Maßstab [* 2] 1:9000000.
Anschluss s. Karte »Zentral-Asien« [* 3] u. »Ost-Indien« [* 4]
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so die Umgegend von Kum, Kaschan, Ispahan, Jezd, Kirman, Tebbes, Turschiz etc.
Klima und Naturprodukte.
Das Klima, welches durchweg durch die Geringfügigkeit der Niederschläge charakterisiert wird, weist nach Verschiedenheit der Lage des Landes außerordentliche Gegensätze auf; während in einigen Gegenden der Winter mit äußerster Strenge auftritt, herrscht in andern fast ewiger Sommer mit glühender Hitze. Die höchsten Gebirgskette bleiben lange mit Schnee [* 6] bedeckt. Teheran hat schon Ende Oktober -5° R. und Anfang März oft noch viel von Schnee und starkem Frost zu leiden.
Dagegen zeigt das Thermometer [* 7] um Mitte April oft schon 22° R., und in Schiraz fällt es um Mitte Juni kaum je unter 30° R. Während die nördlichen Provinzen plötzlichen Wechseln der Witterung ausgesetzt sind, zeigen Ispahan und Schiraz sowie der ganze Süden eine auffallende Regelmäßigkeit ihrer klimatischen Erscheinungen. Im wüsten Küstenstrich herrscht afrikanische Sommerhitze bei großem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Im ganzen aber ist Persien (mit Ausnahme der feuchten Niederungen am Kaspischen Meer) ein gesundes Land. Die Luft ist überaus trocken, der Himmel [* 8] von außerordentlicher Klarheit und daher der Glanz der Sterne bei Nacht von ungewöhnlicher Pracht. Wo der Boden Persiens nur einigermaßen Bewässerung erhält, zeigt er auffallende Fruchtbarkeit; selbst an der ganz sandigen Küstenebene von Buschir, die nur Tau und wenige Gewitterregen erfrischen, erntet man 14fältige Frucht.
Daher bringen auch künstliche Kanäle hohe Renten. Hauptprodukte sind: vorzüglicher Weizen, Gerste, [* 9] Reis, Hülsenfrüchte, Wein in mehreren Provinzen (hochberühmt, obwohl unserm Geschmack wenig zusagend, ist der von Schiraz). Außerdem werden Maulbeerbäume in Fülle am Kaspischen Meer gebaut, wo die Seide [* 10] ein wichtiger Handelsartikel ist, ebenda sowie in Gilan und Masenderan sehr viel Zuckerrohr, das man indessen schlecht behandelt. Andre vegetabilische Handelsartikel, die man gewinnt, sind: Gummitragant, Asa foetida.
Gelbbeeren, Safran, Henna und Krapp. Tabak, [* 11] besonders den nur in Persien gedeihenden für Wasserpfeifen (tämbaku), kultiviert man im N., Indigo [* 12] in Laristan (zum Färben des Bartes), Baumwolle, [* 13] Hanf und Hopfen [* 14] nach Bedarf. Mohn zur Opiumgewinnung wurde anfangs nur im SW., dann um Jezd, seit Beginn der 60er Jahre jedoch auf Befehl der Regierung überall und in steigendem Maß angebaut, und der Export von Opium hat sich in letzter Zeit ungemein gehoben (von 870 Kisten in 1871-72 auf 7700 in 1880-81). Daneben gewinnt man Datteln, Granatäpfel, Melonen (die von Ispahan sind die schönsten, die von Gurgab die größten der Welt) und Arbusen, Schaddaks, Zitronen und Orangen (am Kaspischen Meer), Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pistazien, Walnüsse, Quitten etc. in Menge.
Der Rand des Kaspischen Meers ist mit Eichen, Buchen, Ahornen, Ulmen, Buchsbaum, wilden Kirschen etc. bedeckt, die sämtlich durch üppig wachsende Weinranken miteinander verbunden sind. Süßholz erzeugen die Ebenen von Merdascht und die um Schiraz; die Ammoniakpflanze (Dorema armeniacum), bis fast 2 m hoch, wächst im südlichen Persien und liefert das Ammoniakharz in den Handel. Die gewöhnlichen Gemüse gedeihen reichlich, und auch der Blumenflor (namentlich alle Arten von Rosen) ist in der bewässerten Gegend von seltener Pracht.
Das Tierreich bietet an wilden Tieren Löwen [* 15] (in den öden Gegenden längs der Flüsse) [* 16] sowie Tiger, wenngleich selten; ferner Leoparden, Wölfe, Schakale, Hyänen, zahlreiche Füchse, Stachelschweine, schöne und starke wilde Schafe, [* 17] Bergziegen, wilde Esel, Bären, Antilopen und Hirsche [* 18] in großer Mannigfaltigkeit, große Wildschweine u. a. Zur Gazellenjagd richtet man den Gepard ab. Fischerei [* 19] ist nur in den Mündungen der ins Kaspische Meer fließenden Ströme ergiebig und wird verpachtet.
Als Haustiere zieht man außer den gewöhnlichen Tieren auch Kamele. [* 20] Auf die Pferdezucht [* 21] versteht man sich vortrefflich. Das persische Pferd [* 22] ist kräftig und ausdauernd, aber ursprünglich keineswegs schön und gut geartet, daher man es durch die arabische Rasse aufzubessern versucht hat. Die Kamele bilden in den dürren und sandigen Landstrichen den Hauptreichtum der Bevölkerung; [* 23] in den übrigen Landesteilen bedient man sich zum Tragen von Lasten der Maultiere.
