als der wahren Unschuldswelt, Häufung von schmückenden Beiwörtern,
Malerei durch
Sprache
[* 2] und gekünstelte Strophenformen
etc.) und wirkten hierdurch wie durch geistlose Nachäfferei der
Italiener und
Spanier nur zum
Verfall der deutschen
Poesie,
die sie zu heben beabsichtigten. Die anfangs in Privatgärten gehaltenen Versammlungen des
Ordens wurden 1681 in einenWald
bei Kraftshof verlegt, wo durch zierliche
Anlagen ein »Irrhain« geschaffen und in diesem eine Anzahl von
Denkmälern verewigter
Mitglieder (deren jedes einen Hirtennamen und als
Sinnbild eine
Blume führte) errichtet wurde. 1794 fand eine Umgestaltung
des
Ordens statt, der als einfache litterarische
Gesellschaft noch heute besteht.
Regierungsbezirk
(Division) der
ProvinzBritisch-Birma im englisch-ind. Kaiserreich, begrenzt im N. vom ehemaligen
ReichBirma, im O. von der
DivisionTenasserim, im S. vom
Golf von
Martaban, im W. vom
Irawadi, gegen welchen der gleichnamige
Fluß
die
Grenze bildet, umfaßt 23,721 qkm (431 QM.) mit (1881)
1,262,393 Einw., davon 91 Proz. Buddhisten und 19,815
Christen. Der
Nationalität nach sind weitaus die meisten Birmanen, dann
Karen, Taleng u. a.; von Europäern zählte man 11,860, darunter 339 Deutsche.
[* 3]
Den ganzen östlichen Teil durchzieht eine von N. nach S. streichende bewaldete Bergkette, welche die
Grenze gegenTenasserim
bildet und nach
S. in niedrige
Hügel ausläuft; durch das flache Gelände zwischen dieser
Kette und dem
Irawadi zieht die
Eisenbahn
von
Rangun
[* 4] nach
Prome. Von
Flüssen sind außer dem schon genannten
Irawadi im südöstlichen Teil der eine ansehnliche
Strecke
aufwärts schiffbare Pegufluß zu nennen; im äußersten Südosten mündet der Silang.
Das
Klima
[* 5] ist sehr feucht (bis 6 m
Regen im Jahr); die Jahrestemperatur erreicht im Flußdelta 27° C. Von dem Gesamtareal
sind 10,287 qkm kulturfähig und 5291 qkm bebaut. In erster
Linie wird
Reis gebaut, dann Ölsaaten,
Tabak,
[* 6]
Baumwolle;
[* 7] sehr bedeutend
ist die
Kultur von Fruchtbäumen. Auf denFlüssen leben in 4638
Booten 23,851
Personen. Der
Handel ist sehr
bedeutend und wird durch ein vielverzweigtes
Netz schiffbarer, vom
Irawadi und
Sitang ausgehender Flußarme gefördert; neben
der genannten
Eisenbahn ist eine zweite
Linie von
Rangun nach Tounghu am obern Silang projektiert.
Der schiffbare
Lauf der
Flüsse
[* 8] hat eine
Länge von 1146, der der
Kanäle eine solche von 60 km. Für Verwaltungszwecke
zerfällt Pegu in vier
Distrikte:
Rangun Stadt, Hanthawadi, Tharrawadi und
Prome. Sitz der
Verwaltung ist
Rangun. Die
Volksbildung
ist verhältnismäßig nicht gering; die Zahl der Staatsschulen war 1883: 2030 mit 53,047
Schülern; außerdem waren des
Lesens
und Schreibens kundig 251,817
Personen männlichen und 10,684 weiblichen
Geschlechts. - Die Stadt Pegu, am
gleichnamigen
Fluß im Hanthawadidistrikt, war vor ihrer Zerstörung durch Alompra (1757) eine große und reiche Stadt und
die Hauptstadt des
Königreichs Taleng, zählte aber 1881 nur 5891 Einw. Portugiesen erlangten hier 1540 Zutritt
und hatten noch im Beginn des 17. Jahrh. Einfluß. 1569 besuchte ein
Venezianer, 1586 der erste
Engländer
die Hauptstadt. Sie wurde im ersten birmanischen
Krieg von den Engländern genommen, doch gleich darauf von den Birmanen zurückerobert, 1852 aber
endgültig von
England besetzt.
Vgl. Phayre, On the history of Pegu (im
»Journal of the Asiatic society of
Bengal«.
Kalkutta
[* 9] 1873).
(Mittelpersisch), die
SpracheIrans zur Zeit der
Sassaniden (3.-7. Jahrh.
n. Chr. und früher) eine höchst merkwürdige,
künstlich zusammengesetzte
Mischsprache, deren vollständige Entzifferung erst in neuester Zeit, namentlich
durch die Forschungen von
Haug, Mordtmann und
West bewerkstelligt werden konnte. Man unterscheidet gewöhnlich zwischen dem
Pehlewi der
Bücher und dem Pehlewi der
Inschriften, das auch auf
Münzen
[* 12] und auf geschnittenen
Steinen vorliegt.
