Permutationsrezeß
(lat.), Vertrag, vermöge dessen eine Staatsregierung an eine andre ein Land, ein Recht etc. gegen ein andres vertauscht;
so der Halberstädter Permutationsrezeß 1573 zwischen Kursachsen und Mansfeld.
(lat.), Vertrag, vermöge dessen eine Staatsregierung an eine andre ein Land, ein Recht etc. gegen ein andres vertauscht;
so der Halberstädter Permutationsrezeß 1573 zwischen Kursachsen und Mansfeld.
die von eingewanderten Chinesen mit Javanerinnen erzeugten Nachkommen.
[* 2] Küstenprovinz Brasiliens, liegt zwischen Parahyba und Alagoas und hat ein Areal von 128,395 qkm (2332 QM.). Die Küste wird von einem Riff eingefaßt, welches nur wenige Öffnungen hat. Der Küste zunächst liegt ein ungemein fruchtbarer Strich Alluvialboden, die sogen. Matá, noch großenteils Urwald, aber dem Anbau von Zuckerrohr äußerst günstig. Das Klima [* 3] ist hier feucht und heiß. Das zweite, mehr unebene Gebiet eignet sich mehr für den Anbau von Baumwolle. [* 4]
Endlich erfüllen das noch wenig erforschte Innere ausgedehnte Hochebenen (campos), die ebenso dürr und heiß sind wie die in den nördlicher gelegenen Provinzen. Von den Flüssen ist nur der São Francisco von Bedeutung, er bildet aber bloß einen Teil der Südgrenze im Binnenland. Die etwanigen Mineralschätze des Landes sind noch nicht erforscht worden. Die Zahl der Bewohner schätzte man 1872 auf 841,539 (einschließlich 89,028 Sklaven), 1882 auf 1,014,700 (79,803 Sklaven).
Hauptprodukte sind: Zucker [* 5] und Baumwolle, daneben auch Kaffee, Tabak [* 6] und vorzügliche Früchte;
aber weder Landbau noch Viehzucht [* 7] decken den Lokalbedarf an Lebensmitteln.
Ausgeführt werden ferner noch verschiedene Waldprodukte, als Piassavafasern (Attalea funifera), Palmenwachs, Kautschuk, Gerberrinde, Farb- und Nutzholz, wilder Honig. Zuckerraffinerie und Branntweinbrennerei werden in großem Maßstab [* 8] betrieben. Fünf Eisenbahnen (1885: 478 km) verbinden die Hauptstadt mit dem Innern.
Die gleichnamige Hauptstadt ist eine der schönsten und belebtesten Städte Südamerikas und zeigt schon im Baustil vieler ihrer Häuser den holländischen Ursprung an. Ihre Straßen sind mit Gas beleuchtet, und eine Wasserleitung [* 9] versorgt zahlreiche Chafarizes (Brunnen). [* 10] Die drei Bairros oder Stadtteile werden durch die Flüsse [* 11] Biberibe und Capiberibe voneinander getrennt, sind aber durch fünf Brücken [* 12] miteinander verbunden. Die Hafenstadt (Bairro do Recife) liegt auf einer Halbinsel, hat meist enge Straßen und ist Hauptsitz des Geschäfts. In ihr liegen das Marinearsenal, das Zollhaus (ehemals ein Kloster), das Landtagsgebäude und die Sternwarte. [* 13]
Die Bairro do San Antonio liegt auf einer Insel und hat breite, gerade Straßen. In ihr liegt die von Moritz von Nassau gebaute Vrijborg (jetzt Regierungspalais), ein Arsenal und eine Kaserne, ein großes Gefängnis, eine Markthalle, ein Theater, [* 14] ein Findel- und Waisenhaus. Endlich liegt der Insel gegenüber der neueste Stadtteil, Boavista (Schoonzigt zur Zeit der Holländer), mit reizenden, in Gärten versteckten Villen. Dort befinden sich die Rechtsschule, das Gymnasium, das große Hospital Dom Pedro II. und der Palast des Bischofs von Olinda.
Die Bevölkerung [* 15] betrug 1872: 118,478, jetzt angeblich 130,000 Seelen. Es ist die bedeutendste Handelsstadt Nordbrasiliens, hat aber auch wichtige gewerbliche Anstalten, als Baumwollwebereien, Schiffswerften, Maschinen- und Zigarrenfabriken. Der Hafen von Pernambuco wird durch ein 200 m von der Küste gelegenes Korallenriff gebildet, dessen Öffnungen von Forts beherrscht werden, die noch aus der Zeit der Holländer stammen. Schiffe [* 16] von über 5,5 m Tiefgang sind auf eine außerhalb gelegene schutzlose Reede angewiesen. Im J. 1887 liefen 1073 Schiffe von 780,235 Ton. ein; die Einfuhr belief sich auf 18 Mill. Milreis. Der Wert der Ausfuhr schwankt ungemein, je nach der Baumwoll- und Zuckerernte, und betrug (soweit er das Ausland betrifft) 1871-72: 28 Mill. 1877-78: 14 Mill., 1879-80: 43 Mill., 1886-87 aber nur 11 Mill. Milreis. England, die Vereinigten Staaten [* 17] und Frankreich beteiligen sich am lebhaftesten bei diesem Handel. Pernambuco ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Die jetzige Provinz Pernambuco wurde zuerst von dem Portugiesen Christovão Jacques kolonisiert, der zuerst (1534) Iguarassú, dann Olinda gründete, war aber 1630-54 im Besitz der Holländer, denen die von ihnen Moritzstadt genannte jetzige Hauptstadt ihren Ursprung verdankt.
1) Fluß im nördlichen Rußland, entsteht im Kreis [* 18] Jerwen der Provinz Esthland [* 19] aus drei Quellbächen, tritt nach 53 km langem Lauf nach Livland über und ergießt sich, 191 km lang, von welchen 20 schiffbar sind, in die Pernausche Bucht des Rigaschen Meerbusens. - 2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Livland, an der Mündung des gleichnamigen Flusses, hat 2 lutherische und eine griechisch-kath. Kirche, ein Gymnasium, ein Schloß, ein Zollamt, einen Hafen für 100 Schiffe, ein besuchtes Seebad, einigen Handel und (1881) 12,918 Einw. Die Ausfuhr (Getreide [* 20] und Flachs) bezifferte sich 1886 auf 3,425,000 Rubel, die Einfuhr auf 23,000 Rub.; 67 Schiffe von 11,170 Ton. liefen ein und aus. Pernau ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Pernau, 1255 erbaut, war lange Sitz eines Bischofs, wurde 1642 von den Schweden [* 21] befestigt und 1710 den Russen übergeben. Von 1699 bis 1710 befand sich hier die Dorpater Universität.
