Der Regierungsbezirk Posen (s.
Karte
»Provinz Posen«) umfaßt 17,509 qkm (318 QM.), zählt (1885)
1,106,959 Einw. (darunter 287,605 Evang., 786,170
Kath. u. 32,891
Juden) u. besteht aus den 28
Kreisen:
stoischer
Philosoph, aus Apamea in
Syrien gebürtig, von seinem Aufenthalt zu
Rhodos der Rhodier genannt,
geb. 135
v. Chr., hörte frühzeitig in
Athen
[* 3] den
Stoiker Panaitios und übernahm sodann die Leitung der von jenem auf
Rhodos
gegründeten stoischen
Schule. In
Rhodos hörte ihn
Cicero, der mit ihm in Briefwechsel trat; auch
Pompejus suchte seinen
Umgang.
Später (51) kam Posidonios nach
Rom und
[* 4] starb bald darauf. Die
Fragmente der von ihm hinterlassenen
Schriften, teils
philosophischen, teils geographisch-historischen
Inhalts, haben
Bake
(Leid. 1815) und
Müller (in »Fragmenta historica Graec.«,
Bd. 3, Par. 1849) gesammelt. Obwohl
Stoiker, neigte sich Posidonios doch bald dem
Platon, den er kommentierte, bald dem
Aristoteles zu und beförderte dadurch den
Synkretismus.
Über ihn schrieben Scheppig (Berl. 1870),
Arnold (Leipz. 1882).
Quer durch den Bergrücken führte die sogen.
Grotte des Posilipo, ein 690 m langer
Tunnel,
[* 7] welcher unter
Augustus gebrochen worden
sein soll, vielleicht aber viel älter ist. König
Alfons I. ließ dieselbe 1442 erweitern, unter
dem
VizekönigPeter vonToledo
[* 8] wurde sie gepflastert und ihr das jetzige
Niveau gegeben. Die
Grotte ist 6,5-10 m breit und von sehr verschiedener
Höhe (7-25
m). Zur Zeit der Äquinoktien strahlt die
Sonne
[* 9] bei ihrem Niedergang von einem Ende zum andern hindurch.
Durch die
Grotte führt die
Straße von
Neapel nach Fuorigrotta,
Bagnoli und weiter nach
Pozzuoli. Nördlich parallel mit der
Grotte ist in den letzten
Jahren ein zweiter
Tunnel für den Pferdebahnverkehr von
Neapel nach
Pozzuoli durchgeschlagen worden,
welcher 734 m lang, 12 m
hoch und 10 m breit ist.
Links vom Eingang in die
Grotte liegt hoch auf dem
Felsen
ein römisches
Kolumbarium,
[* 10] das sogen.
Grabmal Vergils, ein Kuppelgewölbe auf viereckiger
Basis, im Innern 4 m im
Quadrat und
3½ m hoch, mit elf Wandnischen für Aschenurnen.
Um den unterirdischen Weg durch die
Grotte zu vermeiden,
wurde 1812 eine
Kunststraße über den Posilipo nach
Pozzuoli angelegt. Dabei entdeckte man am Abhang des
Bergs gegen das
Meer hin
einen ähnlichen
Tunnel, die sogen.
Grotta di Sejano, welche im Auftrag des M.
Agrippa 37
v. Chr. angelegt wurde. Die
Höhe des
Bergs bietet eine wundervolle Aussicht. S. den Stadtplan bei
Neapel.
in der
Logik s. v. w. Setzung, Bejahung, auch das Aufstellen
eines positiven
Begriffs, daher s. v. w.
Thema,
Lehre
[* 14] oder Hauptsatz;
in der
Prosodie das
Folgen zweier oder
mehrerer
Konsonanten oder eines Doppelkonsonanten auf einen
Vokal, wodurch dieser, wenn er ursprünglich kurz ist, lang wird;
die schweren Feldkanonen und
Haubitzen, welche von vornherein auf solchen
Punkten aufgestellt
wurden, auf denen sie voraussichtlich während des
Gefechts längere Zeit in Thätigkeit bleiben konnten.
