wurde Prschewalskij, der schon früher den
Rang eines Obersten erhalten hatte, hierauf zum
General ernannt. Ende
August 1888 trat Prschewalskij in
Begleitung seiner frühern
Gefährten die fünfte Forschungsreise nach
Zentralasien
[* 2] an, auf welcher er aber schon 1. Nov. d. J.
in Karakol starb. Außer seinen meist in den
Schriften derGeographischenGesellschaft in
Petersburg
[* 3] (auch
in
»Petermanns Mitteilungen« u. a.) enthaltenen Reiseberichten veröffentlichte Prschewalskij: »Reisen in der
Mongolei, im Gebiet der
Tanguten
und den
Wüsten Nordtibets 1870-73« (Petersb. 1875-76, 2 Bde.;
deutsch,
Jena
[* 4] 1877);
(Aurelius Prudentius
Clemens), der bedeutendste christliche röm. Dichter, geboren um 350 inSpanien,
[* 7] war erst
Advokat und bekleidete dann mehrere hohe Staatsämter, bis er sich in seinem 57. Lebensjahr in ein
Kloster zurückzog,
wo er um 410 starb. In diese letzte Lebensperiode fallen seine religiösen
Dichtungen: »Liber cathemerinon«,
Hymnen zum täglichen
Gebet;
(spr. prüdóng),Pierre, franz.
Maler, geb. zu
Cluny (Saône-et-Loire), bildete sich bei dem
Maler
Desvoges in
Dijon
[* 10] und seit 1782 inRom
[* 11] nach den Malern des 16. Jahrh., von denen in der
FolgeCorreggio den
stärksten Einfluß auf ihn gewann. Seit 1769 in
Paris
[* 12] ansässig, führte er während der
Revolution ein ärmliches Dasein
als Porträtmaler, und erst 1799 gelang es ihm, mit einer im
»Salon« ausgestellten
Zeichnung die
Aufmerksamkeit auf sich zu
lenken und Aufträge zu
Deckenmalereien zu erhalten
(Jupiter und
Diana im
Louvre). Um diese Zeit ging er mit seiner Schülerin
KonstanzeMayer (1775-1821) ein Freundschaftsverhältnis ein, welches ihn für eine unglückliche
Ehe entschädigte und seinem
Schaffen einen höhern Aufschwung gab. 1808 erschienen im
»Salon« die
EntführungPsyches durch
Zephyr und
das
Verbrechen, von der
Gerechtigkeit und der göttlichen
Rache verfolgt (im
Louvre). Er erhielt nun mehrere Aufträge und wurde
später zum Zeichenlehrer der
KaiserinMarieLuise bestellt. 1814 stellte
er den sich auf Baumästen schaukelnden
Zephyr aus (im
Louvre), und 1816 wurde er Mitglied des
Instituts. Der
Selbstmord seiner Freundin infolge eines von ihm
veranlaßten Mißverständnisses untergrub jedoch seine
Kraft,
[* 13] und er starb Seine Bedeutung liegt darin, daß
er im
Gegensatz zu
David das rein malerische
Element und die
Wirkung des
Lichts betonte.
(Examen), dem
Wortsinn nach jede Thätigkeit, durch welche der Wert eines Gegenstandes
an sich oder in einer
bestimmten Hinsicht untersucht und festgestellt wird. Eine hervorragende
Rolle spielen Prüfungen im modernen Berufsleben,
indem der
Eintritt in alle
Zweige des
Staatsdienstes und selbst in viele bürgerliche Erwerbsstände vom Nachweis der erworbenen
gehörigen Berufsbildung abhängig ist, der durch das Bestehen einer amtlichen Prüfung geliefert
werden muß.
Infolge davon ist namentlich das
Schulwesen heutzutage von Prüfungen verschiedenster Art in einem
Maß durchsetzt und eingeengt,
welches die
Gefahr einseitiger Abrichtung und äußerlicher Zustutzung fürs
Examen sehr nahe legt.
Indes müssen die Prüfungen
als notwendiges Übel getragen werden, da sie noch immer die sicherste
Bürgschaft der Tüchtigkeit liefern.
Sie pflegen in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil zu zerfallen, denen in den dazu geeigneten
Fällen, wo es sich
unmittelbar auch um praktische Berufsbildung handelt, noch eine praktische Prüfung (Probeleistung) hinzutritt. Abgenommen
werden Prüfungen von öffentlicher Gültigkeit meistens durch eigne Prüfungskommissionen oder durch
Lehrerkollegien, Korporationsvorstände, Gewerkmeister etc. unter Vorsitz eines staatlichen
Kommissars.
im
Konkurs der zur
Prüfung der angemeldeten
Forderungen bestimmte
Termin vor dem Konkursrichter
(Amtsrichter).
