sehr beschwerlich fielen. Im 12. Jahrh. hatten sie noch einen kleinen Teil von
Siebenbürgen im
Besitz; doch waren sie schon
größtenteils den
Magyaren steuerpflichtig, verschmolzen dann mit denselben und verschwinden im 13. Jahrh.
spurlos aus der Geschichte.
Vgl.
Neumann, Die
Völker des südlichen Rußland (Leipz. 1847).
(auch bloß
Tschili), die nordöstliche
Provinz des eigentlichen
China,
[* 3] grenzt im N. an die
Mongolei, im O.
an den
Golf von Petschili, im
S. an die
ProvinzenSchantung und
Honan, im
W. an
Schansi und umfaßt 148,357 qkm (2694
QM.) mit 17,937,000 Einw., hatte aber vor dem Taipingaufstand
und der großen
Hungersnot 1842 noch 36,879,838 Einw. Im N. und W. ist die
Provinz durch Gebirgszüge angefüllt, die sich
in einzelnen Gipfeln bis zu 2500 m erheben und reich an
Steinkohlen sind, die aber nicht ausgebeutet werden.
Von diesen
Bergen
[* 4] strömen zahlreiche
Flüsse
[* 5] herab, darunter als der bedeutendste der
Peiho, mit dem sich
bei
Tiëntsin der noch wasserreichere Whanho und eine Anzahl von S. kommender
Flüsse nebst dem
Kaiserkanal vereinigen.
DiesenFlüssen verdankt der weite ebene Teil der
Provinz zumeist seine Entstehung, indem dieselben von den ihres Baumwuchses beraubten
Bergabhängen große
Massen von
Löß und
Sand herabführen, bei dem geringen
Gefälle auch oft durch große
Überschwemmungen
Verheerungen anrichten, die bereits viele Bewohner zur
Auswanderung in die
Mandschurei veranlaßt haben.
Ein andres Übel sind die gewaltigen Staubstürme, Kuafung, welche von den Bewohnern der
Ebene sehr gefürchtet werden, weil
sie die
Ernten zerstören und
Krankheiten bringen. Abgesehen vom Küstensaum, ist Petschili fruchtbar und gut
angebaut. Hauptkulturen sind:
Hirse,
[* 6]
Mais und
Weizen, von
HandelsgewächsenBaumwolle
[* 7] und
Tabak.
[* 8] Durch die vielen Obstbäume und
Gärten erinnert an englische Landschaftsbilder. Das
Klima
[* 9] ist im ganzen mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in
Peking
[* 10] 12,5° C., selbst während der Januarfröste steigt das
Thermometer
[* 11] um
Mittag im
Schatten
[* 12] über
Null. Die
wässerigen
Niederschläge sind gering (in
Peking 615
mm); ungewöhnlich trockne Jahre, wie 1876, bringen bei dem ungemein schlechten
Zustand der Zufuhrwege
Teurung. Über Petschili geht die kürzeste
Straße durch die
Mongolei nach
Sibirien, der
Eintritt in
die
Mongolei erfolgt hinter
Kalgan. Die Hauptstadt der
Provinz ist
Peking (s. d.). - Der
Golf von Petschili
(Pohai, auch
Meerbusen von
Peking) ist eine große
Bucht an der Ostküste des nördlichen
China von nur geringer Tiefe, welche durch die
Straße von Petschili mit
dem
GelbenMeer in
Verbindung steht; er empfängt durch die in ihn mündenden
Flüsse fortwährend Schlamm,
so daß er immer seichter wird. Der nördlichste Teil führt den
NamenGolf von
Liaotong. S.
Karte
»China«.
(slowen. Ptuj), alte Stadt in
Steiermark,
[* 17] an der
Drau und an der
Linie Pragerhof-Großkanizsa der Südbahn, in
weinreicher Gegend gelegen (Pettauer
Feld), hat eine gotische Stadtpfarrkirche, St.
Georg, von 1250 mit
schönen
Holzschnitzereien, ein Minoritenkloster mit alter gotischer
Kirche, einen Stadtturm mit vielen Römerdenkmälern um
denselben, darunter der sogen.