Der Reichtum der Wanderstämme besteht in Schafen, zu deren Bewachung der Hund der wichtigste Gefährte des Nomaden ist. Außerdem finden sich Rinder, [* 24] namentlich aber Ziegen und fast alles europäische Geflügel. Auch die ausgebreitete Bienenzucht [* 25] und die Zucht der Seidenraupe verdienen Erwähnung. Der Mineralreichtum Persiens, namentlich an Kupfer, [* 26] Eisen, [* 27] Blei, [* 28] Arsenik, Antimon, Kobalt, ist ein bedeutender; außerdem findet sich Steinsalz in unermeßlicher Menge sowie Bitter- und Glaubersalz, Alaun, [* 29] Borax, [* 30] Kali und Natronsalze, Salpeter, Naphtha, Schwefel, Mangan, Nickel, Chrom, Zink, Zinn, Erdöl [* 31] etc.; endlich Steinkohle (namentlich am Elburz) und Braunkohle (bei Tebriz), beide noch der Ausbeutung harrend. Von Edelsteinen sind berühmt die Türkise, welche man beim Dorf Maaden, 50 km nordwestlich von Nischapur in Chorasan, findet. Unwahrscheinlich ist, daß man noch wertvolle Gold- und Silberlager entdecken wird.
Bevölkerungsverhältnisse. Geistige Kultur.
Die Zahl der Bevölkerung Persiens läßt sich nicht mit Genauigkeit angeben; Hutum-Schindler ^[richtig: Houtum-Schindler (= Albert Houtum-Schindler, 1846–1916)] schätzt dieselbe (nach Stolze und Andreas aber zu gering) 1881 folgendermaßen:
99 Städte | 1963600 Einw. | |
Dörfer und städtelose Distrikte | 3780000 Einw. | |
Nomaden Araber | 57800 Familien | |
" Türken | 160000 Familien | |
" Kurden, Lak | 150000 Familien | |
" Belutschen, Zigeuner | 4600 Familien | |
" Bachtiaren, Luren | 52000 Familien | 1909800 Einw. |
Zusammen: | 7653400 Einw. |
(4,6 Menschen auf 1 qkm). Davon sind 6,860,600 Schiiten, 700,000 Sunniten und mohammedanische Sektierer, 8000 Parsen, 19,000 Juden, 43,000 Armenier und 23,000 Nestorianer und Chaldäer. Diese Bewohner sind nach Abstammung, Sitte und Sprache [* 32] außerordentlich verschieden (Perser, Turktataren, Turkmenen, Armenier, Nestorianer, Chaldäer, Juden, Kurden, Araber, Zigeuner, Neger, Afghanen, Belutschen, Hindu etc.). Die überwiegende Mehrzahl besteht aus Tadschik, den seßhaften Ureingebornen oder Ureinwanderern, die namentlich den Nordwesten und einige mittlere Provinzen bewohnen. Daneben besteht ¼ oder ⅓ der Bevölkerung aus eingewanderten Stämmen, welche sich durch ihre Gewohnheiten und ihre Lebensweise von den übrigen Bewohnern Persiens unterscheiden. Sie heißen Ilat oder Ilijat und bewohnen die innern Ebenen im O., die Nordostgrenzen und die Gebirgsländer im W. Einige leben stets unter Zelten, im Winter auf den tiefer gelegenen Ebenen in Kischlaks oder ¶
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Winterquartieren, im Sommer auf den kühlern Bergen [* 34] (Jailaks oder Sommerquartiere); andre in Städten. Nahrung und Kleider geben ihnen ihre Schafherden, aus deren Milch sie Raffan oder flüssige Butter bereiten, die durch ganz Persien verkauft wird; Pferde [* 35] und Kamele ziehen sie zum Verkauf. Außerdem besitzen sie Rinder, Maultiere, Ziegen, Esel und schöne Hunde. [* 36] Jedem Stamm ist von der Regierung sein Bezirk angewiesen, und wo einer die ihm gesteckten Grenzen [* 37] nicht innehält, da entstehen harte Kämpfe, wie solche z. B. in Luristan nie ganz aufhören.
An der Spitze der kleinen Gemeinden stehen Alte oder Risch e sefids (»Weißbärte«),
welche die Rechte ihres Stammes auch der Regierung gegenüber ohne Scheu wahrnehmen, bei Streitigkeiten die Entscheidung geben und die Verordnungen des Gouverneurs (Hakim) bestätigen. Von Geld wissen die Ilijat wenig, sie bezahlen mit Schafen oder Wolle. Ihre schwarzen Zelte bestehen aus Ziegenhaarfilz, den die Frauen weben, ihre Gerätschaften aus Teppichen, Polstern, dem nötigen Küchengeschirr, einem Kessel zum Butterauslassen und einem Schlauch zur Bereitung von saurer Milch und Butter.
Die Ilijat haben zwar auch Abgaben zu zahlen, doch sind sie verhältnismäßig viel weniger belastet als die übrigen Perser. Die Abgaben, je nach der Zahl ihres Viehs, zahlen sie ihren Oberhäuptern, und diese berechnen sich mit der Regierung. Auch sind sie zum Kriegsdienst verpflichtet, und zwar soll jeder größere Stamm ein Bataillon Fußvolk und 100 Mann Reiterei stellen. Viele Ilijat sind mit der Zeit feste Städtebewohner geworden, so daß man Schehr nischin (Städter) und Sohra nischin (Feldbewohner) unter ihnen unterscheidet.