Die innerhalb der Anmeldefrist angemeldeten
Forderungen der
Gläubiger werden in dem allgemeinen Prüfungstermin geprüft.
Die nach
Ablauf
[* 14] der Anmeldefrist gemeldeten Ansprüche kommen in dem allgemeinen Prüfungstermin nur dann zur
Prüfung, wenn weder von seiten
des Konkursverwalters noch von seiten der
GläubigerWiderspruch dagegen erhoben wird. Außerdem sind die nicht im allgemeinen
Prüfungstermin geprüften
Forderungen in einem besondern Prüfungstermin zu prüfen, dessen
Kosten den betreffenden
Gläubigern zur
Last fallen.
eine
Falle zum
Fang des
Marders, in ähnlicher
Weise hergerichtet wie die mit Anwendung
eines
Dachsteins konstruierte sogen. Studenten-Mausefalle.
Auf
Pfählen ruht ein Holzrahmen, auf welchem mittels einer
Stellung
ein von Reisigprügeln gefertigter Deckel schräg so aufgestellt ist, daß er herabschlägt, sobald der
Marder
[* 16] den an der
Stellung befestigten
Vogel erfaßt, und den
Räuber durch sein
Gewicht erdrückt.
körperliche
Züchtigung, ist in den deutschen
Staaten nur noch als Disziplinarstrafmittel
in manchen Gefängnisanstalten zulässig, während in verschiedenen
Staaten auch in dieser Hinsicht die Prügelstrafe beseitigt ist.
Als beschimpfende, das
Ehrgefühl des Bestraften vernichtende und als mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der
Körper-
und Gemütsbeschaffenheit der Bestraften völlig ungerechte
Strafe, erwies sich die Prügelstrafe schon vor 1848 als
unvereinbar mit
¶
mehr
dem Rechtsbewußtsein des deutschen Volkes. Auch in der Marine und in der Armee ist die Prügelstrafe abgeschafft, während sie auf beiden
Gebieten in England beibehalten und auch in den englischen Strafanstalten bei leichtern Vergehen zulässig ist.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Trier,
[* 18] am Fluß Prüm (Nebenfluß der Sauer) und am Fuß
der Schneifel, Knotenpunkt der LinienGerolstein-Prüm und Prüm-Bleialf der Preußischen Staatsbahn, 423 m ü. M.,
hat ein Progymnasium mit bischöflichem Knabenkonvikt, ein kath. Schullehrerseminar, eine Oberförsterei,
ein Amtsgericht, Lederfabrikation, 2 Dampflohmühlen, Leinweberei, Bierbrauerei
[* 19] und (1885) 2315 meist
kath. Einwohner. - Prüm war ehemals der Sitz einer reichsunmittelbaren gefürsteten
Benediktinerabtei, worin KaiserLotharI. alsMönch 855 starb, und die im Mittelalter durch ihre Klosterschule
berühmt war. 1801 wurde die Abtei aufgehoben und an Frankreich abgetreten, 1815 aber an Preußen
[* 20] gegeben. In der prachtvollen
Kirche romanischen Stils wurden 1861 die Gebeine Lothars wieder aufgefunden. Der gleichnamige Fluß entspringt an der Schneifel,
fließt nach S. und mündet unterhalb Echternach links in die Sauer.
(Brunellen), große, süße, geschält getrocknete und entkernte Pflaumen, wurden zuerst aus Brignolles
in den Handel gebracht, kommen jetzt aber auch vom Rhein, aus der Pfalz, aus Italien
[* 26] und Österreich.
[* 27]
Die
beste Sorte (Pistolen)
[* 28] ist goldgelb, nicht entkernt und beim Trocknen in längliche Form gebracht, während die gewöhnlichern
Sorten flachrund gedrückt und mit Zucker
[* 29] bestreut sind. Prünellen heißt auch eine Pfirsichsorte (s. Pfirsichbaum).
(im MittelalterPons Ragnetrudis, franz. Porrentruy), Stadt im schweizer. Kanton Bern,
[* 31] das Haupt des von der Alle (Allaine)
durchflossenen fruchtbaren, aber vermöge seiner Lage ziemlich rauhen Elsgaues, an der EisenbahnDelémont-Delle. Hauptgebäude
sind: das alte Schloß mit dem Turm
[* 32] Refousse und die Pfarrkirche St. Stephan mit einem schönen Altarblatt.
Pruntrut ist Hauptort des gleichnamigen Bezirks, der in 37 Gemeinden 24,287 fast ausschließlich kath. Einwohner französischer Zunge
enthält; es hat eine Kantonalschule (ehemals Jesuitenkollegium), ein Lehrerseminar und eine Uhrmacherschule und zählt (1880) 5676 Einw.