Pranger, ein Römerstein, ein
Schloß (Oberpettau), ein Untergymnasium, (1880) 4257 Einw.,
mehrere
Branntweinbrennereien, eine Farbholzschneidemühle, Kunstmühle, starken Weinbau und Weinhandel. Pettau ist Sitz
einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. - Die Stadt hieß im
Altertum Poetovio (Poetovium),
ward 35
v. Chr. römisch und während der
Völkerwanderung mehrmals zerstört (von
Attila 451). Im
Mittelalter zum Erzbistum
Salzburg
[* 18] gehörig, kam sie 1565 endgültig an das
HausHabsburg.
August von,
Maler, geb. 1821 zu
Wien,
[* 19] war anfangs
Militär und widmete sich erst später
der
Kunst. Er malt meist
Szenen aus dem
Volks- und Soldatenleben
Ungarns und Rußlands mit feiner Färbung und geistreicher Tonstimmung.
Er ward 1866 Mitglied der
WienerKunstakademie und 1875 in den Ritterstand erhoben.
Seine ersten
Arbeiten betrafen die
Affinierung des
Goldes und die Verarbeitung des
Platins sowie die hydraulischen
KalkeEnglands
und
Deutschlands;
[* 25] 1848 lehrte er die
Darstellung von
Leuchtgas
[* 26] aus
Holz,
[* 27] und bald darauf entdeckte er die
Darstellung von
Hämatinon und
Aventuringlas. Auch erfand er ein neues Restaurationsverfahren für
Ölgemälde (s. Regenerationsverfahren).
Mit seiner
Arbeit über den Unterschied zwischen
Öfen- und Luftheizung wandte er sich der
Hygieine zu, für welche er in der
Folge außerordentlich viel geleistet hat. Er untersuchte die Ventilationsverhältnisse unsrer
Wohnungen
und die physikalischen Verhältnisse der
Kleidung, und 1855 begann er seine
Studien über die
Cholera und über Beziehungen
des
Grundwassers zu derselben. Diese Untersuchungen gaben den Anstoß zu den umfangreichsten Ermittelungen zahlreicher
Forscher,
und in der
Folge wurden dieselben auch auf den
Typhus ausgedehnt. Zu exakten Untersuchungen über
Respiration
konstruierte er einen großartigen
Apparat, welcher seitdem für die
Lehre
[* 28] von der
Ernährung der
Tiere vielfach ausgebeutet
wurde (Ȇber einen neuen
Respirationsapparat«,
[* 29]
Münch. 1861).
¶
Juss. (Petunie), Gattung aus der Familie der Solaneen, südamerikanische, mit klebrigen Drüsenhaaren besetzte
Kräuter mit wechselständigen, ganzen
Blättern, einzelnen, achselständigen Blüten mit großer, präsentiertellerförmiger
Blumenkrone und vielsamiger Kapsel.
»Zur Litteratur der Kriege infolge der französischen Revolution« (das.
1868);
»Bibliographica Dantea ab anno 1865 inchoata« (2. Aufl.,
das. 1876, und 2 Supplem.) u. a.
Auch gab er die Biographie des Freiherrn v. Falkenstein nach dessen eignen Aufzeichnungen heraus (Dresd.
1882).
L. (Haarstrang), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 53] ausdauernde, sehr selten einjährige Kräuter, auch
Sträucher oder Bäume, mit ein- bis dreimal fiederspaltigen Blättern, großen, vielstrahligen Blütendolden, meist vielblätterigen
Hüllen und Hüllchen und zusammengedrücktem elliptischen, eiförmigen, selten fast kreisrunden Früchten.
Etwa 100 Arten auf der nördlichen Erdhälfte, den tropischen Andes und dem tropischen wie südlichen Afrika.
[* 54]
Von. Peucedanum officinaleL. (Schwefelwurzel, Himmelsdill, Saufenchel), in Mittel- und Südeuropa, war die scharf bitterlich schmeckende
Wurzel
[* 55] offizinell. Sie enthält Gummiharz und kristallisierbares, farb- und geruchloses, brennend aromatisch schmeckendes,
durch Kalilauge in Angelikasäure und Oreoselin spaltbares Peucedanin C12H12O3 .
