trennt worden und bei der Schwierigkeit des
Schlusses von der
Beschaffenheit des einen Teils auf die
Eigenschaften eines andern
Teils desselben
Organismus eine
Quelle
[* 2] der Verwirrung, namentlich im
Sinn unnötiger Namensgebung, geworden (man denke an die
im
Kiefer eines Cestracions nebeneinander vorkommenden verschiedenen Zahnformen, an die Verschiedenheit zwischen
Wurzel- und
Stengelblättern bei den
Pflanzen etc.). Ein wichtiges Hilfsmittel zur bessern
Erkenntnis vieler
Versteinerungen ist ein vorsichtiges
Herausarbeiten
(Präparieren) aus dem einschließenden
Gestein, das Nehmen von
Abgüssen mittels
Gips,
[* 3]
Wachs oder
Guttapercha bei
konkaven
Abdrücken, um ein konvexes, besser untersuchbares
Objekt herzustellen, und in günstigen
Fällen der
Erhaltung die
Anfertigung mikroskopischer Schliffe.
Doch ließ er sich durch nichts schrecken, was die mächtige katholische
Partei, geführt von dem
Bischof von
Linköping, Braske,
und dem
Erzbischof von
Upsala,
[* 11]
Magnus, gegen ihn persönlich unternahm.
Olaus verheiratete sich 1525 und
fuhr fort, durch
Predigten und
Schriften, insbesondere durch eine schwedische
Agende: »Manuale sueticum«, sowie durch eine
Liturgie:
»Ordo missae sueticae«, für die Verbreitung der neuen
Lehre
[* 12] zu wirken;
1539 wurde
er als
Pastor an der Hauptkirche in
Stockholm angestellt. Da indessen der König die sämtlichen
Güter
der
Kirche nur zu weltlichen
Zwecken verwendete, so sprach
Olaus seine Unzufriedenheit offen aus;
als er aber einen gegen den
König angezettelten Mordplan nicht angezeigt hatte,
weil er ihm in der
Beichte mitgeteilt worden war, so
wurde er 1540 zum
Tod verurteilt.
Doch gelang es seiner
Gemeinde, seine
Begnadigung auszuwirken. In sein
Amt 1543 wieder eingesetzt,
starb er Unter seinen vielen
Schriften ist besonders eine »Kronik« merkwürdig, welche er nach alten
Urkunden über die ältere schwedische Geschichte verfaßt hat.
Sein jüngerer
Bruder, Laurentius, besaß
zwar nicht die Unerschrockenheit und
Beredsamkeit des
Olaus, übertraf ihn aber sowohl an
Gelehrsamkeit als an
Ruhe und Mäßigung.
Er wurde deshalb schon 1531 zum ersten lutherischen
Erzbischof von
Upsala erwählt.
Der König wies ihm große Einkünfte
zu und gab ihm eine Anverwandte seines
Hauses zur
Gattin. Er war
besonders thätig bei der Bearbeitung einer vollständigen
Bibelübersetzung, welche auch 1540 und 1541
in Folio
(Bibel
[* 13]
Gustavs
I.) erschien, und schrieb:
»Then svenska kyrkeordning« (1571), welche noch heutigestags Grundlage der schwedischen
Kirchenverfassung
ist. Er starb 1573.
Kettenfeier, kathol.
Kirchenfest, das 1. August als
Ersatz für die altrömischen feriae
Augusti gefeiert wird und sich
auf die
Legende gründet, die oströmische
KaiserinEudoxia habe zu
Jerusalem
[* 17] die
Kette erhalten, mit welcher
einst der
ApostelPetrus daselbst gefesselt worden war,
und sie nach
Rom
[* 18] geschickt.
Dort hielt man die
Kette mit derjenigen zusammen,
die
Petrus in seiner römischen Gefangenschaft getragen hatte, und durch ein
Wunder wurden beide plötzlich
so ineinander verschlungen, daß man sie nicht wieder trennen konnte. Zur
Aufbewahrung dieser beiden
Ketten wurde die
Kirche
Pietro in Vincoli erbaut und das Kirchweihfest derselben zum
Fest für die ganze
Christenheit erhoben.