Die Ilijat umfassen verschiedene Volksabteilungen. Bis zur Eroberung Persiens durch die Araber (651) mag die Bevölkerung weniger gemischt gewesen sein, aber von da an wird das Volk allmählich zu einem andern. Später (1234) kamen unter Dschengis-Chan türkische Fremdlinge von O. her ins Land, und Timur mit seinen Scharen hat mehrfach das ganze Gebiet durchzogen und neue Mischungen hinzugebracht. Daher unterscheidet man jetzt noch türkische, arabische und lekische Ilijat, von denen jeder Stamm seine eigne Sprache und seine Tradition hat, welche berichtet, wo seine ursprüngliche Heimat gewesen, und durch wen er nach Persien geführt worden sei. Zu den türkischen Ilijat gehört der an Zahl schwache, aber mächtige Stamm der Kadscharen, der persische Erbadel, der durch die jetzige, aus ihm hervorgegangen Dynastie die ganze übrige Bevölkerung beherrscht.
Sie sind Städtebewohner und haben Astrabad und Teheran zu Hauptorten. Zu den lekischen (altpersischen Ursprungs) gehören die Kurden in Chorasan und im W. Persiens und die Luren, welche in Feili und Bachtijaren zerfallen. Außerdem finden sich in allen Städten zahlreiche Juden, im NW. (Aserbeidschân, im O. von Ardilan, im NW. von Irak Adschmi) viele Türken und Armenier, im SW. Araber (je näher dem Westende des Persischen Meerbusens, desto zahlreicher), im N. Turkmenen: fast alles kriegerische und räuberische Völker, welche die Einwohner arg belästigen.
Die eigentlichen Perser (s. Tafel »Asiatische Völker«, [* 38] Fig. 33) sind im allgemeinen hoch gewachsen und von starkem Gliederbau. Kopf und Gesicht [* 39] haben kaukasische Gepräge; die Nase [* 40] ist kühn gebogen, die Augen sind groß und dunkel; der Mund ist süßlich und wollüstig gestaltet, die Gesichtsfarbe weiß, Bart und Haupthaar dicht und schwarz. Das Haar [* 41] wird auf dem Scheitel und am Hinterkopf geschoren; an den Seiten bleibt es stehen, meist in Locken lang herabfallend.
Der Bart wird in neuerer Zeit voll und lang getragen. In der Nationalkleidung der Männer ist die Kopfbedeckung, bestehend in einer fast ½ m hohen kegelförmigen Mütze von schwarzem Filz oder Schaffell mit eingestülpter Spitze, charakteristisch. In Bezug auf Charaktereigentümlichkeit hat man die Perser die asiatischen Franzosen genannt. Sie sind in ihren Manieren angenehm, gewandt und lebhaft, geschwätzig und voller Komplimente; sie halten viel auf den äußern Schein und Anstand, lieben Pracht und Schimmer und erscheinen höherer Bildung weit zugänglicher als die Türken.
Dabei aber sind sie unaufrichtig, arglistig, treulos und prahlerisch, geizig und diebisch und die ersten Lügner der Welt. Gegen ihresgleichen artig, sind sie gegen ihre Obern knechtisch und gegen Untergebene im äußersten Grad hochmütig. In religiöser Beziehung bekennen sich die Perser, sowohl Tadschik als Ilijat, fast ausschließlich zum Mohammedanismus, und zwar sind sie eifrige Schiiten, daher schon darum geschworne Feinde der sunnitischen Türken, Araber etc. Sie tragen die strengste Rechtgläubigkeit zur Schau, sollen aber unter dieser Decke [* 42] eine starke Neigung zum Abweichen von derselben verbergen.
Die Korangelehrten heißen, soweit sie die Stellung von Geistlichen einnehmen, Molla, die höhern Geistlichen Muschtahid (Glaubensverteidiger), die Obergeistlichen der großen Städte Imam Dschuma. Der Sejids oder Nachkommen des Propheten gibt es in eine große Menge, doch sind viele Betrüger; ein Zehntel der Landeseinkünfte wird als Gnadengehalt an sie verteilt. Daneben hat der pantheistische Sufismus viele Anhänger, die in Persien in zwei Hauptabteilungen zerfallen: Sufi Mutascharria (Sufi nach dem Gesetz), die den Koran als Gotteswort anerkennen, aber vieles in demselben sinnbildlich auslegen, und Sufi Mutlak (vollkommene Sufi), welche weder den Koran noch den Propheten anerkennen, jede geoffenbarte Religion verwerfen und nur aus dem innern Licht, [* 43] welches jedem Menschen innewohne, die wahre Erkenntnis schöpfen.
Außerdem finden sich, von Christen (Nestorianern) und Juden abgesehen, noch Gebern oder Parsi in einzelnen Orten. Die persische Sprache (s. d.) ist indogermanischen Stammes und im ganzen Orient verbreitet, wie die französische im Occident. Von der frühern geistigen Blüte [* 44] Persiens sind jetzt kaum noch schwache Spuren übrig, und die große Masse des Volkes befindet sich im Zustand ganzer oder halber Barbarei und geistiger Versunkenheit; aber der Schriftschatz der Perser von ältern Zeiten her ist sehr bedeutend, besonders auf dichterischem Gebiet (s. Persische Litteratur), und die glänzendsten Dichter der Vorzeit, wie Firdusi, Sadi, Hafis, Dschami, stehen noch jetzt in hohen Ehren.
