von weißem
Gestein, ein
Naturspiel, steht. Der Pilatus, schon im J. 1518 von dem St.
GallischenReformator Vadian bestiegen, bietet
dem
Botaniker eine reiche
Flora dar. Der zum
AlpnacherSee abfallende Teil des
Bergs heißt Lopperberg, welchen der Bergpfad von
Alpnach nach
Hergiswyl im Renggpaß (883 m) überschreitet. Man ersteigt den
Esel am häufigsten von
Hergiswyl
in 4
Stunden; etwas länger, aber bequemer und schöner ist der Weg von
Alpnach, von wo aus seit 1888 eine
Zahnradbahn hinaufführt.
Pontius, röm. Prokuratur von
Judäa zur Zeit Jesu, den er gegen bessere Überzeugung dem
Haß der
Priester und
Pharisäer opferte. Er bekleidete sein
Amt zehn Jahre lang, erregte aber durch sein willkürliches, gewaltsames
Verfahren mehrmals
Unruhen in
Jerusalem
[* 4] und ward deshalb von dem Präses von
Syrien,
Vitellius, nach
Rom
[* 5] geschickt, um vor dem
KaiserTiberius selbst Rechenschaft abzulegen. Hier traf er jedoch erst nach des
TiberiusTod 37 ein. Darauf
soll er sich nach der christlichen
Sage selbst entleibt haben.
Nach der mittelalterlichen
Pilatus-Legende wurde sein
Leichnam in den
Tiber geworfen; da derselbe aber den
Fluß über die
Ufer
trieb, versenkte man ihn in den Pilatussee in der
Schweiz, wo er noch heute die wilden
Stürme verursacht.
Die kirchliche
Tradition nennt des Pilatus,
Frau, die ihn infolge eines
Traumsvor derVerurteilung Jesu gewarnt habe, Procla oder
Claudia
Procula; sie wird in der griechischen
Kirche als
Heilige verehrt. Über die ihm untergeschobenen Schriftwerke s.
Acta Pilati.
(pers., Pillaw,Pilau,Pilo), eine Reisspeise, das Hauptgericht in der Türkei,
[* 6] in
Persien
[* 7] und
Mittelasien, welches, verschieden zubereitet, zu Anfang oder zum
Schluß der
Mahlzeit genossen wird.
Der türkische
Pilaw besteht aus in
Wasser gekochtem und in
Fett gedämpftem
Reis, gemischt mit
Safran,
Pfeffer, Paradiesäpfelsauce oder
Honig,
Fruchtsaft oder Maiskörnern;
in
Persien werden gedörrte
Früchte,
Huhn- oder Schaffleisch beigegeben,
während der mittelasiatische (uzbekische) Pilaw aus
Fleisch, Grünzeug,
Früchten,
Gewürzen und vielem
Fett besteht.
(spr. piltscherd, echte
Sardine,
Alosa pilchardus Art.), ein
Fisch aus der
GattungAlse, bis 30
cm lang, dem gewöhnlichen
Hering ähnlich, aber kleiner und dicker; oberseits bläulichgrün, an den Seiten und unterseits
silberweiß, auf den Kiemendeckeln goldig schimmernd und dunkler gestreift, lebt an den westeuropäischen
Küsten von
Gibraltar
[* 8] bis
Schweden,
[* 9] besonders an der Südküste
Englands, verhältnismäßig vereinzelt am Meeresgrund, vereinigt sich aber im März
zu großen
Scharen und erscheint in diesen bis Juli an denKüsten. Die Laichzeit zieht sich vom Mai bis
in den
Herbst hinein. Er nährt sich von kleinen
Garneelen und andern Seetieren. An den englischen
Küsten wird eine bedeutende
Fischerei
[* 10] auf den Pilchard betrieben, und in Einem Zug
werden oft unglaubliche
Mengen erbeutet. Man salzt den
Fisch ein
(Sardellen), mariniert
ihn oder kocht ihn schwach gesalzen in
Öl, in welchem Zustand er dann als
Sardine in den
Handel kommt.
Die gesalzene
Ware geht hauptsächlich nach
Italien.
[* 11]
(Pilgrim, v. lat. peregrinus,
»Fremder«; auch
Waller, Wallbruder genannt), Reisender zu
Fuß, besonders der aus
Andacht nach fernen heiligen
Orten Wallfahrende, daher Pilgerfahrt. Das Pilgerkleid bestand früher in einer braunen oder grauen
Kutte mit
Kragen; der Pilgerhut hatte einen sehr breiten
Rand und war gewöhnlich mit
Muscheln
[* 21] geziert. Der
Pilgerstab war ein langer,
oben mit einem Knopf, unten mit einer
Spitze, an der Seite mit einer
Kugel versehener
Stab,
[* 22] welcher
oft besonders geweiht worden war; die
Pilgerflasche war ein ausgehöhlter
Kürbis.
