Außer zahlreichenKarten veröffentlichte er hier mit Thom. Milner einen
»Atlas of physical geography«
und einen »Account of the expedition to
Central Africa« (Lond. 1855); auch die neue
Ausgabe der »Encyclopedia Britannica« enthält
viele geographische
Artikel von ihm. 1854 wurde Petermann Vorstand des geographischen
Instituts von Justus
Perthes in Gotha
[* 19] und
Redakteur der daselbst erscheinenden »Mitteilungen aus Justus
Perthes' geographischer Anstalt«, einer geographischen
Monatsschrift, welche lange Zeit hindurch eine Art Zentralstelle für die gesamten geographischen Bestrebungen bildete. Er
starb daselbst durch eigne
Hand.
[* 20]
Seit seinem Aufenthalt in Gotha hat Petermann die geographische
Wissenschaft unermüdlich zu fördern gesucht, und namentlich sein
Anteil an der Erforschung des unbekannten Innern von
Afrika
[* 21] ist hoch anzuschlagen. Nicht nur die Expedition von
Heuglin und
Munzinger wurde durch ihn ins
Leben gerufen, sondern er patronisierte auch
Moritz v.
Beurmanns Expedition nach dem
Sudân. Als
später
Rohlfs seine
Reisen in
Marokko
[* 22] machte, war es wiederum Petermann, der ihn auf die
Bahn nach dem Tsadsee
brachte.
Wie zu
Barths großem Reisewerk, hat Petermann auch zu mehreren
Reisen von
Rohlfs die
Karten geliefert.
KarlMauch konnte seine erfolgreichen
Reisen in Südafrika
[* 23] nur unternehmen, weil Petermann das
Geld dazu zu beschaffen wußte. Wahrhaft bahnbrechend wirkte er zuletzt für
die Erforschung der arktischen
Region (s.
Nordpolexpeditionen). Von den zahlreichen kartographischen
Arbeiten
Petermanns, die sich insgesamt durch sorgsamste kritische Ausnutzung des Quellenmaterials und klare
Technik auszeichnet sind
besonders die große
Karte von Innerafrika, die
Karte der
Vereinigten Staaten
[* 24] von
Nordamerika
[* 25] in 6 Blättern und die von
Australien
[* 26] in 9 Blättern hervorzuheben; auch der Stielersche
Atlas enthält viele Neubearbeitungen von Petermanns
Hand. Seine verschiedenen
Monographie finden sich fast alle in den »Mitteilungen«.
(Mons
[* 55] serenus), Berg im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 56] 13 km nördlich von Halle,
[* 57] 241 m hoch, merkwürdig
durch die Ruinen eines dem heil. Petrus geweihten Augustinerklosters, das 1124 vom GrafenDedo von Wettin
gestiftet, 1540 aber säkularisiert wurde. Die Gebäude nebst der im byzantinischen Stil erbauten Kirche, in welcher mehrere
Markgrafen von Meißen
[* 58] aus dem HausWettin begraben liegen, wurden 1565 durch einen Blitzstrahl zerstört; 1857 wurde die Kirche
in ihrer ursprünglichen Gestalt restauriert. Eine reichhaltige Quelle
[* 59] für die Geschichte des Klosters
bietet das »Chronicon Montis sereni«, das von 1124 bis 1225 reicht, einen Presbyter des Klosters, Konrad, zum Verfasser haben
soll und von Eckstein (Halle 1844-46) und in den »Monumenta Germaniae historica, Scriptores« (Bd. 23) herausgegeben wurde.
1) Niels Mathias, ein um die dänische Sprache, Litteratur und Geschichte verdienter Gelehrter, geb. zu
Sanderum auf Fünen, ward, nachdem er verschiedene andre Stellungen bekleidet hatte, 1845 Professor der nordischen Sprachen an der
Universität zu Kopenhagen, 1855 Etatsrat und starb Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Dansk
Orddannelsesläre« (Kopenh. 1826);
»Det danske, norske og svenske Sprogs Historia« (1829-30, 2 Bde.; gekrönte Preisschrift);
»Danmarks Historie i Hedenold« (2. Aufl. 1854-55, 3 Bde.);
»Haandbog i den gammel-nordiske Geographi« (1834, Bd. 1);
»Historiske Fortällinger om Isländernes Färd
hjemme og ude« (1839-44, 4 Bde.; 2. Aufl.
