welchen
Formen sie sich, ihrem
Zwecke gemäß, schon durch die vorwaltende Rücksicht auf lebendige Anschaulichkeit und erweckliche
Eindringlichkeit unterscheidet. Von Anfang an im christlichen
Gottesdienst geübt, wurde die Predigt durch die
Reformation zum wesentlichsten
Element desselben erhoben. »Wo nicht
GottesWort gepredigt wird, ist besser, daß man weder singe, noch
lese, noch zusammenkomme.«
»AllesGottesdienstes größtes und vornehmstes
Stück ist
GottesWort predigen und lehren.« Mit diesen
bekannten
WortenLuthers stimmen alle
Reformatoren überein, nur daß die Predigt in der lutherischen
Kirche sich mehr als praktische
Auslegung an bestimmte wiederkehrende
Perikopen (s. d.) knüpft, während die
reformierte Kirche es auf zusammenhängendere
Schrifterklärung abgesehen hat.
Während der eigentlichen Predigt jedenfalls ein biblischer
Text zu
Grunde liegt, trägt die an gewisse kirchliche
Handlungen geknüpfte
geistliche
Rede
(Tauf-,
Konfirmations-,
Beicht-,
Trau-,
Leichen-,
Einweihungs- u. Einführungsrede) das freiere Gepräge der Gelegenheitsrede.
Verschiedene
Arten der Predigt ergeben sich auch aus ihrer
Stellung im
Kultus (gewöhnliche, Kasual- und Festpredigten)
u. aus dem kirchlichen
Organismus
(Gast-, Probe-, Antritts- und Abschiedspredigten) sowie aus sonstigen Veranlassungen
(Gedächtnis-,
Ernte-,
Brand-,
Heer-,
Missions-, Bußtagspredigten etc.). Ein
Thema, welches nach üblicher Kunstform auf einen kurzen Eingang
folgen soll, braucht in der geistlichen
Rede nicht ausdrücklich hervorgehoben zu werden; bei der eigentlichen Predigt dagegen
wurde es bis noch vor kurzem allgemein gefordert. Es ist eine Behauptung, entweder in der Form des
Urteils, oder auch in der
Form der direkten oder indirekten
Frage, oder in der Form einer Überschrift ausgedrückt.
Immer aber sollte das
ThemaEinheit haben und erschöpft werden können, bestimmt und bündig gegeben werden,
womöglich auch einen gewissen eindringlichen
Reiz besitzen. Die Gedankenreihen, welche in der Hauptidee liegen, müssen gehörig
aus ihr entwickelt und logisch unter jene subsumiert, also die
Massen gehörig verteilt und geordnet oder disponiert werden.
Wo das
Thema förmlich ausgesprochen wird, da auch Zahl und
Inhalt der Teile. Dies die sogen. synthetische
Predigt im
Gegensatz zur
Homilie (s. d.). Die wissenschaftliche
Anweisung zur
Produktion von Predigten bietet die
Homiletik (s. d.).
Hinsichtlich der Geschichte der Predigt s.
Kanzelberedsamkeit.
1823-26, s.
Maritime wissenschaftliche Expeditionen, ^[= Obgleich das Meer in seinen mannigfachen Erscheinungen und Wirkungen schon in den ältesten ...] S. 256.
(franz., spr. -angs),Kartenspiel zwischen drei
Personen, welches mit
der deutschen
Karte gespielt wird,
und in dem nicht der
Wert derBilder, sondern die Mehrheit der
Stiche den
Gewinn entscheidet. Es hat seinen
Namen von dem Vorzug
(préférence), welcher darin einer
Farbevor der andern eingeräumt ist. Die höchste
Farbe (préférence) ist gewöhnlich
Rot, die zweite
Schellen, die dritte
Grün, die niedrigste
Eicheln. Man kann jedoch vor dem
Spiel eine andre Rangfolge festsetzen,
wobei auch der
Wert derStiche zu bestimmen ist sowie die
Höhe der Einlage, welche jeder Mitspieler in denPot
(Kasse) zu machen hat, aus welchem später die gewonnenen
Spiele gezahlt werden, während die Verluste aus eignen
Mitteln zu
bestreiten sind.
Danach wird die
Karte gegeben und zwar in vier Würfen zu 3, 2, 3, 2; nach dem ersten werden zwei
Karten als
Talon ausgelegt.