Es war 1527-1792 stehende Residenz des Bischofs von Basel.
[* 33]
1) Prusias I., 236-186 v. Chr., ein kräftiger Herrscher, breitete sein Reich durch Eroberung eines Teils von Mysien
und des Gebiets von Heraklea aus. - 2) Prusias II., 186-148, schwach und kraftlos, gab 183 den Römern den zu ihm geflüchteten
Hannibal preis, ward von seinem Sohn Nikomedes ermordet. Vgl. Bithynien.
linker Nebenfluß der Donau, entspringt in Galizien auf dem nordöstlichen Abhang der Karpathen, nördlich von der
Czernagora, unweit der Quellen der SchwarzenTheiß, fließt anfangs nach N., wendet sich dann nach O. und SO., die Bukowina
durchfließend, verläßt letztere bei Nowosielica, bildet von da an die Grenze zwischen Rumänien
[* 35] (Moldau) und Rußland (Bessarabien)
und mündet unterhalb Galatz bei Reni nach 831 km langem Lauf in den Hauptstrom. Er ist von Ungeni (bei Jassy) ab 270 km weit
schiffbar und weist eine jährliche Schiffsbewegung von etwa 900 Schiffen mit 60,000 Ton. auf. Unter seinen
zahlreichen Nebenflüssen sind der Czeremosz und Bachlui die bedeutendsten. Am P. ward Peter d. Gr. 1711 bei dem Städtchen
Husch von den Türken eingeschlossen und 23. Juli zu einem ihm nachteiligen Frieden gezwungen.
1) RobertEduard, Dichter und Litterarhistoriker, geb. zu Stettin,
[* 36] studierte in
Berlin,
[* 37] Breslau
[* 38] und Halle
[* 39] Philologie und Geschichte, trat in letzterer Stadt mit A. Ruge und den von ihm gegründeten »Halleschen
(später Deutschen) Jahrbüchern« in Verbindung, wodurch er unmittelbar in die damalige liberale Bewegung hineingezogen wurde,
und ließ sich 1841 in Jena nieder. Damals erschien seine erste größere Arbeit, die Monographie »Der Göttinger
Dichterbund« (Leipz. 1841). Seine Hoffnung, an der Universität zu Jena eine Professur zu erhalten, erfüllte sich nicht; ja,
er mußte 1843 wegen eines Abschiedsgedichts an Dahlmann, das er ohne Erlaubnis der Zensurbehörde hatte drucken lassen, die
weimarischen Lande verlassen. Nach Halle zurückgekehrt, nahm er hier seine historischen Studien wieder
auf und begann die Herausgabe des »Litterarhistorischen Taschenbuchs« (Hannov.
1843-48, 6 Bde.),
das er mit eignen wertvollen Beiträgen zur Litteraturgeschichte ausstattete, von denen später ein Teil
in den »KleinenSchriften zur Politik und Litteratur«
¶
mehr
(Merseb. 1847, 2 Bde.) gesammelt
erschien. Die Erlaubnis, sich als Dozent zu habilitieren, erlangte Prutz auch in Halle nicht; ja, es ward ihm sogar die Abhaltung
von Privatvorlesungen untersagt. Als Frucht seiner historischen Studien erschien zunächst die leider nie vollendete »Geschichte
des deutschen Journalismus« (Hannov. 1845, Bd.
1). Daneben trat in seinen Dichtungen die politische Tendenz immer entschiedener hervor. Auf eine Sammlung
lyrischer, zum großen Teil erotischer »Gedichte« (Leipz.
1841, 4. Aufl. 1857) folgten bald einzeln gedruckte politische Gedichte, wie: »Der Rhein« (das. 1840),
»Ein Märchen« (das.
1841) etc., und die »Gedichte, neue Sammlung«
(Zür. 1842; 3. Aufl., Mannh. 1846),
»Erich der Bauernkönig« (gesammelt in den »Dramatischen
Werken«, Leipz. 1847-49, 4 Bde.),
welche rhetorisch-tendenziös die Stimmungen und Schlagwörter der 40er Jahre auf die Bühne brachten und augenblickliche Erfolge
errangen, die sich bei den Mängeln der Handlung und Charakteristik in späterer Zeit nicht behaupten ließen. Die »Politische
Wochenstube« zog dem Dichter eine Anklage auf Majestätsbeleidigung zu, die aber (wie es hieß, durch Humboldts Einfluß) höchsten
Orts niedergeschlagen wurde. Prutz erhielt sogar im folgenden Jahr, als er nach Berlin gezogen war, die Erlaubnis
zu litterarhistorischen Vorlesungen, und seine Vorträge über die Geschichte der Entwickelung des deutschen Theaters fanden
zahlreiche Zuhörer.