(spr. pern), Stadt im franz. Departement Vaucluse, Arrondissement Carpentras, an der Nesque, hat Seidenmanufakturen, Wein-, Mandel-, Krapp- und Safranbau und (1881) 2546 Einw.
Ludwig Wilhelm Anton, deutscher Rechtsgelehrter, geb. zu Halle, [* 22] studierte daselbst sowie in Berlin [* 23] und Göttingen [* 24] Geschichte und Philologie, später Rechtswissenschaft, habilitierte sich 1821 zu Halle, wurde dort 1822 außerordentlicher Professor der Rechte und Mitglied des Spruchkollegiums, 1825 ordentlicher Professor, bekleidete seit 1833 das Vizeordinariat der Juristenfakultät und ward 1838 zum Geheimen Justizrat ernannt. 1844 wurde er unter Entbindung von seiner Professur mit dem Titel eines Geheimen Oberregierungsrats Kurator und außerordentlicher Regierungsbevollmächtigter an der Universität, 1845 auch Direktor des königlichen Schöppenstuhls.
Als 1848 die Kuratorenstellen aufhörten, trat Pernice, der durch seine aristokratisch-absolutistische Gesinnung schon vorher in manchen Konflikt mit den Universitätsdozenten geraten war, wieder in die Reihe der juristischen Professoren ein. Seit 1852 Mitglied der preußischen Ersten Kammer, seit 1854 Kronsyndikus, starb er in Halle. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Geschichte, Altertümer und Institutionen des römischen Rechts im Grundriß« (Halle 1821, 2. Aufl. 1824);
»Observationes de principum comitumque imperii germanici inde ab anno 1806 subjectorum juris privati mutata ratione« (das. 1827);
»Quaestionum de jure publico germanico part. I-III« (das. 1828-35).
Vgl. »Pernice, Savigny, Stahl« (Berl. 1862). -
Von seinen Söhnen ist Hugo Karl Anton Pernice, geb. seit 1858 Professor der Medizin und Direktor des Entbindungsinstituts zu Greifswald. [* 25] Ein zweiter Sohn, ¶
Herbert Viktor Anton Pernice, geb. seit 1857 Professor der Rechte zu Göttingen, 1862 zum Mitglied der hannöverschen Kammer ernannt, legte 1866 seine Professur nieder, war 1867 als Bevollmächtigter des depossedierten Kurfürsten von Hessen [* 27] in Berlin beschäftigt und starb in Halle. Er veröffentlichte: »Denkschrift über die anhaltische Verfassung« (Dess. 1862);
»Zur Würdigung der v. Warnstedtschen Schrift: Staats- und Erbrecht der Herzogtümer Schleswig-Holstein« [* 28] (Halle 1864);
»Kritische Erörterungen zur schleswig-holsteinischen Successionsfrage« (Kassel [* 29] 1865-66, 6 Hefte);
»Die Verfassungsrechte der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie« (Halle 1872, Heft 1).
Ein dritter Sohn, Lothar Anton Alfred Pernice, geb. habilitierte sich 1867 in Halle als Privatdozent, wurde daselbst 1871 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor des römischen Rechts, ging in demselben Jahr in gleicher Eigenschaft nach Greifswald, 1877 wieder nach Halle, 1881 nach Berlin, wo er 1884 Mitglied der Akademie der Wissenschaften ward. Er schrieb: »Zur Lehre [* 30] von den Sachbeschädigungen nach römischem Recht« (Weim. 1867);
»Marcus Antistius Labeo. Das römische Privatrecht im 1. Jahrhundert der Kaiserzeit« (Halle 1873-78, 2 Bde.).
(lat.), Frostbeulen.
s. Weihen. ^[= (Milvinae), Unterfamilie der Falken (Falconidae), aus der Ordnung der Raubvögel, gestreckt ...]
(lat.), verderblich, schädlich, bösartig.
(spr. -grúlljo), ein zum Nationaltypus eines Einfaltspinsels gewordener Spanier, der Albernheiten und augenscheinliche, von niemand bestrittene Wahrheiten als neue, höchst wichtige Entdeckungen erzählt;
daher Perogrullos Wahrheiten (span. verdades de Perogrullo, perogrulladas).
omnes passus et instantias (lat.), durch alle Gerichtsstellen (etwas durchführen).
(spr. -óng), François, Reisender, geb. zu Cerilly (Allier), nahm 1800-1804 als Zoolog an der von Baudin geleiteten Expedition nach der Südsee teil und schrieb als Resultat derselben mit Freycinet: »Voyage de découvertes aux terres Australes« (Par. 1807-10, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824-1825, 4 Bde.).
(lat.), Wadenbein. ^[= s. Bein.]
Adele, Schauspielerin, Gattin von Adolf Glaßbrenner (s. d.). ^[= Adolf, humoristischer und satirischer Schriftsteller, geb. 27. März 1810 zu Berlin, widmete ...]
(spr. -ónn), Arrondissementshauptstadt und Festung [* 31] dritter Klasse im franz. Departement Somme, an der Somme und der Linie St.-Just-Epéhy der Nordbahn, hat eine schöne Kirche, St.-Jean, und ein von vier alten Türmen flankiertes Schloß, beide aus dem 16. Jahrh., (1881) 4509 Einw., Zuckerfabrikation, Gerberei, Handel mit Leinwand, Batist, Leder und Vieh, eine Mineralquelle, einen Gerichtshof und ein Collège. - Péronne wird schon zur Zeit der Merowinger erwähnt und war die Hauptstadt der Landschaft Santerre; hier starb Karl der Einfältige 929 als Gefangener. 1435 wurde Péronne nebst andern Städten an der Somme im Vertrag von Arras [* 32] an Philipp von Burgund abgetreten.
