religiösen Bekenntnisses zu
Paris
[* 2] und
Berlin
[* 3] diente er als
Offizier in
Österreich,
[* 4] sodann in
Spanien,
[* 5] besuchte hierauf auch
England und
Holland, überall schuldenhalber verfolgt, kehrte 1735 nach
Berlin zurück und erhielt endlich 1740 als Vorleser
Friedrichs d. Gr. eine
Anstellung, die aber ebenfalls von nur kurzer Dauer war. Doch blieb er in
Berlin,
da der König seine spaßhafte Unterhaltung liebte. Er starb als Theaterdirektor in
Berlin. Von seinen
Schriften
sind hervorzuheben: die witzigen, aber sehr unzuverlässigen
»Mémoires«
(Lüttich
[* 6] 1734, 3 Bde.; deutsch, Frankf. 1735, 4 Bde.;
eine Art Reisewerk);
»Nouveaux mémoires« (Amsterd. 1737, 2 Bde.);
»Mémoires pour servir à l'histoire des quatre derniers souverains de la maison de
Brandebourg« (Berl.
1791, 2 Bde.; auch deutsch);
»État abrégé de la cour de
Saxe sous le règne d'Auguste III« (Frankf. 1734; deutsch, Bresl.
1736);
»Histoire secrète de la duchesse d'Hanovre, épouse de
George I, roi de
Bretagne« (Lond. 1732) und
»La
Saxe galante« (Amsterd. 1734).
unwillkürliche Samenverluste, erfolgen normalerweise bei geschlechtsreifen und enthaltsamen Männern
alle 2-4
Wochen im
Schlaf, besonders gegen
Morgen, ohne einen
Schaden für die
Gesundheit zu verursachen. Ein nachteiliger Einfluß
auf den
Körper entsteht erst bei oft und lange Zeit hindurch sich wiederholenden Samenverlusten. Die
Ursachen sind in solchen
Fällen entweder geschlechtliche
Ausschweifungen oder üppige
Kost bei geringer Muskelanstrengung, langerSchlaf,
besonders des
Morgens und in Federbetten, örtliche Reizung der
Genitalien (vorzüglich durch
Onanie) etc. Die Behandlung besteht
hierbei ausschließlich in geregelter Lebensweise.
Jugendliche, an allzu häufigen nächtlichen Pollutionen leidende Individuen müssen eine knappe
Diät führen,
Kaffee,
Thee,
Gewürze
ganz vermeiden, vorzugsweise nur
Wasser oder
Milch, abends aber gar nichts trinken, sehr sparsame und zeitige
Abendmahlzeiten genießen, täglich sich tüchtig austurnen, auf harter Unterlage und unter kühler
Bedeckung schlafen, dabei
die Rückenlage vermeiden und frühmorgens zeitig geweckt
werden.
Kalte Waschungen und Sitzbäder, im
Sommer Flußbäder sind
täglich anzuwenden.
Überhaupt müssen solche Leute sich an eine abhärtende Lebensweise gewöhnen, vor allem aber in sittlicher
Hinsicht sich rein erhalten, sich mit ernsthaften
Dingen und den
Geist wie den
Körper in Anspruch nehmenden praktischen
Arbeiten
beschäftigen, die Beschäftigung der
Phantasie mit geschlechtlichen Bildern u. dgl.
aber ganz vermeiden. Zur Verhütung der gegen
Morgen eintretende Pollutionen lasse man den Kranken abends gar nichts trinken und
des
Nachts wecken, um den
Harn zu lassen, damit dieser keinen
Druck auf die
Samenbläschen ausübe. Aus gleichem
Grund muß für
reichliche Entleerungen des
Mastdarms gesorgt werden. Das Zusammentreffen von Pollutionen mit schweren
Geistesstörungen wird vielfach
von dem gerade auf diesem
Feld sich breit machenden Charlatanismus ausgebeutet.
Mineral aus der
Ordnung der
Silikate (Zeolithgruppe), kristallisiert tesseral, ist meist
farblos, selten schmutzig gelb, durchsichtig, glasglänzend, zerfressenem
Quarz oder mehr dem Hyalith ähnlich,
Härte 6-6,5,
spez. Gew. 2,86-2,90, besteht
aus einem Thonerdesilikat mit 30 Proz. Cäsiumoxyd, entsprechend der
Formel H2R2Al2Si5O15 ,
worin R
Cäsium mit
Natrium bedeutet, auch enthält er etwasKalk und
Eisenoxyd. Er findet sich im
Granit
auf
Elba.
2)
Julius, christl. Schriftsteller aus dem 10. Jahrh., Verfasser
eines Geschichtswerkes in griechischer
Sprache,
[* 14] der
»Historia physica« oder
»Historia sacra«, welche in
dem, was davon jetzt gedruckt vorliegt (hrsg. von Bianconi, Bolog.
1779; vollständiger von
Hardt,
Münch. 1792), bis auf die
Zeiten des
Valens; in einer zu
Paris befindlichen
Handschrift aber bis 963 reicht.