Dagegen wurden seine Vorträge über die neueste Litteraturgeschichte nach der ersten Vorlesung in Berlin polizeilich verboten.
Prutz übernahm darauf (1847) auf kurze Zeit die dramaturgische Leitung des Hamburger Stadttheaters, wandte
sich dann nach Dresden,
[* 42] wo er nach dem Ausbruch der Februarrevolution ungemein besuchte Vorträge über die neuesten Zeitereignisse
hielt, und im März 1848 nach Berlin, wo er in der demokratisch-konstitutionellen Partei eine hervorragende Rolle spielte.
Nach der Novemberkatastrophe lebte er in Stettin, bis er Ostern 1849 vom Minister v. Ladenberg als außerordentlicher
Professor der Litteraturgeschichte nach Halle berufen ward. Diese Stellung bekleidete er bis 1859, legte dann seine Professur
freiwillig nieder und kehrte nach seiner Vaterstadt Stettin zurück, wo er fortan wohnen blieb und starb. Noch vor
seiner Übersiedelung nach Halle waren von Prutz ferner erschienen: »DramaturgischeBlätter« (Hamb. 1846),
»Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters« (Berl. 1847) und »Vorlesungen über
die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1847),
denen in den nächsten Jahren das unvollendet gebliebene Werk »Zehn Jahre.
1840-50. Geschichte der neuesten Zeit« (das. 1850-57, 2 Bde.),
»Goethe. Eine biographische
Schilderung« (Leipz. 1856) u. a. folgten. Mit Wolfsohn hatte er 1851 die Wochenschrift »DeutschesMuseum« gegründet, die von
ihm bis 1866 redigiert ward (fortgesetzt von K. Frenzel). Als Lyriker trat er noch mit den Sammlungen: »Aus der Heimat« (Leipz.
1858),
»Herbstrosen« (Münch. 1864, 6. Aufl. 1879) und dem »Buch der
Liebe« (Leipz. 1869, 5. Aufl. 1883) hervor, und gerade diese
spätern Sammlungen brachten noch eine Reihe wahrhaft schöner, innig und kräftig empfundener Gedichte. Seine Laufbahn als
politischer Poet schloß Prutz mit den Gedichten: »Mai
1866« und »Juli
1866«, von denen das erstere ihm einen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung und eine durch die Amnestie niedergeschlagene
Verurteilung zu dreimonatlicher Gefängnisstrafe zuzog, während das zweite gewissermaßen als Symbol des großen inzwischen
durch die preußischen Siege in Böhmen
[* 43] herbeigeführten Umschwungs der öffentlichen Meinung gelten durfte.
Mit dem Roman »Das Engelchen« (Leipz. 1851, 3 Bde.)
hatte sich Prutz erfolgreich auch der erzählenden Dichtung zugewandt, erhob sich aber in seinen spätern
Romanen: »Die Schwägerin« (Dess. 1851),
»Helene« (Prag
[* 44] 1860) und »Oberndorf« (das. 1862, 3 Bde.),
nur in einzelnen Szenen und Stellen über die Flüchtigkeit und Seichtigkeit der Tagesschriftstellerei.
Weit erfreulicher war seine litterarhistorische und kritische Thätigkeit während des letzten Jahrzehnts seines Lebens, aus
welcher die Werke: »Die deutsche Litteratur der Gegenwart« (Leipz. 1859, 2 Bde.; 2. Aufl.
1860),
»Menschen und Bücher, biographische Beiträge zur deutschen
Litteratur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts« (Leipz. 1862) sowie seine Übertragung von »Holbergs
ausgewählten Komödien« (Hildburgh. 1868, 4 Bde.)
hervorgingen.
nichts
veröffentlicht. Zwei Ergänzungshefte (Nr. 50 u. 51) von
»Petermanns Mitteilungen« (1877) enthalten die von Zöppritz bearbeiteten Berichte seiner Forschungen.
¶
Vorsteher der Regierungsgewalt in Athen,
[* 52] vor SolonName der Archonten, dann der Mitglieder
des Ausschusses des Rats, welcher an der Spitze derGeschäfte stand. Man teilte nämlich den Rat nach der Zahl der Phylen in 10 Abteilungen
(jede aus 50 Mitgliedern bestehend), von denen eine nach der andern eine bestimmte Zeit (36 oder 35 Tage) die Geschäfte leitete.
Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Die Funktion eines der 50 Prytanen sowie die Zeitdauer dieser Funktion hieß Prytanie.
Den Prytanen lag es ob, den Rat zu versammeln und das Programm der zu verhandelnden Dinge öffentlich aufzustellen;
bisweilen beriefen sie auch das Volk. Der Ort ihrer Versammlung war das Prytaneion (s. Athen, S. 997).