Als Ludwig XI. 1468 einer Einladung des Herzogs Karl des Kühnen nach Péronne folgte, wurde er hier 14. Okt. zu dem schimpflichen Vertrag von Péronne gezwungen, welcher ihn zu großen Zugeständnissen und zum Anteil am Rachezug gegen Lüttich [* 33] verpflichtete. Nach Karls des Kühnen Tod bemächtigte sich Ludwig XI. der Stadt, und im Madrider Frieden wurde sie von Karl V. förmlich an Frankreich abgetreten. Am wurde Péronne von den Briten unter Wellington beim ersten Sturmangriff genommen; im deutsch-französischen Krieg 1870/71 kapitulierte die Stadt nach mehrtägigem Bombardement
Vgl. Dournel, Histoire générale de Péronne (Par. 1879).
Corda, Pilzgattung aus der Familie der Peronosporeen in der Ordnung der Oosporeen, pflanzenbewohnende, endophyte Schmarotzerpilze mit schlauchförmigen, querwandlosen, ästigen Myceliumfäden, welche nur zwischen den Zellen der Nährpflanze wachsen, oft aber Haustorien in dieselben hineinsenden, und mit einzeln aus der Epidermis [* 34] hervorwachsenden, baumartig verzweigten Fruchthyphen, welche an den Spitzen ihrer mannigfaltig gestalteten Äste einzelne einzellige, farblose Konidien abschnüren.
Die meist in Menge auftretenden Fruchthyphen bilden für das unbewaffnete Auge [* 35] einen zarten, grauweißen, schimmelähnlichen Überzug auf den befallenen grünen Pflanzenteilen. Die Konidien dienen zur sofortigen Fortpflanzung des Pilzes; sie keimen entweder direkt mit einem Keimschlauch, oder ihr Inhalt formt sich zu einer Anzahl birnförmiger Schwärmzellen um, die mittels zweier Wimpern im Wasser sich längere Zeit bewegen, dann zur Ruhe kommen und, nachdem sie sich mit einer Haut [* 36] umkleidet haben, einen Keimschlauch austreiben. Bei manchen Arten kommt außerdem eine Bildung von Sexualorganen, Oogonien und Antheridien vor, durch welche Oosporen innerhalb des befallenen Pflanzenteils erzeugt werden. Diese Sporen werden gegen den Herbst gebildet, überwintern in den absterbenden Teilen der Nährpflanze und keimen im nächsten Frühjahr mittels eines Keimschlauchs. Alle Arten verursachen vorzeitiges Verwelken, Bräunung oder Fäulnis der von ihnen befallenen Teile.
Peronospora infestans Casp. verursacht die Kartoffelkrankheit (s. d.);
Peronospora parasitica de By, gemein am Hirtentäschel, auch am Leindotter und Raps schädlich;
Peronospora viciae de By, an Wicken, Linsen, Erbsen;
Peronospora trifoliorum de By, am Klee und der Luzerne;
Peronospora Schachtii Fuckel (Peronospora betae Kühn), an den Herzblättern der jungen Runkelrüben;
Peronospora viticola Berk., an den Blättern und Trauben des Weinstocks, ursprünglich in Nordamerika [* 37] beobachtet und als Mildew gefürchtet, gegenwärtig auch in Europa [* 38] stellenweise bemerkt und falsches Oidium genannt.
Familie der Pilze [* 39] (s. d.) aus der Ordnung der Oosporeen.
(lat.), laut und mit Nachdruck reden;
Peroration, der den Hauptinhalt zusammenfassende Schluß einer Rede;
auch s. v. w. Schulrede.
Argentīna, Flecken in der ital. Provinz Turin, [* 40] Kreis Pinerolo, am Clusone, ehemals befestigt, mit (1881) 706 Einw. Es ist der Hauptort des vom Clusone bewässerten Thals von Perosa Argentina mit 4500 Waldensern.
Stadt im mexikan. Staat Veracruz, 2380 m ü. M., am Rand einer kahlen Steinebene, mit Ruinen alter Städte und (1880) 5897 Einw. im Munizipium.
Südwestlich davon erhebt sich der erloschene Vulkan Cofre de Peróte (Nauhcampátepetl), 4090 m hoch.
Mineral aus der Ordnung der Titanate, findet sich in regulären, ein- und aufgewachsenen Kristallen, auch nierenförmig und derb, ist grauschwarz, braun, rot, gelb, von metallartigem Diamantglanz, halb- bis undurchsichtig, Härte 5,5, spez. Gew. 4,0-4,1, besteht aus titansaurem Kalk CaTiO3 mit 58,83 Titansäure und etwas Eisenoxydul. Er tritt in Chlorit- und Talkschiefer, mikroskopisch auch in Nephelinbasalt auf.
Fundorte: Zermatt und Pfitsch in Tirol, [* 41] Ural, Arkansas. ¶
pedes (lat.), zu Fuß;
(lat.), genau abwägen;
erwägen.
(lat., Bleilot), eine Gerade, welche auf einer andern Geraden oder auf einer Ebene rechtwinkelig (perpendikular) steht. Das Perpendikel einer Ebene steht rechtwinkelig auf allen Geraden, die sich durch seinen Schnittpunkt mit der Ebene in letzterer ziehen lassen. Man sagt, daß man in einem Punkt einer Geraden oder einer Ebene ein Perpendikel »errichte«, von einem außerhalb gelegenen Punkt aber ein Perpendikel auf die Gerade oder Ebene »fälle«; im letztern Fall heißt der Schnittpunkt der Geraden oder Ebene mit dem Perpendikel der Fußpunkt des letztern. Perpendikel nennt man auch das Pendel [* 43] einer Uhr. [* 44]
die letzte Entwickelungsperiode des gotischen Baustils in England (nach dem gitterartigen, senkrecht aufsteigenden Maßwerk [* 45] der Fenster).
Marcus, Römer, [* 46] Anhänger der Marianischen Partei im ersten Bürgerkrieg, besetzte 83 v. Chr. nach dem Sieg Sullas in Italien [* 47] Sizilien [* 48] und führte 78 einen Teil des Heers, das M. Ämilius Lepidus zum Aufstand verleitet hatte, nach Spanien, [* 49] wo er sich mit Sertorius vereinigte, diesen 72 ermordete und die Führung des Heers übernahm, worauf er von Pompejus besiegt und auf dessen Befehl hingerichtet wurde.