(s. d.) ward er auf Befehl des Kurfürsten 1574 verhaftet und bis 1586 in Dresden, Leipzig und Rochlitz in harter Gefängnishaft
gehalten. Endlich auf die Fürbitte der zweiten Gemahlin des Kurfürsten, Agnes von Anhalt,
[* 61] freigelassen, trat er als Leibarzt
in die Dienste
[* 62] des Fürsten von Anhalt und starb in Dessau.
[* 63] Von seinen zahlreichen Schriften sind
hervorzuheben: »Commentarius de praecipuis divinationum generibus« (Wittenb. 1553 u.
öfter);
»Elementa doctrinae sphaericae« (das. 1551).
Auch gab er eine Auswahl von BriefenMelanchthons (Wittenb. 1565, 1570) heraus.
Hier berief ihn im Juli 1848 der Erzherzog-Reichsverweser zum Reichskriegsminister, welches Amt Peucker 5. Aug., als
der Reichsverweser die Huldigung aller deutschen Armeen forderte, niederlegte, aber nach Unterdrückung des Aufstandes vom 18. Sept. wieder
übernahm und bis bekleidete. Am 20. Mai übernahm er den Oberbefehl über das gegen Baden
[* 65] bestimmte
Operationskorps der Bundestruppen und führte denselben bis zu Ende des Feldzugs, in welchem er den linken Flügel der gesamten
Streitkräfte bildete. Im März 1850 trat er an der Stelle des Generals v. Radowitz in die Bundeszentralkommission und ward im
Dezember, nach der Unterwerfung Preußens
[* 66] zu Olmütz,
[* 67] als preußischer Kommissar nach Kassel
[* 68] zur Wiederherstellung
der Autorität des Kurfürsten gesandt. 1854 wurde er zum Generalinspektor des Militärerziehungs- und Bildungswesens ernannt
und im November 1858 zum General der Infanterie befördert. 1872 pensioniert und ins Herrenhaus berufen, starb er Er
schrieb: »Beiträge zur Beleuchtung
[* 69] einiger Grundlagen für die künftige Wehrverfassung Deutschlands«
(Frankf. 1848) und »Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten« (Berl.
1860-64, 3 Bde.), ein Werk von bedeutendem wissenschaftlichen
Wert, wofür ihm die Berliner
[* 70] Universität 1860 das Diplom eines Ehrendoktors der Philosophie erteilte.
Konrad, Altertumsforscher, geb. zu Augsburg,
[* 71] studierte in Padua
[* 72] die Rechtswissenschaft,
verweilte auch einige Zeit in Rom und
[* 73] ward 1493 zum Syndikus in seiner Vaterstadt erwählt. Als Abgeordneter derselben wohnte
er mehreren Reichstagen bei, z. B. dem zu Worms
[* 74] 1521, und ward von Maximilian I. zum kaiserlichen Rat ernannt. Er starb in
Augsburg. Seine Schriften sind für die Altertumskunde in Deutschland
[* 75] von Wichtigkeit, darunter besonders
verdienstlich die »Inscriptiones romanae« (Augsb.
1520). Die sogen. Peutingersche Tafel (Tabula Peutingeriana) ist eine Straßenkarte des römischen Reichs,
auf M. Agrippas Erdkarte
[* 76] im Porticus Pollä zu Rom basierend, welche in einer Fassung aus dem 3. Jahrh., jedoch in einer spätern Kopie (13. Jahrh.)
erhalten ist.