Stadt in Galizien, am San, über den eine 180 m lange Brücke
[* 54] führt, und an der Karl-Ludwigsbahn, von welcher
hier die Erste ungarisch-galizische Eisenbahn abzweigt, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts,
einer Finanzbezirksdirektion, eines römisch-katholischen und griechisch-unierten Bischofs, hat 2 Kathedralen und 4 andre Kirchen, 2 theologische
Diözesanlehranstalten, ein Obergymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, 3 Klöster und (1880)
22,040 Einw. (darunter 7700 Juden), welche regen Handel und einige Industrie (Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen,
Spiritus
[* 55] und Likör, Spodium, Petroleum, Holzwaren, eine Dampfmühle und Ziegelei, eine Eisenbahnwerkstätte) betreiben. Wegen
der strategischen Wichtigkeit seiner Lage ist B. in neuester Zeit zu einer starken Festung
[* 56] umgestaltet und mit Außenforts,
Kasernen, Magazinen etc. versehen worden. Auf einem nahen Hügel liegen die Ruinen eines Schlosses, das angeblich von
Kasimir d. Gr. erbaut worden ist. Przemysl wurde 981 von Wladimir d. Gr. und 1018 von Boleslaw d. Gr. erobert, kam 1031 unter rotrussische
Herrschaft und fiel 1340 unter Kasimir d. Gr. an Polen.
(griech., von psalis, Schere),
[* 57] s. Ausschneidekunst. ^[= (griech. ), die Kunst, mit der Schere aus Papier silhouettenartige Figuren und Zeichnung ...]
(griech., »Lieder, Gesänge«; auch Psalter), Titel der Sammlung von 150 religiösen Liedern im alttestamentlichen
Kanon, welche zunächst im nachexilischen Tempel
[* 58] gesungen wurden. Ihrem Inhaltnach lassen sie sich einteilen in: Lob- und Dankpsalmen,
in denen Gott gepriesen wird;
messianische oder Königspsalmen
(Ps. 2, 20,. 24, 45, 72, 110);
Klagepsalmen,
die reichhaltigste Klasse, zu der über ein Drittel der ganzen Sammlung gehört (auch die sieben sogen. Bußpsalmen, s. d.);
Lehrpsalmen, in welchen die religiöse und sittliche Weltanschauung Israels zum Ausdruck gelangt.
Die Sammlung ist allmählich
im Verlauf geraumer Zeit entstanden und erst nach den Makkabäerzeiten, denen noch zahlreiche Psalmen entstammen,
zum Abschluß gebracht worden. Von den Juden wurde das Psalmbuch
in fünf Bücher abgeteilt (1-41, 42-72, 73-89, 90-106, 107-150),
deren jedes mit einer Doxologie schließt. Mit Sicherheit kann die neuere Kritik die Verfasserschaft fast keines einzigen Psalms
feststellen. Die Aufschriften, die dies versuchen, sind sämtlich spätern Ursprungs und unzuverlässig.
Dieselben geben außer den angeblichen Verfassern noch bald die Veranlassung der Abfassung, bald musikalische und liturgische
Bestimmungen, bald mehreres davon zugleich an. So gibt es z. B. auch in unsern lutherischen
Bibeln sogen. »Lieder in höherm Chor«, die im Hebräischen aber »Stufenlieder«, d. h. Wallfahrtspsalmen,
heißen. Die Psalmen sind der Ausdruck des lebendigsten Gottvertrauens, gegründet aus tiefpoetischer Welt- und Lebensbetrachtung,
hohe Muster religiöser Lyrik von unvergänglicher Schönheit.
Zeigt sich in den Psalmen auch kein bestimmtes Metrum, so tritt doch an dessen Stelle ein gewisser, in parallelen Sätzen sich darstellender
Takt (der sogen. Parallelismus der Glieder).
[* 59] Auch in der christlichen Kirche sind die Psalmen vielfach zu musikalischen
Kirchengesängen benutzt worden, und namentlich hat sie die reformierte Kirche zu Kirchenliedern umgearbeitet. In frühern
Zeitengab es wohl keinen Kirchenkomponisten und Kontrapunktisten, der sich nicht in der Komposition von Psalmen versucht hätte,
und zwar meist in Motetten- oder Kantatenform, die alsdann aber, als Musikstücke, immer auch den Namen
Psalm führten. In neuern Zeiten findet man auch manches Vokalmusikstück unter dem Namen Psalm, das keinen eigentlichen Psalm
aus der Bibel
[* 60] zum Text hat, sondern nur eine in Psalmenweise gedichtete Ode. Von den zahlreichen neuern Übersetzungen
und Erklärungen der Psalmen sind anzuführen: Ewald (3. Aufl., Götting. 1866), De Wette (5. Aufl., Heidelb. 1856), Lengerke (Königsb.
