dem
Baum in b') eine senkrechte
Linie, die man gleich der
Brennweite ob' macht, so braucht man nur, der
[* 1]
Figur folgend, die
Linien
c'o a'o und
F'o zu konstruieren, um sofort die
Richtungen zu finden, in welchen der
Turm,
[* 2] die
Fahne und die
Bäume von dem Platz
P aus gesehen werden. Macht man nun eine zweite
Aufnahme von einem
Punkt P', dessen
Entfernung von P man
kennt, so bekommt man ein zweites
Bild c''b''a'', welches natürlich wegen Veränderung des Standpunktes ganz anders aussieht
als das erste.
Klappt man dieses
Bild an dem betreffenden Standpunkt ebenfalls herunter und trägt eineLinie b''o, deren
Länge gleich der
Brennweite ist, auf, so geben die
Linien a''o,
b''o, c''o wieder die Richtungslinien von
abc an. Wenn diese
Linien auf dem
Papier hinreichend verlängert werden, so schneiden sie sich in
Punkten, deren
Lage genau der
Lage der Gegenstände
entspricht, und somit hat
man in zwei
Aufnahmen von zwei
Punkten ein
Mittel, eine
Karte zu konstruieren, in
welcher die
Lage aller
Punkte, die in beiden Bildern enthalten sind, genau angegeben ist.
Man kann demnach dasjenige, was
man in der trigonometrischen Meßmethode mit langwierigen
Theodoliten- oder Bussolenmessungen
ausführt, durch die
Photographie mit Einem
Schlag erreichen. Dies ist von hoher Bedeutung im
Krieg, wo
oft infolge der Beunruhigungen von Feindesseite nicht die nötige Muße vorhanden ist, um Winkelmessungen auszuführen, oder
auf Forschungsreisen, wo die Dauer des Aufenthalts an jedem einzelnen
Punkt oft viel zu kurz ist, um Messungen zu machen.
Bekanntlich kann man aus
Grundriß und
Aufriß eines Gebäudes konstruktiv ein perspektivisches
Bild entwerfen.
Ebenso ist es möglich, aus korrekten
Photographien eines Gebäudes, welche genaue Zentralperspektiven bilden, durch Rückwärtskonstruktion
der
PerspektiveGrundriß und
Aufriß, d. h. die
Maße der einzelnen Architekturteile, zu gewinnen. Solches ist von Wert, wenn
es an Zeit zu Spezialmessungen fehlt, oder wenn der Gegenstand, z. B.
hohe Architekturteile, schwer erreichbar ist.
Laussedat in
Paris
[* 3] bewies zuerst die praktische Ausführbarkeit dieser
Methode für Terrainaufnahmen 1862.
Später (1867) wurde
sie von Meydenbauer in
Deutschland
[* 4] für
Terrain- und Gebäudeaufnahmen verwendet. Meydenbauer gab dem
Verfahren den gegenwärtigen
Namen. Der königlich preußische
Generalstab probierte die
Methode für Terrainaufnahmen 1867-70, gab sie
aber wieder auf. Im J. 1886 wurde sie noch einmal aufgenommen, aber wiederum beiseite gestellt, weil sich eine Erleichterung
der
Arbeit und größere Genauigkeit gegenüber den
gewöhnlichen Meßmethoden für die
Zwecke des
Generalstabs nicht ergab.
die
Kunst, die Veränderung chemischer
Präparate unter dem Einfluß des
Lichts zur Herstellung von Bildern zu benutzen. Die
einfachste Form derselben ist der
Lichtpausprozeß, welcher zum
Kopieren von
Zeichnungen vielfach Verwendung
findet. Man übt ihn aus, indem man ein
Stück mit
Silbersalzen (salpetersaurem
Silber und
Chlorsilber) getränktes
Papier (Lichtpauspapier)
unter der zu kopierenden
Zeichnung dem
Licht
[* 5] aussetzt. Dieses scheint durch alle durchscheinenden
Stellen der
Zeichnung hindurch
und färbt das darunter befindliche lichtempfindliche
Papier schwarz.
Die schwarzen
Striche der
Zeichnung aber halten das
Licht zurück, und hier bleibt das
Papier weiß; so erhält
man eine
Kopie in weißen
Konturen auf schwarzbraunem
Grund, welche durch Behandeln mit einer
Lösung von unterschwefligsaurem
Natron, die alle
Silbersalze auflöst und dadurch die
Ursachen der Lichtempfindlichkeit entfernt, fixiert wird. Die durch
das
Licht hergestellte
Kopie, in der
Licht und
Schatten
[* 6] das Umgekehrte des
Originals bilden (das
Negativ), deckt man wiederum auf
ein
Stück lichtempfindlichen
Papiers und erhält nun eine positive
Kopie, die mit dem
Original übereinstimmt. In dieser
Weise
werden
Zeichnungen in
Bau- und Maschinenwerkstätten mit
Hilfe des
Lichts kopiert.
