mehr
soll es 4000 gezählt haben, und in seinen 16 Ranchos weideten 40,000 Schafe, [* 2] 6000 Rinder [* 3] und 2000 Pferde. [* 4]
soll es 4000 gezählt haben, und in seinen 16 Ranchos weideten 40,000 Schafe, [* 2] 6000 Rinder [* 3] und 2000 Pferde. [* 4]
de Europa, [* 5] südlichste Spitze Gibraltars. ^[= (arab. Dschebel al Tarik, "Fels des Tarik"), Vorgebirge an der südlichsten Spitze ...]
(Pinte), kleines, einmastiges Fahrzeug von 48 Registertons.
de Galle, s. v. w. Point de Galle. ^[= (Galla), Stadt auf dem südlichen Ende der Westküste der Insel Ceylon, südöstlich von Kolombo, ...]
s. v. w. Bunzen. ^[= (auch oder Bunzeln), Stifte oder kleine Stempel von Stahl und an einem Ende rund, erhaben, ...]
M. Clodius Pupienus Maximus, röm. Kaiser, wurde 238 n. Chr., nachdem Maximinus für abgesetzt erklärt worden und die beiden Gordiane in Afrika [* 6] gefallen waren, nebst Balbinus vom Senat zum Kaiser erwählt, aber kurz nachdem Maximinus von seinen eignen Soldaten getötet worden war, mit Balbinus von den Prätorianern, die mit der Wahl durch den Senat unzufrieden waren, im kaiserlichen Palast überfallen, in das prätorianische Lager [* 7] abgeführt und dort ermordet.
(lat.), auf die Pupille des Auges bezüglich;
Waisen und Unmündige (s. Pupillen) betreffend;
daher pupillarische Sicherheit, die durch eine unter allen Umständen ausreichend Hypothek gewährte Sicherstellung, wie sie bei der Ausleihung von Mündelgeldern verlangt wird.
s. Substitution. ^[= (lat.), Stellvertretung, Einsetzung eines Stellvertreters, namentlich seitens eines Prozeßbevollmä ...]
(lat.), das Schwarze im Auge, [* 8] ist die kreisrunde zentrale Lücke in der Scheibe der Regenbogenhaut, durch welche die Lichtstrahlen in den Augengrund fallen, und durch welche wir für gewöhnlich den Augengrund schwarz hindurchschimmern sehen. Fehlt in der Aderhaut das schwarze Pigment, das normal dort vorhanden ist, wie bei den Albinos (s. d.) und den weißen Mäusen, Raben, Tauben [* 9] etc., so erscheint die Pupille nicht schwarz, sondern rot, weil durch die Augenhäute viel Licht [* 10] in das Innere des Auges gelangt und es diffus beleuchtet.
Blickt man ins Helle und auf nahe Gegenstände, so verengert sich die Pupille, im Dunkeln dagegen, und wenn man auf ferne Gegenstände blickt, erweitert sie sich. Die Pupille reguliert daher die ins Auge gelangende Lichtmenge, und dies geschieht durch das Spiel des doppelten Muskelapparats der Iris (s. Auge). Der kreisförmig die Pupille umgebende Muskel, welcher unter dem Einfluß des vom Gehirn [* 11] ausgehenden Nervus oculomotorius steht, verengert die Pupille, wenn er sich zusammenzieht, oder wenn die radiär verlaufenden Muskeln, [* 12] welche dem vom Rückenmark ausgehenden Nervus sympathicus gehorchen, erschlaffen, während umgekehrt eine Zusammenziehung dieser Muskeln oder eine Erschlaffung des ringförmigen Muskels die Pupille erweitert.
Bei Lähmung eines der beiden Muskeln (Iridoplegie) bleibt die Pupille unbeweglich, entweder abnorm erweitert (Mydriasis) oder abnorm verengert (Myosis). Eine künstliche Erweiterung der Pupille erreicht man durch Eintröpfeln von Atropin, Duboisin, Hyoscyamin, Kokain, Daturin (Mydriatika), während Physostigmin, Pilokarpin, Morphin, Nikotin (Myotika) die Pupille verengern. Hiervon macht die Augenheilkunde ausgedehnten Gebrauch. Unregelmäßige Formen der Pupille kommen vor bei mangelhafter Bildung der Iris (Koloboma, Irisspalte), beim Fehlen der Iris (Iridiremie), wobei die Pupille sehr groß ist, auch liegt die Pupille bisweilen nicht in der Mitte der Iris (Korrektopie ^[richtig: Korektopie]). Gewisse Augenkrankheiten, [* 13] namentlich die Entzündung der Regenbogenhaut, können zur abnormen Verengerung oder selbst zum vollständigen Verschluß der Pupille führen, und es muß dann auf operativem Weg eine künstliche Pupille gebildet werden (Koromorphose oder Iridektomie, s. d.).
(lat.), Unmündige, die unter Vormundschaft stehen, Mündel, Waisen;
Pupillenkollegium, eine Behörde, welche die Aufsicht über Vormundschaftssachen hat (s. Vormundschaft).
(Pupa, Chrysalide, Chrysalis), ein Insekt in derjenigen Periode der Metamorphose, in welcher es ruht und nicht frißt, bis es sich in das vollständige Insekt verwandelt;
s. Insekten, [* 14] S. 979. Der Ausdruck Puppe wird auch, obwohl selten, in ähnlichem Sinn noch bei andern Tieren gebraucht, z. B. von der Puppe der Seegurken oder Holothurioideen (s. d.).
(Bandit, Mordkäfer, Calosoma sycophanta L.), ein 2-2,6 cm langer Käfer [* 16] aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Laufkäfer [* 17] (Carabidae), mit kurzem, stark gerundetem Thorax, breiten, fast quadratischen Flügeldecken und stark verkürztem zweiten Fühlerglied. Er ist blauschwarz bis auf die goldgrünen, stark kupferrot schillernden, regelmäßig gestreiften, mit sechs Punktreihen versehenen Flügeldecken, findet sich einzeln in Obstgärten, häufiger in norddeutschen Nadelwaldungen und besonders da, wo die Nonne und der Prozessionsspinner [* 18] sich verheerend eingestellt haben.
Die oben schwarz beschildete, seitlich und am Bauch [* 19] weiße, ziemlich breite Larve läuft mit fast gleicher Gewandtheit wie der Käfer an den Stämmen empor und frißt wie letzterer den Weibchen des genannten Schmetterlings die Eier [* 20] aus dem Leib heraus. Auf diese Weise gewinnt der Käfer große forstwirtschaftliche Bedeutung. Die Larve verpuppt sich unter Moos, Steinen, hinter Baumrinde etc. Zu derselben Gattung gehören 60-70 Arten von ähnlicher Lebensweise.
s. Marionetten. ^[= (franz. Marionnettes, ital. Marionette, Burattini, Fantoccini), künstlich angefertigte bewegliche, ...]
