Nachdem er im April 1854 aus Gesundheitsrücksichten sein
Portefeuille niedergelegt, ging er im Mai 1855 als Gesandter nach
England; wo er bis Mai 1858 blieb, und wohin er zurückkehrte. Vom bis war er wieder
Minister des
Innern und vertrat mit
Energie und nicht ohne
Geschick das streng absolutistische Repressivsystem.
Der ungünstige
Ausgang der
PariserWahlen 1863 veranlaßte ihn zum Rücktritt. Am 13. Sept. ward er zum
Herzog ernannt. Seitdem
war er nur noch als
Senator und als Mitglied des
GeheimenRats politisch thätig. Nachdem
er denSturz seines
Freundes noch erlebt, starb er plötzlich in
Nizza.
[* 10]
(einheimisch Pârsâ, jetzt
Farsistan), im
AltertumLandschaft in
Asien,
[* 11] welche zuerst auch
Karmanien
(Kirman)
in sich
begriff, das jedoch nach einer Empörung gegen
Dareios davon abgetrennt und zu einer steuerzahlenden Satrapie
gemacht wurde. Dieses Stammland des großen Perserreichs, von
Susiana,
Medien,
Karmanien und dem
PersischenMeerbusen begrenzt,
bestand aus drei Teilen: einem kahlen
Hochland im N. mit der Stadt
Persepolis, einer breiten
Zone paralleler, von SO. nach
NW.
streichender
Gebirge und einem schmalen, ebenen, heißen Küstenstrich.
Dies Gebiet hattenStämme zweier verschiedener Völkerfamilien inne: die nicht arischen nomadisierenden
Daër, Sagartier,
Marder
[* 12] und Dropiker;
ferner die ansässigen Germanier, Panthialäer und Derusiäer nebst den drei obersten
arischen
Stämmen der Pasargaden, Maspier und Maraphier.
Der vornehmste war der der Pasargaden, aus welchem die Königsfamilie
der Achämeniden stammte.
Ihre ältere
Residenz war
Pasargadä, ihre spätere
Persepolis. Von dort aus breitete
sich seit der Mitte des 6. Jahrh.
v. Chr. die Herrschaft der
Perser allmählich aus (s.
Persien, Geschichte, S. 870).
Fayencen, eine
Gruppe von
Schalen,
Tellern,
Schüsseln etc., welche etwa vom 15. bis 18. Jahrh. unter
chinesischem Einfluß in
Persien teils aus
Fayence,
[* 16] teils aus einer weißen, porzellanartigen, aber undurchsichtigen
Masse gefertigt
und mit stilisieren
Blumen, blau und farbig, dekoriert wurde (s. Tafel
»Keramik«,
[* 17] Fig. 3). Seltener sind
Schalen mit durchbrochenem
Rande, dessen Öffnungen durch die durchsichtige Glasurmasse geschlossen sind. Im 16. Jahrh.
kam die Fabrikation ähnlicher
Gefäße auf der
InselRhodos auf. Die reichste Sammlung solcher
Fayencen besitzt das
MuséeCluny
in
Paris.
Litteratur. Die Geschichte der persischen Litteratur beginnt erst mit der Zeit, wo sich
die neupersische
Sprache
[* 18] zu bilden begann, d. h. mit dem Eindringen des
Islam. Als die Araber das Sassanidenreich stürzten
(651),
war in demselben eine
Fülle orientalische
Kultur vorhanden.
Fürsten, namentlich die beiden Chosrau (Anôscharwân, 531-579,
und Parwêz, 590-628), und
Priester (die Mobeds) hatten das Altpersische verjüngt und fortgebildet; aus demZend
waren
Schriften in das
Pehlewi und
Parsiübertragen worden, und die
Wissenschaft fand treffliche
Pfleger in den
Nestorianern, die
Byzanz vertrieb. Bei dem Ansturm der
Moslems gingen diese Kulturschätze zum größten Teil verloren.
Omar ließ bei der
Eroberung
die große
Bibliothek von
Madâin verbrennen, und auch später noch suchte der mohammedanische
FanatismusSchriften zu vernichten, wo er ihrer nur habhaft wurde. Bei dem Übertritt zum
Islam wurden die
Perser durchgehends
Schiiten
und daher von dem
Rigorismus der andern Mohammedaner weniger erfüllt. Im übrigen
¶
mehr
konnten sie sich des arabischen Einflusses nicht entschlagen, und Inhalt und Form ihrer Litteratur nahm eine mehr oder weniger
arabische Färbung an. Theologie, Rechts und Staatswissenschaft wurden auch von den persischen Gelehrten in arabischer Sprache
behandelt (s. Arabische Litteratur). Das eigentliche Gebiet der persischen Litteratur bleibt daher die Poesie, für
welche das Persische vermöge seiner Anmut sich vorzugsweise eignete, daneben die Geschichte; doch tritt die letztere erst
mit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. in den Bereich der Litteraturgeschichte.
führt
zwei persische Reimzeilen von diesem hochberühmten Herrscher an; Veranlassung dazu soll seine geliebte Sklavin Dilârâm
(»Herzensruhe«) gegeben haben, welche die dichterische
Anrede ihres Herrn und Geliebten mit gleichgemessenen und am Ausgang gleichtönenden Worten erwiderte. Nach ihm hatte Barsûje
die Fabeln des Bidpai persisch bearbeitet und der Wesir Busurdschmihr das älteste persische Heldengedicht: »Wâmik und Asra«,
gedichtet, welches später in vielfachen Bearbeitungen wiederholt wurde (nach einer türkischen des Lamii
deutsch von Hammer,
[* 21] Wien 1833). Der Boden, in welchen der Islam und der arabische Geist bei EroberungPersiens dann ihren Samen
[* 22] streuten,
war demnach kein unfruchtbarer.