Der
Name Pehlewi scheint
»Sprache der
Parther« (Pahlava) zu bedeuten, die nach dem
Sturz des persischen
Reichs
durch
Alexander d. Gr. über ein
Jahrhundert lang (bis zur
Gründung des Sassanidenreichs 226
n. Chr.) in
Iran herrschten. Aus
dieser
Periode stammen die ältesten Pehlewimünzen, die nach
Levy dem 4. Jahrh.
v. Chr. angehören; wahrscheinlich reicht aber
die Entstehung des Pehlewi in eine noch frühere
Periode hinauf, nämlich entweder in die Zeit der assyrischen
Herrschaft über
Iran, die schon im 8. Jahrh.
v. Chr. ihr Ende erreichte, oder wenigstens in die Zeit der Herrschaft der syrischen
Kultur in
Vorderasien.
Aus dieser assyrischen oder syrischen Einwirkung erklärt sich der aramäische
Charakter, den das Pehlewi sowohl
in betreff seiner Schriftzüge (so namentlich in dem ältern, dem
WestenIrans angehörigen Chaldäopehlewi der ältesten
Münzen)
als in betreff seiner sprachliche Eigentümlichkeiten zeigt. Es ist, wenigstens was seine semitischen
Bestandteile betrifft,
eine Tochter der schon in assyrischen
Inschriften des 8. Jahrh.
v. Chr. auftretende aramäischen
Dialekte (s.
Aramäische Sprachen).
Neben dem
Aramäischen hatten sich aber die einheimischen indogermanischen
DialekteIrans, die aus dem
Zend
und Altpersischen hervorgingen, im
Volk fortwährend behauptet und mußten zur Zeit der
Sassaniden, welche die altnationale
ReligionZoroasters und das nationale
Wesen neu aufrichteten, wieder entschieden hervortreten. So entstand das Pehlewi der
Sassaniden,
das als Schriftsprache einen vorherrschend semitischen (aramäischen)
Charakter hatte, in der
Aussprache
aber rein indogermanisch war, indem man nämlich anstatt der semitischen
Wörter und
Formen nationalpersische
Wörter und
Formen
von gleicher Bedeutung auszusprechen pflegte.
Die Schriftsprache heißt auch Huzwaresch; sie enthält über 500 aramäische
Wörter und
Formen, und namentlich sind die Pronomina,
die gebräuchlicheren
Präpositionen und überhaupt die gewöhnlichste Bezeichnungen dem
Aramäischen entnommen.
Aber noch jetzt werden von den Parsenpriestern bei lautem
Lesen die betreffenden
Wörter nicht nach ihrem wahren Lautwert ausgesprochen,
sondern sie bedienen sich gleichbedeutender persischer
Vokabeln. Das
Parsi, eine jüngere Nebenform des Pehlewi, und das Neupersische
haben dagegen die aramäischen
Elemente auch in der
Schrift beseitigt. - Die Pehlewilitteratur ist fast
ausschließlich religiösen
Inhalts und von großer Bedeutung für die Erforschung der durch ihr hohes
Alter und ihre reine
Moral so interessanten zoroastrischen
Religion. Besonders wichtig ist die Pehlewiübersetzung des
Zendavesta, die vielleicht
schon in die Zeit der assyrischen Herrschaft über
Iran zurückreicht
(Haug), in ihrer jetzigen Gestalt
aber wohl nicht älter als das 7. Jahrh.
n. Chr. ist; sie ist größtenteils herausgegeben von
Spiegel
[* 13] in seiner
¶
das dem 3. Jahrh. n. Chr. angehört. Aus der gleichen Zeit stammt das
umfangreichste Pehlewiwerk, der wichtige »Dînkart«, den ein gelehrter
Parsenpriester herauszugeben begonnen hat (Bombay
[* 16] 1875 ff.). Andre Werke in Pehlewi sind: »Nirangistan«,
»Dadistan-i-dini«, »Minok-i-khard«,
»Chatrang-namak« etc. Ein p.-englisches Wörterbuch gibt Jamaspji in Bombay heraus. Die beste Grammatik des Pehlewi lieferte Haug
in seinem »Essay on the Pahlavi language« (Lond. 1870).
Vgl. auch Spiegel, Grammatik der Huzvâreschsprache (Leipz. 1856);
südamerikan. Indianervolk in den Andes von Patagonien (s. d.) und von da
nach O. in die Ebenen sich ausbreitend, von den Tehueltschen mit dem Namen Penck bezeichnet und nach Musters
identisch mit den Pampa (während Falkner die Tehueltschen als Pueltschen bezeichnet). Sie sind kräftig gebaute, dunkel olivenfarbige,
räuberische Nomaden und stehen auf einer sehr tiefen Bildungsstufe. Ihre kegelförmigen Hütten
[* 20] gleichen den Jurten der Tataren.
Mit ihren Nachbarn liegen sie stets in Fehde, doch sind sie gegen Fremde gastfrei und im Handel ehrlich.
