gelangte diese
Richtung zu allgemeiner Geltung in
Deutschland.
[* 4] Als Schriftsteller
erregte
Fürst Pückler-Muskau zuerst Aufsehen durch die anonymen
»Briefe eines Verstorbenen« (Stuttg. 1830-31 u. öfter, 4 Bde.).
Später folgten: »TuttiFrutti, aus den
Papieren des Verstorbenen« (Stuttg. 1834, 5 Bde.);
Pücklers Reisewerke galten der jungdeutschen Litteraturrichtung, die den
Schein über das
Wesen, den
Esprit über die
Wahrheit,
den glänzenden
Stil über das Verständnis der
Dinge setzte, für Meisterleistungen. Nicht ohne die
Gabe ansprechender Schilderung
und scharfer
Beobachtung, vereinte der
Fürst die anmutige und doch hochmütige Leichtfertigkeit eines Aristokraten des 18. Jahrh.
mit dem absprechenden
Ton eines modernen
Litteraten und stellte mit seinem glänzenden
Stil die Oberflächlichkeit seiner
Natur
mehr ins
Licht,
[* 6] als daß er sie verhüllte. Aus seinem
Nachlaß veröffentlichte
LudmillaAssing eine große Anzahl zum Teil
wertvoller
Briefe (»Briefwechsel u.
Tagebücher«, Berl. 1873-76, 9 Bde.).
(engl.), Mehlspeise aus
Mehl,
[* 8]
Eiern und
Butter. Die englischen Puddinge enthalten in der
Regel viel fein gehacktes Rindsfett, werden in einem mit
Butter bestrichenen leinenen
Tuch in
Salzwasser gar gekocht und mit
Wein- oder Brandysaucen gegessen. Zu Dunstpuddingen lockert man den Teig durch Eiweißschnee und kocht ihn im
Wasserbad in
mit Semmel ausgesiebten
Formen. Man hat süßePuddinge und solche mit
Fleisch,
Leber,
Fisch,
Krebsen,
Austern
und
Gemüse. Genossen werden die Puddinge teils warm, teils kalt, sogar gefroren (Cremepuddinge).
Plumpudding ist Rosinenpudding
und wird in der
Regel mit
Rum übergossen, den man beim
Servieren entzündet.
(Haarpuder), feiner weißer Mehlstaub, womit man sonst die
Haare
[* 10] und
Perücken bestreute, kam nachweislich im 15. Jahrh.
in
Italien,
[* 11] vielleicht schon früher in
Aufnahme. Gegen das Ende des 16. Jahrh. führte man ihn am französischen
Hof
[* 12] ein, um das Ergrauen der
HaareHeinrichs IV. zu verdecken. Nach dessen
Tod verschwand er, kam aber gegen Ende des 17. Jahrh.
wieder zur Anwendung, wurde jedoch erst im 18. Jahrh., nach
dem Ableben
Ludwigs XIV., allgemein. Der Puder kam zuerst als
Poudre de
Cypre in den
Handel. Gegen das Ende des 18. Jahrh. wurde er allmählich aufgegeben und verschwand als
Haarfärbemittel im 19. Jahrh. völlig. Gegenwärtig versteht man unter Puder nur
das Reismehl
(Poudre de riz), welches bei der
Toilette der
Damen und von
Barbieren beim
Rasieren gebraucht wird.
als
Personifikation dargestellt auf römischen
Münzen
[* 15] als eine sittig in ihr Gewand
gehüllte
Matrone oder als
Frau, die sich zu verschleiern im
Begriff ist. In
Rom
[* 16]
gab es eine
Kapelle der Pudicitia patricia
und eine andre der Pudicitia plebeja, doch geriet der
Dienst beider mit dem Hereinbrechen der Sittenverderbnis in Vergessenheit.
[Puebla] einer der
Zentralstaaten der
RepublikMexiko,
[* 19] liegt zwischen
Veracruz und
Mexiko und ist 33,000 qkm (599
QM.) groß. Das Land liegt zum großen Teil auf dem Hochplateau des
Anahuac, umfaßt aber noch einen Teil der
östlichen und südwestlichen
Abdachung desselben. An seinen
Grenzen
[* 20] erheben sich die höchsten
SpitzenMexikos, der
Popocatepetl
(5420
m) und derPico de
Orizaba (5450 m). Unter den zahlreichen
Flüssen ist der einzige bedeutendere der
Rio de
[* 21] la
Tlaxcala oder
Papagallo (bisweilen für kleine Fahrzeuge schiffbar).