Als sich darauf die durch die arabische Invasion aufgewühlten Elemente niedergeschlagen und geklärt hatten und Ordnung, Sicherheit
und Ruhe hergestellt waren, begann unter dem Patronat ruhmliebender Fürsten alsbald die Glanzperiode neupersischen
Geisteslebens. Die neupersische Poesie entwickelte sich zunächst seit der Staatsverwaltung der Samaniden (913) und ward von
den Ghasnawiden (seit 975), Seldschukken (seit 1037) und spätern Geschlechtern gefördert, so daß vom 10. bis in das 14. Jahrh.
die neupersische Dichtkunst in hoher Blüte
[* 23] stand. Hammer-Purgstall hat sie in sieben Perioden geteilt und
jede an einen bedeutenden Dichternamen geknüpft.
Im ersten Zeitraum (913-1106) tritt die reinste und schönste Blüte der persischen Heldendichtung zu Tage. Am Eingang desselben
steht inmitten einer Reihe kleinerer Poeten, von denen allen nur einzelne Liedchen durch Aufi übermittelt sind (gesammelt
und übersetzt von Ethé in den »Morgenländischen Forschungen«,
Leipz. 1875), der große Dichter Rûdagî (gestorben um 950), von dessen der Sage nach in 100 Bänden gesammelten Gedichten
aber nur Bruchstücke erhalten sind.
Etwa 50 seiner Lieder, zerstreut in den verschiedensten Handschriften, sind in Text und metrischer Übersetzung 1873 in den
»Nachrichten« der GöttingerGesellschaft von Ethé veröffentlicht worden, ebenso wie die Gedichte eines
der Nachfolger Rûdagîs, mit Namen Kisâi, in den Sitzungsberichten der MünchenerAkademie (1874). Dagegen ist uns in dem
»Kâbûsnâme« von Keikâwus, dem Enkel des Kâbûs ben Waschmgîr, worin in 44 KapitelnMoral und Lebensweisheit gepredigt
wird, und das noch heute im Orient für den trefflichen Fürstenspiegel gilt (nach der türkischen Übersetzung
ins Deutsche
[* 24] übertragen von v. Diez, Berl. 1811), ein wichtiges Werk aus jenen Anfangszeiten der neupersischen Litteratur
aufbewahrt geblieben.
Der eigentliche Aufschwung derselben datiert
aber von der Regierung des GhasnawidenMahmûd (997-1030), der nicht nur zahlreiche
Dichter und Gelehrte um sich versammelte und dem bedeutendsten die Ehrenstelle eines Dichterkönigs verlieh,
welche von da ab stehende Hofcharge wurde, sondern der dichterischen Produktion auch zu einem größern innern Gehalt zu verhelfen
wußte, indem er ihr eine nationale Grundlage gab und sie auf die reiche Fundgrube der alten Nationalsagen hinwies.
Namentlich übertrug er die unter dem Titel: »Bustânnâme« existierende Sammlung historischer Traditionen des persischen Volkslebens
mehreren seiner Hofdichter zur Bearbeitung. Den Preis trug Unsurî (gest. 1039) mit seiner Bearbeitung der Sage von Suhrâb
davon; später erneuerte er auch das alte Gedicht von »Wâmik and Asra« und besang seinen Gebieter in
einer Kasside von 180 Distichen.
Ein Schüler Unsurîs war Farruchi (s. d.). Das Größte in der nationalen Heldendichtung leisteten
Dakîkî (s. d.) und Firdusi (s. d.). An das große Nationalepos des letztern, das »Schâhnâme«,
lehnten sich nachher viele andre Dichtungen aus denselben Sagenkreisen an, so das »Garshâspnâme«, das »Dschahângirnâme«,
»Barsûnâme« u. a., die in
MohlsEinleitung zu seiner Ausgabe des »Schâhnâme« genauer besprochen sind. In diese erste Periode fallen auch noch die Vierzeilen
des berühmten ScheichsAbûSaîd Abulchair und Nâsir Chusraus tiefsinnige didaktische Gedichte (zum Teil herausgegeben und
übersetzt von Ethé in der »Zeitschr. der Deutschen Morgenländ. Gesellschaft«, Bd. 33, 34); ferner Menotschehri
(gest. 1090; teilweise herausgegeben von Biberstein-Kazimirski, Versailles
[* 25] 1876). Unter dem Seldschukken Melikschâh (1072-1092)
lebte der Dichterfürst Emir Muizzî, in der Kasside ein Muster für viele spätere Nachahmer. - Mit dem 12. Jahrh. Beginnt
die zweite Periode (1106-1203), in welcher das nationale Element schon mehr zurücktritt, um einerseits dem panegyrischen Hofton
Platz zu machen, anderseits in romantischen Stoffen aufzugehen. In ersterer Weise, als höfischer Panegyriker, that sich vor
allen hervor Anwarî (gest. 1190). Der beste unter den ältesten mystischen Dichtern war Sanâi
(gest. 1130 oder später), der in seinem »Ziergarten«
(»Hadîka«) die Geheimnisse des Wesens der Gottheit und der Menschheit zu durchdringen versuchte.