(Richtungswinkel) eines
Sterns, der
Winkel,
[* 15] welchen seine Verbindungslinie mit einem bekannten
Stern mit
dem Deklinationskreis des letztern Anschließt, gerechnet von der Nordseite des letztern über O.,
S. und W. von 0 bis 360°.
Pol, s. Galvanische Batterie, ^[= Säule oder Kette. Legt man auf eine isolierte Kupferplatte (Fig. 1) eine mit verdünnter Schwefels ...]
[* 19] S. 871.
sednonconcesso (lat.), »gesetzt,
aber nicht eingeräumt«, Formel, um seine Meinung zu sagen für den bezweifelten oder ganz geleugneten Fall, daß etwas statthabe.
Ernst, namhafter Schauspieler, geb. zu Berlin,
[* 21] der Sohn eines Kaufmanns, machte eine dreijährige
Lehrzeit als Buchhändler durch, trat dann, von Kaiser ausgebildet, auf dem Liebhabertheater Urania mit solchem Glück auf,
daß er sich in seinem ersten Engagement zu Breslau
[* 22] in zweiten Charakterrollen (1861-62) behauptete und
1862-63 in Berlin bereits erste spielte. 1863 wurde er als Ersatz für Görner an das Hamburger Stadttheater berufen; seit 1864 wirkte
er als erster Charakterdarsteller, seit 1873 zugleich als Oberregisseur an der Hofbühne zu München.
[* 23] 1878 wurde er zum Professor
und königlichen Schauspieldirektor ernannt.
ein
Ausdruck der Poetik, der in verschiedenem Sinn gebraucht wird. In dem einen bezeichnet er eine Art des Komischen
(s. d.) und zwar das Niedrig-Komische, dessen Ungereimtheit einzusehen es nur
eines mäßigen Grades von Verstandesbildung bedarf, dessen Wirkung daher auf die niedern Volksschichten
berechnet und nicht nur in allgemeiner, sondern auch gemeinern Kreisen zu Haus ist als das höhere Komische. Träger
[* 27] der Posse in
diesem Sinn ist die sogen. lustige Person (Lustigmacher, Possenreißer; Hanswurst in der deutschen, Arlecchino in der italienischen
Stegreifkomödie), in der dramatischen Poesie das niedere Lustspiel (Volkskomödie). Im andern Sinn wird
das Wort in der Redensart »einen Possen spielen« gebraucht und dadurch eine Handlung bezeichnet, welche nicht bloß (wie das
Komische) andre lachen, sondern andre lächerlich zu machen bestimmt ist. In diesem Sinn verstanden, ist die Posse keineswegs
gutmütig, sondern im Gegenteil boshaft und ebensowenig unschädlich, sondern im Gegenteil schadenfroh,
während das Komische (auch das Niedrig-Komische) beides, sowohl gutmütig als unschädlich, ist.
Träger der Posse in diesem Sinn ist die »lächerliche Person« (der betrogene Alte, der bestohlene Geizhals etc.; der Vater in der
griechisch-römischen, Pantalone in der italienischen Stegreif-, Harpagon in der Molièreschen Komödie),
in der dramatischen Litteratur die eigentliche Posse oder das »Possenspiel«
(s. Drama). Während im niedern Lustspiel der Glückswechsel vom Bessern zum Schlimmern stattfindet, aber so, daß das schließliche
Unglück nur in der Einbildung des davon Betroffenen besteht, findet derselbe im Possenspiel vom Schlimmern zum Bessern
statt (Glückspilz, Glücksposse), aber so, daß das Glück nur in der Einbildung des dasselbe vermeintlich Besitzenden besteht,
also im Grund keins ist (Narr des Glücks, Posse des Glücks).
Der erstere Fall macht uns lachen, weil der vermeintlich Unglückliche nicht unglücklich, letzterer Fall macht den »Glücklichen«
lächerlich, weil er nicht glücklicher ist, als er schon früher war. Der Glückswechsel in der niedern
Komödie ist komisch, jener in der Posse selbst ein »Possenspiel«.
Dem Habsüchtigen, dessen vermeintliche Reichtum sich in ein Aschenhäufchen verwandelt, dem verliebten Alten, welchem die
reizende Braut unter der Nase
[* 28] weggeführt wird, wird »ein Possen gespielt«, entweder vom Zufall (Zufallsposse),
oder von Klügern als er (Schwank), oder von neckenden Dämonen (Feen-, Geister- und Zauberposse).