1847, 2 Bde.), Tholuck (2. Aufl., Gotha
[* 61] 1873), Olshausen (Leipz. 1853), Delitzsch
[* 62] (4. Aufl., das. 1883), Hupfeld (3. Aufl. von
Nowack, Gotha 1888 ff.), Hengstenberg (2. Aufl., Berl. 1849-52, 4 Bde.)
und Hitzig (Leipz. 1863-65, 2 Bde.).
(kirchenlat.), s. v. w. Psalmendichter, insbesondere David. ^[= # 1) Gerard, niederländ. Maler, wurde um 1450 zu Ouwater geboren, bildete sich unter dem Einfluß ...]
(griech.), Psalmengesang mit dem Charakter eines melodielosen, eintönigen Recitierens;
dann der antiphonische
oder Kollektengesang des Predigers, der von der Gemeinde beantwortet wird, und sonstige liturgische Gesänge, unter denen des
Ambrosius Psalmodie die weiteste Verbreitung fand.
1) Psammetich I., Sohn Nechos, des assyrischen Statthalters von Memphis und Sais, der 672 v. Chr. von Assarhaddon eingesetzt worden war,
erhielt ebenfalls vom assyrischen König eine Statthalterschaft, empörte sich aber 655 und befreite
mit Hilfe des KönigsGyges von Lydien und der Ionier durch die Schlacht bei Momemphis Ägypten von der assyrischen Herrschaft,
über das er nun bis 610 regierte. Er sicherte die Nordostgrenze des Reichs, indem er ionische und
¶
mehr
karische Söldner bei Pelusion in stehende Lager
[* 67] legte, stellte den alten Kultus wieder her, baute prächtige Tempel und Paläste,
öffnete Ägypten dem fremden Handel, gestattete den Milesiern den Bau vonNaukratis und begünstigte die fremden Söldner so,
daß 200,000 Mann der einheimischen Kriegerkaste aus Zorn hierüber nach Äthiopien auswanderte. - 2) Psammetich II.
(griech. Psammis), Sohn Nechos, 595-589, unternahm einen Zug
nach Äthiopien. - 3) Psammetich III. (griech. Psammenitos), 526-525, wurde
nach einer Regierung von sechs Monaten von Kambyses, König von Persien,
[* 68] 525 bei Pelusion geschlagen und in Memphis zur Übergabe
gezwungen. Aus Mitleid mit seinem Unglück behandelte ihn Kambyses anfangs gnädig; da er aber die Ägypter
zum Aufruhr zu reizen versuchte, wurde er dazu verurteilt, sich durch Trinken von Stierblut zu töten.
Ägypter, welcher nach griech. Sage im geheimen Vögel
[* 69] abrichtete, die Worte »der große
Gott Psaphon« zu reden, weshalb ihm die Libyer göttliche Verehrung erwiesen.
Daher »Psaphonis aves« sprichwörtlich für
erkaufte Lobredner.
(bei den Alten Psyra), türk. Felseneiland im Ägeischen Meer, westlich von Chios, 729 qkm (1,31 QM.) groß, hatte
vor Ausbruch des griechischen Befreiungskampfes gegen 20,000 Bewohner, die bei einem Überfall durch die
Türken fast gänzlich aufgegeben wurden.
Mit diesem Namen bezeichnet man eine Sammlung von päpstlichen Dekretalen, unter welchen gerade die
ältesten und wichtigsten, 60 Briefe der römischen Bischöfe von Clemens Romanus bis auf Melchiades (314), gefälscht sind
und die um die Mitte des 9. Jahrh., wo die Sammlung entstanden ist, erhobenen
Ansprüche des Papsttums in die älteste Zeit übertragen. Schon die barbarische Sprache,
[* 73] zahlreiche Anachronismen (so finden
sich in ihnen den Beschlüssen der Synode zu Paris 829 wörtlich entlehnte Stellen) und der Umstand, daß weder PapstHadrian
I. noch Dionysius der Kleine diese Dekretalen kannten, verrieten ihre Unechtheit. Aber PapstNikolaus I.,
wiewohl ihre Unechtheit einsehend, gebrauchte sie 865 im Interesse des Papsttums als echt, und Gratianus (s. d. 3) nahm 1130 viele
derselben in sein Dekret auf.