[* 23]
(tschech. Pelhrimov), Stadt im südöstlichen
Böhmen,
[* 25] an der
EisenbahnIglau-Tabor, Sitz
einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dechanteikirche, ein Bezirksgericht, ein Obergymnasium,
eine Kunstmühle, Stärkefabrik und (1880) 4202 Einw. 8 km südöstlich
liegt der
Berg Krzemeschnik mit besuchter Wallfahrtskirche.
Reichsbanknebenstelle, eine Lotsenstation, Fischerei und Fischräucherei, Kaviarbereitung, Schiffbau, Bernsteindrechslerei,
Segelmacherei, Speditionshandel und (1885) 3434 fast nur evang.
Einwohner. Die Garnison der Festung Pillau besteht aus einem Infanteriebat. Nr. 43. 1886 liefen mit Ladung 229 Seeschiffe von 134,498
Ton. ein, 204 von 117,776 T. aus; ferner kamen 1885 über das Frische Haff an: 928 beladene Frachtschiffe
von 83,200 T., während 596 von 80,800 T. abgingen. Der Küstensaum von Pillau bis zur Landspitze von Brüsterort heißt die Bernsteinküste.
- Pillau war bereits vorhanden, als GustavAdolf 1626 daselbst landete; aber erst 1725 ward der Ort durch FriedrichWilhelm I. zur
Stadt erhoben. Die Festung behauptete sich 1807; 1812 ward sie durch Vertrag den Franzosen übergeben, die
sie jedoch bereits räumten.
(Pilulae), Arzneiform, welche aus kleinen Kügelchen besteht, von denen jedes eine bestimmte Quantität des wirksamen
Arzneimittels enthält. Letzteres ist in der Regel noch mit unwesentlichen Stoffen vermischt und bildet mit
diesen die Pillenmasse. Dieselbe muß eine bestimmte weiche, zähe Konsistenz besitzen, damit sie sich, ohne zu kleben oder
zu zerbröckeln, verarbeiten läßt. Als Bindemittel dienen Extrakte, Gummi, Zucker; diese werden den gemachten Pulvern in eisernen
Mörsern zugesetzt und dann mit denselben zur Pillenmasse gemischt (angestoßen).
Aus der Pillenmasse formt man auf der Pillenmaschine die Pillen, welche genau gleiche Größe erhalten. Man
rollt die Pillenmasse zu gleichmäßigen Stängelchen aus und legt ein solches auf eine etwa 5 cm breite Eisenschiene, welche
derart mit halbrunden Kanälchen versehen ist, daß zwischen je zweien eine schneidende Kante entsteht. Eine zweite mit entsprechenden
Kanälchen versehene Schiene hat zwei Handgriffe und wird so auf die erste Schiene gelegt, daß die Kanäle zu Röhren
[* 34] von kreisrundem
Querschnitt zusammenschließen.
Drückt man nun die obere Schiene unter gleichzeitigem Hin- und Herziehen auf die untere, so wird das Stängelchen zerschnitten,
und in jedem Röhrchen rollt sich ein Teil der Pillenmasse zu einer vollkommenen Kugel. Damit die Pillen nicht
aneinander kleben, bestreut man sie mit Lykopodium oder einem andern Pulver. Der Arzt verordnet Pillen, wenn die Arznei sich lange
halten soll, wenn er einer genau abgemessenen Dosis des Arzneimittel sich versichern will, und wenn übel schmeckende Arzneistoffe
mit möglichst geringer Beschwerde vom Patienten eingenommen werden sollen. Letzteres wird noch vollständiger
erreicht, wenn man die Pillen in einer Hohlkugel mit einem Tropfen Gummischleim und einigen Stückchen Blattgold oder Blattsilber
schüttelt und sie auf solche Weise vergoldet, oder wenn man sie mit Gelatine überzieht.
(AteuchusWeber), Käfergattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Blatthornkäfer
(Lamellicornia), große, schwarz oder dunkel metallisch gefärbte Käfer
[* 35] der wärmern Zone der Alten Welt, mit breitem, flach
gedrückten Körper, halbkreisförmigem Kopf mit tief sechszähnigem Vorderrand, in zwei Hälften geteilten Augen, abgestutzten
Flügeldecken, fingerförmig gezahnten Schienen an den tarsenlosen Vorderbeinen und mit verlängerten
Hinterbeinen mit schlanken Schienen und feinen Tarsen, die Hinterschienen mit einzelnem Enddorn.