Geht die Posse darauf aus, eine bestimmte Person lächerlich zu machen, so wird sie zum (dramatischen) Pasquill (Kleon bei Aristophanes);
wählt sie zu demselben Zweck die Einwohner eines bestimmten Ortes (die Sitten, Gebräuche, Sprache
[* 29] etc. einer
Stadt, eines Landes), so entsteht die Lokalposse (wie sie im AltertumAthen und Rom, in der Neuzeit große Städte, wie Paris,
[* 30] Wien,
[* 31] Berlin, in eigentümliche Weise und im eignen Dialekt ausgebildet haben). Wird der Mensch überhaupt und die Menschenwelt
(zu welcher der sich mit verspottende Dichter selbst gehört) lächerlich gemacht, so entsteht die humoristische
(weltverlachende) Posse (Tiecks »Verkehrte Welt«, Krasinskis »Ungöttliche Komödie«). In der Lokalposse haben sich Nestroy, Gleich,
Kaiser u. a. inWien, L.Angely, Kalisch,
[* 32] L'Arronge u. a. in Berlin ausgezeichnet. Durch die Verbindung der Lokal- mit der Zauberposse
hat Raimund in Wien (»Der Verschwender«, »Alpenkönig
und Menschenfeind« u. a.) ein eigentümliches Genre phantasievollen Possenspiels begründet.
¶
Arvid, Graf, schwed. Staatsmann, geb. auf Rosendal in Schonen, studierte in Lund und war 1847-49 dem
Hofgericht von Schonen beigegeben, wandte sich dann aber der Verwaltung seiner Güter zu. 1856 trat er in das Ritterhaus des
Reichstags und verfocht hier die Vorrechte des Adels gegen die Versuche einer Verfassungsreform. Nach der
Annahme derselben (1866) ward er in die Zweite Kammer des Reichstags gewählt und stellte sich als Verfechter radikaler Reformen
an die Spitze der Landmannspartei. 1876 ernannte ihn der König zum Präsidenten der Zweiten Kammer. Als das Ministerium de Geer
wegen der Ablehnung seines Wehrpflichtgesetzes seine Entlassung nahm, wurde Posse zur Bildung eines
neuen Kabinetts berufen. Er stellte sich die Durchführung einer gleichzeitigen Heeres- und Steuerreform zur Aufgabe, wurde
aber dabei von seiner eignen Partei im Stiche gelassen und trat im Juni 1883 zurück, worauf er zum Präsidenten des Kammergerichts
ernannt wurde.
Rechtsmittel,Klagen, die den Schutz des Besitzes bezwecken, und durch welche entweder ein beanspruchter
Besitz verschafft, ein gestörter erhalten, oder ein verlorner wiedergewonnen werden soll;
(franz. poste, v. mittellat.
posta [gekürzt aus posita] im Sinn von Station, Standort der zur Weiterbeförderung aufgestellten Laufboten oder Pferde),
[* 60] Staatsanstalt
zur Beförderung von Briefen, Paketen, Geldsendungen, Gedrucktem sowie in einigen Staaten auch von Personen
zwischen bestimmten Orten und zu festgesetzten Taxen; auch Bezeichnung der Gebäude dieser Anstalt, der von ihr verwandten
Wagen und durch sie beförderten Sendungen.
Die assyrische Sage erzählt von Boten, welche die Befehle der Semiramis in die Provinzen des Reichs beförderten.
Im BuchEsther (Kap. 3, 12) wird von berufsmäßigen Läufern berichtet, und einen ziemlichen Umfang hatte der Nachrichtendienst
durch berufsmäßige Boten bei den Ägyptern unter der 12. Dynastie, insbesondere aber bei den Griechen und Römern. Die griechischen
Hemerodromen hatten den Regierenden auf schnellste Weise Nachrichten zu überbringen. In der römischen
Republik wurde der obrigkeitliche und private Verkehr durch cursores, auch statores, später viatores und tabellarii (von tabella,
Brieftäfelchen) wahrgenommen.
Nach Marco Polo scheint auch in China
[* 61] schon seit alten Zeiten eine Nachrichtenbeförderung durch Läufer bestanden zu haben,
welche sich stationsweise ablösten und dadurch Erhebliches in der Schnelligkeit der Beförderung leisteten.