(Pueblo-Indianer), isoliertes, halbzivilisiertes Indianervolk in Nordamerika,
[* 32] die Eingebornen
des nordöstlichen Neumexiko, besonders am obern Rio Grande del Norte und seinen Zuflüssen seßhaft, östlich von den Komantschen,
südlich und westlich von den Navajo, Yabipai und Apatschen umgeben. Die Puéblo bewohnen, 1883 noch 9240 Kopfe stark, einige 30 Dörfer
mit großen, steinernen, festungsartig erbauten und mehrere Stockwerke hohen Häusern (casas grandes), die
nur mittels Leitern zugänglich sind, zerfallen in acht Stämme (darunter die Moqui, Jemes, Querez, Sitsime etc.) und sprechen
drei voneinander verschiedene Sprachen (Jemes, Querez und Zuni). Sie treiben Ackerbau und Viehzucht und
[* 33] haben (wenigstens äußerlich)
das Christentum angenommen. S. Tafel »AmerikanischeVölker«,
[* 34] Fig. 16.
Rico (auch Portorico), spanisch-westind. Insel, liegt zwischen 65° 37'-67° 16' westl. L. v. Gr.
und 17° 54'-18° 31' nördl. Br. Die Küste ist vielfach von Inselchen und Klippen
[* 55] begleitet, welche den
Zugang zu den übrigens vorzüglichen Häfen erschweren. Die schmale Küstenebene ist sandig und trocken auf der Südseite,
feucht mit zahlreichen Lagunen auf der Nordseite (Bandal del Norte). Das Innere ist gebirgig und erreicht im Luquillo eine Höhe
von 1119 m. Zahlreiche Flüsse
[* 56] erleichtern die Ausfuhr der Produkte des Innern.
An der Spitze derVerwaltung steht ein von Spanien ernannter Gouverneur; eine Repräsentativverfassung besteht nicht. Die Einkünfte
betrugen 1887/88: 3,550,372 Pesos. Die bewaffnete Macht besteht aus 3566 Mann und aus einer auf 50,000 Mann geschätzte Miliz.
Puérto Rico wurde im November 1493 von Kolumbus entdeckt und soll damals 600,000 Einw. (Gangulen) gehabt haben,
die alle den Untergang fanden. 1510 gründete Ponce de Leon die ersten Niederlassungen, die indes jahrelang infolge innerer
Zwistigkeiten und der Angriffe äußerer Feinde zu keiner Blüte
[* 68] kamen. Erst seit 1763 hob sich der Wohlstand der Insel, die 1778 bereits
wieder 70,250 Einw. hatte. Puérto Rico wird eingeteilt in sieben
Departements. Hauptstadt ist San Juan Bautista de Puérto Rico S. Karte »Westindien«.
[* 69]
Karl XI., König von Schweden,
[* 81] erhob ihn 1694 in den Freiherrenstand. Noch schrieb Pufendorf:. »De rebus gestis Friderici
WilhelmiMagni« (Berl. 1695, 2 Bde.)
und das nachgelassene Werk »De rebus gestis Friderici III.« (das. 1695). Er starb in Berlin. Großes Aufsehen machte
die von ihm unter dem NamenSeverinus de Monzambano veröffentlichte Schrift »De statu imperii germanici«
(1667 u. öfter; deutsch von H. Breßlau, Berl. 1870).
v. Treitschke in den »Preußischen Jahrbüchern« 1875. Pufendorfs älterer Bruder, Esaias Pufendorf, starb als dänischer
Gesandter in Regensburg;
[* 82] derselbe hat mehrere theologische und historische Schriften veröffentlicht.
beliebtes Spiel zwischen zwei Personen, welches mit Hilfe von zwei Würfeln, dem schon im Altertum bekannten Tricktrackbrett
und je 15 weißen und schwarzen Damensteinen ausgeführt wird. Dieses Brett besteht aus zwei Quadratflächen, die so aneinander
gelegt sind, daß die beiden Berührungsseiten zu einer Linie zusammenfallen und die vier an diese stoßenden
Seiten beider Quadrate zwei Parallelen bilden. Auf jeder dieser vier Seiten stehen sechs spitze Dreiecke in gleichen Zwischenräumen
voneinander (ein Feld).
