Catwater, den für die Kauffahrteischiffe. Plymouth, der zweite Kriegshafen des britischen
Reichs, besteht aus drei früher voneinander
getrennten, jetzt aber durch Anbau miteinander vereinigten
Städten, nämlich aus dem eigentlichen Plymouth,
Devonport und Stonehouse.
Plymouth ist die älteste der drei
Städte und hat daher zum Teil enge und steile
Straßen. Unter den gottesdienstlichen
Gebäuden ist die St. Andreaskirche (mit
Turm
[* 2] vom J. 1490) die älteste.
Ferner sind zu bemerken ein 1872-1874 im gotischen
Stil errichtetes
Rathaus mit
Gerichtshöfen, 2 Lateinschulen, ein
Seminar der
Dissidenten (Western
College), ein
Athenäum (mit
Museum und
Bibliothek), eine städtische
Bibliothek, ein großes
Theater,
[* 3]
Krankenhaus,
[* 4] Handwerkerinstitut und
zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten.
Eine
Reihe vorgeschobener
Forts umgibt die drei
Städte auf der Landseite. Diese Werke sind mit 900
Kanonen besetzt und bedürfen
zu ihrer
Verteidigung 15,000 Mann. Plymouth ist vor allem wichtig als Kriegshafen, in welchem fortwährend ein Teil der
englischen
Flotte liegt. Dieser
Hafen, in welchem über 100
Schiffe
[* 6] in einer
Reihe nebeneinander ankern können,
ist durch die
Hügel, welche die Stadt umgeben, vollständig gegen
Stürme und durch einen
Wellenbrecher (breakwater) von 1554 m
Länge gegen die vom
Meer her andringenden Wogen geschützt.
Dieses Werk wurde 1812-40 mit einem Kostenaufwand von 1½ Mill. Pfd. Sterl. erbaut, bei
den Einfahrten befinden sich zwei
Leuchttürme. Das Trinkwasser erhält Plymouth durch eine von
SirFrancisDrake angelegte
Wasserleitung;
[* 7] auch hat die Stadt große
Seebäder. Die
Bevölkerung
[* 8] der eigentlichen Stadt Plymouth beträgt (1881) 76,080, von
Devonport mit Stonehouse
63,980 Einw., die Gesamtbevölkerung mithin 140,060
Seelen. Die industrielle Thätigkeit ist in Plymouth, abgesehen
von den öffentlichen Anstalten, nur unbedeutend und beschränkt sich fast einzig
auf den
Schiffbau und die damit zusammenhängenden
Gewerbe. Plymouth unterhält einen sehr lebhaften
Handel mit dem
Kap,
Westindien
[* 9] und dem
Mittelmeer. Es besitzt (1887) 349 Seeschiffe
von 30,115
Ton. und 187 Fischerboote, und 1886 liefen 3618
Schiffe von 774,172 T. ein. Die Einfuhr (vom
Ausland) betrug 1887: 1,202,843 Pfd. Sterl., die Ausfuhr 185,775 Pfd. Sterl.
Plymouth ist Sitz eines deutschen
Konsuls. - Plymouth hieß zur Sachsenzeit Tameorworth, später
Sutton (Südstadt) und erhielt seinen
jetzigen
Namen 1438, als es zur Stadt erhoben wurde. Im 14. und 15. Jahrh. wurde es wiederholt
von den
Franzosen in
Brand gesteckt, was 1512 zu einer Verstärkung
[* 10] seiner
BefestigungenAnlaß gab. Im
Bürgerkrieg stand Plymouth auf
seiten des
Parlaments und wurde von den
Royalisten vergebens belagert. Am schlug de
Ruyter vor Plymouth die englische
Flotte
unter Askyn und sicherte dadurch den
Holländern die freie
Schiffahrt durch den
Kanal.
[* 11]
Devonport wurde 1824 zur
Stadt erhoben (eine dorische
Säule erinnert daran). Die jetzigen Festungswerke sind seit 1862 erbaut worden.
der schönste
HafenEnglands, an der Südküste der
GrafschaftDevon,
[* 14] am Eingang 4 km breit und ebenso weit
in das Land eindringend;
empfängt die
Flüsse
[* 15] Plym und Tamer (s. d.), deren
Ästuarien die
Reeden von Catwater und Hamoaze
bilden. Er ist von malerischen
Hügeln eingefaßt;
auf der offenen Südseite sichert ihn ein 1554 m langer
Wellenbrecher gegen den Andrang der Wogen.