S. Tafel »AmerikanischeVölker«,
[* 21] Fig. 30.
Fluß im nordöstlichen China,
[* 22] entspringt an der Grenze der Mongolei, fließt südöstlich
in einer Entfernung von 20 km an Peking
[* 23] vorüber, nimmt bei Tiëntsin den von NW. kommenden Whenho sowie von S. her den Janho
und Hutanho mit dem in letztern mündenden Kaiserkanal auf, durch welchen eine unmittelbar Wasserverbindung
zwischen Nanking und Peking hergestellt wurde, indem der Kanal
[* 24] von Tatung Peking und Tungtscheu am Peiho verband. Der Peiho ist ein
Glied
[* 25] in der »Wasserweg« genannten Abteilung der chinesisch-zentralasiatischen
Ausfuhrstraße nach Sibirien, da der Thee des mittlern China auf dem Jantsekiang ans Meer, von dort nach der
Mündung des Peiho und dann in flachen Booten flußaufwärts 116 km weit bis Tungtscheu geht.
Das Einlaufen in den Fluß erschwert eine Barre; die Wassertiefe ist 3½ m, nimmt aber später stark ab. An der Mündung bei
Taku hatte China zum Schutz seiner Hauptstadt starke Befestigungen angelegt, welche von einer
englischen Truppenabteilung zu stürmen versucht wurden (vgl. China, S. 20 f.). Seitdem sind diese Forts verstärkt, um Befestigungen
am Unterlauf des Flusses vermehrt
und mit Riesengeschützen deutschen und englischen Fabrikats ausgerüstet worden. Der Flußeingang
ist überdies durch Torpedoschiffe verteidigt.
ausgedehntes Fabrikdorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 26] Kreis
[* 27] Reichenbach,
[* 28] an der Peile, besteht aus den
sechs Gemeinden: Oberpeilau I mit 2546, Oberpeilau II mit 1108, Obermittelpeilau mit 731, Mittelpeilau mit 630, Niedermittelpeilau
mit 747 und Niederpeilauschlössel mit 709, zusammen einschließlich sieben Gutsbezirke mit (1885) 7082 meist
evang. Einwohnern. Es befinden sich hier eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Schloß, bedeutende Baumwollwaren- und Leinenfabrikation, Fabriken für Marmorwaren, Öfen,
[* 29] Preßhefe, Gummiwaren
etc., Dampfmehl- und Dampfsägemühlen, Bierbrauerei
[* 30] etc. Bei Oberpeilau
I liegt die Herrnhuterkolonie Gnadenfrei (s. d.).
im Seewesen s. v. w. abmessen, untersuchen, beobachten. Die Sonne
[* 31] peilen heißt die Bestimmung des
Azimut; die Küste, bez. einen Leuchtturm peilen heißt die Berechnung des Winkels, den die vom Kompaß
[* 32] nach jenen festen, auf der
Seekarte vorgezeichneten Gegenständen gezogene Linie mit dem magnetischen Norden
[* 33] bildet. Kreuzpeilung heißt die Bestimmung
der Richtung, welche gleichzeitig von zwei solchen Gegenständen gewonnen wird, wobei der Ort des Schiffs
im Durchschnittspunkt beider Linien liegt. Die Tiefe peilen bezieht sich auf Tiefenmessung.
[* 34] Geringe Fahrwassertiefen werden mit
der Peilstange gemessen, größere mit dem Tieflot; der Wasserstand in den Schiffsräumen wie im Pumpensod (Bilge) wird durch
den Peilstock ermittelt, einen in Zentimeter geteilten Stab.
[* 35]
dann die beim hochnotpeinlichen
Halsgericht zum letztenmal wiederholte Frage an den Verbrecher, ob er sein Verbrechen noch jetzt zugestehe,
nach deren Bejahung der Stab gebrochen, das sogen. Zetergeschrei eröffnet und zur Vollstreckung der Strafe selbst geschritten
ward;
(franz., spr. pängtühr-bogahrts), von
dem Lithographen Henri Bogaerts in Herzogenbusch erfundenes Verfahren zur Vervielfältigung von Ölgemälden, durch welches Kopien
von Ölgemälden auf Malleinwand oder auf Holz
[* 39] so hergestellt werden, daß sie jede kleine Erhöhung oder Vertiefung des Originals
vom zartesten Pinselstrich bis zum pastosen Farbenauftrag getreu wiedergeben (was der gewöhnliche Öldruck
nicht vermag), so daß, wenn die Kopie nach Zeichnung u. Kolorit gelungen ist, sie vom Original kaum zu unterscheiden ist. Das
Verfahren ist besonders auf starke Reliefwirkung berechnet.