Die Spieler, von denen der eine die weißen, der andre die schwarzen Steine erhält, würfeln abwechselnd miteinander. So viel
Augen der einzelne Würfel zeigt, auf das sovielste Dreieck,
[* 83] von einer bestimmten Ecke gerechnet, ist je
ein Stein nach dem andern zu setzen. Sind alle Steine seiner Farbe gesetzt, so hat der Spieler nach jedem Doppelwurf zwei Steine
seiner Wahl vorwärts zu rücken. Sind sie dann durch alle übrigen ins vierte Feld gelangt, und werden
höhere Augenzahlen geworfen, als der einzelne Stein noch Dreiecke vor sich hat, so wird er herausgenommen. Wer zuerst alle
Steine wieder heraus hat, ist der Gewinner. Zur größern Belebtheit tragen verschiedene Gesetze bei. So muß der einzelne Stein
des Gegners, der auf einem Dreieck steht, zu welchem der Spieler mit einem der seinen durch einen Wurf
gelangt, dasselbe verlassen und seine Fahrt von vorn anfangen. Stehen jedoch zwei oder mehrere Steine¶
mehr
(ein Band)
[* 85] auf einem solchen Dreieck, so hat der Stein des Spielers auf seinem Platze zu verharren. Im Fall ein Spieler einen
Pasch wirft, werden nicht nur die Augen von diesem, sondern auch die auf der entgegengesetzten Seite des Würfels befindlichen
Zahlen gesetzt; bei jedem folgenden Pasch, den er wirft, darf er dies sogar zweimal ausführen und hat
zudem das Recht zu einem neuen Wurf. Von verschiedenen durch besondere Regeln bedingten Variationen abgesehen, hat man zwei
Hauptarten des Puffs zu unterscheiden: den langen Puff, bei welchem beide Spieler in demselben Feld einsetzen, in das zweite
Brett übergehen und schließlich aus dem andern Felde des ersten Brettes ihren Ausgang nehmen, und den konträren
Puff, bei welchem die Spieler in den beiden gegenüberliegenden Feldern desselben Brettes einsetzen, sich im andern Brett begegnen
und ihre Steine aus den entgegengesetzten Feldern des ersten Brettes herausnehmen.
(Buffer), federnde, mit Anschlagplatten versehene Maschinenteile, welche da angebracht werden,
wo der Stoß eines bewegten Körpers aufgefangen und unschädlich gemacht werden soll, wie z. B. an Eisenbahnwagen, an Hammerwerken
etc. Als federnde Körper dienen Spiral- oder Schraubenfedern, Cylinder aus Kautschukringen mit Metallzwischenlagen oder eingeschlossene
Luft, indem man einen Kolben in einem auf einer Seite verschlossenen, starkwandigen Cylinder beweglich macht.
Die zwischen dem Cylinder und Kolben eingeschlossene Luft bildet dann ein elastisches Kissen. - Puffer ist auch s. v. w. Taschenpistol.
Jemeljan, russ. Kronprätendent, geboren um 1720 als Sohn eines gemeinen
Kosaken am Don, diente in der Armee und machte den Krieg gegen die Türkei
[* 86] mit, nahm 1770 seinen Abschied und begab sich nach
Polen, wo er sich den Raskolniken anschloß. Hierauf in die Heimat zurückgekehrt, stellte er sich 1773, indem er sich für
den ermordeten Gemahl der KaiserinKatharina, ZarPeter III., mit dem er große Ähnlichkeit
[* 87] hatte, ausgab,
an die Spitze eines Aufstandes, um die Kaiserin zu stürzen. Er gewann durch das Versprechen der Befreiung von der Adelsherrschaft
viele der leibeignen Bauern für sich, eroberte einige russische Festungen am Ural und Don, und bald trat auch der größere
Teil der Stämme der Baschkiren, Wotjäken, Permjäken und Tataren auf seine Seite.
Doch vergeudete er kostbare Zeit mit der Belagerung von Orenburg und der Errichtung eines Hofstaats. Von den GeneralenGalizyn
und Panin, insbesondere aber von Michelson wiederholt besiegt, ward er endlich von seinen eignen Leuten, welche der auf ihn
gesetzte Preis verlockte, ausgeliefert und in Moskau
[* 88] hingerichtet. Gutzkow hat die Geschichte
Pugatschews zum Stoff eines Trauerspiels benutzt.
Vgl. Puschkin, Geschichte des Pugatschewschen Aufstandes (deutsch, Stuttg.
1840);
Dubrowin, Pugatschew und seine Genossen (russ., Petersb.
1884, 3 Bde.).