1862-68);
»Nordisk Mythologi« (2. Aufl. 1862) und vor allen seine »Bidrag
til den oldnordiske Literaturs Historie« (1866),
»Bidrag til den danske Literaturs Historie« (2. Aufl. 1867-71, 5 Bde.),
das erste größere zusammenhängende Material zu einer vollständigen Bearbeitung der dänischen Litteraturgeschichte,
ausgezeichnet durch Sammlerfleiß wie durch Wahrheitsliebe.
Petersens kleinere Abhandlungen erschienen in 4 Bänden (1870-74).
2) Marie, Dichterin, war inFrankfurt
[* 66] a. O. geboren, wo sie auch, noch jung an Jahren, starb. Sie ist die bei ihren
Lebzeiten anonym gebliebene Verfasserin der beiden vielgelesenen Märchendichtungen: »PrinzessinIlse.
Ein Märchen aus dem Harzgebirge« (Berl. 1850, 22. Aufl. 1882)
und »Die Irrlichter« (das. 1854, 43. Aufl. 1887), die als anmutige
Schöpfungen einer aufs Zarte und Duftige gerichteten Phantasie bleibenden Wert haben.
(PetroselinumHoffm.), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 68] ein- oder zweijährige Kräuter mit dreifach
gefiederten Blättern, keilförmigen bis fadenförmigen Segmenten, wenigblätterigen Hüllen, vielblätterigen Hüllchen, weißen
oder gelblichen Blüten und eiförmiger, kahler, seitlich zusammengedrücktem fast zweiknöpfiger Frucht.
Wenige Arten. Die gemeine (Petersilie sativumHoffm.), zweijährig, mit rübenförmiger, fleischiger Wurzel,
[* 69] 0,5-1 m hohem, verästeltem,
stielrundem, gestreiftem Stengel,
[* 70] etwas glänzenden, kahlen, oberseits dunkelgrünen, unterseits hellen, dreifach fiederteiligen
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Blättern mit keilförmigen, eingeschnitten gesägten Blättchen, die obern doppelt bis zuletzt einfach dreizählig mit lanzettlichen
bis lineal-lanzettlichen Segmenten. Die Blüten sind grüngelblich, die Hüllen ein- bis zwei-, die Hüllchen sechs- bis achtblätterig.
Die Petersilie wächst in Südosteuropa wild, wurde schon im Altertum medizinisch benutzt, und Karl d. Gr. befahl ihren Anbau
in den kaiserlichen Gärten. Jetzt ist sie das gebräuchlichste Küchengewürz.
Sie gedeiht am besten in humosem Sandboden, und man säet sie im Herbst, April und Juni inReihen, wobei man aber auf Spannenweite
nicht mehr als 25 Körner nehmen darf. Als Schnittpetersilie ist besonders die krause Petersilie zu empfehlen, weil
bei dieser eine Verwechselung mit der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) nicht vorkommen kann. Letztere stellt sich am häufigsten
auf dumpf liegenden Beeten ein, und auf sie sind die meisten Schierlingvergiftungen zurückzuführen.
Man unterscheidet sie aber von junger Petersilie ganz sicher durch den Geruch. Als Wurzelgewächs säet man die Petersilie recht früh
und stellt die Pflanzen nach und nach beim Jäten und Behacken fußbreit voneinander. In beiden Fällen verträgt die Petersilie dumpfe
Lage, wo der Boden recht frisch bleibt. Die Samengewinnung ist einfach. Man kann in geschützter LagePflanzen, welche man in
Fußweile gezogen hat, im Garten
[* 72] stehen lassen, wenn man sie bei strenger, trockner Kälte mit Stroh bedeckt.