Den Gegensatz zu ihm bildete der Satiriker Omar Chajjâm (gest. 1123; hrsg. von Nicolas, Par.
1867). In Anwarîs Art dichtete auch der gelehrte Chakânî Hakâïkî (gest. 1186 oder 1199;
hrsg. von Salemann, Petersb. 1875), der am Hof
[* 26] des Fürsten von Schirwan, später am Hof Arslans lebte. Sein Zeitgenosse
war Raschîd Watwât (gest. 1182), der Hauptgesetzgeber für die persische Metrik und Poetik. Der größte Glanz dieser Litteraturperiode
ging aber aus von Nisâmî (s. d.). Seine Liebesgeschichten blenden nicht allein durch anmutige
Phantastik, sondern spannen auch durch meisterhaft ersonnene und kunstvoll durchgeführte Verwickelungen und sprechen durch
das rein menschliche Gefühl, das sich darin kundgibt, ebensosehr zu unserm Herzen wie zur Phantasie. -
In der dritten Periode (1203-1300), welche historisch mit der Überschwemmung des Landes durch die Mongolen unter Dschengis-Chan
zusammenfällt, wendet sich die poetische Thätigkeit mehr nach innen. Beschaulichkeit und theosophische Betrachtung herrschen
vor, Mystik und Didaktik gelangen zur höchsten Blüte. Der Vorläufer der Hauptrepräsentanten dieser Richtung
ist Ferîd eddin Attâr (s. d.), der nicht nur selbst eine Menge mystischer und ethischer Originalwerke schrieb,
¶
mehr
sondern sich auch durch Sammlung bisher zerstreuter Schätze mystischer Weisheit verdient machte. Unter seinen eignen Werken
übte das »Buch der Geheimnisse« (»Esrârnâme«) auf die Dichtung des größten mystischen Dichters der Perser bedeutenden Einfluß
aus. Dieser war Dschelâl eddin Rumi (s. d.),
dessen Dichtungen durch den gesamten Orient der Mittelpunkt des mohammedanischen
Pantheismus sind. Er predigt die Lehre
[* 28] »des Ausflusses aller Dinge von dem ewig unerschaffenen Licht
[* 29] und der Vereinigung mit
der Gottheit auf dem Weg des beschaulichen Lebens durch Gleichgültigkeit gegen alle äußere Form und durch Vernichtung seines
Ichs«. Unter den Mongolenfürsten sind es besonders HulagûChan und Ghâsân, welche Wissenschaft und Poesie
schätzten und beförderten.
Doch sind die hierher gehörigen Namen weniger bedeutend für die Gesamtentwickelung der persischen Poesie. Als Hauptvertreter
der didaktischen Poesie unter den Persern ist Scheich Moslich eddin Sa'adi (s. d.) zu nennen, dessen moralphilosophische Hauptdichtungen
»Rosengarten« (»Gulistân«) und »Fruchtgarten« (»Bostân«),
sich durch liebliche Einfachheit der Erzählungen, denen
Denksprüche in Prosa und Versen beigemischt sind, auszeichnen. Außerdem that er sich auch als lyrischer Dichter hervor. Zu
dieser Periode sind noch zu rechnen: Amir Chosrau aus Dehli (1253-1325) als Nachfolger Nisâmîs in der romantischen Erzählung;
Scheb isterî (gest. 1320) als Nachfolger Dschelâl eddin Rumis, dem er jedoch in seinem »Rosenflor des
Geheimnisses« (»Gülscheni râz«, pers.
und deutsch von Hammer, 1838) nicht nahekommt;
der durch seine poetischen Fragmente oder Kit'as bekannte Ibn Jamîn (gest. 1344; deutsch von Schlechta-Wssehrd, 2. Aufl., Stuttg.
1879) u. a.
Der vierte Zeitraum (1300-1397) umfaßt die heitere Lyrik und bildet zugleich die Glanzperiode dieser
Dichtungsart bei den Persern. Den Höhepunkt erreichte dieselbe in Schems eddin Hafis (s. d.), dem größten und berühmtesten
aller Lyriker des Orients, dessen Gedichte zu den glänzendsten Erscheinungen der Weltlitteratur gehören. »Die gottvolle Trunkenheit
eines mit der Weltseele sich innig eins wissenden Pantheisten wirft da funkelnde Liederperlen mit vollen
Händen aus.« Von andern verdient aus diesem Zeitraum noch Wassâf, der Lobredner des SultansAbûSaîd aus der FamilieDschengis-Chans,
Erwähnung, ein schwieriger, an Allitterationen, Wortspielen, Allegorien und gelehrten Anspielungen reicher Dichter, ebenso die
Lyriker Kemâl Chodschandî (gest. 1401), Maghribî (gest.