(franz., perpetuierlich), ununterbrochen, unaufhörlich;
Perpetuität, ununterbrochene Fortdauer, Beständigkeit;
Perpetuitäten, unveräußerliche (liegende) Güter.
mobile (lat.), im allgemeinen ein Ding, das sich fortwährend bewegt. Jeder Körper muß, wenn er einmal in Bewegung gesetzt worden ist, in derselben verharren, solange nicht äußere Umstände ihn daran hindern. Ein Pendel würde unaufhörlich schwingen, wenn nicht die Reibung [* 50] im Aufhängungspunkt und der Widerstand der Luft die lebendige Kraft allmählich aufzehrten (in Wärme [* 51] verwandelten). Da nun aber die erwähnten Hindernisse überall und immer sich geltend machen, so gehört eine Maschine, [* 52] welche sich ohne Zufluß lebendiger Kraft [* 53] von außen fort und fort bewegt, zu den Unmöglichkeiten.
Die Konstruktion eines Perpetuum hat seit den ältesten Zeiten stets solche Leute beschäftigt, welche von Kraft und Materie falsche Vorstellungen hatten; man bemühte sich, Apparate zu bauen, die ohne äußere Hilfe einen gewissen Kraftüberschuß erzeugten, um diesen zu irgend welchen Zwecken benutzen zu können. Aber man vergaß, daß, wie keine Kraft verloren gehen, so auch keine Kraft neu erzeugt werden kann, und daß alle Kraftwirkungen einander entsprechen. Fortwährend sich bewegende Apparate sind unter andern Barometer [* 54] und Magnetnadel; aber diese werden nicht durch sich selbst, sondern durch Änderungen des Luftdrucks und durch den Magnetismus [* 55] der Erde in Schwankungen versetzt. Über das sogen. elektrische Perpetuum s. Zambonische Säule. [* 56]
Vgl. Dircks, Perpetuum, or a history of the search for self motive power (Lond. 1861, neue Folge 1870). -
Perpetuum ist auch Name für Tonstücke, die von Anfang bis zu Ende in gleichen Noten von kurzem Wert fortlaufen (z. B. Weber Op. 24, Mendelsohn Op. 19 u. a.).
(spr. -pinjang), Hauptstadt des franz. Departements Ostpyrenäen und der vormaligen Grafschaft Roussillon, 11 km vom Mittelländischen Meer, zum Teil auf einem Hügel, zum Teil in einer herrlichen Ebene an der Tet gelegen, über welche eine lange steinerne Brücke [* 57] führt, durch Eisenbahnen mit Narbonne, Prades und Port Vendres (Eisenbahnlinie nach Barcelona) [* 58] verbunden, ist Festung und Kriegsplatz erster Klasse, welcher die sämtlichen Straßen über die Ostpyrenäen in sich vereinigt und deckt.
Die Citadelle umfaßt das alte Schloß der Grafen von Roussillon und eine Kapelle mit schönem maurischen Portal. Außerdem wird die Stadt vom Kastell Dougon beherrscht. Bemerkenswerte Gebäude sind ferner: die unvollendete Kathedrale St.-Jean, deren Bau 1324 begonnen wurde, im Innern einschiffig, mit Bildwerken überladen;
dabei ein Glockenturm und die kleine romanische Kirche St.-Jean le Vieux (ehemals Sitz der Inquisition);
die alte Tuchbörse (Loge, 1396 in maurisch-gotischem Stil errichtet);
das Castillet (jetzt Gefängnis, 1319 im maurischen Stil erbaut);
das Stadthaus (1692);
das Gebäude der ehemaligen Universität;
der moderne Justizpalast, vor welchem sich das Standbild des Physikers Arago erhebt, und das Präfekturgebäude.
Die Einwohnerzahl beträgt (1886) 23,858 (als Gemeinde 34,183). Die Erwerbszweige der Bevölkerung sind: Obst- und Gemüsebau, Schaf- und Seidenzucht, Fabrikation von Tuch, Korkpfropfen, Branntweinbrennerei, namentlich aber Handel mit Wein (Rivesaltes u. a.), mit Spirituosen, Wolle, Öl etc. Zur Förderung des Handels und der Industrie dienen eine Warenbörse, eine Handelskammer und eine Filiale der Bank von Frankreich. An Bildungsanstalten besitzt die Stadt ein Collège, ein Priesterseminar, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, Lehrkurse für Physik, Chemie, Zeichnen, Mechanik, Architektur und Geburtshilfe, ferner ein Musikkonservatorium, eine Bibliothek von 20,000 Bänden, ein Naturalienkabinett, Kunstmuseum, einen botanischen Garten [* 59] und mehrere gelehrte Gesellschaften. Perpignan ist der Sitz des Präfekten, eines Bistums, eines Gerichts- und Assisenhofs und eines Handelsgerichts. Östlich von Perpignan (5 km) liegt der isolierte Turm [* 60] Castelrossello an der Stelle des alten Ruscino (s. Roussillon) und (11 km) das besuchte Seebad Canet. - Perpignan war im Mittelalter die Hauptstadt der Grafschaft Roussillon und gehörte mit dieser seit 1172 zu Aragonien.
Die 1349 von Peter von Aragonien hier gestiftete Universität ging zur Zeit der ersten französischen Revolution ein. Hier fand 1415 eine Zusammenkunft zwischen dem deutschen König Siegmund, König Ferdinand I. von Aragonien und Papst Benedikt XIII. statt. 1475 wurde Perpignan nach langer Belagerung von den Franzosen erobert, aber 1493 an Spanien zurückgegeben. Kaiser Karl V. begann die Befestigung der Citadelle, und Philipp II. vollendete sie 1577. Die Franzosen unter Richelieu eroberten Perpignan 1642 zum zweitenmal und erhielten es im Pyrenäischen Frieden definitiv abgetreten.
(lat.), bestürzt, verblüfft.