Stadt im südöstlichen
Böhmen,
[* 15] BezirkshauptmannschaftDeutsch-Brod, an der mährischen
Grenze,
Station der Österreichischen Nordwestbahn, hat eine Dechanteikirche, ein ansehnliches
Schloß aus dem 13. Jahrh., ein
Bezirksgericht, eine Stärkefabrik, Bierbrauerei,
[* 16] Glasschleiferei, Tuchmacherei,
Handel mit
Flachs,
Getreide
[* 17] und
Fischen (aus
den umliegenden
Teichen) und (1880) 5309 Einw.
Große Feuersbrunst 1863.
Litteratur. Die ist polnische Litteraturist unter den slawischen
Litteraturen die reichhaltigste und schließt
sich der westeuropäischen Kulturentwickelung ununterbrochen an, ohne ihre nationale Eigentümlichkeit einzubüßen. Diese
besteht in einer scharf ausgesprochenen
Vaterlandsliebe, welche der polnischen
Poesie eine teils panegyristische, teils im
letzten
Jahrhundert vorwiegend elegische
Richtung aufprägt, aber auch auf alle andern
Zweige, namentlich
auf die Geschichtschreibung, einen bestimmenden Einfluß ausgeübt hat. Ob die
Polen in vorchristlichen
Zeiten, wie Kucharski,
Cybulski u. a. behaupten,
Runen
[* 18] oder auch das unter den
Südslawen verbreitete
¶
mehr
glagolitische und cyrillische Alphabet als Schriftzeichen benutzt haben, läßt sich bei dem Mangel derartiger Denkmäler nicht
mehr entscheiden. Die polnische Litteratur beginnt jedenfalls erst mit der Einführung des Christentums (965), wodurch zunächst das lateinische
Alphabet Einbürgerung fand, das in der Folge, da es zur Wiedergabe der polnischen Laute nicht genügte,
teils durch neue Zeichen, teils durch Kombination der vorhandenen bereichert wurde (s. Polnische Sprache).
Das älteste Denkmal polnischer Schrift ist eine aus dem Jahr 1290 herstammende Übersetzung des 50. Psalms (zu Medyka in
Galizien aufbewahrt). Darauf folgt der 1834 zu Wien
[* 20] von Kopitar herausgegebene, 1871 von Nehring kritisch
beleuchtete Psalter von St. Florian in Oberösterreich, mit lateinischem, deutschem und polnischem Text, welch letzterer zum
Teil aus dem Jahr 1370 stammt. Seit den frühsten Zeiten wurde ein angeblich von dem GnesenerErzbischofAdalbert verfaßtes
Muttergotteslied gesungen, dessen älteste, mit tschechischen Ausdrücken stark versetzte Abschrift jedoch
erst aus dem Jahr 1408 herrührt. Laut chronistischen Angaben besang am Ende des 14. Jahrh. der Bischof Ciolek (gest. 1437)
die »kühnen und klugen Thaten« seines Volkes, verfolgte der KrakauerDomherr Galka den Klerus in Spottgedichten und verfaßte
Andreas von Slupia geistliche Hymnen, von denen jedoch bisher nichts aufgefunden worden ist. Um so reichhaltiger
erblühte die lateinische Annalistik, welche sich von den phantastischen Erzählungen des MartinGallus (um 1110 bis 1135),
des Wincenty Kadlubek (gest. 1223), des Bogufal (gest. 1253) in den Jahrbüchern des Archidiakons Janko von Czarnikau (gestorben
vor 1389) zu pragmatischer Darstellung eines mit den politischen Verhältnissen vertrauten Augenzeugen
entwickelte (beste Ausgabe der genannten Schriften in Bielowskis »Monumenta Poloniae historica«).
Seit der Mitte des 15. Jahrh. ward der deutsche Einfluß durch den italienischen verdrängt
und fand die humanistische Richtung in Polen Eingang. Ihr hervorragender Vertreter war Gregor vonSanok (gest. 1477 als Erzbischof
von Lemberg),
[* 23] dessen philosophische Werke jedoch verloren sind; was uns aus denselben von Zeitgenossen
aufbewahrt worden ist, zeigt uns Gregor als einen kühnen und geistreichen Gegner der Scholastik. Sein Biograph Philipp Buonacorsi-Kallimach
(1437-96), ein italienischer Emigrant, welcher am polnischen Hof
[* 24] Zuflucht fand und eine Geschichte Wladislaws III. herausgab,
wirkte in Krakau
[* 25] eifrig für die Verbreitung des Humanismus und der Machiavellischen Lehren
[* 26] auf dem Gebiet
der Politik, während Johann von Ostrorog (gest. 1501 als Palatin von Posen)
[* 27] als Führer der nationalen Partei die Ansprüche des
Klerus mit den Waffen
[* 28] der Legisten bekämpfte (sein »Monumentum pro comitiis generalibus sub rege Casimiro etc.«, 1459, erschien,
mit Einleitung von Wegner, Posen 1859).
