oder das
Senaculum, vermeintlich das Sitzungslokal der Dekurionen, in
Wahrheit wohl ein dem Kaiserkultus dienender
Raum, es
ist ein 20 m langer, 18 m breiter
Saal mit halbkreisförmiger Erweiterung an der Rückseite, in der Mitte auf Marmorboden
einen
Altar
[* 2] enthaltend; ferner das Gebäude der Eumachia (eine Warenbörse?), von
Ziegeln errichtet und
mit
Marmor bekleidet. Dasselbe hat eine 39,5 m lange und 12,5 m tiefe
Vorhalle (Chalcidicum) gegen das
Forum
[* 3] hin, aus welcher man durch den in der Mitte angebrachten Haupteingang in einen weiten
Hof
[* 4] gelangte, den ein breiter
Portikus umzog.
Dem Eingang gegenüber befindet sich eine halbrunde
Nische mitPiedestal, welches die
Statue der
ConcordiaAugusta trug. Ein bedeckter
Gang
[* 5]
(Krypte) zog sich
an drei Seiten des Gebäudes hin und öffnete sich mit
Fenstern auf den
Portikus.
Bemerkenswert sind die beiden umfangreichen Thermengebäude (s. den
Plan bei Art.
Bad,
[* 6] Fig. 2). Die ältern
Bäder, 1824 ausgegraben,
bilden eine von vier
Straßen umschlossen Gebäudeinsel, 49,5 m lang, 53 m breit, und bestehen aus einem
Apodyterium (Auskleidezimmer), 11,5 m lang, 6,8 m breit, mit reichen
Ornamenten und
Reliefs am
Gesims,
[* 7] Mosaikfußboden und Steinbänken, aus welchem
man in das
Frigidarium, das kalte
Bad mit
Bassin,
gelangt, ferner dem
Tepidarium, dem warmen
Luftbad, 10 m lang, 5,5 m breit, mit
Malereien, Stuckreliefs
und
Telamonen reich ausgestattet, dem
Caldarium, dem warmen
Wasserbad, 5,5 m breit und 16,5 m lang, mit viereckiger Marmorwanne
für etwa zehn
Personen, einem runden Marmorbecken für die lauwarmen
Abwaschungen und Übergießungen, Mosaikfußboden, welcher
auf Ziegelpfeilern ruht, zwischen denen sowie hinter den die
Wände bekleideten Thonplatten sich die
Hitze
aus den
Öfen
[* 8] frei verbreiten konnte.
Eine andre Abteilung, das Frauenbad, enthält die gleichen
Räume mit einfacherer
Ausstattung. Die neuen
Thermen wurden erst
1857-60 ausgegraben und daher »neu« genannt, sind aber beträchtlich früher
erbaut als die erstern. Dieselben umfassen ein geräumiges Peristyl, die
Palästra für jene
Gymnastik,
welche als Vorbereitung zum
Baden
[* 9] diente; auf der einen Seite derselben ein Schwimmbassin mit zugehörigen
Räumen, auf der
andern ein Männerbad, bestehend aus
Frigidarium mit elegant dekoriertem Vorzimmer, Apodyterium mit reichen
Reliefs,
Tepidarium
und
Caldarium, ferner ein Frauenbad mit Cepadyterium,
Tepidarium und
Caldarium; endlich liegen auf der Rückseite
der
Palästra einige
Zellen für Einzelbäder.
Südöstlich von den neuen
Thermen, an das
Forum triangulare anstoßend, liegt das
GroßeTheater,
[* 10] welches zu den besterhaltenen
des
Altertums gehört. Es lehnt sich nach griechische Bauweise mit seinen Sitzreihen an den Abhang des
Hügels an, so daß
nur die vier obersten Sitzreihen auf einem gewölbten
Korridor aufliegen. Zwei seitliche große Eingänge
mit Seitentreppen zum ersten und zweiten Halbkreisabsatz befinden sich in der Tiefe zu beiden Seiten der
Szene.
Der Zuschauerraum ist hufeisenförmig, hat 68 m
Durchmesser, konnte 5000
Personen fassen und durch ein
Zeltdach überdeckt werden.
