15. Jahrh. und eines Passionsspiels des
AugsburgerMeistersängersSeb.
Wild. Im
Lauf der Zeit wurde der alte
Text stark verzopft
und verschnörkelt und endlich durch
Ettaler Klosterherren vollends den rhetorischen, opernhaften und schwülstig-allegorischen
Jesuitenspielen der damaligen Zeit angenähert, während die
Darstellung sich an die reinern Vorbilder der deutschen
Maler und Holzschneider des 15. u. 16. Jahrh.
anlehnte. Das Ammergauer
Spiel entwickelte sich unter reger
Teilnahme der gesamten
Bevölkerung
[* 2] des
Ortes namentlich nach der
malerisch-plastischen Seite der Aufführungen hin in ungewöhnlicher
Weise und bestand, wie schon erwähnt wurde, selbst den
Sturm, welcher in der Zeit des
Rheinbundes und unter dem gewaltsam neuernden
Regiment des
MinistersMontgelas
seine
Existenz bedrohte.
König
Max I. gestattete die Fortsetzung nach einer vorgängigen Umarbeitung des Gedichts, welche durch Othmar
Weiß (ehemals
Benediktiner zu
Ettal, gest. 1843 als
Pfarrer in Jesenwang) erfolgte, während der
Lehrer von
Oberammergau,
Rochus Dedler, die
noch heute zu dem
Spiel gehörteMusik komponierte. In die Modernisierung des
Textes, der 1850 eine nochmalige
Überarbeitung erfuhr durch den geistlichen
Rat Daisenberger (gest. 1883, Verfasser einer
Schrift über
Oberammergau) drangen
schwache Nachwirkungen der Humanitätsanschauungen des 18. Jahrh. ein, und die
Musik trug einen durchaus eklektischen, weichlichen
und opernhaften
Charakter.
Gleichwohl blieb dem
Oberammergauer Passionsspiel durch die den Evangelien unmittelbar entlehnten
Szenen,
durch die geschlossene
Einheit derDarstellung, die wirksame Vorführung von
Aufzügen und Volksszenen (namentlich beim Einzug
Jesu, bei der
Kreuztragung und der
Kreuzigung) und die schlichte
Kraft
[* 3] seiner malerischen Vorbilder ein bedeutender
Eindruck
gewahrt; das
Spiel wuchs mit seinem
Ruf, wenn auch dieGemeinde mit gutem
Rechte daran festhielt, niemals
andre als ihr angehörige
Kräfte an demselben sich beteiligen zu lassen.
Die Leitung des gesamten
Spiels ist einem
Ausschuß anvertraut; die Besetzung der
Rollen
[* 4] erfolgt durch diesen, einzelne
Rollen
vererben sich wie
Ehrenämter in gewissen
Familien. So bildete sich im
Lauf der Zeit ein
Stil, eine künstlerische
Tradition heraus, welche zu der vollendeten
Darstellung der Hauptgestalten, insbesondere der Gestalt
Christi, führte, welche
die Aufführungen in den letzten Jahrzehnten auszeichnete. Das
Theater
[* 5] selbst, eine mächtige
Bühne, welche nach herkömmlichem
Plan zu den Aufführungen eigens errichtet wird, steht auf einer
Wiese vor dem Dorf, und die
Matten und
Hügel, welche dasselbe umgeben, bilden gleichsam einen letzten großartigen
Hintergrund des Ganzen.
Der Zuschauerraum steigt amphitheatralisch auf und ist groß genug, um mehrere tausend
Menschen zu fassen; die übrige Einrichtung
des
Theaters bietet der
Darstellung nicht minder wesentliche und eigentümliche Vorteile. Das große
Podium trägt eine überdachte
Innenbühne, welche durch einen Vorhang geschlossen ist, je nach
Bedarf durch wechselnde
Dekorationen die
veränderte
Szene anzeigt und zur Vorführung aller der
Auftritte dient, die nicht auf den
Straßen von
Jerusalem
[* 6] vorgehen können.
Rechts und links von dieser Mittelbühne, deren Vorhang gleichsam ein
Stück der Stadt
Jerusalem vorstellt, stehen die mit
Balkonen versehenen
Häuser des Hohenpriesters und des
Pontius Pilatus, und durch offene Thorbogen sieht
man in die
StraßenJerusalems
hinein, welche wie die Vorderbühne unter freiem
Himmel
[* 7] liegen und die überdachte Innenbühne einschließen. Die ganze
Anordnung
vereinigt
so die Vorteile eines stehenden, der
Phantasie des Zuschauers sich einprägenden Schauplatzes mit
der Mannigfaltigkeit des Szenenwechsels und zeigt sich im Verlauf der
Handlung oft in ausgezeichneter
Weise benutzt. Die Aufführungen
von 1830, 1840 und 1850 trugen den
Ruf des
OberammergauerSpiels in die weitesten
Kreise;
[* 8]
EduardDevrient lenkte mit seiner
Schrift
»Das Passionsspiel zu
Oberammergau« (Leipz. 1850) die
Aufmerksamkeit auch derDramaturgen auf das mächtige
Ensemble und die erstaunlichen
Wirkungen dieser
Volks- und Festbühne des Alpendorfs.