Bald hatten nun alle ansehnlichern Städte ihre Druckereien: Wilna,
[* 30] Posen, Brzesc, welches FürstMichaelRadziwill zum Mittelpunkt
der Calvinischen Bewegung machte, Lublin, Kauen, Warschau,
[* 31] Ostrog, wo das Haupt der Griechisch-Orthodoxen, Fürst Konst. Ostrogski,
residierte, etc. (vgl. Bandtke, Historya drukarń krakowskich, Krak. 1815, und Hist. drukarń w król.
polsk., das. 1826). Eifrig warf sich der Kirchenstreit auf dieses neue Mittel der Propaganda. Die Reformation fand in Polen einen
durch die frühern hussitischen Einflüsse vorbereiteten Boden, wurde unter SiegmundAugust (1548-72) vom Hof begünstigt und
erlangte, nachdem sich die verschiedenen akatholischen Bekenntnisse auf der Synode zu Sandomir (1570) politisch
vereinigt hatten, während des Interregnums von 1572 in der »Warschauer Generalkonföderation« die volle Gleichberechtigung.
Unter den akatholischen Schriftstellern ragt der Pfarrer Jan Seklucyan in seinen polemischen Schriften hervor, geringern sprachlichen
Wert hat seine Übersetzung des NeuenTestaments (Königsb. 1551). AndreasWolan, Landbote und diplomatischer
Agent (1530-1610), verteidigte den Calvinschen Standpunkt gegen Skarga (s. unten) in einer mit
großer Erbitterung geführten Polemik; Stefan Zyzani, griechisch-orthodoxer Prälat zu Wilna, griff die päpstliche Autorität
in der Schrift »Predigt des heil. Cyrillus über den Antichrist etc.« an. Ihm schließen sich an: Melecyus Smotrzycki, genannt
Teofil Ortolog (gest. 1634), und Christoph Bronski.
Sprachlich wertvoller sind die zahlreichen polemischen Schriften des Arianers Jarosz Moskorzowski (gest. 1625). Auf katholischer
Seite erschien die erste Bibelübersetzung von Leopolita (Krak. 1561), in welcher noch viele tschechische und altslawische
Ausdrücke vorkommen, sodann eine zweite, trotz mancher Latinismen und Hellenismen ausgezeichnete von Jakob Wujek (1540-97).
Außer diesem und dem noch zu erwähnenden Skarga beteiligten sich katholischerseits an der Polemik am lebhaftesten: Solikowski,
Powodowski (genannt »der Ketzerhammer«),
St. Grodzicki, »der Apostel von Litauen«, Sokolowski u. a. Wie gering auch der litterarische
Wert dieser theologischen Polemik ist, so trug sie doch wesentlich zur Befreiung der Volkssprache aus den
Fesseln des Lateinischen bei.
seiner Erziehung vernachlässigt, aber mit reger Einbildungskraft und scharfem Verstand begabt, von unverwüstlichem Humor und
stark zur Satire hinneigend, erscheint Rej als das Prototyp des Landjunkers seiner Zeit, welcher die Tage bei fröhlichen Gelagen
zubringt, des Nachts aber zur Feder greift, ohne seine reiche, aber verworrene Phantasie künstlerisch zu beherrschen.
Er versuchte sich im Drama (»Zywot Józefa«),
im erotischen Gedicht (»Figliki«); seine bedeutendste
Schrift ist jedoch das Sittenbild »Zywot poczciwego człowieka« (»Das
Leben eines rechtschaffenen Menschen«, 1567), welches sich durch Originalität, frischen Humor und geistreiche Wendungen auszeichnet.
Erst in den lyrischen Dichtungen des auf der Höhe der Bildung seiner Zeit stehenden JohannKochanowski (1530-84),
des glänzendsten Repräsentanten des »goldenen Zeitalters«, vereinigt sich gründliche Kenntnis der klassischen Litteratur
mit tiefer poetischer Empfindung und meisterhafter Beherrschung der Sprache. Seine »Treny«, Elegien auf den Tod seiner Tochter
Ursula, gelten noch heute als das herrlichste Denkmal polnischer Lyrik; seine Übertragung der »Psalmen«
ist ein Muster einfach-erhabenen Stils. Auch seine »Lieder« sind, obschon der Form nach Nachahmungen des Horaz, durchaus national,
und sein dramatische Fragment »Odprawa poslów« (»Der
Abschied der Gesandten«) ist der erste nennenswerte Versuch, den die polnische Poesie auf dramatischem Gebiet machte.
In Seb. Fabian Klonowicz (1552-1608) greift zum erstenmal das bürgerliche Element mit zornigen Tönen in die Litteratur der
Adelsrepublik ein.
Schon das beschreibende Gedicht »Flis« (1595) enthält Ausfälle gegen Adel und Klerus, die sich dann im »Judasbeutel« (1603)
zu einem Schmerzensschrei steigern und in der »Victoria
[* 33] deorum« zu einer »hundertarmigen Satire« gestalten.