Er zerfällt in drei Abteilungen: die unterste
Cavea mit 4
Stufen und den Ehrensesseln der Duumvirn, Dekurionen
und Augustalen, die mittlere mit 20 Sitzreihen für die
Bürgerschaft, die oberste mit 4 Sitzreihen für den
Plebs. Die
Bühne, 33 m
breit und nur 6,5 m tief, erhebt sich 1,5 m über den
Boden der Orchestra. Hinter der
Bühne gelangt man
zum
KleinenTheater (um 75
v. Chr. erbaut), auch
Odeon genannt, für etwa 1500
Personen; es war
laut der
Inschrift mit einem
Dach
[* 11] versehen.
Hieran anstoßend, liegt zwischen dem
GroßenTheater und der Stadtmauer die Gladiatorenkaserne mit Treppenzugang vom
Forum
triangulare, ein großer, vierseitiger
Portikus, ursprünglich zum
GroßenTheater gehörig und bestimmt,
bei Regenwetter den Zuschauern
Schutz zu bieten, später wohl für die Übungen bestimmt, von
Säulen
[* 12] umgeben, mit Schlafzimmern,
Küche, Gefängnis und Wohnräumen. Getrennt von allen diesen Gebäuden liegt am Südostende der Stadt das
Amphitheater, aus
der Zeit der Sullanischen
Okkupation, welches sich eiförmig von N. nach S. hinzieht, einen größten
Durchmesser von 130 und einen kleinsten von 102 m hat.
Der größte
Durchmesser der in die
Erde vertieften
Arena ist 69 m, der kleinste 37 m. Die Zuschauerplätze steigen in 34
Stufen
aus vulkanischem
Tuff empor und bilden vier Rangordnungen mit
Plätzen für
ca. 20,000
Personen. In die
Arena,
den Kampfplatz, münden zwei einander gegenüberliegende Thorbogen, durch welche die gerüsteten Gladiatorenscharen ihren
Einzug hielten; daneben sind zwei kleine, viereckige, vergitterte
Räume für die harrenden
Bestien angebracht.
An industriellen Etablissements finden sich namentlich Bäckereien, Walkereien u. eine
Gerberei. Besonders interessant ist
die Fullonica, die
Fabrik der
Walker.
[* 13] Um einen massiven
Umgang von elf
Pfeilern, welche noch eine obere
Galerie
tragen, liegen die
Schlaf- und Wohnzimmer der
Arbeiter sowie die Werkstätten, Trockenräume etc.; links am Ende des
Umganges
sind vier große Wasserbehälter, deren
Wasser je von einem höhern in den niedrigern abfloß, und längs derselben ist eine
Estrade, an deren Ende sich sechs kleine
Zellen zur
Aufnahme der Waschbütten befinden.
Was die Privathäuser von Pompeji
[* 14] betrifft, so sind dieselben meist aus kleinen, durch
Mörtel verbundenen
Bruchsteinen,
Lava, Lavaschlacken
und
Kalkstein mit Stucküberzug, häufig mit
Ecken und Thürpfosten aus
Ziegeln erbaut;
Marmor ist erst in der Kaiserzeit, in
größerer
Ausdehnung
[* 15] nur in öffentlichen Gebäuden, zur Wandbekleidung verwandt worden. Die
Grundfläche der vornehmern
Häuser
ist zuweilen sehr bedeutend; aber sie zerfällt bei allen
Häusern in auffallend viele kleine
Räume, welche nur 4-5
Personen
Platz zur freien
Bewegung boten.
Die Außenseite der
Häuser ist meist schmucklos; größere
Fenster sind nur bisweilen im Oberstock, im
Erdgeschoß bloß kleine, oft vergitterte Öffnungen.
GroßesLeben gewährten der
Straße die vielen engen und niedrigen, aber
weit offenen
Läden, welche sich auch bei vornehmen
Häusern finden, aber in der
Mehrzahl vom Innern derselben geschieden sind
und mit eignen kleinern
Wohnungen im Obergeschoß in
Verbindung standen. Die
Schönheit des
Hauses entfaltete
sich nur nach innen.
