Als der kaiserliche Oberst v.
Arnim eine
Kontribution von 150,000 Thlr. von
Stralsund verlangte, weigerte
sich die Stadt und ertrug heldenmütig die Belagerung durch
Wallenstein(13. Mai bis Zwar wurden, nachdem
GustavAdolf 1630 an
PommernsKüste gelandet war, die Kaiserlichen aus dem Land vertrieben; doch mußte der
Herzog mit den
Schweden
[* 16] ein
Bündnis schließen, dem zufolge er denselben Zutritt in alle seine
Städte und
Festungen gestattete
und 200,000 Thlr. zahlte.
Später hatte das Land von schwedischen Durchzügen und Streifereien der Kaiserlichen viel zu leiden,
bis es 1636 abermals der Schauplatz des
Kriegs ward. In diesen Wirren starb
Bogislaw XIV. 10. (20.) März 1637, und mit ihm
erlosch das pommersche Herrschergeschlecht.
¶
Dagegen hatte er anSchweden 2 Mill. Thlr. zu zahlen und 600,000 Thlr. pommersche Schulden zu übernehmen. Schweden, dem bloß
das sogen. Schwedisch-Pommern oder Neuvorpommern links der Peene verblieb, versuchte im Siebenjährigen Krieg vergeblich die verlornen
Besitzungen in Pommern wiederzuerlangen. Nach dem SturzNapoleons I. 1814 wurde der schwedische Anteil von Pommern gegen
Norwegen von den Schweden an Dänemark abgetreten, das denselben für das von Hannover
[* 24] abgetretene Herzogtum Lauenburg um die
Summe von 2,600,000 Thlr. an Preußen überließ. Dieses zahlte an Schweden noch 3,500,000 Thlr.
Vgl. Kantzow, Pomeriana (Chronik von Pommern in niederdeutscher Mundart, hrsg. von Kosegarten, Greifsw. 1819, 2 Bde.;
von Böhmer, Stett. 1835);
Sell, Geschichte des Herzogtums Pommern (bis 1648, Berl. 1819-1820, 3 Bde.);
Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern (Hamb. 1839-45, 5 Bde.);
ferner die seit 1832 von der Gesellschaft für pommersche Geschichte
u. Altertumskunde herausgegebenen »Baltischen Studien«; Petrich, Pommersche Lebens- u. Landesbilder (Hamb. 1880-84, 2 Bde.);
Haff (Stettiner Haff), der Mündungssee der Oder in Pommern, in
welchen sie durch das Papenwasser eintritt,
wird durch die InselnUsedom und Wollin von der Ostsee getrennt, steht aber mit derselben durch die drei Mündungsarme der Oder:
Peene, Swine und Dievenow, in Verbindung. Es ist von O. nach W. 52 km lang, seine Breite
[* 28] beträgt 15-22 km,
seine Größe mit Einschluß des Papenwassers etwa 800 qkm (14½ QM.). Durch zwei in das Haff hineinragende Landspitzen auf der
Südseite (zwischen denen der NeuwarperSee) und einen Vorsprung der InselUsedom wird es in das Große (im
O.) und das KleineHaff (im W.) geteilt. Die Uferränder des Haffs sind meist niedrig, besonders auf der Ostseite. Für die
Schiffahrt ist es überaus wichtig, da durch dasselbe eine 4,4 m tiefe Wasserstraße nach
Stettin hinaufführt; sonst ist es im allgemeinen nicht tief, an manchen Stellen stark verschilft. Pläne
zur Trockenlegung sind wiederholt gemacht worden. S. Karte »Pommern«.
die Wissenschaft, welche die Organe des Obstbaums und die Bestimmung und Einordnung der Obstsorten in die bezüglichen Systeme
kennen lehrt, hat durch die Bestrebungen eifriger Pomologen in letzter Zeit eine besondere Bedeutung auch für den praktischen
Obstbau gewonnen. Schon im 18. Jahrh. und bis zur Mitte des jetzigen hatten sich Quinteney, Noisette,
Hirschfeld, Zink, Mayer, Sickler, Dittrich, Christ, Dochnahl, Diel, Downing, Liegel, v. Ährenthal, v. Truchseß, Hogg u. a. bemüht,
die verschiedenen Fruchtsorten genau zu bestimmen und in bestimmte Systeme zu ordnen; doch gebührt den Bearbeitern des »Illustrierten
Handbuchs der Obstkunde«, Oberdieck, Lucas, Engelbrecht und Jahn, das Verdienst, eine vollständig systematische Ordnung der Obstfrüchte
hergestellt zu haben, welche für weitere Forschungen den Boden gegeben hat.