Kyros verband die Provinzen seines weiten Reichs durch reitende Boten, welche auf zweckmäßig verteilten Stationen die Pferde
wechselten, und deren Organisation die erste eigentliche postmäßige Einrichtung darstellt (Angareion). Cäsar ahmte dieselbe
zunächst für den Nachrichtendienst im Krieg nach (reitende Kuriere, veredarii), und unter Augustus entwickelte sich hieraus
die römische Staatspost (cursus publicus), welche bis zum Untergang des weströmischen Reichs durch regelmäßige
Verbindung zwischen der
¶
mehr
Hauptstadt und den Provinzen der römischen Weltherrschaft diente. Die Hauptstützpunkte der römischen Staatspost waren die
an bedeutendern Handels- und Verkehrsorten errichteten mansiones (später stationes), welche zum Ausruhen und Verweilen der
Reisenden während der Nacht dienten und meist je eine Tagereise voneinander entfernt waren. Zwischen je zwei Mansionen befanden
sich 6-8 Mutationen für den Pferdewechsel. Die Stellung der Beförderungsmittel lag den Bewohnern der
betreffenden Poststation ob und gestattete sich zu einem schweren Frondienst für die Bevölkerung.
[* 63] In eiligen Fällen fanden
ganze Truppenabteilungen mit ihren Ausrüstungsgegenständen durch den cursus publicus Beförderung.
Während die römischen Posteinrichtungen durch die Wogen der Völkerwanderung zerstört und ein späterer
Versuch des Frankenkönigs Chlodwig und später Karls d. Gr. zur Errichtung regelmäßiger Postverbindungen auf Grundlage der
römischen Fronen nur zu Einrichtungen von kurzer Dauer geführt hatte, entstand im 7. Jahrh. im
mohammedanischen Kalifenreich ein geregeltes Postinstitut, das im beschränkten Umfang auch Privaten seine Dienste
[* 64] lieh und
damit einen mehr gemeinnützigen Charakter annahm.
Nach der Auflösung des karolingischen Reichs entbehrte das abendländische Verkehrswesen jeder Organisation, bis in den spätern
Jahrhunderten des Mittelalters das Bedürfnis der einzelnen Lebenskreise, zunächst der Höfe und dann der geistlichen und weltlichen
Körperschaften, Einrichtungen für den Nachrichtenverkehr hervorrief. Die Klöster, Abteien und geistlichen Orden
[* 65] unterhielten
für den Verkehr mit benachbarten Klöstern und den Sitzen des Kirchenregiments aus der Zahl der Klosterbrüder
entnommene Klosterboten, welche sich ebenso wie die von den Universitäten im 12. und 13. Jahrh. unterhaltenen Universitätsboten
zu einem ziemlich weit verzweigten Institut gestalteten. In einzelnen Gegenden Deutschlands
[* 66] wurden auch die Metzger, welche
ihre Geschäftsreisen oft auf weite Entfernungen ausdehnten, zu Besorgungen von Briefen etc. benutzt.
Die Metzgerzünfte traten untereinander in Verbindung und schufen die sogen. Metzgerposten. Zu weit größerer Bedeutung gelangte
das Städtebotenwesen, welches mit dem Emporblühen der Städte und der Entwickelung des Handels entstand. Die städtischen
Boten waren meist zu einer Zunft unter einem Botenmeister vereinigt; ihre Obliegenheiten waren durch Botenordnungen
geregelt. Schon seit dem 13. Jahrh. wurde durch die Städteboten ein mehr oder weniger regelmäßiger
Verkehr zwischen den Hansestädten unterhalten, und von diesen aus bestanden Verbindungen über Nürnberg
[* 67] nach Salzburg,
[* 68] Venedig
und den Haupthandelsplätzen Italiens
[* 69] sowie nach Frankfurt,
[* 70] Köln, Lindau
[* 71] und Augsburg.
[* 72] Eine gewisse Bedeutung
erlangte auch die Post des DeutschenRitterordens, welche vom 14. Jahrh. ab bis zur Auflösung des Ordens (etwa 1525) auf dem Gebiet
des Ordens sowie mit benachbarten Gebieten regelmäßige Postverbindung unterhielt. - Die bisher erwähnten Verkehrseinrichtungen
bildeten zwar gewisse Kernpunkte einer regelmäßigen Nachrichtenübermittelung; allein es fehlte ihnen
der Grundzug des modernen Postwesens: die unbedingte Zugänglichkeit für jedermann.