Die Vorhand erklärt nun, ob sie spielt; zieht sie vor zu passen, so erklärt sich der Zweite, paßt
auch dieser, der Dritte.
Passen alle, so wird der
Talon aufgedeckt; wer durch ihn zu gewinnen hofft, vertauscht ihn mit zwei
beliebigen seiner
Karten. Ist ein
Spiel angesagt, so »gehen« die beiden andern
(Helfer) »mit« oder passen.
Im letztern
Fall hat der
Spieler gewonnen und erhält aus dem
Pot alle
Stiche mit 10, 20, 30 oder 40
Marken, je nach dem
Rang der
Farbe, ausgezahlt.
Findet er jedoch
Helfer, so hat er auszuspielen; die
Farbe, mit der dies zuerst geschieht, ist Trumpf und sticht alle andern.
Die ausgespielte
Farbe muß bekannt werden; hat man sie jedoch nicht, ist man sie zu überstechen nicht
verpflichtet. Der
Spieler hat 6
Stiche zu machen, die
Helfer zusammen 4. Geschieht dies, so erhält jener je nach der
Farbe 10,
20, 30 oder 40
Marken aus dem
Pot; er hat jedoch den
Helfern davon für jeden
Stich 1, resp. 2, 3, 4
Marken
abzugeben. Macht dagegen der
Spieler weniger als 6
Stiche, wird er
Bete, so hat er nicht nur das, was er aus dem
Potim Fall des
Gewinnens bezogen hätte, hineinzugeben, sondern noch besonders die
Stiche der
Helfer zu bezahlen, was
gleichfalls geschieht, wenn ein
Helfer mit ihm fällt, der dann den gleichen Betrag in den
Pot zu setzen hat. Fällt aber ein
solcher allein; d. h. hat er nur einen oder gar keinen
Stich gemacht, so hat er die
Stiche der andern zu zahlen.
(lat. pretium) ist allgemein die Summe von Opfern, welche für Erlangung eines Gutes zu bringen sind, im Tauschverkehr
insbesondere die Menge von Gütern und Leistungen, welche als Gegengabe gegen andre dienen. Beim Naturaltausch
ist jede der ausgetauschten Waren, bez. Leistungen der Preis der andern, in der Geldwirtschaft
dagegen bildet die Summe des zu zahlenden Geldes den Preis des erkauften Gutes. Da beim Tausch jede der beiden Parteien gewinnen,
keine verlieren will, so wird es in jedem gegebenen Fall zwei Grenzen,
[* 24] eine oberste und eine unterste,
geben, über welche der Preis sich nicht hinaus bewegt.
Die oberste wird bestimmt durch den Wert, welchen der Käufer dem einzutauschenden Gegenstand beilegt, die unterste durch
denjenigen, welchen der Verkäufer dem letztern beimißt. Soll der erstere zu viel geben, so verzichtet er auf den Kauf, und
der Verkäufer behält den Gegenstand, für welchen ihm zu wenig geboten wird. Diese beiden Grenzen sind
persönlich und zeitlich wandelbar. Zwischen beiden würde der Preis je nach der Gunst oder Ungunst der obwaltenden Verhältnisse
zu liegen kommen.
In der Gesellschaft regelt sich der Preis durch die Konkurrenz, indem mehrere Käufer und Verkäufer einander
gegenübertreten. Erstere werden ihren Bedarf da zu decken suchen, wo er am billigsten ist, letztere ihre Ware da anzubringen
sich bestreben, wo sie am höchsten bezahlt wird. Infolgedessen wird auf jedem Markt zu gegebener Zeit für eine Ware sich
nur ein Preis bilden. Als unterste Grenze kommen für den Verkäufer dessen Produktionskosten in Betracht,
da für ihn das Produkt nur Mittel des Erwerbs ist.
Erst wenn der Preis unter diese herabsinkt, wird für diese Grenze der Wert von Bedeutung, welchen der Besitzer dem zu verkaufenden
Gut beilegt. Diese Erzeugungskosten sind nicht bei allen Produzenten immer gleich hoch. Deshalb wird
bei vielen Gütern mit steigendem Preis das Angebot zunehmen, indem mehr und mehr auch diejenigen Unternehmungen lohnen, welche
mit höhern Kosten arbeiten. Bei sinkenden Preisen wird umgekehrt das Angebot sich mindern, indem alle diejenigen Güter vom
Markt zurücktreten, bei denen keine volle Kostendeckung mehr zu erhoffen ist.