Sie drehen aus MistKugeln, welche je ein Ei
[* 36] enthalten und der Larve zur Nahrung dienen sollen. Die »Pillen« werden von dem Käferpaar
gemeinschaftlich angefertigt und unter die
Erde vergraben; sie erreichen bei manchen Arten den Umfang von
Billardbällen. Der heilige Pillenkäfer (AteuchussacerL., s. Tafel »Käfer«),
2,6-3 cm lang, schwarz, wenig glänzend, an
Kopf, Thorax und Beinen schwarz gefranst, auf den Flügeldecken mit schwachen Längsrippen, lebt in Südeuropa und Nordafrika.
Die Larve ist dem Engerling ähnlich, auf dem Rücken grau gefleckt und entwickelt sich in mehreren Monaten.
Der Käfer erscheint im nächsten Jahr, wurde von den alten Ägyptern heilig gehalten und, in kolossalem Maßstab
[* 37] aus Stein
gehauen (Skarabäen),
[* 38] in den Tempeln aufgestellt.
Aber der milde, edle Mann war nicht energisch genug, um der Bewegung Halt zu gebieten; die von ihm ausgearbeitete Verfassung
genügte den maßlosen Ansprüchen nicht, und ein Beschluß der Bürger, Nationalgarde und Studenten in
Wien bewirkte 8. Juli seinen Sturz. Er wurde darauf zum Mitglied des am 18. Juli eröffneten österreichischen Reichstags gewählt,
konnte aber keinen gebietenden Einfluß auf den Gang
[* 43] der Ereignisse gewinnen. Nach der Auflösung des Reichstags in Kremsier
blieb er ohne öffentliche Wirksamkeit und wurde sogar in eine Disziplinaruntersuchung verwickelt, infolge
deren er 1852 aus der Reihe der WirklichenGeheimenRäte und Stephansritter gestrichen ward. Im April 1861 ward er von dem niederösterreichischen
Landtag in den österreichischen Reichstag gewählt und Obmann des Finanzausschusses; doch starb er schon nachdem
er kurz vorher in seine Ehrenrechte und Würden wieder eingesetzt worden war. Er schrieb: »Rückblicke
auf die politische Bewegung in Österreich 1848-1849« (Wien 1849),
gegen welche M(athias) K(och) das Pamphlet »Pillersdorf und die Wahrheit«
(das. 1849) erscheinen ließ;
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen,
[* 44] hat ein Amtsgericht, eine Reichsbankstelle,
eine Präparandenanstalt, Maschinenfabrikation und Eisengießerei
[* 45] und (1885) 2749 evang. Einwohner.
königl. Lustschloß, 7 km südöstlich von Dresden,
[* 46] die gewöhnliche Sommerresidenz des sächsischen Hofs,
liegt beim Dorf Pillnitz (mit 677 Einw.) in reizender Gegend am Fuß des Borsbergs und am rechten Ufer der Elbe.
Das Schloß besteht aus drei Abteilungen: dem sogen. Bergpalais, dem Wasserpalais (jedes mit
zwei Flügelgebäuden) und dem NeuenSchloß (mit Kapelle), und bildet ein großes, nach NW. zu offenes Viereck,
[* 47] in dessen Mitte
sich ein prächtiger Lustgarten mit Fontänen befindet. Große Parkanlagen im englischen und französischen Geschmack (mit
reichhaltigen Gewächshäusern) umgeben von drei Seiten das Ganze. Hinter dem Dorf Pillnitz liegt der Schloßberg (mit künstlicher
Ruine). Das ursprüngliche Schloß Pillnitz kaufte 1693 KurfürstJohannGeorg IV.
¶
Vahl, Pflanzengattung aus der Familie der Rutaceen, Sträucher mit gegenständigen, abwechselnden oder zu
drei wirtelständigen, fingerig zusammengesetzten oder unpaarig gefiederten, lederigen oder krautigen,
ganzrandigen Blättern, ährigen oder traubigen, terminalen oder axillären Blütenständen, kleinen grünen oder purpurnen
Blüten und einsamigen Kapseln.
[* 50] Fünf tropisch-amerikanische Arten.