Hieran schlossen sich Postkurse zwischen Nürnberg, Frankfurt a. M. und Schaffhausen,
[* 76] während sich nach Norden
[* 77] der Taxissche Postenlauf bis
Hamburg
[* 78] erstreckte. 1615 wurde Lamoral von Taxis unter Erhebung in den Grafenstand zum Reichs-Generalpostmeister
ernannt mit der Wirkung, daß er dieses Amt als ein neueingesetztes Regal für sich und seine Erben zum Lehen erhielt. Dies war
der Anfang eines Kampfes, den die einzelnen Landesfürsten, welche die Posthoheit in ihren Gebieten für sich in Anspruch
nahmen, gegen die Lehnsherrlichkeit des HausesTaxis führten, und der bis in unser Jahrhundert währte.
Der erste deutsche Fürst, welcher die Ordnung des Postwesens in seinen Landen selbst in die Hand nahm, war der GroßeKurfürst.
Er gründete 1651 die brandenburgisch-preußische Post, welche eine hohe Entwickelung erreichte. Ihm folgten Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg
und andre Reichsstände. Die durch den Rheinbund erlangte Souveränität der Landesfürsten veranlaßte weitere Beschränkungen
der Taxisschen Posten. Letztern wurde zwar bei Errichtung des DeutschenBundes ihre Gerechtsame gewährleistet, die Errichtung
von Landesposten wurde aber unter Voraussetzung entsprechender Entschädigung des Taxisschen Hauses nicht gehindert.
Bei dieser Entwickelung hatte das Postwesen in Deutschland in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts eine
sehr zersplitterte Gestaltung angenommen, in Hamburg hatten sogar Schweden und Dänemark
[* 79] Postämter errichtet. Die gesteigerten
Anforderungen, welche der zunehmende Verkehr stellte, machten eine engere Vereinigung der deutschen Postverwaltungen nötig.
Am trat zu Dresden
[* 80] eine deutsche Postkonferenz zusammen, deren Arbeiten zum Abschluß des deutsch-österreichischen
Postvereinsvertrags führte, welcher ins Leben trat. Dieser Vertrag (revidiert und gestaltete
die 16 vereinigten Postverwaltungen für ihren gesamten Wechselverkehr zu einem einzigen Postgebiet, dessen Verhältnisse
zu dem Postvereinsausland durch eine Reihe einzelner Verträge geordnet waren.
Nach den Ereignissen des Jahrs 1866 gelang Preußen
[* 81] die Beseitigung der Thurn und Taxisschen Post durch einen mit
dem fürstlichen Haus. Thurn und Taxis geschlossenen Vertrag vom Wichtigere Veränderungen hatte die Errichtung des
Norddeutschen Bundes zur Folge. Gemäß Abschn. 8 der norddeutschen Bundesverfassung wurde das Postwesen
für das gesamte Gebiet des Norddeutschen Bundes vom ab als einheitliche Staatsverkehrsanstalt eingerichtet.
Gleichzeitig erhielt der Postverkehr mit den süddeutschen Staaten und Österreich-Ungarn
[* 82] unter Auflösung des deutsch-österreichischen
Postvertrags durch besondere Übereinkommen auf Grundlage weiterer Verkehrserleichterungen eine neue Regelung. Die oberste
Verwaltung des norddeutschen Postwesens führte das Generalpostamt des Norddeutschen Bundes, welches eine
Abteilung des Reichskanzleramtes bildete. Durch die Verfassung des neuen DeutschenReichs (Abschn. 8, Art. 48-51) war das Postwesen
für das gesamte Gebiet des DeutschenReichs als einheitliche Verkehrsanstalt einzurichten und wurde die norddeutsche Post zu
der deutschen Reichspostverwaltung erweitert. Nur Bayern und Württemberg
[* 83] blieben kraft ihrer Reservatrechte¶
mehr
außerhalb der Reichspost. 1876 wurde die Telegraphenverwaltung mit der Postverwaltung zu einem selbständigen ministeriellen
Ressort, dem seit 1880 die Bezeichnung Reichspostamt beigelegt wurde, vereinigt.