Genaue Kenntnis der Organe des Obstbaums sowie der pomologischen Terminologie (Kunstsprache) sind für das Studium der Pomologie notwendige
Vorbedingungen, abgesehen von der nötigen Bekanntschaft mit der pomologischen Litteratur. Bei den pomologischen
Bestimmungen kommen zunächst die Früchte nach ihrer Form, Größe und Farbe, dann nach ihrer Schale, dem Stengel
[* 30] und dessen
Einsatz und nach dem Kelch in Betracht; doch geben das Fleisch, das Kernhaus beim Kernobst und der Stein beim Steinobst sowie
der Durchschnitt der Frucht ganz bestimmte Merkmale, welche zur Feststellung der Sorten benutzt werden.
Zu gleichem Zweck sind die Blätter der Fruchtzweige, die Form der Fruchtaugen, die Blüte
[* 31] und die Blütezeit, die Sommertriebe
mit den Blättern zu beobachten und je nach den verschiedenen Fruchtarten zu berücksichtigen.
Die Bestrebungen der neuern Pomologen gehen dahin, eine bestimmtere Klasseneinteilung zu finden, in welcher
außer der Form und Farbe der Frucht besonders auch vegetative Verhältnisse mit in Betracht zu ziehen sind. Die Versammlungen
der deutschen Pomologen haben in der Neuzeit vieles zur Sichtung und Berichtigung der Sorten beigetragen, und namentlich war
es die in Gotha,
[* 32] in welcher der Beschluß zur Herausgabe des illustrierten Handbuchs gefaßt wurde, das
in dieser Beziehung Wichtiges zu Tage förderte.
¶
mehr
Wie dieses Werk für ganz Deutschland
[* 34] bei Obstbestimmungen benutzt wird und segensreich auch für den praktischen Obstbau
gewirkt hat, so gilt es auch für andre Länder als Norm, wenn auch Frankreich und England noch zum Teil an ihren altgewohnten
Systemen festhalten. Über pomologische Institute s. Gartenbauschulen. Über die Systeme, welche man für
die einzelnen Obstarten aufgestellt hat, s. Apfelbaum, Birnbaum etc. Wichtigste Litteratur: Duhamel, Traité des arbres fruitiers
(Par. 1768; neue Ausg. 1850, 2 Bde.);
Menger, Vollständige Anleitung zu einer systematischen Pomologie (Leipz. 1780);
in der röm. Mythologie die Nymphe der Gärten und Fruchtbäume, ward von allen Feldgöttern
geliebt;
aber nur Vertumnus (s. d.), der sich ihr in den verschiedensten Gestalten, zuletzt
in seiner wahren als schöner Jüngling näherte, erfreute sich ihrer Gegenliebe.
Sie wurde namentlich auf dem Land verehrt,
hatte aber auch in Rom
[* 39] einen besondern Priester.
Dargestellt wurde sie vielleicht als schöne Jungfrau mit
Früchten im Schoß und mit dem Gartenmesser in der Hand.
[* 40]
(Mainland), die größte der Orkneyinseln (s. Orkneys), mit 528 qkm (9,6 QM.) Areal und 17,165 Einw., hat zerrissene,
buchtenreiche Küsten, zahlreiche kleine Berge (bis 286 m hoch), Seen und Sümpfe, aber treffliches Weideland.
Auf ihr zahlreiche Altertümer, darunter die Überreste eines Druidentempels (stehende Steine
von Stennis genannt) und der Grabhügel von Meashow, in welchem 1861 Runen
[* 41] und Skulpturen entdeckt wurden.