Eine behagliche
Wohnung hatte jenseit des Eingangsflurs (prothyron) ein
Atrium als ersten
Hof mit einem nach innen geneigten,
entweder auf Querbalken oder auf
Säulen ruhenden
Dach und mit einem
Bassin in der Mitte zur
Aufnahme und Fortleitung des Regenwassers.
Um dasselbe lagen Schlafzimmer und Wirtschaftsräume. An den beiden
Enden der Atriumseiten sind zwei offene
Flügelräume (alae), dem Eingang gegenüber das
Tablinum, ein auf das
Atrium und meist auch auf den zweiten
Hof geöffnetes,
vermutlich als Empfangssalon dienendesZimmer. Zur Seite desselben führt ein Verbindungsgang zum zweiten
Hof, gegen welchen
auch das neben dem
Tablinum etwa noch vorhandene
Konversations- und Speisezimmer gerichtet ist. Der zweite
Hof (peristylium)
¶
mehr
ist die eigentliche Privatwohnung und besteht meist aus einem kleinen Garten
[* 17] oder einem von Blumenbeeten umrahmten Wasserbecken,
welches von einem Säulengang umschlossen ist. Auf diesen Umgang öffnen sich die Zimmer der Familie, an der Rückseite des
Peristyliums ist zuweilen noch ein Festsalon (oecus). In manchen Häusern gelangt man noch zu einer dritten
Abteilung, dem eigentlichen Garten (viridarium). Die obern Geschosse,
[* 18] welche das Atrium und Peristylium ganz oder teilweise umschlossen,
enthielten meist Schlafzimmer für die Dienerschaft, nach außen auch Mietwohnungen. In reichem Maße sind die Räume der pompejanischen
Häuser mit Ornamenten, Malereien und Mosaikgemälden ausgestattet.
Die nennenswertesten der Privatgebäude sind: das Haus des Pansa (s. Tafel »Baukunst
[* 19] VI«,
[* 20] Fig. 4-6), eine
der größten Wohnungen der Stadt, durch Harmonie derMaße und Vollständigkeit des Plans zum Musterbild der antiken Häuser
geworden;
das Haus des Poeta tragico (nach einem unrichtig erklärten trefflichen Gemälde im Tablinum, jetzt im Museum zu Neapel,
[* 21] so benannt), ein kleines, aber sehr geschmackvolles Haus, durch seine Malereien, namentlich aus dem Homerischen
Kreis,
[* 22] hochberühmt;
an der 1862 bloßgelegten Casa del Balcone pensile ist die in die Straße hinausragende
Erkerwohnung bemerkenswert.
Die in Pompeji aufgefundenen überaus zahlreichen häuslichen Gerätschaften aller Art, Schmucksachen,
[* 23] Münzen
[* 24] etc., die ein helles Licht
[* 25] über das häusliche Leben der Alten verbreiten, befinden sich, wie alle bedeutenden Fresken,
Mosaiken, ornamentalen Wanddekorationen (s. Tafel »Ornamente
[* 26] I«,
[* 16]
Fig. 48, 50 bis 53) und Skulpturwerke, jetzt größtenteils
im Nationalmuseum zu Neapel.
Vgl. Mazois, Les ruines de Pompéi (Par. 1812-38, 4 Bde.);
Gell und Gandy, Pompeiana (Lond. 1817-30, 4 Bde.;
neue Folge 1832, 2 Bde.);
Cooke, Delineations of Pompeii (das. 1818-27, 2 Bde.);
Zahn, Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde von Pompeji, Herculaneum und Stabiä (Berl. 1828-60, 3 Abtlgn.);
röm.
plebejisches Geschlecht, welches erst seit dem 2. Jahrh. v. Chr. genannt wird. Es
teilt sich in zwei Zweige, von denen der eine den Beinamen Rufus, der andre seit dem Triumvir Pompejus (s. Pompejus 3) den Beinamen Magnus
führt. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
3) Gnäus. Pompejus Magnus, Sohn des vorigen, der berühmte Triumvir, geb. 106 v. Chr., sammelte, als Sulla 83 aus
dem Mithridatischen Krieg nach Italien
[* 32] zurückkehrte, in Picenum ein Heer von drei Legionen und führte es Sulla zu, welcher ihn
beim ersten Zusammentreffen mit ihm als Imperator begrüßte. Pompejus nahm darauf in diesem und dem folgenden
Jahr an dem Kriege gegen die Marianer in Italien einen erfolgreichen Anteil, unterwarf noch 82 Sizilien, wo er Gnäus PapiriusCarbo gefangen nahm und hinrichten ließ, und setzte dann 81 nach Afrika
[* 33] über, wo er Gnäus Domitius Ahenobarbus und den mit
ihm verbündeten numidischen König Hiarbas besiegte. Er feierte hierauf seinen ersten Triumph und wurde
von Sulla mit dem Beinamen Magnus (der Große) begrüßt.