Dieselbe war auf zwölf Pergamenttafeln (11 davon erhalten) gezeichnet und von Konr. Celtes in Worms gefunden worden. Celtes
überließ sie Peutinger, der an ihrer Herausgabe durch seinen Tod verhindert ward. Nachdem M. Welser bereits 1591 Bruchstücke von
ihr herausgegeben, ward das Original erst 1714 wieder aufgefunden. Es befindet sich in der Hofbibliothek
zu Wien und ward herausgegeben von Mannert (Leipz. 1824, 12 Blätter), von Desjardins (Par. 1869 ff., 18 Lfgn.)
und in Zweidrittel der Originalgröße von Miller (»Die Weltkarte des Castorius, genannt die Peutingersche Tafel«,
Ravensb. 1888), welcher die Hypothese aufstellte, die Tafel sei das Werk des vom ungenannten Kosmographen
aus Ravenna oft citierten Castorius.
(spr. péwwenssi, das röm. Portus Anderida), altes Städtchen in der engl. GrafschaftSussex, westlich von
Hastings, wo Wilhelm der Eroberer 1066 landete, mit römisch-normännischer Schloßruine und (1881) 365 Einw.
Drüsen (nach dem schweizer. Anatomen J. C. ^[JohannConrad] Peyer, 1653-1712, benannt) bestehen aus sogen.
geschlossenen Lymphdrüsen (s. d.), d. h. sie unterscheiden
sich von den eigentlichen Lymphdrüsen dadurch, daß sie keine einführenden und ausführenden Lymphgefäße besitzen. Indessen
stehen sie mit den sie umspinnenden Lymph- (Chylus-) Gefäßen der Darmschleimhaut in Verbindung und füllen
sich daher nach den Mahlzeiten mit fettreichem, milchweißem Chylus. Auf dem umgekehrten Weg müssen also auch die in ihnen
erzeugten Lymphzellen in das Lymphgefäßsystem auswandern können. Eine krankhafte Anschwellung der Peyerschen Drüsen ist
die Folge jedes Darmkatarrhs; Hauptsitz der Erkrankung aber sind sie beim Unterleibstyphus, wo sie stark
anschwellen, markig infiltriert erscheinen und durch ihr oberflächliches Absterben die sogen. Typhusgeschwüre bilden (s.
Typhus).
wozu später noch ein Supplement
in seiner »Grammatica linguae copticae« (das.
1841) erschien. Eine Abhandlung Peyrons über koptische Worttrennung edierte sein NeffeBernardino Peyron in dem »Sahidischen
Psalterium« (Turin 1875). Seine Arbeiten über griechisch-ägyptische Papyrusrollen etc. finden sich in
den »Memorie« der TurinerAkademie und in dem Werk »Papyri graeci Musei Taurinensis« (Turin 1826-27). Als Früchte seiner Durchforschung
der Palimpseste der Turiner Universitätsbibliothek gab er unter anderm: »Fragmenta Ciceronis orationum« (Stuttg. 1824),
»Empedoclis et Parmenidis fragmenta« (Leipz.
1810) sowie »Leges ineditae codicis Theodosiani«
¶
mehr
(in den »Memorie« der Akademie) heraus. Seit 1848 Mitglied des Senats, starb er in Turin.
L. (Becherpilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der Diskomyceten, charakterisiert durch
becher- oder napfförmige Fruchtkörper mit einer auf der freien Oberseite befindlichen, meist andersfarbigen Hymeniumschicht
(Scheibe), welche anfangs krugförmig geschlossen ist, später sich ausbreitet und aus den Sporenschläuchen besteht. Meist
kleine, herdenweise wachsende, mannigfaltig gefärbte, fleischige oder wachsartige Pilze,
[* 90] Arten, welche auf der Erde,
auf faulenden Pflanzenteilen oder parasitisch auf lebenden Pflanzen vorkommen.