Die Wurzeln schmecken süßlich und gewürzhaft u. werden ebenfalls als Gewürz und Gemüse benutzt. Sie waren früher, wie
das Kraut und die Früchte, offizinell. Die Wurzel diente als harntreibendes Mittel, das Kraut gegen Augenkrankheiten
[* 73] etc. Das
aus den Früchten gewonnene ätherische Öl (0,8-3,2 Proz.)
oxydiert sich sehr leicht; außerdem enthalten die Samen
[* 74] Apiol, ein farbloses, stark nach Petersilie riechendes, scharf schmeckendes,
nicht flüchtiges, in Wasser nicht lösliches Öl, welches als Surrogat des Chinins, auch gegen Neuralgien und Menstruationsstörungen
empfohlen wurde.
(Peterpenny, lat. Denarius Petri), Abgabe, welche von Ina, König von Wessex, 725 n. Chr. in der Absicht
eingeführt worden sein soll, damit davon eine Herberge mit Kirche und Schule für die nach Rom pilgernden Engländer errichtet
werde. Diese »Schule der Sachsen«
[* 76] hat jedenfalls Äthelwolf 855 wiederhergestellt und bei dieser Gelegenheit
wahrscheinlich den Grund zu jener drückenden Abgabe gelegt, die anfangs einen Silberpfennig von jeder ansässigen Familie betrug.
Der Peterspfennig wurde auch in Dänemark
[* 77] und Polen seit dem 11. Jahrh., in Schweden,
[* 78] Norwegen, Island
[* 79] seit dem 12. Jahrh. gezahlt, in Preußen
[* 80] aber im 14. Jahrh. ebenso vergeblich wie in Frankreich im 11. Jahrh. eingefordert. Mit der Reformation
erlosch der Peterspfennig als Abgabe. Als Liebesgabe für den Papst ist der Peterspfennig aber auch in andern Ländern gesammelt worden; noch 1877 hat
Pius IX. zum 50jährigen Bischofsjubiläum 16½ Mill. Frank empfangen.
Vgl. Spittler, Von der ehemaligen
Zinsbarkeit der nordischen Reiche an den päpstlichen Stuhl (Hannov. 1797);
Badeort im bad. KreisOffenburg,
[* 81] am Westfuß des Kniebis und im Renchthal, 387 m ü. M., hat eine Bezirksforstei,
Kirchenbau, Harz-, Pech- und Kienrußfabrikation und
(1885) 1693 fast nur kath.
Einwohner.
Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Aussig, im Erzgebirge, an der Straße von Dresden
[* 82] nach Aussig, mit Fabrikation von Seidensamt und Metallknöpfen und (1880) 2885 Einw.;
Station
der Ungarischen Staatsbahn (Budapest-Semlin), liegt am rechten Donauufer in sumpfiger, ungesunder Gegend, Neusatz gegenüber,
wohin eine 257 m lange Schiffbrücke führt, und besteht aus der obern Festung auf einem von drei Seiten
isolierten Serpentinfelsen, 49 m ü. d. Donau, und der untern Festung am nördlichen Fuß des Felsens, beide mit Raum für 10,000
Mann. Die Stadt (nur eine Hauptstraße mit zwei Vorstädten) wird zur Hälfte von der Donau umflossen, hat 3 Kirchen, darunter
die Pfarrkirche St. Georg (mit Grabmälern berühmter Helden aus dem Türkenkrieg), ein Zeughaus mit vielen
türkischen Trophäen, ein Militärspital und (1881) 3603 serbische und deutsche Einwohner, welche Getreide-, Wein- und Obstbau,
Handel und Gewerbe betreiben. - Peterwardein, ein Vorort der österreichisch-ungarischen Militärgrenze, wurde 1526 von den Türken erobert,
nach den Siegen
[* 88] der Österreicher aber 1687 von ihnen wieder verlassen; ein Jahr später wurden die Festungswerke
von den Kaiserlichen gesprengt. Im Frieden zu Passarowitz verblieb die Stadt dem Kaiser. Besonders berühmt ist
Peterwardein durch den Sieg, welchen daselbst PrinzEugen von Savoyen über die Türken unter dem Großwesir Damad
AliPascha erfocht. Im Revolutionskrieg von 1848 und 1849 von den ungarischen Insurgenten besetzt, mußte sich die Festung an
das kaiserliche Zernierungskorps ergeben. In der Nähe liegt der stark besuchte Wallfahrtsort Mariaschnee.