Neben diesen drei namhaftesten Dichtern sind zu nennen: Nikolaus S. Szarzynski (gest. 1581), welcher die Form des Sonetts in
die polnische Poesie einführte;
Auch die Geschichtschreibung vermag sich noch nicht der lateinischen Fesseln vollständig zu entledigen. PolnischschriebMart.
Bielski (gest. 1575) seine »Chronik der Welt«, sein Sohn Joachim eine »Chronik von Polen« bis 1599. Des Matthias Strykowski (1547-82)
»Chronik von Polen, Litauen, Samogitien etc.« (Königsb. 1582) ist für die Geschichte
Litauens die wichtigste Quellenschrift. Bartosz Paprocki (gest. 1614) verfaßte zahlreiche
genealogische und heraldische Werke, unter denen die »Herby rycerstwa polskiego«
(»Wappen
[* 35] der polnischen Ritterschaft«, 1584) hervorzuheben sind.
Stanislaus Orzechowski (1513-66), welcher in Wittenberg
[* 37] mit Luther und Melanchthon
im Verkehr stand, nach seiner Rückkehr das geistliche Gewand annahm und bald in die heftigsten Streitigkeiten mit dem Episkopat
verwickelt wurde, ein Mann von umfassenden Kenntnissen, hervorragend als polemischer Schriftsteller sowie als Redner (»Rede
auf den TodSigismunds I.«, 1548; »Rede auf die Vermählung SigismundAugusts«, 1553; »Türkenreden«, 1543),
endlich auch Verfasser von »Annales« über die Zeit von 1548 bis 1552,
die sich durch freimütige Grundsätze auszeichnen, während seine polnisch geschriebene »Policya«
(1566) in eine Verherrlichung der Würde des Primas ausläuft.
Orzechowski an Schwung und fesselnder Diktion nicht gewachsen,
aber ihm überlegen in klarer Beweisführung ist Fr. Modrzewski (geb. 1520),
Unter den polnischen Rednern sind zu nennen: der Krongroßfeldherr Joh. Tarnowski, der KastellanAndreas, Graf
Górka, der Kanzler Polnische Tomicki, der DomherrChrist. Warszewicki, der GroßkanzlerJoh. Zamojski (die berühmte Reichstagsrede von
1605), namentlich aber der auch auf kirchengeschichtlichem wie auf polemisch-theologischem Gebiet äußerst thätige Hofprediger
Peter Skarga (1536-1612), dessen bei Eröffnung der Reichstagsverhandlungen gehaltene Predigten (»Kazania Sejmowe«, Krak. 1600)
ein Muster einfacher und ergreifender Rhetorik sind.
Vgl. St. Tarnowski, »Pisarze polityczni XVI. wieku«
(Krak. 1886, 2 Bde.).
III. Die Zeit von 1622 bis 1750.
Die Zeit der allgemeinen Abblüte der Nationallitteraturen trägt in der polnischen das charakteristische Merkmal einer abgeschmackten
Sprachmengerei. Infolge des Siegs der katholischen Gegenreformation monopolisierten die Jesuiten den öffentlichen Unterricht,
welcher sich bald auf mechanische Anlernung eines nichts weniger als klassischen Latein und eifrige Pflege
hohlen Phrasenpomps in unaufhörlichen Deklamationen und theatralischen Vorstellungen beschränkte.
kurze Unterbrechungen mit Einfällen der Osmanen und Moskowiterkriegen gefüllt waren, hatten in Polen dieselben Folgen wie der
Dreißigjährige Krieg in Deutschland: Verwüstung, Verarmung, geistige Verwilderung und vollständige Lähmung des viel verheißenden
nationalen Aufschwungs unter den Jagellonen. Wie ungünstig aber auch alle diese Verhältnisse auf die Litteratur einwirkten,
so ist ihr doch auch in diesem Zeitraum das Merkmal einer durch die glänzenden Thaten eines Zolkiewski,
Chodkiewicz, Sobieski gehobenen patriotischen Stimmung eigen, welche leider die Schranken eines steifen, panegyristischen Phrasenschwalles
nicht zu durchbrechen vermag.
Die bedeutendste poetische Schöpfung dieser Zeit ist das Heldengedicht »Wojna Chocimska« von Waclaw Potocki (1622-93), welches
den glänzenden Sieg derPolen bei Chotin über die Türken (1621) behandelt und sich durch lyrischen Schwung
und vorzügliche Schilderung einzelner Szenen auszeichnet, aber sprachlich weit hinter den DichtungenKochanowskis zurücksteht,
dem Potocki auch in seinen kleinern Gedichten nicht gleichkommt. Dieselben Vorzüge und Schattenseiten kennzeichnen des SamuelTwardowski (1600-1660) historisches Gedicht »Władyslaw
IV.«, eigentlich ein Cyklus nur äußerlich verbundener Schilderungen der Kriegszüge und Reisen des KönigsWladislawWasa.