Ihr Gemahl, dem sie bereits eine Tochter geboren hatte, ward von Paris entfernt und 1745 von ihr geschieden, später aber
zum Generalpachter der Finanzen, sodann der Posten ernannt (gest. 1790). Zur Marquise von Pompadour erhoben und 1756 zur
Palastdame der Königin ernannt, benutzte die Mätresse anfangs ihren Einfluß hauptsächlich zum Protegieren von Gelehrten und
Künstlern; erst später machte sie ihn auch in Regierungsangelegenheiten geltend. Sie vergab die einträglichsten Ämter
an ihre oft sehr unfähigen Günstlinge.
IhrenBruder erhob sie zum Marquis von Marigny und zum Oberintendanten der öffentlichen Bauten. Den König
bewog sie zu großen Geschenken an sie und hatte außer den Revenuen ihres ausgedehnten Grundbesitzer 1½ Mill. Livres jährliche
Einkünfte, die sie aber wegen ihres verschwenderischen Lebens verbrauchte. Daß Frankreich 1756 gegen Friedrich d. Gr. Partei
nahm, wird zumeist dem Einfluß der Pompadour zugeschrieben, welche durch die österreichische Allianz dem Publikum imponieren und
durch einen glücklichen Krieg den König an sich fesseln wollte.
Indes schädigte sie durch Entfernung des Marschalls d'Estrées selbst am meisten das französische Waffenglück. Auch brachte
sie es dahin, daß der KardinalBernis, welcher den König zum Abschluß des Friedens zu bewegen suchte,
sein Ministeramt an Choiseul abgeben mußte. Die unheilvollen Resultate des gegen Preußen geführten Kriegs, welche man der
Pompadour schuld gab, und die maßlose Verschwendung, zu der Ludwig XV. durch sie verleitet wurde, zogen ihr den Haß des Volkes zu.
Dem König trotz aller unermüdlichen Versuche, ihn zu beschäftigen und Nebenbuhlerinnen fern zu halten,
längst gleichgültig geworden, starb sie zu Versailles.
[* 44] Die »Mémoires« (Lütt. 1766, 2 Bde.),
welche ihren Namen tragen, sind ohne Wert. Wichtiger für die Geschichte der Pompadour sind die »Mémoires de MadameDu Hausset, femme
de chambre de Madame de Pompadour« (neue Ausg. 1846).
Vgl. »Correspondance de Madame de Pompadour« (hrsg. von Malassis, Par.
1878);
[* 45] (ital. Pompei), alte, von den Oskern gegründete, später (um 425) von den Samnitern in Besitz genommene und
durch griechischen Einfluß verschönerte Stadt in Kampanien, auf einer isolierten Anhöhe an dem einst
schiffbaren und als Hafen dienenden Sarnus im Hintergrund einer Meeresbucht gelegen (s. Karte »Umgebung von Neapel«),
[* 46]
mochte
kurz vor ihrem Untergang (79 n. Chr.) etwa 30,000 Einw. zählen und war eine kommerziell rege Landstadt, welche die reichen
Römer
[* 47] auch gern zur Villeggiatur benutzten. Seine Selbständigkeit verlor Pompeji unter Sulla, es mußte einen
Teil seines Gebiets für eine Militärkolonie hergeben und wurde selbst als Kolonie¶
mehr
konstituiert. Nachdem schon 63 ein Teil der Stadt durch ein Erdbeben
[* 49] zerstört worden war, wurde dieselbe nebst mehreren andern
Orten (Stabiä, Herculaneum) infolge des bekannten Ausbruchs des Vesuvs24. Aug. 79 n. Chr. durch einen Regen von Bimsstein und Asche
verschüttet. Obgleich Nachgrabungen schon in antiker Zeit stattgefunden hatten, blieb die Stadt doch
bis 1748 gänzlich verschollen. Seitdem begannen die Ausgrabungen, welche aber planmäßig erst unter Murat 1808-15 durchgeführt
wurden und in neuester Zeit unter der Leitung Fiorellis mittels eines jährlich vom Staat hierfür ausgeworfenen Betrags von
60,000 Lire systematisch und mit sorglichster Erhaltung alles Gefundenen betrieben werden.