Umgekehrt werden beim Einatmen verdichteter Luft die Atemzüge seltener und leichter, allgemeines Wohlbefinden
tritt ein, die Erregbarkeit des Nervensystems wird herabgesetzt, Disposition zu Schlaf tritt ein. Man hat frühzeitig daran gedacht,
von einer natürlich vorhandenen oder künstlich herzustellenden Modifikation der Luftdichtigkeit bei der Behandlung der
LungenkrankheitenGebrauch zu machen. Gestützt auf frühere irrtümliche Angaben über das Nichtvorkommen
von Lungenschwindsucht an sehr hoch gelegenen Orten, glaubte man dieselbe zu heilen, zu verhüten oder zu bessern dadurch,
daß man die Patienten die verdünnte Luft sehr hoch gelegener Orte dauernd einatmen ließ.
Man ist heute davon zurückgekommen und hat im Gegenteil die schädliche Einwirkung sehr verdünnter Luft erkannt. Wenn
man Schwindsüchtige nach mäßig hoch gelegenen Orten schickt, z. B. nach Montreux, Lausanne,
[* 20] St.-Maurice, Davos etc., so beruht
der Erfolg hier nicht darauf, daß die Kranken verdünnte Luft einatmen, sondern eine Luft, rein von allen schlechten Beimengungen
der Tiefebene, von trockner Beschaffenheit und namentlich von einer sehr gleichmäßigen Temperatur.
Dagegen wird die pneumatische Kur vermittelst verdichteter Luft mit großem Vorteil angewendet gegen Emphysem,
chronische Bronchialkatarrhe, Asthma etc. Die Kranken erfahren nicht allein während der Zeit, wo sie verdichtete Luft einatmen,
eine augenblickliche Besserung ihres Zustandes, sondern nicht selten werden ihre Beschwerden für längere Zeit gemindert,
ihre Krankheit positiv geheilt. Man hat festgestellt, daß die Lungen beim Atmen komprimierter Luft erweitert,
die Atemzüge minder häufig, aber tiefer werden, daß die Ausscheidung von Harn und Kohlensäure wächst, der ganze Stoffwechsel
also sich hebt, und daß infolgedessen die Ernährung gefördert wird.
Die Füllung der feinsten Blutgefäße vermindert sich, die Aufsaugung der Lymphe wird beschleunigt, und
das sauerstoffreichere Blut erzeugt erhöhtes Kraftgefühl. Die Einatmung der verdichteten Luft geschieht vermittelst der pneumatischen
Apparate. Die gewöhnliche Art derselben, die pneumatischen Kabinette, sind nach Tabarié (1864) von dicken Platten aus Schmiedeeisen
umgrenzte, hermetisch abgeschlossene Räume von der Gestalt eines oben und unten mit einer Kuppel versehenen Cylinders, in
dem eine oder zwei oder mehrere Personen Platz haben.
Die untere Kuppel befindet sich unter dem Fußboden des Zimmers, in welchem der Apparat aufgestellt ist; der Apparat erscheint
danach von der Gestalt einer Glocke (pneumatische Glocke). Die Grenze zwischen unterer Kuppel und Cylinder bildet eine hölzerne
Diele, auf welcher Sessel für die Kranken stehen. Licht
[* 21] erhält der Apparat durch luftdichte Fenster, der
Eingang ist ebenso durch eine hermetisch schließende Thür. Durch eine
Öffnung in der untern Kuppel wird vermittelst einer
Dampfmaschine
[* 22] beständig bis zu etwa 1,5 AtmosphärenDruck verdichtet frische Luft in den Raum hineingeleitet, welche auf der
andern Seite durch ein Rohr an der obern Kuppel wieder entweicht. In neuerer Zeit sind auch pneumatische
Kabinette aus Stein konstruiert worden.
Die pneumatischen Kuren gewinnen immer größere Verbreitung, und man findet jetzt in allen größern Städten pneumatische
Apparate. Von Waldenburg
[* 23] wurde 1873 ein tragbarer pneumatischer Apparat angegeben, der sich von dem pneumatischen
Kabinett dadurch unterscheidet, daß der Kranke die verdichtet Luft nur einatmet, während sein übriger Körper sich unter
dem gewöhnlichen Atmosphärendruck befindet. Gleichzeitig kann bei diesem Apparat je nach Wunsch und Notwendigkeit Einatmung
und Ausatmung in verdünnter Luft geschehen.
Maschine
[* 25] (pneumatischer Hebel),
[* 26] in der Orgel eine sinnreiche, von dem englischen Orgelbauer Barker etwa 1832 erfundene
Vorrichtung, welcher die Spielart großer Orgeln dadurch erleichtert, daß kleine Bälge, zu denen durch
Niederdruck der Tasten dem Orgelwind der Zugang gestattet wird, das Aufziehen der häufig sehr zahlreichen und einen erheblichen
Druck erfordernden Spielventile übernehmen, indem der eintretende Wind die Oberplatte in die Höhe treibt und durch dieselbe
die weitere Traktur in Bewegung setzt.