Strauch
mit dicht rotgelbhaarigen Zweigen, lederigen, kurz gestielten, ein- bis dreijochigen, unterseits kurzhaarigen Blättern, lineal
oblongen, stumpfen, am Rand umgebogenen Blättchen und endständigen, dichten Trauben, liefert in Brasilien
[* 53] die offizinellen Jaborandiblätter (s. d.), welche Pilokarpin enthalten und als harn- und
schweißtreibendes Mittel benutzt werden. Andre Jaborandisorten liefern verschiedene Piperaceen (PiperJaborandiWilld., Enckea
glaucescensMiq., ArtantheMollicomaMiq. etc.), Skrofulariaceen (Herpestis gratioloidesKth. etc.) sowie Zanthoxylon elegans
Engl. und Monnieria trifoliataL.
(Lotsenfisch, Naucrates L.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Bastardmakrelen (Carangoidei),
Fische
[* 54] mit lang eiförmigem Körper, stumpfer Schnauze, kurzen Bürstenzähnen, im Alter isolierten Stacheln
der ersten Rückenflosse, seitlich gekieltem Schwanz und kleinen, ungleichartigen Schuppen. Der gemeine (N. ductor Rafq.),
15-30 cm lang, bläulich silbergrau, auf dem Rücken dunkler, auf dem Bauch
[* 55] weißlich, mit fünf dunkelblauen Querbinden über
den ganzen Körper, schwarzblauen Brust-, weißen Bauchflossen, am Grund blauer, gegen das Ende hin dunkler
gesäumter Schwanzflosse, lebt im Mittelmeer und pflegt die Schiffe
[* 56] meist in Gesellschaft der Haifische zu begleiten.
Doch sollen die Lotsenfische stets nur bei einem einzelnen Hai und niemals sich einfinden, wenn mehrere Haie zusammenschwimmen.
Bisweilen gelangen sie mit den Schiffen bis in den Kanal.
[* 57] Man vermutete, daß der Pilot von den Exkrementen
der Haifische lebe; doch hat man in seinem Magen
[* 58] Fische gefunden. Mehrere Beobachter berichten, daß die schnell schwimmenden
LotsenfischeNahrung suchen, dann zum Hai schwimmen und diesen herbeiholen. Wird der Hai an einer Angel gefangen, so werden die
Lotsenfische so unvorsichtig, daß sie leicht gefangen werden können. Sie besitzen sehr wohlschmeckendes
Fleisch.
2) Karl von, Maler, Sohn des vorigen, geb. zu München, besuchte 1840 kurze Zeit die MünchenerAkademie, wo
er sich besonders an Schnorr anschloß, und arbeitete dann an dem lithographischen Werk seines Vaters. Später empfing er den
Einfluß seines SchwagersSchorn, dessen realistische Richtung er weiter ausbildete, nachdem er Antwerpen
[* 61] und Paris
[* 62] besucht und
die belgischen und französischen Koloristen kennen gelernt hatte. Während er früher Genrebilder in der Art
Riedels gemalt hatte, zeigte er 1853 in einem Genrebild: die Amme, zuerst seine glänzende Technik, welche bald einen Umschwung
in der neuern MalereiMünchens und ganz Deutschlands
[* 63] herbeiführte, besonders nachdem Piloty 1856 als Professor an der MünchenerKunstakademie angestellt worden war. 1854 malte er sein erstes Historienbild: die Gründung der katholischen
Liga (im Maximilianeum), welches neben großer koloristischer Wirkung aber auch bereits die Mängel seiner Begabung, Oberflächlichkeit
der Charakteristik, geringe geistige Vertiefung und Neigung zum Theatralischen, offenbarte. Es folgten: Seni an der LeicheWallensteins
(1855, München, NeuePinakothek);
Er hat auch Porträte
[* 69] gemalt und Illustrationen
zu deutschen Klassikern und Shakespeare gezeichnet. 1874 wurde er Direktor der MünchenerAkademie. Er starb Im
Gegensatz zur klassischen Richtung legte Piloty das Hauptgewicht auf unmittelbare Naturnachahmung, wobei er es nicht verschmähte,
alle Zufälligkeiten wiederzugeben, welche am Modell zu Tage traten, und mit allen Mitteln einer virtuosen Technik die Täuschung
der Naturwirklichkeit zu erstreben. Piloty verfolgte dieses Ziel bis zu den äußersten Konsequenzen, wobei
es ihm begegnete, daß er das Unwesentliche mit derselben Liebe behandelte wie das Wesentliche. Seiner angebornen Neigung zum
Melancholischen folgend, entnahm er die Stoffe seiner Bilder mit Vorliebe den Nachtseiten des menschlichen Lebens; dazu kam
noch
¶
mehr
eine ebenso starke Neigung zum Pathetischen, das sich nicht selten zum Theatralischen steigerte. Er gab seiner Subjektivität
vorzugsweise durch das KoloritAusdruck; als Stimmungsmaler suchte er, fern von aller reflektierender Spekulation, durch Stoff
und Farbe auf das Gemüt des Beschauers einzuwirken. In diesem Streben unterstützte ihn eine ungewöhnliche Befähigung, seinen
Figuren einen wirksamen malerischen Reiz zu verleihen. Als Lehrer versagten ihm auch seine entschiedensten Gegner ihre Anerkennung
nicht, wenn sich auch nicht verkennen läßt, daß er sich über dem Streben, die Individualität seiner Schüler zu wahren,
eines jeden geistigen Einflusses auf diese begab und sich darauf beschränkte, das rein Technische zu
lehren. Seine zahlreichen, aus allen Ländern sich rekrutierenden Schüler, die freilich zum großen Teil später andre Darstellungsweisen
sich aneigneten, an ihrer SpitzeMakart, Max, Defregger, Lenbach, J.Brandt, Grützner, haben nicht wenig dazu beigetragen, des
MeistersRuhm weithin zu verbreiten.