(Pur), im Indischen s. v. w. Stadt, daher vielen Ortsnamen angehängt.
Vulkan in der mittlern Kordillere von Kolumbien, [* 21] 30 km südwestlich von Popoyan ^[richtig: Popayan], der seinen jüngsten Ausbruch hatte und 4700 m hoch ist.
in der ind. Litteratur Name epischer, in metrischer Form abgefaßter Erzählungen kosmogonischen und theogonischen Inhalts, die in der uns vorliegenden Gestalt in der Zeit vom 8. bis 13. Jahrh. n. Chr. entstanden sind und vielfach mit theologischen und philosophischen Betrachtungen sowie mit rituellen und asketischen Vorschriften und Legenden zur Empfehlung einer besondern Gottheit und gewisser Heiligtümer durchsetzt sind. Als Verfasser wird der mythische Wyâsa (d. h. Ordner) genannt, der auch als Sammler des Weda und Verfasser des Mahâbhârata gilt; von ihm soll sie sein Schüler Sûta erhalten haben, der sechs Ausgaben veranstaltete.
Dies bezieht sich wahrscheinlich auf sechs alte Sammlungen. Aus diesen sind die 18 heute vorhandenen entstanden. Hauptquelle ist das Mahâbhârata (s. d.), doch gehen sie mitunter auf andre, sonst unbekannte Quellen zurück. Erst einige der Purânas sind herausgegeben und übersetzt: das Bhâgawata-Purâna (Kalk. 1830, Bombay [* 22] 1839), die neun ersten Bücher mit französischer Übersetzung von E. Burnouf (Par. 1840-44, 2 Bde.), mit einem indischen Kommentar (Bombay 1860);
das Wischnu-Purâna (das. 1867), übersetzt von Wilson (Lond. 1840), neue Ausgabe von Fitz Hall [* 23] (das. 1864-70, 5 Bde.).
Das Mârkandeya-Purâna, von dem Poley (Berl. 1831) einen Teil publiziert hatte, ist jetzt in der »Bibliotheca indica« (1855-62) vollständig erschienen, ebenso das Agni-Purâna (1870-1879); ferner erschienen das Kalki-Purâna (Kalk. 1873) und das Linga-Purâna (lithographiert, Bombay 1858). ¶
Einzelanalysen verschiedener Purânas s. bei Wilson, Essays on Sanskrit literature (1864, Bd. 1); Übersetzungen einzelner Episoden bei Schack; Stimmen vom Ganges (2. Aufl., Stuttg. 1877).
Vgl. F Nève, Les Pourânas.
Études sur les derniers monuments de la littérature sanscrite (Par. 1852).
(Peurbach), Georg, Mathematiker, geb. zu Peurbach in Österreich ob der Enns, [* 25] studierte zu Wien, [* 26] bereiste dann Deutschland, [* 27] Frankreich und Italien, [* 28] wo er in Ferrara, [* 29] Bologna und Padua [* 30] astronomische Vorlesungen hielt, und bekleidete hierauf zu Wien die Professur der Mathematik und Astronomie; [* 31] starb Purbach gab der Trigonometrie [* 32] eine neue Gestalt, entwarf eine neue Sinustafel, die später von seinem Schüler Regiomontanus erweitert ward, verfertigte neue Planetentafeln und ein neues Verzeichnis der Fixsterne. [* 33] Er schrieb: »Theoricae novae planetarum« (oft gedruckt, zuletzt Köln [* 34] 1581) und »Sex priores libri systematis Almagesti« (Vened. 1496, Nürnb. 1550).
(Isle of Purbeck), Halbinsel an der Küste von Dorsetshire (England), im N. vom Hafen Poole begrenzt, war früher ein königlicher Forst und [* 35] ist in geologischer Hinsicht interessant, indem ein Teil der Oolithenformation nach ihr benannt ist. Die Halbinsel ist 16 km lang, 12 km breit, hat teilweise steile Küsten und steigt im Innern bis 220 m an. Auf ihr liegen die Städtchen Corfe Castle [Stichwort: Corfe-Castle] (s. d.) und Swanage und das Dorf Kimmeridge. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 6500. Vorzügliche Bausteine und Marmor werden gewonnen.
s. Wealdenformation. ^[= (Weald, spr. ŭihld, Wälderformation), Zwischenbildung zwischen Jura- und Kreideformation, ...]
(spr. pörssel), Henry, Komponist, geb. 1658 zu London [* 36] als Sohn eines Mitglieds der um 1660 errichteten Sängerkapelle Karls II., erhielt seine Ausbildung als Chorknabe derselben Kapelle durch deren Vorsteher Cook und dessen Nachfolger Humphrey und konnte schon im Alter von 18 Jahren eine Organistenstelle übernehmen. Im folgenden Jahr trat er mit seiner ersten Oper: »Dido und Äneas«, auf, an welche sich später noch 38 dramatische Musikwerke anschlossen, die sowohl durch ihre Stoffe (teils nach Shakespeare, teils von Dryden) als durch die Originalität und den hohen Kunstwert der Musik ein wohlbegründetes Aufsehen erregten.
Nicht minder waren seine Kirchenkompositionen von den Zeitgenossen, namentlich auch von Händel, geschätzt. Er starb, nachdem er seit 1682 als Organist der königlichen Kapelle wirksam gewesen war, Mit ihm verlor England den genialsten Musiker, den es je besessen, und, da er keinen zur Bekämpfung des herrschenden Geschmacks für französische und italienische Musik geeigneten Nachfolger hinterließ, zugleich die Hoffnung auf Ausbildung einer nationalen Tonkunst. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erscheint seit 1878 in London.
Vgl. Hawkins, History of music (Bd. 2, S. 743);
Chrysander, G. F. Händel (Bd. 1, S. 253);
bei botan. Namen für W. Purdie, starb als Direktor des botan. Gartens auf Trinidad 1857.
(lat., »rein«),
s. v. w. ohne weiteres.
(franz., »Brei«),
fein gehacktes und durch ein Sieb gestrichenes Fleisch, Gemüse etc. Dann heißt Püree oder Jaune indien ein gelber Farbstoff von unbekannter Abstammung, der aus Indien und China, [* 37] vielleicht auch aus Arabien in den Handel kommt. Derselbe bildet faustgroße, kugelförmige, außen bräunliche, innen glänzend gelbe und weiche Massen von starkem, an Harn, Moschus oder Bibergeil erinnerndem Geruch, ist in Wasser und Alkohol nur teilweise löslich und besteht im wesentlichen aus dem Magnesiasalz der Euxanthinsäure (Euxanthin) C19H16O10 . Diese bildet gelbe, geruchlose Nadeln, [* 38] schmeckt bittersüßlich, löst sich in Wasser, Alkohol und Äther, bildet mit den Alkalien lösliche, mit den meisten übrigen Basen unlösliche Salze. Die Püree dient zum Gelbfärben.