(franz. Poitrinal, spr. poa-), eine zwischen
Arkebuse und
Pistole stehende Reiterwaffe des 16. Jahrh., die ihrer
Schwere wegen an einem
Riemen über der
Schulter getragen und beim
Schießen
[* 19] gegen den
Panzer gestemmt wurde, woher sie ihren
Namen haben soll.
Besonders entwickelt ist die fast ausschließlich von Deutschen betriebene Woll- und Baumwollindustrie, welche sich hauptsächlich
in Lodz konzentriert und seit Eröffnung der Warschau-WienerBahn mit einer Zweiglinie nach Lodz in stetem
Aufschwung begriffen ist. Die Baumwollweberei repräsentiert in ihrer Jahresproduktion einen Wert von 21 Mill. Rub., die Baumwollspinnerei
von 15 Mill. Rub., die Wollspinnerei von 11½ Mill. Rub., die Wollweberei von 12,2 Mill. Rub., die Tuchweberei von 3,2 Mill.
Rub., die Druckerei und Färberei von 3,5 Mill. Rub. In zweiter Linie sind zu nennen: die Branntweinbrennerei
(4,368,000 Rub.), die Mühlenindustrie (3,370,000 Rub.), die Bierbrauerei
[* 35] (915,000 Rub.). Außerdem gibt es noch Rübenzuckerfabrikation,
Ziegeleien, Ölschlägereien, Zementfabriken, Glas-, Lichte-, Leder-, Leinwandfabrikation u. a. Die Zahl aller Lehranstalten
ist (1883) 573 mit 39,580 Schülern, nämlich 569 Volksschulen, 3 Mittelschulen und eine Handwerkerschule.
Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise:
[* 36] Bendin, Bresiny, Czenstochowa, Lask, Lodz, Nowo-Radomsk, Petrokow und Rawa.
Bemerkenswert sind ferner die drei Fabrikstädte Sgersh, Pabianize und Tamaschow, in denen sich neben Lodz auch der Großhandel
des Gouvernements konzentriert. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Strada und der Warschau-WienerBahn, hat eine lutherische,
eine griechische und mehrere katholische, zum Teil in gotischem Stil erbaute Kirchen, mehrere Klöster,
eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Mädchenprogymnasium, schönes Rathaus, verfallenes Schloß, eine Judenvorstadt und (1885)
24,866 Einw. Petrokow ist eine der ältesten StädtePolens; unter der Jagellonischen Dynastie im 15. und 16. Jahrh. wurden hier
die Reichstage gehalten und die Könige gewählt; später war Petrokow der Sitz des Oberlandesgerichts (Krontribunals)
für die großpolnischen Provinzen. König Kasimir d. Gr. ließ die Stadt mit einer Mauer umgeben und das Schloß erbauen. 1769 wurden
hier die Anhänger der BarerKonföderation von den Russen geschlagen.
[* 28] (Petroleummotor),
[* 39] ein Motor, welcher durch die bei der Verbrennung von fein zerteiltem Petroleum
mit atmosphärischer Luft erhaltene motorische Kraft
[* 40] in Gang
[* 41] gesetzt wird. Die erste brauchbare Petroleumkraftmaschine wurde von Hock in Wien
[* 42] konstruiert,
erregte 1873-76 Aufsehen, konnte sich jedoch, hauptsächlich wegen zu großer Betriebskosten, nicht lange
halten und ist jetzt veraltet. Die Hocksche Petroleumkraftmaschine war einer einfach wirkenden horizontalen Dampfmaschine
[* 43] ähnlich konstruiert.