(spr. pängtühr-mat), eine vom belgischen MalerWiertz erfundene und angewandte Technik der Malerei, deren
Material aus 3 Teilen Farbe, 1 Teil venezianischen Terpentins, 2 Teilen Terpentin- oder Lavendelöls oder
Spiritus
[* 40] besteht. Damit wird auf ungrundierter Leinwand gemalt, indem man bei der Untermalung zunächst aquarellartig zeichnet
und modelliert und nach und nach die Leinwand impastiert. Um die hier und da durch die pastose Farbe verdeckte samtartige Fläche
der Leinwand herzustellen, dient eine in Pinselform gebundene Bürste von langen Nadeln.
[* 41] Nach dem Tod ihres
Erfinders hat die Peinture-mate keine weitere Verbreitung erlangt. Vgl. Wiertz, Peinture-mate (Brüssel
[* 42] 1859).
(russ. Tschudskoje-Osero), See in Rußland, zwischen den GouvernementsEsthland,
[* 43] Livland, Pskow und St. Petersburg,
[* 44] wird im SO. durch den 5-15 km breiten und 63 km langen sogen.
Warmen See mit dem Pskowschen See verbunden und hat mit diesen zusammen ein Areal von 3513 qkm (63,8 QM.). Er ist tief und sehr
fischreich. Von S. nimmt er die Welikaja, von W. den Embach auf und fließt nach N. durch die Narowa (s. d.) in den
FinnischenMeerbusen ab. Der Peipus hat flache, sandige, großenteils bewaldete Ufer und einige bewohnte Inseln (darunter Porka).
Der See diente einst als Hauptwasserweg zwischen den Hansestädte der Ostsee und den Städten im innern Rußland. S. Karte »Livland
etc.«
Plum. et Haw., Gattung aus der Familie der Kakteen,
[* 45] Sträucher und Bäume in Zentralamerika,
[* 46] mit fleischig-holzigem Stamm, runden Ästen, fleischigen, halbcylindrischen oder stachen, gestielten oder sitzenden, abfallenden
Blättern, in deren Achseln oft mit starken Stacheln bewaffnete Polster stehen, einzeln achselständigen oder am Stengel
[* 47] gebüschelten,
meist weißen, gelben oder roten, rosenartigen Blüten und kugeligen oder länglichen Früchten, welche bei einigen Arten eßbar
sind.
Peireskia aculeataPlum. (Barbadosstachelbeere), in Westindien, mit 5 m hohem, ästigem und stachligem Stamm
und elliptischen Blättern, trägt gelbe, angenehm schmeckende Früchte, welche auf den Antillen als Obst gegessen und als Heilmittel
benutzt werden. Bei uns werden mehrere Arten kultiviert und dienen als Unterlage, um darauf verschiedene Arten von Epiphyllum
zu veredeln.
Später begleitete ihn Theseus in die Unterwelt, um ihn bei der beabsichtigten Entführung der Persephone
[* 52] beizustehen. Als sich
aber die Verwegenen hier ermüdet niedersetzten, fühlten sie sich angefesselt und vermochten nicht wieder aufzustehen (so
war es von Polygnot in der Lesche zu Delphi dargestellt). Herakles,
[* 53] als er denKerberos
[* 54] aus der Unterwelt herausholte,
wollte sie befreien; doch gelang ihm dies bei Peirithoos nur auf Kosten von dessen Hinterbacken. Peirithoos hatte mit Theseus zu Athen ein Heroon.
ursprünglich der erste Minister der Marathen (s. d.), dessen Amt jedoch erblich wurde, und der zu Ende des 18. Jahrh.
von seiner ResidenzPuna aus die Staaten der Marathen von sich abhängig machte, infolgedessen sie später
in ein Vasallenverhältnis zu ihm traten;
(Pisistratus), Tyrann von Athen, geboren um 600 v. Chr., Sprößling des angesehenen
attischen Geschlechts der Philaiden, Sohn des Hippokrates, Verwandter des Solon. Schlau und ehrgeizig, wußte er das niedere
Volk, die Diakrier, für sich zu gewinnen, indem er ihnen Befreiung aus ihrer gedrückten Lage versprach, und wurde bald das
mächtigste Parteihaupt in Athen. Nachdem er durch das Vorgeben, von den Häuptern der Aristokraten verfolgt
zu werden, trotz des WiderspruchsSolons eine Leibwache von 50 Keulenträgern und die Erlaubnis, dieselbe beliebig zu vermehren,
erhalten hatte, bemächtigte er sich der Akropolis
[* 56] und warf sich so zum Herrscher Athens auf (560). Zwar ward Peisistratos bald darauf
durch die Vereinigung der Pediäer und Paralier, der
¶
mehr
Anhänger des Lykurgos und Megakles, aus Athen vertrieben, doch 554 durch den letztern zurückgerufen unter der Bedingung, daß
er seine Tochter heiraten solle. Infolge neuen Zerwürfnisse mit seinem Schwiegervater mußte Peisistratos 552 nach
Eretria abermals in die Verbannung gehen; doch setzte er sich elf Jahre später (541) durch den Sieg bei
Pallene mit Gewalt wieder in Besitz der Tyrannis über Athen und zwar unter Mitwirkung der Thebaner, Argeier und des Lygdamis
von Naxos. Peisistratos regierte fortan gerecht und mild.