Von wesentlicher Bedeutung im persischen Volksleben sind in dieser Beziehung die dem Land eigentümlichen Naqqal (Geschichtenerzähler), die ein Geschäft daraus machen, öffentliche Stücke aus dem »Shâhnâme« und andern Dichtungen sowie mündlich überlieferte Geschichten und Sagen vorzutragen. Druckereien gibt es zu Teheran und Tebriz, doch liefern sie nur groben Steindruck; dagegen gelten die Perser mit Recht für die ausgezeichneten Schönschreiber des Orients. Die Wissenschaft steht in Persien trotz der 72 Zweige, welche dieselbe dort zählt, und trotz Hinzuziehung europäischer Lehrer in neuerer Zeit auf sehr niedriger Stufe. Doch ist eine bedeutende Anzahl Medressen (s. d.) vorhanden, in welchen Lesen, Schreiben, persische, arabische und ¶
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türkische Sprache, Redekunst, Dichtkunst, Mathematik, Arzneikunde, Korankenntnis und Moral gelehrt werden. Sterndeuterei steht allenthalben in hohem Ansehen. Unter den Künsten ist nur die Architektur zur Ausbildung gelangt. Sie ist geschmackvoll, reich an Stalaktitenschmuck, Spiegelbekleidung und Blumenmalerei der Wände, Nischen und Kuppeln, gibt sich aber weniger im Äußern als im Innern der Häuser zu erkennen. Der persischen Malerei fehlt es an Perspektive und an Wechsel von Schatten [* 46] und Licht; auch die handwerksmäßig erlernte Musik steht auf niedriger Stufe. Was sich sonst an Kunstwerken findet, stammt aus früherer Zeit.
In Bezug auf das Standeswesen behaupten den ersten Rang die Schah Zadeh (die dem König zunächst stehenden Prinzen), den zweiten die Emir Zadeh (die entfernten Verwandten der Königsfamilie). Die nächste Stellung nehmen die Molla (Geistlichen) ein, deren Höchstgestellte wie Heilige verehrt werden; dann folgen die Chan (der erbliche Landadel) und die etwas niedriger stehenden Beg. Den ersten Bürgerstand bilden die Kaufleute (Tadschir), die zum Teil sehr reich sind und Adel wie Pachter vielfach ganz in ihren Händen haben, den untersten die Handwerker und Landbauer.
Alle Schriftkundigen werden als Mirza bezeichnet. Eine große Plage bilden die Derwische oder Bettelmönche. Die Stellung der Frauen in Persien ist nach Verschiedenheit der Stände sehr verschieden. In den niedern Ständen sind sie eigentlich Gehilfen der Männer und tragen keine Scheu, sich mit einem Fremden zu unterhalten und unverschleiert zu erscheinen. In den höhern dagegen, wo Vielweiberei zu Hause ist, zeigen sie sich nicht bloß öffentlich dicht verschleiert, sondern halten sich auch im Zenana (Harem) von allem männlichen Umgang entfernt.
Ihr Beruf ist die Überwachung des Hausstandes und die Erziehung ihrer Kinder; die meisten sind treffliche Köchinnen und Zuckerbäckerinnen. Ins Zenana darf der Mann nicht unangemeldet eintreten und, wenn die Frauen Besuch haben, überhaupt nicht erscheinen; dagegen dürfen die Frauen ihre Eltern und weiblichen Verwandten besuchen, ohne es dem Mann vorher angezeigt zu haben. Die Frauen bringen auch die Heiraten zu stande. Der Abschluß geschieht durch einen Bevollmächtigten beider Teile; die Braut wird dann bei Nacht zu Pferd unter Begleitung von Freunden beider Familien mit Musik und Fackeln nach dem Haus des Bräutigams geführt; dieser empfängt sie an der Thür und führt sie ein, während die Begleiter sich zurückziehen. Das Vermögen der Frau bleibt ihr Eigentum; nur im Fall sie auf Scheidung, die in Persien sehr leicht ist, anträgt, muß sie es dem Mann überlassen.
Die Einrichtung der Wohnungen hängt natürlich von den Vermögensumständen der Besitzer ab. Die Häuser der Dörfer sind einstöckig, gewöhnlich ausgetrockneten Erdziegeln oder aus Lehm und Steinen gebaut und haben nur zwei Räume. Bei den bessern Stadthäusern, die nach der Straße zu kahle, fensterlose Wände haben, gelangt man durch einen kurzen Gang [* 47] zunächst in den Hof [* 48] (Haiat), der meist mit Fliesen [* 49] belegt ist und in der Mitte ein Wasserbecken mit Springbrunnen enthält. Um diesen Hof ist das Haus aufgeführt, dessen Hauptteil den Hintergrund bildet, während sich an der Eingangsseite Küche und ähnliche Räume, zu beiden Seiten kleinere Gemächer befinden.
Der Hinterteil ist zweistöckig mit plattem Dach; [* 50] der untere Stock enthält den Hauptsaal (Diwan Chaneh), der gegen die Hofseite durch eine oft sehr kostbare Fensterwand (Urusi) von farbigem Glas [* 51] abgeschlossen ist. Die drei andern Seiten sind innen etwa 1 m hoch mit Gips [* 52] überkleidet und mit Blumen und Laubwerk in Blau und Gold [* 53] bemalt; an den Wänden entlang liegen dicke Filzstücke (Nemmud) zum Niedersetzen. Der obere Stock ist zu Schlafzimmern (Guschwara) eingerichtet; im Sommer dient das platte Dach als Schlafstätte.