Man gräbt jetzt in wagerechten Schichten, und zwar wird möglichst erst ein von vier Straßen umgebener
Häuserkomplex, eine sogen. Insula, völlig aufgedeckt, bevor man weiter schreitet; das verkohlte Holz
[* 50] wird auf das genaueste
ersetzt. Bis jetzt ist nahezu die Hälfte der Stadt ans Tageslicht gebracht, darunter das Forum
[* 51] samt seinen Glanzbauten; Ruggiero
berechnet das Gesamtareal von Pompeji auf 662,684 qm, wovon bis 1880: 264,424 qm ausgegraben waren
(vgl. obigen Plan).
Die 6-6,5 m starke Decke
[* 52] besteht zu unterst aus einer 2-2,5 m dicken Schicht von Lapilli, größern und kleinern Bimssteinbrocken,
sodann einigen ZentimeternAsche u. einigen Zentimetern schwerer, schwarzer Lapilli. Auf dieser ganzen über 3 m
dicken Schicht liegt eine 60 cm dicke Aschenlage, dann gegen 10 cm schwarzer Lapilli, wechselnd mit einer dünnen Aschenschicht,
endlich eine etwa 2,2 m dicke Lage von Asche, deren obere Hälfte allmählich in fruchtbare Erde umgewandelt ist.
Die Einwohner sind bei der längere Zeit andauernden Katastrophe zum größten Teil entkommen; man hat
bis jetzt nur einige HundertGerippe gefunden. Die Gebäude sind zum Teil durch Erdbeben und unter der Last der verschüttenden
Massen eingestürzt, die obern Stockwerke, soweit sie aus der Verschüttungsmasse hervorragten, durch die spätere Bearbeitung
des Landes zu Grunde gegangen. Trotzdem
bietet der bis jetzt ausgegrabene Teil Pompejis (s.
Plan) das treue Bild einer alten griechisch-italischen Stadt der ersten Kaiserzeit (neben Resten älterer Epochen) dar, zumal
es derjenige ist, welcher das Forum und die bedeutendsten öffentlichen Gebäude, Tempel,
[* 53] Basilika,
[* 54] Bäder, Theater
[* 55] und Amphitheater,
umfaßt und überdies eine reiche Menge von Wohnhäusern, Läden und industrielle Anlagen enthält. Der
Abstand der entferntesten Punkte der Stadt, des Amphitheaters und des Herkulaner Thors, beträgt 1250 m; die Längenachse mißt 1045 m,
die kurze Achse 730 m, der Mauerumfang etwa 3160 m.
Die Straßen sind meist gerade, aber schmal (3-9 m), im rechten Winkel
[* 56] sich durchkreuzende; die eigentliche Fahrstraße ist
mit polygonalen Lavablöcken sorgfältig gepflastert. Die Trottoirs sind ¼ m hoch, 1-2 m breit und verschieden belegt. Von
einem Trottoir zum andern führen große elliptische Trittsteine, zwischen welchen Raum für die durchfahrenden Wagen gelassen
war. An manchen Kreuzungen der Straßen sind Brunnen
[* 57] mit viereckigen Becken angebracht, an den Ecken stehen
vielfach kleine, den Schutzgöttern der Straßen (Lares compitales) errichtete Altäre. Einen Einblick in das Alltagstreiben
gewähren die an den Außenwänden der Häuser angemalten Inschriften, Empfehlungen von Kandidaten zu den städtchen Ämtern,
Ankündigungen von Spielen u. a. enthaltend, sowie die überall angebrachten Kritzeleien des verschiedensten
Inhalts. Der wichtigste Punkt der Stadt ist das schon erwähnte Forum civile, welches sich in einer Länge
von 157 m und in einer Breite von 33 m ausdehnt und auf drei Seiten von
einer doppelgeschossigen Säulenreihe umschlossen wurde, wovon die untere dorisch, die obere ionisch war. Der ganze Platz
ist von öffentlichen Gebäuden umgeben: der Basilika, dem Apollotempel, einer Verkaufshalle und einem für ein Gefängnis
gehaltenen Gebäude auf der westlichen Langseite, dem Jupitertempel auf der nördlichen Schmalseite (mit einem Triumphthor
an einer Seite und einem Eingangsbogen zu beiden Seiten), ferner dem Macellum, der Curia oder dem Senaculum,
dem sogen. Merkurtempel, dem Gebäude der Eumachia und der sogen.
