Pneumatische
Fundation, s. Grundbau, ^[= (Fundament, hierzu Tafel "Grundbau"), der Inbegriff aller Bauarbeiten, welche einem ...] [* 2] S. 860.
Fundation, s. Grundbau, ^[= (Fundament, hierzu Tafel "Grundbau"), der Inbegriff aller Bauarbeiten, welche einem ...] [* 2] S. 860.
Klingel, s. Telegraph. ^[= (griech., "Fernschreiber", hierzu Tafeln "Telegraph I u. II"), jede Vorrichtung, ...] [* 3]
Kuren (Atmungskuren). Die Atmung der Menschen geht normal vor sich bei einer Dichtigkeit der äußern Luft von einer Atmosphäre Druck; dieselbe wird sofort verändert, wenn die Spannung der Luft verändert wird. Nimmt die Dichtigkeit der Luft ab, so müssen die Respirationen, um das notwendige Quantum Sauerstoff in den Brustraum eintreten zu lassen, proportional der Verdünnung der Luft häufiger und mühsamer werden, die Muskelanstrengung nimmt zu, das Herz muß stärker arbeiten; gleichzeitig treten Blutüberfüllungen des Kopfes und andrer Organe mit sehr übeln Folgen ein.
Umgekehrt werden beim Einatmen verdichteter Luft die Atemzüge seltener und leichter, allgemeines Wohlbefinden tritt ein, die Erregbarkeit des Nervensystems wird herabgesetzt, Disposition zu Schlaf tritt ein. Man hat frühzeitig daran gedacht, von einer natürlich vorhandenen oder künstlich herzustellenden Modifikation der Luftdichtigkeit bei der Behandlung der Lungenkrankheiten Gebrauch zu machen. Gestützt auf frühere irrtümliche Angaben über das Nichtvorkommen von Lungenschwindsucht an sehr hoch gelegenen Orten, glaubte man dieselbe zu heilen, zu verhüten oder zu bessern dadurch, daß man die Patienten die verdünnte Luft sehr hoch gelegener Orte dauernd einatmen ließ.
Man ist heute davon zurückgekommen und hat im Gegenteil die schädliche Einwirkung sehr verdünnter Luft erkannt. Wenn man Schwindsüchtige nach mäßig hoch gelegenen Orten schickt, z. B. nach Montreux, Lausanne, [* 4] St.-Maurice, Davos etc., so beruht der Erfolg hier nicht darauf, daß die Kranken verdünnte Luft einatmen, sondern eine Luft, rein von allen schlechten Beimengungen der Tiefebene, von trockner Beschaffenheit und namentlich von einer sehr gleichmäßigen Temperatur.
Dagegen wird die pneumatische Kur vermittelst verdichteter Luft mit großem Vorteil angewendet gegen Emphysem, chronische Bronchialkatarrhe, Asthma etc. Die Kranken erfahren nicht allein während der Zeit, wo sie verdichtete Luft einatmen, eine augenblickliche Besserung ihres Zustandes, sondern nicht selten werden ihre Beschwerden für längere Zeit gemindert, ihre Krankheit positiv geheilt. Man hat festgestellt, daß die Lungen beim Atmen komprimierter Luft erweitert, die Atemzüge minder häufig, aber tiefer werden, daß die Ausscheidung von Harn und Kohlensäure wächst, der ganze Stoffwechsel also sich hebt, und daß infolgedessen die Ernährung gefördert wird.
Die Füllung der feinsten Blutgefäße vermindert sich, die Aufsaugung der Lymphe wird beschleunigt, und das sauerstoffreichere Blut erzeugt erhöhtes Kraftgefühl. Die Einatmung der verdichteten Luft geschieht vermittelst der pneumatischen Apparate. Die gewöhnliche Art derselben, die pneumatischen Kabinette, sind nach Tabarié (1864) von dicken Platten aus Schmiedeeisen umgrenzte, hermetisch abgeschlossene Räume von der Gestalt eines oben und unten mit einer Kuppel versehenen Cylinders, in dem eine oder zwei oder mehrere Personen Platz haben.
Die untere Kuppel befindet sich unter dem Fußboden des Zimmers, in welchem der Apparat aufgestellt ist; der Apparat erscheint danach von der Gestalt einer Glocke (pneumatische Glocke). Die Grenze zwischen unterer Kuppel und Cylinder bildet eine hölzerne Diele, auf welcher Sessel für die Kranken stehen. Licht [* 5] erhält der Apparat durch luftdichte Fenster, der Eingang ist ebenso durch eine hermetisch schließende Thür. Durch eine Öffnung in der untern Kuppel wird vermittelst einer Dampfmaschine [* 6] beständig bis zu etwa 1,5 Atmosphären Druck verdichtet frische Luft in den Raum hineingeleitet, welche auf der andern Seite durch ein Rohr an der obern Kuppel wieder entweicht. In neuerer Zeit sind auch pneumatische Kabinette aus Stein konstruiert worden.
Die pneumatischen Kuren gewinnen immer größere Verbreitung, und man findet jetzt in allen größern Städten pneumatische Apparate. Von Waldenburg [* 7] wurde 1873 ein tragbarer pneumatischer Apparat angegeben, der sich von dem pneumatischen Kabinett dadurch unterscheidet, daß der Kranke die verdichtet Luft nur einatmet, während sein übriger Körper sich unter dem gewöhnlichen Atmosphärendruck befindet. Gleichzeitig kann bei diesem Apparat je nach Wunsch und Notwendigkeit Einatmung und Ausatmung in verdünnter Luft geschehen.
Diesen und ähnliche Apparate hat man mit großem Vorteil bei allen Erkrankungen des Herzens, bei welchen der Abfluß des Bluts aus dem Herzen gehemmt ist, bei Lungenschwindsucht mit Bluthusten, bei Luftröhrenkatarrhen und namentlich bei Lungenemphysem angewandt. Der einmalige Aufenthalt des Kranken in verdichteter Luft oder die sogen. Sitzung (pneumatisches Bad) [* 8] dauert in der Regel zwei Stunden; die Zahl der Sitzungen ist je nach dem Grad und der Beschaffenheit des Leidens eine verschiedene, bis 60 und 80.