(griech.), umschriebene Erfüllung subkutaner Räume mit Luft infolge einer krankhaften
Verbindung derselben mit den Atmungswegen oder mit der Paukenhöhle;
auch s. v. w. Lungenbruch, angeborne Hervorragung eines
Teils der Lungensubstanz durch eine Öffnung des Brustraums.
(griech.), Instrument, bestimmt, die Größe der individuell sehr verschiedenen und durch Krankheiten der
Brust veränderlichen Muskelkraft der Einatmung und Ausatmung zu messen.
Dasselbe besteht aus einer der Nasen- und Mundöffnung
luftdicht anzupassenden Maske, welche vermittelst eines Gummischlauchs mit einem Quecksilbermanometer verbunden ist.
Das von
einer Skala abzulesende jeweilige Sinken des Quecksilbers bei dem Einatmen, das Steigen desselben bei dem
Ausatmen bestimmt die Größe der Muskelleistung.
(griech.), Behandlung von Krankheiten mit komprimierter Luft. ^[= im allgemeinen jeder gasförmige Körper, weshalb man auch von Luftarten spricht; im engern ...]
Apparat zur Messung der ausgeatmeten Luft. Pflügers Pneumonometer dient zur Messung der Residualluft,
desjenigen Luftvolumens, welches nach vollständiger Ausatmung noch in den Lungen zurückbleibt. Der Mensch befindet sich in
einem hermetisch verschlossenen Kasten, in welchem zunächst der Druck der Atmosphäre herrscht. Durch Auspumpen wird die Luft
verdünnt bis auf einen Druck, den ein im Apparat befindliches Manometer
[* 32] angibt. Hierbei wird dem Menschen
ein Teil seiner Residualluft entzogen, und wenn man dies Luftvolumen mißt, so kann man daraus die Menge der Residualluft
berechnen.
(Pneumatothorax, griech.), Luftansammlung im Brustfellraum. Die Luft gelangt dahin entweder von außen
durch Brustwunden oder von innen durch Lungenzerreißung. Letzteres kommt ungleich häufiger vor als ersteres.
Sobald Luft in die Brustfellhöhle eingetreten ist, wird die Lunge von der Wandung des Brustkorbs abgedrängt und sinkt nun,
sofern sie nicht verwachsen ist, infolge der ihr innewohnenden Elastizität zusammen. Sie wird beim Einatmen nicht mehr mit
Luft gefüllt, weil die zwischen Brustkorb und Lungen befindliche Luft die Erweiterung der Lunge unmöglich macht.
Die betreffende Lunge geht also für das Atmen teilweise oder ganz verloren, der Patient ist nur noch auf die Funktion der andern
Lunge angewiesen, und daher ist es erklärlich, daß in vielen Fällen von Pneumothorax hochgradige Atemnot vorhanden
ist, zumal wenn noch andre Lungenkrankheiten, wie es gewöhnlich geschieht, daneben bestehen. Unter den Ursachen sind ziemlich
häufig Schuß- und Stichwunden, seltener Geschwüre krebsiger Natur an der Brust oder in der Speiseröhre; die Durchlöcherung
der Lunge geschieht durch Brustfellentzündungen, durch Bersten von Emphysemblasen, am allerhäufigsten aber
werden solche Personen, welche an Lungentuberkulose leiden, von Pneumothorax befallen, weil hier der Zerfall des Lungengewebes sich leicht
auch auf das Lungenfell ausdehnt, so daß dieses durchbrochen und der Übertritt der Luft aus den Luftwegen in den Brustfellkorb
möglich gemacht wird.
Die subjektiven Zeichen des Pneumothorax bestehen in meist plötzlich auftretender oder erhöhter
Atemnot, unter Umständen mit Fieber und Schmerzen auf der kranken Seite. Objektiv charakterisiert sich der Pneumothorax hauptsächlich
durch Verschiebung der Nachbarorgane. Betrifft der Pneumothorax die rechte Seite, so wird die Leber nach abwärts gedrängt; betrifft
er die linke, so wird das Herz auf die rechte Seite
hinübergeschoben. Der Brustkorb erscheint auf der
befallenen Seite ausgedehnt, er atmet nicht mehr wie auf der gesunden Seite; Atmungsgeräusch und Resonanz sind verschwunden.