Dieser
Prozeß gestattet jedoch nur das
Kopieren ebener
Zeichnungen oder Pflanzenblätter u. dgl. mit
Hilfe des
Lichts. Um körperliche Gegenstände mit
Hilfe des
Lichts bildlich darzustellen, entwirft man von denselben zuerst
ein ebenes
Bild mit
Hilfe der
Camera obscura,
[* 7] d. h. eines
Kastens, dessen Rückwand eine matte
Scheibe trägt, und in dessen
Vorderwand eine Glaslinse eingesetzt ist. Diese entwirft von den vor ihr befindlichen Gegenständen ein verkehrtes
Bild auf
der
¶
mehr
matten Scheibe. Durch Einschieben oder Ausziehen der beweglichen Rückwand der Camera »stellt man das Bild scharf ein«. Je näher
der Gegenstand der Linse,
[* 9] desto größer wird das Bild, je weiter, desto kleiner; außerdem hängt die Größe des Bildes noch
von der Brennweite der Linse ab: je größer diese, desto größer ist das Bild. Das oben erwähnte Silberpapier
ist zu wenig lichtempfindlich für Reproduktion des relativ lichtschwachen optischen Bildes. Man benutzt deshalb eine viel
lichtempfindlichere Substanz, nämlich Jodsilber oder Bromsilber oder eine Mischung beider.
In den ersten Zeiten der Photographie stellte man empfindliche Jodsilberflächen durch Räuchern einer Silberplatte in Joddämpfen dar
(Daguerreotypie); diese läuft dadurch unter Bildung von Jodsilber gelb an. Bringt man eine solche Jodsilberschicht an die Stelle,
wo in der Camera das Bild sichtbar ist, so empfängt die Schicht einen Lichteindruck, ohne jedoch sichtbar verändert zu werden.
Erst durch Räuchern der Platte in Quecksilberdampf (Entwickelungs- oder Hervorrufungsprozeß) kommt ein
deutlich sichtbares Bild und zwar ein positives zum Vorschein, indem die weißen Quecksilberkügelchen sich dort am stärksten
verdichten, wo das Licht am kräftigsten gewirkt hat.
Die Daguerreotypie liefert direkt nach der Natur ein positives Bild von großer Feinheit, aber starkem Spiegelglanz, ein Bild,
welches jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Camera-Aufnahme eine Kopie gestattet. Dieser
Prozeß wurde verdrängt durch das Negativ verfahren Talbots, aus welchem sich später das Kollodiumverfahren entwickelte. Nach
diesem putzt man Glasplatten sehr sorgfältig und übergießt sie mit einer Lösung von Kollodiumwolle und Jod- und Bromsalzen
in Alkohol und Äther.
Der Überzug trocknet zu einer gallertartigen Masse ein und wird sofort im Dunkeln in eine Auflösung von
salpetersaurem Silber (Silberbad) gebracht. Hier wandeln sich die Jodsalze in Jod- und Bromsilber um, und diese bleiben in der
Kollodiumschicht fein verteilt. Die so präparierte Platte wird aus dem Silberbad herausgenommen und noch feucht von anhängender
Silberlösung in einem lichtdicht schließenden Kästchen (Kassette) in die Camera obscura gebracht, hier
der Lichtwirkung ausgesetzt und alsdann im Dunkelzimmer mit einer Eisenvitriolauflösung übergossen.
Diese schlägt auf der an der Platte hängenden salpetersauren Silberlösung sofort metallisches Silber als dunkles Pulver nieder,
und dieses hängt sich an die belichteten Stellen der Platte um so stärker, je intensiver das Licht gewirkt
hat. Das Bild wird nach dieser Hervorrufung noch verstärkt, indem man durch Aufgießen einer Mischung von Eisenvitriol und
zitronensaurer Silberlösung noch einen zweiten Niederschlag von Silberpartikeln veranlaßt, die sich zu den erstniedergeschlagenen
lagern, so daß das Bild nun in den dicksten Stellen hinreichend undurchsichtig ist, um den Durchgang des
Lichts beim Kopierprozeß zu verhindern.
Das Negativ wird nun fixiert, d. h. das noch darin enthaltene Jod- und Bromsilber durch eine Lösung von unterschwefligsaurem
Natron, welches beide auflöst, herausgeschafft, schließlich gewaschen und mit Alkoholfirnis überzogen. In dem so erhaltenen
Glasnegativ erscheinen die hellen Teile des Originals dunkel und die dunkeln Teile des Originalshell (in der
Durchsicht). Vor einem dunkeln Hintergrund erscheint es als positives Bild, indem an den durchsichtigen Stellen der schwarze
Hintergrund sichtbar wird und gegen diesen das graue Silberpulver, welches auf den dicken Stellen des Negativs liegt, wie weiß
erscheint.
Das Albuminpapier wird jetzt bevorzugt, weil es die feinsten Details wiedergibt. Zur Herstellung des Albuminpapiers
schlägt man Eiweiß mit Chlorammoniumlösung zu Schaum und läßt den Bogen
[* 13] auf der klaren Flüssigkeit, die sich aus dem Schaum
abscheidet, eine Minute schwimmen. Das getrocknete Papier wird im Dunkelzimmer auf eine Lösung von salpetersaurem Silber gelegt,
wobei es sich mit Chlorsilber und Silbernitrat imprägniert, und getrocknet. Man legt das Negativ mit der
Kollodiumseite nach oben auf die Glasplatte, welche den Boden des sogen. Kopierrahmens bildet, deckt das Papier mit seiner empfindlichen
Seite nach unten auf das Negativ und schließt den Kopierrahmen so, daß das Papier fest gegen das Glasnegativ gepreßt wird,
dreht dann den Rahmen herum, so daß das Negativ dem Licht zugekehrt ist, und läßt es so lange am hellen
Tageslicht liegen, bis alle Teile des Bildes kräftig sichtbar sind, wäscht das Bild behufs Entfernung des noch darin befindlichen
salpetersauren Silbers mit Wasser aus und bringt es nun in das sogen. Tonbad, eine Lösung von Goldchloridkalium
und essigsaurem oder borsaurem Natron in Wasser.