die von dem RabbinerJakob Polak (gest. 1530) angeführte dialektische Methode des Talmudstudiums, die eine besonnene
wissenschaftliche Erforschung des rabbinischen Schrifttums überwucherte und erst in der Neuzeit aufgegeben
wurde.
(spr. pil), Isidore, franz. Maler, geb. zu Paris, wurde 1834 Schüler von Picot, folgte aber nicht dessen
klassischer Richtung, sondern einem entschiedenen Realismus. 1838 erhielt er für ein Bild: Petrus heilt den Lahmen, den ersten
Preis für Rom, wo er fünf Jahre studierte. Nach seiner Rückkehr machte er noch längere Reisen, führte
dann eine Reihe religiöser Gemälde und Genrebilder aus (z. B. Rouget de l'Isle die Marseillaise singend, 1849) und begab sich
später auf den Schauplatz des Krimkriegs, wo er die Studien für seine von den Franzosen am meisten gepriesenen Bilder
machte.
Die Stadt enthält an Fabrikunternehmungen: mehrere Bauschlossereien und Bautischlereien, 3 Maschinenfabriken, 2 Drahtstiftefabriken,
eine Emailgeschirrfabrik, 2 Kupfer- und Metallwarenfabriken, eine Glockengießerei, eine große Granit- und Marmorschleiferei,
eine Porzellan- und eine Glasfabrik, 2 Ofen- und Thonwarenfabriken, 4 Dampfmühlen und 2 Dampfbrotbäckereien, 2 Kanditenfabriken,
eine Sodawasserfabrik, 2 große Bierbrauereien (darunter das berühmte Bräuhaus der brauberechtigten Bürgerschaft), welche
zusammen jährlich mehr als 400,000 hlBier erzeugen, das nach allen Richtungen exportiert wird; ferner 3 Spiritusraffinerien, 2 Preßhefe-
und 9 Likörfabriken, mehrere Kleiderkonfektionsanstalten, 2 Leder-, 2 Papierfabriken, je eine Maschinenriemen-,
Holzrouleaus-, Knopf- und Kunstdüngerfabrik, 4 Buch- und 2 Steindruckereien. Pilsen ist auch ein wichtiger Handelsplatz, namentlich
für Schafwolle, Bettfedern, Leder, Manufakturwaren, Kurz- und Wirkwaren, Pferde
[* 80] und Hornvieh, und hat vier stark besuchte Jahrmärkte.
Die Stadt besitzt an der Berglehne von Lochotin eine Mineralquelle (von 10° C.), welche den Charakter
salinischen Eisenvitriolwassers hat. Die Umgegend ist reich an Holz,
[* 81] an Kaolin, welches zur Porzellan- und Schamotteziegelfabrikation
weit verführt wird, an Steinkohlen, Eisenerz, Alaun- u. Vitriolschiefer. 1886 wurden im Bezirk des Pilsener Revierbergamtes 71,318
metr. Ztr. Eisenerz, 367,227 metr. Ztr. Alaun- und Vitriolschiefer, dann (mit Einschluß des damit zusammenhängenden
Beckens des Mieser Bergamtsbezirks) 14,836,085 metr. Ztr. Steinkohlen gefördert und in den Hüttenwerken 165,890 metr. Ztr.