Darauf schlug er 77 ÄmiliusLepidus, der 77 gegen Rom zog, um die Sullanische Verfassung umzustürzen, an der Milvischen Brücke
zurück, begab sich dann nach Oberitalien,
[* 34] wo M. Brutus die Fahne des Aufruhrs angepflanzt hatte, schloß
ihn in Mutina ein, nötigte ihn, sich zu ergeben, und brachte endlich mit Q. Catulus dem Lepidus bei Cosa in Etrurien eine völlige
Niederlage bei, womit dem Aufstand ein Ende gemacht wurde. Dann mit der Führung des Sertorianischen Kriegs beauftragt, richtete
er anfangs nichts aus; endlich aber, nachdem Sertorius 72 durch Verschworne ermordet worden war, gelang
es ihm, dessen Nachfolger Perperna völlig zu besiegen und damit den Krieg zu beendigen.
Auf dem Rückweg hatte er noch das Glück: den Rest von dem Heer des Spartacus zu vernichten, so daß er auch an der Besiegung
dieses gefährlichen Feindes einigen Anteil für sich in Anspruch nehmen konnte. Er feierte hierauf 31. Dez. 71 wiederum
einen glänzenden Triumph und trat am folgenden Tag sein erstes Konsulat an, zu welchem er, obgleich er keins der niedrigern
Ämter bekleidet hatte, mit M. LiciniusCrassus, dem wirklichen Besieger des Spartacus, gewählt worden war. Er sicherte
sich nun die Gunst des Volkes, indem er denVolkstribunen die ihnen von Sulla entzogene volle Gewalt zurückgab und auch hinsichtlich
der Besetzung der Gerichte durch
¶
Hiermit erst war der Krieg vollkommen beendigt. Pompejus kehrte also 62 nach Italien zurück, fand aber, als er 61 nach Entlassung
seines Heers in Rom anlangte, die Verhältnisse hier völlig zu seinen ungunsten verändert. Seine Feinde
im Senat, Lucullus, Metellus Creticus, Cato u. a., versagten ihm die Bestätigung der von ihm in Asien
[* 37] getroffenen Einrichtungen
und die Belohnung seiner Veteranen durch Ackeranweisungen. Dies bewog ihn, um dem Senat seine Macht zu zeigen, 60 das sogen.
erste Triumvirat mit Julius Cäsar und M. Crassus zu schließen.
Derselbe kam zu Anfang 49 zum Ausbruch (s. Cäsar). Pompejus entwich, als Cäsar den Rubico überschritten hatte,
aus Italien und gab dieses hiermit seinem Gegner preis. Cäsar begab sich hierauf zunächst nach Spanien, wo er die Legaten und
das Heer des Pompejus besiegte. Dann folgte er Pompejus nach der Italien gegenüberliegenden griechischen Küste. Hier lagen sich beide
Gegner zunächst bei Dyrrhachium gegenüber, wo Cäsar Pompejus einschließen suchte; dann aber, als dies mißlang
und Pompejus in einem Gefecht sogar einen nicht unbedeutenden Vorteil gewonnen hatte, zog sich Cäsar nach Thessalien zurück; Pompejus folgte
ihm, und hier kam es bei Pharsalos9. Aug. 48 zur entscheidenden Schlacht, in welcher Pompejus völlig geschlagen
wurde. Er floh nach Ägypten,
[* 40] wurde aber hier bei Pelusion von den Abgesandten des jungen KönigsPtolemäos auf einem Fischerkahn,
der ihn ans Land überführen sollte, ermordet (29. Sept. 48). Die Mörder ließen den Leichnam nackt am Ufer liegen; aber Pompejus'
treuer
Freigelassener verbrannte denselben, und die Asche ward später in der Pompejanischen Villa bei Alba
[* 41] beigesetzt.