Der rotbraune Ton des Bildes verwandelt sich darin in einen purpurblauen; man kann aber auch andre Nüancen durch eine passende
Abänderung des Bades erhalten. Das getonte und ausgewaschene Bild wird in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixiert
und dann sehr sorgfältig ausgewaschen. Wird das unterschwefligsaure Natron nicht vollständig ausgewaschen,
so bildet sich Schwefelsilber, welches das Bild gelb färbt. Die getrockneten Bilder werden schließlich passend geschnitten,
aufgeklebt und zwischen Walzen geglättet (satiniert).
Das neuerdings in Aufnahme gekommene Gelatineverfahren beruht auf folgenden Grundlagen. Löst man Gelatine mit Bromkalium in
Wasser auf und setzt (im Dunkeln) salpetersaures Silber zu, so bildet sich Bromsilber, welches in sehr feiner
Verteilung in der Flüssigkeit schweben bleibt (Emulsion); die Empfindlichkeit derselben ist nicht sehr groß. Kocht man jedoch
diese Emulsion einige Zeit, oder behandelt man sie mit Ammoniak, so nimmt ihre Empfindlichkeit ganz bedeutend zu. In der Kälte
erstarrt die gekochte Emulsion und läßt sich dann leicht fein zerteilen und die darin befindlichen Salze
durch Wasser entfernen.
Die wieder geschmolzene Emulsion trägt man auf Glasplatten und läßt sie darauf erstarren und trocknen (Gelatineplatten).
Diese Platten zeichnen sich gegenüber Kollodiumplatten durch ihre Haltbarkeit aus, so daß sie auf Reisen bequem mitgeführt
werden können;
sie sind ferner sechs bis zehnmal empfindlicher als Kollodiumplatten und gestatten deshalb Aufnahmen in viel
kürzerer Zeit;
dadurch ermöglichen sie die leichte Herstellung von Momentbildern;
sie lassen sich ferner für den Handel
im Vorrat fertigen und ersparen dem Amateur die mühsame Selbstpräparation.
Dadurch haben sie der Liebhaberphotographie und
der Anwendung
¶
mehr
derselben in Kunst und Wissenschaft einen außerordentlichen Aufschwung gegeben. Der Kollodiumprozeß tritt dem gegenüber
mehr und mehr zurück. Die Photographie wird zu einer Universalkunst.
Ein sehr großer Übelstand der Photographie bestand darin, daß die photographischen Platten sich wesentlich nur für blaue Strahlen
empfindlich zeigten, für grüne, gelbe und rote aber wenig oder nicht. Daher wurden blaue und violette
Kleider in der Photographie oft weiß, gelbe und rote dagegen schwarz. Die Photographie nach farbigen Gegenständen
(Gemälden) begegnete dadurch den allergrößten Schwierigkeiten. Leuchtende Wolken in Sonnenuntergangsbildern erschienen
z. B. in der Photographie schwarz, der dunkelblaue Himmel
[* 15] dagegen hell etc., und nur durch Negativretouche konnte
man diese Mängel verdecken.
Die Ursache dieser Empfindlichkeit photographischer Platten für Blau und Violett wurde darin erkannt, daß die Platten wesentlich
nur das blaue und violette Licht verschluckten (absorbieren), und daß nur diese absorbieren Strahlen auf die Platte wirkten,
die übrigen nicht. H. W. Vogel versuchte nun bereits 1873, dem BromsilberStoffe beizumischen, welche das
grüne, gelbe und rote Licht absorbierten, um die photographische Platte dadurch auch für jene Strahlen empfindlich zu machen.
Der Versuch war von Erfolg gekrönt und wurde die Basis zur Entwickelung der farbenempfindlichen (isochromatischen, resp. orthochromatischen)
Verfahren. Vogel benutzte als optische Sensibilisatoren, d. h. als Stoffe, welche das Bromsilber gelb-, resp.
rotempfindlich machen, im Licht leicht verschießende Farbstoffe, wie Fuchsin, Cyanin, Eosin etc. Zuerst versuchte Ducos de Hauron
dieses Prinzip praktisch anzuwenden. Die nachteilige Wirkung der Sensibilisatoren auf die photographischen Chemikalien stellte
aber der Praxis Hindernisse in den Weg, die hauptsächlich durch Einführung der Gelatinetrockenplatten beseitigt
wurden.
Attout Tailfer brachte 1883 mit Eosin gefärbte isochromatische Gelatineplatten in den Handel; 1884 entdeckte Vogel die optisch
sensibilisierende Kraft
[* 16] des Jacobsenschen Chinolinrots und präparierte mit diesem unter Zusatz von Chinolinblau die farbenempfindlichen
Azalinplatten. Alle diese isochromen Platten bedurften aber zur Abschwächung des zu stark wirkenden blauen Lichts noch der
Einschaltung einer Gelbscheibe bei der Aufnahme. Diese Mängel überwand H. W. Vogel durch Einführung des Eosinsilbers als
optischen Sensibilisators.
Durch seine und Obernetters Bemühungen entstanden die Eosinsilberplatten, welche sich von den herkömmlichen farbenempfindlichen
Trockenplatten durch bedeutend größere Empfindlichkeit auszeichnen. Nur fürAufnahmen von Gemälden bedürfen dieselben noch
zuweilen (bei leuchtend blauen Tönen) einer Gelbscheibe, bei Landschaften, Porträten etc. nicht. Neuerdings
hat man nach E. Alberts Vorgang Kollodiumemulsionen (Kollodium, in welchem Bromsilber fein verteilt ist) mit Vorteil zur farbenempfindlichen
Photographie verwendet.