Roheisen, 107,756 metr. Ztr. Schwefelsäure
[* 82] etc. gewonnen. An Unterrichtsanstalten bestehen ein Obergymnasium der
Prämonstratenser, ein tschechisches Realgymnasium, eine deutsche Oberrealschule, eine deutsche und eine tschechische Staatsgewerbeschule
u. a. Pilsen ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion,
eines Hauptzoll- und Steueramtes, eines Revierbergamtes u. einer Handels- undGewerbekammer. 1272 wurde Pilsen zur Stadt erhoben.
Im Hussitenkrieg wurde es von Ziska und Prokop, im Dreißigjährigen Krieg 1618 von Mansfeld belagert und
erstürmt; 1633-34 war es WallensteinsHauptquartier (»Pilsener Revers«).
Pilulae ferri carbonici, ferratae Valleti,
Valletsche Pillen, aus frisch bereitetem kohlensauren Eisenoxydul und Honig geformte Pillen, welche je 0,05 g kohlensaures Eisenoxydul
enthalten;
P jalapae, Jalappenpillen aus 3 Teilen Jalappenseife und 1 Teil Jalappenpulver bereitete Pillen
von je 0,10 g Gewicht;
[* 84] L. (Pillenkraut), kryptogame Pflanzengattung
aus der Familie der Marsiliaceen unter den Gefäßkryptogamen, Wasserpflanzen
[* 87] mit kriechenden, verzweigten,
bewurzelten Stämmchen und zweireihigen, fadenförmigen, in der Jugend schneckenförmig eingerollten Blättern, an deren Grunde
die kugeligen, bei der Reife 2-4klappig aufspringenden Sporenfrüchte stehen (s. Figur).
Von den fünf bekannten Arten von Pilularia wächst
nur eine (Pilularia globuliferaL.) in Deutschland.
[* 88]
der Wurfspieß der römischen Legionssoldaten (s. Legion), den sie bei Eröffnung desGefechts in
die Feinde schleuderten, um dann zum Schwertkampf zu schreiten. Derselbe war ungefähr 2 m lang und bestand aus einem mäßig
starken Holzschaft und einem etwa ebenso langen, in eine Spitze mit Widerhaken auslaufenden Eisen,
[* 89] in dessen
Tülle der Schaft mit eisernen Nieten befestigt war (vgl. Abbildung). Da die Widerhaken das Herausziehen aus dem getroffenen
Gegenstand sehr erschwerten, so wurden dadurch auch die getroffenen Schilde leicht unbrauchbar gemacht. Marius verband das
Eisen mit dem Schaft nur durch einen eisernen und einen hölzernen Nagel, von denen der letztere beim Treffen
zerbrach, wodurch das Pilum für den Feind unbrauchbar gemacht wurde. Cäsar bewirkte, daß das Eisen, wenn es getroffen hatte,
sich krumm bog, indem er nur die Spitze zu Stahl härten ließ.
ein Hausgott des alten ländlichen Rom, Erfinder des Getreidestampfens, Bruder des Picumnus,
dem man die Erfindung des Ackerdüngers zuschrieb.
Beide Götterbrüder galten zugleich als Schutzgötter der Wöchnerinnen
und Säuglinge, daher man ihnen auf dem Land, wenn ein Kind geboren war, im Atrium des Hauses ein Speiselager bereitete. Nach
einer andern alten Anschauunggab es drei Gottheiten, welche Wöchnerin und Kind gegen die nächtliche Beschleichung
des Silvanus
[* 90] schützten.
Ihr Walten, das die Thätigkeit der Kultur gegenüber dem rohen Waldleben bezeichnet, versinnbildlichten drei Männer, die
nachts um das Haus gingen und die Schwellen der Vorder- und Hinterthür zuerst mit einem Beil, dann mit einer Mörserkeule schlugen
und zuletzt mit einem Besen abfegten. Silvan scheute sich vor diesen Zeichen der Kultur, wie bei uns die
Bergriesen vor dem Pflüger im Thal.
[* 91] Die Gottheiten hießen Intercidona, vom Zuhauen der Balken, Pilúmnus, von der das Getreide
[* 92] zermalmenden
Mörserkeule (pilum), u. Deverra (s. d.), vom Zusammenfegen der Feldfrucht.
[* 95] (Schwämme,
[* 96] Fungi, Mycetes, hierzu 2 Tafeln), in den ältern Systemen kryptogamische Pflanzenmasse unter den Thallophyten,
nur durch den Mangel des Chlorophylls von den Algen
[* 97] unterschieden und daher gegenwärtig mit diesen vereinigt (s. Thallophyten),
durch Formenreichtum und Mannigfaltigkeit der Lebensverhältnisse vor allen übrigen Klassen des Pflanzenreichs ausgezeichnet.