Des Pompejus Bild findet sich auf den Münzen von Pompejopolis; in neuerer Zeit ist auch die Statue des Pompejus ausgegraben worden, zu
deren FüßenCäsar 44 ermordet wurde. Vermählt war Pompejus fünfmal, mit Antistia, Ämilia, Mucia, Julia und Cornelia. Von seinen
Kindern überlebten ihn drei, Gnäus, Sextus und Pompeja.
4) Gnäus Pompejus Magnus, älterer Sohn des vorigen von Mucia, geboren nach 80 v. Chr., befand sich bei der Flotte seines Vaters,
als dieser bei Pharsalos geschlagen wurde, und begab sich hierauf mit den übrigen Pompejanern erst nach Afrika, dann noch
vor derSchlacht bei Thapsos nach Spanien, wo er nebst den aus Afrika gezüchteten Pompejanern ein beträchtliches
Heer zusammenbrachte, wurde aber 45 bei Munda von Cäsar besiegt und bald darauf in den iberischen Gebirgen, wohin er geflohen,
mit seinen Begleitern erschlagen. SeinCharakter wird als leidenschaftlich und grausam geschildert.
Die Triumvirn hatten ihn zwar nach Schließung ihres Bündnisses in die Acht erklärt; sie wurden aber
dadurch, daß er die Zufuhr des Getreides nach Italien hinderte, und durch die infolge davon ausbrechende Unzufriedenheit des
römischen Volkes 39 genötigt, den Vertrag von Misenum mit ihm abzuschließen, worin sie ihm den Besitz der von ihm eingenommenen
Inseln und außerdem des Peloponnes zugestanden. Indessen war der hiermit hergestellte Friede nur von kurzer
Dauer.
Beide Teile beschuldigten sich gegenseitig, den Vertrag gebrochen zu haben. Infolge davon begann Oktavian 38 den Krieg gegen
Pompejus (den sogen. sizilischen). Nach längerm entscheidungslosen Kampf erlitt die Flotte des Pompejus 36 durch Agrippa zwei
entscheidende Niederlagen bei Mylä und Naulochus. Pompejus floh zunächst nach Mytilene und knüpfte von hier aus Unterhandlungen
mit Antonius an, wurde aber von M. Titius, dem Legaten des Antonius, angegriffen und, nachdem er besiegt und gefangen genommen
worden, in Milet getötet (35).
worin er behauptete, daß nach den Grundsätzen des Aristoteles
die Seele sterblich sein müsse, und »De incantationibus«, gegen den Aberglauben seiner Zeit gerichtet.
1) Lucius Pomponius Bononiensis, d. h. aus Bononia (Bologna), röm. Dramatiker, um 90 v. Chr. blühend, erhob zuerst
das bisher improvisierte Volksspiel der Atellane (s. d.) durch schriftliche Abfassung in den
metrischen Formen und der Technik der Griechen zur Kunstgattung. Erwähnt werden von ihm gegen 70 Stücke (darunter Travestien
mythologischer Stoffe). Seine Überreste finden sich in Ribbecks »Scenicae Romanorum poesis fragmenta« (2. Aufl.,
Leipz. 1871-72, 2 Bde.).
3) Lucius Pomponius Secundus, der bedeutendste röm. Tragiker der Kaiserzeit, lebte unter Tiberius und war Anhänger des Sejan, nach
dessen Sturz (31 n. Chr.) er sechs Jahre in Haft gehalten wurde, bis ihm Caligula die Freiheit schenkte. 44 war er Konsul; 50 kämpfte
er glücklich gegen die Chatten und erhielt von Claudius die Ehre des Triumphs. Seine dichterischen Leistungen
werden von Tacitus und Quintilian sehr hoch gestellt; erhalten sind davon nur ganz dürftige Reste.
5) Pomponius Porphyrio, röm. Grammatiker, lebte wahrscheinlich um 200-250 n. Chr. und verfaßte einen noch vorhandenen Kommentar zum
Horaz, der sich vornehmlich mit der logischen, rhetorischen und grammatischen Erläuterung befaßt.