(lat.), s. v. w. Blattstiel, s.
Blatt, ^[= # (Folium), in der botan. Morphologie eine der Grundformen, auf welche die verschiedenen Glieder ...]
[* 95] S. 1014.
BeimSturz der Gironde verhaftet, gelang es ihm, zu der föderalistischen Armee in Caen zu entkommen.
Nach der Niederlage derselben bei Vernon (Juli 1793) floh er in die Bretagne und von da in die Gegend von Bordeaux.
[* 98] Im Juli 1794 fand
man seinen und BuzotsLeichnam in einem Getreidefeld bei St.-Emilion, halb verwest und von Wölfen angefressen. Seine politischen
Reden und Flugschriften erschienen unter dem Titel: »Œuvres de Petion de Villeneuve« (Par. 1793, 4 Bde.).
Vgl. Dauban, Mémoires inédits de Petion de Villeneuve etc. (Par. 1866).
écoles (franz., spr. p'tiht-sekoll), im
frühern Frankreich die niedern kirchlichen Schulen zum
Unterschied von den lycées, collèges und den
geistlichen Seminaren;
(lat.), im allgemeinen Bezeichnung für Bitte, Gesuch, namentlich für solche
Gesuche und Anträge, welche an Behörden, an die Volksvertretungenoder an den Monarchen selbst gerichtet
werden;
daher petitionieren, um etwas nachsuchen;
Petent, derjenige, welcher eine Petition einreicht;
Petitionsrecht, die Befugnis
des Staatsbürgers, sich mit Bitten und Gesuchen an die staatlichen Organe wenden zu dürfen. Je nachdem es sich nun hierbei
um die künftige Verbesserung eines mangelhaften Zustandes und eines zu besorgenden Übelstandes oder
um die Abstellung eines bereits eingetretenen Mißstandes handelt, wird zwischen Petition und Petitionsrecht im engern
Sinn und zwischen Beschwerde und Beschwerderecht unterschieden.
Petitionen gleichlautenden Inhalts werden Kollektivpetitionen,
solche mit zahlreichen Unterschriften Massenpetitionen genannt. Das Petitionsrecht versteht sich eigentlich für den modernen
Rechtsstaat, welcher dem Staatsbürger die persönliche Freiheit gewährt, von selbst; in frühern Zeiten
war es bei der Unnahbarkeit vieler Monarchen und bei der Mangelhaftigkeit des Geschäftsganges bei den Behörden ein sehr
wichtiges Recht. Dasselbe ist in vielen Staaten verfassungsmäßig garantiert, so z. B. in England schon durch die Petition of Rights
und ebenso in den neuern deutschen Verfassungsurkunden, namentlich seitdem die deutschen Grundrechte von 1848 dieses
Recht ausdrücklich und zwar sowohl den einzelnen Staatsbürgern als auch den Korporationen und Vereinigungen mehrerer gewährleistet
hatten. Insbesondere ist den Volksvertretungen die Befugnis eingeräumt, Petitionen entgegenzunehmen, allerdings oft mit der
Beschränkung, daß dieselben nur schriftlich eingereicht und nicht persönlich oder durch Deputationen
überbracht werden dürfen. Nach der preußischen Verfassung (Art. 32) sind Petitionen unter einem Gesamtnamen nur Behörden
und Korporationen gestattet, eine Bestimmung, welche auch in das österreichische Staatsgrundgesetz vom (Art. 11)
übergegangen ist.
Dem deutschen Reichstag ist im Art. 23 der Reichsverfassung nachgelassen, Petitionen anzunehmen und solche
dem Bundesrat oder dem Reichskanzler zu überweisen, wofern er dieselben für begründet und beachtenswert hält. Nach der
Geschäftsordnung des Reichstags (§ 24, 26) besteht für die Prüfung der eingehenden Petitionen eine besondere Petitionskommission.
Doch ist es auch zulässig, solche Petitionen, die mit einem Gegenstand in Verbindung stehen, welcher
bereits einer andern Kommission überwiesen ist, an diese letztere Kommission zu überweisen.