Vgl. Lange, Über komprimierte Luft, ihre physiologische Wirkung und therapeutische Bedeutung (Götting. 1864);
Vivenot, Zur Kenntnis der physiologischen Wirkungen und der therapeutischen Anwendung der verdichteten Luft (Erlang. 1868);
Knauthe, Handbuch der pneumatischen Therapie (Leipz. 1876);
Waldenburg, Die pneumatische Behandlung der Respirations- und Zirkulationskrankheiten (2. Aufl., Berl. 1880);
Simonoff, Aerotherapie (Gieß. 1876);
Maschine [* 9] (pneumatischer Hebel), [* 10] in der Orgel eine sinnreiche, von dem englischen Orgelbauer Barker etwa 1832 erfundene Vorrichtung, welcher die Spielart großer Orgeln dadurch erleichtert, daß kleine Bälge, zu denen durch Niederdruck der Tasten dem Orgelwind der Zugang gestattet wird, das Aufziehen der häufig sehr zahlreichen und einen erheblichen Druck erfordernden Spielventile übernehmen, indem der eintretende Wind die Oberplatte in die Höhe treibt und durch dieselbe die weitere Traktur in Bewegung setzt.
Telegraph, s. Telegraph. ^[= (griech., "Fernschreiber", hierzu Tafeln "Telegraph I u. II"), jede Vorrichtung, ...]
Bett, [* 11] s. v. w. Luftkissen. ^[= zusammenlegbares Kissen aus luftdichtem Gewebe, mit einem Ventil versehen, welches gestattet, ...]
Wanne, s. Gase, ^[= im weitesten Sinn luftförmige Körper, d. h. Körper, welche, indem ihre Teilchen das Bestreben ...] [* 12] S. 934.
(griech., Spiritualismus), die dogmatische Annahme, daß nur unkörperliche, denkende Substanzen existieren, die Materie dagegen Erscheinung oder Schein sei.
die Lufthaltigkeit gewisser Vogelknochen, s. Vögel. ^[= (Aves; hierzu Tafel "Körperteile der Vögel"), Klasse der Wirbeltiere, wird nach ...] [* 14]
(griech.), umschriebene Erfüllung subkutaner Räume mit Luft infolge einer krankhaften Verbindung derselben mit den Atmungswegen oder mit der Paukenhöhle;
auch s. v. w. Lungenbruch, angeborne Hervorragung eines Teils der Lungensubstanz durch eine Öffnung des Brustraums.
(griech.), s. v. w. Äolsharfe. ^[= (Windharfe, Wetterharfe, Geisterharfe), ein langer, schmaler Resonanzkasten mit oder ohne Schallloch ...]
(griech.), überhaupt Lehre von dem Geist;
in der ältern Metaphysik, z. B. der Wolfschen Schule, gleichbedeutend mit Psychologie;
in der theologischen Dogmatik die Engel- und Dämonenlehre (Angelo- und Dämonologie). ¶
(griech.), Instrument, bestimmt, die Größe der individuell sehr verschiedenen und durch Krankheiten der Brust veränderlichen Muskelkraft der Einatmung und Ausatmung zu messen.
Dasselbe besteht aus einer der Nasen- und Mundöffnung luftdicht anzupassenden Maske, welche vermittelst eines Gummischlauchs mit einem Quecksilbermanometer verbunden ist.
Das von einer Skala abzulesende jeweilige Sinken des Quecksilbers bei dem Einatmen, das Steigen desselben bei dem Ausatmen bestimmt die Größe der Muskelleistung.
(griech.), s. Luftansammlung. ^[= krankhafte Ansammlung von Luft in den Lungen, im Darm, im Brustfellsack (s. Pneumotho ...]
(griech.), Behandlung von Krankheiten mit komprimierter Luft. ^[= im allgemeinen jeder gasförmige Körper, weshalb man auch von Luftarten spricht; im engern ...]
(griech.), s. Lungenprobe. ^[= (Pneumobiomantik, Docimasia pulmonum hydrostatica), der mit der Lunge eines neugebornen Kindes ...]
(griech.), Lunge. ^[= # (Pulmo), das Organ zur Luftatmung bei den Wir führten leicht verständlich. Die Zerlegung des ...] [* 16]
(lat.), Lungenentzündung. ^[= im weitesten anatomischen Sinn 1) eine Entzündung, Eiterbildung oder Verdickung ...]
(griech.), Staubeinatmungskrankheiten. ^[= Der Staub, welcher bei der Atmung in die Luftwege eingesogen wird, wird größtenteils von dem ...]
Apparat zur Messung der ausgeatmeten Luft. Pflügers Pneumonometer dient zur Messung der Residualluft, desjenigen Luftvolumens, welches nach vollständiger Ausatmung noch in den Lungen zurückbleibt. Der Mensch befindet sich in einem hermetisch verschlossenen Kasten, in welchem zunächst der Druck der Atmosphäre herrscht. Durch Auspumpen wird die Luft verdünnt bis auf einen Druck, den ein im Apparat befindliches Manometer [* 17] angibt. Hierbei wird dem Menschen ein Teil seiner Residualluft entzogen, und wenn man dies Luftvolumen mißt, so kann man daraus die Menge der Residualluft berechnen.
(griech.), Bildung von Pilzen in der Lunge. ^[= # (Pulmo), das Organ zur Luftatmung bei den Wir führten leicht verständlich. Die Zerlegung des ...]
(griech.), s. Bluthusten. ^[= (Blutspeien, Blutspucken, Haemoptoe), im weitesten Sinne des Worts jedweder unter Husten, Räuspern, ...]
(Pneumatothorax, griech.), Luftansammlung im Brustfellraum. Die Luft gelangt dahin entweder von außen durch Brustwunden oder von innen durch Lungenzerreißung. Letzteres kommt ungleich häufiger vor als ersteres. Sobald Luft in die Brustfellhöhle eingetreten ist, wird die Lunge von der Wandung des Brustkorbs abgedrängt und sinkt nun, sofern sie nicht verwachsen ist, infolge der ihr innewohnenden Elastizität zusammen. Sie wird beim Einatmen nicht mehr mit Luft gefüllt, weil die zwischen Brustkorb und Lungen befindliche Luft die Erweiterung der Lunge unmöglich macht.