(spr. pjuhk),WilliamOwen, um die wallisische Sprache und Litteratur verdienter Gelehrter, geb. zu Tyn
y Bryn in Wales, gest. 1835, gab unter anderm die »Myvyrian
archaeology« (Lond. 1801-1807, 3 Bde.),
ein wallisisch-englisches Wörterbuch und mehrere ältere wallisische Litteraturdenkmäler, z. B. die »Ancient
laws and institutes of Wales« (das. 1841),
bei den alten Römern bald größere, bald kleinere, mit Wachs überzogene
Holztafeln, welche zum Briefschreiben, zum Vermerk von Notizen, zum Rechnen und zum Schulgebrauch dienten. Waren 2, 3 oder
mehrere derselben zu einer Buchform vereinigt, wobei dann die erhabenen Holzränder vor dem Verwischen
der Schrift schützten, so hießen sie duplices (griech. Diptyche), triplices (Triptyche),
multiplices. Die Pugillares, deren noch eine große Menge, namentlich in Bergwerken in Siebenbürgen, aufgefunden sind, wurden bei steigendem
Luxus oft mit Gold und Elfenbein geziert und dienten häufig als kleine Geschenke. Um die Buchstaben in den
Wachsüberzug einzuritzen, bediente man sich eines Griffels (stilus), der an dem einen Ende zugespitzt, an dem andern aber
abgeplattet war, um fehlerhafte Stellen oder zu erneutem Gebrauch die ganze Tafel wieder glatten zu können.
(lat.), bei den alten Römern kurze Stichwaffe, Dolch;
[* 99]
zur Zeit der Kaiser ein kurzes Schwert,
das sie als Zeichen ihrer Gewalt über Leben und Tod trugen. Pugio plumbeus (bleierner Dolch), sprichwörtlich s. v. w. schwacher
Beweis.
(spr. punjani),Gaetano, Violinspieler und Komponist, geb. 1727 zu Turin,
[* 100] erhielt seine Ausbildung daselbst durch
Somis, der ihn nach den GrundsätzenCorellis und Vivaldis unterrichtete, trat 1749 in die königliche Kapelle ein, machte von 1754 bis 1770 erfolgreiche
Kunstreisen durch ganz Europa
[* 101] und wurde nach der Rückkehr in seine Vaterstadt in der genannten Kapelle als erster Violinist
angestellt. In demselben Jahr (1770) eröffnete er eine Schule, aus der außer vielen andern berühmt
gewordenen Geigern auch J. B. Viotti hervorgegangen ist. Pugnani starb in Turin. Als Komponist zählt er zu den bedeutendsten
Meistern seiner Zeit, wiewohl er hinsichts der Tiefe seiner Gedanken hinter seinen Vorgängern Tartini und Vivaldi zurücksteht.
¶
ÄliaAugusta, Tochter des oström. KaisersArcadius und der Eudoxia, geb. 399 n. Chr., übernahm, 15 Jahre
alt, 415 im Namen ihres jüngern Bruders, Theodosius II., die Regierung des oströmischen Reichs, mußte 449 infolge
eines Zerwürfnisses mit ihrem Bruder, veranlaßt durch die kirchlichen (monophysitischen) Streitigkeiten, den Hof verlassen,
kehrte aber schon 450 zurück, wurde in demselben Jahr nach Theodosius' Tod zur Kaiserin ausgerufen und vermählte sich mit
Marcianus. Sie starb 453 und ward kanonisiert; ihr Gedächtnistag ist der 10. Sept.
(spr. -tschi), Luigi, ital. Dichter, geb. zu
Florenz, ein Freund Lorenzos de' Medici und Polizianos; starb 1487. Sonst ist von seinem Leben nichts bekannt. Sein Hauptwerk ist
das romantisch-komische Epos »Il Morgante maggiore« (zuerst Vened.