Die Häuser der Reichen und Hochgestellten haben einen bedeutenden Umfang und zerfallen in zwei Hauptabteilungen: das Merdana (Männerhaus) und das Zenana oder Enderun (Frauenhaus), welches hinter jenem liegt und durch einen zweiten Hof mit Gartenanlagen davon getrennt ist. Die Straßen der persischen Städte sind, wie im Orient überhaupt, der Sammelplatz von Schmutz und Elend aller Art und dabei so eng, daß sie ein beladenes Lasttier kaum passieren kann. An die hohen, fensterlosen Mauern, welche die Wohnhäuser [* 54] der Reichen und jedes Grün verstecken, sind die Schmutzhöhlen der Armen angeklebt. Den Namen Straße verdienen nur die Bazare, namentlich in Schiraz, Ispahan, Teheran, Tebriz etc. Es sind meist gewölbte, gut ausgeführte Ziegelbauten, in denen die verschiedenen Händler und Handwerker ihre Stätte haben. Karawanseraien (s. d.) findet man in jedem Ort und in allen Straßen. Die meisten Städte sind von einer hohen Erdmauer eingefaßt, die mit Türmen besetzt und zuweilen durch einen tiefen Graben geschützt ist.
Die Perser sind meist sehr mäßig und nähren sich vorzugsweise von Pflanzenkost. Man bäckt flache Brote aus Durra oder Weizen; nächstdem genießt man am meisten Reis (Pilaw), Braten, Eier, [* 55] Milch, Butter, dicke Sahne, Erbsen und Gartenfrüchte. Bei den Mahlzeiten sitzt man auf Filzstücken und zwar mit gebogenen Knieen auf den Fersen hockend; das Tischtuch (von gedrucktem Zitz) liegt unmittelbar auf dem Teppich des Fußbodens, und ein Brotfladen, vor jeden Tischgenossen gelegt, dient als Teller.
Die Speisen werden in kupfernen Platten, dazu Scherbett (in Wasser gelöste Obstgallerte) in Porzellantassen nebst geschnitzten Holzlöffeln aufgetragen. Man langt mit den Fingern zu und ißt und trinkt nach Belieben, ohne ein Wort dabei zu sprechen. Nach dem Essen [* 56] werden die Wasserpfeifen gebracht, und die Unterhaltung beginnt. Bei Besuchen finden vielerlei Förmlichkeiten statt; der gewöhnliche Gruß beim Eintritt besteht darin, daß man die rechte Hand [* 57] auf die linke Brust legt und den Kopf neigt. - Nach der bestehenden Zeitrechnung beginnt der Tag mit Sonnenuntergang.
Als Mohammedaner zählen die Perser nach Mondjahren; allein aus den Zeiten der Ahnen her, die das Sonnenjahr hatten, wird noch die Frühlingsnachtgleiche als eine Art Neujahrstag (Nauruz) mehrere Tage festlich begangen. Als allgemeiner Buß- und Bettag wird der Todestag des Imam Hassan, des veralteten Enkels Mohammeds, gefeiert. Andere Trauerfeste sind das Moharrem (die ersten zehn Tage des ersten Monats) zum Andenken an die Ermordung der Söhne Alis, Hassan und Husein, und der 19. Tag des Ramasan zum Andenken an die Ermordung Alis selbst.
Erwerbszweige.
Unter den Erwerbszweigen steht der Ackerbau obenan, obschon keineswegs aller anbaufähige Boden in der Nähe von Bächen und Flüssen oder künstlichen Kanälen (Kenat) wirklich bebaut ist, sondern ein großer Teil desselben bei der verhältnismäßig spärlichen Bevölkerung des Landes unbenutzt und wüst liegt. Der unsinnige Befehl der Regierung zu Beginn der 60er Jahre, alles taugliche Land mit Mohn zu ¶
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bestellen, veranlaßte zumeist die gräßliche Hungersnot von 1869 bis 1872, welche dem Land ca. 1½ Mill. Menschen raubte. Dafür produziert freilich Persien 1881: 8000 Pikuls (480 engl. Tons) Opium, und Schah, Beamte und Händler erzielten damit hohen Gewinn. Häntzsche rechnet in Persien 10 Proz. bebautes Land, 10 Proz. Wiesen und Weiden, 5 Proz. Wald und 75 Proz. Brache, Wüsten, Felsen etc. Über die Produkte des Landbaues s. oben. Dabei ist aber infolge des Steuerdrucks von einem wohlhabende Bauernstand nicht die Rede, und nur die mäßige Lebensweise, verbunden mit der Wohlfeilheit aller Bedürfnisse, läßt den landbauenden Tadschik auskommen.
Von den Mineralien [* 59] werden nur etwas Eisen, Blei, Kupfer, Arsen, Türkise etc. in der primitivsten Weise ausgebeutet. In den mechanischen Künsten ist Persien ebenfalls zurück, und die Fabrikation einiger früher berühmter Industrie- und Luxusartikel (Kupfergeräte, Filigranarbeiten, damaszierte Waffen, [* 60] Fayencen, Shawls, Teppiche) geht unter dem Einfluß der europäischen Importwaren sichtlich zurück. Der Handel hat sich trotz der großen Vorliebe der Perser für kommerzielles Bazarleben nur in sehr unbedeutenden Maß entwickelt.