Pönalklagen (Actiones poenales) hießen im römischen Rechte die jetzt unpraktischen Privatklagen,
welche von dem Kläger wegen einer erlittenen Unbill nicht nur auf Schadenersatz, sondern auch auf eine
Privatstrafe angestrengt werden konnten.
(Bonebe, Puinipet, von den Amerikanern Ascension genannt), Insel der spanischen Westkarolinen, 347 qkm (6,3 QM.)
groß, vulkanisch, bis 893 m hoch und von Korallenriffen umgeben, durch welche man zu den Häfen Jokoit
im NW., Kiti im W. und Metalanim im S. gelangt. Bei dem letztern Ruinen alter Bauwerke
aus mächtigen Basaltblöcken, die eine
Quadratmeile bedecken und von Kubary als Königsgräber bezeichnet werden. Die Einwohner, noch vor 30 Jahren 15,000 Seelen,
wurden durch die in den 50er Jahren eingeschleppten Blattern furchtbar dezimiert und zählen heute nur 2000. Sie
sind gut gebaut, tättowieren sich mit vieler Kunst, mästen junge Hunde,
[* 55] bereiten Branntwein aus Bananen, auch Kawa. Eine deutsche
Handelsfaktorei kauft Kopra, vegetabilische Elfenbein, Perlschalen ein; Umsatz nur 6-7000 Dollar. AmerikanischeMissionäre hatten
hier 1866 eine christliche Gemeinde von 2000 Seelen, jetzt sind nur 250 Christen. Die Insel wurde 1595 von
Quiros entdeckt.
(spr. póndse), Stadt unweit der Südküste der spanisch-westindischen InselPuerto Rico, hat Zucker- und Kaffeeplantagen,
Branntweinbrennerei und angeblich (1877) 37,545 Einw. Der Hafen (Playa) liegt 3 km südlich von der Stadt entfernt. Ponce ist
Sitz eines deutschen Konsuls.
deLeon (spr. póndse),FrayLuis, einer der größten lyrischen Dichter Spaniens, geb. 1527 zu Granada,
[* 56] studierte
in SalamancaTheologie, trat daselbst 1544 in den Augustinerorden und wurde dann Professor der Theologie an der
dortigen Universität. Seine Übersetzung des Hohenliedes ins Spanische
[* 57] und seine Erklärung desselben brachte ihn auf Veranlassung
des Inquisitionstribunals von Valladolid auf fünf Jahre in den Kerker, doch ward er sodann glänzend freigesprochen (1576)
und später zum Generalvikar seines Ordens in der ProvinzKastilien ernannt. Er starb in Madrigal.
Ponce de Leon hat eine Anzahl geschätzte theologischer Werke verfaßt; berühmter jedoch ist er durch seine poetischen Leistungen geworden.
Seine nicht sehr zahlreichen Gedichte, die fast sämtlich religiösen Inhalts sind, gehören zu den schönsten Produkten der
spanischen Lyrik. Auch seine Übersetzungen aus dem Lateinischen, Griechischen, Italienischen und Hebräischen sind in
Spanien nicht übertroffen worden. Seine poetischen Werke wurden erst lange nach seinem Tod von Quevedo herausgegeben (Madr.
1631), besser und vollständiger von Mayans y Siscar (Valencia
[* 58] 1761); neuerdings erschienen sie in der »Biblioteca de autores
españoles« (Bd. 37). Eine treffliche deutsche Übersetzung
derselben mit dem spanischen Text veröffentlichten Schlüter und Storck (Münst.
1853). Eine kritische Ausgabe seiner sämtlichen Werke besorgte Merino (Madr. 1804 bis 1816, 6 Bde.).