Demnach wird bei jedem Preis die Menge der angebornen Güter eine bestimmte Höhe behaupten. Das Gleiche gilt
von der Nachfrage, welche mit zunehmendem Preise sich verringert, indem weniger zahlungsfähige Käufer ihren Bedarf einschränken
oder ganz zurücktreten, während bei sinkendem Preis die Nachfrage sich wieder erhöht. Somit wird bei niedrigem Preis das Angebot
kleiner, bei hohem dagegen größer als die Nachfrage sein. Im erstern Fall wird ein Sinken, im zweiten
ein Steigen des Preises so lange statthaben, bis diejenige Höhe erreicht ist, bei welcher Angebot und Nachfrage einander vollständig
gleich sind.
Diese Thatsache hat zur Aufstellung der bekannten Preisformel Veranlassung gegeben: der Preis eines Gutes wird
jeweilig so hoch sein, daß die Kosten der letzten, zur Deckung der Nachfrage noch erforderlichen Gütermengen eben noch voll
vergütet werden. Natürlich gilt dieser Satz auch für alle diejenigen Fälle, in welchen die Produktion bei einem gegebenen
geringern Kostensatz sich praktisch beliebig, d. h. jeweilig so weit, ausdehnen läßt,
daß auch einer steigenden Nachfrage innerhalb weiter Grenzen noch genügt werden kann.
Der Preis wird alsdann über die Produktionskosten hinaus sich überhaupt nicht erhöhen. Dieser gesellschaftlich maßgebende
Preis, der Marktpreis, ist weder örtlich noch zeitlich feststehend, da sowohl Angebots- als Nachfragereihe mit allen denjenigen
Faktoren, welche das gesamte wirtschaftliche Leben bedingen, veränderlich sind. Auch kann von ihm leicht
derjenige abweichen, welcher in einem gegebenen Fall gezahlt wird, indem die Konkurrenz sich nicht als voll wirksam erweist
oder die Kenntnis des Marktstandes eine ungenügende ist. Änderungen im P. des einen Gutes werden auch immer solche bei andern
Gütern zur Folge haben, indem Zunahme oder Verminderung von Nachfrage und Angebot im einen Fall die gleiche
oder auch die entgegengesetzt Änderung im andern veranlaßt. Man spricht insofern von zusammenhängenden (konnexen) Preisen.
Oft schon hat man sich bemüht, einen natürlichen Preis der Güter zu bestimmen, und wollte unter demselben denjenigen verstehen,
bei welchem gerade die Erzeugungskosten gedeckt werden. Ein solcher Preis würde auch unter der
Voraussetzung freier, voll wirksamer Konkurrenz und besonnener Wirtschaftlichkeit bei Käufer und Verkäufer schon deswegen
nicht zu ermitteln sein, weil viele Güter aus einem und demselben Produktionsprozeß hervorgehen, die Verteilung der Kosten
auf die einzelnen nicht ohne Willkür vorgenommen werden kann und diese Verteilung selbst wieder einen
Einfluß auf die Preise andrer Güter ausüben würde.
Dazu kommt, daß bei sehr vielen Gütern die Herstellung mit verschiedenem Aufwand erfolgt, der Preis also nicht unter die Kosten
teurerer Produkte sinken kann, wenn noch eine angemessene Deckung der Nachfrage erfolgen soll. Diese Thatsache,
daß mit ungleichen Kosten produziert wird, ist volkswirtschaftlich vorteilhaft, indem jeweilig bei Mehrung oder Minderung
des Angebots nur die teurern Produkte ausgestoßen werden oder neu auf dem Markt hinzutreten, ohne daß alle Unternehmungen in
Frage gestellt und damit zu große wirtschaftliche Schwankungen hervorgerufen werden. Diejenigen Unternehmer, welche
mit geringern Kosten arbeiten, erzielen jeweilig einen Gewinn, der insofern einen monopolistischen Charakter
trägt, als er eine Wirkung des beschränkten Vorhandenseins der billigern Produktionsmittel ist. Ganz allgemein versteht
man unter Monopolpreis einen solchen, bei welchem das Angebot der Nachfrage gegenüber relativ begrenzt ist und deswegen der
Preis über den Kosten steht. Derselbe kann sich im freien
¶
mehr
Verkehr ebensogut bilden, wie auch absichtlich hervorgerufen werden (s. Monopol). Der Gegensatz zu ihm ist der Schleuder-, Spott-
oder Notpreis, welcher den Herstellungsaufwand nicht erreicht und ebenfalls sowohl die Wirkung künstlicher Ursachen (Privilegium
der Käufer, Zwang gegen den Verkäufer etc.) als auch natürlicher (Unhaltbarkeit der Waren, lange Produktionsdauer, Furcht,
Panik etc.) sein kann. Not- und Monopolpreise werden durch technische Verbesserungen (Konservierungsmittel,
Transportwesen), Entwickelung von Handel und Verkehr, Verbreitung wirtschaftlicher Kenntnisse mit steigender Kultur auf ein immer
engeres Gebiet begrenzt.