Die betreffende Lunge geht also für das Atmen teilweise oder ganz verloren, der Patient ist nur noch auf die Funktion der andern Lunge angewiesen, und daher ist es erklärlich, daß in vielen Fällen von Pneumothorax hochgradige Atemnot vorhanden ist, zumal wenn noch andre Lungenkrankheiten, wie es gewöhnlich geschieht, daneben bestehen. Unter den Ursachen sind ziemlich häufig Schuß- und Stichwunden, seltener Geschwüre krebsiger Natur an der Brust oder in der Speiseröhre; die Durchlöcherung der Lunge geschieht durch Brustfellentzündungen, durch Bersten von Emphysemblasen, am allerhäufigsten aber werden solche Personen, welche an Lungentuberkulose leiden, von Pneumothorax befallen, weil hier der Zerfall des Lungengewebes sich leicht auch auf das Lungenfell ausdehnt, so daß dieses durchbrochen und der Übertritt der Luft aus den Luftwegen in den Brustfellkorb möglich gemacht wird.
Die subjektiven Zeichen des Pneumothorax bestehen in meist plötzlich auftretender oder erhöhter Atemnot, unter Umständen mit Fieber und Schmerzen auf der kranken Seite. Objektiv charakterisiert sich der Pneumothorax hauptsächlich durch Verschiebung der Nachbarorgane. Betrifft der Pneumothorax die rechte Seite, so wird die Leber nach abwärts gedrängt; betrifft er die linke, so wird das Herz auf die rechte Seite hinübergeschoben. Der Brustkorb erscheint auf der befallenen Seite ausgedehnt, er atmet nicht mehr wie auf der gesunden Seite; Atmungsgeräusch und Resonanz sind verschwunden.
Die an Pneumothorax leidenden Kranken gehen in den meisten Fällen ziemlich schnell zu Grunde, teils wegen der vorausgehenden Tuberkulose, teils wegen der Brustfellentzündung, welche den Pneumothorax fast stets begleitet, teils endlich infolge der unvollständigen Respiration. In seltenen Fällen tragen Kranke einen vollständigen Pneumothorax mit sich herum, ohne besondere Beschwerden dabei zu empfinden. Zahlreiche Fälle von durch äußere Verletzungen entstandenem Pneumothorax heilen; die Luft wird dann entweder resorbiert, und die Lunge tritt wieder an die Thoraxwand an, oder ein pleuritischer Erguß drängt die Luft auf demselben Weg aus der Brustfellhöhle heraus, auf welchem sie dahin gelangt ist, und nachdem dies geschehen, wird auch der pleuritische Erguß wieder aufgesaugt und die Norm annähernd wiederhergestellt. Unter Umständen kann man die Luft durch operativen Eingriff (Thorakocentese) aus der Brusthöhle zu entfernen suchen. Die Behandlung ist bei dem Pneumothorax ziemlich ohnmächtig; ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Verfall des Kranken durch entsprechende Ernährung aufzuhalten und seine Atemnot zu lindern. - Pneumopyothorax nennt man den krankhaften Zustand, wobei nicht bloß Luft, sondern auch Eiter in der Brusthöhle vorhanden ist.
Hügel in Athen, [* 18] im W. der Akropolis, [* 19] mit einem Zeusheiligtum (s. Athen, S. 996).
(bei den Alten Eridanus, auch Padus), der größte Fluß Italiens, [* 20] entspringt in den Kottischen Alpen, am östlichen Abhang des Monte Viso, in einer Höhe von 1952 m, fließt anfangs östlich durch ein Alpenthal bis gegen Revello, tritt dann in die Ebene, fließt nördlich durch die Provinz Turin, [* 21] beschreibt einen Bogen [* 22] um die Berge von Montferrat und wendet sich bei Chivasso gegen O., welche Richtung er im allgemeinen bis zu seiner Mündung beibehält. Er ist die zentrale Rinne der italienischen Niederlande, [* 23] in welcher sich alle Alpen- und Apenninengewässer vereinigen, bezeichnenderweise nahe an den Apennin herangedrängt und ein überwiegend einseitiges Flußsystem.
Die Alpenflüsse sind alle in jeder Jahreszeit viel wasserreiche als die Apenninenzuflüsse, die im Sommer sehr wasserarm sind. So gehört der Po im Verhältnis seiner Länge zu den wasserreichsten Flüssen Europas und leistet, mit mehreren seiner Nebenflüsse in hohem Grad schiffbar, dem Verkehr wesentliche Dienste. [* 24] Schon an der Ticinomündung beträgt die Seehöhe nur noch 66 m, und in der Nähe von Piacenza ist sein Lauf so verlangsamt, daß er keine Kiesel mehr rollt und bei der Flachheit seiner Ufer nur durch Dämme, welche bald auch alle Nebenflüsse im Unterlauf begleiten, abgehalten wird, seine Umgebung zu überschwemmen.
Von Cremona an fehlen größere Städte an seinen Ufern, die vorhandenen kleinern liegen auf künstlichen, aus sehr alter Zeit stammenden Erhöhungen, mußten sich aber noch in diesem Jahrhundert durch Dämme schützen. Infolge der Vollendung und sorgsamen Unterhaltung der Dämme nämlich kann sich der Fluß nicht mehr ausbreiten, er läßt deshalb seine Sinkstoffe in seinem Bett selbst fallen, erhöht dasselbe und schiebt sein Delta [* 25] um so rascher vor. Bei Ficcarolo, oberhalb Ferrara, [* 26] beginnt die Teilung, indem sich vom Po grande, der sich wiederum in mehrere Arme teilt, unter denen der Po di Maestra, di Goro, della Gnocca und delle Tolle die bedeutendsten, letzterer ¶
der schiffbarste ist, ein Arm abzweigt, welcher kanalisiert als Po di Volano und Po di Primaro, der eine nördlich, der andre südlich von den Lagunen von Comacchio, den Panaro, Reno und andre Apenninenflüsse aufnehmend, münden. Bei Polesella endlich geht eine Abzweigung zum Canale Bianco, der, an Adria vorbeifließend, durch Seitenkanäle mit Po und Etsch verbunden, am weitesten nördlich als Po di Levante mündet. Die Entfernung der nördlichsten Mündung von der südlichsten beträgt 94 km. Weiteres über die Deltabildung des Po s. Delta (mit Kartenskizze).