(spr. perpongscheh-), Heinrich Georg, Graf von, niederländ. General, geb. im Haag, [* 61] machte 1793 und 1794 die Feldzüge gegen die französische Republik als Adjutant des Prinzen Friedrich von Oranien mit, dem er bei Werwick das Leben rettete. 1796 trat er als Hauptmann in österreichische, dann in englische Dienste. [* 62] 1804 erhielt er als Oberstleutnant die Führung des Regiments Dillon auf Malta, 1808 ward er Oberst der lusitanischen Legion in Portugal und 1809 Chef des Generalstabs der mißlungenen Expedition gegen Antwerpen. [* 63] Als 1810 Napoleon I. alle in fremden Diensten stehenden Niederländer mit Konfiskation ihrer Güter bedrohte, kehrte Perponcher-Sedlnitzki in sein Vaterland zurück. 1813 wirkte er für die Rückkehr des Hauses Oranien, übernahm als Generalmajor ¶
den Oberbefehl über die niederländischen Streitkräfte und schloß, von Engländern und Preußen [* 65] unterstützt, 1814 Gorkum, Bergen op Zoom [* 66] und Antwerpen ein. Nach dem ersten Pariser Frieden ward er als Gesandter nach Berlin geschickt, bei Napoleons Rückkehr von Elba aber als Generalleutnant an die Spitze der 2. Division der Niederländer gestellt, mit welcher er bei Waterloo [* 67] gegen Ney kämpfte. König Wilhelm I. erhob ihn hierauf in den erblichen Grafenstand und schickte ihn zum zweitenmal als Gesandten nach Berlin. Perponcher-Sedlnitzki starb in Dresden. [* 68] - Sein ältester Sohn, Wilhelm, Graf von Perponcher-Sedlnitzki, geb. ward königlich preußischer Kammerherr und 1853 preußischer Ministerresident am nassauischen Hof [* 69] und für die Freie Stadt Frankfurt, [* 70] 1860 Gesandter zu Neapel, [* 71] 1862 zu München, [* 72] 1863 im Haag, dann in Brüssel [* 73] und zog sich 1875 in das Privatleben zurück. Der zweite Sohn, Friedrich, Graf von Perponcher-Sedlnitzki, geb. preußischer Generalmajor à la suite, war bis 1888 Oberhofmarschall des Kaisers Wilhelm I., ward dann Oberstgewandkämmerer. Der dritte, Ludwig, Graf von Perponcher-Sedlnitzki, geb. ist preußischer Vizeoberschloßhauptmann.
procūra (ital., lat. per procurationem), durch Stellvertretung, in Vollmacht (s. Prokura).
(lat.), nachforschen;
Perquisition, gerichtliche Nachforschung;
Perquisitionsprotest, s. Platzprotest.
(spr. perro), Jean Joseph, franz. Bildhauer, geb. zu Monay (Jura), bildete sich in Paris [* 74] unter Ramey dem jüngern und Alex. Dumont sowie in der École des beaux-arts, wo er 1847 den großen Preis für Rom [* 75] erhielt, infolgedessen er fünf Jahre in Italien verweilte. Die ersten Arbeiten, mit denen er nach seiner Rückkehr auftrat, eine Statue Adams (1855) und die Gruppe der Kindheit des Bacchus (1863, Louvre), fanden wegen ihrer technischen Vollendung, ihrer streng anatomischen Formen und der korrekten Durchbildung aller Details große Anerkennung; aber man vermißte den höhern künstlerischen Schwung und die Wärme des Gefühls. Unter seinen übrigen Schöpfungen sind die bedeutendsten: die Verzweiflung (1869, Louvre), die heil. Genoveva, die sitzende [* 64] Figur der Gerechtigkeit und die die Gesetztafeln haltenden Karyatiden [* 76] für den Justizpalast, die Gruppe des lyrischen Dramas an der Fassade der Neuen Oper, die Marmorstatue Galatea, die Marmorgruppe: der Tag (in der Avenue du Luxembourg, 1875). Perraud hat auch zahlreiche Büsten ausgeführt. Er starb in Paris.
(spr. -ro), Charles, franz. Dichter, geb. zu Paris, wurde Advokat, darauf Kommis bei seinem Bruder, dem Generalsteuereinnehmer, dann 1664 von Colbert mit der Oberaufsicht über die königlichen Bauten betraut, gehörte der Kommission an, welche für die königlichen Gebäude Aufschriften zu machen hatte, aus welcher später die »Académie des inscriptions et belles lettres« entstand; starb Seit 1671 Mitglied der Akademie, las er 1687 in einer Sitzung derselben sein höchst mittelmäßiges Gedicht »Le [* 77] siècle de Louis le Grand« vor, welches den Anlaß gab zu dem berühmten Streit über die Alten und Modernen, in welchem Boileau sein unerbittlicher Gegner war.
Den richtigen Grundgedanken seines Kampfes gegen die blinde Vergötterung und Nachahmung der Alten entwickelt er in »Le parallèle des anciens et des modernes« (1688-96, 4 Bde.), schießt jedoch oft über sein Ziel hinaus. Es fehlt ihm an Geschmack und Stil. Quinault steht ihm höher als Racine, der Maler Le Brun höher als Raffael; sein Hauptzweck ist der Ruhm seines Königs. Unsterbliches Verdienst aber erwarb sich Perrault durch sein Werk »Contes de ma mère l'Oye« (1697; in zahlreichen neuen Ausgaben, z. B. von Lacroix 1877, von Dilley 1880; mit Illustrationen von Doré, 1882), in dem die Märchen von Dornröschen, Rotkäppchen, Blaubart, dem gestiefelten Kater, Aschenbrödel, Däumling etc. in liebenswürdiger und einfacher Prosa erzählt werden. Eine Redaktion in Versen ist ihm weniger gelungen. Eine Auswahl aus seinen Werken veranstaltete de Plancy (1826) und Perrault Lacroix (1842).
Vgl. Deschanel, Boileau, Charles Perrault etc. (Par. 1888). -
Sein Bruder Claude Perrault, geb. 1613, gest. Arzt und Baumeister, lieferte die Zeichnungen zur östlichen Hauptfassade des Louvre und übersetzte den Vitruv.
recápito (besser: per ricápito, ital.), durch Ablieferung von Waren an den Empfänger.