Nur die Leitung der Staatsangelegenheiten und die Besetzung der höchsten und wichtigsten Staatsämter behielt er sich vor,
im übrigen ließ er die GesetzeSolons in ungeschmälerter Geltung. Er begünstigte den Landbau und suchte
den Bauernstand zu heben. Auch Künste und Wissenschaften fanden an ihm einen eifrigen Beförderer; er gründete das Olympieion,
legte das Lykeion an und rief andre Bauten zur Verschönerung und Erweiterung der Stadt ins Dasein. Selbst eine ansehnliche
Büchersammlung hat er zusammengebracht.
Für die poetische Litteratur der Griechen ist aber vor allem die durch ihn veranstaltete Sammlung und Rezension der Homerischen
Gesänge von hoher Bedeutung. Als er 527 starb, konnte er die Herrschaft anscheinend gesichert seinen SöhnenHippias und Hipparchos
(gewöhnlich mit dem Namen der Peisistratiden bezeichnet) hinterlassen, während ein dritter Sohn, Hegesistratos,
in Sigeion am Hellespont herrschte.
Vgl. Flach, Peisistratos und seine litterarische Thätigkeit (Tübing. 1885);
Werkzeug zum Antreiben der Zugtiere etc., besteht gewöhnlich aus einer von Lederriemen
oder Bindfaden geflochtenen Schnur (Peitschenschnur) und aus einem nach oben zu elastischen Stock (Peitschenstock).
Am Ende der
Peitschenschnur ist eine kurze, dünne, geflochtene Schnur von Seide
[* 64] oder Hanfzwirn befestigt, die Peitschenschmitze.
Die Peitschenstöcke
werden aus jungem Ahorn-, Ulmen- oder Wacholderholz, im obern Teil aus Fischbein oder Spanischem Rohr, mit
Leder, Darmsaiten oder Seide gelochten, gefertigt.
(TrichocephalusGötze), Gattung der Trichotracheliden, einer Familie der Nematoden oder Fadenwürmer, ist
ein Eingeweidewurm mit warzenförmig aufgetriebenem Hinterleib, welcher sich ziemlich scharf gegen den weit längern, fadenförmigen
Vorderleib absetzt und beim Weibchen gestreckt, beim Männchen spiralig eingerollt ist. Man
kennt etwa 12 Arten,
die in Säugetieren, besonders in Pflanzenfressern, und zwar meist in deren Blinddarm schmarotzen.
Sie sitzen mit dem fadenförmigen Ende unter der Darmschleimhaut befestigt, so daß nur der Hinterleib hervorragt. T. disparRud., 40-50 mm lang, 1 mm dick, findet sich sehr häufig und sehr verbreitet (nicht in kältern Gegenden)
zu 4-12 Stück besonders im Blinddarm des Menschen. Die Eier
[* 65] gelangen mit dem Kot nach außen und entwickeln sich sehr langsam
in Wasser oder feuchter Erde. Sie gelangen wohl ohne Zwischenträger durch Trinkwasser, mit rohem Gemüse etc.
wieder in den Magen
[* 66] des Menschen und entwickeln sich dann sehr schnell. Nur wenn der Wurm
[* 67] in sehr großer Zahl auftritt, kann
er durch den Reiz, den er auf die Darmhaut ausübt, das Gehirn
[* 68] affizieren; sonst ist er ganz harmlos.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt,
[* 69] KreisKottbus, am östlichen Ende des Spreewaldes
und an den LinienHalle-Guben und Frankfurt a. O. Kottbus der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne Pfarrkirche, ein Amtsgericht,
bedeutende Wollspinnerei und Tuchfabrikation, eine Dampfschneidemühle, wichtige Fischerei
[* 70] in den 912 Hektar großen königlichen
Karpfenteichen und (1885) 3690 meist evang. Einwohner. - Peitz, welches 1462 an
Brandenburg
[* 71] kam, wurde 1554-62 stark befestigt, im Siebenjährigen Krieg 1758 und 1759 von den Österreichern
erobert; die Festungswerke wurden von Friedrich d. Gr. 1767 geschleift.
König von Israel 736-734 v. Chr., vorher Feldherr seines Vorgängers Pekajah, ermordete diesen, suchte sich durch
Härte u. Grausamkeit auf dem Thron
[* 74] zu befestigen, verband sich gegen Juda mit den Syrern und ward wiederum
von Hosea ermordet.
niederländ. Regentschaft auf der Nordküste der InselJava, zwischen Samarang und Tegal, 1789 qkm (32,5
QM.) groß mit (1886) 531,563 Einw.
(darunter 544 Europäer und 5147 Chinesen), ist von den nördlichen Ausläufern des Dienggebirges erfüllt, wohlbewässert und
überaus fruchtbar.
(Pikesche, besser Bekiesche, poln.), mit Schnüren etc. besetzter und mit Pelz verbrämter
oder gefütterter Überrock für Männer, der besonders in polnischen Ländern üblich ist, aber auch von Farbenstudenten in
vollem Wichs getragen wird.