Die patriotische Tendenz überwiegt in dieser Dichtung so sehr, daß der Hof von Moskau
[* 42] als eine der Friedensbedingungen ihre
öffentliche Verbrennung verlangte. Von geringerm Wert sind die übrigen Gedichte Twardowskis, wie die »Gesandtschaft Zbaraskis«,
der »Kosakenkrieg«, seine von Gelehrsamkeit strotzenden »Oden« u. a. Als Erzeugnis erzwungener Mache erscheinen die Dichtungen
des Reichshistoriographen Wespasyan Kochowski (1633-99),
namentlich sein »Werk Gottes oder das Lied des befreiten Wien«, während
auch seine lyrischen Gedichte größern Wert für die Geschichte als für die Poesie besitzen. Durch idealen Schwung zeichnen
sich die Idylle »Roxolanki« des Simon Zimorowicz (1604-29) aus. Die Gebrechen der Zeit werden am schärfsten
von einem Mann gegeißelt, welcher selbst den größten Tadel verdiente: der Palatin von Posen, Christoph Opalinski (1609-55),
welcher unter den Magnaten zuerst auf die Seite der Schweden
[* 43] trat und sich auch sonst als stolz, habsüchtig
und käuflich erwies, verfaßte 52 »Satiren« von großer Sittenstrenge, aber mittelmäßiger Diktion und schlechtem Geschmack.
Die lateinische Dichtkunst fand auch in diesem Zeitraum an KasimirSarbiewski (1595-1640) einen glänzenden Vertreter; seine
Oden werden noch heute als mustergültig betrachtet. Den Übergang zum französischen Klassizismus vermittelt die gräfliche
Dichterfamilie der Morsztyn, unter denen der Kronschatzmeister Andreas, das Haupt der französischen Partei
unter König Sobieski, den bedeutendsten Einfluß ausgeübt hat. Er wies zuerst durch eine vorzügliche Übersetzung des »Cid«
auf die französischen Muster hin, ahmte in der poetischen Erzählung »Psyche« französische Eleganz und Leichtigkeit nach und
verfaßte zierliche lyrische Gedichte.
SeinNeffeStanislaus Morsztyn übersetzte die »Andromache« von Racine und schrieb vortreffliche Elegien; auch
Zbigniew Morsztyn erweist sich in seinen Gedichten als Meister anmutiger Diktion. Durch Einfachheit und Natürlichkeit zeichnen
sich die epischen und lyrischen Gedichte (»Lob der Wälder«, »Der Frühling«, »Die Klagen«) der Elisabeth Druzbacka (1687-1760)
aus. Das Drama kam auch in diesem Zeitraum über unbedeutende Anfänge
nicht hinaus, obschon König Wladislaw
IV. (1630-48) eine Hofbühne unterhielt und auch an den Höfen der Magnaten theatralische Vorstellungen in Gebrauch waren. Durch
gelungene Charakteristik ragt der »Z chlopa Król« (Krak. 1637) des Peter Baryka hervor, welcher einzelne Züge mit Gryphius gemein
hat.
Unter König Joh. Kasimir wurden, wie ein Zeitgenosse klagt, »die Fenster des WarschauerSchlosses von französischen
Perücken verhüllt«. Der Hof und die Großen wendeten sich immer entschiedener der französischen Litteratur zu, was namentlich
die Entwickelung des nationalen Dramas hindern mußte. Nach dem TodSobieskis erregte ein allegorisches Tendenzstück: »Das KönigreichPolen«, von einem unbekannten Verfasser, großes Aufsehen (vgl.
K. Wojcicki, Teatr starožytny w Polsce, Warsch. 1841). Auch die eigentliche Geschichtschreibung
machte keinen Fortschritt, dagegen ist dieser Zeitraum reich an wertvollen Memoiren. Die erste Stelle gebührt hier den in
mustergültiger Prosa abgefaßten »Pamiętniki« des Chrisostomus Pasek (beste Ausg.,
Wilna 1854),
welcher die Kriege und politischen Ereignisse von 1656 bis 1668 aus eigner Anschauung schildert.
Stilistisch unbedeutend, aber inhaltreich sind des Nikol. Jemiolowski »Denkwürdigkeiten« von 1648 bis 1679 (Lemb. 1850) und
des Joachim Jerlicz »Chronik der Ereignisse von 1620 bis 1673« (Petersb. 1853),
während die unter dem Namen Otwinowski (Krak.