Ist der Preis eines Gutes hoch im Vergleich mit demjenigen von Gütern gleicher Art, so nennt man das Gut teuer, im
entgegengesetzten Fall ist es billig oder wohlfeil. Affektions- oder Liebhaberpreise nennt man die besonders hohen Preise,
welche einzelne aus persönliche Gründen zahlen oder zu zahlen geneigt sind (vgl. Affektionswert). Die zeitliche Preisbewegung
(Steigen oder Sinken mit Schwankungen) nimmt bei verschiedenen Gütern einen verschiedenen Verlauf (viele landwirtschaftliche
Erzeugnisse und Immobilien gegenüber Artikeln der Industrie).
Der Preissteigerung der einen Gattung steht gewöhnlich eine Preiserniedrigung der andern gegenüber. Die Preise aller Waren
und Leistungen können gleichzeitig sich nur in gleicher Richtung ändern, wenn auf seiten des Geldes eine Änderung eintritt.
Kommen in kurzer Frist, wie z. B. im 16. Jahrh., verhältnismäßig große
Massen edlen Metalls in den Verkehr, so ist die Folge hiervon eine allgemeine Preiserhöhung mit starker
Verschiebung der Preisverhältnisse untereinander. Ein solcher Zustand heißt Preisrevolution.
Unter Preis versteht man auch eine für irgend eine Leistung (Preisaufgabe, Preisarbeit) ausgesetzt Belohnung, welche
den Wetteifer anspornen soll. So setzen Regierungen Preise aus für neue Erfindungen, für Lieferung der
besten oder meisten Erzeugnisse des Gewerb- oder Kunstfleißes, gelehrte Gesellschaften und Körperschaften für die besten
Schriften (Preisschriften) über einen Gegenstand. Oft wird noch ein zweiter (geringerer) Preis oder ein »Accessit« ausgesetzt.
Preisrichter ist die Person, welche dazu berufen ist, bei Ausstellungen oder Preiskämpfen die verschiedenen Leistungen zu
prüfen und den vorzüglichsten die ausgesetzten Preise zuzuerkennen.
(Preisliste, Preiszettel), amtliches, von vereinigten Maklern oder von Privaten für den Handel, insbesondere
für den Kommissionshandel, aufgestelltes Verzeichnis von Waren oder Leistungen mit beigesetzten Preisen.
(franz. commerce précaire), derjenige Handel zwischen zwei miteinander kriegführenden Nationen, welcher
unter der Flagge einer dritten, neutralen Nation heimlich betrieben wird.
(lat.), das Rechtsverhältnis, welches dadurch entsteht, daß jemand freiwillig
einem andern (dem Prekaristen) den Besitz einer Sache oder die Ausübung irgend einer sonstigen Befugnis
auf beliebigen Widerruf überträgt;
(tschech. Přelouč, spr. prschelautsch), Stadt
in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Pardubitz, an der Elbe und der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn (Wien-Prag,
mit Zweiglinie nach Kalkpodol), Sitz eines Bezirksgerichts, mit Rübenzuckerfabrik, Bierbrauerei, Perlmutterknopfdrechslerei
und (1880) 3437 Einw. 4 km westlich das Hofgestüt Kladrub (s. d.).