Die Kurierritte wurden »postes« genannt. Diese Bezeichnung tritt hier zum
erstenmal auf, und seitdem scheint das Wort »Post« auch in andern Staaten sich eingebürgert zu haben. Der erste
Erlaß, welcher auf eine Umwandlung in eine gemeinnützige Anstalt im Sinn der modernen Post hindeutet, rührt von Heinrich III.
aus dem Jahr 1576 her, welcher für die Beförderung von Briefen und andern Sendungen bestimmte Taxen vorschrieb und bestimmte
Abgangs- und Ankunftszeiten festsetzte. 1668 wurde Louvois zum Postchef ernannt, der 1676 das gesamte Postwesen
gegen eine Pacht von 320,000 Thlr. auf elf Jahre verpachtete.
Bis 1733 waren diese Pachtgelder auf die Summe von 3 Mill. Frank gestiegen. Als beim Ablauf
[* 88] der letzten Pacht 1791 die Posten
dem Staat anheimfielen, betrugen die reinen Einkünfte über 11 Mill. Fr. Während der nun folgenden Schreckensperiode
und des Kaiserreichs zeigten die postalen Verhältnisse keine wesentlichen Fortschritte, bis sich nach der Rückkehr Ludwigs
XVIII. 1815 wieder eine stetigere Entwickelung anbahnte. Das französische Postwesen wurde indes wesentlich nach fiskalischen
Gesichtspunkten verwaltet, bis Frankreich 1878 dem Weltpostverein beitrat, die Taxen herabsetzte und in allen Dienstzweigen Verkehrserleichterungen
herbeiführte.
Die Privatposten wurden aufgehoben und die Post für ein königliches Recht erklärt. Karl I. kann daher
als der eigentliche Schöpfer der englischen Postverfassung betrachtet werden. Er verpachtete das Postwesen für 7000 Pfd. Sterl. 1710 erhielt
das Postwesen eine Verfassung, welche noch jetzt die Grundlage der englischen Post bildet. Ein General Post Office wurde für die
drei Königreiche und die Kolonien errichtet und dem Postmaster General unterstellt. Eine durchgreifende
Reform im Postbeförderungsdienst, welcher noch im 18. Jahrh. viel zu wünschen übrigließ,
wurde von dem Theaterdirektor JohnPalmer in Bristol angeregt und fand den Beifall des Premierministers Pitt.
Unter demselben trat das Institut der
Mail-coaches in Kraft,
[* 90] deren erste 1784 zwischen London
[* 91] und Bristol fuhr. Die Höhe des Tarifs
veranlaßte jedoch vielfache Mißbräuche und Portohinterziehungen (ermöglicht durch die Privilegien einzelner Stände), so
daß die Notwendigkeit einer abermaligen Reform des Postwesens allgemein anerkannt ward. 1839 kam ein von Rowland Hill (s. Hill
2) ausgegangener, hierauf bezüglicher Plan zur parlamentarischen Verhandlung, worin die Einführung des gleichförmigen Portosatzes
von 1 Penny für Briefe bis zum Gewicht von ½ Unze (etwa = 14,2 g) nach allen Entfernungen innerhalb des
Vereinigten
[* 92] Königreichs beantragt wurde. 1840 trat das neue System ins Leben; gleichzeitig wurden die Briefmarken eingeführt,
welche sich bald auch in den übrigen Kulturstaaten Eingang verschafften.
Die Folge dieser Reform war eine ungeheure Steigerung des Briefwechsels. 1861 ging die englische Postverwaltung
mit der Einrichtung von Postsparkassen (s. d.) vor. Die Oberleitung der englischen Post hat
das Generalpostamt (General Post Office) mit einem Postmaster General an der Spitze. Da dieser Mitglied des Kabinetts ist und bei
jedem Kabinettswechsel aus dem Amt scheidet, so liegt die ständige Leitung der Geschäfte in der Hand von
drei Secretaries, von welchen der erste die Postabteilung, der zweite die Finanzangelegenheiten und der dritte die Telegraphenabteilung
leitet.