Schule auf der östlichen Langseite, endlich den drei Gerichtssälen auf der südlichen Schmalseite.
Sieben Zugänge führten zu diesem Herzen der Stadt; aufgerichtete Steine vor demselben machten den Platz
für Wagen unzugänglich. Durch Gitterthüren konnte er ganz abgesperrt werden. Der ganze Boden war mit Travertinplatten bedeckt;
gegen die Säulen
[* 59] hin sieht man Piedestale für Statuen, in der Mitte größere Basen für Reiterstatuen. Übrigens ist allerorts
ersichtlich, daß zur Zeit der Katastrophe das meiste noch in Restauration begriffen war. Am Südrand der
Stadt liegt ein zweiter, gleichfalls interessanter Platz, das Forum triangulare, welches man durch eine propyläenartige,
schöne ionische Vorhalle betritt. Es ist von einer dorischen Säulenhalle vorn und an den beiden Langseiten begrenzt, während
sich die dritte Seite frei auf die herrliche Aussicht öffnet.
Auf ihm liegen die geringen Reste eines altgriechischen, ohne Grund dem Herkules zugeschriebenen Tempels.
Östlich von diesem Platz liegt eine bedeutende Gruppe öffentlicher Gebäude: die beiden Theater, der Tempel der Isis,
[* 60] der Tempel
der kapitolinischen Gottheiten, die sogen. Curia Isiaca, wahrscheinlich ein Turnplatz (palaestra), die Gladiatorenkaserne.
Am westlichen Ausgang der Stadt führt das Herkulaner Thor, mit großem Bogen
[* 61] und kleinen Seitenbogen für
die Fußgänger, auf die berühmte Gräberstraße mit ihren Monumenten, mit den schönsten Blicken auf Golf und Berge. An derselben
liegen namentlich die Grabdenkmäler des Augustalen M. Cerrinius Restitutus, des Aulus Vejus, des T. TerentiusFelix, des Munatius
Scaurus mit dem berühmten Gladiatoren-Stuckrelief, des Augustalen Calventius Quietus in sehr schönem
Stil mit niederer, hinten giebelförmig erhöhter Umfriedigung, des M. Alleius Luccius Libella, der Nävoleja Tyche
[* 62] u. a., ferner
die Villen des Cicero und des M. ArriusDiomedes. Pompeji enthält außer dem schon oben genannten griechischen Tempel 7 hervorragende
Tempelbauten, von denen 2 in der Nähe des Forum triangulare, 4 unmittelbar am Forum civile und eine in
dessen Nähe liegen.
Der am Forum civile gelegene Tempel des Apollo (früher fälschlich Venustempel genannt, der richtige Name ergab sich aus einer
oskischen Inschrift im Fußboden), aus vorrömischer Zeit stammend, ist leider sehr zerstört, aber eine der
schönsten und größten Ruinen Pompejis (54 m lang, 33 m breit). Innen bildete ein zum Teil noch erhabener Portikus mit 9 Säulen
an den Schmalseiten und 17 Säulen an den Langseiten ein großes Rechteck, dessen Wände einst mit Malereien geschmückt waren.
Vor dem Ausgang zur Cella sieht man einen großen Altar.
[* 63] 14 Stufen von Kalkstein führen zum Tempel hinan,
der auf einem Podium von 2 ⅓ m Höhe, 22 m Länge und 12 m Breite ruht; in ihm liegt der Omphalos, das bekannte Symbol des Apollo.
An der Nordseite des Forums erhebt sich auf einem 3 m hohen Unterbau der Jupitertempel. In der Mitte der 15 Stufen,
die hinaufführen, stand einst auf dem die Treppe
[* 64] unten rampenförmig teilenden Vorplan
(der wohl zugleich als Rednerbühne
diente) der Altar.
Von der hoch gelegenen, 15 m breiten, 12 m tiefen Vorhalle sieht man nur noch 12 ungleiche Säulenstümpfe. Die Cella hinter
der Vorhalle ist 18,5 m lang, zeigt aber nur noch Bruchstücke der bemalten
Wände und des Mosaikfußbodens; sie enthielt eine kolossale Jupiterstatue. In der Mitte der Ostseite des Forums liegt der
Tempel des Genius des Augustus. Vom Forum aus gelangt man zunächst in eine Säulenhalle und aus dieser auf den Vorhof, in
dessen Mitte ein 1½ m hoher Marmoraltar mit in Relief dargestelltem Opfer steht.