Die an Pneumothorax leidenden Kranken gehen in den meisten Fällen ziemlich schnell zu Grunde, teils wegen der vorausgehenden Tuberkulose,
teils wegen der Brustfellentzündung, welche den Pneumothorax fast stets begleitet, teils endlich infolge
der unvollständigen Respiration. In seltenen Fällen tragen Kranke einen vollständigen Pneumothorax mit sich herum, ohne besondere
Beschwerden dabei zu empfinden. Zahlreiche Fälle von durch äußere Verletzungen entstandenem Pneumothorax heilen; die Luft wird dann
entweder resorbiert, und die Lunge tritt wieder an die Thoraxwand an, oder ein pleuritischer Erguß drängt
die Luft auf demselben Weg aus der Brustfellhöhle heraus, auf welchem sie dahin gelangt ist, und nachdem dies geschehen,
wird auch der pleuritische Erguß wieder aufgesaugt und die Norm annähernd wiederhergestellt. Unter Umständen kann man die
Luft durch operativen Eingriff (Thorakocentese) aus der Brusthöhle zu entfernen suchen. Die Behandlung
ist bei dem Pneumothorax ziemlich ohnmächtig; ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Verfall des Kranken durch entsprechende Ernährung
aufzuhalten und seine Atemnot zu lindern. - Pneumopyothorax nennt man den krankhaften Zustand, wobei nicht bloß Luft, sondern
auch Eiter in der Brusthöhle vorhanden ist.
(bei den Alten Eridanus, auch Padus), der größte FlußItaliens,
[* 35] entspringt in den Kottischen Alpen, am östlichen
Abhang des Monte Viso, in einer Höhe von 1952 m, fließt anfangs östlich durch ein Alpenthal bis gegen Revello, tritt dann
in die Ebene, fließt nördlich durch die ProvinzTurin,
[* 36] beschreibt einen Bogen
[* 37] um die Berge von Montferrat
und wendet sich bei Chivasso gegen O., welche Richtung er im allgemeinen bis zu seiner Mündung beibehält. Er ist die zentrale
Rinne der italienischen Niederlande,
[* 38] in welcher sich alle Alpen- und Apenninengewässer vereinigen, bezeichnenderweise nahe
an den Apennin herangedrängt und ein überwiegend einseitiges Flußsystem.
Die Alpenflüsse sind alle in jeder Jahreszeit viel wasserreiche als die Apenninenzuflüsse, die im Sommer sehr wasserarm sind.
So gehört der Po im Verhältnis seiner Länge zu den wasserreichsten FlüssenEuropas und leistet, mit mehreren seiner Nebenflüsse
in hohem Grad schiffbar, dem Verkehr wesentliche Dienste.
[* 39] Schon an der Ticinomündung beträgt die Seehöhe
nur noch 66 m, und in der Nähe von Piacenza ist sein Lauf so verlangsamt, daß er keine Kiesel mehr rollt und bei der Flachheit
seiner Ufer nur durch Dämme, welche bald auch alle Nebenflüsse im Unterlauf begleiten, abgehalten wird,
seine Umgebung zu überschwemmen.
Von Cremona an fehlen größere Städte an seinen Ufern, die vorhandenen kleinern liegen auf künstlichen, aus sehr alter Zeit
stammenden Erhöhungen, mußten sich aber noch in diesem Jahrhundert durch Dämme schützen. Infolge der Vollendung und sorgsamen
Unterhaltung der Dämme nämlich kann sich der Fluß nicht mehr ausbreiten, er läßt deshalb seine Sinkstoffe
in seinem Bett selbst fallen, erhöht dasselbe und schiebt sein Delta
[* 40] um so rascher vor. Bei Ficcarolo, oberhalb Ferrara,
[* 41] beginnt
die Teilung, indem sich vom Po grande, der sich wiederum in mehrere Arme teilt, unter denen der Po di Maestra, di Goro, della
Gnocca und delle Tolle die bedeutendsten, letzterer
¶
mehr
der schiffbarste ist, ein Arm abzweigt, welcher kanalisiert als Po di Volano und Po di Primaro, der eine nördlich, der andre
südlich von den Lagunen von Comacchio, den Panaro, Reno und andre Apenninenflüsse aufnehmend, münden. Bei Polesella endlich
geht eine Abzweigung zum CanaleBianco, der, an Adria vorbeifließend, durch Seitenkanäle mit Po undEtsch
verbunden, am weitesten nördlich als Po di Levante mündet. Die Entfernung der nördlichsten Mündung von der südlichsten
beträgt 94 km. Weiteres über die Deltabildung des Po s. Delta (mit Kartenskizze).