¶
[* 23] (d. h. nördliche Hauptstadt), Hauptstadt des chines.
Reichs, Residenz des Kaisers, liegt unter 39° 45' nördl. Br. und 116° 28' 48'' östl. L. v. Gr., in einer
nur 37 m ü. M. erhobenen Ebene, ganz nahe den südöstlichsten Ausläufern der Bergzüge, welche das Plateau
der Mongolei im S. begrenzen, zwischen den Flüssen Wenho und Peiho und durchflossen von drei Bächen, welche, zum Kanal von Tatung
vereinigt, bei Tungtscheu in den Peiho sich ergießen. Die Stadt nimmt einen Raum von 6340 Hektar ein, doch ist
ein großer Teil dieses Raums nicht von Wohnhäusern, sondern von Gärten, Tempeln, großen Teichen und verlassenen Palästen
eingenommen. Peking besteht aus der nördlichen Tatarenstadt, einem regelmäßigen Viereck,
[* 76] und einer durch eine 9 m hohe und
sehr breite Mauer davon geschiedenen Chinesenstadt, welche eine größere Ausdehnung
[* 77] nach O. und W. besitzt.
Beide Städte sind von Mauer und Graben umgeben. Die Chinesenstadt ist zwar nicht die volkreichste, hat aber dafür den bedeutendern
Verkehr. Die Tatarenstadt ist zwar regelmäßiger gebaut, aber keineswegs besser, ausgenommen bei den auswärtigen Gesandtschaften
und den langen Triumphalstraßen, welche auf Marmorbrücken mit symbolischen Tierfiguren die Kanäle überschreiten. Die Straßen
sind breit, aber sehr staubig, unreinlich und voll Gruben stinkenden Unrats; sie kreuzen sich in rechten Winkeln.
Die Häuser sind niedrig, jene der Privaten von armseligem Ansehen; die Häuser der bessern Klassen sind von der Straße durch
eine hohe Mauer abgeschlossen und haben im Innern des Gevierts große Hofräume. In allen Richtungen sind
Bäume durch die Stadt zerstreut. Der Straßenverkehr ist, besonders in der Chinesenstadt, außerordentlich groß; beim
Gehen kommt man mit Fußgängern, Sänften, einspännigen und zweispännigen Fuhrwerken stets in starkes Gedränge.
Den Mittelpunkt der Tatarenstadt bildet die kaiserliche Stadt, umgeben von einer Mauer, deren vier Thore sich nach den
vier Himmelsgegenden öffnen. Den größern Teil dieser Stadt nehmen ein künstlicher See und Baumanlagen ein. Zwei Hügel erheben
sich hier, deren einer die ganze Stadt beherrscht. Die Gebäude bestehen aus einer Menge von Einzelhäusern, alle aus roten
Backsteinen erbaut; die Dächer des Palastes sind gelb (die Farbe des kaiserlichen Hauses), jene der Mandarinen
und Regierungsbüreaus, die alle in der kaiserlichen Abteilung der Stadt liegen, hellgrau, die Tempeldächer dunkelblau;
die großen freien Plätze sind mit farbig glasierten Ziegeln gepflastert.
Innerhalb dieser vor dem Palastviertel sich ausdehnenden Tatarenstadt steht in der Südostecke die alte Sternwarte
[* 78] der jesuitischen
Missionäre mit ihren kunstvollen Instrumenten chinesischer Arbeit, darunter ein 2 m im Durchmesser haltender
Himmelsglobus, auf welchem die Sternbilder durch kupferne Abbildungen dargestellt sind. Die russische Sternwarte enthält eine
ausgezeichnete Sammlung chinesische Werke, die Lazaristenmission ein sehr schönes Naturalienkabinett.
Etwa 5 km außerhalb der Mauer steht der Tempel
[* 79] der Glocke, mit der berühmten großen (eisernen) Glocke (1250 Ztr. schwer);
vor einem der Westthore liegt der sehenswerte Begräbnisplatz der Jesuiten, die sich durch ihre Missions- wie wissenschaftlichen
Arbeiten berühmt gemacht haben, vor einem der Nordthore der Friedhof der Europäer. Nahe der Mauer der Chinesenstadt
residieren die Gesandten der europäischen Mächte und befindet sich die russische Kolonie sowie die wenigen christlichen Kirchen
und europäischen Anstalten (Hospitäler etc.) der Stadt.
Die dem Tatarenteil vorliegende Chinesenstadt ist das bürgerliche Peking mit seiner aus Chinesen, Mandschu, Mongolen, Koreanern,
Japanern, Tibetern etc. gemachten bunten Bevölkerung;
[* 80] hier liegen alle Warenhäuser und Verkaufsbuden,
von deren Dächern ein Wald von Stangen emporragt, jede ein in der Luft flatterndes, mit dicken Buchstaben bemaltes Aushängeschild
von Papier tragend. Der großartige Eindruck, welchen das rege Verkehrsleben, die große Zahl stattliche Spitztürmchen, Brücken
[* 81] und glockenbehängter Tempel machen, wird verwischt durch die zahlreichen Beweise des Verfalls einstiger
Größe.