Die Petitionskommission, deren Mitglieder übrigens nach achtwöchentlicher Amtsführung ihren Ersatz durch Neuwahlen beanspruchen
können, hat allwöchentlich den Inhalt der eingehenden Petitionen durch eine in tabellarischer Form zu fertigende Zusammenstellung
zur Kenntnis der einzelnen Mitglieder des Reichstags zu bringen. Zur Erörterung im Reichstag selbst gelangen
nur diejenigen Petitionen, bei welchen auf solche Erörterung entweder von der Kommission oder von 15 Mitgliedern des Reichstags
angetragen wird; im erstern Fall hat die Kommission über die Petition einen Bericht zu erstatten. Unter allen Umständen muß auf
jede Petition ein Bescheid des Reichstags erfolgen, und
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zwar werden nach der bestehenden Praxis solche Petitionen, welche wegen Schlusses der Session keine Berücksichtigung finden
konnten, den Petenten zurückgegeben mit der Anheimgabe, dieselben für die nächste Session zu erneuern. Es ist zulässig,
aber nicht notwendig, daß eine an den Reichstag durch Vermittelung eines Reichstagsabgeordneten eingereicht wird, während
es in England Brauch und in Österreich
[* 101] (§ 13 der Geschäftsordnung des Reichsrats) Vorschrift ist, daß
eine an die Volksvertretung gerichtete Petition durch ein Mitglied der betreffenden Kammer überreicht werden muß.
Wie aber den Volksvertretungen einerseits das Recht zusteht, Petitionen entgegenzunehmen, so kann ihnen auch auf der andern
Seite die Befugnis nicht abgesprochen werden, sich selbst mit Petitionen an den Souverän zu wenden. Doch
ist es hier parlamentarischer Brauch, nicht die Form der Petition, sondern die der Adresse zu wählen, in welcher die Stände ihre
Zustimmung oder ihre Mißstimmung angesichts gewisser Maßregeln der Staatsregierung aussprechen (s.
Adresse).
(petitorische Rechtsmittel), diejenigen Klagen, wobei es auf das Recht selbst, namentlich auf das Eigentum
einer Sache, ankommt, im Gegensatz zur possessorischen Klage, bei welcher es sich bloß um den Besitz, d. h. um die thatsächliche
Innehabung einer Sache, oder nur um die einstweilige Ausübung eines Rechts handelt.
Nachdem er bis 1883 im Saskatschewandistrikt gewirkt hatte, kehrte er nach Frankreich
zurück, wo er seitdem eine große Anzahl von Schriften veröffentlicht hat, darunter »Traditions indiennes«
(Par. 1886),
»Textes originaux et traduction littérale« (das. 1886),
Tournois (spr. p'ti turnoa), franz. Silbermünze, welche Philipp der Schöne zuerst 1310 prägen ließ, à 15, 10 und 6 Sous,
wurde bald so schlecht, daß die Annahme bei Todesstrafe befohlen werden mußte.
(spr. pétöfi),Alexander, berühmter ungar. Dichter, geb. zu Kis-Körös im PesterKomitat, wo sein
VaterStephan Petrovics ein wohlhabender Fleischhauer war, besuchte die Schulen in Kecskemét,
[* 108] Gyönk, Pest u. a. O. und ging 1838 nach
Schemnitz, um das Gymnasium zu besuchen, verließ jedoch die Bergstadt mitten im Schuljahr und begann ein
mehrjähriges Wanderleben, in welchem wir ihn bald als Schauspieler, bald als Soldaten, bald wieder als Studenten (in Papa) finden. 1842 erschien
sein erstes Gedicht: »A borozó« (»Der Weintrinker«),
im »Athenaeum« gedruckt und noch mit »Petrovics«
unterzeichnet. Die erste Sammlung seiner Gedichte (Ofen 1844) begründete seinen Namen als Dichter. Von
nun an entfaltete er seine wunderbare Produktivität als Lyriker und versuchte sich auch im Roman mit »A hóhér kötele« (»Der
Strick des Henkers«) sowie im Drama, doch in beiden letztern Gattungen ohne Erfolg. Unter allen Verhältnissen seines bewegten
Jugendlebens an seiner Bildung arbeitend, studierte er die moderne Litteratur, lernte deutsche, englische
und französische Dichter im Original lesen und übersetzte unter anderm Shakespeares »Coriolan« (Pest 1848), welches Drama seitdem
im ungarischen Nationaltheater in Petöfis Übersetzung aufgeführt wird.