Die sämtlichen Postanstalten stehen (ohne Vermittelung von Provinzialbehörden, wie in Deutschland und andern Ländern mit
dezentralisierter Verwaltung) unmittelbar unter dem General Post Office. In Spanien
[* 93] bestanden schon zu Ende
des 13. Jahrh. zünftige Vereinigungen von Boten, welchen die später auf das Postwesen übergegangen Bezeichnung Correos
beigelegt wurde. Eigentliche Posten wurden erst vom HausTaxis in der Gefolgschaft des österreichischen Kaiserhauses gegründet.
Im 18. Jahrh. erhielt das Postwesen eine mehr nach französischem Muster gehaltene Organisation und wurde 1716 unter
Staatsverwaltung genommen.
Norwegen hat ein selbständiges Landespostwesen. Den ersten Ursprung nahm dasselbe durch eine 1611 zwischen Christiania
[* 95] und
Kopenhagen
[* 96] eingerichtete Briefpost. Seit 1826 sind alle an der Seeküste liegenden Handelsstädte
von Frederikshall und Christiania bis Hammerfest durch ineinander greifende Dampfschiffahrten in Verbindung gesetzt. In Rußland
finden sich die ersten Spuren von Postverbindung in der Mitte des 16. Jahrh. Die ersten regelmäßigen Posten wurden 1630 unter
Michael Feodorowitsch eingerichtet.
Bundessache und wird von der Präsidialstelle aus über die ganze Ausdehnung des Staatengebiets nach einheitlichen Grundsätzen
geleitet und verwaltet. Der Betrieb nahm in den Vereinigten Staaten jährlich einen namhaften Zuschuß aus allgemeinen Staatseinkünften
in Anspruch, und erst in den letzten Jahren beginnen die Einnahmen und Ausgaben der amerikanischen Post im
Gleichgewicht
[* 102] zu bleiben. In Asien
[* 103] bestehen nach europäischem Muster eingerichtete Postverwaltungen, abgesehen von denen in
Russisch-Sibirien, in Britisch- und Niederländisch-Indien, in Japan, in Siam (wo die Post seit 1885 durch einen deutschen Postbeamten
organisiert worden ist), ferner in Persien,
[* 104] wo die Grundlage der Verwaltung von einem österreichischen Beamten gelegt wurde.
In dem deutschen Reichspostamt werden die Geschäfte unter Leitung des Staatssekretärs durch drei Abteilungen (mit je einem
Ministerialdirektor an der Spitze) geführt, von denen die erste die posttechnischen, die zweite die telegraphentechnischen
und die dritte die gemeinsamen Angelegenheiten bearbeiten. Um den Verwaltungsorganismus für erweiterte
Aufgaben zu befähigen, wurde die Verwaltungsorganisation, nach welcher sich die Geschäfte zwischen der Zentralbehörde und
den 40 Oberpostdirektionen als Mittelbehörden teilen, im Sinn einer erweiterten Dezentralisation revidiert.
Durch Errichtung neuer Klassen von Postanstalten mit einfachern Betriebsverhältnissen, Postagenturen und Posthilfsstellen
(s. Postanstalten) wurden die Segnungen des regelmäßigen Postdienstes weiten, bisher nicht in das Postnetz hineingezogenen
Landstrichen zugänglich gemacht. Die Zahl der Reichspostanstalten, welche noch 1872: 4927 betrug, ist dadurch bis 1888 auf
17,800 vermehrt worden;
sie beträgt unter Hinzurechnung der Reservatstaaten Bayern und Württemberg rund 20,000 und übersteigt
diejenige jedes andern europäischen Landes.
Das Postrecht (s. d.) wurde einheitlich kodifiziert, dabei
der Postzwang (s. d.) und der Begriff der Postübertretungen (s. d.) wesentlich beschränkt und der Entstehung regelmäßiger
Privatpersonen-Fuhrgelegenheiten zum Ersatz für die Personenposten Vorschub geleistet. Hand in Hand mit der örtlichen Ausbreitung
des Post- und Telegraphendienstes ging eine durchgreifende Reformierung der Tarife (s. Porto), insbesondere
auch des Päckereitarifs (s. Postpaketverkehr), wodurch dem Päckereiverkehr ein bedeutender Aufschwung verliehen wurde.