Der kleine Tempel selbst, mit Postament für das Kultusbild, ist an die Rückseite des Hofs angelehnt. An der Forumstraße,
zu der man nordwärts durch den Triumphbogen rechts vom Jupitertempel gelangt, liegt der Tempel der FortunaAugusta, ein
Bau aus der Zeit des Augustus, 24,5 m lang und 9,5 m breit, mit einer Vorhalle, welche 4 korinthische
Säulen in der Fronte hatte. Von Säulen und Gebälk aus Marmor sind nur geringe Reste vorhanden. Weiter nach O., an der die
Stadt von N. nach S. durchschneidenden Stabianer Straße liegt der Tempel der kapitolinischen Gottheiten
(Jupiter, Juno, Minerva), fälschlich Äskulaptempel genannt, der kleinste der pompejanischen Tempel, 21 m lang, 7 m breit, und
nahe dabei der laut einer Inschrift nach dem Erdbeben von 63 neuerbaute Isistempel, ein mit Stuck bekleideter Ziegelbau, einer
der vollständig erhaltenen von Pompeji, 30 m lang, 18,5 m breit,
mit einem Tempelhof, dessen 4 Seiten von 22 unten roten, oben weißen dorischen Säulen umgeben sind, dazwischen 5 Altäre; in der
Mitte der über 8 Stufen erhöhte Tempel.
Pompeji besitzt außer den angeführten Tempelbauten eine Anzahl sehr interessanter öffentlicher Gebäude. Zu diesen
gehört die Basilika, für Handel und Rechtspflege bestimmt, das größte und älteste Gebäude am Forum
(s. den Plan bei Art. Basilika). Dasselbe ist dreischiffig und enthält 28 kannelierte Backsteinsäulen, welche 2 Umgänge zu
je 12 Säulen an den Langseiten und 2 von je 4 Säulen an den Schmalseiten bilden. Den Säulen entsprechen die aus den
Wänden (mit in Stuck nachgeahmter Marmorbekleidung) vortretenden Halbsäulen, über denen sich eine obere Säulenstellung mit
Fensteröffnungen befand. Am Ende des Baues befindet sich das Richtertribunal, unter demselben ein Gewölbe
[* 65] unbekannter Bestimmung.
Ferner, ebenfalls am Forum, östlich vom Jupitertempel, das sogen. Pantheon, in Wahrheit ein Macellum, d. h. eine Viktualienmarkthalle,
welche zugleich eine Kapelle für den Kaiserkultus enthielt. Sie hat zwei Reihen Verkaufsläden, von denen
eine auf die nördlich vorbeiführende Straße geöffnet ist, die andre, auch nach N., auf den innern Hof. Dieser, 37,5 m lang, 27 m
breit, war mit einer (nicht erhaltenen) Säulenhalle umgeben; in der Mitte befinden sich auf einer niedrigen
zwölfeckigen Erhöhung 12 viereckige Basen, welche wahrscheinlich einen auf Säulen ruhenden Kuppelbau trugen, unter dem sich
ein Brunnen befand und Fische
[* 66] verkauft wurden.
Dem Eingang gegenüber, an der Ostseite des Gebäudes liegen 3 große Gemächer, von welchen das mittlere eine über 5 Stufen
zugängliche Kapelle für den Kultus des Augustus ist. Seine Statue stand dem Eingang gegenüber, in den
Seitennischen andre Statuen der kaiserlichen Familie. Das links anstoßende Gemach war vielleicht der Festraum des dem Kaiserkultus
gewidmeten Kollegiums der Augustalen; das zur Rechten enthält eine Fleischbank. Südlich vom Macellum, auch am Forum, liegen
die Curia¶
mehr
oder das Senaculum, vermeintlich das Sitzungslokal der Dekurionen, in Wahrheit wohl ein dem Kaiserkultus dienender Raum, es
ist ein 20 m langer, 18 m breiter Saal mit halbkreisförmiger Erweiterung an der Rückseite, in der Mitte auf Marmorboden
einen Altar enthaltend; ferner das Gebäude der Eumachia (eine Warenbörse?), von Ziegeln errichtet und
mit Marmor bekleidet. Dasselbe hat eine 39,5 m lange und 12,5 m tiefe
Vorhalle (Chalcidicum) gegen das Forum hin, aus welcher man durch den in der Mitte angebrachten Haupteingang in einen weiten
Hof gelangte, den ein breiter Portikus umzog.