Mit begeisterungsvollem Eifer beteiligte er sich an der Revolution von 1848, deren Vorgefühl sich schon in einigen seiner
frühern Gedichte kundgegeben hatte. Am veröffentlichte er das Lied »Talpra, Magyar« (»Auf, Magyar«),
das in jener
Zeit allgemein gesungen wurde, und mit dem er eine längere Reihe revolutionärer Lieder eröffnete. Im September 1848 trat er in
die Honvedarmee, diente unter Bem und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch Tapferkeit aus.
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Bei Gelegenheit der entscheidenden Schlacht bei Schäßburg wurde er zum letztenmal gesehen, und nach längerm Zweifel
ward endlich mit Gewißheit angenommen, daß er dort gefallen und mit vielen andern Opfern jenes Tags in einem gemeinsamen Grabe
bestattet worden sei. Petöfis Lyrik zeichnet sich durch Wahrheit und Natürlichkeit aus; er war der erste,
der sich gegen die lederne Schul- und Regelpoesie auflehnte; welche bis dahin in der ungarischen Litteratur alleinherrschend
gewesen, und an Stelle der klassischen konventionellen Rhetorik den ungekünstelten Naturschrei setzte.
Die Wahrheit und Realistik verschaffte seinen Dichtungen einen ungeheuern Erfolg bei seiner Nation und machte sie
zu wahren Volksliedern, in denen die leidenschaftliche Glut sowie die Melancholie und der Humor des ungarischen Naturells zum
reinsten Ausdruck kamen. Die erste vollständige Sammlung von denselben erschien 1874 in einer illustrierten Prachtausgabe,
der später zahlreiche andre, darunter auch billige, Volksausgaben folgten. Die erste deutsche Übersetzung Petöfischer
Gedichte veröffentlichte A. Dux (Wien
[* 110] 1846, neue Ausg. 1867); ihm folgten Kértbeny (mit mehreren Sammlungen),
Szarvady u. Hartmann (Stuttg. 1853), Opitz (2. Aufl., Pest 1868, 2 Bde.), H. v. Meltzl
(2. Aufl., Münch. 1883), Neugebauer (2. Aufl., Leipz. 1885), Aigner (Budapest
[* 111] 1880-82), A. Teniers (Halle 1887). Aus dem Deutschen
wurden Petöfis Dichtungen auch in andre fremde Sprachenübertragen, so ins Englische
[* 112] von Bowring, Butler
u. a., ins Französische von Sayous, Desbordes-Valmore, Dozon u. a.
Stadt im Edomiterland, 104 km vom ArabischenMeerbusen, in einem Felsenthal
am Ostfuß des BergsHor, der Sage nach von Recham, König der Midianiter, erbaut, hieß eigentlich Sela (»Felsenstadt«) und wurde
vom König Amazia, der sie eroberte, Jokteel und erst in der griechischen Zeit Petra genannt. Petra war durch die große bei ihr
vorüberziehende Straße vom RotenMeer nach N. ein wichtiger Handelsplatz. Nach ihr wurde das Peträische Arabien
benannt. Seit etwa 300 v. Chr. bis 200 n. Chr. war es die Hauptstadt der Nabatäer.
Des AntigonosGeneralAthenäos überfiel 312 Petra und plünderte es, ward aber wieder vertrieben und sein Heer aufgerieben; Demetrios
belagerte darauf die unzugängliche Felsenstadt vergeblich. Erst Trajan unterwarf sie 105 den Römern.