Die Länge des Stroms beläuft sich auf 570 km. Seine Breite [* 28] ist sehr verschieden, sie beziffert sich beispielsweise bei Turin mit 160, bei Cremona mit 910, bei Guastalla mit 1326 m; von da an ist sie wieder bedeutend geringer, sie beträgt bei Ostiglia 303 und auf dem weitern Lauf nur etwa 250 m, bis sie sich an der Mündung des Hauptstroms wieder zu 1137 m erweitert. Von den Nebenflüssen sind rechts nur noch der Tanaro und die Trebbia zu nennen, von den linken Dora Riparia, Dora Baltea, Sesia, Ticino (der wasserreichste), Adda, Oglio und Mincio.
Das gesamte Stromgebiet des Po erstreckt sich über 74,907 qkm (1360 QM.) und umfaßt beinahe ganz Oberitalien [* 29] (Piemont, Lombardei, den größten Teil der Emilia, einen Teil von Venetien), außerdem Teile der südöstlichen Schweiz [* 30] und des südlichen Tirol. [* 31] Die Höhenlage des Po fällt vom Ursprung bis Revello bei einer Länge von 34 km um 1600 m, von da bis zum Meer nur noch um 352 m. Da die Übergänge über den Fluß allenthalben schwierig sind, so erhalten die Punkte, wo solche möglich sind, für friedlichen und kriegerischen Verkehr erhöhte Wichtigkeit.
Namentlich gilt dies von Turin und Piacenza. Bei Turin vereinigen sich überdies nicht nur die Straßen aus der obern Ebene von Piemont, sondern auch die über den Mont Cenis und Mont Genèvre, daher das jetzige Aufblühen der Stadt, daher hier der Schauplatz von Schlachten. [* 32] Weiter stromab sind wichtig: Casale, Valenza und Mezzana Corti. Piacenza war bis in die neueste Zeit der einzige Übergang am weitesten stromab, dort vereinigten sich alle Straßen aus der Lombardei und der Schweiz, um sich in der Emilia fortzusetzen, daher die Bedeutung von Piacenza als Festung. [* 33] Weiter stromab sind zu nennen die Übergänge von Borgoforte und Pontelagoscuro. Von jeher waren die Anwohner in Kampf mit dem Po, der sie beständig bedrohte, daher hat sich hier die Wasserbaukunst zuerst zum Schutz, dann für Schiffahrt und Bewässerung so früh und so hoch entwickelt.
[* 27] L. (Rispengras, Viehgras), Gattung aus der Familie der Gramineen, [* 34] einjährige oder ausdauernde Gräser [* 35] mit gleich- oder einseitiger Rispe, kleinen, eiförmigen oder elliptischen, zwei- bis achtblütigen Ährchen, [* 36] spitzen Hüllspelzen und unbegrannten Deckspelzen. Poa pratensis L. (gemeines Angergras, Wiesenrispengras, [* 27] Fig. 1) ist perennierend, rasenbildend, mit schmalen, flachen Blättern; die Rispenäste gehen, wenigstens unten an der Spindel, zu 3-6 von der Spindel aus, die Grasährchen sind drei- bis fünfblütig. Es findet sich weitverbreitet, bildet mit Poa annua L. den grünen Rasenteppich auf Angern u. ist als treffliches, nahrhaftes Untergras gleich gut für Schnitt und Weide. [* 37] Es liebt gutes Erdreich und wird auf solchem bei Anlegung von Wiesen stets mit im Gemenge ausgesäet. In Nordamerika [* 38] ist es als Blaugras sehr geschätzt. Gebrauchswert der Samen [* 39] 7 Proz. Poa trivialis L. (gemeines Rispengras, [* 27] Fig. 2) ist perennierend, rasenbildend, mit grünen oder violettbunten Grasährchen, findet sich ganz allgemein verbreitet, besonders auf feuchtem Boden, ist ebenso trefflich zu verwerten wie das vorige und übertrifft an Futterwert alle andern Arten der Gattung. Poa annua L. (kleinem Angergras, Sommerrispengras) ist einjährig, mit fingerhohen Blättern und handhohen Halmen; die Rispenäste gehen einzeln oder zu zweien von der Spindel aus. Es findet sich sehr verbreitet, erscheint namentlich auch als Unkraut in Gärten und überzieht kräftige Äcker mit dichtem Rasen. Es wird vom Vieh sehr gern gefressen, eignet sich aber nicht für die Kultur, weil der Same zu ungleichzeitig reift.
[* 27] ^[Abb.: Fig. 1. Angergras (Poa pratensis).
Fig. 2. Gemeines Rispengras (Poa trivialis).]
Gruppe der Gräser (s. d., ^[= (Gramineen, Süßgräser), monokotyle Pflanzenfamilie, aus der Ordnung der Glumifloren, einjährige ...] S. 630).
(v. lat. populus, franz. peuple), die niedrigste Klasse eines Volkes, insofern sie sich durch Mangel an Bildung und an Achtung für dieselbe, besonders für das Schickliche und Gesetzliche, und durch Niedrigkeit der Denkungsart charakterisiert.
Armut ist daher nicht das Merkmal des Pöbels, von dem vielmehr ebensowohl unter den höhern wie unter den niedern Ständen die Rede sein kann (vornehmer und gelehrter Pöbel).
s. Ochlokratie. ^[= (griech.), der Zustand eines Staats, welcher durch Ausartung der demokratischen ...]
Konstantin Petrowitsch, Generalprokurator des russ. Heiligen Synods, wurde auf der Rechtsschule zu Petersburg, [* 40] die er 1846 verließ, gebildet, ward Sekretär [* 41] des Senats zu Moskau [* 42] und nach Veröffentlichung einiger rechtshistorischer Schriften Professor an der Moskauer Universität. ¶
1860 erhielt er die Aufgabe, mehrere Großfürsten, auch den jetzigen Kaiser, in den juridischen Fächern zu unterrichten, und begleitete 1863 den Großfürsten Thronfolge Nikolai Alexandrowitsch auf dessen Reise durch Rußland. 1872 ward er Senator und Mitglied des Reichsrats und 1880 Oberprokurator des Heiligen Synods. Ein fanatischer Slawophile und Orthodoxer, übte er unter Alexander III. einen maßgebenden Einfluß auf seinen ehemaligen Schüler zu gunsten der orthodoxen Kirche sowie der Abkehr von allen freisinnigen Ideen und der Unterdrückung der fremden Nationen und Konfessionen [* 44] aus.
(spr. pottschétta), s. Quartgeige. ^[= (ital. Violino piccolo oder franz. Pochette, engl. Kit), Taschengeige, Sackgeige, ...]