1850) veröffentlichten Memoiren scharfe Beobachtungsgabe des Verfassers bekunden. Sehr wichtig für die
Geschichte des KönigsMich. Wisniowiecki ist das »Diarium« des an den Ereignissen in hervorragender Weise beteiligten Palatins
Chrapowicki (Warsch. 1844). Unter den eigentlichen Geschichtschreibern sind hervorzuheben: der
äußerst fruchtbare PolyhistorSimon Starowolski (gest. 1656), dessen »Reformacya
obyczajów polskich«, »Polonia sive status regni Poloniae«
(Köln 1632),
»Script. polon. hecatontas« (Vened. 1627) durch
klare Auseinandersetzung der Gebrechen der Republik bemerkenswert sind; der oben genannte Wespasyan Kochowski, Verfasser eines
vorzüglichen Geschichtswerkes: »Annalium Poloniae ab obitu Wladislai IV. climacter 1, 2, 3« (Krak. 1683-98, das 4. Buch befindet
sich als Manuskript in der Dresdener Hofbibliothek). Adalb. Wijuk Kojalowicz (1609-77) schrieb eine »Historia
Lithuaniae« (Danz. 1650),
welche Schlözer zu den besten Geschichtswerken des 17. Jahrh. zählt; des ReichskanzlersAndr. Chris.
Zaluski (1650-1711) »Epistolae historico-familiares« (Braunsb. 1709-1711) sind Hauptquellen für die
Geschichte dieser Zeit. Der KastellanPaulPotocki (gest. 1674),
welcher 13 Jahre in russischer Gefangenschaft
verbracht hatte, verfaßte eine »Beschreibung Moskoviens« (Warsch. 1747),
Fürst Albr. H. Radziwill eine »Geschichte König
Sigismunds III.« Die heraldischen Vorarbeiten Paprockis fanden in dem großen Werke »Korona
polska« (Lemb. 1728-41, 4 Bde.)
des K. Niesiecki (gest. 1744) eine klassische Vollendung.
IV. Herrschaft des französischen Klassizismus, 1750-1822.
Der Ausgang des 17. und Anfang des 18. Jahrh. waren für diepolnische Litteratur ganz
unproduktiv; erst um die Mitte des 18. Jahrh. trugen die immer mächtiger eindringenden französischen
Einflüsse den Sieg davon und förderten eine neue Litteraturepoche zu Tage, welche allerdings fast ausschließlich auf Nachahmung
fremder Muster beruht, indessen für Verfeinerung des Geschmacks und der Sprache nicht
¶
mehr
wenig geleistet hat. Der Kampf gegen die Schulmethode der Jesuiten knüpft sich an den Namen des PiaristenStanislausKonarski
(1700-1773), der in seiner Schrift »De emendandis eloquentiae vitiis« die widerliche Sprachmengerei bekämpfte, in den »Institutiones
oratoriae« (1767) eine ungekünstelte Theorie der Beredsamkeit mit Beispielen aus mustergültigen Schriftstellern gab und dem
französischen Klassizismus durch vorzügliche Übersetzungen aus Corneille u. a. die Bahn brach.
Diese Richtung fand eifrige Unterstützung an dem Hof des Königs Stan. Poniatowski, welcher seine Schwäche und Charakterlosigkeit
wenigstens zum Teil durch die den Künsten und Wissenschaften erwiesene Aufmunterung gesühnt hat. Der »Dichterfürst«
dieser Zeit, ErzbischofGraf Ignaz Krasicki (1735-1801), vereinigt alle ihre Vorzüge: zierliche Sprache,
feinen Witz, geistreiche Satire, mit ihren Schattenseiten, als sklavische Nachahmung französischer Muster, unbedingte Unterwerfung
unter die Kunstregeln Boileaus und Mangel an wahrer poetischer Empfindung. Im steifen Stil der »Henriade« besang er den »Krieg
um Chotin«, ohne die frühere Bearbeitung desselben Stoffes von W. Potocki zu kennen; belebter sind seine
satirischen Epopöen (»Myszeïs«, »Monomachia«,
»Antimonomachia«),
am gelungensten seine Fabeln und Satiren und die Sittenromane (»Der Untertruchseß« etc.),
während die unter dem Namen seines Sekretärs Mrowinski veröffentlichten Dramen ganz verfehlt sind. Unter den eigentlichen
Hofpoeten sind zu nennen: der BischofAd. Naruszewicz (1733-96), welcher in seinen Oden, Idyllen, anakreontischen
Liedern und in seinen vortrefflichen Satiren noch eine gewisse Würde bewahrt, während der königliche Kammerherr St. Trembecki
(1732-1812) sich nicht nur mit dem Schoßhündchen des Königs vergleicht, sondern auch der Zarin Katharina schmeichelt, obschon
seine lyrischen Gedichte und sein großes beschreibendes Gedicht »Zofijówka«
in sprachlicher Hinsicht ausgezeichnet genannt werden müssen.