Seit Anfang des 5. Jahrh. War Petra ein christlicher Metropolitansitz unter dem Patriarchat von Jerusalem. Mit der mohammedanischen
Eroberung verlor es seine Bedeutung und hieß seitdem WadiMusa (»Thal des Moses«). Die großartigen Ruinen aus spätrömischer
Zeit (Felsengräber, Reste eines Amphitheaters, mehrere Tempel,
[* 116] ein Triumphbogen etc.) wurden 1812 von Seetzen
und Burckhardt wieder aufgefunden, dann von den Engländern Irby und Mangles, den FranzosenGrafenLéon de Laborde und Linant
(»Voyage dans l'Arabie Pétrée«, Par. 1830),
dem Herzog von Luynes (" Voyage d'exploration etc.«, das. 1875) u. a.
besucht.
(Petralia
Soprana und Petralia Sottana), zwei Flecken in der ital. ProvinzPalermo
[* 117] (Sizilien), KreisCefalù, ersterer, auf
einer Anhöhe gelegen, hat eine Hauptkirche, eine Reformatenkirche (mit schönem Holzkruzifix von Fra Umile) und (1881) 2651 Einw.;
letzterer, am Fuß der Anhöhe, hat Wein- und Ölbau und (1881) 5244 Einw.
Francesco, der größte lyrische Dichter Italiens
[* 118] und zugleich einer der größten Gelehrten
seiner Zeit, wurde zu Arezzo geboren. SeinVater Pietro di Parenzo, nach italienische Weise im Diminutiv Petracco (lat.
Petracchus), ein Notar aus Florenz,
[* 119] war, als zur Partei der Weißen gehörig, 1302 zugleich mit Dante u. a. verbannt worden
und begab sich nach mehrjährigem Aufenthalt in Arezzo und in Pisa
[* 120] 1313 mit seiner Familie nach Avignon, wo damals der päpstliche
Hof
[* 121] sich aufhielt, schickte aber letztere nach dem benachbarten Carpentras, wo der junge Petrárca vier glückliche Jahre verlebte.
Hier erhielt er von dem Grammatiker Connevole da Prato, der schon in Pisa sein Lehrer gewesen war, Unterricht
in der Grammatik, Logik und Rhetorik und widmete sich hierauf dem Wunsch seines Vaters gemäß seit 1318 zu Montpellier
[* 122] und seit 1322 noch
drei Jahre zu Bologna der Rechtswissenschaft, beschäftigte sich jedoch vorzugsweise mit klassischen Studien. Nach dem Tod seines
Vaters (1326), dem bald darauf auch die Mutter ins Grab folgte, kehrte er nach Avignon zurück, wo er die
Bekanntschaft der reichen FamilieColonna machte, welche seit ihren Streitigkeiten mit Bonifacius VIII. dorthin ausgewandert
war. Da seine Eltern ihm kein Vermögen hinterlassen hatten, trat er in den geistlichen Stand, nahm jedoch nur die
niedern Weihen. In Avignon war es auch, wo er 1327 zum erstenmal die Geliebte sah, welche er in seinen Gedichten unter dem
NamenLaura (s. d.) feiert.
Ungeheilt von seiner Liebe kehrte er nach Frankreich zurück und kaufte sich an der durch ihn so berühmt
gewordenen Quelle von Vaucluse im reizenden Thal der Sorgue in der Nähe von Avignon ein kleines Haus, wo er nun mehrere Jahre
in der Stille seinen Studien lebte. Viele seiner schönsten Gedichte an Laura entstanden hier, auch der größte Teil seiner
lateinischen Eklogen, viele seiner lateinischen Episteln, zahlreiche Briefe und das Werk »De vita solitaria
libri II«.
Seine Poesien erwarben ihm bald den höchsten Ruhm. Vom römischen Senat und dem Kanzler der PariserUniversität gleichzeitig
eingeladen, die Dichterkrone entgegenzunehmen, entschied sich Petrárca für den von Rom angebotenen Lorbeer und empfing denselben
am ersten Ostertag auf dem Kapitol aus der Hand des Senators Orso dell' Anguillara. Petrárca ließ
hierauf den Kranz am Altar
[* 129] der Peterskirche aufhängen. Auf der Rückreise verweilte er ein Jahr in Parma
[* 130] bei seinem Freund Azzo
da Correggio, der sich eben erst zum Herrn dieser Stadt gemacht hatte. Nach
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