Ihr Kolben saugte während des ersten Drittels seines Vorganges aus einer feinen Öffnung Petroleum an, welches von einem Strom
eingepumpter Luft getroffen und fein zerstäubt wurde. Der nun eintretenden Entzündung des Gasmisches
von Petroleum und Luft folgte eine allmähliche Verbrennung, durch welche der zur Bewegung des Kolbens nötige Druck hervorgerufen
wurde. Die Maschine
[* 44] verbrauchte pro Stunde und Pferdekraft etwa 1,25 kg Petroleum. Seit der Ausstellung zu Philadelphia
[* 45] von 1876 allgemein
bekannt und vielfach angepriesen ist die Petroleumkraftmaschine von Brayton.
Dieselbe ist in ihrer ersten Anordnung ebenfalls als liegende Maschine, jedoch im Gegensatz zur Hockschen doppelt wirkend ausgeführt.
Petroleum und Luft werden hier nicht, wie bei der letztern, durch Luftverdünnung im Cylinder unter dem Druck der äußern Atmosphäre
in den Cylinder befördert, sondern vermittelst Pumpen
[* 46] unter hohem Druck eingeführt. An jedem Cylinderende
ist eine mit Fasermaterial, Filz oder Schwamm angefüllte Kammer angebracht, welche durch eine kleine Pumpe
[* 47] kontinuierlich mit
Petroleum gespeist wird, während die mit Petroleum getränkte Masse kontinuierlich von einem feinen Luftstrahl durchströmt
wird. Dadurch bildet sich eine Art Petroleumnebel, der sich auf einem Drahtgewebe als Schaum nieder-
schlägt, um darauf mit reichlich zugeführter Luftmenge zu verbrennen. - Eine neuere Form der Braytonschen Petroleumkraftmaschine ist
in
[* 48]
Fig. 1 dargestellt. In dem kastenförmigen Gestell dd ist die gekröpfte Kurbelwelle c gelagert, während der Arbeitscylinder
e und der Kompressionscylinder f von oben eingehängt sind. Unter ihnen liegt ein Balancier
[* 49] g mit unsymmetrischen
Armen derart, daß der Kolbenhub des Kompressionscylinders halb so groß wie der des Arbeitscylinders ist und nur ein
Drittel des Kurbeldurchmessers beträgt.
Beide Cylinder e und f sind unten offen, also nur einfach wirkend. Der Kompressionscylinder entsendet Luft entweder direkt
zum Arbeitscylinder oder in zwei Reservoirs h, welche teils als Druckregulatoren, teils zur Aufnahme eines
Luftvorrats zum Anlassen der Maschine nach Betriebspausen dienen. Der Treibcylinder, dessen oberer Teil durch
[* 48]
Fig. 2 in größerm
Maßstab
[* 50] dargestellt ist, hat in seinem Deckel ein Austrittsventil a für die Verbrennungsgase und die Einführungsvorrichtung
für Petroleum und Luft.
Das Petroleum wird von einer Pumpe p durch eine Bohrung x' in den ringförmigen, mit Fasermaterial erfüllten
Raum y gedruckt, während zugleich durch die mit den Windsammlern kommunizierende Bohrung x Luft in geringer Menge kontinuierlich
hindurchstreicht und das Petroleum in Schaumform an dem Diaphragma z, welches aus gelochten Blechscheiben mit zwischenliegendem
Drahtnetz gebildet wird, niederschlägt. Bläst nun durch das zu Beginn des Kolbenhubs von der Maschine
geöffnete Luftzuführungsventil b ein kräftiger Luftstrom, so schwängert er sich beim Durchstreichen des Diaphragmas mit
Petroleumbläschen, und das Gemisch wird im Moment des Übertritts in den Raum v durch eine dort kontinuierlich brennende Flamme
[* 51] entzündet, welche durch den die Schaumbildung erzielenden kontinuierlichen Luftstrom gespeist wird.
Ein Durchschlagen der Flammen nach dem Raum y wird durch das wie das Drahtnetz einer Sicherheitslampe fungierende Diaphragma verhindert.