(spr. pörrflīt), Dorf in der engl. Grafschaft Essex, am linken Ufer der Themse, oberhalb Gravesend, hat Pulvermühlen und Kreidebrüche.
Dabei Hospitalschiffe für Pocken- und Fieberkranke.
(lat.), s. Abführende Mittel. ^[= (Laxantia, Purgantia, Kathartika), Arzneimittel, welche angewandt werden, um Stuhlgang herbeizuführ ...]
in Kamtschatka Name der Schneestürme.
(lat.), Reinigung, besonders von dem Verdacht eines Verbrechens.
Purgatio contumaciae, im frühern gemeinrechtlichen Prozeß die Nachholung einer versäumten Rechtshandlung vor Eintritt des mit der Versäumnis verbundenen Rechtsnachteils.
(lat.), Reinigungsmittel;
im Rechtswesen s. v. w. Purifikationseid.
s. Rhamnus ^[= # L. (Kreuzdorn, Wegdorn), Gattung aus der Familie der Rhamnaceen, Bäume oder Sträucher mit ...] cathartica.
(lat.), reinigen (besonders den Leib), abführen;
auch sich rechtfertigen (vgl. Purgation).
s. Cassia. ^[= L. (Kassie), Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, Bäume, Sträucher oder Kräuter mit ...]
s. Gratiola. ^[= L. (Gnadenkraut), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, ausdauernde, kahle oder drüsig-weich ...]
Linum catharticum, s. Flachs. ^[= # (Lein, Linum L.), Gattung aus der Familie der Linaceen, einjährige oder ausdauernde Kräuter ...]
s. v. w. Abführende Mittel. ^[= (Laxantia, Purgantia, Kathartika), Arzneimittel, welche angewandt werden, um Stuhlgang herbeizuführ ...]
s. Cetraria. ^[= Ach. (Schuppenflechte), Pflanzengattung der Strauchflechten, mit bandartig flachem, ästigem ...]
s. Jatropha. ^[= J. Müll. (Brechnuß, Drüsenstrauch), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, ...]
s. Convolvulus ^[= L. (Winde), Gattung aus der Familie der Konvolvulaceen, aufrechte, niederliegende oder windende ...] und Ipomoea ^[Stichwort: Ipomaea].
(tschech. Křivoklát), großes fürstlich Fürstenbergsches Bergschloß in Böhmen, [* 40] Bezirkshauptmannschaft Rakonitz, 37 km westlich von Prag, [* 41] in waldreicher Gegend am Einfluß des Rakonitzer Baches in die Beraun, ehedem landesfürstliche Burg, wurde von Wladislaw I. um 1110 erbaut, diente zeitweise als Aufenthalt der böhmischen Herrscher, zur Aufbewahrung der königlichen Schätze und auch als Staatsgefängnis. Das Schloß enthält ein Museum und das Bezirksgericht. Vor der Burg steht das Erzstandbild des Fürsten Egon Fürstenberg. Pürglitz ist Station der Rakonitz-Protiwiner Eisenbahn. Am Fuß des Schloßbergs liegt das Dorf Buda mit (1880) 830 Einw. Die Umgebung ist reich an Eisengruben (am Berg Kruschnahora, 602 m hoch) und Hüttenwerken (Neuhütten, Neujoachimsthal und Rostok).
roher, ehemals dem Kannibalismus ergebener, an Kopfzahl nur noch geringer Indianerstamm an beiden Ufern des untern Parahyba im NO. von Rio de Janeiro; [* 42]
sie sind von mittlerer Größe, tättowieren sich und treiben einigen Tauschhandel.
Von den Botokuden sind sie aus dem Binnenland nach den Küsten zu getrieben worden.
ind. Hafenstadt, s. Dschagannath. ^[= (Dschagarnat, nach engl. Schreibart Juggurnaut), bei den Hindu von der Wischnusekte Name der ...]
Stadt im Departement Tolima der südamerikan. Republik Kolumbien, am Magdalenenstrom, 310 m ü. M., mit (1870) 8758 Einw. In der Umgegend Pflanzungen von Mais, Zuckerrohr und Bananen;
(lat.), Reinigung, Läuterung;
(Purifizierung eines Urteils) die Ausführung eines bedingten Urteils durch die Erfüllung der beigefügten Bedingung, z. B. durch die Ableistung eines Eides, von welcher die Entscheidung abhängig gemacht war;
Purifikationseid, s. v. w. Reinigungseid (s. Eid).
(neulat.), im kath. Gottesdienst das Reinigungstüchlein (zum Auswischen des Kelchs etc.).
(lat.), rein machen, reinigen.
das jüd. Losfest, s. Feste, ^[= (vom lat. festum, dies festus), Tage, welche zur Ehre einer Gottheit oder Person oder zum Gedächtni ...] S. 171. ¶
(neulat.), Streben nach Reinigung der Sprache [* 45] von fremden Wörtern und Wortformen;
dann auch die aus solchem Streben hervorgegangene Sprachweise selbst.
Purist, Sprachreiniger.
Vgl. Fremdwörter und Sprachreinigung.
(neulat.), eine auf den Einfluß Genfs zurückzuführende Partei der Protestanten in England, die im Gegensatz zur Hochkirche die Kirche in ihrer evangelischen Reinheit (puritas, daher Puritaner) wiederherstellen wollte, völlige Unabhängigkeit der Kirche vom Staat, Einführung der reformierten Kirchenverfassung, strenge Kirchenzucht verlangte und in diesem ihrem Bestreben mit den zahlreichen katholischen Elementen in Lehre [* 46] und Verfassung der englischen Staatskirche in Widerstreit geriet.
Der englische Puritanismus trat bald in Verbindung mit dem schottischen Presbyterianismus und erfocht in der englischen Revolution (s. Anglikanische Kirche) gegen das ihm mit immer härtern Zwangsmitteln zusetzende Königtum einen vollständigen Sieg, dessen Früchte aber sofort der konsequentesten Partei der Puritaner, den sogen. Independenten (s. d.), zufielen. Spätere Phasen des Puritanismus bilden verschiedene Sekten, besonders die Gesellschaft der Freunde, die sogen. Quäker (s. d.). S. Presbyterianer.
Vgl. Hopkins, The puritans (Lond. 1860-61, 3 Bde.).
(lat.), Reinheit;
Sittenreinheit, Unschuld.