Zu dem Fortschritt der Photographie haben aber auch die zahlreichen Vervollkommnungen der Objektive, d. h. der photographischen Linsen,
beigetragen. Früher benutzte man einfache achromatische Linsen, welche behufs Erzielung scharfer Bilder
stark »abgeblendet« werden mußten. Infolgedessen gaben sie sehr lichtschwache
Bilder, die eine lange Expositionszeit nötig machten. Ein großer Fortschritt war die Erfindung des Porträtobjektivs von
Petzval, einer Doppellinse, die bedeutend hellere Bilder lieferte und die Aufnahme von Porträten in kurzer Expositionszeit
ermöglichte.
Zur Aufnahme von Landschaften, Architekturen etc.
ist weniger Lichtstärke, aber ein großer Gesichtswinkel notwendig. Die gewöhnlichen
Landschaftsobjekte umfassen nur einen Winkel
[* 17] von 30 bis 45°, der meist zu klein ist. Man benutzte dazu früher ausschließlich
einfache Linsen, später aber die Tripletobjektive, seit 20 Jahren jedoch sehr allgemein die von Steinheil
eingeführten Aplanate. Zu diesem System gehören auch die Euriskope, rapid rectilinear lenses etc. Diese geben bei einem
Gesichtsfeld von ca. 60° eine hinreichende Lichtstärke, um in heiterm Sommerwetter selbst Momentaufnahmen zu gestatten.
Ist ein noch größeres Gesichtsfeld als 60° nötig, so nimmt man Weitwinkellinsen, wie Buschs Pantoskop, Dallmeyers Wide
angle lens, Steinheils Weitwinkelaplanat, Voigtländers Weitwinkeleuriskop, die ein Gesichtsfeld von 75 bis 100° besitzen.
Die Größe des Bildes hängt von der Brennweite der Linse ab. Je größer diese, desto größer ist das Bild. Um die Camera für
Linsen verschiedener Brennweite benutzen zu können, ist sie mit einem Auszugversehen, der gestattet, sie
zu verlängern, resp. zu verkürzen. Ist bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen ganz nahe liegender Vordergrund mit weit
entfernten Gegenständen im Bild enthalten, so muß man, um alle gleich scharf zu gewinnen, eine Blende anwenden. Dadurch werden
aber die Bilder der Camera lichtschwächer, und dieses macht Aufnahmen von dunkeln Innenräumen (Interieurs)
meistens in hohem Grad langwierig.
Das Atelier des Photographen erfordert, besonders zur Aufnahme von Porträten, gardinenähnliche Vorrichtungen, um das Licht
passend zu regulieren. Wie dieselben anzuwenden sind, muß von dem Photographen für jeden einzelnen Fall mit künstlerische
Verständnis bestimmt werden. Der Erkenntnis der künstlerischen Grundsätze, worauf die Photographie beruht (z. B.
Stellung des Aufzunehmenden, Beleuchtung
[* 18] desselben), verdankt man die wichtigsten Fortschritte im Felde der Porträtphotographie.
Zu diesen Elementen tritt noch die Negativretouche, durch welche man diejenigen Teile, die zu hell, d. h.
zu durchsichtig, erscheinen, durch Bearbeiten mit Bleistift
[* 19] oder Tusche weniger durchsichtig macht und dadurch verhindert,
daß sie beim Kopieren zu schwarz werden. Die Negativretouche wird jetzt in der Porträtphotographie ganz
allgemein vorgenommen, ehe man zum Kopieren des Bildes schreitet.
Der chemische Prozeß, auf welchem das photographische Verfahren beruht, ist in manchen Stücken noch rätselhaft. Chlor-, Brom-
und Jodsilber erleiden im Licht eine Farbenveränderung, die bei Chlorsilber am stärksten, bei Jodsilber
am schwächsten ist. Bei der Belichtung von Chlor- und Bromsilber werden Chlor und Brom frei, und es entsteht ein Silbersubchlorid,
resp. Silbersubbromid. Beim Belichten des Jodsilbers bemerkt man kein Freiwerden von Jod, aber alle Körper, welche Jod chemisch
binden, erhöhen die Lichtempfindlichkeit des Jodsilbers beträchtlich.
oder kohlensaurem Alkali, oder aber oxalsaures Eisenoxydul, gelöst in neutralem oxalsauren Kali. Diese Flüssigkeiten reduzieren
das vom Licht getroffene Bromsilber zu metallischem, grauschwarzem, pulverigem Silber. Das so entstehende Negativ ist in den
meisten Fällen kräftig genug, um eine Verstärkung überflüssig zu machen, und bedarf nur noch der Fixierung (Entfernung
des Bromsilbers) durch unterschwefligsaures Natron. Nachher ist aber ein sehr langes Waschen erforderlich,
um die der Gelatineschicht hartnäckig anhaftenden Fixiersalze zu entfernen.
Die hohe Empfindlichkeit der Gelatinetrockenplatten beruht in der Bildung einer hochempfindlichen Bromsilbermodifikation durch
Kochen der Emulsion; erstere wurde bereits 1874 von Stas entdeckt. Der positive Prozeß besteht in einer
durch das Licht bewirkten und durch Gegenwart der organischen Papierfaser beförderten Reduktion des Höllensteins und Chlorsilbers
zu metallischem Silber von brauner Farbe, welches die Konturen des Bildes bildet. Die im Papier enthaltenen Silbersalze werden
nur zum kleinsten Teil reduziert; der Überschuß derselben muß durch Waschen, resp. durch Baden
[* 22] in der unterschwefligsauren
Natronlösung entfernt werden.