Nach einem gewissen Kolbenweg wird das Luftventil b geschlossen, so daß die treibende Flamme erlischt und nur die Zündflamme
weiterbrennt, worauf die Verbrennungsgase durch Expansion auf den Kolben treibend wirken. Beim Rückgang
des Kolbens, der ebenso wie der Vorgang der Kompressionspumpe nur durch die Einwirkung der lebendigen Kraft des Schwungrads hervorgebracht
wird, entweichen die verbrannten Gase
[* 52] durch Ventil
[* 53] a. Die Regulierung der Maschine erfolgt durch einen horizontalen Zentrifugalregulator
in der Weise, daß das Luftventil b früher geschlossen wird, wenn die Maschine zu schnell geht, und umgekehrt.
(franz., spr. -lör, weibl.
Petroleuse), Bezeichnung für die Kommunarden, die während des Pariser Kommuneaufstandes 1871 die Tuilerien, das Stadthaus
und viele andre Gebäude mit Hilfe von Petroleum niederbrannten;
Bezirkshauptmannschaft Bruck, an der Donau und der EisenbahnBruck-Hainburg,
hat ein gräflich Traunsches Schloß mit Sammlung von Altertümern aus der hier ehemals gelegenen römischen Stadt Carnuntum
(s. d.), eine runde Tauf-, jetzt Grabkapelle aus dem 12. Jahrh. und (1880) 898 Einw.
Von den Altertümern in der Umgegend ist das sogen. Heidenthor zu erwähnen,
die Ruine eines von Tiberius errichteten Triumphbogens.
Arbiter, Verfasser eines satirischen Romans, jedenfalls der Neronischen Zeit angehörig und vermutlich der
Gajus Petronius, der sich seiner Lasterhaftigkeit und seines Geschmacks wegen der höchsten Gunst des Nero erfreute und an seinem Hof die
[* 57] Rolle eines arbiter elegantiae (Maître de Plaisir) spielte, bis er, durch seinen Nebenbuhler Tigellinus
verleumdet, zum Tod verurteilt wurde und sich durch Öffnen der Adern das Leben nahm, 66 n. Chr. (Tacitus' »Annales«, XVI, 17).
Von dem ursprünglich aus etwa 20 Büchern bestehenden Roman, der unter Tiberius im südlichen Italien
[* 58] spielte,
besitzen wir nur noch Bruchstücke, von denen das vollständigste die berühmte »Cena Trimalchionis« ist.
Obwohl von Obscönitäten wimmelnd, ist das mit Geist und Witz geschriebene Werk bewunderungswürdig durch die Treue der Schilderung
von Sitten und Menschen und durch die Meisterhaftigkeit der Sprache,
[* 59] die, dem Charakter der Redenden entsprechend, bald plebejisch,
bald gebildet ist. Nach Art der Menippeischen Satire des Varro wechseln mit der prosaischen Rede poetische Stücke, zum Teil
von größerm Umfang, meist Parodien bestimmter Geschmacksrichtungen. Die erste kritische Ausgabe ist die von Bücheler (Berl.
1862; Textausgabe, 3. Aufl., Berl. 1882). Übersetzungen erschienen
von W. Heinse (anonym, Rom 1773; Schwabach
[* 60] 1783), von Schlüter (Halle
[* 61] 1792) und eine nach der Büchelerschen
Ausgabe (Stuttg. 1874); das »Gastmahl«
¶
mehr
besonders übersetzten Wellauer (Berl. 1843) und Merkens (Jena
[* 63] 1876).