Dem Eingang gegenüber befindet sich eine halbrunde Nische mit Piedestal, welches die Statue der ConcordiaAugusta trug. Ein bedeckter Gang
[* 68] (Krypte) zog sich an drei Seiten des Gebäudes hin und öffnete sich mit Fenstern auf den Portikus.
Bemerkenswert sind die beiden umfangreichen Thermengebäude (s. den Plan bei Art. Bad,
[* 69] Fig. 2). Die ältern Bäder, 1824 ausgegraben,
bilden eine von vier Straßen umschlossen Gebäudeinsel, 49,5 m lang, 53 m breit, und bestehen aus einem
Apodyterium (Auskleidezimmer), 11,5 m lang, 6,8 m breit, mit reichen
Ornamenten und Reliefs am Gesims,
[* 70] Mosaikfußboden und Steinbänken, aus welchem man in das Frigidarium, das kalte Bad mit Bassin,
gelangt, ferner dem Tepidarium, dem warmen Luftbad, 10 m lang, 5,5 m breit, mit Malereien, Stuckreliefs
und Telamonen reich ausgestattet, dem Caldarium, dem warmen Wasserbad, 5,5 m breit und 16,5 m lang, mit viereckiger Marmorwanne
für etwa zehn Personen, einem runden Marmorbecken für die lauwarmen Abwaschungen und Übergießungen, Mosaikfußboden, welcher
auf Ziegelpfeilern ruht, zwischen denen sowie hinter den die Wände bekleideten Thonplatten sich die Hitze
aus den Öfen
[* 71] frei verbreiten konnte.
Eine andre Abteilung, das Frauenbad, enthält die gleichen Räume mit einfacherer Ausstattung. Die neuen Thermen wurden erst
1857-60 ausgegraben und daher »neu« genannt, sind aber beträchtlich früher
erbaut als die erstern. Dieselben umfassen ein geräumiges Peristyl, die Palästra für jene Gymnastik,
welche als Vorbereitung zum Baden
[* 72] diente; auf der einen Seite derselben ein Schwimmbassin mit zugehörigen Räumen, auf der
andern ein Männerbad, bestehend aus Frigidarium mit elegant dekoriertem Vorzimmer, Apodyterium mit reichen Reliefs, Tepidarium
und Caldarium, ferner ein Frauenbad mit Cepadyterium, Tepidarium und Caldarium; endlich liegen auf der Rückseite
der Palästra einige Zellen für Einzelbäder.
Südöstlich von den neuen Thermen, an das Forum triangulare anstoßend, liegt das GroßeTheater, welches zu den besterhaltenen
des Altertums gehört. Es lehnt sich nach griechische Bauweise mit seinen Sitzreihen an den Abhang des Hügels an, so daß
nur die vier obersten Sitzreihen auf einem gewölbten Korridor aufliegen. Zwei seitliche große Eingänge
mit Seitentreppen zum ersten und zweiten Halbkreisabsatz befinden sich in der Tiefe zu beiden Seiten der Szene.
Der Zuschauerraum ist hufeisenförmig, hat 68 m Durchmesser, konnte 5000 Personen fassen und durch ein Zeltdach überdeckt werden.
Er zerfällt in drei Abteilungen: die unterste Cavea mit 4 Stufen und den Ehrensesseln der Duumvirn, Dekurionen
und Augustalen, die mittlere mit 20 Sitzreihen für die Bürgerschaft, die oberste mit 4 Sitzreihen für den Plebs. Die Bühne, 33 m
breit und nur 6,5 m tief, erhebt sich 1,5 m über den Boden der Orchestra. Hinter der Bühne gelangt man
zum KleinenTheater (um 75 v. Chr. erbaut), auch Odeon genannt, für etwa 1500 Personen; es war
laut der Inschrift mit einem Dach
[* 73] versehen.