(spr. -rängs), François Tommy, franz. Historiker, geb. zu Bordeaux, [* 78] besuchte die Normalschule und ist seit 1853 Professor am Lycée Bonaparte in Paris, seit 1862 zugleich Lehrer an der Académie des sciences morales et politiques. Von seinen Werken sind zu erwähnen: »Jérôme Savonarole« (1853; 3. Aufl. 1859, 2 Bde.);
»Deux ans de révolution en Italie 1848-49« (1857);
»Étienne Marcel et le gouvernement de la bourgeoisie au XIV. siècle« (1860; 2. Bearbeitung in der auf Kosten der Präfektur herausgegebenen »Histoire de Paris«, 1875);
»Histoire de la littérature italienne« (1867);
»Les mariages espagnols sous le règne de Henri IV et la régence de Marie de Médicis« (1869 von der Akademie mit einem Preis gekrönt);
»Éloge historique de Sully«, welche Schrift 1870 den Preis der Beredsamkeit von der Akademie erhielt;
»L'Église et l'État sous le règne de Henri IV et la régence de Marie de Médicis« (1872, 2 Bde.): »La démocratie en France au moyen-âge« (1873; 2. Aufl. 1875, 2 Bde.);
»Histoire de Florence jusqu'à la domination des Médicis« (1877-84, 6 Bde.) und »Histoire de Florence depuis la domination des Médicis jusqu'à la chute de la République« (1888 ff.).
(spr. -äng), Pierre, franz. Dichter, aus Lyon [* 79] gebürtig, gest. 1680 in Paris, war in Verbindung mit dem Komponisten Robert Cambert Begründer der französischen Oper.
Weiteres s. Cambert.
(franz., spr. -óng, Beischlag), im weitern Sinne niedrige steinerne Terrasse, welche sich längs eines Gebäudes hinzieht oder in dasselbe hineingebaut und überdacht ist;
im engern Sinn die mit Steinen eingefaßte und gewöhnlich mit einem auf eisernen Säulchen ruhenden Dach [* 80] überdeckte niedrige Terrasse längs der Empfangsgebäude der Bahnhöfe. [* 81]
Inselperron, ein zwischen den Geleisen der letztern hinziehender Perron;
auf frequenten Straßen oder Plätzen eine erhöht gepflasterte Stelle, auf welcher Fußgänger vor dem Fuhrwerk Schutz finden.
Giovanni, röm. Normaldogmatiker, geb. 1794 zu Chieri, wirkte als Professor in Rom und in Ferrara, [* 82] war seit 1850 Rektor des Collegium Romanum und starb Er hat sich unter anderm durch folgende in viele europäische Sprachen übersetzte Werke bekannt gemacht: »Praelectiones theologicae« (Rom 1825 ff., 9 Bde.; 31. Aufl., Tur. 1866; Regensb. 1881, 2 Bde.);
»De immaculata Mariae conceptione« (Rom 1847; deutsch, Regensb. 1855);
»Il protestantismo e la regola di fede« (Rom 1853, 3. Bde.; deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1857, 2 Bde.);
»De romani pontificis infallibilitate« (Tur. 1874).
Seine Biographie schrieb Feret (Par. 1876). ¶
(franz., spr. -kä), Papagei;
vulgär auch s. v. w. Absinth;
Suppe à la perroquet, s. v. w. Brot [* 84] in Wein getaucht.
(spr. -oh), George, franz. Archäolog, geb. zu Villeneuve St.-Georges (Seine-et-Oise), besuchte die Normalschule und 1855-58 die französische Schule in Athen, [* 85] bereiste 1861 Kleinasien, wo er eine vollständige Kopie des ankyrenischen Monuments (s. Angora) abnahm, und wurde 1872 Professor der griechischen Sprache [* 86] an der höhern Normalschule, 1883 Direktor der letztern und ist daneben seit 1877 Professor der Archäologie an der Universität zu Paris. 1874 wurde er Mitglied der Akademie der Inschriften. Er schrieb: »Exploration archéologique de la Galatie et de la Bithynie« (Par. 1862-72);
»L'île de Crète« (1866);
»Mémoire sur l'île da Thasos« (2. Aufl. 1871);
»Essai sur le droit public et privé de la république athénienne« (1867);
»Les précurseurs de Démosthènes« (1873);
»Mémoires d'archéologie, d'épigraphie et d'histoire« (1875) und mit Ch. Chipiez: »Histoire de l'art dans l'antiquité« (1881-84, Bd. 1-3; Bd. 1: »Ägypten«, [* 87] deutsch von Pietschmann, Leipz. 1882-84).
s. Zeugdruckerei. ^[= (Stoffdruckerei), die Kunst, farbige Muster (Dessins) auf Geweben durch Druck zu erzeugen. Die ...]
s. Perücke. ^[= (franz. perruque, ital. parrucca, span. peluca, v. lat. pilus, Haar), Kopfbedeckung ...] [* 88]
Matthew Calbraith, amerikan. Seefahrer, geb. 1795 zu South Kingston (Rhode-Island), trat 1809 in die Kriegsmarine der Vereinigten Staaten, focht 1812-14 im Kriege gegen England und befehligte, 1837 zum Kapitän ernannt, im mexikanischen Krieg das amerikanische Geschwader im Golf von Mexiko. [* 89] In den Jahren 1852-54 war er Chef einer großen und wichtigen Expedition der Vereinigten Staaten nach Hinterasien, insbesondere nach Japan, [* 90] um dieses Land dem Verkehr mit Amerika [* 91] zu erschließen. Am brachte er den Vertrag von Kanagawa zu stande, durch welchen den Amerikanern die Häfen von Simoda und Hakodade geöffnet wurden. Es beteiligten sich an dieser Fahrt, durch welche die Kenntnis Japans wesentlich erweitert wurde, unter andern: Francis L. Hawks, J. W. ^[James Willett] Spalding und der deutsche Maler W. Heine. Perry starb in New York. Der Bericht über die Expedition ward nach seinen Aufzeichnungen durch die amerikanische Regierung herausgegeben (»Narrative of the expedition to China and Japan 1852-54 etc.«, Washingt. 1856-60, 3 Bde.).
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Chr. H. Persoon (s. d.).
saldo (ital.), zur Ausgleichung, als Rest (vgl. Saldieren).
saltum (lat.), durch einen Sprung, sprungweise (z. B. bei Schlüssen).