1481, am besten Flor. 1732, Mail. 1806 u. öfter), in 28 Gesängen, die er, wie er sie vollendete, nach und nach an Lorenzos
Tafel vorgelesen haben soll. Den Inhalt, den Pulci nach neuern Untersuchungen einem ältern Gedicht von unbekanntem Verfasser
entnahm, aber mit großem Geschick und wirklicher poetischer Kraft
[* 106] verarbeitete, bilden die AbenteuerRolands
und des Riesen Morgante. Bezüglich der Sprache
[* 107] gehört das Gedicht zu den klassischen Werken der italienischen Litteratur
und ist eine der reichsten Fundgruben des echt toscanischen Ausdrucks. Außerdem hat man von Pulci noch eine mit unerschöpflicher
Laune
ausgeführte Novelle, worin er die Einfalt der Sanesen lächerlich macht (abgedruckt in den »Classici
italiani«, Mail. 1804), und eine Anzahl scherzhafter Sonette, welche gewöhnlich mit denen von NiccolòFranco (s. d. 2) zusammengedruckt
sind (am besten o. O. 1759). - Auch Pulcis BrüderBernardo, geboren um 1430, und Luca Pulci, geb. 1431, machten sich als Dichter
bekannt, ersterer besonders durch seine Übersetzung der »Bucolica«
Vergils (Flor. 1481),
letzterer durch sein Rittergedicht »Ciriffo Calvaneo«, sein Pastorale »Driadeo d'Amore« und sein Gedicht
zu Ehren eines von Lorenzo de' Medici im Turnier davongetragenen Siegs: »Giostra diL. di M.« Auch hat er unter dem Titel: »Epistole
eroiche« die ältesten Heroiden in italienischer Sprache geschrieben (Flor. 1481).
Seine Kleidung besteht in weiten weißwollenen Unterhosen, einem Oberkleid von demselben
Stoff mit weiten Ärmeln, umgürtet mit einem schwarzen Ledergürtel.
Gärtn. (Flöhkraut), Gattung aus der Familie der Kompositen,
[* 111] ausdauernde und einjährige
Kräuter, etwa 24 meist im Mittelmeergebiet vertretene Arten, von denen Pulicaria dysentericaGärtn. (Ruhralant, Ruhrkraut, Berufkraut,
gelbe Minze, Dummrian), mit herzförmig-stengelumfassenden Blättern, doldentraubig gestellten Blütenkörben und goldgelben
Randblüten, ausdauernd an feuchten und sumpfigen Stellen in Europa und Mittelasien wächst, scharf, dabei
schwach gewürzhaft schmeckt und, wie die einjährige Pulicaria vulgarisGärtn. (Christinenkraut), mit länglichen, spitzen, wellig
gebogenen Blättern und kleinen, rispig angeordneten Blütenkörbchen, in Mitteleuropa und Mittelasien, früher offizinell
war.
Ort an der Einmündung des Keschef in den Heri Rud, wichtig, weil sich hier der letztere
Fluß, die Grenzscheide zwischen der persischen ProvinzChorasan und dem russ. Turkmenien, bequem überschreiten läßt.
Bergrücken südlich bei Petersburg,
[* 112] auf welchem die berühmte, 1833-39 erbaute Zentralsternwarte Rußlands
(Sternwarte
[* 113] von Pulkówa, auch PetersburgerSternwarte genannt) steht, unter 59° 46' 19'' nördl. Br. und 30°
19' 40'' östl. L. v. Gr.;
am Fuß desselben ziehen sich die Pulkowaschen Dörfer hin.
Vgl. v. Struve, Description de l'observatoire
de Pulkówa (Petersb. 1845).
Tourn. (Lungenkraut), Gattung aus der Familie der Asperifoliaceen, ausdauernde, rauh- oder weichhaarige Kräuter
mit großen, gestielten Grundblättern, wenigen u. kleinern Stengelblättern
und blauen oder purpurnen Blüten in beblätterten, wickeligen Blütenständen und schief eiförmigen, glänzenden Nüßchen,
zwölf Arten in Europa und Asien.
[* 119] Pulmonaria officinalis.
in der Botanik s. v. w. Fruchtbrei oder Fruchtmark, eine weiche,
saftige, seltener trockne, markige oder mehlige Masse, welche die Höhlung der Fächer
[* 121] mancher Früchte ausfüllt, und in welcher
die Samen
[* 122] eingebettet sind.
Auch in der Pharmazie gebräuchlicher Ausdruck, z. B. Pulpa tamarindorum, Tamarindenmus.
(griech., Vielfuß, OctopusLam.), Gattung der Tintenschnecken,
[* 123] besitzt um die Mundöffnung herum acht in einen
Kreis gestellte, muskulöse Arme, mit denen er äußerst kräftige Bewegungen ausführt. Seine Nahrung besteht aus Krabben und
Fischen, doch greift er auch große Hummern etc. an und erdrückt sie durch Umschlingung mit den Armen.