1406) und Kâsim Anwâr (gest. 1433). Mit Hâfis hatte die geistige Produktionskraft der Perser ihren Gipfel
erreicht. - Der fünfte Zeitraum (1397-1494) ist als die Periode des Stillstandes zu bezeichnen. Er wird begrenzt durch Mewlana
Dschami (s. d.), den letzten Dichter erster Größe, der das, was nach dem Vorgang der großen Epiker, Mystiker und Lyriker noch
zu thun übrigblieb, in hoher Vollendung in sich darstellte, dabei jedoch mehr Korrektheit, Glätte des
Stils und mehr nachahmendes Talent als selbstschöpferisches Genie entfaltete. Mit dem sechsten Zeitraum (1494-1596) beginnt
die Abnahme der Poesie. Von Dschâmis Nachfolgern sind noch zu nennen: sein Schwestersohn Hâtifî (s. d.), ferner Hitâfî
(s. d.), Ahlî von Schiraz (gest. 1535), Feisî (s. d.) und Fettâhi (s. d.). - In die siebente Periode (seit
1596) gehören als die letzten bedeutenden LyrikerPersiens und Indiens: Tâlib aus Amol (gest. 1626), Sâïb (gest. 1670 in
Ispahan), der KaiserSchâh Alam (der von 1760 bis 1787 regierte und unter dem Namen Aftâb dichtete) u. a.;
In den beiden letzten Perioden ist die persische Poesie besonders reich an Sammlungen von Gedichten aller Art, von
Fabeln, Märchen, Novellen etc. Dieser Reichtum stammt aus Indien und ist durch die Perser zu den Arabern und von da weiter nach
dem Occident vermittelt worden. Auszuzeichnen sind die »Anwârî soheilî«
(d. h. die kanopischen Lichter),
die berühmte persische Bearbeitung der Fabeln des Bidpai durch Hosein Wâïs Kâschifî (gest.
1504; gedruckt Hertford 1805, Kalkutta
[* 30] 1816, 1834 u. öfter);
»Bachtijârnâme«, die Geschichte des PrinzenBachtijâr (hrsg. und übersetzt von Ouseley
u. d. T.: »History of Bakhtyar and the ten viziers«, Lond.
1801; pers. auch Par. 1839);
die romanhafte Geschichte von Hâtim Tâi (Kalkutta 1818; vollständige engl. Übersetzung von
Forbes, Lond. 1830) und von Amîr Hamsa in 72 Kapiteln;
verfaßt in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Ins 18. Jahrh. fallen die märchenhaft novellistischen
Behandlungen der Sagen von Hâtim ben Ubaid ben Said durch Ferîd Ghafer Chan, ein für die Kenntnis morgenländischen Zauber
und Feenwesens wichtiges Werk, und von dem Räuber und Minstrel Kurroglou (deutsch von Wolff, Jena
[* 32] 1843).
Das Drama geht bei den Persern fast ebenso wie bei den Arabern leer aus; doch ist zu erwähnen, daß in Persien alljährlich
der TodHuseins, des SohnsAlis, und andrer mosleminischer Märtyrer mit großem Gepränge in der Art unsrer mittelalterlichen
Mysterien dramatisch aufgeführt wird (vgl. Chodzko, Sur la littérature dramatique des Persans, Par. 1844;
»Djungui Chehâdet«, das. 1852; »Théâtre persan«, das. 1878). Das einzige zusammenhängende Werk über die poetische
Litteratur der Perser ist bis jetzt Hammers »Geschichte der schönen RedekünstePersiens« (Wien 1818),
Vgl. auch Goethe in den Noten zum »Westöstlichen Diwan«; SirGore Ouseley, Biographical notices of
Persian poets (Lond. 1846);
Sprenger, Catalogue of the manuscripts of the libraries of the king of Oudh (Kalkutta 1854).
Die persische Geschichtschreibung behandelt teils die allgemeine Geschichte der mohammedanischen Staaten, teils Spezialgeschichte.
Firdusis großes Nationalepos enthält in seinem zweiten, poetisch unbedeutendern Teil viel historisches
Material, kann indes natürlich nicht als eine direkt geschichtliche
¶
mehr
Arbeit in Anspruch genommen werden. Das erste größere persische Geschichtswerk ist die auf Befehl des Samanidenfürsten
von Chorasan, Abû Sâlih ben Mansûr, von AbûAlîMohammed Al-Bal'amî 963 verfaßte persische Übersetzung der großen arabischen
Chronik des Tabarî (s. Arabische Litteratur), von welcher eine vollständige französische Übersetzung von Zotenberg vorliegt
(Par. 1867-74, 4 Bde.).