Zu ihnen zählte man zunächst zwei Ordnungen, welche von den eigentlichen Pilzen erheblich abweichen.
Die einen sind die Schizomyceten, einzellige Organismen, die kleinsten lebenden Wesen, bei welchen die
Zelle
[* 98] kein Spitzenwachstum zeigt, sondern, von kugeliger, stäbchenförmiger oder spiralig gekrümmter Gestalt, nur durch
Teilung in ihrer Mitte zu zwei neuen Zellen oder durch ungeschlechtliche Sporen sich vermehrt, daher den Chrookokkaceen unter
den Algen sowie den niedern Infusionstieren am nächsten verwandt und als die niedrigsten u.
einfachsten Pflanzen sich erweisend.
Die andern sind die Myxomyceten,
[* 99] welche wegen ihres nicht von einer Zellhaut umgebenen, nach tierischer Art beweglichen Protoplasmas,
aus welchem später eine die Pilzsporen erzeugende Frucht sich formt, zwischen dem Tier- und Pflanzenreich in der Mitte stehen
und deshalb in neuester Zeit vielfach von den Pilzen getrennt werden (s. Myxomyceten). Bei den übrigen
Pilzen (eigentliche Schwämme) ist das Elementarorgan eine fadenförmige, durch Spitzenwachstum sich verlängernde Zelle, eine
sogen. Hyphe, die sich meistens durch
¶
8.
Geaster hygrometricus (Erdstern). Der entwickelte Pilz, bei Trockenheit die äußere Peridie geöffnet.
Im feuchten Zustand, geschlossen. Jugendzustand.
[* 95]
Fig. 2. Eurotium, A Mycelium (m), 190fach vergr., mit Konidienträger (c dessen Sporenabschnürung bei B) und mit jungem Perithecium
(F; dessen allmähliche Bildungin f, A und D). E Sporenschlauch mit reifen Sporen aus dem Perithecium. 250fach
vergrößert.
Seitensprossung verzweigt. Die Pilzhyphen wachsen entweder isoliert, oder verflechten sich untereinander u.
bilden dann die von der der höhern Pflanzen wesentlich abweichende Form des Zellgewebes, welche als Filz- oder Pilzgewebe (tela
contexta) bezeichnet wird. Nur bei sehr inniger Verflechtung der Fäden, und wenn diese dabei kurz gegliedert sind, nähert
sich das Gewebe der
[* 104] Pilze in seiner Form dem Parenchym der höhern Pflanzen und heißt dann Pseudoparenchym.
Das erstere, welches einen Thallus darstellt, wird hier allgemein Mycelium (Unterlage, Pilzmutter, hyphasma) genannt. Dies bei
der Keimung aus den Sporen zuerst hervorgehende und anfangs allein sich entwickelte Organ des Pilzes ist zur Aufnahme der Nährstoffe
bestimmt und befindet sich daher immer auf oder in dem Substrat, so daß es den meist am wenigsten sichtbaren
und ausgezeichneten Teil des Pilzes darstellt. Die gewöhnlichste Form (freifädiges oder flockiges Mycelium) besteht aus vielen,
aber isolierten Fäden, die als Zweige auseinander hervorgehen. Es bildet eine faserige oder flockige, meist sehr zarte Ausbreitung,
welche peripherisch wächst, indem die am Rand befindlichen Hyphen sich verlängern und neue Zweige bilden.
Bisweilen vereinigen sich viele Myceliumfäden, parallel nebeneinander liegend, zu dicken, faserigen Strängen, welche meist
vielfach sich verzweigen, wohl auch miteinander anastomosieren. Auch zusammenhängende, dicke, hautartige Ausbreitungen von
faseriger oder filziger Struktur bildet das Mycelium bisweilen. Eine besondere Form eines Pilzmyceliums sind die wegen ihrer
Ähnlichkeit
[* 106] mit alten Pflanzenwurzeln unter dem GattungsnamenRhizomorphaPers. beschriebenen Bildungen (s.
unten) in alten Baumstämmen und im Holz derBergwerke: sehr lange, cylindrische oder bandartig flache Stränge mit dunkelbrauner
Rinde und weißem Mark. Hierher gehören ferner die Sklerotien, welche häufig als Ruhezustände des Myceliums auftreten. Es
sind knollenförmige, meist feste und harte Körper, gebildet aus innig verflochtenen Hyphen oder aus einem
pseudoparenchymatischen Gewebe mit meist deutlichem Unterschied einer dünnen, dunkel gefärbten Rinde und eines weißen Markes,
dessen Zellen gewöhnlich reich sind an fettem Öl und andern Reservenährstoffen für die Bildung der beim Wiedererwachen der
Vegetation entstehenden Fruchtträger des Pilzes.
