaliatheater in Hamburg,
[* 85] wo ihr Oheim, der KomikerWilke, damals wirkte, später nach Stettin,
[* 86] wo sie nach kurzer Zeit Wallner für sein Theater in
[* 87] Berlin gewann, und erhielt 1864 nach
vorübergehenden Engagements in Mainz
[* 88] und Prag
[* 89] eine dauernde Stellung am deutschen Hoftheater zu Petersburg,
[* 90] von wo aus sie jeden Sommer Gastspielreisen nach Deutschland unternahm, stets mit dem glänzendsten Erfolg. 1868 gab sie ihr
Engagement auf und gastiert seitdem ausschließlich. Im März 1871 verheiratete sie sich mit dem SängerNiemann (s. d.). Der
Kunstcharakter ihrer Darstellungsweise ist ein gesunder, heiterer und schöner Realismus; treffend hat
man sie in ihren frühern Jahren eine »Repräsentantin des Backfischtums in seiner idealen Verklärung« genannt, während sie
jetzt besonders in den Frauencharakteren des modernen französischen Repertoires Außergewöhnliches leistet.