er in Kohle zeichnete. Er stellte 1858 die Zeichnungen in München aus (jetzt in der Berliner
[* 41] Nationalgalerie) und erhielt vom
Großherzog von Sachsen-Weimar den Auftrag, dieselben in Wandbildern in der Loggia des neuen Museums zu Weimar auszuführen. Zugleich
wurden ihm die Mittel zu einem längern Aufenthalt in Italien
[* 42] (1859-61) bewilligt. Er arbeitete nun die
Kompositionen zum drittenmal auf 16 Kartons um, welche sich jetzt im Museum zu Leipzig befinden, und nach denen er 1863-64 die
Gemälde im WeimarerMuseum in Wachsfarben auf Drahtgitterrahmen ausführte, die in die Wand eingelassen wurden. Eine große
Anzahl seiner Originalzeichnungen, auch die zur Odyssee, ist in photographische Reproduktion erschienen,
letztere auch in Holzschnitt (2. Aufl., Leipz. 1872; Volksausgabe, das.
1881) und farbigem Steindruck (das. 1875). Preller hat auch treffliche Radierungen geschaffen, so: Huon, gefesselt an den Baum gelehnt;
»Historia philosophie graecae et romanae« (mit H. Ritter, Hamb. 1838; 7. Aufl. von Schultes und Wellmann,
Gotha
[* 52] 1886 ff.) und »Ausgewählte Aufsätze aus dem Gebiet der klassischen Altertumswissenschaft« (hrsg. von Köhler, Berl.
1864).
Die Prellsteine müssen niedriger
als die Radnaben, hinreichend vorspringend und vorn geneigt sein, um die zu nahe heranfahrenden Räder
nicht zu hemmen, sondern nur abgleiten zu lassen.
(tschech. Přemysl, spr. prschem-),Herr von Staditz, nach der SageGatte der Libussa (s. d.) und Ahnherr des
böhm. Königsgeschlechts der Premysliden, das bis 1306 herrschte.
Dorf in der Nähe von Moskau,
[* 68] wo Peter I. die aus seinen Spielkameraden gebildeten Kompanien einexerzierte,
aus welchen dann das erste russische Garderegiment hervorging.
¶
(spr. -witj),Peter, der bedeutendste kroat. Dichter der Neuzeit, geb. zu Grabonitza in Kroatien,
bezog 1830 die Militärakademie in Wiener-Neustadt, trat 1838 als Offizier in die Armee, wurde nach mannigfachem Wechsel derRegimenter
und Garnisonen 1866 zum General ernannt und starb Lange von der Heimat getrennt, hatte er seine
Muttersprache fast vergessen und machte seine poetischen Versuche in deutscher Sprache;
[* 70] während eines längern Aufenthalts
in Dalmatien, wo sein Regiment stand, erwachte indessen die Liebe zur eignen Nationalität um so lebhafter, er warf sich auf
das Studium der kroatischen Sprache und begann von 1842 an darin zu dichten und zu schreiben. Die erste
Sammlung seiner Gedichte erschien unter dem Titel: »Prvenci« (»Erstlinge«, Zara
[* 71] 1846),
die epischen Gedichte: »Prvi ljudi« (»Erste
Menschen«) und »Slavenski Dioskuri« (»SlawischeDioskuren«)
[* 72] u. a. folgten. Seine gesammelten Werke (»Pjesnička
djela«) erschienen Agram
[* 73] 1873.
Hermann, Schriftsteller, geb. zu Rüdesheim, studierte in Heidelberg
[* 80] und Tübingen Geschichte und Litteratur,
verbrachte sodann ein Jahr in Paris
[* 81] und ließ sich 1853 als Lehrer in Frankfurt
[* 82] a. M. nieder, wo er zugleich
Mitglied des Verwaltungsrats der beiden Stadttheater wurde und starb. Er schrieb: »Ideal und Kritik« (Frankf. a. M.
1856) und »Wolkenkukuksheim« (das. 1859),
»RheinischeNovellen« (2. Aufl., Leipz. 1882), humoristische Schilderungen
des rheinischen Lebens, die meist in Rüdesheim und Wiesbaden
[* 83] spielen, welche Orte unter den Namen Wolkenkukuksheim
und Windig im Staat Luftenburg (Nassau) vorgeführt werden; außerdem die ernsten Zeitnovellen: »Ein Anempfinder« (das. 1862)
und »Rudolf« (Leipz. 1875).