(spr. pottschétti), eigentlich Bernardo Barbatelli, ital. Maler, geb. 1542 zu Florenz, [* 45] lernte bei M. Ghirlandajo, ging dann nach Rom, [* 46] wo er Raffaels Werke studierte und sich besonders in der Groteskenmalerei ausbildete, welcher seine besten Schöpfungen angehören.
Nach seiner Rückkehr nach Florenz führte er religiöse Fresken in den Klöstern von Santa Maria Novella, Sant' Annunziata und San Marco aus.
Doch liegt seine Bedeutung vornehmlich in seinen ornamentalen Malereien (Deckenarabesken in den Uffizien).
Er starb 1612 in Florenz.
(spr. pottschi), Franz, Graf von, trefflicher Zeichner, Dichter und Musiker, geb. zu München, [* 47] Sohn des aus Italien [* 48] nach München gekommenen bayrischen Generals Grafen Fabricius Pocci, widmete sich zu Landshut [* 49] und München juristischen Studien, beschäftigte sich daneben auch, besonders seit er 1830 die Sinekure eines königlichen Zeremonienmeisters erhalten hatte, mit Zeichnen und trat mit mannigfache Beweisen eines glücklichen Talents hervor. König Ludwig I. und den damaligen Kronprinzen Maximilian begleitete er auf mehreren Reisen nach Italien. Seit 1847 war er als Hofmusikintendant thätig, bis er 1864 zum Oberstkämmerer ernannt wurde. Er starb in München. Außer mehreren kleinen Singspielen für Privattheater komponierte er eine Oper: »Der Alchimist«, außerdem Sonaten, Gesangstücke etc. Als Dichter trat er zuerst mit »Dichtungen« (Schaffh. 1843),
köstlichen »Jägerliedern« (Landsh. 1843; 2. Aufl., Leipz. 1854) und »Studentenliedern« (Landsh. 1845) auf; am bekanntesten aber ward er durch seine zahlreichen und trefflichen litterarisch-artistischen Produkte für die Kinderwelt. Wir erinnern an: »Rosengärtlein«, Gebetbuch (Landsh. 1839; 3. Aufl., Regensb. 1868);
»Allerneuestes Spruchbüchlein« (2. Aufl., Münch. 1876);
»Lustiges Bilderbuch« (das. 1853);
»Was du willst« (2. Aufl., das. 1876);
»Lustige Gesellschaft« (das. 1867) u. a. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe dramatischer Spiele für die Jugend, wie: »Dramatische Spiele« (2. Aufl., Münch. 1883);
»Neues Kasperltheater« (Stuttg. 1855);
»Lustiges Komödienbüchlein« (Münch. 1859-77, 6 Bde.) u. a.;
die Volksdramen: »Gevatter Tod« (das. 1855),
»Der Karfunkel«, nach Hebel (das. 1860),
und »Der wahre Hort, oder die Venediger Goldsucher« (das. 1861);
ferner: »Der Landsknecht« (das. 1861);
»Totentänze in Bildern und Sprüchen« (12 Blatt, [* 50] das. 1862);
»Namenbilder« (das. 1865);
»Herbstblätter« (das. 1867);
mit Reding: »Altes und Neues« (Stuttg. 1855, 2 Bde.) u. a. Auch lieferte er Radierungen zu Grimms »Deutschen Volksmärchen«, Illustrationen zu Kobells »Schnadahüpfln«, Andersens »Tales from Denmark«, Gülls »Kinderheimat in Liedern«, Löschkes »Kinderreimen«, Hollands »Pfingstgrüßen«, zum Birlingschen Kinderbuch »Nimm mich mit« u. a.
Vgl. »Franz Graf Pocci als Dichter und Künstler« (Münch. 1877).
(Pochen), Glücksspiel unter 3-6 Personen. Man braucht dazu ein Brett, welches die Einsätze für As, König, Dame, Bube, Zehn, Mariage, Sequenz und Poch aufnimmt. Vor Beginn des Spiels setzt jeder Teilnehmer in jedes Feld des Brettes, den Poch ausgenommen, eine Marke. Dann erhält jeder fünf Karten, und vom Talon wird Trumpf geschlagen. Hierauf sagt man an; wer As, König etc. in Atout hat, zieht ein, was auf dem betreffenden Felde des Brettes steht. Bei Sequenz schlägt die höhere die niedere und Atout die andern Farben; bei gleichen Sequenzen gewinnt die Vorhand.
Wer König und Dame in Atout hat, zieht die Mariage ein. Ist eine Karte, bez. Kartenfolge, für die gesetzt wurde, nicht heraus, so bleibt der alte Satz stehen, und der neue kommt beim nächsten Spiel hinzu. Nach dem Ansagen kommt das Pochen. Wer ein »Kunststück« (zwei oder mehr gleiche Blätter) hat, darf sagen: »ich poche!« und dabei eine beliebige Zahl Marken in die Pochrubrik des Brettes setzen. Wer den Pocher mit einem bessern Kunststück überbieten zu können glaubt, sagt: »ich halte es!« und setzt die gleiche Markenzahl. Dann darf ein Dritter, Vierter etc. auch halten, und unter Erhöhung des Einsatzes darf jeder, vom Ersten angefangen, wieder »nachpochen«. Wer dann nicht weiter halten will, gibt seinen ersten Satz verloren.
ärmere Erze, welche die Metallverbindungen in so feiner Verteilung enthalten, daß sie behufs der Ausbreitung auf Naßpochwerken gemahlen werden müssen.
(spr. -schett), s. Quartgeige. ^[= (ital. Violino piccolo oder Poccetta, franz. engl. Kit), Taschengeige, Sackgeige, ...]
(ital., spr. pockétto), ein bißchen.
s. v. w. Klopfkäfer. ^[= (Nagekäfer, Bohrkäfer, Anobium Fab.), Gattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie ...]
uraltes Städtchen in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, an der Mündung der Erlaf in die Donau und an der Staatsbahn Wien-Linz (Abzweigung nach Gaming), mit Seilerwarenfabrik, Holzschwemme, Dampfsägen und (1880) 932 Einw.;
aus dem Nibelungenlied als Bechelaren (die Burg Rüdigers) bekannt.