Johannes Evangelista, Mediziner, geb. zu Libochowitz bei Leitmeritz in Böhmen, erhielt seine Schulbildung bei den Piaristen zu Nikolsburg in Mähren, wurde Mönch, trat aber im 21. Lebensjahr, kurz vor Empfang der priesterlichen Weihen, aus dem geistlichen Stand aus, studierte in Prag zuerst Philosophie, dann Medizin, ward 1819 Assistent der Anatomie und Physiologie daselbst, erregte durch seine Dissertation »Zur Physiologie des Sehens« Goethes Aufmerksamkeit und wurde durch dessen Empfehlung 1823 ordentlicher Professor der Physiologie und Pathologie zu Breslau, [* 47] gründete hier 1839 das erste physiologische Laboratorium, [* 48] wodurch die Physiologie den Rang einer selbständigen Wissenschaft erhielt, und kehrte 1850 als Professor der Physiologie nach Prag zurück, wo er starb. Er schrieb: »Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne« (Berl. 1823-25, 2 Bde.). An seinen Namen knüpft sich eine Menge von Entdeckungen auf anatomischem und physiologischem Gebiet.
Wie der Begründer der experimentellen Physiologie, war Purkinje auch der Schöpfer der mikroskopischen Anatomie in Deutschland. Seine Arbeiten betrafen vornehmlich das Gebiet der subjektiven Empfindung und die Morphologie. Er entdeckte das Keimbläschen im Hühnerei, die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen auf der Haut, [* 49] den Bau der Knorpeln, Knochen [* 50] und Zähne, [* 51] die embryonale Entwickelung der letztern, die Zusammensetzung der Blutgefäßwände, der Flimmerbewegung bei Wirbeltieren, der Magendrüsen, der Struktur der Nervenfasern mit einem Achsencylinder, der Nervenzellen im Gehirn etc. Er benutzte zuerst das Mikrotom, den Kanadabalsam für mikroskopische Präparate und mikroskopische Bilder für die Laterna [* 52] magika. Daneben hatte sich Purkinje seit 1850 unter fortschreitender Entfremdung von Deutschland die Fortbildung und Hebung [* 53] der tschechischen Nationalität zur Lebensaufgabe gestellt. Als Frucht seiner slawischen Studien erschien eine gelungene tschechische Übersetzung von Schillers lyrischen Gedichten (Bresl. 1841, 2 Bde.). Auch begründete er 1853 die naturwissenschaftliche Zeitschrift »Ziva«, welche er mit Kreijci bis 1864 herausgab.
Aderfigur, s. Gesicht, ^[= # (Gesichtssinn, Visus), das Vermögen, zu sehen, die Gesamtheit der Verrichtungen des Auges, ...] [* 54] S. 237.
Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, Bezirk Hoorn, am nordholländischen Kanal [* 55] und der Eisenbahn Zaandam-Enkhuizen, hat lebhaften Handel in Holz, [* 56] Vieh und Käse und (1881) 5517 Einw. Die Stadt liegt in der Mitte zwischen den trocken gelegten Seen Beemster, Wormer und Purmer, welch letzterer ihr den Namen gegeben hat.
Distrikt der Provinz Bihar in der indobrit.
Präsidentschaft Bengalen, 12,836 qkm (233 QM.) groß mit (1881) 1,848,687 Einw. (58 Proz. Hindu, 41 Proz. Mohammedaner), welche namentlich viel Indigo [* 57] produzieren (es bestehen 34 Fabriken, welche jährlich 225 Tonnen liefern).
Die gleichnamige Hauptstadt, vortrefflich gebaut, mit zahlreichen Gärten und Plätzen, hat 16,057 Einw.
(Purpulen), s. v. w. Masern. ^[= (rote Flecke, Röteln, Morbilli rubeolae), eine ansteckende Krankheit, welche durch einen roten, ...]
(lat. purpura), prachtvollste, violettrote Farbe des Altertums, wurde aus Seemuscheln des Mittelländischen Meers gewonnen und ist wahrscheinlich als Erfindung der Phöniker anzusehen. Der vorzüglichste Purpur wurde in Tyros bereitet, von wo auch Salomo einen Arbeiter kommen ließ, und wo dieser Industriezweig noch zur Zeit der römischen Kaiser wie auch auf der Insel Meninx (Djerbi im Gebiet von Tunis) [* 58] blühte. Übrigens ging die Purpurfabrikation auch auf Griechen und Römer [* 59] über.
Einen roten Saft liefern viele Seeschnecken; die eigentlichen Purpurschnecken des Altertums sind aber Murex brandaris und M. trunculus und vielleicht Purpura haemastoma, die noch jetzt an einzelnen Stellen des Mittelmeers [* 60] ähnlich benutzt werden. Diese Schnecken [* 61] sondern in einer Drüse, die in der Decke [* 62] der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, einen gelblichen Schleim ab, welcher am Sonnenlicht grün, dann blau, endlich purpurn und scharlachrot wird und dabei einen ekelhaften, lange anhaltenden Geruch erzeugt.
Der Farbstoff bildet sich auch bei Luftabschluß in Stickstoff oder Wasserstoff, aber nicht im Dunkeln. Man kann den farbengebenden Stoff aus den gepulverten Schnecken durch Alkohol und Äther ausziehen, und aus der goldgelben Lösung scheidet sich der Purpur am Licht als körnig kristallinisches Pulver aus, welches in Wasser, Alkohol und Äther unlöslich, in siedendem Anilin löslich ist. Dieser Stoff, Punicin, ist in äußerst geringer Menge vorhanden (7 mg aus 400 Schnecken) und gehört wahrscheinlich der Indigogruppe an; er widersteht Seifen und Säuren, wird aber durch Chlor zerstört.
Man fing die Schnecken durch Köder, zerquetschte sie oder nahm sie aus dem Gehäuse heraus, macerierte sie mit Salz, [* 63] erhitzte sie dann und tauchte nun die zu färbende Wolle ein. Jedenfalls verstand man im Altertum sehr abweichende Nüancen zu erzielen. Schon in der frühsten Zeit galt der Purpur als Auszeichnung des Herrschers; allmählich wurde er immer allgemeiner angewandt, und Cäsar und Augustus mußten seinen Gebrauch wie den andrer Luxusartikel beschränken. Im byzantinischen Reich wurde er von neuem Abzeichen der Majestät und seiner nächsten Umgebung; wichtige kaiserliche Dekrete wurden mit Purpurtinte geschrieben, und noch im 15. Jahrh. werden Purpurhüte und Purpurschleppen erwähnt. Die Scharlachgewänder (purpurati) der Kardinäle, von Paul II. eingeführt, erinnern noch an die alte Sitte. An der Küste Norwegens und Irlands benutzte man im vorigen Jahrhundert den Saft von Purpura lapillus zum Zeichnen der Wäsche, und an der Westküste Zentralamerikas färben die Eingebornen Baumwolle [* 64] gleichfalls mit dem Saft einer Purpura. Vgl. Schmidt, ¶
Forschungen auf dem Gebiet des Altertums, Bd. 1 (Berl. 1842);
v. Martens, Purpur und Perlen (das. 1874);
Lacaze-Duthiers, Mémoire sur la pourpre, in »Annales des sciences naturelles« (4. Serie 1859);
Schunck, Purpur (Berl. 1879). - Französischer Purpur (Pourpre français), s. Orseille.