Einige der größern Arten sind eßbar, namentlich Peziza acetabulumL., bis 55 cm groß, becherförmig, braun, mit weißem, dickem
Stiel, einzeln auf der Erde in Wäldern
im Frühling und Herbst wachsend, von morchelartigem Geschmack;
Peziza leporinaBatsch, 5,5-8
cm hoch, unregelmäßig ohrförmig, mit dickem Stiel, braun bis gelblich, in Nadelwäldern imHerbst; Peziza onotica
Pers., ebenso, fast weißlich, mit blaßgelber Scheibe, in Wäldern im Herbst, und Peziza cochleataDec., 3-11 cm groß, unregelmäßig,
fast schneckenhausförmig gedreht, braun, mit zimtbrauner Scheibe, in Laubwäldern im Herbst. Von den parasitische Arten verursacht
Peziza ciborioides Fr. den Kleekrebs (s. d.) und Peziza calycinaSchum. var. Laricis (Peziza Willkommii R. Hart.)
mit herdenweise wachsenden, 2-5 mm großen, außen weißwolligen Bechern mit gelber bis mennigroter Scheibe, an der Rinde von
Nadelhölzern, besonders der Lärchen, den Lärchenkrebs. SeinMycelium lebt in der Rinde, welche sich infolgedessen abnorm verdickt,
aufberstet, von Harz durchtränkt erscheint und bisweilen Harzfluß zeigt; oberhalb der Krebsstelle tritt
ein bald rasches, bald erst nach Jahren vollständiges Absterben des Baums ein, der besonders in der Jugend bis zu 15jährigem
Alter von dem Schmarotzer befallen wird.
Bad
[* 92] im schweizer. Kanton
[* 93] St. Gallen, in einer tiefen Schlucht der wilden Tamina, 685 m ü. M. Früher führte
nur ein beschwerlicher Fußsteig zu den Badegebäuden; seit 1852 aber ist eine hübsche Kunststraße längs
der Tamina von Ragaz aus gebaut. Mehrere Quellen von 36° C. sprudeln in einem schaurigen Felsschlund aus tiefen Felsspalten
hervor und zeichnen sich durch eine auffallende Armut an mineralischen Stoffen aus. Die Therme wurde 1038 entdeckt, 1242 das
erste Badehaus errichtet. Zu diesem ließ man die Kranken (nebst dem erforderlichen Proviant) an einem
Seil in die Schlucht hinab; nach Beendigung der Kur zog man sie heraus.
Die gegenwärtigen Lokalitäten, 1704-16 erbaut, befinden sich nur ca. 600 Schritt von den Quellen. Durch eine Röhrenleitung
gelangt ein Teil der Therme thalabwärts nach Ragaz (s. d.). Hoch über dem tief gefurchten Thal,
[* 94] auf frei
vorstehender Bergterrasse, liegt das Dorf Pfäfers (1628 Einw.). Seine Benediktinerabtei,
im 8. Jahrh. gegründet, wurde 1838 aufgehoben und in eine Irrenheilanstalt (St. Pirminsberg) verwandelt. Hinter Dorf Pfäfers, bei
dem Hof
[* 95] Raggol, sind Schieferbrüche im Betrieb.
»Die Entwickelung der Welt auf atomistischer Grundlage« (Heidelb. 1883).
Eine
Reihe popularisierender Aufsätze und Vorträge, in denen Pfaff den Darwinismus bekämpft und die geologische
Forschung mit den biblischen Traditionen in Übereinstimmung zu bringen trachtet, lieferte er zu den »Zeitfragen
des christlichen Volkslebens« und der von ihm und Frommel herausgegebenen »Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk« (Heidelb.).
Pfaff starb in Erlangen.
Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Zürich,
am Pfäffiker See (s. Glatt) und an der Eisenbahn Effretikon-Hinweil, mit (1880) 2888 Einw.
Pfäffikon ist zu unterscheiden von dem gleichnamigen Dorf in dem SchwyzerBezirk »Höfe«, Station der linksuferigen Zürichseebahn.
eine Quarzitschicht, die, einem stark aufgerichteten archäischen Schichtensystem eingelagert,
durch die Erosion
[* 129] bloßgelegt ist und sich im bayrisch-böhmischen Grenzgebirge als mauerartige Bildung meilenweit verfolgen
läßt.
Westschweiz der Bronzezeit an. In einzelnen Stationen (Mörigen, Corcelettes) wurden neben Bronzewaffen und -Geräten Eisenobjekte
aufgefunden, und die Fundobjekte der Station Sipplingen am Bodensee zeigen, daß dieselbe bis zur Römerzeit bewohnt war. Die
Pfahlbauten der Bronzezeit waren gewöhnlich in größerer Entfernung (200-300 m) vom Ufer als die der Steinzeit errichtet.