Die Vorliebe für Poesie stand der Fortbildung der Geschichtschreibung lange im Weg, und nur wenige Werke dieser Art sind
aus dem 11. und 12. Jahrh. zu nennen, unter ihnen das »Sein ulachbâr«, das noch unter den Ghasnawiden verfaßt ist. Erst in der
Zeit der Mongolenherrschaft sind größere Fortschritte sichtbar. Eine Universalgeschichte von den ältesten
Zeiten bis 1259 vollendete al-Dschûsdschâni unter dem Titel: »Tabakât-i-Nâçirî«, eine andre, das »Tarîch-i-Guside«,
Hamdullah Mustaufî im J. 1329. Alâ eddin al Dschuweinî (gest. 1282) verfaßte eine Geschichte Dschengis-Chans und seiner
Nachfolger unter dem Titel: »Tarîch-i-Dschahânkuschâ« und Raschîd eddin von Hamadan eine Geschichte der
Mongolen: »Dschâmi-ettâwârîch« (verfaßt 1310, hrsg.
von Beresin, Petersb. 1861; zum Teil übersetzt von Quatremère: »Histoire des Mongols«, Par. 1836). Zu erwähnen sind ferner:
die Chronik des Wassâf (beendigt 1328),
welche die Geschichte der Nachkommen Dschengis-Chans enthält und in einem überaus
kunstreichen Stil geschrieben ist (persisch u. deutsch von Hammer, Bd. 1, Wien 1856);
ebenso das »Zafarnâme«
oder die Geschichte Timurs von Scharaf eddin Jasdî (gest. 1446),
französisch von Pétis de la Croix (Par. 1722, 4 Bde.);
die Geschichte der Timuriden von 'Abd errasâk (gest. 1482),
betitelt: »Matla'-essa'dain«, und die große, in überaus rhetorischem
Stil abgefaßte Universalgeschichte »Rausat essafâ« (»Lustgarten
der Lauterkeit«) von Mirchond (s. d.).
Andre Geschichtswerke gleichen Inhalts sind das »Habîb-essijar«
von Mirchonds Enkel Chondemir, das »Lubb-etta-wârich« (»Mark der Chroniken«, verfaßt 1541) von Jahja Kaswînî (gest. 1563)
und das »Nusach-i-Dschahânârâi« von Ahmad al Ghaffârî (gest.
1567).
Als die persische Herrschaft sich auch über Indien ausdehnte, d. h. als die Zeit der indischen Großmoguls
mit Baber, Humajûn und Akbar begann, wanderte mit der Poesie auch die Geschichtschreibung dahin und trug daselbst reiche Blüten.
Eine vorzügliche und nahezu vollständige Sammlung aller Dokumente aus persischen Historikern, die auf die Geschichte Indiens
von der Zeit der ersten mohammedanischen Eroberung bis zur Besitzergreifung durch die Engländer Bezug
haben, ist in Elliotts, von Dowson fortgesetzter »History of India as told by its own historians« (Lond. 1867-77, 8 Bde.)
gegeben.
Wir greifen aus der Fülle dieser Geschichtswerke nur einige heraus, z. B. Abd el kâdir Badâûnis »Muntachab-ettawârîch«,
eine allgemeine Geschichte Indiens, vollendet 1595 (Kalkutta 1868-69);
das »Akbarnâme«, die Geschichte KaiserAkbars von Abulfasl (1551-1602) mit dem Supplementband
des »Ajîn-i-Akbarî«, einer statistischen Schilderung des Mongolenreichs
in Indien (hrsg. von Blochmann, Kalkutta 1867-77, 2 Bde.; nebst dem Anfang einer englischen
Übersetzung, das. 1873);
das »Pâdischâhnâme«, eine Geschichte Kaiser Schâhdschahâns von 'Abd ul Hamîd
von Lahor (gest. 1854; das. 1867-68, 2 Bde.),
und Mohammed Sâlihs »Amal-i-Çâlih«, verfaßt nach 1665 und dieselbe
Regierungszeit umfassend;
Mohammed Kaßims 1688 verfaßtes »Âlamgîrnâme«, eine Geschichte
der ersten zehn Jahre der RegierungKaiserAurengzib Alamgîrs (das. 1868),
und Musta'idd Chans »Maâsir-i-Âlamgîrî«, eine
vollständige Darstellung der gesamten Regierungszeit dieses Kaisers, verfaßt 1710 (das. 1873);
außerdem eine Geschichte
Bahâdur Schahs, des Nachfolgers von Aurengzib, u. Gholâm Hußeins »Sijar-elmutaakkherîn« in 2 Bänden,
die Periode von 1700 bis 1786 umfassend (das. 1832; engl., das.
1789, 3 Bde).
Ferner sind zu erwähnen: die verschiedenen Autobiographien großer Mongolenfürsten, so die »Tusukât« oder
»Malfuzât-i-Tîmur«, eine persische Übersetzung der ursprünglich dschagataisch
geschriebenen MemoirenTimurs (pers. u. engl. von White, Oxf. 1783);
die »Wâkiât-i-Bâbarî«, SultanBabers
Aufzeichnungen, ebenfalls ursprünglich in dschagataischem Gewand (2. Ausg., Lond.