Die zerrütteten innern Verhältnisse des Reichs, die Unsicherheit des Eigentums und der Person, der Mangel an Kapital und Arbeitskraft, an schiffbaren Flüssen und Seehäfen, die geringe Ermutigung, welche der Gewerbthätigkeit von oben her zu teil wird, die schlechte Verwaltung der Staatseinkünfte, die hohen Binnenzölle, die Schwierigkeit des Transports auf den schlechten Landstraßen (Personen und Waren müssen beim Mangel aller Wagen auf Pferden, Kamelen und Maultieren transportiert und auf jeder Haltestation umgepackt werden): alles dies ist dem Aufblühen des Handels sehr hinderlich. Der Hauptbetrieb des Handelsverkehr ist meist in den Händen der Armenier und der Parsen. Seit dem zwischen Rußland und Persien im Frieden von Turkmantschai abgeschlossenen Vertrag haben auch andre europäische Mächte mit Persien Handelsverträge abgeschlossen (das Deutsche Reich [* 61] am und die Ausfuhr persischer Stoffe und Erzeugnisse nach Europa [* 62] hat sich bedeutend gehoben.
Sie geschah zuerst über Astrachan und Tiflis, seit Entwickelung der Dampfschiffahrt auf dem Schwarzen Meer jedoch vermittelst großer Karawanenzüge, die sich von Tebriz über Erzerum nach Trapezunt, das sich zum Stapelplatz für den europäisch-persischen Warenaustausch emporgeschwungen, bewegten. Jetzt; nachdem Rußland die Bahn von Poti am Schwarzen Meer nach Tiflis gebaut hat, ist auch die Straße Trapezunt-Tebriz fast ganz verödet, und Poti ist an die Stelle von Trapezunt getreten.
Genaue statistische Angaben über Ein- und Ausfuhr fehlen. Für 1880 schätzte man die gesamte Handelsbewegung, vom Export nach O. und NO. abgesehen, auf 332 Mill. Frank; Aus- und Einfuhr werden sich jetzt ungefähr die Wage [* 63] halten. Die Hauptexportartikel sind: Rohseide, Seidenabfälle, Tabak, Opium, Teppiche, Shawls, Felle, getrocknete Früchte, Baumwolle, Kaviar und Hausenblase;
die Haupteinfuhrartikel: Webstoffe (namentlich Baumwollwaren), Tuch, Schuhwaren, Stahlwaren, Waffen, Hausgeräte, Stearinlichte, Zucker; [* 64]
Papier, Thee, Roheisen und Kupfer.
Als wichtigster Handelsplatz Persiens ist Tebriz, an der Karawanenstraße nach Trapezunt und Tiflis, außerdem vom Kaspischen Meer aus leicht erreichbar, zu erwähnen. Rescht, Barfurusch, Astrabad, Ispahan, Schiraz, Jezd, Kirman und Meschhed sind Handelsplätze zweiten Ranges; Teheran, die Landeshauptstadt, ist für den Handel von untergeordneter Bedeutung. Der europäische Handel hat seinen Hauptsitz in Buschir. Der persische Kaufmann zeichnet sich durch Thätigkeit und Unternehmungsgeist aus und weilt des Handels wegen oft jahrelang in fernen Ländern (am meisten in Tiflis, Nishnij Nowgorod und Konstantinopel). [* 65]
Bankrotte sind selten. Die Regierung erhebt als Zoll sowohl für die Einfuhr als Ausfuhr faktisch 2½-3 Proz. ad valorem; ihre Pachter lassen nämlich mit sich handeln und ermäßigen die je nach der Nationalität der Kaufleute verschieden hoch festgesetzten Zölle. Von europäischen Mächten sind das Deutsche Reich, Rußland, Frankreich, England, Österreich, [* 66] die Türkei, [* 67] Italien, [* 68] die Niederlande [* 69] und die Vereinigten Staaten [* 70] von Amerika [* 71] in Persien durch Gesandtschaften und Konsulate vertreten.
Von Wichtigkeit für den Verkehr sind mehrere von Engländern errichtete Telegraphenleitungen, deren Hauptlinien von Tiflis nach Ispahan, Schiraz und an den Persischen Golf (von da weiter nach Indien) führen (persischer Regierungstelegraph 3191 engl. Meilen lang mit 77 Stationen, englischer Regierungstelegraph 735 Meilen lang mit 13 Stationen; Telegraph [* 72] der indoeuropäischen Gesellschaft 415 Meilen lang). Auch Briefpostverbindungen, an denen es bisher noch gänzlich fehlte, sind (seit. 1874 in 16 Postlinien mit 74 Büreaus) von österreichischen Beamten errichtet, sind aber unzuverlässig. Das 1879 angeführte Münzsystem schließt sich angeblich der Frankwährung an; geprägt werden in Gold der Toman und Halbtoman (= 10 und 5 Frank), in Silber der Kran [* 73] und Doppelkran (= 1 u. 2 Fr.) und 5-Schahistücke (= 25 Cent.), in Bronze [* 74] der Schahi und Doppelschahi (= 5 u. 10 Cent). In der That aber sind diese Münzen [* 75] sämtlich unterwertig geprägt worden. Die Wegentfernung wird nach Farsang oder Fersech (= 6,7 km) berechnet.