Beide waren durch hölzerne Stege mit dem Gestade verbunden. Die auf den Plattformen aus Holz und Lehm errichteten Hütten
[* 148] waren
von einfachster Konstruktion.
Eine unweit Schussenried (Oberschwaben) ausgegrabene Hütte eines steinzeitlichen Pfahlbaues ist 10 m lang, 7 m breit und enthält
zwei Räume, von denen der eine durch den aus Steinen gebildeten Herd sich als Küche zu erkennen gibt. Die
in den Pfahlbauten gefundenen Objekte beweisen, daß die Bewohner derselben Ackerbau und Viehzucht
[* 149] betrieben, zugleich aber auch (die
ältern in überwiegendem Maß) der Jagd oblagen. Unter den Knochen des Wildes fanden sich am häufigsten solche vom Hirsch
[* 150] neben
Reh-, Dachs-, Biber-, Igel- und vereinzelte Bären-, Wolfs-, Wisent- und Elenknochen.
Das Schaf
[* 151] der Pfahlbauten ähnelt dem heutigen Gebirgsschaf. Neben Knochen des Hausschweins und des Wildschweins fanden sich Reste des
Torfschweins (Sus palustris), welches an das in Afrika lebende Senaarschwein (Sus sennariensis) erinnert. Die durch die Züchtung
am Schädel des Torfschweins hervorgerufene Veränderungen, die nur ganz allmählich sich herausgebildet
haben, deuten darauf hin, daß zwischen der Gründung der ältern und jüngern Ansiedelungen ein beträchtlicher Zeitraum
verstrichen sein muß.
Das Rind
[* 152] ist durch zwei wilde Spezies, den Urstier (Bos primigenius) und den Wisent (Bos bison), sowie durch vier zahme Varietäten,
die Primigeniusrasse, die Trochokerosrasse, die Frontosusrasse und die Longifrons- (Brachykeros-) Rasse,
vertreten. Die spärlich aufgefundenen Pferdeknochen gehören dem Pferde
[* 153] der Jetztzeit (Equus caballus) an. Ob dasselbe zur
Zeit der steinzeitlichen Pfahlbauten bereits gezähmt war, ist ungewiß; in den bronzezeitlichen Pfahlbauten wurde
es zum Reiten, vielleicht auch zum Ziehen benutzt.
Unter den pflanzlichen Überresten der Pfahlbauten befinden sich drei Weizensorten, darunter eine
mit dem Mumienweizen der ägyptischen Königsgräber (Triticum turgidum) genau übereinstimmende; mehrere Hirse- und Gerstearten,
unter letztern die dichte sechszeilige Gerste
[* 154] (Hordeum hexastichon). Roggen und Hafer
[* 155] fehlen in den steinzeitlichen Pfahlbauten gänzlich.
Man hat Gebäck aus zerriebenen Weizen- und Hirsekörnern gefunden, außerdem zerlegte und getrocknete
Äpfel.
Steine von Süßkirschen und Ahlkirschen, Reste der Schlehe, Himbeer- und Brombeerkerne, Haselnuß- und Bucheckernschalen, Stämme
der wilden Pflaume etc. Auch sind Pastinake, Möhre, Erbse und Linse
[* 156] nachgewiesen. Flachs diente zur Herstellung grober Gewebe
und Fischernetze. Das Vorkommen der Silene
[* 157] cretica, eines heutzutage in der Schweiz nicht mehr existierenden
südeuropäischen Unkrauts, deutet auf Handelsverbindungen mit dem Süden unsers Erdteils.