An den letztern befinden sich je zwei Reihen großer Saugnäpfe, mit welchen die Beute festgehalten wird. Seinem weichen Körper
zuliebe verbirgt er sich vorzugsweise hinter Felsen und ahmt die Farbe derselben genau nach. Gereizt, wechselt er die Farbe
durch rasches Zusammenziehen und Ausdehnen der Chromatophoren (s. d.) fast augenblicklich von einem
hellen Grau zu tiefem Braun und treibt die Haut
[* 124] zu Höckern und Hörnern auf, so daß er einen ganz andern Anblick gewährt als
zur Zeit der Ruhe. Er erreicht eine ziemliche Größe. An den Küsten des Mittelmeers
[* 125] wird er gegessen und zu diesem Behuf mit
einem Köder gefangen. S. Tafel »Tintenschnecken«.
(Pulsschlag), die infolge der Herzthätigkeit im Arteriensystem entstehende eigentümliche Wellenbewegung.
[* 130] Die
Pulsschläge erfolgen in einem bestimmten Rhythmus mit bestimmten Intervallen und zwar so, daß jeder Pulsschlag
der einmaligen Zusammenziehung der Herzventrikel entspricht. Jede Kontraktion einer Herzkammer erzeugt in der Blutsäule des
von ihr ausgehenden Arterienröhrensystems eine positive Welle, welche vom Herzen nach den Haargefäßen hin fortschreitet,
jedoch bereits vor den letztern in den feinsten Arterien durch Brechung
[* 131] und Reibung
[* 132] des Bluts an den Gefäßwänden
zerstört wird.
Die Blut- oder Pulswelle dehnt die elastischen Wände der Arterie
[* 133] aus und verursacht für den aufgelegten Finger das Gefühl des
Pulses. Da jede Welle zu ihrer Fortpflanzung einer gewissen Zeit bedarf, so muß zwischen dem Ausgang der
Blutwelle vom Herzen und ihrer Ankunft in einer der entferntern Arterien eine bestimmte, wenn auch geringe Zeit verfließen.
Die Dauer dieses Intervalls hängt von der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Welle und von der Entfernung der geprüften Arterienstelle
vom Herzen ab. Befühlt man bei einem Menschen von mittlerer Größe gleichzeitig die an der Seite des Halses
liegende Carotis und die am Fußrücken verlaufende Arteria dorsalis pedis, so kommt die Pulswelle in der erstern um ⅙-1/7
Sekunde früher an als in der letztern.
Hieraus berechnet sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswelle zu etwa 9 m in der Sekunde. Die Frequenz der Pulsschläge
ist bei verschiedenen Menschen und unter verschiedenen äußern Verhältnissen eine sehr wechselnde (vgl.
Blutbewegung). Gewisse qualitative Verschiedenheiten des Pulses gestatten Schlüsse auf die Beschaffenheit der Arterien und des
Herzens etc. Wir unterscheiden in dieser Beziehung einen schnellen und einen langsamen Puls (nicht
zu verwechseln mit dem häufigen und seltenen Puls). Bei schnellem Puls hat man das Gefühl einer schnell
anschlagenden und schnell abnehmender Blutwelle, die Ausdehnung
[* 134] des Arterienrohrs ist kürzer als dessen Zusammenziehung.
Beim langsamen Puls ist das Umgekehrte der Fall. Diese Bezeichnungen beziehen sich also nur auf die Qualität eines einzelnen
Pulsschlags, sind demnach ganz unabhängig von der Häufigkeit des Pulses. Wir unterscheiden ferner einen
regelmäßigen und einen unregelmäßigen, ja selbst aussetzenden Puls, je nach der Gleichheit oder Ungleichheit der Intervalle
zwischen zwei aufeinander folgenden Schlägen. Der unregelmäßige oder aussetzende Puls ist nicht immer mit einem Aussetzen
der Herzschläge verbunden; wohl aber sind die Herzschläge so schwach, daß die durch sie erzeugte Blutwelle
unserm Gefühl nicht zugänglich wird. Beim großen und vollen Puls wird eine ansehnliche Blutmenge in die Arterie eingetrieben.
Klein wird der Puls bei geringer Blutmenge, geminderter Herzkraft und bei größern Widerständen der arteriellen Blutsäule.
Die an stark gespannten Arterien erfolgenden Stöße nennt man harte Pulse, die an schwach gespannten weiche
Pulse etc. Der ein-, zwei und mehrschlägige Puls (pulsus mono-, di- und polycrotus)
ist abhängig von den elastischen Nachschwingungen der
¶