Dadurch wurden sie formale Grundlage des mittelalterlichen Kirchenrechts. Ihre Grundgedanken sind: das Priestertum die von
Christus eingesetzte weltregierende Macht;
die Bischöfe als Beauftragte des Papstes direkt unter diesem
stehend;
Erst
Erasmus und die Reformatoren machten wieder auf die Unechtheit der Dekretalen aufmerksam, und seitdem wird dieselbe fast durchgängig
auch von den katholischen Gelehrten zugegeben. Den Verfasser dieser Sammlung (»Collectio
Isidori Mercatoris«),
des Nachts auftretende Anfälle von Atemnot, in welchen an akutem Kehlkopfkatarrh erkrankte Kinder, sich
ängstlich an den Hals fassend, mit heiserm, bellendem Husten erwachen;
sie entstehen nur durch Schleimansammlung und verschwinden
durch Brechmittel u. warme Umschläge. Vgl. Krupp.
(Afterkristalle) scheinbare Kristallgestalten, aus kristallinischen Aggregaten oder amorpher Substanz
aufgebaut und äußerlich die Kristallform einer andern Substanz nachahmend. Das Charakteristische der Pseudomorphosen ist demnach der Widerstreit
zwischen Substanz und Form, ein Widerstreit, den man bei der Bezeichnung der Pseudomorphosen durch Aufführung
der Substanz und Beifügung des Namens der Mineralspezies, deren Formen imitiert sind, mit der Präposition »nach« ausdrückt,
z. B. Malachit nach Rotkupfererz: die zusammensetzende Substanz ist Malachit (basisches Kupfercarbonat Cu2CO4 + H2O
), die Form aber ist nicht die für Malachit charakteristische, sondern eine sonst von Rotkupfererz (Kupferoxydul
Cu2O ) hervorgebrachte. Da übereinstimmende Beobachtungen die Kristallform als etwas der
Natur der Substanz Entsprechendes erkennen lassen, so daß eine bestimmte Kristallform nur von einer bestimmten Substanz erzeugt
werden kann, so ist das Auftreten der Pseudomorphosen in dem Sinn zu deuten, daß früher diejenige Substanz vorhanden war, welche die noch
erhaltene Form erfahrungsmäßig allein erzeugen kann, und mittels physikalischer oder chemischer Prozesse
durch die jetzt die Form tragende Substanz ersetzt wurde. In dieser allein möglichen Erklärung der Entstehung der Pseudomorphosen liegt
die große Bedeutung derselben für mineralogische und geologische Spekulationen. Pseudomorphosen vereinen in sich die Signale des Anfangs
(die allein erhaltene Form der ehemaligen Substanz) und des Endes (die die Form jetzt tragende Substanz),
eines Umwandlungsprozesses, dessen Verlauf auch dann nicht bestritten werden kann, wenn die einzelnen Phasen desselben chemisch
nur schwer oder gar nicht erklärt werden können. So findet man Speckstein (Magnesiumsilikathydrat Mg3Si4O11 + H2O
) in Formen des Quarzes (Kieselsäureanhydrid SiO2 ). Die Unangreifbarkeit des
Quarzes durch Agenzien, welche in der Natur zirkulieren, läßt den Prozeß einer Zersetzung des Quarzes durch ein seinerseits
ebenfalls schwer lösliches Magnesiumsilikat nur schwer erklärlich erscheinen; dessenungeachtet aber muß man den Prozeß
selbst eben durch das Auftreten der genannten Pseudomorphosen als erwiesen betrachten. Man wird sogar die Annahme eines durch
Pseudomorphosen als möglich bewiesenen Umwandlungsprozesses nicht ausschließlich auf die ziemlich
¶
mehr
seltenen Fälle der Pseudomorphosen selbst beschränken dürfen, da nur unter besonders günstigen Umständen sich der
Prozeß so langsam und man möchte sagen vorsichtig vollzogen haben kann, daß eine Wahrung der Form trotz der Umwandlung
möglich war. So dürften einem jeden durch Pseudomorphosen erhärteten Umwandlungsprozeß Hunderte gleicher Tendenz entsprechen, bei denen
die Reaktionen zu stürmisch verliefen, als daß die Form hätte bestehen bleiben können.
Man pflegt die Pseudomorphosen in Umhüllungs-, Ausfüllungs- und Umwandlungspseudomorphosen einzuteilen. Eine dünne
Kruste verschiedenartigen Materials hüllt die Kristallform einer Substanz ein, so daß die Oberfläche der Kruste die dem
einhüllenden Material selbst fremde Form der eingehüllten Substanz wiedergibt (Umhüllungspseudomorphosen).
So bildet Quarz in papierdünnen Krusten Umhüllungspseudomorphosen nach Kalkspat.
[* 77] Verschwindet der Kern einer solchen Krustenbildung,
so kann entweder die Innenseite der Umhüllungspseudomorphosen den Abdruck der ehemaligen Kristallgestalt konservieren, oder
es tritt in den Hohlraum anderweitig Mineralsubstanz ein (oft dieselbe, aus welcher die Hülle besteht, oder doch eine Varietät
derselben), die nun einen Abguß der ihr selbst fremden Form darstellt (Ausfüllungspseudomorphosen).