(Stampfwerke), Arbeitsmaschinen mit senkrecht fallenden Stempeln (Stampfen, Schießern), welche zum Zerpochen der Erze und Schlacken auf Gruben und Hüttenwerken und zu ähnlichen Zwecken benutzt werden. Sie bestehen in der Regel aus mehreren durch eine Leitung im Pochgerüst in aufrechter Stellung erhaltenen hölzernen oder eisernen Stempeln mit vorspringenden Ansätzen (Fröschen, Tatzen), welche durch eine horizontale Daumenwelle abwechselnd emporgehoben werden und beim Niederfallen die untergeschoben Körper zerkleinern.
Der Schuh (Pocheisen) am untern Ende des hölzernen Stempels, meist fest, zuweilen langsam rotierend oder sich umsetzend, besteht bei den Erz-, Stein- und Schlackenpochwerken aus einem parallelepipedischen Stück Schmiedeeisen und wiegt mit dem Stempel gewöhnlich 100-150 kg. Er macht in einer Minute 50-60 Hübe von je 15-40 cm Höhe. Drei bis fünf Stempel (ein Satz) arbeiten zugleich in einem Pochtrog, einem von Pfosten umgrenzten Kasten, dessen Sohle (Pochsohle) aus Eisen [* 51] oder aus fest zusammengestampften quarzigen Gesteinstücken besteht. Man unterscheidet Naß- und Trockenpochwerke. Auf den erstern werden die ärmern Erze, die sogen. Pocherze oder Pochgänge, unter Zutritt von Wasser gepocht, um die erfolgende Pochtrübe zu Schlieg zu verwaschen. Bei Trockenpochwerken, auf welchen die reichern Erze zerstampft werden, um sie unmittelbar dem Schmelzprozeß zu übergeben oder sie nach der Separation in Rättern oder Siebtrommeln durch die ¶
Setzmaschinen zu reinigen, ist der Trog mit Holzstücken ausgesetzt, auf welche noch eine gußeiserne Pochsohle zu liegen kommt. Die zu zerstampfenden Erze schüttet man in einen Behälter (Pochrolle), aus welchem sie durch einen Blechtrichter und eine Rinne auf die Sohle geführt werden, oder man schaufelt die Erze sowohl beim Trocken- als auch beim Naßpochen unter die Stempel. Man betreibt die Pochwerke durch Wasser-, Windräder und Dampfmaschinen. [* 53] Unter dem Namen Pochwerk begreift man auch das Gebäude, in welchem sich neben dem Stampfwerk die andern Aufbereitungsmaschinen befinden (s. Aufbereitung).
(Pökile), s. Poikile. ^[= (griech., lat. sc. stoa, "bunte Säulenhalle"), eine auf Säulen ruhende ...]
(lat.), Mundschenk, bei den Alten meist ein jugendlicher, hübscher Sklave.
(Blattern, Menschenpocken, Variola), ansteckende schwere Konstitutionserkrankung, in deren Verlauf sich ein eigentümlicher Hautausschlag entwickelt. Die Pocken treten als Epidemien auf, ihre Entstehung wird in das 6. Jahrh., von andern sogar weit in die Anfänge der geschichtlichen Zeitrechnung verlegt. Erst vom 10. Jahrh. an hat die Seuche in wiederholten verheerenden Zügen Mitteleuropa heimgesucht; sie wurde im 16. Jahrh. nach Schweden, [* 54] später auch in die neuentdeckten Länder Asiens, Amerikas und Afrikas verschleppt.
Seitdem Ende vorigen Jahrhunderts durch Jenner die Schutzimpfung eingeführt ist, hat sich die Sterblichkeit ganz erstaunlich verringert, so daß eigentliche Völkerseuchen nicht mehr aufgetreten, auch wohl in Zukunft nicht mehr zu befürchten sind. Die Übertragung geschieht nur durch Berührung (Kontagion) mit Lymphe aus Pockenpusteln. Diese enthält als Ansteckungsstoff Spaltpilze, welche durch ihr Wachstum die Krankheit hervorrufen. Diese Pilze [* 55] sind wahrscheinlich in Bezug auf ihre Lebensenergie verschiedenartig, man unterscheidet eine mehr harmlose Spezies, welche leichte Formen (Variolois) hervorbringt, etwas heftiger wirkende Kuhpockenpilze (Vaccina) und schließlich eine bösartige Abart, welche die eigentlichen Menschenpocken (Variola) erzeugen. Die nahe Verwandtschaft der drei Krankheitserreger zeigt sich einmal darin, daß Ansteckung mit dem einen Gifte dieselben Erscheinungen einleiten kann, welche eigentlich dem andern zukommen (Variolois-Ansteckung kann z. B. Variola erzeugen), und zweitens darin, daß ein Organismus, welcher eine dieser Ansteckungskrankheiten durchgemacht hat, gegen erneute Berührung mit einem jeden derselben unempfänglich geworden ist.
Anatomisch beginnt der Ausbruch der Pocken mit der Bildung roter Flecke und Knötchen, denen dann ein Bläschen mit anfangs klarem, dann eiterigem Inhalt folgt. Die Bläschen wandeln sich so allmählich in Pusteln um. Endlich zerreißen die Pusteln an ihrer Spitze, ihr Inhalt fließt aus, und es bilden sich an ihrer Stelle kleine offene Geschwüre, welche mit Zurücklassung netzförmiger, vertiefter Narben verheilen. Diese Veränderungen beobachtet man jedoch nur bei den schwerern Pockenfällen.
Bei den leichtern Fällen kommt es entweder gar nicht oder nur in geringerm Grad zur Eiterbildung und zur nur oberflächlichen Zerstörung der Haut, [* 56] und die zurückbleibende Narben sind unbedeutend und kaum wahrnehmbar. An andern Pocken kommt es gar nicht bis zur Eiterbildung, die Entzündung des Hautgewebes zerteilt sich wieder, es entsteht kein Substanzverlust, es bleiben also auch keine Narben zurück. Im letztern Fall durchbricht der Inhalt der Pockenpusteln gewöhnlich nicht die Decke [* 57] derselben, sondern vertrocknet zu dunkelbraunen runden Schorfen.