Die Länge des Stroms beläuft sich auf 570 km. Seine Breite
[* 43] ist sehr verschieden, sie beziffert sich beispielsweise
bei Turin mit 160, bei Cremona mit 910, bei Guastalla mit 1326 m; von da an ist sie wieder bedeutend geringer, sie beträgt
bei Ostiglia 303 und auf dem weitern Lauf nur etwa 250 m, bis sie sich an der Mündung des Hauptstroms wieder zu 1137 m erweitert.
Von den Nebenflüssen sind rechts nur noch der Tanaro und die Trebbia zu nennen, von den linken Dora Riparia, Dora Baltea, Sesia,
Ticino (der wasserreichste), Adda, Oglio und Mincio.
Das gesamte Stromgebiet des Po erstreckt sich über 74,907 qkm (1360 QM.) und umfaßt beinahe
ganz Oberitalien
[* 44] (Piemont, Lombardei, den größten Teil der Emilia, einen Teil von Venetien), außerdem
Teile der südöstlichen Schweiz
[* 45] und des südlichen Tirol.
[* 46] Die Höhenlage des Po fällt vom Ursprung bis Revello bei einer
Länge von 34 km um 1600 m, von da bis zum Meer nur noch um 352 m. Da die Übergänge über den Fluß allenthalben
schwierig sind, so erhalten die Punkte, wo solche möglich sind, für friedlichen und kriegerischen Verkehr erhöhte Wichtigkeit.
Namentlich gilt dies von Turin und Piacenza. Bei Turin vereinigen sich überdies nicht nur die Straßen aus der obern Ebene von
Piemont, sondern auch die über den Mont Cenis und Mont Genèvre, daher das jetzige Aufblühen der Stadt,
daher hier der Schauplatz von Schlachten.
[* 47] Weiter stromab sind wichtig: Casale, Valenza und Mezzana Corti. Piacenza war bis in
die neueste Zeit der einzige Übergang am weitesten stromab, dort vereinigten sich alle Straßen aus der Lombardei und der
Schweiz, um sich in der Emilia fortzusetzen, daher die Bedeutung von Piacenza als Festung.
[* 48] Weiter stromab
sind zu nennen die Übergänge von Borgoforte und Pontelagoscuro. Von jeher waren die Anwohner in Kampf mit dem Po, der sie
beständig bedrohte, daher hat sich hier die Wasserbaukunst zuerst zum Schutz, dann für Schiffahrt und Bewässerung so früh
und so hoch entwickelt.
[* 42] L. (Rispengras, Viehgras), Gattung aus der Familie der Gramineen,
[* 49] einjährige oder ausdauernde Gräser
[* 50] mit gleich- oder
einseitiger Rispe, kleinen, eiförmigen oder elliptischen, zwei- bis achtblütigen Ährchen,
[* 51] spitzen Hüllspelzen und unbegrannten
Deckspelzen. PoapratensisL. (gemeines Angergras, Wiesenrispengras,
[* 42]
Fig. 1) ist perennierend, rasenbildend, mit schmalen, flachen
Blättern; die Rispenäste gehen, wenigstens unten an der Spindel, zu 3-6 von der Spindel aus, die Grasährchen
sind drei- bis fünfblütig. Es findet sich weitverbreitet, bildet mit PoaannuaL. den grünen Rasenteppich auf Angernu. ist
als treffliches, nahrhaftes Untergras gleich gut für Schnitt und Weide.
[* 52] Es liebt gutes Erdreich und wird
auf solchem bei Anlegung von Wiesen stets mit im Gemenge ausgesäet. In Nordamerika
[* 53] ist es als Blaugras sehr geschätzt. Gebrauchswert
der Samen
[* 54] 7 Proz. PoatrivialisL. (gemeines Rispengras,
[* 42]
Fig. 2) ist perennierend, rasenbildend, mit grünen oder violettbunten
Grasährchen, findet sich ganz allgemein verbreitet, besonders auf feuchtem Boden, ist ebenso trefflich
zu verwerten wie das vorige und übertrifft an Futterwert alle andern Arten der Gattung. PoaannuaL. (kleinem Angergras, Sommerrispengras)
ist einjährig, mit fingerhohen Blättern und handhohen Halmen; die Rispenäste gehen einzeln oder zu zweien von der Spindel
aus. Es findet sich sehr verbreitet, erscheint namentlich auch als Unkraut in Gärten und überzieht kräftige
Äcker mit dichtem Rasen. Es wird vom Vieh sehr gern gefressen, eignet sich aber nicht für die Kultur, weil der Same zu ungleichzeitig
reift.
(v. lat. populus, franz.
peuple), die niedrigste Klasse eines Volkes, insofern sie sich durch Mangel an Bildung und an Achtung für dieselbe, besonders
für das Schickliche und Gesetzliche, und durch Niedrigkeit der Denkungsart charakterisiert.