Der letztgenannten Abteilung sind auch diejenigen Pseudomorphosen zuzurechnen, bei denen der Zusammenhang zwischen
der ursprünglichen und der die Pseudomorphosen tragenden Substanz nicht mehr nachweisbar ist (totale Allomorphosen),
so Quarz nach Flußspat
[* 83] (CaFl2 wurde zu SiO2 ), Pyrolusit nach Kalkspat ( ^[MnO2] aus CaCO3
entstanden). Man ist jetzt geneigt, auch für diese totalen Allomorphosen eine Serie von Umwandlungsprozessen anzunehmen,
deren Zwischenglieder nicht erhalten sind, wodurch der Verlauf der einzelnen chemischen Vorgänge schwer
verständlich wird oder nur hypothetisch konstruierbar ist. So könnte man bei dem einen der beiden Beispiele an einen manganhaltigen
Kalkspat denken, der unter Verlust von CaCO3 sich zu Manganspat und aus diesem zu Pyrolusit umwandelt. Früher
glaubte man einen mikrophysikalischen Weg, eine »Verdrängung« der alten
Substanz durch die neue, Atom für Atom, annehmen zu müssen und nannte diese Pseudomorphosen Verdrängungspseudomorphosen.
Unterstützt wird die Ansicht von der Entstehung der Pseudomorphosen vermittelst umwandelnder Prozesse einerseits durch die Beobachtung noch
erhaltener Kerne in äußerlich schon umgewandelten Stücken (so bestehen häufig Würfel äußerlich aus Brauneisenstein, innerlich
aus dem die Form bedingenden Eisenkies), anderseits durch die Möglichkeit der künstlichen Erzeugung
von Pseudomorphosen. Für letztere ist eins der bekanntesten Beispiele und zwar das einer Paramorphose die Umwandlung der durch Schmelzen
erhaltenen monoklinen Kristalle
[* 84] des Schwefels in ein Aggregat von rhombischen Formen durch Befeuchten mit Schwefelkohlenstoff.
Die oben erwähnten Pseudomorphosen von Silberglanz nach Rotgüldigerz lassen sich künstlich durch Einlegen von Kristallen
der letztern Substanz in eine Lösung von Schwefelalkalien darstellen. Zahlreiche sonstige Methoden zur Gewinnung künstlicher
Pseudomorphosen gaben Scheerer, Stein, Sorby, Knop u. a. an.
Aus der oben gegebenen Definition des Begriffs der Pseudomorphosen erhellt, daß in gewissem Sinn auch die Versteinerungen hierher
zu zählen sind, insofern jetzt eine ursprünglich durch den tierischen oder pflanzlichen Lebensprozeß erzeugte Form von
einer mineralischen aus der zuerst vorhandenen, meist durch völligen Austausch der Bestandteile entstandenen Substanz getragen
wird.
EndlichgibtRoth im 1. Band
[* 87] seiner »Allgemeinen und chemischen Geologie«
[* 88] (Berl. 1879) ein sehr vollständiges Verzeichnis der
bekannten Pseudomorphosen.
(griech.) wird eine Schrift genannt, die absichtlich »unter falschem Namen« herausgegeben
wurde oder auch den Namen eines Verfassers führt, der nicht ihr Autor ist. Auch der falsche Name selbst wird mit Pseudonym (Pseudonymon)
bezeichnet. Die pseudonymen Schriftsteller der Deutschen hat Fr. Raßmann in seinem »Lexikon pseudonymer Schriftsteller« (Leipz.
1830) zusammengestellt; das deutsche Hauptwerk ist Wellers »Index pseudonymorum, Wörterbuch der Pseudonymen
aller Zeiten und Völker« (2. Aufl., Regensb. 1886). Die wichtigsten Hilfsmittel
der fremden Litteraturen sind im Artikel »Anonym« angegeben.
Vgl. ferner: Drujon, Les livres à clef (Par. 1885 ff.);
d'Heylli,Dictionnaire des pseudonymes (neue Ausg., das. 1887);
(griech.), ein aus sehr dicht verschlungenen Hyphen gebildetes Pflanzenzellgewebe, welches einem Parenchym
dadurch ähnlich erscheint, daß auf dem Durchschnitt zellenartige Querschnitte der Hyphen sichtbar sind, kommt bei manchen
Pilzen und Flechten
[* 90] vor.
(griech.), geschwulstförmige Neubildung, s. Geschwülste. ^[= # (Tumores), Bezeichnung für krankhafte Bildungen von sehr verschiedener Natur, begrifflich schwer ...]¶