Diese fallen ab und hinterlassen noch für einige Zeit rote, etwas hervorragende Flecke, die sich aber auch bald entfärben und abschwellen. Die einzelnen Hautpocken stehen bald in größerer Entfernung voneinander, bald stehen mehrere gesonderte Pockenpusteln auf einem gemeinsamen geröteten Hof, [* 58] bald fließen mehrere Pusteln miteinander zusammen. Mischt sich der eiterige Inhalt der Pockenpusteln mit Blut, welches aus den freien Gefäßen des geröteten Mutterbodens austritt, so entstehen die gefürchteten schwarzen Pocken. In sehr seltenen Fällen tritt Brand der Haut zu den Pocken, und die Bläschen füllen sich mit einem mißfarbigen jauchigen Inhalt (Variolae gangraenosae).
Aber nicht bloß die äußere Haut, sondern auch die Schleimhaut werden der Sitz von Pockeneruptionen. Am häufigsten treten die Pocken auf der Bindehaut des Auges, der Schleimhaut des Mundes, des Schlund- und Kehlkopfs, der Luftröhre und ihrer größern Äste, der Genitalien und der Harnröhre aus. Bei Knaben kommen häufig derbe, durch die Haut durchzufühlende Entzündungsknoten in den Hoden vor, welche mit Schwund des erkrankten Drüsengewebes heilen.
In schweren Fällen der Pockenkrankheit stellt sich etwa am 9.-12. Tag nach erfolgter Ansteckung, während welcher Zeit gewöhnlich gar keine Symptome der Infektion vorhanden sind, noch vor Ausbruch der Pocken ein anhaltendes, abends sich steigerndes Fieber ein, welches etwa 3 Tage lang, meist mit steigender Heftigkeit, andauert. Der Beginn des Fiebers tritt oft mit Schüttelfrost, mit Erbrechen, ziehenden Schmerzen im Rücken, in den Schultern und Extremitäten, Muskelzuckungen, Aufschrecken aus dem Schlaf, Irrereden oder ungewöhnlicher Mattigkeit auf.
Nun findet etwa am 4. Tag nach Beginn des Fiebers der Ausbruch der Pocken statt unter Augenschmerzen und reichlichem Thränenfluß, unter Brennen und Anschwellen der Haut, besonders am Kopf, unter Halsschmerzen, Schling- und Harnbeschwerden. Diese Symptome rühren teils von der Entzündung der äußern Haut, teils von der variolösen Affektion der verschiedenen Schleimhäute her. Der Ausbruch der Pocken über den Körper geschieht von oben nach unten. In 3 Tagen ist meist der Ausbruch vollendet, und das früher vorhandene Fieber hört ganz auf oder läßt doch bedeutend nach.
Der Kranke fühlt sich, wenn die Pockeneruption nicht zu reichlich ist, verhältnismäßig wohl. Etwa am 6. Tag nach dem ersten Ausbruch der Pocken und am 9. Tag nach Eintreten der ersten Fiebererscheinungen entwickelt sich in den Pocken die Eiterung, welche in derselben örtlichen Aufeinanderfolge wie der Ausbruch der Pocken eintritt. Die Rötung und Schwellung der betreffenden Hautpartien und die Schmerzen daselbst nehmen beträchtlich zu. Das Fieber, welches gemäßigt oder selbst geschwunden war, steigert sich wieder oder stellt sich mit wiederholtem Frösteln von neuem ein (Eiterungsfieber) und wird für viele Pockenkranke dadurch gefährlich, daß die Körpertemperatur eine Höhe erreicht, bei welcher das Leben nicht fortbestehen kann. Hierzu kommen nicht selten Blutaustritte in den Pockenbläschen, zuweilen übermäßiges Nasenbluten, Bluthusten und Blutflüsse aus andern Organen, namentlich aus den Nieren in Form des Blutharnens. Die Gefahr ist zu dieser Zeit außerordentlich groß. Übersteht der Kranke das Fieber, so lassen allmählich die Beschwerden nach, die Pocken verschorfen, fallen ab, und nach 4-6 Wochen ist die Heilung vollendet.
Bei den leichtern Pockenfällen (Variolois) bieten die Symptome nur gradweise Verschiedenheit von denen der Variola dar. Das Fieber, welches dem ¶
Ausbruch der Pocken vorausgeht, ist weniger intensiv und von kürzerer Dauer. Der Pockenausbruch selbst ist schon nach 24-36 Stunden beendet, die Anzahl der Pocken ist geringer, sie stehen weniger dicht, die Umwandlung der Knötchen in Bläschen und Pusteln findet schneller statt als in schweren Fällen. Die Affektion der Schleimhaut ist eine weniger bedeutende. Das Fieber verliert sich mit der vollendeten Eruption gänzlich, und es tritt damit fast immer ein Wohlbefinden ein, welches nur wenig durch die Schleimhautaffektion gestört ist. Gewöhnlich tritt die Vertrocknung der Pusteln schon 5-6 Tage nach ihrem Ausbruch ein. Nach dem Abfall der Schorfe bleiben keine oder nur ganz unbedeutende Narben zurück.
Die Bekämpfung der Pocken gründet sich auf die oben erwähnte Erfahrung, daß dasselbe Individuum nur einmal befallen wird, selbst wenn es nur die mildern Formen des Ansteckungsgifts überwunden hat. Vgl. Impfung. [* 60] Die Behandlung der ausgebrochenen Pocken kann nur eine symptomatische sein, da wir nicht im stande sind, den typischen Verlauf der Krankheit zu unterbrechen oder abzukürzen. Im Fieberstadium vor dem Ausbruch der Pocken paßt für den Kranken ein mäßig kühles Verhalten, eine Zimmertemperatur von 12-14° R., ein nicht zu schweres und zu warmes Bett, als Getränk kaltes Wasser oder Limonade, nicht aber warmer Thee; feste Speisen dürfen gar nicht gereicht werden.
Bei vorhandener Stuhlverstopfung sind Klystiere von Wasser mit Essigzusatz anzuwenden. Während des Pockenausbruchs kann man Kaltwasserumschläge auf die Augen und auf die sehr gespannten und schmerzhaften Hautstellen auflegen. Erreicht das Eiterungsfieber eine beträchtliche Höhe, so empfiehlt sich am meisten die Darreichung großer Dosen von Chinin und die Anwendung mehrmals, oft stündlich wiederholte kühler Bäder, welche notorisch die Körpertemperatur stark herabsetzen.