Name vieler befestigter Orte in Rußland, von denen hervorzuheben sind:
1) Kreisstadt im asiatisch-russ. Gebiet Akmollinsk, am Ischim, auf dessen 30 m hohem Felsenufer sich die
Ruinen der alten Festung
[* 64] erheben, und an der großen sibirischen Poststraße, war bis zur Erwerbung des GouvernementsTurkistan
Hauptwaffenplatz, Hauptzollstätte und einer der wichtigsten Plätze für den russischen Verkehr mit Mittelasien und ist noch
jetzt ein von den Steppennomaden vielbesuchter Markt mit 11,406 Einw. -
2) (Peterpaulshafen) Hafenstadt auf der südlichen Ostküste der sibirischen HalbinselKamtschatka, an der Awatschabai, einer
Bucht des Kamtschatkischen Meers, ist Hauptort von Kamtschatka, hat mehrere Regierungsgebäude, einige Magazine der Russisch-Amerikanischen
Handelsgesellschaft, einen Hafen, Leuchtturm und (1885) 334 Einw. Petropawlówsk hat den
Namen von zwei nahegelegenen Vulkanen, St. Peter und St. Paul, von denen der eine (auch Awatscha genannt) so
bedeutende Massen von Asche auswarf, daß die Stadt mehrere Stunden lang völlig in Nacht gehüllt war. Am litt Petropawlówsk durch
ein heftiges Erdbeben.
[* 65] Am 31. Aug. und wurde der Platz von französischen und englischen Schiffen
vergeblich angegriffen, später von den Russen geräumt, darauf von den Franzosen und Engländern besetzt und die
Festungswerke geschleift.
Stadt in der brasil. ProvinzRio de Janeiro,
[* 66] in reizender Gebirgsgegend, 842 m ü. M. und 55 km von der
Reichshauptstadt, wurde 1845 als deutsche Ackerbaukolonie gegründet, hat aber nicht als solche, sondern
als Sommerfrische der Hauptstädter Bedeutung erlangt und trägt ganz den Charakter eines vornehmen Badeorts. Es befinden sich
dort ein kaiserlicher Sommerpalast und zahlreiche Villen, nebst großem Park und trefflichen Straßen. Außerdem hat Petropolis ein
Krankenhaus,
[* 67] treffliche Schulen, eine katholische und eine protest. Kirche, 2 Baumwollwebereien. Unter den 5000 Einw.
sind wohl noch 1500 Deutsche;
[* 68] auch erscheint eine deutsche Zeitung. Eine von Mauá (an der Nordseite der Bai vonRio de Janeiro)
ausgehende Eisenbahn, die vom Fuß der Serra de Estrella an als Zahnradbahn fortgesetzt ist, verbindet Petropolis mit
der Hauptstadt.
Hauptstadt des russ. GouvernementsOlonez, an der Mündung der Lossossinka und Neglinka in den Onegasee,
hat 9 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, einen Hafen, Handel mit Getreide,
[* 69] Holz
[* 70] und Fischen und (1885) 11,027 Einw.
Bemerkenswert sind die Alexandrowsche Kanonengießerei, die gußeiserne StatuePeters d. Gr. und der von
letzterm angelegte Stadtgarten.
2) Hafenort im russisch-kaukas. Gebiet Daghestan, am KaspischenMeer in 53 m Höhe, nordöstlich von Temir Chan Schura,
in den
40er Jahren als Festung angelegt, ist wichtig durch seine nur nach SO. freie Reede, welche durch zwei Molen
in einen Hafen verwandelt ist, und zählt (1876) 3893 Einw. Die Stadt
ist zur Endstation der bis Wladikawkas vollendeten Eisenbahn bestimmt.
(spr. -schēnj), seit 1868 bestehende großer Bergwerksort im ungar.
KomitatHunyad (Siebenbürgen), Station der Ungarischen Staatsbahnlinie Piski-Petrozsény, mit (1881) 2906 rumänischen, deutschen und
ungar. Einwohnern und einem Bergamt, liegt im Schielthal am Fuß des Paringul (2421 m) und ist berühmt durch reiche Steinkohlenlager,
die teils der KronstädterGewerkschaft, teils dem Staatsärar gehören.
Über die gesamte Sage vom römischen Aufenthalt des Petrus vgl. Zeller in den »Vorträgen und Abhandlungen« (2. Sammlung, Leipz.