BeimTonen der Bilder in Goldlösung wird ein Teil des Goldchlorids in der Lösung durch das metallische Silber reduziert, und
es schlägt sich dann metallisches Gold
[* 23] an Stelle der Bildkonturen nieder, welches die Farbe des Bildes angenehmer macht. Somit
besteht das fertige Papierbild teils aus Silber, teils aus Gold. Auf 4 Teile Silber kommt etwa 1 Teil Gold.
Das Quantum edler Metalle ist aber sehr gering, es beträgt in einem Visitenkartenbild etwa 1/500 g.
Vgl. Vogel, Die chemischen
Wirkungen des Lichts und die Photographie (2. Aufl., Leipz. 1884).
Uranoxydsalze werden auf damit getränkten Papieren im Licht zu Uranoxydulsalzen reduziert, die dann in Silberlösung sich
kräftig dunkel färben. Die Anwendung derselben für die Praxis hat sich jedoch nicht bewährt. Das Kohleverfahren oder Pigmentdruckverfahren
gründet sich darauf, daß Gelatine, wenn man sie mit einem chromsauren Salz
[* 24] dem Licht aussetzt, in Wasser
unlöslich wird. Ist ihr ein Farbstoff (Pigment) beigemischt, so halten die unlöslich gewordenen Stellen diesen mechanisch
zurück.
Überzieht man Papier mit solcher Mischung und exponiert es unter einem Negativ, so kann man durch Auswaschen mit heißem Wasser
ein Bild erhalten. Da aber die Wirkung des Lichts an der Oberfläche beginnt und sich mehr oder weniger tief
durch die Dicke der lichtempfindlichen Schicht erstreckt, so werden unter den im Licht unlöslich gewordenen Stellen noch einzelne
unmittelbar auf dem Papier liegende Gelatineteilchen löslich bleiben, welche in heißem Wasser sich lösen und den darüberliegenden
»Halbtönen« ihren Halt rauben. Um dieses zu vermeiden, hebt man das auf der Oberfläche der belichteten
Schicht liegende, anfangs unsichtbare Bild ab. Für diesen Zweck preßt man ein Stück mit gegerbter Gelatine überzogenen Papiers
auf das sogen. Übertragspapier.
Dieses klebt dann auf der Oberfläche fest. Behandelt man jetzt die zusammengepreßten Papiere mit heißem
Wasser, so werden alle nicht vom Licht getroffenen Stellen gelöst; das erste Papier, welches nur als Träger
[* 25] der lichtempfindlichen
Gelatineschicht diente, löst sich ab, und die Bildstellen, aus unlöslich gewordener farbiger Gelatine bestehend, haften
am Übertragspapier. Ist dieses mit einer feinen Harzschicht eingerieben, so ist die Haftung nur locker.
Preßt man alsdann ein zweites Stück Gelatinepapier auf, so haftet das Bild auf der zweiten Fläche stärker als auf der ersten
und kann demnach in dieser Weise zum zweitenmal übertragen werden. Das beim ersten Übertrag erhaltene »Pigmentbild« ist verkehrt,
d. h. es erscheint als Spiegelbild des Gegenstandes; das zweimal übertragene
Bild ist dagegen in richtiger Stellung. Man kann diese Pigmentbilder auch auf Glasübertragen und erhält dadurch schöne transparente
Fensterbilder. Die Bilder vergilben nicht wie die Silberbilder (s. oben), sind aber mechanisch leicht verletzbar. - Das Anilindruckverfahren
von Willis dient zur Darstellung von positiven Bildern nach Positiven.
Die Schicht verliert im Licht ihre Klebrigkeit. Belichtet man sie unter einem positiven Bild, so bleibt sie unter den schwarzen
Bildkonturen klebrig, und wenn man dann trocknes Farbenpulver aufstäubt, so haftet dieses an den klebrig gebliebenes Stellen,
und in dieser Weise kommt das Bild in Staubfarbe zum Vorschein. Dieses Verfahren ist von Pizzighelli (»Anthrakotypie
und Cyanotypie«, Wien
[* 28] 1881) mit einigen Abänderungen unter dem Namen Anthrakotypie zur Herstellung von Lichtpausen auf Papier
benutzt worden.
Hat man ein negatives Bild als Orginal ^[richtig: Original] benutzt, so erhält man wiederum ein negatives Bild. In dieser Form
bildet das Staubverfahren auf Glas ein wichtiges Hilfsmittel zur Reproduktion der zerbrechlichen photographischen
Negative. Stäubt man mit Porzellanfarbe ein, so erhält man ein einbrennbares Bild, welches nach dem Überziehen der Schicht
mit Kollodium sich unter Wasser leicht vom Glas ablösen und auf andre Flächen (Porzellan- und Glasgeschirr) übertragen und einbrennen
läßt. So erhält man die eingebrannten Bilder auf Glas und Porzellan. Nach Grüne fertigt man nach einem
Negativ mit Hilfe der Camera obscura ein positives Kollodiumbild an. Dieses wird in eine Platinlösung getaucht, und hier reduziert
das
¶
mehr
Silber der Bildkonturen das Platin. Dieses schlägt sich an den Bildstellen nieder, und so entsteht ein Platinbild, welches
sich vom Glas abziehen, auf Porzellanübertragen und einbrennen läßt. - Hierher gehört auch der Platindruck von Willis. Zur
Ausführung desselben wird ein mit Eisenchlorid und Platinchlorür getränktes Papier benutzt, welches im
Handel zu haben ist. Dasselbe liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild, welches durch Eintauchen
in eine heiße Lösung von neutralen oxalsauren Kali kräftig schwarz hervortritt.
Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich (vgl. Pizzighelli u.
Hübl, Die Platinotypie, Wien 1882). Neuerdings hat das Bromsilbergelatinepapier im Positivprozeß Boden gewonnen;
es dient hauptsächlich zum Kopieren von Papierbildern mittels Lampenlicht (s. S. 21: Vergrößerungen). Auch das Chlorsilbergelatinepapier
(zuerst empfohlen von Eder) findet jetzt für diesen Zweck Verwendung.
Das Problem, Photographien in natürlichen Farben herzustellen (Heliochromie, Photochromatie), ist streng
genommen noch ungelöst, trotz interessante und folgenreicher Versuche in dieser Richtung. Man erhält farbige Bilder nach der
Natur, wenn man nach Niepce Silberplatten in eine Lösung von Kupferchlorid und Eisenchlorid taucht. Sie laufen dann dunkel an
unter Bildung von Silberchlorür. Wenn man die Platten unter farbigen Bildern kopiert, so bekommt man in
der That farbige Bilder, welche annähernd die Naturfarbe zeigen, aber leider nicht fixiert werden können.
Poitevin erzeugte ähnliche Bilder auf Papier. Nach seinem Verfahren wird Salzpapier auf Silberlösung sensibilisiert, ähnlich
dem photographischen Positivpapier, dann behufs Entfernung der Silberlösung gewaschen, nachher in einer Lösung von Zinnchlorür
dem Licht ausgesetzt. Hierbei bildet sich aus dem weißen Chlorsilber violettes Silberchlorür. Das Zinnchlorür
wirkt nur als Reduktionsmittel. Dieses Papier ist für sich allein wenig farbenempfindlich; behandelt man es aber mit einer
Lösung von chromsaurem Kali und Kupfervitriol, so nimmt seine Empfindlichkeit bedeutend zu, so daß man transparente farbige
Bilder mit Leichtigkeit damit kopieren kann.
Die Farben sind jedoch niemals so lebhaft als die des Originals; am deutlichsten reproduzieren sich noch die rötlichen Töne.
Nach dem Kopieren wäscht man die Bilder mit Wasser aus, um sie weniger lichtempfindlich zu machen. In diesem Zustand halten
sie sich im Halbdunkel ziemlich lange; aber ein Mittel, sie absolut haltbar zu machen, ist noch nicht gefunden.
Das Fixiernatron der Photographen zerstört die Farben sofort. Die französischen Photochromien sind gewöhnliche Photographien
mit eingedickten Farben.
Das populärste Feld der Photographie ist das Porträtfach. Die Erzielung eines gefälligen Porträts hängt nicht nur von der sorgfältigen
Beobachtung der technischen Regeln der Photographie ab, sondern auch von der Erfüllung künstlerischer Bedingungen
in Stellung des Aufzunehmenden, richtiger Lichtverteilung, Arrangement der Umgebung, zugleich aber auch von der glücklichen
Disposition des Originals, der Stimmung desselben und der Fähigkeit, ruhig zu sitzen. Zur Sicherung der Unbeweglichkeit während
der Aufnahme war früher bei Anwendung des weniger empfindlichen Kollodiumverfahrens der Kopfhalter ganz
unbedingt notwendig, damit wenigstens der wichtigste Teil des Porträts, das Gesicht,
[* 31] scharf werde.
Neuerdings,
bei Anwendung hochempfindlicher Gelatineplatten, welche kurze Expositionen erlauben, kann man ihn bei gutem Licht
eher entbehren. Dunkle Kleider eignen sich, namentlich für Herren, besser als helle. Das Arrangement kann nur vom Photographen,
nicht vom Aufzunehmenden beurteilt werden. Das bei der Aufnahme gewonnene Negativ bedarf noch der Retouche. Nachher wird es
auf gewöhnlichem Weg kopiert und die kleinen Fehler, die dann noch im Bild übrig sind, durch Positivretouche hinweggeschafft.
Die Bildgröße richtet sich nach der Brennweite des Objektivs; man benutzt daher zu größern AufnahmenObjektive mit längerer Brennweite. Je länger dieselbe, desto schwieriger ist es, alle Punkte des Aufzunehmenden in den Fokus
zu bringen, d. h. scharf darzustellen. Gewöhnlich werden nur die in einer Ebene liegenden Teile vollkommen scharf, die vor
oder hinter derselben liegenden Partien aber mehr oder weniger »unscharf«. Aus diesem Grund sind direkte
lebensgroße Aufnahmen mit Schwierigkeiten verknüpft, und man pflegt lebensgroße Bilder lieber dadurch herzustellen, daß
man Bilder nach kleinen Negativen vergrößert (s. unten).
Bei photographischen Aufnahmen spielen die perspektivischen Eigentümlichkeiten der Linsenbilder eine einflußreiche Rolle;
so werden z. B. zu weit vorgesteckte Hände oder Füße leicht zu groß. Sonnenlicht gibt häßliche Schlaglichter
und Schlagschatten in Gesichtern; deshalb vermeidet man es bei Porträtaufnahmen gänzlich, indem man das Atelier nach Norden
[* 32] hin anlegt. Aufnahmen in sehr kurzer Expositionszeit, sogen. Momentbilder, lassen sich mit Hilfe der modernen hochempfindlichen
Gelatineplatten und guter Objektive bei gutem Licht unschwer erzielen, am besten im Freien im Sommer.