(lat., Purpurausschlag), s. v. w. Werlhofsche ^[= s. Blutfleckenkrankheit, Werlhofsche.] Blutfleckenkrankheit.
s. v. w. Indigpurpur. ^[= (Bolleyblau), blaue Farbe, wird durch Schmelzen von Indigo mit saurem schwefelsaurem ...]
des Caesius, s. Goldpurpur. ^[= (Cassius' G.), der Niederschlag, welcher durch eine Lösung von Zinnchlorür und Zinnchlorid ...]
s. v. w. Amarantholz. ^[= (Luftholz, Violett-, blaues Ebenholz), sehr schönes und hartes, etwas poröses, ...]
(Porphyrio L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel, der Familie der Rallen (Rallidae) und der Unterfamilie der Wasserhühner (Gallinulinae), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel [* 66] mit fast kopflangem, hohem, starkem Schnabel, ausgedehnter Stirnschwiele, langen, starken Füßen mit großen Zehen und langen, etwas gekrümmten Krallen, mäßig langen Flügeln und kurzem, abgerundetem Schwanz. Das Purpurhuhn (Sultanshuhn, Porphyrio veterum Gm., s. Taf. »Watvögel [* 67] I«), [* 68]
47 cm lang, 83 cm breit, dunkel indigblau, im Gesicht und am Vorderhals türkisblau, in der Steißgegend weiß, mit blaßroten Augen, gelbem Augenring, rotem Schnabel und rotgelben Füßen, lebt in wasserreichen Gegenden Italiens [* 69] und Spaniens, Südrußlands, Palästinas und Nordwestafrikas, erinnert in seinem Wesen an unser Teichhühnchen, geht abgemessen, schwimmt vortrefflich, fliegt schwer und unbeholfen, nährt sich von jungem Getreide, [* 70] Gras und Kraut, plündert aber in der Brutzeit auch Nester und jagt andre Vögel und Mäuse. Es nistet auf dem Wasserspiegel selbst und legt 3-5 graue oder fleischfarbige, violettgrau und braun gefleckte, sehr schöne Eier, welche von beiden Eltern in 28 Tagen ausgebrütet werden. Die alten Römer und Griechen unterhielten diese Vögel in der Nähe der Tempel [* 71] und stellten sie unter den Schutz der Götter. Sie werden sehr zahm und können mit anderm Geflügel gezüchtet werden.
(Rubiacin, Krapppurpur) C14H8O5 findet sich in der frischen Krappwurzel als Glykosid, welches durch Einwirkung von Fermenten in Zucker [* 72] und Purpurin zerfällt, in alter Krappwurzel aber großenteils schon zersetzt ist. Durch Erhitzen mit Braunstein und Schwefelsäure [* 73] auf 140° geht Alizarin, der wichtigste Farbstoff des Krapps, in Purpurin über. Purpurin bildet rote, wasserfreie oder orangefarbene Kristalle [* 74] mit 1 Molekül Kristallwasser, löst sich leicht in kochendem Wasser, Alkohol und Äther, mit kirschroter Farbe in Alaun, [* 75] mit purpurroter in Alkalien; es schmilzt bei über 100°, sublimiert bei über 200° unter teilweiser Zersetzung, bildet mit Alkalien leicht lösliche, im trocknen Zustand schwarze, mit alkalischen Erden, Erden und Metalloxyden unlösliche Verbindungen.
Der Thonerdelack ist rein rot, der des Eisens schwarz oder violett. Bei 210-220° gibt Purpurin in verschlossenen Gefäßen Alizarin, mit Zinkstaub erhitzt, Anthracen. Purpurin färbt mit Alaun gebeizte Baumwolle hochrot bis braunrot, mit Ölbeize versehene braunrot, und im letztern Fall erzeugt Seife ein feuriges Türkischrot. Das Purpurin unterstützt in Verbindung mit Alizarin dessen Färbevermögen, wird aber auch allein in der Färberei und Zeugdruckerei benutzt. Purpurin heißt auch ein Anilinviolett, entstanden durch Einwirkung von Bleisuperoxyd auf schwefelsaures Anilin.
s. v. w. Murexid. ^[= (purpursaures Ammoniak) (NH4)C8H4N5O6, das Ammoniaksalz der im freien Zustand nicht bekannten ...]
s. v. w. Krapplack. ^[= rote Malerfarbe von verschiedenen Schattierungen, besteht aus einer Verbindung des roten Krappfarbst ...]
Mantel von purpurrotem Stoff, Auszeichnung der Fürsten, Kardinäle und andrer hoher Personen;
vgl. Purpur.
s. Murexid. ^[= (purpursaures Ammoniak) (NH4)C8H4N5O6, das Ammoniaksalz der im freien Zustand nicht bekannten ...]
s. Purpur. ^[= (lat. purpura), prachtvollste, violettrote Farbe des Altertums, wurde aus Seemuscheln des Mittellän ...]
s. Indigo, ^[= # (Indicum), blauer Farbstoff, kann aus vielen Pflanzen erhalten werden, findet sich aber niemals ...] S. 919.
seemännisch, die zur Ablösung der Wache bestimmten Leute aufwecken.
s. Prsh. ^[= bei botan. Namen für F. T. geb. 1794 zu Großenhain, gest. 1820 in Montreal. Flora Americae]
s. Birschen. ^[= (v. altfranz. berser, mit Pfeil und Bogen jagen), beliebte Jagdmethode mit der Büchse ...]
(lat.), eiterig;
Purulenta, Eiter erzeugende Mittel;
Purulenz, Eiterung.
(Puru), ansehnlicher Fluß in Südamerika, [* 76] entspringt am Ostfuß der Andes in Peru, fließt nordöstlich, tritt dann in die brasil. Provinz Alto Amazonas über und fällt dort nach einem äußerst gewundenen Stromlauf von 3100 km Länge (gerade Linie von der Quelle [* 77] zur Mündung nur 1440 km) rechts in den Amazonenstrom. [* 78] Er wurde 1864-65 durch Chandleß 3000 km weit befahren.
Sein Nebenfluß Acra (Acquiry) ist bis nach Bolivia [* 79] hinein schiffbar.
putus (lat.), einer, der nur sein Fach kennt, von andern Dingen aber gar nichts versteht.
Stadt, s. Bagelen. ^[= niederländ. Residentschaft auf der Insel Java, zwischen den Residentschaften Kadu, Banjumas, ...]