1877); Hilgenfeld in der »Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie« 1877. Auch die zwei unter dem Namen
des Petrus in den kirchlichen Kanon aufgenommenen Briefe erscheinen, da sie erweislich schon die ganze Paulinische Litteratur voraussetzen,
der neuern Kritik als Produkte des 2. Jahrh., und zwar wird der erste in die Zeiten Domitians oder Trajans,
der zweite in die der Antonine versetzt. Außerdem kursierten in der alten Kirche und unter den judenchristlichen Parteien
eine Reihe pseudonymer Schriften, wie: »Predigt des Petrus«, »Wanderungen des Petrus« und »Evangelium des Petrus«.
Notar, dann zum Großhofrichter ernannt und seit 1232 mit den wichtigsten politischen Missionen betraut. 1247 erhielt er die
Würden eines kaiserlichen Protonotars und Logotheten für das KönigreichSizilien,
[* 76] dessen Justiz er verwaltete. Gekränkter Ehrgeiz,
wie es scheint, verleitete ihn dazu, dem Kaiser durch seinen Arzt den Giftbecher reichen zu lassen, der
ihn dafür blenden und in San Miniato einkerkern ließ. Er sollte zum abschreckenden Beispiel durch das ganze Königreich geführt
werden, stieß sich aber zu Pisa
[* 77] in einer Kirche an einem Pfeiler den Schädel ein (1249). Seine »Epistolarum libri VI« (Ausg.
von Iselin, Basel
[* 78] 1740, 2 Bde.) sind eine wichtige
Quelle für die Geschichte Friedrichs II. Auch eine Abhandlung: »De potestate imperiali«, und Kanzonen und Sonette hat er hinterlassen.
Mit Unrecht gilt er als Verfasser der sizilischen Konstitutionen.
Hispānus, nach einigen identisch mit dem 1226 zu Lissabon
[* 79] gebornen, 1277 in Rom verstorbenen PapstJohann XXI.,
nach andern mit einem nicht vor 1260 im KlosterStella in Navarra lebenden und dort verstorbenen Dominikanermönch, gilt als
Verfasser des im Mittelalter verbreiteten Kompendiums der Logik unter dem Titel: »Tractatus summularum«, welches den
Ansprüchen der Kritik zufolge nichts andres als eine Übersetzung der griechischen Synopsis »Organi Aristotelici« des Michael
Phellos (s. d.) ist und zuerst die scholastische Nomenklatur der syllogistischen Schlüsse enthält.
Lombardus, berühmter Scholastiker, auch Magister sententiarum genannt, geboren bei Novara in der Lombardei, studierte
zu Bologna, Reims
[* 80] und Paris,
[* 81] wo er, besonders durch Abälard gefesselt, sich bleibend niederließ und einer
der gefeiertsten Lehrer wurde. 1159 zum Bischof von Paris erhoben, starb er 1164. Sein Hauptwerk: »Sententiarum libri IV«, ward
unzähligemal kommentiert und behauptete bis auf die Reformation ein fast klassisches Ansehen. In ihm erscheint zum erstenmal
im Abendland die Dogmatik zusammengeschlossen als ein systematisches Ganze. IhrenStoff bilden die Aussprüche
der Kirchenväter, welche dann unter Widerlegung der verschiedenen Einwendungen wissenschaftlich begründet werden sollen.
Dies ist die Methode der Sententiarier geblieben.
Venerabĭlis, berühmter Theolog und Asket des Mittelalters, geb. 1094 zu Montboissier, ward früh von seiner
Mutter dem Kloster geweiht, stellte als Abt von Cluny (seit 1122) die herabgekommene Klosterzucht wieder her. Seine liebevolle
Gesinnung, die ihn die Kirche vor Anwendung der Gewalt in Glaubenssachen warnen ließ, machte ihn zum Beschützer des unglücklichen
Abälard (s. d.). Petrus Venerabilis starb 1156. Er hat Briefe und Schriften polnischen Inhalts gegen Petrobrusianer (s. Bruys), Juden und Sarazenen
hinterlassen.