Armut ist daher nicht das Merkmal
des Pöbels, von dem vielmehr ebensowohl unter den höhern wie unter den niedern Ständen die Rede sein
kann (vornehmer und gelehrter Pöbel).
1860 erhielt er die Aufgabe, mehrere Großfürsten, auch den jetzigen Kaiser, in den juridischen Fächern zu unterrichten, und
begleitete 1863 den GroßfürstenThronfolgeNikolai Alexandrowitsch auf dessen Reise durch Rußland. 1872 ward er Senator und
Mitglied des Reichsrats und 1880 Oberprokurator des Heiligen Synods. Ein fanatischer Slawophile und Orthodoxer, übte
er unter Alexander III. einen maßgebenden Einfluß auf seinen ehemaligen Schüler zu gunsten der orthodoxen Kirche sowie der
Abkehr von allen freisinnigen Ideen und der Unterdrückung der fremden Nationen und Konfessionen
[* 59] aus.
köstlichen »Jägerliedern« (Landsh. 1843; 2. Aufl.,
Leipz. 1854) und »Studentenliedern« (Landsh.
1845) auf; am bekanntesten aber ward er durch seine zahlreichen und trefflichen litterarisch-artistischen
Produkte für die Kinderwelt. Wir erinnern an: »Rosengärtlein«, Gebetbuch (Landsh. 1839; 3. Aufl.,
Regensb. 1868);
»Lustige Gesellschaft« (das. 1867) u. a. Außerdem
veröffentlichte er eine Reihe dramatischer Spiele für die Jugend, wie: »Dramatische Spiele« (2. Aufl., Münch. 1883);
(Pochen), Glücksspiel unter 3-6 Personen. Man braucht dazu ein Brett, welches die Einsätze für As, König, Dame,
Bube, Zehn, Mariage, Sequenz und Poch aufnimmt. Vor Beginn des Spiels setzt jeder Teilnehmer in jedes Feld des
Brettes, den Poch ausgenommen, eine Marke. Dann erhält jeder fünf Karten, und vom Talon wird Trumpf geschlagen. Hierauf sagt
man an; wer As, König etc. in Atout hat, zieht ein, was auf dem betreffenden Felde des Brettes steht. Bei Sequenz schlägt die
höhere die niedere und Atout die andern Farben; bei gleichen Sequenzen gewinnt die Vorhand.
Wer König und Dame in Atout hat, zieht die Mariage ein. Ist eine Karte, bez. Kartenfolge, für die gesetzt wurde, nicht heraus,
so bleibt der alte Satz stehen, und der neue kommt beim nächsten Spiel hinzu. Nach dem Ansagen kommt das
Pochen. Wer ein »Kunststück« (zwei oder mehr gleiche Blätter) hat, darf sagen: »ich poche!« und dabei eine beliebige Zahl
Marken in die Pochrubrik des Brettes setzen. Wer den Pocher mit einem bessern Kunststück überbieten zu können glaubt, sagt:
»ich halte es!« und setzt die gleiche Markenzahl. Dann
darf ein Dritter, Vierter etc. auch halten, und unter Erhöhung des Einsatzes darf jeder, vom Ersten angefangen, wieder »nachpochen«.
Wer dann nicht weiter halten will, gibt seinen ersten Satz verloren.
uraltes Städtchen in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, an der Mündung der Erlaf in
die Donau und an der Staatsbahn Wien-Linz (Abzweigung nach Gaming), mit Seilerwarenfabrik, Holzschwemme, Dampfsägen und (1880) 932 Einw.;
(Stampfwerke), Arbeitsmaschinen mit senkrecht fallenden Stempeln (Stampfen, Schießern), welche zum Zerpochen
der Erze undSchlacken auf Gruben und Hüttenwerken und zu ähnlichen Zwecken benutzt werden. Sie bestehen in der Regel aus mehreren
durch eine Leitung im Pochgerüst in aufrechter Stellung erhaltenen hölzernen oder eisernen Stempeln mit
vorspringenden Ansätzen (Fröschen, Tatzen), welche durch eine horizontale Daumenwelle abwechselnd emporgehoben werden und
beim Niederfallen die untergeschoben Körper zerkleinern.