(lat.), Eiter. ^[= und Eiterung (Suppuratio). Der sogen. gesunde E. stellt im reinen und frischen Zustand ...]
s. Paternosterwerke. ^[= (Rosenkranzmühlen, franz. Chapelets, engl. Chainpumps), Maschinen, welche dazu dienen, Wasser ...]
Alexander Sergejewitsch, der bedeutendste russ. Dichter, geb. 26. Mai (a. St.) 1799 zu Moskau, [* 80] erhielt seine Erziehung im kaiserlichen Lyceum zu Zarskoje Selo und erwarb sich schon in einem Alter von 15 Jahren durch das Gedicht »Erinnerungen an Zarskoje Selo« einen Namen. 1817 bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten angestellt, beschäftigte er sich in Petersburg [* 81] mit Geschichte und klassischer Litteratur, besonders aber mit dem Studium der Werke Byrons, die einen bestimmenden Einfluß auf ihn ausübten.
Einige zu freie Gedichte sowie noch viel mehr zu freie Reden bewirkten 1820 seine Versetzung zur Kanzlei der Statthalterschaft in Bessarabien, von wo er später als Attaché zu dem Grafen Woronzow, Statthalter von Odessa, [* 82] kam. Das Leben in den wilden und poetischen Gegenden Südrußlands war aber gerade für die Entwickelung seines Genius besonders günstig, viel mehr, als es je die Hauptstadt gewesen wäre. Er lernte Volkssitte und Volkspoesie an der Quelle kennen, vertiefte sich in die nationalen Traditionen und entnahm denselben den Stoff zu seiner ersten größern Schöpfung, der in Ariosts Manier gehaltenen poetischen Erzählung »Rußlan und Ludmilla« (Petersb. 1822),
welche die alte Heldenzeit Rußlands in Kiew [* 83] verherrlicht und schon deutlich das Streben kundgibt, die ausländische Romantik mit dem einheimischen Volkstümlichen zu verbinden. Bald darauf folgten: »Kawkázskij Plehnnik« (»Der Gefangene der Berge«),
eine kaukasische Szene (Petersb. 1823; deutsch von Wulfert, das. 1824, und von Seubert in Reclams »Universalbibliothek«),
und »Baktschissaráiskij fontán« (»Die Quelle von Baktschisarai«, Mosk. 1824), eine tatarische Erzählung, wie die frühern Dichtungen reich an großen Schönheiten. Im J. 1824 wurde Puschkin wegen der vielfach in Odessa umlaufenden, von ihm verfaßten Epigramme auf den Grafen Woronzow auf Befehl des Kaisers Alexander I. »wegen schlechten Benehmens« aus den Listen des Ministeriums des Auswärtigen gestrichen und auf sein väterliches Gut Michailowskoje im Gouvernement Pskow verwiesen, wo er unter polizeiliche Aufsicht des Gouverneurs, des Adelsmarschalls und des Archimandriten des nächstgelegenen Klosters gestellt wurde. Diese Verbannung dauerte glücklicherweise nicht lange. Kaiser Nikolaus rief den Dichter bei Gelegenheit seiner Krönung in Moskau zurück, ¶
ernannte ihn zu einem der Historiographen des Reichs und ließ ihm die Archive öffnen. Das erste Werk, welches Puschkin nach seiner Rückkehr in das vornehmere Leben veröffentlichte, war »Eugen Onegin« (Petersb. 1826; deutsch von Seubert in Reclams »Universalbibliothek«),
ein Roman in Versen im Genre von Byrons »Don Juan« und sein Hauptwerk, in welchem er seine ganze Kraft [* 85] und Kunst entfaltete. Es erzählt das Leben eines »Blasierten« der damaligen russischen Gesellschaft und entwirft eine meisterhafte Schilderung des Gesellschaftslebens und der sozialen Typen Rußlands, durchwoben von gedankenreichen Betrachtungen und scharfen satirisch-humoristischen Ausfällen. Von poetischen Erzählungen erschienen ferner: »Zygane« (»Die Zigeuner«),
wild und phantastisch;
»Brátja-rasboínikí« (»Die Räuberbrüder«);
»Poltawa«, worin ein Byronscher Held, Mazeppa, in eigentümlicher Beleuchtung [* 86] vorgeführt wird;
»Graf Nulin«;
das anmutige »Märchen von Silvan, Harald und der Schwanenprinzessin« u. a. Erschien Puschkin in allen diesen Dichtungen von Byron beeinflußt, so that er einen beachtenswerten Schritt zur poetischen Selbständigkeit in seinem Drama »Boris Godunow« (Petersb. 1831; deutsch von Löwe, Hildburgh. 1868), einem großartig, aber zu breit angelegten dramatischen Gemälde aus der Geschichte Rußlands, dessen Vollendung jedoch sein früher Tod verhinderte.
Seit 1831 dauernd in Petersburg wohnhaft, begann er hier die Ausarbeitung einer »Geschichte Peters d. Gr.«; eine andre Frucht seiner geschichtlichen Studien war die »Geschichte der Verschwörung Pugatschews« (Petersb. 1834; deutsch, Stuttg. 1840). Auch treffliche Novellen in Prosa erschienen von ihm: »Kapitánskaja Dotschka« (»Die Kapitänstochter«, deutsch von Lange in Reclams »Universalbibliothek«) und »Dubrówin«. Puschkin starb 29. Jan. (a. St.) 1837, wenige Jahre nach seiner Verheiratung, an den Folgen eines Duells mit Baron Heeckeren, einem jungen Fant, der die Schwester der Frau Puschkins heiraten sollte, aber Puschkins Frau auffallend den Hof [* 87] machte. Puschkin ist der Schöpfer der neuern romantischen Dichtersprache Rußlands und noch heute der Liebling seines Volkes. Im J. 1880 wurde ihm in seiner Geburtsstadt ein Denkmal errichtet, 1884 ein zweites in Petersburg. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen 1839-41 in 12 Bänden (neue Aufl., hrsg. von Annenkow, mit umfassender Biographie des Dichters, Petersb. 1854-57, 7 Bde.) und 1880-81. Übersetzungen seiner »Poetischen Werke« lieferten Bodenstedt (Berl. 1854-55, 3 Bde.), Schmitt (Wiesb. 1873) u. Ascharin (2. Aufl., Reval [* 88] 1885). Die Briefe Puschkins erschienen in verschiedenen Zeitschriften. Eine kürzere Biographie des Dichters gab neuerdings W. Stojunin (Petersb. 1881) heraus.
Thal, [* 89] s. Poschiavo. ^[= Val di (spr. poskjāwo, deutsch ), Alpenthal im schweizer. Kanton Graubünden, von der ...]
Sprache, s. Paschtu. ^[= einheimischer Name für die Sprache der Afghanen (s. Afghanistan, S. 144).]