Die Straßen gleichen eher einem Bachbett, knietief liegt Schutt und Trümmerwerk aller Art; übelriechender Staub, von jedem
Luftzug in dichten Schichten emporgewirbelt und Gesichts- wie Geruchswerkzeuge beleidigend, überdeckt alles. Im südlichsten
Teil der Chinesenstadt stehen zwei Tempel, welche an Größe mit dem kaiserlichen Palast wetteifern, der
Tempel des Himmels und der Tempel des Ackerbaues. Der erstere erhebt seine mit Fayence
[* 82] und Holzschnitzereien in Blau, Rot, Goldgelb
und Grün geschmückte und von zwei übereinander sich erhebenden Dächern gekrönte Rotunde auf einer hohen Marmorterrasse;
der zweite ist zwar kleiner, aber noch höher gelegen, hat drei Dächer und ist von einem wahren Wald von
Säulen
[* 83] umgeben, welche die Balkone und Treppen
[* 84] stützen und zieren.
Hier liegt auch der »heilige Acker«, auf welchem der Kaiser früher jährlich mit einem Pflug
[* 85] von Elfenbein und Gold
[* 86] eine Furche
pflügte. Die Buddhisten besitzen in der Tataren- und in der Chinesenstadt je ein Kloster für 2-3000 Insassen,
welche Bauten ebenso wie die kaiserlichen Tempelgebäude in gutem Stand erhalten sind. Die Bevölkerung wird sehr verschieden
angegeben: wie es scheint, weil einige auch die Umgegend hinzurechnen, während andre ihre Zahlangaben auf die Stadt allein
beziehen.
Die letzte amtliche chinesische Zahlung, die bekannt ist (1845), ergab: 1,648,814 Einw. für Peking, 2,553,159
für Peking mit den Distrikten Dassin und Wanpin;
neuere Reisende gehen bis auf 900,000, ja (Bretschneider) bis auf 500,000 Einw.
herunter.
Eine Stadtverfassung hat Peking nicht; die Bevölkerung wird durch den Polizeistock in Ordnung gehalten, das Polizeikorps
ist auf 90 Stationen verteilt. Von Militär liegen kaum 10,000 Mann Miliztruppen in der Stadt; die Garde
garnisoniert nördlich von Peking in dem 1860 arg verwüsteten Sommerpalast Juan min juen, die Feldtruppe neuerer Organisation
am untern Peiho. An Schul- und Bildungsanstalten ist Peking reich; seit 1868 besitzt es eine Universität unter der Leitung des
durch seine chinesischen Übersetzungen von Wheatons und Bluntschlis »Völkerrecht« bekannten Dr. Martin mit
einem Kollegium europäischer Lehrer aller Nationen. Peking ist Sitz des Generalinspektors der Seezölle (SirRobertHart), der mit
einem Stab von Sekretären von dort aus den europäisch organisierten Zolldienst der 19 Vertragshäfen leitet. Als oberste
¶
mehr
Behörde für die Regelung der auswärtigen Angelegenheiten hat ebenfalls in Peking seinen Sitz das Tsungli-Yamen, ein meist aus
Präsidenten der exekutiven Departements bestehendes Kollegium. - Peking wurde gegründet vom Kaiser Chubilai 1279, der hierher seine
Residenz von Nanking verlegte, umgebaut vom Kaiser Junglo 1471, 1644 von den Mandschu beim Sturz der Mingdynastie
geplündert, 1662 und 1730 von Erdbeben
[* 88] heimgesucht, wobei 300,000 und 100,000 Einw. umkamen; wurde die Stadt
von englisch-französischen Truppen besetzt, welche dieselbe erst nach Unterzeichnung des Friedens wieder räumten (s. China,
S. 21). Bereits 1728 hatten die Russen eine Kolonie in Peking gegründet; englische Gesandte residieren hier
zeitweise seit dem Opiumkrieg, französische, italienische, deutsche folgten 1861.
Vgl. Bretschneider, Die Pekinger Ebene und
das benachbarte Gebirgsland (Ergänzungsheft Nr. 46 zu »Petermanns Mitteilungen«, 1876);
Jametel, Pékin, souvenirs de l'empire
du milieu (das. 1887).
Alle Pektinkörper sind farblos, unkristallisierbar, in Wasser teils löslich, teils unlöslich, bilden aber oft mit Wasser eine Gallerte
und gehen niemals in Zucker
[* 89] über. Pektin C4H6O4 findet sich in reifen Früchten und fleischigen
Wurzeln, ist farb-, geruch- und geschmacklos und bildet mit Wasser eine schleimige, bei Gegenwart von Eiweiß
gallertartig Lösung, aus welcher es durch Alkohol und Bleiessig gefällt wird; mit Salpetersäure bildet es Zuckersäure, dann
Schleimsäure, bei langem Kochen mit Wasser geht es in Parapektin über, welches sich neben Pektin in reifen Früchten findet,
und bei Behandlung mit verdünnten Säuren in Metapektin, welches in überreifen Früchten vorzukommen
scheint.