Der Schuh (Pocheisen) am untern Ende des hölzernen Stempels, meist fest, zuweilen langsam rotierend oder sich umsetzend, besteht
bei den Erz-, Stein- und Schlackenpochwerken aus einem parallelepipedischen Stück Schmiedeeisen und wiegt
mit dem Stempel gewöhnlich 100-150 kg. Er macht in einer Minute 50-60 Hübe von je 15-40 cmHöhe. Drei bis fünf Stempel (ein
Satz) arbeiten zugleich in einem Pochtrog, einem von Pfosten umgrenzten Kasten, dessen Sohle (Pochsohle) aus Eisen
[* 66] oder aus fest
zusammengestampften quarzigen Gesteinstücken besteht. Man unterscheidet Naß- und Trockenpochwerke. Auf
den erstern werden die ärmern Erze, die sogen. Pocherze oder Pochgänge, unter Zutritt von Wasser gepocht, um die erfolgende
Pochtrübe zu Schlieg zu verwaschen. Bei Trockenpochwerken, auf welchen die reichern Erze zerstampft werden, um sie unmittelbar
dem Schmelzprozeß zu übergeben oder sie nach der Separation in Rättern oder Siebtrommeln durch die
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mehr
Setzmaschinen zu reinigen, ist der Trog mit Holzstücken ausgesetzt, auf welche noch eine gußeiserne Pochsohle zu liegen kommt.
Die zu zerstampfenden Erze schüttet man in einen Behälter (Pochrolle), aus welchem sie durch einen Blechtrichter und eine
Rinne auf die Sohle geführt werden, oder man schaufelt die Erze sowohl beim Trocken- als auch beim Naßpochen
unter die Stempel. Man betreibt die Pochwerke durch Wasser-, Windräder und Dampfmaschinen.
[* 68] Unter dem Namen Pochwerk begreift man auch
das Gebäude, in welchem sich neben dem Stampfwerk die andern Aufbereitungsmaschinen befinden (s.
Aufbereitung).
(Blattern, Menschenpocken, Variola), ansteckende schwere Konstitutionserkrankung, in deren Verlauf sich ein eigentümlicher
Hautausschlag entwickelt. Die Pocken treten als Epidemien auf, ihre Entstehung wird in das 6. Jahrh., von andern sogar weit in
die Anfänge der geschichtlichen Zeitrechnung verlegt. Erst vom 10. Jahrh. an hat die Seuche in wiederholten
verheerenden Zügen Mitteleuropa heimgesucht; sie wurde im 16. Jahrh. nach Schweden,
[* 69] später auch in die neuentdeckten LänderAsiens, Amerikas und Afrikas verschleppt.
Seitdem Ende vorigen Jahrhunderts durch Jenner die Schutzimpfung eingeführt ist, hat sich die Sterblichkeit ganz erstaunlich
verringert, so daß eigentliche Völkerseuchen nicht mehr aufgetreten, auch wohl in Zukunft nicht mehr
zu befürchten sind. Die Übertragung geschieht nur durch Berührung (Kontagion) mit Lymphe aus Pockenpusteln. Diese enthält
als Ansteckungsstoff Spaltpilze, welche durch ihr Wachstum die Krankheit hervorrufen. Diese Pilze
[* 70] sind wahrscheinlich in Bezug
auf ihre Lebensenergie verschiedenartig, man unterscheidet eine mehr harmlose Spezies, welche leichte Formen (Variolois) hervorbringt,
etwas heftiger wirkende Kuhpockenpilze (Vaccina) und schließlich eine bösartige Abart, welche die eigentlichen Menschenpocken
(Variola) erzeugen. Die nahe Verwandtschaft der drei Krankheitserreger zeigt sich einmal darin, daß Ansteckung mit dem einen
Gifte dieselben Erscheinungen einleiten kann, welche eigentlich dem andern zukommen (Variolois-Ansteckung kann z. B. Variola
erzeugen), und zweitens darin, daß ein Organismus, welcher eine dieser Ansteckungskrankheiten durchgemacht
hat, gegen erneute Berührung mit einem jeden derselben unempfänglich geworden ist.
Anatomisch beginnt der Ausbruch der Pocken mit der Bildung roter Flecke und Knötchen, denen dann ein Bläschen mit anfangs klarem,
dann eiterigem Inhalt folgt. Die Bläschen wandeln sich so allmählich in Pusteln um. Endlich zerreißen
die Pusteln an ihrer Spitze, ihr Inhalt fließt aus, und es bilden sich an ihrer Stelle kleine offene Geschwüre, welche mit Zurücklassung
netzförmiger, vertiefter Narben verheilen. Diese Veränderungen beobachtet man jedoch nur bei den schwerern Pockenfällen.
Bei den leichtern Fällen kommt es entweder gar nicht oder nur in geringerm Grad zur Eiterbildung und zur
nur oberflächlichen Zerstörung der Haut,
[* 71] und die zurückbleibende Narben sind unbedeutend und kaum wahrnehmbar. An andern
Pocken kommt es gar nicht bis zur Eiterbildung, die Entzündung des Hautgewebes zerteilt sich wieder, es entsteht kein Substanzverlust,
es bleiben also auch keine Narben zurück. Im letztern Fall durchbricht der Inhalt der Pockenpusteln gewöhnlich
nicht die Decke
[* 72] derselben, sondern vertrocknet zu dunkelbraunen runden Schorfen.