Staatliche Verhältnisse.
Die Regierung ist in den Händen des Schahs (jetzt Nassreddin, geboren Juli 1831, regiert seit September 1848), und dieser, mit dem vollen Titel: »Schah in Schah (König der Könige), dessen Banner die Sonne [* 76] ist, der heilige, erhabene und große Monarch, der unumschränkte Herrscher und Kaiser aller Staaten von Persien«, regiert rein despotisch. Ihm zur Seite stand früher, mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut, der Sadrazam. Seit aber ist durch den jetzigen Schah dies Amt abgeschafft und ein Staatsministerium eingesetzt, das aus neun Mitgliedern (Premier, für Äußeres, Inneres, Finanzen, Heerwesen, Hof und Zölle, Unterricht und Handel, Presse, [* 77] Künste und Gewerbe) gebildet ist.
Der Staatsrat (Medschlissi schura), zu dessen Mitgliedern die Prinzen und die Minister gehörten, wurde 1875 fast ganz aufgehoben. Jedem größern Landesteil ist ein Hakim vorgesetzt, der meist aus der Königsfamilie stammt. Große Städte sind einem Kelanter (Polizeichef) und einem Darogha (Marktmeister), jeder Stadtteil und jedes Dorf einem Kedchuda unterstellt. Das Volkswohl und allgemeine Beste hat indessen keiner von allen diesen Beamten im Auge. [* 78] Jeder sucht vielmehr nur das Seine, und je mehr er nach obenhin leisten muß, desto mehr sucht er sich durch Bedrückungen und Erpressungen an seinen Untergebenen zu entschädigen. Die Rechtspflege gründet sich, wie bei allen Moslems, auf den Koran. An ihrer Spitze steht in jedem Landesteil ein Scheich ul Islam als Hakim i Schera, d. h. Richter des geschriebenen Gesetzes oder des aus dem Koran abgeleiteten Rechts, welchem gegenüber das Urf oder das Herkommensrecht steht, wonach dann der Hakim ganz willkürlich entscheidet. Die ¶
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meisten Hakim haben Recht über Leben und Tod; andre können nur mit Schlägen, Verstümmelungen oder Gefängnis bestrafen. Der Scheich ul Islam hat noch eine Anzahl Kadi als Einzelrichter unter sich. Bestechung findet leicht und oft statt. Die Einkünfte des Schahs erwachsen ordentlicherweise aus der Grundsteuer (Mal i Diwan) und aus Zöllen. Jene wird teils in Geld, teils in Produkten bezahlt, und die Eintreibung derselben hat der Kedchuda zu besorgen. Die Güter zahlen nominell ⅕, in der That aber ⅓ des Ertragswerts; was über ⅕ hinausgeht, bleibt in den Händen der Steuererheber.
Wer Kronland bebaut, zahlt die Hälfte des Ertrags. Wer eignen Boden besitzt, muß nicht bloß für das bebaute, sondern auch für das brach liegende Feld Steuer entrichten, und wer mit der Steuer im Rückstand bleibt, geht des ganzen Grundstücks verlustig. Dazu kommt die unregelmäßige Steuer (Sadir Awariz), die bei Ausrüstung eines Heers oder unter irgend einem andern Vorwand ausgeschrieben wird und den Unterbeamten ganz besondere Veranlassung zu Erpressungen bietet.
Die ordentlichen Einkünfte der Regierung werden auf 45 Mill. Toman geschätzt, mögen jetzt aber stark heruntergegangen sein; die Ausgaben werden zu 4¼ Mill. Toman angenommen. Eine Staatsschuld besteht nicht, dagegen ein Schatz, in welchem an Gold, kostbarem Geschirr und Edelsteinen ca. 9 Mill. Toman sich befinden sollen, und in den auch die Überschüsse aus der Staatsverwaltung fließen. Das Heer, für welches seit 1875 die allgemeine Wehrpflicht mit zwölfjähriger Dienstzeit vom 20. Lebensjahr an eingeführt ist, ist teilweise von europäischen Offizieren eingeübt und besteht aus Fußvolk (Serbaz), Reiterei (Savareh) und Artillerie (Toptschi). Zu Anfang 1879 zählte es nominell 77 Regimenter Infanterie zu 800-1000 Köpfen, zusammen ca. 70,000 Mann;
79 Regimenter Kavallerie zu etwa je 400 Pferden, zusammen ca. 30,000 Pferde;
20 Regimenter Artillerie von 13 Batterien zu 48 Geschützen, zusammen 5000 Mann mit 200 Geschützen;
ein Pionierregiment zu 500 Mann.
Neben diesen regulären 105,000 Mann, von denen aber kaum die Hälfte wirklich unter Waffen steht, gibt es noch 24 Bataillone Miliz von 250-500 Köpfen für den Gendarmerie- und Polizeidienst, zusammen ca. 10,000 Mann. Ein Teil der Truppen führt Chassepot-, ein andrer Werndl-Gewehre, die Artillerie Uchatius-Geschütze. Uniformiert ist das Heer neuerdings ganz nach österreichischem Muster. Die persische Fahne besteht aus einem dreieckigen, sehr langen Stück Seidenzeug, worauf ein Löwe gemalt ist, über dessen Rücken eine breite Sonne strahlt (s. Tafel »Flaggen«); [* 80] die Fahnenspitze bildet eine ausgestreckte Hand von Silber. Der Schah bedient sich jedoch nicht dieses Wappens, sondern führt in seinem Siegel nur seine Namenschiffer. - Das Reich zerfällt administrativ in 9 Hakimnischin (Provinzen.), die wieder in Buluk oder Mehal (Kreise) [* 81] abgeteilt sind.