Benennung der Vorsteher der christlichen Gemeinde. Nach dem Vorbild der
jüdischen Synagogalverfassung wurden in den einzelnen Gemeinden Vorsteher gewählt und als Älteste (s. d.) mit einer gewissen
Autorität betraut. Dieselben hatten bei den gottesdienstlichen Versammlungen auf Ordnung zu sehen und, sobald die freie Rede
und Prophetie des Christentums zurückgetreten war, auch durch Schriftauslegung und Gebet für die religiöse Erbauung zu sorgen,
überhaupt alle Gemeindeangelegenheiten, unterstützt von den Diakonen, zu
verwalten, namentlich über die sittliche Lebensführung
der Gemeindeglieder zu wachen.
In der ersten Zeit von dem Bischof (s. d.) nicht unterschieden, wurden sie seit Mitte des 2. Jahrh.
diesem untergeordnet. Seit dem 4. Jahrh. gingen sie ihres ursprünglichen Ansehens vollends
verlustig, behielten zwar die liturgischen Geschäfte, das Recht der Sakramentenverwaltung und das Lehramt,
aber dies alles in bischöflichem Auftrag; sie wurden Pfarrer einzelner Kirchen im bischöflichen Sprengel, Priester im gewöhnlichen
Sinn. Gleichwohl blieb die Weihe zum Presbyter immer eine der höhern in der katholischen Kirche.
und Synodalverfassung, in der protestantischen Kirche diejenige Kirchenverfassung, welche Repräsentanten
der Kirche aus dem Stande der Geistlichen und Laien eine Beteiligung an der Kirchenverwaltung und Kirchengesetzgebung einräumt.
Die Presbyterial- beruht auf der modernen Theorie der Selbstverwaltung, sie trägt dem konstitutionellen Prinzip auf
dem kirchlichen Gebiet Rechnung und läßt drei Abstufungen zu, insofern nämlich entweder die einzelne Gemeinde, oder der
Kreis (Provinz), oder endlich das ganze Land repräsentiert werden kann.
Diese werden aus den obersten Geistlichen des Kreises oder der Provinz und aus einer Anzahl von Geistlichen und Laien, die von
den Presbyterien gewählt werden, gebildet und haben den ganzen Kreis oder die ganze Provinz zu beaufsichtigen
und in kirchlichen Angelegenheiten Beschlüsse zu fassen. Den Abschluß der Presbyterial- eines Landes bildet endlich die Landes- oder
Generalsynode, zu welcher die obersten Kirchendiener und die von den einzelnen Bewirken abgeordneten Geistlichen und Laien zusammentreten.
Als durch Elisabeths Thronbesteigung ihnen die Rückkehr auch nach England erlaubt worden, nahmen sie als Puritaner (s. d.)
eine schroffe Stellung der anglikanischen Kirche gegenüber ein. Es war die Reformation durch die Gemeinde, welche die Presbyterianer der
Reformation durch die Tudors entgegensetzten. Die Uniformitätsakte von 1559, ein auf Gleichförmigkeit
im Kirchenwesen abzweckendes Gesetz, die 39 Artikel von 1563, der zugleich damit in verschärfter Form wieder Angeführte Suprematseid
trieben sie endlich aus der Kirche (seit 1567). Jetzt wurden sie im Gegensatz zu denjenigen, welche sich diesen Befehlen fügten,
Nonkonformisten, später Dissenters genannt.
Diese und alle Gegner der englischen Episkopalkirche wurden zugleich als politische Revolutionäre verfolgt. Die 1583 eingesetzte
kirchliche Kommission, ein protestantisches Inquisitionsgericht, wütete gegen die Presbyterianer, und ein Gesetz von 1592 bestimmte, daß
jeder 17jährige, der sich zu den Presbyterianern halte, ins Gefängnis gebracht, ja sogar mit dem Tod
bestraft werden solle. Dies steigerte aber nur den Trotz der dissentierenden Partei. Ein Prediger, NamensField, zu Wandsworth
bei London
[* 93] errichtete daselbst 1572 die erste presbyterianische Kirchengemeinde mit elf Presbytern.