nach Skarga der bedeutendste polnische Kanzelredner: welcher in seinem didaktischen Gedicht »Swiatynia
Sibylli« an den Moderegeln festhält, erhebt sich in einzelnen Dichtungen, namentlich in dem Fragment »Assarmot«,
zu wahrer poetischer Begeisterung. Der eigentliche Dichter des Übergangs ist indessen der auch als Staatsmann, Redner und
AdjutantKosciuszkos bekannte Julian Ursin Niemcewicz (1757-1841). Seine politischen Tendenzdramen: »Die Heimkehr des Landboten«
und »Kasimir d. Gr.« greifen kühn in die nationale Strömung;
Unter den Dichtern des Übergangs sind ferner zu nennen: Franz Wenzyk (1784-1862),
welcher Dramen (»Glinski«, »Barbara«, »Wanda«) und ein beschreibendes Gedicht: »Okolice Krakowa« (Krak. 1820), schrieb, der KastellanCajetan Kozmian (1771-1856), Winzenz Reklewski (1785-1812) u. a. Charakteristisch für diesen Zeitraum sind die zahlreichen,
zum Teil vorzüglichen Übersetzungen von Meisterwerken der altklassischen wie der modernen Litteraturen.
Einen bedeutenden Aufschwung nahm jetzt die Geschichtschreibung. Dem obengenanntenAd. Naruszewicz gebührt der Ruhm, durch
seine auf umfassenden kritischen Quellenstudien beruhende, auch sprachlich ausgezeichnete »Geschichte
des polnischen Volkes« eine sichere Grundlage für die moderne Geschichtschreibung Polens geschaffen zu
haben.
Denselben Stoff mit besonderer Berücksichtigung der staatlichen Einrichtungen, Sitten, Trachten etc. behandelte Fr. Siarczynski
(1758-1829); geringern Wert besitzen Golembiowskis (1773-1849) zahlreiche Beiträge zur Sittengeschichte Polens. Der Erforschung
der slawischen Urgeschichte widmete sich außer Surowiecki (1769-1827) Adam Czarnocki (1784-1825), dessen
in polnischen und russischen Zeitschriften veröffentlichte Aufsätze auf diesem Gebiet bahnbrechend wirkten.
Sehr bedeutend gestaltete sich auch in diesem Zeitraum die Memoirenlitteratur; fast jedes Jahr bringt jetzt Denkwürdigkeiten
aus dem 18. Jahrh., und sehr viele ruhen noch in den Familienarchiven. Unter den bekannten
sind am wichtigsten: die Denkwürdigkeiten des Königs Stan. Poniatowski, dessen interessanter Briefwechsel
mit Frau v. Geoffrin später in Paris veröffentlicht wurde; sodann des Andreas Kitowicz »Denkwürdigkeiten zur RegierungAugusts
III. und Stanisl. Augusts« (Pos. 1840),
des an der Barer Konförderation ^[richtig: Konföderation] in hervorragendem Maß beteiligten
Wybicki »Pamiętniki« (das. 1840),
dann »Pamiętniki czasów moich« von Niemcewicz (Par. 1840),
der freisinnige und geistreichste Führer der Reformpartei auf dem sogen. großen Reichstag von 1788-92,
und der Staatsrat Stan. Staszic (1755-1826; »Uwagi nad žyciem Zamoyskiego«,
»Przestrogi dla Polski«); ferner Ignaz Potocki, Severyn Rzewuski, Jezierski, Tomaszewki u. a. Auch in den Versuchen auf dem
Gebiet der Philosophie herrschte die französische Richtung vor. Die von Condillac im Auftrag des polnischen
Unterrichtsrats verfaßte »Logik« wurde von Jan Znosko übersetzt (1802); Cyankiewicz schrieb eine Logik nach den GrundsätzenLockes (1784). Am
¶
mehr
eifrigsten vertrat den sensualistischen Standpunkt der WilnaerProfessor Jan Sniadecki (1756-1830) in der Schrift »O filozofii«
(1819),
während J. K. Szaniawski (1764-1843) sich an Kant und Schelling anlehnte (»Rzut oka na dzieje filozofii«, 1804; »O
naturze«, 1808).
Das Erscheinen der »Balladen und Romanzen« von AdamMickiewicz (1822) eröffnet die romantische Periode, welche
wesentlich zum Ausbruch des Aufstandes von 1830 beitrug, nach dem Scheitern desselben in der Emigrationslitteratur ihren ebenso
glänzenden und genialen wie auch durch Überschwenglichkeit gefährlichen Ausdruck findet, dann die WarschauerDemonstrationen
von 1862 und den Aufstand vom Januar 1863 mit erzeugt, damit aber auch abschließt und einer wesentlich
realistischen Gegenströmung weicht.
JuliusSlowacki (1809-49), dessen erste Dichtungen 1832 erschienen, brachte die polnische Romantik zu dem Extrem der subjektiven,
durch keine Tradition und Regel gezügelten Empfindung, der patriotischen Leidenschaft und des absichtlichen
Absehens von allen normalen oder prosaischen Lebensbedingungen. Endlich vertritt der dritte bedeutendste Dichter dieser Zeit,
GrafSigismundKrasinski (gest. 1859), die kirchlich-aristokratische Abart der polnischen Romantik. Neben Mickiewicz waren es namentlich
folgende Dichter, welche in den 20er Jahren zum Sieg derRomantik über den absterbenden Nachklassizismus
beitrugen: W. Brodzinski (gest. 1835) mit seinem reizenden Idyll »Wieslaw«, Graf A. Fredro (gest. 1876) mit seinem Lustspiel »Geldhab«,
Bohdan Zaleski (gest. 1886) mit seinen »Dumy«,
besonders aber der früh verstorben A. Malczewski (1792-1826) mit der poetischen Erzählung »Marya« und S. Goszczynski (gest.