(spr. pjuhsĭ), Edward Bouverie, engl. Theolog und Gründer einer entschieden katholisierenden Richtung in der englischen Hochkirche, des nach ihm benannten Puseyismus (Anglokatholizismus), geb. 1800, ward 1828 Kanonikus des Christchurch College und Professor der hebräischen Sprache an der Universität Oxford. [* 90] Unbefriedigt von der Starrheit der englischen Hochkirche, war Pusey früher dem deutschen Protestantismus auf einer Reise durch dessen Vaterland näher getreten.
Zurückgekehrt, geriet er 1836 unter den Einfluß seines Freundes Newman (s. d.), der ihn hart an die Grenzen [* 91] des römischen Katholizismus führte, wenngleich er selbst innerhalb der nach ihm benannten Richtung stets mehr das mystische, Newman dagegen mehr das hierarchische Element vertrat. Die nächste äußere Veranlassung zur Entstehung der anglokatholischen Bewegung hatte schon 1833 eine Versammlung mehrerer Mitglieder der Universität Oxford gegeben behufs der Organisation des Widerstandes gegen die von den Whigs versuchte »Liberalisierung der Kirche«.
Diesem Zweck sollte auch die von Gesinnungsgenossen, wie Williams, Froude, Palmer, Bowden, Newman, Ward, Oakley, Perceval, Thomdike, Keble, seit 1833 veranstaltete Herausgabe der sogen. »Tracts for the times« (»Zeitgemäße Abhandlungen«) dienen, welche sich, 90 an der Zahl, über das ganze Gebiet der Theologie verbreiteten und sich immer offener zu katholischen Grundsätzen bekannten. Die Anhänger Puseys hießen daher auch Traktarianer (Tractarians) u. der Puseyismus traktarianische Kontroverse (the tractarian controversy, tractarianism). 1841 wurde die Fortsetzung der Traktate jedoch von der Regierung untersagt und Pusey selbst 1843 vom sogen. Board of heresy, einer Art Ketzergericht, seines Predigtamtes auf zwei Jahre entsetzt.
Seine Ansichten waren im wesentlichen allerdings katholisch. Er verlangte die Geltung der Tradition der apostolischen Nachfolger der Bischöfe und Priester, die Herstellung der Messe, die Einführung der Kirchenbuße, der Fasten und der Ohrenbeichte. In Bezug auf das Abendmahl lehrte er wenigstens halbkatholisch, und die 39 Artikel wollte er im katholischen Sinn verstanden und ergänzt wissen. fand namentlich unter den Studenten in Oxford und der von da ausgehenden jüngern Geistlichkeit zahlreiche Anhänger. So kam es endlich zur Spaltung, namentlich infolge der Verurteilung eines Buches von Ward vom »Ideal der Kirche«, in welchem der Verfasser die Rechtfertigung durch den Glauben eine »verdammliche, pestilenzialische lutherische Ketzerei« genannt hatte, durch die Universität Oxford.
Nachdem Oakley, Ward, Wingfield, Newman zur katholischen Kirche übergetreten waren, folgten mehrere hundert englische Geistliche, darunter auch Manning, der spätere katholische Erzbischof. Pusey selbst verblieb in der anglikanischen Kirche und starb Nach der Ausscheidung der Extreme ist der Stand des Puseyismus ein andrer geworden, und derselbe dauert nur in der veräußerlichten Form des sogen. Ritualismus unter der Geistlichkeit fort, welche den Kultus dem römischen in der That so nahe geführt hatte, daß er äußerlich von demselben nicht mehr zu unterscheiden war (Anrufung der Heiligen und der Engel, Marienkultus, Fegfeuer und Totenmessen, Letzte Ölung, Kniebeugung, Weihrauch, brennende Lichter, Elevation der Hostie etc.). Das Volk jedoch bekundete, besonders seitdem Pius IX. 1850 die katholische Hierarchie in England wiederhergestellt hatte, eine steigende Abneigung gegen ihn. Auf katholischer Seite fanden diese Bemühungen, wie immer, wenig Entgegenkommen, da man hier bei solchen Gelegenheiten nur von der einfachen Rückkehr zur alleinseligmachenden Kirche etwas wissen will.
Vgl. Weaver, Der Puseyismus (deutsch, Leipz. 1844);
Mettgenberg, Ritualismus und Romanismus in England (Bonn [* 92] 1877);
Jelf, Ritualism, Romanism an the English reformation (Lond. 1876).
(lat.), Kleinmut.
(lat.), klein, winzig.
s. Ladány ^[= Name mehrerer Ortschaften in Ungarn. Die bedeutendsten sind: 1) Püspök-L., Markt im Komitat ...] 1).
in der ungar. Tiefebene, namentlich an der Theiß, weite, baumlose Viehtriften und Heidestrecken, in welchen dürre Sandwüsten mit ¶
fruchtbaren Stellen wechseln. Es finden sich darin wenig Dörfer, wohl aber zahlreiche Meiereien, teils einzelne Gebäude, teils ganze Komplexe (tanya). Im Sommer herrscht auf den Pußten brennende Hitze, im Winter strenge Kälte. Furchtbare Orkane sind eine häufige Erscheinung, daneben merkwürdige Naturphänomene, namentlich die Fata Morgana (ungar. délibáb). Die Pußten waren früher der Tummelplatz zahlreicher Herden, welche das ganze Jahr hindurch hier ausdauerten.
Die Hirten sind je nach der Gattung des von ihnen gehüteten Viehs Schweinehirten (kanász), Hornviehhirten (csordás, gulyás), Schafhirten (juhász) oder Roßhirten (csikós), welch letztere als echte Söhne der Pußten geborne Reiter, kühne Rossebändiger, oft aber auch noch kühnere Roßdiebe sind. Einzeln stehende Schenken (csárda) bilden den Sammelplatz dieser Hirten. Auf einer sehr tiefen Stufe der Bildung stehend, tragen sie doch ein Feuer in sich, welches sie befähigte, in den Jahren 1848-49 tapfer mitzukämpfen. Die Romantik der Pußta schwindet mit den Fortschritten des Eisenbahnwesens und der Feldwirtschaft immer mehr. Pußten nennt man überdies in Ungarn [* 94] auch außerhalb der Ortschaften abseits gelegene, vereinzelte landwirtschaftliche Ansiedelungen.
(v. lat. pustula, Eiterblase), kleine, höchstens linsengroße Eiterbeule der Haut oder Schleimhaut, welche sich aus einer Beule (Papel) durch eiterige Schmelzung entwickelt. Sie dringt mehr oder weniger tief in die Lederhaut ein und heilt dadurch, daß der Eiter zu einem Schorf eintrocknet, so daß in der Mitte eine eingedrückte Delle entsteht, und nach einiger Zeit abfällt. War die Eiterung nur oberflächlich, so heilt die Pustel, ohne eine Spur zurückzulassen; ging sie aber tiefer, so bleibt nach dem Abfall des Schorfs ein kleines Geschwür übrig, welches mit Zurücklassung einer Narbe heilt. Zu den pustulösen Hautkrankheiten [* 95] gehören: die Pustelflechte (Impetigo), das Ekthyma (s. d.), die eiternde Hautfinne (Acne pustulosa, entzündete und eiternde Talgdrüsen), die Pocken oder Blattern (auf der äußern Haut und auf den Schleimhäuten) und die Krätze.