Hieran anstoßend, liegt zwischen dem GroßenTheater und der Stadtmauer die Gladiatorenkaserne mit Treppenzugang vom Forum
triangulare, ein großer, vierseitiger Portikus, ursprünglich zum GroßenTheater gehörig und bestimmt,
bei Regenwetter den Zuschauern Schutz zu bieten, später wohl für die Übungen bestimmt, von Säulen umgeben, mit Schlafzimmern,
Küche, Gefängnis und Wohnräumen. Getrennt von allen diesen Gebäuden liegt am Südostende der Stadt das Amphitheater, aus
der Zeit der Sullanischen Okkupation, welches sich eiförmig von N. nach S. hinzieht, einen größten
Durchmesser von 130 und einen kleinsten von 102 m hat.
Der größte Durchmesser der in die Erde vertieften Arena ist 69 m, der kleinste 37 m. Die Zuschauerplätze steigen in 34 Stufen
aus vulkanischem Tuff empor und bilden vier Rangordnungen mit Plätzen für ca. 20,000 Personen. In die Arena,
den Kampfplatz, münden zwei einander gegenüberliegende Thorbogen, durch welche die gerüsteten Gladiatorenscharen ihren
Einzug hielten; daneben sind zwei kleine, viereckige, vergitterte Räume für die harrenden Bestien angebracht.
An industriellen Etablissements finden sich namentlich Bäckereien, Walkereien u. eine Gerberei. Besonders interessant ist
die Fullonica, die Fabrik der Walker.
[* 74] Um einen massiven Umgang von elf Pfeilern, welche noch eine obere Galerie
tragen, liegen die Schlaf- und Wohnzimmer der Arbeiter sowie die Werkstätten, Trockenräume etc.; links am Ende des Umganges
sind vier große Wasserbehälter, deren Wasser je von einem höhern in den niedrigern abfloß, und längs derselben ist eine
Estrade, an deren Ende sich sechs kleine Zellen zur Aufnahme der Waschbütten befinden.
Was die Privathäuser von Pompeji betrifft, so sind dieselben meist aus kleinen, durch Mörtel verbundenen Bruchsteinen, Lava, Lavaschlacken
und Kalkstein mit Stucküberzug, häufig mit Ecken und Thürpfosten aus Ziegeln erbaut; Marmor ist erst in der Kaiserzeit, in
größerer Ausdehnung
[* 75] nur in öffentlichen Gebäuden, zur Wandbekleidung verwandt worden. Die Grundfläche der vornehmern Häuser
ist zuweilen sehr bedeutend; aber sie zerfällt bei allen Häusern in auffallend viele kleine Räume, welche nur 4-5 Personen
Platz zur freien Bewegung boten.
Die Außenseite der Häuser ist meist schmucklos; größere Fenster sind nur bisweilen im Oberstock, im
Erdgeschoß bloß kleine, oft vergitterte Öffnungen. GroßesLeben gewährten der Straße die vielen engen und niedrigen, aber
weit offenen Läden, welche sich auch bei vornehmen Häusern finden, aber in der Mehrzahl vom Innern derselben geschieden sind
und mit eignen kleinern Wohnungen im Obergeschoß in Verbindung standen. Die Schönheit des Hauses entfaltete
sich nur nach innen.
Eine behagliche Wohnung hatte jenseit des Eingangsflurs (prothyron) ein Atrium als ersten Hof mit einem nach innen geneigten,
entweder auf Querbalken oder auf Säulen ruhenden Dach und mit einem Bassin in der Mitte zur Aufnahme und Fortleitung des Regenwassers.
Um dasselbe lagen Schlafzimmer und Wirtschaftsräume. An den beiden Enden der Atriumseiten sind zwei offene
Flügelräume (alae), dem Eingang gegenüber das Tablinum, ein auf das Atrium und meist auch auf den zweiten Hof geöffnetes,
vermutlich als Empfangssalon dienendesZimmer. Zur Seite desselben führt ein Verbindungsgang zum zweiten Hof, gegen welchen
auch das neben dem Tablinum etwa noch vorhandene Konversations- und Speisezimmer gerichtet ist. Der zweite
Hof (peristylium)
¶