(spr. pongss'lä),JeanVictor, Genieoffizier und Physiker, geb. zu Metz,
[* 61] besuchte 1807 bis 1810 die
polytechnische Schule zu Paris und dann die École d'Application zu Metz, trat 1812 als Leutnant in die Armee, befand sich zwei
Jahre in Saratow in russischer Gefangenschaft und lehrte dann an der École d'Application in Metz. Hier
veröffentlichte er sein bahnbrechendes geometrische Werk »Traité des propriétés projectives des figures« (Metz u. Paris
1823; 2. Aufl. 1865-66, 2 Bde.) und
erfand (1826) die vertikalen Wasserräder
[* 62] mit gekrümmten Schaufeln. 1831 wurde er Bataillonskommandant und 1835 Mitglied der
Kommission für Befestigung von Paris. 1838-48 lehrte er an der
¶
(spr. pongssä), Ambroise und Jules, Afrikareisende, wurden
von ihrem Oheim Vaudey, dem sardinischen Vizekonsul in Chartum, erzogen und begleiteten ihn auf seinen Handelsreisen auf dem
obern Nil. Als derselbe 1854 auf einer Reise von Gondokoro nach Wadai getötet wurde, übernahmen sie sein Geschäft, gründeten
mehrere Handelsstationen im Lande der Djur und Niam-Niam und lieferten durch eigne Reisen Beiträge zur
Kenntnis jener Gegenden. Wertvoll war besonders ihre »Karte vom Mittellauf des Nils und seinen Nebenflüssen Dender, Sobat, Seraf,
Djur«. Ambroise starb 1868 in Alexandria, Jules 1873 ebenfalls in Ägypten. Von ersterm erschien »Le fleuve blanc« (Par.
1864).
Amilcare, Opernkomponist, geb. zu Paderno Fasolare bei
Cremona, Schüler des Konservatoriums zu Mailand,
[* 66] debütierte als dramatischer Komponist 1856 mit »I promessi sposi« zu Cremona
und brachte seitdem: »La Savojarda« (1861, 1877 wiederholt als »Lina«),
(span., spr. ponntscho), in Südamerika
[* 67] eine Art Mantel, besteht aus einem viereckigen StückTuch oder Wollenzeug,
mit einem Ausschnitt oder Schlitz in der Mitte, durch welchen der Kopf gesteckt wird, das wertvollste Kleidungsstück
in Brasilien,
[* 68] Peru
[* 69] etc., auf dessen Herstellung große Sorgfalt verwendet wird.
franz. Besitzung an der Koromandelküste von Britisch-Indien, 298 qkm (5,4 QM.) groß mit (1882)
140,945 Einw. Das Gebiet bildet einen Teil des Pennerdelta, ist nach W.
hügelig und hat ein gesundes Klima.
[* 70] Hauptindustrie sind Weberei
[* 71] und Färberei. Für den Unterricht ist durch zahlreiche Schulen,
darunter ein Collège, gut gesorgt. Es bestehen eine Bibliothek von 12,000 Bänden, eine kath. Mission, 2 Waisenhäuser. Die Einkünfte
der Besitzung betrugen 1883: 1,432,875 Frank.
Eine Eisenbahn verbindet Ponditscherri mit dem indischen Netz. Die Stadt Ponditscherri, unmittelbar am Meer
gelegen, zerfällt in zwei durch einen
Kanal
[* 72] getrennte Teile (weiße und schwarze Stadt) und ist Sitz des Generalgouverneur der französischen Kolonien in Indien und
mit Regierungsgebäuden und Kirchen gut ausgestattet. Den Eingang in den Hafen schützt ein Leuchtturm.
Ponditscherri wurde 1672 vom König von Bidschapur an die Franzosen abgetreten, von diesen befestigt und soll 1756 70,000 Einw. gezählt
haben. 1761 von den Briten erobert und zerstört, 1763 zurückgegeben, 1778 abermals erobert, wurde es im Frieden von Versailles
[* 73] 1783 den
Franzosen aufs neue abgetreten, aber schon 1793 vom Nabob von Karnatik in Verbindung mit den Briten wieder
in Besitz genommen und die Festungswerke geschleift. Durch den PariserFrieden 1814 erhielt Frankreich Ponditscherri zurück gegen das Versprechen,
keine neuen Festungswerke daselbst anzulegen.
Gebiet im Kapland unter britischem Protektorat, zwischen Tembuland, Ostgriqualand, Natal und dem IndischenOzean, 9324 qkm
(169 QM.) groß mit 150,000 Einw., Pondo, die aus vielen kleinen
Stämmen (Amakwela, Amanyati, Amalana, Amanzi) bestehen.