Pilze, welche leblose Körper bewohnen, breiten ihr Mycelium mitunter auf der Oberfläche des Substrats aus,
wie manche Schimmelpilze etc.; auf porösem Substrat, wie Erde, Mist, Holzwerk u. dgl., durchwuchert es auch
die Zwischenräume desselben, oder es findet sich ganz und gar innerhalb desselben. Das Mycelium kann sogar nicht poröse,
sehr harte Körper durchdringen, indem es feste Substanz aufzulösen und dadurch in derselben sich Bahn
zu brechen vermag. Viele auf und in faulem Holz vorkommende Mycelien durchdringen die feste Masse der Holzzellwände nach
allen
Richtungen und tragen so zu der Zerstörung dieser Teile bei.
Das Mycelium der auf lebenden Pflanzen schmarotzenden Pilze siedelt sich entweder nur auswendig auf der Epidermis
[* 107] der Pflanze an, dieselbe mit seinen zahlreichen Fäden nach allen Richtungen hin übergehend (epiphyte Schmarotzerpilze), oder
es findet sich nur im Innern des Pflanzenkörpers (endophyte Pilze). Die Sporen keimen auch im letzten Fall an der Oberfläche
der Pflanze, die Keimschläuche jedoch dringen durch die Spaltöffnungen oder unmittelbar die Epidermiszellen
durchbohrend in die innern Gewebe ein, wo sie nun erst zum Mycelium heranwachsen.
Diese bleiben nur zwischen den Zellen der Nährpflanze, indem sie immer in den Intercellulargängen hinwachsen, oder der zwischen
den Zellen wachsende Faden
[* 108] sendet eigentümliche blasen- oder schlauchförmige und oft verzweigte Ausstülpungen
quer durch die Zellenwand in den Innenraum der Zelle hinein. Auch die Fäden des epiphyten Myceliums treiben oft solche Seitenorgane,
welche sich hier fest an die Außenseite der Epidermiszellwand anstemmen oder auch abermalige Fortsätze treiben, welche
wirklich durch dieselbe in den Innenraum der Zelle eindringen.
Diese Saugwarzen (Haustorien) dienen ohne Zweifel der Ernährung des Schmarotzerpilzes. Bei vielen endophyten
Pilzen wachsen die Myceliumfäden sowohl zwischen den Zellen als auch innerhalb derselben, indem sie die Zellmembranen an vielen
Punkten quer durchdringen, den Hohlraum der Zelle oft ganz ausfüllen und die Membran derselben verdrängen, so daß das Zellgewebe
mehr oder weniger aufgelöst wird und der Pilz an dessen Stelle tritt. Manche endophyte Pilze fruktifizieren
auch innerhalb der Nährpflanze, so daß erst nach Zerfall der letztern die Sporen in Freiheit gesetzt werden; aber bei den
meisten treten, während das Mycelium endophyt bleibt, die Fruchtträger an die Oberfläche der Nährpflanze hervor und sind
dann der einzige Teil des Pilzes, welcher äußerlich bemerkbar ist.
Bei vielen Pilzen vollendet sich das Leben des Myceliums und somit des ganzen Pilzes in höchstens einem Jahr, während andre
eine lange, oft vieljährige Dauer haben. Diese bringen gewöhnlich alljährlich an derselben Stelle wiederum
neue Fruchtträger hervor, ähnlich wie die perennierenden Kräuter blühende Stengel,
[* 113] wenn nicht die Fruchtträger selbst mehrjährige
Dauer haben. Dahin gehören manche auf der Erde wachsende und in faulendem Holz und an Rinden vorkommende Schwämme, ferner der
Hausschwamm und auch manche derjenigen Schmarotzerpilze welche perennierende Pflanzen bewohnen, indem ihr
Mycelium in den während des Winters bleibenden Teilen der Nährpflanze sich erhält und dann gewöhnlich alljährlich in die
neuen grünen Triebe hineinwächst, um in diesen zu fruktifizieren. Aus dem Perennieren des Myceliums erklären sich auch die
sogen. Hexenringe (s. d.) auf Wiesen- und Waldboden.