(Püstrich), eine etwa 60 cm hohe hohle Erzfigur, einen unförmlich dicken knieenden Knaben darstellend, die im 16. Jahrh. in einem unterirdischen Gewölbe [* 96] auf der Rothenburg [* 97] bei Kelbra gefunden worden sein soll und jetzt in der Kunstkammer zu Sondershausen [* 98] aufbewahrt wird; galt früher für ein Götzenbild, welches als Repräsentant des Feuergottes aus seinem hohlen Leib mittels Dampfbereitung Rauch und Flammen ausgeworfen habe, während neuere Forscher darin ein physikalisches Instrument (Dampfbläser) oder das Postament eines Taufbeckens erblicken.
Vgl. Rabe, Der Pusterich kein Götzenbild (Berl. 1852).
große, über 100 km lange Thalfurche im östlichen Tirol, [* 99] südlich der Zillerthaler Alpengruppe und der Hohen Tauern, die Zentralalpen von den Südalpen scheidend. Der westliche Teil (Unter-Pusterthal), zwischen der Mühlbacher Klause und dem Toblacher Feld (1232 m), wird von der Rienz, die im Hintergrund des Höllensteiner Thals entspringt und sich bei Brixen in den Eisack ergießt, durchströmt. Den östlichen Teil (Ober-Pusterthal), zwischen dem Toblacher Feld und Nikolsdorf, durchrauscht die Drau.
Zahlreiche Nebenthäler erstrecken sich weit in die Gebirge. Im N. sind die hervorragendsten das bei Bruneck mündende Tauferer Thal (s. d.) und das Thal der Isel (s. d.) mit seinen Nebenthälern. Nach S. erstrecken sich bei Lorenzen das Enneberg, bei Welsberg Prags, bei Toblach das Höllenstein- oder Ampezzaner Thal (s. d.). Das Pusterthal war, weil es einen bequemen Übergang aus dem alten Noricum in das Herz der Rätischen Alpen darbot, schon von den Römern mit einer Straße versehen worden, wie auch von römischen Niederlassungen (Loncium: Lienz, Agundum: Innichen, Litamum: Lorenzen) noch zahlreiche Altertümer zeugen.
Nach der Völkerwanderung erscheinen hier bajoarische Herzöge mächtig; später, unter Karl d. Gr., steht das Gebiet unter Gaugrafen (vgl. Mairhofer, Pusterthal unter den Gaugrafen 860-1150, Brixen 1862); dann kommen die Grafen von Andechs und von Tirol und die Erben der letztern, die Grafen von Görz, [* 100] nach deren Aussterben 1500 das an Österreich fällt. Von dem zahlreichen Adel dieses Gebiets zeugen die vielen Schlösser. 1805 kam das an Bayern. [* 101] 1809 ward das Ober-Pusterthal dem Königreich Illyrien zugeteilt.
Seit 1868 ist es in die Bezirkshauptmannschaften Bruneck und Lienz geteilt. Die Zahl der Bewohner (ohne die Nebenthäler) beträgt etwa 28,000 Seelen; ihre Hauptbeschäftigung bildet Viehzucht. [* 102] Die Naturschönheiten des Thals sind erst in neuester Zeit gewürdigt worden, seitdem es von einer Eisenbahn (Villach-Franzensfeste) durchzogen ist.
Vgl. Rabl, Illustrierter Führer durch das Pusterthal (Wien 1882);
(Pustkuchen-Glanzow), Joh. Friedrich Wilhelm, belletristischer und pädagogischer Schriftsteller, geb. zu Detmold, [* 104] gest. als angesehener evangelischer Geistlicher in Wiebelskirchen bei Ottweiler, erregte Aufsehen durch seine Fortsetzungen von Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre«. Gleichzeitig mit dem gleichnamigen Werk Goethes erschienen: »Wilhelm Meisters Wanderjahre« (Quedlinb. 1821-22, 3 Bde.) sowie »Wilhelm Meisters Tagebuch. Vom Verfasser der Wanderjahre« (Leipz. 1821),
sodann »Gedanken einer frommen Gräfin« (Quedlinb. 1822),
die auch als »Wilhelm Meisters Wanderjahre. Zweite Beilage« bezeichnet wurden, und endlich »Wilhelm Meisters Meisterjahre« (das. 1824, 2 Bde.). Diese Werke sind im Grund nichts andres als engherzige, parodistische Schmähschriften gegen Goethe und wurden denn auch allgemein aufs abfälligste beurteilt.
maligna (lat.);
s. Milzbrand, ^[= (Milzseuche, Blutseuche, Anthrax), ansteckende und oft in großer Verbreitung auftretende Krankheit ...] S. 638.
(lat.), Steinkern, s. Frucht, ^[= # (lat. Fructus), bei den Pflanzen jedes Organ, welches unmittelbar oder mittelbar der Fortpflanzung ...] S. 756.
(lat.), Meinung.
(lat.), vermeintlich, irrigerweise für gültig gehalten;
Putativehe, s. v. w. Glaubensehe (s. d.).
Flecken auf der Insel Rügen, in der Grafschaft Putbus, unweit des Rügenschen Boddens und an der Linie Bergen-Lauterbach der Preußischen Staatsbahn, hat eine Pfarrkirche, ein Pädagogium, ein Schloß des Fürsten zu Putbus mit schönem Garten [* 105] und Park, Dampfbrauerei und (1885) 1708 evang. Einwohner. In der Nähe das Seebad Friedrich Wilhelms-Bad bei Lauterbach. - Die Fürsten und Grafen von Putbus sind eine Nebenlinie der alten Fürsten der Insel Rügen. Ihr Ahnherr ist Boranto, der 1249 das Schloß Podebusk oder Putbus, nach dem er sich nannte, nebst 15 Dörfern und die Insel Jasmund erhielt. Seine Nachkommen erkannten im 14. Jahrh. die Lehnshoheit der Herzöge von Pommern-Wolgast an und teilten sich 1483 in die dänische und in die rügensche Linie. Letztere erlosch 1702, die erstere wurde 1727 in den Reichsgrafenstand erhoben und erhielt 1787 das erbliche Landmarschallamt in Vorpommern und auf Rügen. 1807 wurden Graf Wilhelm Malte von Putbus (gest. Biographie von Spree, Berl. 1886) ¶