Das Pondoland wird von den Flüssen Umtata u. Umtamvuna begrenzt und vom
St. John'sRiver und zahlreichen Nebenflüssen durchzogen. Es wurde 1884 von England annektiert.
Hauptort ist Palmerston mit
evangelischer Missionsstation.
(Ponewez), Kreisstadt im russ. GouvernementKowno, an der Newesha und der Eisenbahn Kalkuhnen-Radziwilischki,
hat 3 Kirchen, eine Kreisschule und (1885) 17,428 Einw. Hier im Juli 1831 Gefecht zwischen Russen und Polen.
Landschaft im österreich. Herzogtum Salzburg,
[* 74] umfaßt das Salzachthal von Lend bis Golling
nebst den Seitenthälern (darunter das Gasteiner) und entspricht im allgemeinen dem Gebiet der Bezirkshauptmannschaft St.
Johann.
Merkwürdig darin der enge Felspaß Lueg (s. d.) und die Lichtensteinklamm.
Als 1809 der französisch-österreichische Krieg ausbrach, mußte sich Poniatowski, der den Oberbefehl über die
polnischen Truppen führte, vor der Übermacht des ErzherzogsFerdinand zurückziehen. Während aber die Österreicher bis Thorn
[* 87] vordrangen, besetzte Poniatowski im Mai Galizien. Auf dem Zug
nach Rußland 1812 befehligte er das polnische Armeekorps. Als die Russen zu
Anfang 1813 gegen die Weichsel vordrangen, führte Poniatowski 12,000 Mann polnischer Infanterie und 800 Mann Kavallerie
nach Sachsen.
[* 88]
In der Schlacht bei Leipzig
[* 89] befehligte er als Kommandant des 8. Armeekorps den rechten Flügel des französischen Heers und verteidigte
seine Stellung bei dem Dorf Konnewitz gegen die Österreicher so ausgezeichnet, daß er 16. Okt. von Napoleon I. zum Marschall ernannt
wurde. Nachdem er noch am 18. das Vordringen des Feindes auf dieser Seite gehindert, zog er sich in der
Nacht nach Leipzig zurück, wo er am 19. die abziehende französische Armee zu decken hatte. Erst als der Feind schon in die
Vorstädte von Leipzig eingedrungen war, begab sich auch Poniatowski, bereits am linken Arm verwundet, auf die Flucht,
fand aber die Brücke
[* 90] über die Elster
[* 91] zerstört und sprengte daher in den angeschwollenen Fluß. Unglücklicherweise aber überschlug
sich sein Pferd,
[* 92] und fand so denTod in den Wellen.
[* 93] Am 24. Okt. ward sein Leichnam aufgefunden und am 26. bestattet, 1816 aber in der
Gruft der polnischen Könige zu Krakau beigesetzt. Ein Denkmal an der Elster in Leipzig bezeichnet die Stelle, wo. Poniatowski den Tod fand.
(lat., Großpönitenziar), der Vorsteher der Penitenziaria, eines geistlichen
Gerichts in Rom, welches darüber zu entscheiden hat, ob, wenn ein sehr schwieriger Kollisionsfall der Umstände mit dem Gebot
der Kirche vorkommt, Dispensation zu erteilen sei oder nicht. Der Pönitentiarius muß Kardinal sein und kommt in Bezug auf den Rang gleich
nach dem Generalvikar. Pönitentiarius ist ferner auch Bezeichnung für einen Priester, der nach den Bestimmungen des Laterankonzils von 1175 in
Fällen, die sonst dem Bischof vorbehalten sind, Absolution erteilen darf; daher die Benennung »BischofsOhr«.
[* 96]
(Penitentes oder Fraternidad piedosa), Bezeichnung büßender Flagellanten in Neumexiko, welche sich
in der Osterwoche den scheußlichsten und grausamsten Bußübungen ergeben.
»Die Eisenbahnen, als militärische Operationslinien betrachtet« (2. Aufl., das.
1853) u. im Clausewitzschen Geist »Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine noch lebenden Freunde« (das. 1841-45, 5 Tle.),
deren nicht selten humoristischer Inhalt die Beachtung auch weiterer Kreise
[* 100] verdient.