Carlo, Graf Pellion di, ital. Admiral, geb. zu Vercelli, trat in den sardinischen Marinedienst, ward 1842 Kapitän des Kriegsschiffs Eridano, mit dem er eine Reise um die Welt machte, und unternahm 1848 als Fregattenkapitän mit einigen venezianischen Schiffen einen unglücklichen Angriff auf das von Österreichern besetzte Fort Caorle an der Mündung der Piave. Hierauf befehligte er das königliche Equipagenkorps in Genua. [* 92] Im Frühling 1860 zum Konteradmiral und Befehlshaber der sardinischen Seemacht ernannt, leistete er Garibaldi bei seinem Angriff auf Sizilien und das Festland von Neapel wesentliche Dienste und unterstützte die Eroberung Anconas und Gaetas.
Vom März bis Dezember 1862 war er Marineminister und ward bei seinem Rücktritt zum Admiral, 1865 zum Senator ernannt. Als im Sommer 1866 der Krieg mit Österreich [* 93] ausbrach, übernahm er den Oberbefehl über die mit bedeutenden Opfern stark vermehrte italienische Flotte, von der man sich große Leistungen versprach, die Persano aber durchaus nicht erfüllte. Nachdem er lange mit dem Auslaufen aus dem Hafen von Tarent gezögert, blieb er, obwohl er den 14 österreichischen Schiffen gegenüber 34 Fahrzeuge zur Disposition hatte, fast zwei Wochen unthätig in Ancona [* 94] und unternahm erst auf ausdrücklichen Befehl der Regierung den Angriff auf Lissa. [* 95]
Derselbe mißlang, und 20. Juli erlitt Persano infolge seiner Ungeschicklichkeit und seines Mangels an Geistesgegenwart die schmähliche Niederlage von Lissa (s. d.). In Italien erhob sich ein Sturm gerechten Unwillens wider Persano, der am vom Senat wegen Ungehorsams und Fahrlässigkeit zur Amtsentsetzung, zum Verlust des Admiralsrangs sowie in die Kosten des Prozesses verurteilt wurde. Persano starb in Turin.
Fluß im preuß. Regierungsbezirk Köslin, [* 96] entspringt bei Neustettin [* 97] im Persanzigsee, nimmt die Damitz, Radüe etc. aus und mündet nach einem Laufe von 165 km bei Kolberg, [* 98] wo sie den Hafen Kolbergermünde bildet, in die Ostsee.
Sie ist 2 km für kleinere Seeschiffe fahrbar.
scrutinĭum (lat.), durch Stimmensammlung, durch (geheime) Abstimmung. ^[= die förmliche und ausdrückliche Willenserklärung der Mitglieder einer Versammlung oder eines ...]
se (lat.), an und für sich, von selbst.
Gärtn., Gattung aus der Familie der Laurineen, Bäume und Sträucher mit wechselständigen, ganzen, lederigen Blättern, achsel- oder endständigen Blütenrispen, kleinen Blüten und eiförmigen oder oblongen Beeren auf mehr oder minder verdicktem Stiel. Etwa 100 Arten, meist im tropischen oder subtropischen Amerika.
Persea gratissima Gärtn. (Alligator- oder Avogato- [Advokaten-] Birne, s. Tafel »Nahrungspflanzen [* 99] III«), [* 100]
ein 9 m hoher Baum mit elliptisch länglichen, unten weichhaarigen Blättern und gelben, wohlriechenden Blüten, trägt braunrote Früchte von der Größe einer mittlern Birne, mit grünem, wohlschmeckenden Fleisch, die in Südamerika [* 101] und Westindien [* 102] ein beliebtes Obst sind, das reif sowie unreif mit Salz [* 103] und Gewürzen genossen wird. Durch Auspressen gewinnt man aus dem Fruchtfleisch reichlich fettes Öl. Die Samen [* 104] liefern eine unauslöschliche Farbe, welche zum Zeichnen der Wäsche benutzt wird.
Von Persea indica Spr. (Madeiralorbeer), einem ansehnlichen Baum in Madeira, [* 105] auf den Kanarischen Inseln und in Japan, mit weißlichen Blüten, werden die lorbeerartig riechenden Blätter arzneilich benutzt.
Von Persea Lingue Nees und Persea Meyeriana Nees benutzt man die Rinde zum Gerben. Erstere liefert das Valdivialeder, enthält 1-18 Proz. Gerbstoff und kommt auch in den europäischen Handel.
s. Sternschnuppen. ^[= Lichtpunkte, die in heitern Nächten plötzlich am Himmel aufleuchten, rasch eine meist scheinbar ...]
(lat.), Verfolgung.
geteertes Segeltuch, womit Güter und Schiffsluken etc. gegen Nässe geschützt werden.
(Persephassa, bei den Römern Proserpina), in der griech. Mythologie Tochter des Zeus [* 106] und der Demeter, [* 107] ward, als sie einst auf der nysischen Flur (nach späterer Sage bei Enna in Sizilien) Blumen sammelnd von ihren Gespielinnen sich entfernt hatte, von Pluton, [* 108] der plötzlich aus der Erde auftauchte, geraubt und so zur Beherrscherin der Unterwelt erhoben. Demeter suchte die Tochter mit der an den Flammen des Ätna [* 109] angezündeten Fackel auf der ganzen Erde, bis ihr die Nymphe Arethusa oder ¶
Helios [* 111] das Schicksal derselben enthüllte. Zeus versprach ihr darauf, ihr die Tochter zurückzugehen, wenn dieselbe im Reich der Schatten [* 112] noch nichts genossen hätte, und gewährte ihr, da Persephone mit Pluton bereits einen Granatapfel geteilt hatte, daß sie wenigstens zwei Drittel des Jahrs auf der Oberwelt zubringen durfte. Der Sinn des Mythus ist unschwer zu erraten: er ist eine allegorische Darstellung des alljährlich vor unsern Augen sich erneuernden Schauspiels der absterbenden und wieder auflebenden Pflanzenwelt.