Man hat zum schnellen Öffnen und Schließen sogen. Momentverschlüsse der mannigfachsten Konstruktion erdacht. Die einfachsten
sind diejenigen, bei welchen mittels auszulösender Sprungfeder ein Brett oder Blech mit einem Schlitz am Objektiv vorbeigezogen
wird. Je nach der Kraft der Feder sind Expositionen von 1/40 bis 1/300 Sekunde leicht zu erzielen. Hat man
eine Anzahl solcher Apparate nebeneinander gestellt auf einen vorüberlaufenden oder springenden Menschen oder ein laufendes
Pferd
[* 33] gerichtet und sorgt mittels elektrischer oder mechanischer Auslösung dafür, daß sie sich kurz hintereinander öffnen
und schließen, so gelingt es, in einer Sekunde 15-30 solcher Aufnahmen zu erhalten, welche die einzelnen Bewegungsphasen in
Intervallen von 1/15 oder 1/30 Sekunde zeigen; in dieser Weise sind von Muybridge in San Francisco und Anschütz in Lissa
[* 34] Serien-Momentaufnahmen
gefertigt worden.
Die ursprünglichen Bilder sind nur klein (ca. 10-13 mm), sie können aber leicht bis auf Kabinettgröße vergrößert werden.
Um Aufnahmen von Volksszenen unbeobachtet zu ermöglichen, hat man kleine Apparate mit Momentverschluß
konstruiert, die entweder unter dem Rock zu tragen (Geheim-Camera), oder in eine unscheinbare Form gebracht sind, die den
Zweck verbirgt (Detektiv-Camera).
Vgl. Eder, Die Momentphotographie (2. Aufl., Halle 1886-88, 2 Tle.);
Derselbe, Anleitung zur
Herstellung von Momentphotographien (2. Aufl., das. 1887).
Das Architektur- und Landschaftsfach liefert die Bilder interessante Denkmäler der Baukunst,
[* 35] Veduten, Ansichten
fremder Erdregionen und ist somit ein wichtiges Hilfsmittel der Forschung und Belehrung. Bei Ausübung desselben befolgt
man das gewöhnliche photographische Verfahren. Lichtstarke Instrumente, wie im Porträtfach, hat man nur nötig,
¶
mehr
wenn es gilt, Augenblicksbilder aufzunehmen; in allen übrigen Fällen begnügt man sich mit Linsen von kleinerm Durchmesser,
die zwar lichtschwächer, vermöge ihrer eigentümlichen Konstruktion aber im stande sind, ein größeres Gesichtsfeld zu
überschauen. Dahin gehören die sogen. einfachen Landschaftslinsen, die jetzt veralteten Triplets, die von Steinheil eingeführten
Aplanate und Antiplanate, Voigtländers Euriskope und die Weitwinkellinsen (s.
oben).
Letztere sind zur Aufnahme breiter Ansichten ganz unschätzbar, namentlich bei kurzen Distanzen. Ein ganz eigentümliche Apparat
zur Landschaftsaufnahme ist die Panoramen-Camera. Dieselbe dreht sich während der Aufnahme, so daß nach und nach alle Gegenstände
des Horizonts in das Gesichtsfeld des Apparats treten. Die Platte folgt in sinnreicher Weise der Drehung
des Apparats, so daß man ein vollständiges Panoramenbild erhält. Dergleichen Bilder sind vielfach von Braun zu Dornach in
den Alpen
[* 37] aufgenommen worden.
Die Landschaftsapparate müssen leicht transportabel sein. Der Landschaftsphotograph hat oft schwierige Punkte zu begeben,
wo die Mitnahme schweren Gepäcks zu den größten Schwierigkeiten gehört. Durch Einführung der empfindlichen
Trockenplatten ist die Landschaftsphotographie sehr erheblich erleichtert worden. Man kann diese Platten fertig präpariert
mit auf die Reise nehmen und sie nach der Beachtung beliebig lange verwahren, ehe man zur Entwickelung schreitet.
Beachtung künstlerischer Grundsätze ist auch im Landschaftsfach eine wichtige Regel zur Erzielung gefälliger
Bilder. Wahl des Standpunktes und der günstigsten Beleuchtung sind die Hauptmomente, worauf der Landschaftsphotograph zu achten
hat. Namentlich empfehlen sich für diesen die sogen. Eosinsilberplatten, weil sie keiner gelben
Scheibe (s. oben) bedürfen; sie geben eine erheblich bessere Zeichnung des grünen Laubwerkes sowie der Wolken und der in
Dunst gehüllten Ferne als die gewöhnlichen Platten.
Vgl. Remelé u. Vogel, Landschaftsphotographie (3. Aufl., Berl. 1883).
Stereoskopenbilder sind mit Hilfe der Photographie leicht herzustellen. Es genügt, zwei Aufnahmen desselben Gegenstandes von zwei verschiedenen
Punkten aus zu machen. Befindet sich jener in der Nähe, so liegen auch die beiden Aufnahmepunkte nahe
bei einander, nur um 8 cm voneinander entfernt. Man nimmt dann beide Bilder mit einemmal auf, indem man eine Camera mit zwei
Objektiven benutzt (Stereoskopen-Camera). Das rechte Objektiv liefert alsdann das Bild für das rechte Auge,
[* 38] das linke Objektiv
das für das linke Auge.