1844);
das »Dschahângîrnâme«, KaiserDschehangîrsAutobiographie (engl. von Price, das. 1829) etc. Neben diesen Werken über
die Geschichte Indiens haben wir zahlreiche andre über die Geschichte Persiens, so das »Tarîch-i-Âlamârâi-'Abbâsî« von
Iskender Munschi (geb. 1561),
die Regierungszeit SchahAbbas' d. Gr. behandelnd (verfaßt gegen 1630);
das »Tarîch-i-Shâh Safî« (bis 1642) und die Geschichte NadirSchahs von Mohammed Mehdîchân (vollendet 1757; lithographiert
Tebriz 1271 u. 1272 d. H.), über die Geschichte
der Afghanen, die Geschichte von Taberistan, Kaschmir
[* 35] und andern angrenzenden Ländern, über die Geschichte aller der kleinern
Dynastien in Indien, Spezialhistorien von einzelnen Provinzen und Städten, Darstellungen der Thaten Mohammeds
und der Kalifen etc. Ein Kreis
[* 36] von derartigen Werken, welcher sich auf die Geschichte der kaspischen Länder bezieht, ist herausgegeben
von Dorn: »MohammedanischeQuellen etc.« (Petersb. 1850-58, 4. Bde.).
Ebenfalls sehr reich ist diepersische Litteratur an Biographien von Gelehrten und Dichtern, besonders an litterarhistorischen
Werken, von 'Aufis »Lubâb-elalbâb« (um 1200 verfaßt) an bis zu dem modernsten,
erst im Anfang des 19. Jahrh. verfaßten »Machsan-ulgharâib«.
Am bekanntesten unter diesen sind der ziemlich wertlose Dauletschâh (s. d.) und Lutf Alîbegs (1722 bis nach 1782) vorzüglicher
»Ateschkede« (»Feuertempel«).
Spärlicher, aber immerhin noch ansehnlich genug sind die Früchte, welche die auf persische Litteraturauf dem Boden der eigentlichen
Fachwissenschaft aufzuweisen hat. Hier tritt überall der bedeutende Einfluß arabischer Wissenschaft und Kunst und die geringe
Selbständigkeit der persischen hervor. Nur das Gebiet des mystischen Pantheismus, der so recht in iranischem Boden wurzelt,
ist selbständig angebaut und hat eine wahre Unzahl von mehr oder weniger systematischen Werken hervorgebracht.
Das älteste derselben ist das schon im 11. Jahrh. verfaßte »Kaschf-almahdschûb«
(vgl. hierzu Tholuck, Ssufismus, Berl. 1821). Die Geographie wird häufig in Geschichtswerken mit behandelt; als selbständige
Werke sind zu erwähnen: »Nushat-elkulûb« vom Verfasser des »Tarîch-i-Gusîde«
(s. oben),
und »Haft Iklîm« oder »Die sieben Klimate«
von Amin Ahmad Râsî (verfaßt 1601),
eine unerschöpfliche Fundgrube geographischen, biographischen und bibliographischen
Wissens. Für die Religionsgeschichte sind wichtig: »Ulemâï Islâm«,
¶
Der Seldschukkide MalekSchah veranlaßte 1072 die musterhafte Berechnung des Dschelâleddinschen Sonnenjahrs. Schon früh gab es
persische Übersetzungen des Eukleides und Ptolemäos. Hauptsächlich förderte diese Studien Nasîr eddin,
Direktor der von Hulagû (1259) zu Merâga erbauten Sternwarte
[* 39] und Verfasser eines noch vorhandenen Lehrbuches über Geometrie,
Astronomie
[* 40] und Astrologie.
[* 41] Nach Merâga mußten die ausgezeichneten Gelehrten kommen, und aus den dort gemeinschaftlich angestellten
Beobachtungen gingen die »ilchanischen Tafeln« hervor (vgl.
Jourdain, Mémoire sur l'observatoire de Méragha, Par. 1810). Nicht minder berühmt
sind die »kaiserlichen Tafeln«, die der gelehrte Fürst Ulug Beg (in der ersten Hälfte des 15. Jahrh.), der die Sternwarte
zu Samarkand anlegte, mit Ghiâs Dschemschîd gemeinschaftlich verfaßte (hrsg. von Hyde, Oxford
[* 42] 1665). Die Philosophie fand durch
die Kenntnis der Werke der griechischen Philosophen früh bei den Persern Eingang, nur schrieben die persischen
Gelehrten ihre hierher gehörigen Werke meist arabisch. Zu erwähnen sind einige ethische Schriften: »Kîmiâ-i-Saâdet« von
Alghasâli (gest. 1111);
»Achlâk-i-Nâçirî« von Nasîr eddin Tûßî (gest.
1273; lithographiert Bombay 1267 d. H. u. öfter);
»Achlâk-i-Muhsinî« von dem Korankommentator Hußein Wâïs Kâschifî
(gest. 1504; herausgegeben Kalkutta 1809, Hertford 1853 u. öfter);
»Achlâk-i-Dschalâlî« (Kalkutta 1811;
engl. von Thompson, Lond. 1839) u. a.
Im Gebiet der Rhetorik sind zu erwähnen: »Hadâik-i-balâghat«, d. h.
die Lauben der Beredsamkeit, von Schems eddin (Kalkutta 1814) und »Nahr ul Façâhat«, d. h. der Strom der Beredsamkeit, von Mirza
Katîl (das. 1820).