Die Periode der jüngsten Gruppe der steinzeitlichen Pfahlbauten könnte auch als Kupferzeitalter bezeichnet werden, da in derselben
das Kupfer als erstes bekanntes Metall Verwendung findet. Von Steingeräten der neolithischen Pfahlbauten sind noch besonders hervorzuheben
Reib-, Mahl- undSchabsteine, mit der Hand
[* 158] leicht zu umfassende Kiesel, die als Hammer
[* 159] Verwendung fanden,
in Hülsen von Birkenrinde reihenförmig eingelagerte kleine Steine, die als Netzbeschwerer dienten, steinerne Gewichte
zum
Beschweren des Fadens beim Spinnen
[* 160] u. dgl. Hirschhorn diente zur Herstellung der Griffe von Messern, Schabsteinen sowie zur Anfertigung
von Angelhaken, Harpunen, Bechern, Knöpfen, Nadeln
[* 161] etc. Ein aus Hirschgeweih hergestelltes, einer Spitzhaue
ähnelndes Instrument diente bei den ersten Anfängen des Ackerbaues zur Auflockerung des Bodens. Zur Herstellung von Dolchen,
Pfriemen, Nadeln, Lanzen- und Pfeilspitzen wurden vielfach spitzige und geschärfte Knochen verwendet. Ein Kamm aus zugespitzten
Kuhrippen diente zum Aushecheln des Flachses. Von hölzernen Geräten der steinzeitlichen Pfahlbauten haben sich
erhalten: Spindeln zum Spinnen des Flachses, Bogen
[* 162] und Pfeile, aus Buchsbaumholz hergestellte Kämme, ein zum Kanoe ausgehöhlter
Baumstamm sowie ein Joch zum Anschirren
[* 163] von Zugochsen.
In den Pfahlbauten der Bronzezeit tritt uns eine weit fortgeschrittene Kultur entgegen. Geräte aus Stein, Horn und Knochen werden in
dem Maß, wie der Gebrauch der Bronze sich ausbreitet, immer seltener. Daß ein großer Teil der Bronzeobjekte in der Schweiz
selbst hergestellt wurde, beweisen die aufgefundenen Gußformen.
[* 164] Die geschmackvolle Ornamentation der Bronzeschwerter sowie
die durch Mannigfaltigkeit der Form und Schönheit der Verzierung sich auszeichnenden Bronzemesser und -Dolche, die aus demselben
Material hergestellten, schön verzierten Gürtel
[* 165] und Gürtelschnallen, Agraffen, Arm- und Halsbänder, die außerordentlich mannigfaltigen
Schmuckgehänge, die Haarnadeln
[* 166] sowie kunstvoll gefertigte Bronzegefäße und Bronzebecher rechtfertigen vollkommen den Namen
»le bel âge du bronze«, den die schweizerischen Gelehrten diesem Abschnitt der helvetischen Prähistorie beigelegt haben. Der
Zeitpunkt der ersten Errichtung von Pfahlbauten in den Seen der Schweiz läßt sich auch nicht annähernd bestimmen.
Die zwischen der Bronzekultur des Grabfeldes von Hallstatt (vgl. Metallzeit,
[* 167] S. 528) und derjenigen der jüngern Pfahlbauten bestehende
Verwandtschaft gibt aber einen gewissen Anhaltspunkt für die Chronologie, so daß man das Ende der Bronzekultur der Pfahlbauten etwa
in das 8.-10. Jahrh. der vorchristlichen Ära verlegen könnte. Eine Anzahl von Waffen
[* 168] und Geräten aus
der Pfahlbautenzeit ist auf beifolgender Tafel abgebildet.
Die Schädel der Pfahlbauten gehören dem Typus der breitgesichtigen Langschädel (chamäprosop-dolichokephale Rasse) an; mit den übrigen
Skelettresten kennzeichnen sie die Pfahlbauern als eine ziemlich kleine, aber körperlich wohlausgebildete und
geistig hochstehende Bevölkerung. Daß die steinzeitlichen Pfahlbauten und diejenigen der Bronzezeit von einem und demselben Volk herstammen,
ist zwar in hohem Grad wahrscheinlich, aber doch nicht mit Sicherheit festgestellt. Die Mehrzahl der Forscher ist geneigt, das
Pfahlbautenvolk als einen Zweig der großen arischen (indogermanischen) Völkerfamilie zu betrachten.