1876) mit seiner schauerlich-brutalen poetischen Erzählung »Zamek Kaniowski«. Die episch-lyrische Poesie
findet dann ihre hervorragendsten Vertreter in Winzenz Pol (1807-72),
dessen »Lied von unserm Land« und Rittergedicht »Mohort«
in der glücklichen Weise alle Vorzüge der Kunst- und Volkspoesie vereinigen;
dessen durch hohen Schwung ausgezeichnete »Skargi Jeremiego« (1847) und
»Melodye biblijue« ^[richtig: »Melodye
biblijne«] (1852) sowie die Dichtungen des jung verstorbenen Edm. Wasilewski (1814-46), dann die von
Cyprian Norwid, Roman Zmorski, Berwinski u. a. einen starken Einfluß des romantischen Pessimismus und
radikalen PatriotismusSlowackis verraten.
Auch das Drama nahm in der romantischen Epoche einen bedeutenden Aufschwung. Neben Slowacki, welcher eine stattliche Anzahl
echt romantischer Trauerspiele schrieb, von denen jedoch viele Repertoirestücke wurden, sind insbesondere
zu erwähnen: Graf Alex. Fredro der ältere (gest. 1876), der durch natürlichen Humor ersetzt, was ihm an echter dramatischer
Kunst abgeht; Jozef Korzeniowski (1797-1863), der maßvollste unter den Romantikern, Magnuszewski (1810-47) u. a.
Im allgemeinen aber war die Romantik in Polen so wenig wie in Deutschland und Frankreich der Entwickelung des
bühnengerechten Dramas förderlich. In glücklicher Weise vermittelt der Roman den Übergang zu der neuesten realistischen
Epoche.
Den Bann des sentimentalen klassischen Romans versuchten schon im zweiten Jahrzehnt Bernatowicz (»Pojata«),
GrafSkarbek (»Pan Starosta«, »Damian Ruszczyc« etc.) zu brechen. Doch datiert die Popularität
der Romane in Polen erst vom Anfang der 40er Jahre, seitdem sich nämlich J. I. ^[Józef Ignacy] Kraszewski
(1812-87) mit dem Roman »Swiat i poeta« (1839) Bahn gebrochen, um alsbald der fruchtbarste und der am meisten gelesene Schriftsteller
zu werden. Neben Kraszewski, welcher eine ebenso anziehende wie im ganzen gesunde geistige Nahrung bot, sind
zu nennen: Jozef Korzeniowski (gest. 1863), der in seinen zahlreichen Sittenromanen, als »Spekulant«,
»Garbaty«, »Emeryt« etc.,
sich als sehr bedeutender Erzähler und feiner Stilist erweist, indessen den populären und patriotischen Ton nicht so glücklich
wie Kraszewski zu treffen wußte;
Aber die polnische Romantik war keine ausschließlich poetische Richtung, sondern eine politisch-soziale Reaktion gegen die
durch den Wiener Kongreß sanktionierten Verhältnisse und gegen jene aristokratisch-büreaukratische
Koterie, welche den Fall des Reichs mit verschuldet und sich dann mit dem russischen Regime ausgesöhnt hatte. Sie beherrschte
daher auch nicht allein die Dichtkunst, sondern auch die Geschichte und Philosophie. In der polnischen Geschichtschreibung
behandelte die »klassische Schule« des übrigens sehr verdienstlichen A. Naruscewicz (gest.
1796) die Hof- und Staatsgeschichte.
An der Spitze der neuesten, romantischen Schule stand JoachimLelewel (gest. 1861), welcher wie Mickiewicz wesentlich zum Aufstand
von 1830 beitrug und sein bedeutendes Talent der patriotisch-demokratischen Tendenz vollständig dienstbar machte, zwar auf
allen Gebieten der Geschichte und Geographie durch seine Forschungen anregend und bahnbrechend wirkte,
aber durch das Hineintragen vorgefaßter Meinungen den Sieg realistisch-objektiver Geschichtsforschung hinderte.
Ganz in demselben Sinn wirkten Heinrich Szmitt und Andreas Moraczewski (gest. 1855), dessen »Polnische Geschichte« ein warmes
Plaidoyer für republikanische Grundsätze ist und in dogmatisierender Richtung über die durch fortwährende Quellenforschung
gemilderte und kontrollierte ähnliche MethodeRottecks und Guizots weit hinausgeht. Anstatt die Fehler
und Gebrechen aufzudecken, welche den Fall des polnischen Staats herbeiführen, langte die SchuleLelewels¶