Außerdem haben die Perser auch zahlreiche Werke der altindischen Litteratur übersetzt,
z. B. die epischen Gedichte: »Râmayâna« und »Mahâbhârata«, einzelne Upanischads etc. Reichhaltige Verzeichnisse neupersischer
Werke sind: Stewart, Catalogue of the oriental library of the late Tippoo Sultan of Mysore (Cambridge 1809);
Ouseley, Catalogue
of several hundred manuscript-works (Lond. 1831);
Die Küsten des Meerbusens gehören größtenteils der Kalkformation an; an der arabischen Seite sind sie meist flach und sandig,
an der persischen dagegen hoch und oft ohne jeden Küstensaum. Die mittlere Breite
[* 48] des Golfs beträgt 185,
die größte 334 km; der Eingang zwischen Ras Mesandum und Kuren in Persien ist 55 km breit. Von Persien aus ergießen sich nur
kleine Flüsse in den Meerbusen, aus der Türkei
[* 49] dagegen der mächtige Schatt el Arab. Die Schiffahrt ist
im allgemeinen wegen der ziemlich gleichmäßigen bedeutenden Tiefe leicht und sicher; auch wird sie durch zahlreiche gute
Ankerplätze und durch die regelmäßigen Strömungen begünstigt, welche vom Mai bis Oktober in den Golf ein- und vom Oktober
bis Mai aus demselben ausströmen. Die leitende Macht im PersischenGolf, welche auch die Meerespolizei
ausübt, ist England, welches durch Verträge mit den hauptsächlichsten Uferstaaten (Kueit, Bahreïn, Maskat, Persien) diese
Machtstellung befestigt hat. Es unterhält einen Residenten in Abuschehr und Agenten in Bassidor, Lindscha und Bahreïn sowie
ständig eine Korvette und vier Kanonenboote im Busen.
Sprache, die wichtigste Sprache der iranischen Familie des indogermanischen Sprachstammes. Aus dem sehr altertümlichen
formenreichen Altpersischen, das in den Inschriften der Achämenidenkönige aus den Zeiten des alten Perserreichs vorliegt,
entwickelte sich das Pehlewi oder Mittelpersische, die Reichssprache der Sassaniden im 3.-7. Jahrh., mit der jüngern Nebenform
Pârsî (s. Iranische Sprachen), endlich, etwa 1000 n. Chr., das Neupersische, das meistens schlechtweg
»Persisch« genannt wird.
Das Neupersische hat seitdem keine wesentlichen Umwandlungen mehr durchgemacht, ausgenommen die Ersetzung vieler alter persischer
Wörter und Wendungen durch arabische. Es herrscht in ganz Iran, wenn auch in einzelnen Distrikten neben ihm Türkisch, Kurdisch,
Armenisch, Chaldäisch und Arabisch als Sprachen des Volkes auftreten; ja, als Schriftsprache reicht es durch
ganz Turkistan über Belutschistan, Afghanistan
[* 50] und über einen großen Teil von Indien hin und hat auch das Türkische stark
beeinflußt.
Die persische Sprache besitzt drei Vokale: a, i, u, sowohl kurz als lang, und die aus der Kombination derselben entstehenden
Diphthongen;
kurzes a ist wie ä (engl. a in fat), langes a fast so dunkel wie unser o (engl. aw in paw), langes u teilweise
wie o zu sprechen.
Die Konsonanten entsprechen ungefähr den deutschen, ziemlich genau den slawischen; zwischen weichem und
scharfem s und sch wird sorgfältig unterschieden, auch sind ein weicher und harter Gaumenlaut, tsch und
dsch, und ein Überfluß an gutturalen Hauchlauten vorhanden. Das Alphabet ist im wesentlichen das arabische und, wie letzteres,
eine Silbenschrift, welche vornehmlich die Konsonanten bezeichnet und für die Vokale keine besondern Charaktere besitzt, abgesehen
von drei über oder unter die vorausgehenden Konsonanten gesetzten Unterscheidungszeichen, welche die
drei kurzen Vokale ausdrücken. Es gibt 32 Konsonanten, von denen 20 dem Arabischen und Persischen gemeinsam, 4 dem Persischen
eigentümlich, 8 fast nur in arabischen Wörtern üblich sind; 3 dieser Konsonanten, der spiritus lenis, das j und das h, werden
zugleich zur Bezeichnung der langen Vokale und Diphthongen verwendet. Es gibt drei Schriftarten: das Talik,
aus der arabischen
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Schriftart Näsch entstanden, worin in Persien arabische und gelehrte Werke kopiert zu werden pflegen; das Nästalik, die eleganteste
Schrift, worin man die poetischen und Geschichtsbücher abschreibt, und das Schikäste, eine Art Stenographie mit sehr verschlungenen
Zügen. Letzteres ist seiner Undeutlichkeit wegen jetzt ziemlich außer Gebrauch gekommen, und man bedient sich
im gewöhnlichen Leben am häufigsten einer Mittelform, des Schikäste-Nästalik.
Schön zu schreiben, gilt für ein Hauptkennzeichen einer guten Erziehung, und es wird sehr viel Zeit auf gefällige Abrundung
der zierlichen persischen Buchstaben verwendet. Der grammatische Bau der persischen Sprache ist äußerst einfach, da, ähnlich
wie im Englischen, der Unterschied der Geschlechter und fast alle Kasusendungen und Personalendungen verschwunden
sind, auch kein Artikel vorhanden ist. Die Kasus werden durch vor- oder nach gesetzte Partikeln, nur der Plural vom Singular durch
eine besondere Endung unterschieden, die Tempora und Modi des Verbums meist durch Hilfszeitwörter ausgedrückt.