Ist das Fieber verschwunden, und sind die Pusteln im Austrocknen begriffen, so muß dem Patienten eine leichtverdauliche, aber nahrhafte Diät, selbst Wein, gewährt werden, denn die Kranken fühlen sich äußerst erschöpft. Die Schorfe dürfen nicht abgekratzt, höchstens durch feuchtwarme Umschläge abzulösen versucht werden. Kinder muß man in dieser Beziehung sorgfältig überwachen und sie besonders auch an dem unwillkürlichen Kratzen während des Schlafs verhindern.
Die Pocken der Kühe (Variolae vaccinae) sind anatomisch von den Pocken der Menschen nicht verschieden. Sie treten besonders am Euter und auf der feinen Haut zwischen den Hinterschenkeln auf und werden auf empfänglichen Tieren durch das Kontagium der Menschenpocken erzeugt, welches aber im Organismus des Rindes eine Degeneration erleidet, da es, vom letztern auf den Menschen übertragen, nur eine spezifische Lokalaffektion hervorruft (vgl. Impfung). In Deutschland [* 61] treten Kuhpocken selten auf.
Mit ihrer Entwickelung, welche in 6-7 Tagen vollendet ist, entsteht eine Entzündung am Euter, von welchem einzelne Teile für die Milchsekretion verloren gehen können. Das Allgemeinbefinden leidet nicht wesentlich. Zur Behandlung empfehlen sich warme Bähungen des Euters, öfteres Ausmelken, Baden [* 62] der wunden Stellen und Bestreichen mit Fett. Bei Schafen erlischt nach einmaliger Durchseuchung die Empfänglichkeit für das Pockengift, und man hat deshalb die Schafe [* 63] allgemein geimpft, übersah dabei aber, daß hier nicht eine modifizierte (wie beim Menschen), sondern die Lymphe aus natürlichen Pocken übertragen werden muß.
Mithin wird durch Impfen das Kontagium der Schafpockenseuche künstlich konserviert, und die meisten Eruptionen der Seuche wurden durch Ansteckung von geimpften Schafen vermittelt. Etwa 6-10 Tage nach der Ansteckung zeigen die Tiere Mattigkeit, Appetitstörung, Rötung der Augenschleimhaut, aus kleinen roten Flecken am Kopf, Brust, Bauch [* 64] entwickeln sich Knötchen und zuweilen kleine Bläschen, deren Inhalt nach 3-4 Tagen eiterig wird. Mit dem Abtrocknen der Pocken schwinden die Krankheitserscheinungen, und nach Ablauf [* 65] der dritten Woche tritt Genesung ein.
Vereinigen sich aber die Knötchen zu flachen Geschwülsten, u. entstehen größere Geschwürsflächen, so magern die Tiere ab, fressen fast gar nicht, zeigen Ausfluß [* 66] aus Augen und Nase [* 67] und sterben in der Regel. Bei kalter, nasser Witterung und schlechten Stallungen treten brandige Zerstörungen der Haut ein (Aaspocken), und es entwickelt sich bösartiges Fieber, dem die Tiere fast stets erliegen. Den Schafpocken erliegen 20, selbst 50 Proz. der Tiere, die genesenden Tiere sind abgemagert, und ihre Wollmenge ist verringert.
Die Durchseuchung einer Herde dauert mehrere Monate, wenn sie nicht durch Impfung beschleunigt wird. Man trennt die schwer erkrankten Tiere von den leicht erkrankten und den gesunden, sorgt für kühle, reine Luft und erfrischendes, nahrhaftes Futter und gibt den schwer kranken Tieren Körnerfutter. Bei Ausbruch der Schafpocken ist unverzügliche Impfung der ganzen Herde durch den beamteten Tierarzt vorgeschrieben, nur bei ungünstiger Witterung, oder wenn die gesunden Tiere sofort geschlachtet werden sollen, ist hiervon abzusehen.
Die erkrankte Herde unterliegt der Gehöftsperre, doch gestattet das Gesetz Nutzung der Weiden und Abfuhr von Dünger, soweit hierbei die Gefahr der Weiterverbreitung des Ansteckungsstoffs vermieden werden kann. Auf Pferde [* 68] sind die Pocken nicht verimpfbar, man hat aber die Aphthenkrankheit der Pferde (Dermatitis aphthosa, Stomatitis pustulosa) für Pocken ausgegeben und glaubt mit dem Exsudat der Mauke eine Schutzpocke bei Menschen erzeugen zu können (daher Schutzmauke). Ob Hunde [* 69] und Schweine [* 70] von Pocken befallen werden können, weiß man nicht. Die sogen. Hundepocken treten nach der Staupe auf, und das ausgebreitete Knötchen- und pustelförmige Exanthem, von welchem Schweine im Sommer befallen werden, ist der Gesundheit nicht wesentlich nachteilig.
Pocken heißen auch krankhafte Erscheinungen bei manchen Pflanzen, besonders die Flecke an Kartoffelknollen, welche durch einen Pilz [* 71] (Rhizoctonia, s. d.), und an Birnbaumblättern, welche durch eine Milbe (Phytoptus) erzeugt werden.
große (indianische, amboinische Pocken, große), s. Frambösie. ^[= (v. franz. framboise, "Himbeere", Erdbeerpocken, indianische, amboinische oder große ...]
s. Smilax. ^[= L. (Stechwinde, Sarsaparille, Sassaparille), Gattung aus der Familie der Smilaceen, rebenartige, ...]
(engl., spr. -dickschönöri), Taschenwörterbuch.
s. Guajacum; ^[= L. (Guajakbaum), Gattung aus der Familie der Zygophyllaceen, Bäume oder Sträucher mit sehr ...]
brasilisches, s. Jacaranda.
(ital.), wenig, ein wenig;
a p., allmählich.
(spr. póhkock oder pokóck), 1) Edward, berühmter engl. Orientalist, geb. zu Oxford, [* 72] studierte daselbst orientalische Sprachen, wurde 1630 Kaplan der englischen Faktorei in Aleppo und erhielt 1636 in Oxford die Professur der arabischen, 1648 auch der hebräischen Sprache. [* 73] Da er den Independenzeid verweigerte, verlor er 1650 seine Ämter wieder, doch erhielt er dieselben 1660 infolge der Restauration zurück;
er starb Von seinen Veröffentlichungen sind zu nennen: »Specimen historiae Arabum« (Oxf. 1648; hrsg. von White, das. 1806);
»Porta Mosis« von Maimonides (arab. u. lat. das. 1654);
»Annales Eutychii« (arab. u. lat., 1658 ¶