In den Eleusinischen Mysterien wurde der Mythus als das Bild einer höhern Idee, nämlich der Unsterblichkeit der Seele, aufgefaßt. Hier tritt Persephone als Kora (Tochter) in Verbindung mit ihrer Mutter Demeter und deren Sohn Iakchos auf, heißt aber auch, gleich jener, Despoina (»Herrin«). Außer in Eleusis ward Persephone auch in Böotien, im Peloponnes und auf Sizilien verehrt, meist gemeinschaftlich mit ihrer Mutter. Bei den Orphikern der spätern Zeit ist eine allwaltende Naturgottheit und wird vielfach mit andern mystischen Gottheiten, Hekate, [* 113] Gäa, Rhea, [* 114] Isis, [* 115] vermengt.
Der römische Name Proserpina scheint nur eine Latinisierung von Persephone zu sein. Dargestellt ward Persephone und Hades (Relief im Vatikan [* 116] zu Rom) Persephone entweder als liebliche Tochter der Demeter oder als strenge Gemahlin des Hades, mit königlichen Insignien und der Fackel, dem Symbol der eleusinischen Weihen (s. Abbildung). Einzelbilder sind schwer zu bestimmen, da ihr Ideal mit dem ihrer Mutter mehr oder weniger zusammenfließt; nur wird sie stets jugendlicher aufgefaßt sein. In einer Gruppe bildete sie Praxiteles, in einem Relief (zusammen mit Pluton, Dionysos [* 117] und zwei Nymphen) Kolotes.
Öfters kommt sie in größern Darstellungen vor, besonders in Schilderungen der Aussendung des Triptolemos (s. Abbildung bei Demeter, Fig. 2), ihrer Entführung durch Hades und ihrer Rückkehr auf die Erde. Diesen Gegenstand behandeln mit Vorliebe die römischen Sarkophagreliefs, doch war der Raub der Kora auch Inhalt eines Gemäldes des Nikomachos und einer Gruppe des Praxiteles. Die Auffahrt der Persephone aus der Unterwelt ist sehr schön auf einem Vasenbild (Fragment des Marchese del Vasto) dargestellt. In der römischen Zeit ist ihre Vereinigung mit Dionysos (als Liber und Libera), der Brautzug beider unter Begleitung bacchantisch rasender Satyrn [* 118] und Mänaden sehr häufig auf Sarkophagen behandelt. Eine dichterische Bearbeitung der Persephonesage enthält Goethes kleines, dem »Triumph der Empfindsamkeit« eingeschaltetes Monodrama »Proserpin«.
Vgl. Preller, Demeter u. Persephone (Hamb. 1837);
Förster, Der Raub und die Rückkehr der Persephone (Stuttg. 1874) und in den »Jahrbüchern für Philologie« (1876, S. 804 ff.);
Overbeck, Griechische Kunstmythologie, 4. Buch: »Demeter und Kora« (Leipz. 1878).
[* 110] ^[Abb.: Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom).]
die spätere Hauptstadt Persiens, vornehmlich durch Dareios I. und Xerxes vergrößert und verschönert, lag unweit der Vereinigung der Flüsse Araxes (Kur) und Kyros oder Medos (Pulwar) in einer fruchtbaren Ebene und hatte eine mit einer dreifachen Mauer umgebene, den königlichen Palast, das Erbbegräbnis und die Schatzkammer der Könige enthaltende Burg, die von Alexander geplündert und niedergebrannt wurde, während die Stadt selbst wohl verschont blieb und noch in der Makkabäerzeit erwähnt wird.
Die im Thal [* 119] des Pulwar erhaltenen antiken Reste sind zweierlei: nördlich vom Fluß die mit vier altpersischen Gräbern (darunter dasjenige des Dareios) und sassanidischen Skulpturen bedeckte steile Felswand Naqsch i Rustam und südlich davon, vom Gräberberg Rachmed im Osten überragt, eine Gruppe von Terrassen, Tacht i Dschamshid (d. h. Thron [* 120] des Dschamshid) genannt, zugänglich gemacht durch Prachttreppen und Thorhallen, welche zu einer von 72 Säulen [* 121] getragenen Audienzhalle führen, von der noch 13 Säulen stehen. Südlich schließen sich die Reste zweier von Dareios und Xerxes erbauter Paläste, östlich die der sogen. Hundertsäulenhalle daran. Während gewöhnlich letzterer Gebäudekomplex für die Burg von Persepolis gehalten wird, suchen neuerdings Stolze und Andreas (»Die achämenidischen und sassanidischen Denkmäler und Inschriften von Persepolis«, 150 Lichtdrucktafeln nach photographischen Aufnahmen, mit Erklärung von Nöldeke, Berl. 1882) dieselbe bei Naqsch i Rustam und meinen, daß Tacht i Dschamshid (vulgär auch Tschihil minar, d. h. die 40 Türme, genannt) nur für feierliche, mit dem Kultus in enger Verbindung stehende Handlungen, wie Neujahrs- und Krönungsfest, bestimmt war. An die Stelle der am Pulwar liegenden Stadt Persepolis trat das aus dem Material derselben erbaute Istachr, das noch 632 Residenz des letzten Sassanidenkönigs war, aber bald darauf vom Kalifen Omar zerstört wurde. (S. die Tafeln »Baukunst [* 122] II« und »Bildhauerkunst [* 123] I«.)
die von 490 bis 449 v. Chr. zwischen den Persern und den Griechen geführten Kriege, unternommen von den Persern, um durch Unterwerfung von Hellas ihre Weltherrschaft zu vollenden, und, nachdem dies mißlungen, fortgesetzt von den Griechen, um sämtliche Städte griechische Nationalität von dem fremden Joch zu befreien und sich die Herrschaft im Mittelmeer anzueignen. Die Perserkriege sind die Heldenzeit des griechischen Volkes und haben eine hervorragende weltgeschichtliche Bedeutung.
Der unter dem Zepter der persischen Großkönige vereinigte Orient schien nicht nur an Macht, sondern auch an Kultur dem kleinen, einfachen, überdies politisch zersplitterten Griechenvolk so überlegen, daß dessen Unterordnung unter das Weltreich nicht nur von den Persern, sondern auch von vielen Griechen selbst für unvermeidlich gehalten wurde und diesen ebenso wie den ionischen Städten in Kleinasien und den Phönikern eine ehrenvolle, bedeutende Stellung in Aussicht stellte. Daher war der Anlaß zum feindlichen Zusammenstoß ein fast zufälliger, der Widerstand der Griechen anfangs vereinzelt und unentschlossen. Erst ¶