Der Briefverkehr erfuhr eine wichtige Erleichterung durch die Einführung der Postkarte (s. d.). Der litterarische Austausch
wurde durch Einführung von Bücherbestellzetteln gegen
ermäßigtes Porto, Einrichtung einer Bücherpost durch Erhöhung des
Meistgewichts der Drucksachen um das Vierfache (auf 1 kg), durch Zulassung von Drucksachen als außergewöhnlicher
Zeitungsbeilagen und durch Erleichterungen in dem postmäßigen Zeitungsvertrieb gefördert.
Erhebliche Ausbreitung erfuhr der bankmäßige Verkehr der Post durch Erweiterung des Postanweisungsdienstes (s. Postanweisungen)
und Einführung des Postauftragsverkehrs (s. Postauftrag). Der Landpostdienst erhielt eine durchgreifende Reform, durch welche
das Netz der Landpostverbindungen so eng gezogen worden ist, daß jeder Ortschaft und ländlichen Niederlassung
die Wohlthat einer beschleunigten Zuführung der Postsendungen und einer täglich mindestens ein- bis zweimaligen Postverbindung
zu teil geworden ist.
Der Verkehr innerhalb der Reichshauptstadt wurde durch die seit 1876 erfolgte Einrichtung einer Rohrpost (s. d.) erleichtert.
Der technische Postdienst wurde in allen Zweigen systematisch reformiert, und es wurden für die Behandlung
der Postsendungen neue Expeditionsformen geschaffen, welche eine beschleunigte Expedition mit verhältnismäßig geringem
Beamtenaufwand herbeiführen. Zur Förderung der Lage des zahlreichen Beamtenpersonals (1887: 88,606 Köpfe) wurden Wohlfahrtsanstalten
geschaffen, namentlich die Postarmen- und Unterstützungskasse, eine Poststerbekasse, Vermittelung von Lebensversicherungen
auf Grundlage von Verträgen mit bewährten Lebensversicherungsgesellschaften unter Gewährung von Zuschüssen
aus der Postkasse, Kleiderkassen für die Unterbeamten, gleichfalls mit finanziellen Beihilfen seitens der Verwaltung, Spar-
und Vorschußvereine auf Grundlage gegenseitiger Selbsthilfe der Beamten (1887: 67,015 Mitglieder mit einem ersparten Vermögen
von 15,079,068 Mk.), endlich eine von Überschüssen aus der Verwaltung der Post in den französischen okkupierten
Gebietsteilen während des Kriegs 1870/71 gebildete und inzwischen durch Schenkungen bedeutend angewachsene Kaiser Wilhelm-Stiftung
für die Angehörigen der Reichspost- und Telegraphenverwaltung (Grundkapital 1887: 562,300 Mk.) mit dem Zweck der Förderung
des geistigen und materiellen Wohls der Beamten. - Ein von dem System in andern Verwaltungszweigen abweichendes
Verfahren beobachtet die deutsche Reichspost in der Heranbildung des Personals für den höhern Verwaltungsdienst, indem eine
Übernahme von ausschließlich juristisch oder mathematisch-technisch vorgebildeten Beamten (wie beispielsweise bei der Eisenbahnverwaltung)
in den höhern Verwaltungsdienst nicht stattfindet, die höhern Stellen vielmehr durch Berufsbeamte aus der Klasse der Posteleven
(s. Postbeamte) besetzt werden. Die für den höhern Dienst bestimmten Beamten erhalten ihre Ausbildung
in einer seit 1879 in Berlin errichteten Post- und Telegraphenhochschule.
Die bahnbrechenden Reformen im deutschen Postwesen machten ihren Einfluß auf die vertragsmäßigen Beziehungen zu ausländischen
Postverwaltungen geltend. Bis 1874 wurden vom Reichstag des Norddeutschen Bundes und des DeutschenReichs 24 Postverträge
durchberaten, bei welchen Deutschland stetig das Ziel verfolgte, die Verträge von der einseitigen Herrschaft fiskalischer Rücksichten
zu befreien und den Interessen der verschiedenen Verwaltungen eine einheitliche Richtung zu geben. Diese Bemühungen führten
eine bedeutende Vereinfachung des Inhalts der Postverträge und eine Annäherung der internationalen Portotaxen herbei und
veranlaßten den Staatssekretär v. Stephan, das Zusammentreten
¶