Reich ist dagegen die an persische Sprache Präpositionen und Konjunktionen, und die Syntax, bei der es besonders auf die
Wortstellung ankommt, ist fein ausgebildet. Der Accent ruht im allgemeinen auf der letzten Silbe des Wortes; doch gibt es eine
Reihe kurzer, angehängter Verhältniswörter, die selbst unbetont bleiben und ihren Ton auf den ersten Teil des Kompositums
zurückwerfen. Die persische Sprache ist reich an poetischen Bildern und der Perser geneigt, die Klarheit des Gedankens
dem schönen Klang des Wortes zu opfern sowie durch fleißiges Einstreuen arabischer Wörter und Wendungen seine Bildung zu zeigen.
Es gibt viele Dialekte, ja fast jede Stadt hat ihren eigentümlichen Accent; für den wohlklingendsten
Dialekt gilt der von Schiraz; durch Altertümlichkeit zeichnen sich die Mundarten von Masenderan, Talisch, Nätans aus.
Über allen Dialekten steht die Schriftsprache, die auch von den Ungebildeten überall verstanden wird. Die besten Wörterbücher
der persischen Sprache sind: das etymologische Lexikon von Vullers (Bonn 1855-64, 2 Bde.; Supplement 1867), das mehr
für praktische Bedürfnisse berechnete von Johnson (Lond. 1852), das vortreffliche Handwörterbuch von Palmer (2. Aufl., das.
1883), Wollaston (das. 1882), ersteres lateinisch, die letztern englisch geschrieben, und Nicolas'
»Dictionnaire français-persan« (Par. 1885 ff).
Unter den Grammatiken sind hervorzuheben: die von Dombay (1804),
Flaccus,Aulus, röm. Satiriker, geb. 34 n. Chr. zu Volaterrä in Etrurien aus einer angesehenen Ritterfamilie,
schloß sich in Rom, wohin er in seinem zwölften Jahr kam, besonders an den StoikerCornutus an und lebte
seitdem mit den ausgezeichnetsten Persönlichkeiten Roms in freundschaftlichem Verkehr, starb aber schon 62. Seine hinterlassenen
sechs Satiren gab nach einer Überarbeitung durch Cornutus sein Freund Cäsius Bassus heraus. Die Anregung zur satirischen Dichtung
hatte ihm das Beispiel des Lucilius und Horaz gegeben, an den er sich häufig in Gedanken und Ausdruck anlehnt.
Persius Flaccus' Satiren geben vom Standpunkt des stoischen Weisen und sittenstrengen Römers ein Bild des herrschenden Sittenverderbens;
sie zeichnen sich durch Ernst der Gesinnung aus, leiden aber infolge vieler für uns unverständlicher Anspielungen sowie der
übertriebenen Kürze der Diktion an Dunkelheit. Neuere Ausgaben von O. Jahn (zusammen mit Juvenalis und Sulpicia,
Leipz. 1843; 2. Ausg. von Bücheler, das. 1886; Textausg., Berl.
1868), Heinrich (Leipz. 1844), K. Fr. Hermann (das. 1854); Übersetzungen vonWeber (Bonn 1834), Düntzer (Trier
[* 55] 1844), Teuffel (Stuttg.
1857) und Binder (das. 1866).
(lat. persona), ursprünglich die den ganzen Kopf bedeckende Maske (s. d.), wodurch im Altertum
die Schauspieler den Charakter ihrer Rolle ausdrückten; dann auch die darzustellende Rolle und der Schauspieler in seiner Rolle
selbst, welche Bedeutung im 16. Jahrh. durch die Übersetzung lateinischer Komödien mit dem Fremdwort auch in die deutsche Sprache
kam. Verallgemeinert bezeichnet dann Person überhaupt im Einzelwesen nach seiner äußern Erscheinung sowohl
als nach seiner geistigen und sonstigen Eigentümlichkeit und insbesondere in der Rechtswissenschaft jedes Wesen, welches Subjekt
von Rechten und Rechtsverhältnissen sein kann, im Gegensatz zu den Sachen, den willenlosen, materiellen Dingen der Außenwelt.
Die Begriffe Person und Mensch sind insofern nicht dieselben, als es Personen gibt, welche keine Menschen sind,
und als es wenigstens früher Menschen gab, welche keine Personen waren. Die Gesetzgebung hat nämlich dadurch, daß sie eine
sogen. juristische Person (s. d.) konstruierte,
die Möglichkeit gegeben, die Persönlichkeit an etwas andres als an ein physisches Individuum zu knüpfen, z. B. an eine
Gemeinde, an einen Vermögenskomplex etc. Auf der andern Seite war der Sklave des Altertums rechtlos; er galt für eine Sache,
eben weil ihm das Recht der Persönlichkeit, die Rechtsfähigkeit, fehlte, welche heutzutage in den zivilisierte Staaten jedem
Menschen zukommt: Verschieden von der Rechtsfähigkeit ist die Handlungsfähigkeit, welche die Fähigkeit vernünftiger
Erschließung voraussetzt und daher Kindern und Wahnsinnigen abgeht, obwohl diesen die Fähigkeit, Rechte und Verbindlichkeiten
zu haben, also
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