Bei Einwirkung von Alkalien oder Pektase auf Pektin entsteht Pektosinsäure und dann Pektinsäure (Gallertsäure). Letztere bildet
eine farblose, in kaltem Wasser kaum, in heißem schwer, in Alkohol nicht, in den Lösungen neutraler Salze leicht lösliche Masse;
sie reagiert und schmeckt sauer und bildet mit den Alkalien lösliche, sonst unlösliche, gallertartig
Salze. Bei anhaltendem Kochen mit Wasser löst sich die Pektinsäure zu stark sauer reagierender Parapektinsäure, und beim Kochen
mit Alkalien gibt sie Metapektinsäure, das letzte Umwandlungsprodukt der Pektose, welches in überreifen Früchten vorkommt,
amorph, zerfließlich, in Wasser leicht löslich und nicht gallertig ist, sauer reagiert, fast nur lösliche
Salze bildet und bei weiterer Einwirkung ätzender Alkalien in Ameisensäure und Protokatechusäure, beim Erhitzen mit starken
organischen oder Mineralsäuren aber in eine andre Säure und Pektinzucker (Pektinose) zerfällt.
Metapektinsäure findet sich auch in Runkelrüben (Rübengummi) fast immer in unlöslicher, in verdorbenen Rüben oder in gewissen
Jahrgängen aber in löslicher Form. Das unlösliche Rübengummi wird durch Einwirkung alkalischer Flüssigkeiten
löslich, und Säfte, welche in etwas erhebliche MengeRübengummi enthalten, machen bei
ihrer Verarbeitung in der Zuckerfabrikation
große Schwierigkeiten. Die Metapektinsäure soll identisch sein mit der Arabinsäure, welche das arabische Gummi bildet. Die
Pektinkörper bilden einen wichtigen Bestandteil vieler Nahrungsmittel,
[* 90] aber ihr Wert für die Ernährung ist noch
nicht festgestellt.
(lat.), das Schwirren, in welchem beim lauten Sprechen der als Resonanzboden
wirkende Brustkorb gerät.
Das Verschwinden des Pektoralfremitus ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Brustfellentzündung, seine Verstärkung
[* 92] ein solches der Lungenentzündung.
eine Richtung innerhalb der protestantischen Theologie, welche den Spruch, daß
es bei dem Theologen auf das Herz ankomme (pectus facit theologum), zum Maßstab
[* 93] der Beurteilung theologischer Leistungen macht
und sich auch in ihren eignen wissenschaftlichen Bemühungen mehr oder weniger durch Gemütsinteressen beeinflussen läßt.
(lat.), das Sondervermögen des unter väterlicher Gewalt stehenden Hauskindes (im römischen Recht auch das
Vermögen des Sklaven). Im ältern römischen Recht galt nämlich der Grundsatz, daß alles, was ein Hauskind erwerbe, von selbst
in das Vermögen des Hausvaters falle. Erst nach und nach entwickelte sich das im wesentlichen noch heutzutage
geltende Pekulienrecht, wonach ein teilweise unbeschränktes, teilweise beschränktes Vermögen des Hauskindes statuiert ist.
Dies sogen. Pekulium besteht also zunächst in solchem Vermögen, woran der unter väterlicher Gewalt befindliche Sohn volles Eigentum
und alle Rechte eines Hausvaters, mithin selbständige Verwaltung und Veräußerungsbefugnis, hat. Hierher gehört alles, was
er im Soldatenstand oder mit Rücksicht auf Militärdienst und gelegentlich derselben erwirbt (peculium castrense); ferner,
was ihm zur Erlernung von Künsten und Wissenschaften oder mit Rücksicht auf schon erworbene Kenntnisse und Wissenschaften
zugewendet wird, oder was er durch dergleichen Kenntnisse und in den dadurch erlangten Ämtern erwirbt (peculium quasi-castrense).
Die zweite Art des Pekuliums begreift alles Vermögen, welches Söhne auf andre Art und Tochter überhaupt
erwerben, und hier unterscheidet man, ob solches Vermögen den Kindern vom Vater selbst gegeben worden (peculium profectitium),
oder ob es die Kinder von dritten Personen, einschließlich der Mutter, empfangen oder erworben haben (peculium adventitium).
Bei jenem haben die Kinder kein weiteres Recht als das, welches ihnen der Vater überläßt, in der Regel
das der Verwaltung; das Recht des Nießbrauchs und der Veräußerung steht dem Vater zu. Anders verhält es sich mit dem nicht
vom Vater herrührenden Vermögen, an welchem entweder der Vater die Verwaltung und den Nießbrauch hat, ohne
jedoch das Recht derVeräußerung zu besitzen (peculium adventitium regulare), oder an welchem ihm
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