Jeder Provinz ist, wie schon erwähnt, ein Hakim vorgesetzt, der aber gewöhnlich in der Hauptstadt seinen Sitz hat, während er in der Provinz durch einen Wesir vertreten wird. Die Provinzen sind: Aserbeidschân, Ispahan (nebst Fars, Arabistan, Jezd, Irak Burudschird, Luristan, Kirmanschahan, Kurdistan, Bachtiar etc.), Chorasan mit Seïstan, Teheran (mit Gilan, Masenderan, Astrabad, Kaschan etc.), Chamseh, Kazwin, Hamadan, Kirman nebst Belutschistan und Semnan (mit Danghan und Schahrud). Hauptstadt des Reichs ist Teheran.
Vgl. außer den Reisewerken von M. Wagner (Leipz. 1852), Brugsch (»Reise der preußischen Gesandtschaft nach Persien«, das. 1862; »Im Lande der Sonne«, Berl. 1886), Petermann (Leipz. 1861),
Arnold (Lond. 1876),
Anderson (das. 1880): Polak, Persien (Leipz. 1865, 2 Bde.);
Khanikow, Ethnographie [* 82] de la Perse (Par. 1866);
Piggot, Persia ancient and modern (Lond. 1874);
»Eastern Persia: an account of the journeys of the Persian boundary commission 1870-72« von Goldsmid, Blanford u. a. (das. 1876, 2 Bde.);
»Aus Persien. Aufzeichnungen eines Österreichers« (von Postrat v. Riederer, Wien [* 83] 1882);
Stolze und Andreas, Die Handelsverhältnisse Persiens (Ergänzungsheft zu »Petermanns Mitteilungen«, Nr. 77, Gotha [* 84] 1885);
Wills, In the land of the lion and the sun (Lond. 1883);
Derselbe, Persia at it is (das. 1886);
Benjamin, Persia and the Persians (das. 1886).
Geschichte.
Die Perser gehören zu dem arischen (indogermanischen) Völkerstamm und bewohnten seit ältester Zeit den südwestlichen Teil des Hochlandes von Iran, die schöne und fruchtbare Landschaft Persis. Sie führten als Ackerbauer und Hirten, Jäger und Krieger ein abgehärtetes, mäßiges Leben und waren in zehn Stämme eingeteilt, unter denen die Pasargaden die vornehmsten waren. Sie verehrten gleich den übrigen Ariern Ahuramasda (Ormuzd) als ihren höchsten Gott, den Gott des Lichts und des Guten, dem Angramainyus (Ahriman), der Gott der Finsternis und des Bösen, feindlich gegenüberstand; die Sonne beteten sie als besondere Gottheit (Mithra) an, und das Feuer war ihnen namentlich heilig. Im 9. Jahrh. v. Chr. wurden sie zuerst von den Assyrern bekriegt und von Salmanassar II. (859-823) zur Zahlung eines Tributs gezwungen.
Sie blieben den Assyrern unterthan bis zu der Zerstörung des Reichs derselben. Die Erzählung Herodots von der Befreiung der Meder und der Unterwerfung der Perser durch den medischen König Phraortes (660) ist eine medisch-persische Sage, deren historischer Kern sich auf eine vereinigte Empörung der Meder und Perser unter Phraortes gegen die Assyrer 640 beschränkt, welche 633 niedergeschlagen wurde. Von 606 bis 558 bildeten die Perser unter der Herrschaft von Unterkönigen aus dem Geschlecht der Achämeniden einen Teil des medischen Reichs, bis Kyros den König Astyages stürzte und die Herrschaft von den Medern auf die Perser übertrug, ein Ereignis, welches schon früh von vielgestaltigen schönen Sagen umwoben und verdunkelt wurde.
Hiermit beginnt die Geschichte des altpersischen Reichs, das 558-330 bestand. Nachdem Kyros das ganze Hochland von Iran, besonders das kriegerische Volk der Saken, unterworfen hatte, zog er gegen den König Krösos von Lydien, den er nach der unentschiedenen Schlacht am Halys 548 in seiner Hauptstadt Sardes selbst gefangen nahm. Hierauf unterjochte Harpagos 546 die griechischen Städte an der Küste, und so ward ganz Kleinasien mit dem persischen Reich vereinigt. 538 eroberte Kyros Babylon und dehnte seine Herrschaft über das Euphrat- und Tigrisgebiet sowie ganz Syrien aus.
Nachdem er 529 im Kampf gegen die Derbikker seinen Tod gefunden, folgte ihm sein Sohn Kambyses, der 525 nach dem Sieg bei Pelusion das ägyptische Reich eroberte. Als er 522 aus Ägypten [* 85] nach Persien zurückkehrte, empfing er die Nachricht von einem Aufstand, den ein medischer Magier, Namens Gaumata, angezettelt hatte, indem er sich für den auf Kambyses' Befehl heimlich bereits vor dem ägyptischen Feldzug ermordeten Bruder desselben, Bardija (Smerdis), ausgab. Kambyses starb an einer durch unglücklichen ¶