Vgl. Wilkens, Petrus Venerabilis der Ehrwürdige (Leipz. 1857).
(altd. betschat, von dem gleichbedeutenden tschech.
pečet, auch Petschier), Werkzeug, womit bei dem Siegeln der Briefe u. dgl. ein Namenszug, eine
[* 75]
Figur
oder ein Wappen
[* 85] abgedruckt wird.
Der Griff hat bei den Petschaften verschiedene zierliche Gestalten;
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Karlsbad, an der Tepl, Sitz eines Bezirksgerichts, hat ein Schloß
des Herzogs von Beaufort-Spontin, zu welchem die Domäne Petschau mit großen Forsten gehört, eine Musikschule, Bierbrauerei, Gerberei
und Schuhwarenerzeugung, und (1880) 2240 Einw., von denen viele
als Musiker umherreisen.
(Petscheneger), wildes Nomadenvolk türkischen Stammes, von den Russen Petschenegi, von den Deutschen Pecinacer
oder Picenacer, von den Griechen Bissener genannt und sich selbst Kangli oder Kangar nennend, wohnte ursprünglich im N. des
KaspischenMeers zwischen der Wolga und dem Jaik und ward durch die Wolga von den Chasaren geschieden, während
es im S. und SO. die Uzen zu Nachbarn hatte. Um 870 wurden die Petschenegen durch die verbündeten Chasaren, Uzen und Slawen aus ihren bisherigen
Wohnsitzen vertrieben, wendeten sich in die heutige Ukraine, verheerten Bessarabien, die Walachei und Moldau und vertrieben 883 die
Ungarn
[* 86] zwischen dem Don und Dnjestr aus ihren Sitzen.
sehr beschwerlich fielen. Im 12. Jahrh. hatten sie noch einen kleinen Teil von Siebenbürgen im Besitz; doch waren sie schon
größtenteils den Magyaren steuerpflichtig, verschmolzen dann mit denselben und verschwinden im 13. Jahrh.
spurlos aus der Geschichte.
Vgl. Neumann, Die Völker des südlichen Rußland (Leipz. 1847).
(auch bloß Tschili), die nordöstliche Provinz des eigentlichen China,
[* 90] grenzt im N. an die Mongolei, im O.
an den Golf von Petschili, im S. an die ProvinzenSchantung und Honan, im W. an Schansi und umfaßt 148,357 qkm (2694
QM.) mit 17,937,000 Einw., hatte aber vor dem Taipingaufstand
und der großen Hungersnot 1842 noch 36,879,838 Einw. Im N. und W. ist die Provinz durch Gebirgszüge angefüllt, die sich
in einzelnen Gipfeln bis zu 2500 m erheben und reich an Steinkohlen sind, die aber nicht ausgebeutet werden.
Von diesen Bergen
[* 91] strömen zahlreiche Flüsse
[* 92] herab, darunter als der bedeutendste der Peiho, mit dem sich
bei Tiëntsin der noch wasserreichere Whanho und eine Anzahl von S. kommender Flüsse nebst dem Kaiserkanal vereinigen. DiesenFlüssen verdankt der weite ebene Teil der Provinz zumeist seine Entstehung, indem dieselben von den ihres Baumwuchses beraubten
Bergabhängen große Massen von Löß und Sand herabführen, bei dem geringen Gefälle auch oft durch große Überschwemmungen
Verheerungen anrichten, die bereits viele Bewohner zur Auswanderung in die Mandschurei veranlaßt haben.
Ein andres Übel sind die gewaltigen Staubstürme, Kuafung, welche von den Bewohnern der Ebene sehr gefürchtet werden, weil
sie die Ernten zerstören und Krankheiten bringen. Abgesehen vom Küstensaum, ist Petschili fruchtbar und gut
angebaut. Hauptkulturen sind: Hirse,
[* 93] Mais und Weizen, von HandelsgewächsenBaumwolle
[* 94] und Tabak.