Diese fallen ab
und hinterlassen noch für einige Zeit rote, etwas hervorragende Flecke, die sich aber auch bald entfärben
und abschwellen. Die einzelnen Hautpocken stehen bald in größerer Entfernung voneinander, bald stehen
mehrere gesonderte Pockenpusteln auf einem gemeinsamen geröteten Hof,
[* 73] bald fließen mehrere Pusteln miteinander zusammen.
Mischt sich der eiterige Inhalt der Pockenpusteln mit Blut, welches aus den freien Gefäßen des geröteten Mutterbodens austritt,
so entstehen die gefürchteten schwarzen Pocken. In sehr seltenen Fällen tritt Brand derHaut zu den Pocken, und
die Bläschen füllen sich mit einem mißfarbigen jauchigen Inhalt (Variolae gangraenosae).
Aber nicht bloß die äußere Haut, sondern auch die Schleimhaut werden der Sitz von Pockeneruptionen. Am häufigsten treten
die Pocken auf der Bindehaut des Auges, der Schleimhaut des Mundes, des Schlund- und Kehlkopfs, der Luftröhre und ihrer größern
Äste, der Genitalien und der Harnröhre aus. Bei Knaben kommen häufig derbe, durch die Haut durchzufühlende
Entzündungsknoten in den Hoden vor, welche mit Schwund des erkrankten Drüsengewebes heilen.
In schweren Fällen der Pockenkrankheit stellt sich etwa am 9.-12. Tag nach erfolgter Ansteckung, während welcher Zeit gewöhnlich
gar keine Symptome der Infektion vorhanden sind, noch vor Ausbruch der Pocken ein anhaltendes, abends sich steigerndes
Fieber ein, welches etwa 3 Tage lang, meist mit steigender Heftigkeit, andauert. Der Beginn des Fiebers tritt oft mit Schüttelfrost,
mit Erbrechen, ziehenden Schmerzen im Rücken, in den Schultern und Extremitäten, Muskelzuckungen, Aufschrecken aus dem Schlaf,
Irrereden oder ungewöhnlicher Mattigkeit auf.
Nun findet etwa am 4. Tag nach Beginn des Fiebers der Ausbruch der Pocken statt unter Augenschmerzen und reichlichem Thränenfluß,
unter Brennen und Anschwellen der Haut, besonders am Kopf, unter Halsschmerzen, Schling- und Harnbeschwerden. Diese Symptome rühren
teils von der Entzündung der äußern Haut, teils von der variolösen Affektion der verschiedenen Schleimhäute
her. Der Ausbruch der Pocken über den Körper geschieht von oben nach unten. In 3 Tagen ist meist der Ausbruch vollendet, und das
früher vorhandene Fieber hört ganz auf oder läßt doch bedeutend nach.
Der Kranke fühlt sich, wenn die Pockeneruption nicht zu reichlich ist, verhältnismäßig wohl. Etwa
am 6. Tag nach dem ersten Ausbruch der Pocken und am 9. Tag nach Eintreten der ersten Fiebererscheinungen entwickelt sich in den
Pocken die Eiterung, welche in derselben örtlichen Aufeinanderfolge wie der Ausbruch der Pocken eintritt. Die Rötung und Schwellung
der betreffenden Hautpartien und die Schmerzen daselbst nehmen beträchtlich zu. Das Fieber, welches gemäßigt
oder selbst geschwunden war, steigert sich wieder oder stellt sich mit wiederholtem Frösteln von neuem ein (Eiterungsfieber)
und wird für viele Pockenkranke dadurch gefährlich, daß die Körpertemperatur eine Höhe erreicht, bei welcher das Leben
nicht fortbestehen kann. Hierzu kommen nicht selten Blutaustritte in den Pockenbläschen, zuweilen übermäßiges
Nasenbluten, Bluthusten und Blutflüsse aus andern Organen, namentlich aus den Nieren in Form des Blutharnens. Die Gefahr ist zu
dieser Zeit außerordentlich groß. Übersteht der Kranke das Fieber, so lassen allmählich die Beschwerden nach, die Pocken verschorfen,
fallen ab, und nach 4-6 Wochen ist die Heilung vollendet.
Bei den leichtern Pockenfällen (Variolois) bieten die Symptome nur gradweise Verschiedenheit von denen der Variola dar. Das
Fieber, welches dem
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