Ähnliche Gemeinden entstanden in andern Gegenden Englands, und noch unter ElisabethsRegierung wuchsen diese Presbyterianer zu einer Zahl
von 100,000 heran; sie erklärten alle Diener derKirche für einander völlig gleich, wollten die Kirche
aus ihrer engen Verbindung mit dem Staat herausgerissen haben und forderten, daß die einzelnen Kirchengemeinschaften durch
Presbyterien, die ganze Kirche aber durch eine aus diesen Presbyterien gebildete Synode regiert werde. Eine Fraktion der Presbyterianer beanspruchte
sogar für jede Gemeinde eine ganz selbständige Regierung durch allgemeine Versammlungen.
Dies die Ultras, die Brownisten (s. d.), später Kongregationalisten oder Independenten (s. d.) genannt. Nachdem die Presbyterianer in den
letzten Regierungsjahren der Elisabeth etwas Ruhe gehabt hatten, begannen unter Jakob I. und Karl I. neue Verfolgungen; die absolutistisch
gesinnten Stuarts verfolgten dieselben sogar in ihrem Heimatsitz Schottland, wo ihnen jetzt anglikanische
Bischöfe und Kultusformen aufgedrungen werden sollten. In England fürchtete man die Wiedereinführung des Katholizismus und
gab die Ermordung der Protestanten in Irland (1641) dem König schuld.
Unruhen entstanden, welche, nachdem ein größtenteils mit Presbyterianern besetztes Parlament zu stande gekommen, zum
wirklichen Bürgerkrieg gegen den König führten. Während desselben tagte
die vom LangenParlament einberufene, aus englischen
und schottischen Presbyterianern bestehende Westminstersynode (1643-49), von welcher das Glaubensbekenntnis der Partei, die
noch in Schottland gültige sogen. Westminsterkonfession (1648), herrührt.
Vgl. Hetherington, The history of the Westminster
Assembly (4. Aufl., Edinb. 1878).
Solange Cromwell am Ruder war, behaupteten sogar die Independenten das Übergewicht; aber nach des ProtektorsTod und Karls II. Rückkehr ward die Episkopalverfassung in England und Schottland wiederhergestellt. Eine neue Uniformitätsakte
erschien 1662, und 2000 nonkonformistische Prediger verloren an Einem Tag ihre Ämter. Ein Toleranzedikt von 1672 hatte wenig
Erfolg, zumal da durch die Testakte des Parlaments von 1673 jeder, der nicht den König als obersten Gewalthaber
auch über die Kirche anerkannte und das Abendmahl nach anglikanischem Ritus empfing, von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen
ward.
Tausende von Presbyterianern und andern Dissenters wanderten unter Karls II. Regierung in das Gefängnis oder entflohen
und gründeten in den nordamerikanischen Kolonien presbyterianische Kirchengemeinden. Erst 1689 gestattete eine Toleranzakte
in England allen Dissenters freie Religionsübung in Kapellen und machte sie nur zur Fortentrichtung des Zehnten an die Staatskirche
verbindlich. In der neuern und neuesten Zeit sind die Freiheiten der Presbyterianer noch vermehrt worden (s. Anglikanische Kirche); dafür
haben diese aber auch viel von ihrer frühern asketischen Strenge aufgegeben und sich zum Teil an die Episkopalkirche angeschlossen;
auch neigen sie sich neuerlich mehr arminianischen und selbst unitarischen Lehrmeinungen zu. Was die Presbyterianer in
andern Ländern, namentlich in Nordamerika, anlangt, so haben sich dieselben in eine Menge kleinerer Parteien
gespalten, welche sich öfters nur durch ganz unwesentliche Eigentümlichkeiten voneinander unterscheiden.
William Hickling, amerikan. Geschichtschreiber, geb. zu
Salem im StaatMassachusetts, siedelte in seinem 12. Jahr mit seinen Eltern nach Boston
[* 97] über und besuchte
hier seit 1811 das HarvardCollege. Zum Juristen bestimmt, sah er sich durch den Verlust eines Auges und durch die Schwäche des
andern genötigt, diesem Beruf zu entsagen, und brachte nun zwei Jahre in Europa
[* 98] zu, ohne jedoch hier die
gehoffte Heilung zu finden. Nach seiner Rückkehr nach Amerika
[* 99] widmete er sich geschichtlichen Forschungen und erwarb sich
sogleich durch sein erstes Werk, die »History of Ferdinand and Isabella« (Bost. 1838; deutsch, Leipz. 1842, 2 Bde.),