[* 95] Durch die vielen Obstbäume und
Gärten erinnert an englische Landschaftsbilder. Das Klima
[* 96] ist im ganzen mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Peking
[* 97] 12,5° C., selbst während der Januarfröste steigt das Thermometer
[* 98] um Mittag im Schatten
[* 99] über Null. Die
wässerigen Niederschläge sind gering (in Peking 615 mm); ungewöhnlich trockne Jahre, wie 1876, bringen bei dem ungemein schlechten
Zustand der Zufuhrwege Teurung. Über Petschili geht die kürzeste Straße durch die Mongolei nach Sibirien, der Eintritt in
die Mongolei erfolgt hinter Kalgan. Die Hauptstadt der Provinz ist Peking (s. d.). - Der Golf von Petschili (Pohai, auch Meerbusen von
Peking) ist eine große Bucht an der Ostküste des nördlichen China von nur geringer Tiefe, welche durch die Straße von Petschili mit
dem GelbenMeer in Verbindung steht; er empfängt durch die in ihn mündenden Flüsse fortwährend Schlamm,
so daß er immer seichter wird. Der nördlichste Teil führt den NamenGolf von Liaotong. S. Karte »China«.
(slowen. Ptuj), alte Stadt in Steiermark,
[* 103] an der Drau und an der Linie Pragerhof-Großkanizsa der Südbahn, in
weinreicher Gegend gelegen (Pettauer Feld), hat eine gotische Stadtpfarrkirche, St. Georg, von 1250 mit
schönen Holzschnitzereien, ein Minoritenkloster mit alter gotischer Kirche, einen Stadtturm mit vielen Römerdenkmälern um
denselben, darunter der sogen. Pranger, ein Römerstein, ein Schloß (Oberpettau), ein Untergymnasium, (1880) 4257 Einw.,
mehrere Branntweinbrennereien, eine Farbholzschneidemühle, Kunstmühle, starken Weinbau und Weinhandel. Pettau ist Sitz
einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. - Die Stadt hieß im Altertum Poetovio (Poetovium),
ward 35 v. Chr. römisch und während der Völkerwanderung mehrmals zerstört (von Attila 451). Im Mittelalter zum Erzbistum
Salzburg
[* 104] gehörig, kam sie 1565 endgültig an das HausHabsburg.
August von, Maler, geb. 1821 zu Wien, war anfangs Militär und widmete sich erst später
der Kunst. Er malt meist Szenen aus dem Volks- und Soldatenleben Ungarns und Rußlands mit feiner Färbung und geistreicher Tonstimmung.
Er ward 1866 Mitglied der WienerKunstakademie und 1875 in den Ritterstand erhoben.
Seine ersten Arbeiten betrafen die Affinierung des Goldes und die Verarbeitung des Platins sowie die hydraulischen KalkeEnglands
und Deutschlands;
[* 110] 1848 lehrte er die Darstellung von Leuchtgas
[* 111] aus Holz, und bald darauf entdeckte er die
Darstellung von Hämatinon und Aventuringlas. Auch erfand er ein neues Restaurationsverfahren für Ölgemälde (s. Regenerationsverfahren).
Mit seiner Arbeit über den Unterschied zwischen Öfen- und Luftheizung wandte er sich der Hygieine zu, für welche er in der
Folge außerordentlich viel geleistet hat. Er untersuchte die Ventilationsverhältnisse unsrer Wohnungen
und die physikalischen Verhältnisse der Kleidung, und 1855 begann er seine Studien über die Cholera und über Beziehungen
des Grundwassers zu derselben. Diese Untersuchungen gaben den Anstoß zu den umfangreichsten Ermittelungen zahlreicher Forscher,
und in der Folge wurden dieselben auch auf den Typhus ausgedehnt. Zu exakten Untersuchungen über Respiration
konstruierte er einen großartigen Apparat, welcher seitdem für die Lehre von der Ernährung der Tiere vielfach ausgebeutet
wurde (»Über einen neuen Respirationsapparat«,
[* 112] Münch. 1861).
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