Sind die Gegenstände sehr weit entfernt, so macht man die beiden Aufnahmen nacheinander, indem man dabei
die Camera um 30-60 cm verrückt. Aufnahmen vom Luftballon aus sind seit Einführung der Gelatinetrockenplatten wiederholt mit
Erfolg gemacht worden und zwar mittels momentaner Exposition durch das königlich preußische Ballondetachement (Leutnant v.
Hagen).
[* 39] Mondscheinbilder sind oft nichts weiter als bei hellem Tage gemachte Aufnahmen, die so dunkel kopiert
werden, daß sie einen mondscheinartigen Effekt machen. Um denselben zu erhöhen, drückt man besonders aufgenommene Wolkenplatten
ein, d. h. Negative, nach Wolken aufgenommen, in denen der Mond
[* 40] durch Einkleben einer schwarzen Scheibe hergestellt ist. Dennoch
ist es seit Einführung der hochempfindlichen Gelatineplatten möglich, bei wirklichem Mondschein photographische
Aufnahmen zu machen, freilich mit einer Expositionszeit, die 144,000mal länger ist als die bei Tageslicht bei denselben
Instrumenten und Platten nötige. So
erhielt E. Vogel in zwei Stunden Belichtungszeit eine Aufnahme der königlichen technischen
Hochschule zu Berlin-Charlottenburg.
Vergrößerungen, mikroskopische u. astronom. Photographie.
Vergrößerungen stellte man früher ausschließlich mittels der sogen.
Solar-Camera her. Dies ist ein dem Sonnenmikroskop
[* 41] oder der Laterna
[* 42] magika ähnliches Instrument, welches einen nach zwei Richtungen
hin beweglichen Spiegel
[* 43] enthält, der die Sonnenstrahlen auf eine plankonvexe große Linse wirft. Diese konzentriert die Strahlen
auf das Negativ und beleuchtet es blendend hell. Das Negativ steht nahe dem Brennpunkt einer Porträtlinse,
die genau in derselben Weise wie die Linse einer Laterna magika ein vergrößertes Bild von dem Negativ entwirft.
Der Spiegel wird, um dem Lauf der Sonne
[* 44] folgen zu können, durch einen Heliostaten oder durch Drehung mit der Hand
[* 45] bewegt. Man
stellt den Spiegel vor dem Fenster eines verfinsterten Zimmers auf, läßt die Lichtstrahlen in den im Zimmer
befindlichen Apparat fallen, stellt das Bild auf einem Rahmen scharf ein und spannt alsdann lichtempfindliches Papier an Stelle
des Bildes auf. Auf diesem erscheint alsdann das Bild durch Wirkung der Sonnenstrahlen. Die Vollendung des Bildes geschieht wie
beim gewöhnlichen Kopierprozeß.
Statt des Sonnenlichts wird auch elektrisches Licht und Magnesiumlicht mit Erfolg angewendet. Neuerdings ist die Herstellung
von Vergrößerungen sehr erleichtert worden durch Anwendung des hochempfindlichen Bromsilberemulsion-Papiers. Auf diesem
Papier erscheint das Bild nicht direkt, sondern erst bei Anwendung eines Entwickelungsprozesses (s. oben). Das Papier ist so
empfindlich, daß selbst Petroleumlicht zur Herstellung solcher Vergrößerungen hinreicht.
Einfache Apparate der Art für Amateurzwecke sind im Handel. MikroskopischeBilder, die nur unter starker Vergrößerung sichtbar
sind, werden nach einem gewöhnlichen Negativ in einer eigentümlichen kleinen Camera aufgenommen. Man stellt mit Hilfe eines
Mikroskops ein. Dagron stellt auf einer und derselben Glasplatte 24 Bilder nach einem gewöhnlichen Negativ
nebeneinander dar, zerschneidet die Platte nach dem Fixieren und kittet jedes Stückchen, welches ein Bild enthält, auf ein
Glasstäbchen von Kronglas, welches 5-6 mm lang, 2 mm dick, an einem Ende flach, am andern konvex geschliffen ist, so daß es
eine Linse bildet.
Das Bild befindet sich im Brennpunkt dieser plankonvexen Linse und wird mittels dieser vergrößert gesehen.
Große Wichtigkeit erlangten diese mikroskopischen Bildchen zur Zeit der Belagerung von Paris zur Reduktion der Taubenpostdepeschen
auf einen denkbar kleinsten Raum. Man setzte die Depeschen (oft mehrere Hunderte gleichzeitig) in gewöhnlicher Schrift, photographiert
diese mikroskopisch auf Kollodium, löste das dünne Häutchen mit dem Bild ab und steckte eine Anzahl
solcher Häutchen in eine Federpose, die der Brieftaube angebunden wurde.
Die Häutchen wurden am Bestimmungsort mittels einer Laterna magika vergrößert und dann von Schreibern kopiert. Ebenso wichtig
wie die mikroskopische Photographie ist die Mikrophotographie, d. h. die photographische Fixierung der durch ein
Mikroskop
[* 46] hervorgebrachten vergrößerten Bilder. Diese Mikrophotographie wird besonders zu wissenschaftlichen und Unterrichtszwecken
benutzt. Man verwendet dazu meist ein gewöhnliches Mikroskop, dessen Objekt sehr hell beleuchtet werden muß. Das Okular wird
meist herausgenommen und mit Hilfe des Objektivs ein vergrößertes Bild des Objekts auf der Visierscheibe
¶