Seitdem übten die Aufführungen, bei denen
je an 550 Darsteller von allen Altersklassen mitwirken, eine beständig steigende
Anziehungskraft, und die letzten (1880) wurden von
Zehntausenden von Schaulustigen aus dem gesamten
Deutschland,
[* 9] aus
England
und
Amerika
[* 10] besucht. Die einzelnen Aufführungen finden regelmäßig an
Sonntagen statt, jede währt (mit
Unterbrechung von einer
Stunde) volle neun
Stunden; eine kirchliche
Feier geht in der
Regel voraus. Die
Einnahmen der Ammergauer
Spiele (1880: 300,000 Mk.) kommen nach Abzug der
Kosten und einer mäßigen
Entschädigung an die Darsteller lediglich der
Gemeinde,
ihrer
Kirche und
Schule, ihren
Stiftungen etc. zu gute.
Im Handelswesen spricht man von dem passivenStand einer
Handlung, wenn sich das,
was sie andern schuldet (Passiva), mit dem, was sie besitzt und von andern zu fordern hat
(Aktiva), aufhebt oder es übertrifft.
Vgl.
Passivität.
(lat.), Zustand des
Leidens, der Unthätigkeit; sodann der eigentümliche Zustand einiger
Metalle, in welchem
sie von verdünnter
Salpetersäure nicht angegriffen werden, während sie in ihrem gewöhnlichen Zustand
in solcher
Säure oxydieren. Diese Passivität tritt besonders beim
Eisen
[* 15] hervor. Dasselbe wird von
Salpetersäure, deren
spezifisches Gewicht
unter 1,35 liegt, lebhaft angegriffen, während es in stärkerer
Salpetersäure nicht oxydiert, wohl aber in einen (passiven)
Zustand übergeführt wird, in welchem es nun auch schwächerer
Salpetersäure widersteht. In denselben
Zustand geht Eisendraht über, wenn man ihn an einer Weingeistflamme bis zum
Anlaufen erhitzt. Ein auf irgend eine
Weise passiv
gewordener Eisendraht schützt einen ungeglühten Eisendraht vor dem
Angriff einer
Salpetersäure von 1,35 spez. Gew., wenn
er mit demselben außerhalb der
Flüssigkeit in
Verbindung steht. Die
Rolle des passiven
Eisens kann auch
¶
mehr
Platin übernehmen, und der geschützte Draht
[* 17] wird selbst dann nicht von der Säure angegriffen, wenn man den passiven Eisendraht
oder den Platindraht entfernt; er ist selbst passiv geworden und kann einen andern Eisendraht schützen. Wenn Eisen- und Platindrähte
in Salpetersäure getaucht werden und sich außerhalb der Säure berühren, so bildet das Eisen gewissermaßen
den +Pol einer einfachen Kette, und dem entsprechend wird Eisen passiv, wenn man es als +Pol einer VoltaschenSäule in Salpetersäure
bringt, in welche bereits der negative Platinpol der Säule getaucht worden war.
Dabei entweicht der durch Wasserzersetzung frei werdende Sauerstoff, ohne sich mit dem Eisen zu verbinden.
Taucht man aber den positiven eisernen Poldraht vor dem negativen Poldraht in die verdünnte Säure, so wird er angegriffen,
während er unter allen Umständen passiv wird, wenn man statt der SäurenLösungen von Alkalien oder völlig neutralen Salzen
anwendet. Hierauf gründet sich die Konstruktion von Voltametern, welche durch Platten von Eisenblech gebildet
sind, die in Kalilauge eintauchen.
Aus der so starken elektronegativen Eigenschaft des passiven Eisens erklärt es sich, daß man die Platinplatte der Groveschen
oder den Kohlencylinder der Bunsenschen Säule durch Eisen ersetzen kann, wenn dieses nur immer in sehr konzentrierter Salpetersäure
steht. Wismut, Kupfer
[* 18] und Zinn zeigen, wenn auch in viel schwächerm Grad, ähnliche Passivitätserscheinungen.
Die Passivität des Eisens hat ihre Ursache wahrscheinlich in einer dünnen Oxydschicht, welche einerseits das Eisen vor dem Angriff der
Säure schützt, anderseits aber in ähnlicher Weise elektromotorisch wirkt wie eine Bleisuperoxydschicht, die eine Platinplatte
überzieht.
dem die Schrift »Über Zweck, Anlage und Ergänzung praktischer Wörterbücher« (das. 1812) vorausgegangen
war. Sonst edierte er: »Die Küsse des Johannes Sekundus« (lat. u. deutsch,
Leipz. 1807),
schrieb: »Grundzüge
der griechischen und römischen Litteratur- und Kunstgeschichte« (Berl. 1816, 2. Aufl. 1829),
»Die Lehre
[* 29] vom Zeitmaß der griechischen Sprache« (Leipz. 1820, 2. Aufl. 1827) und gab mit Jachmann das »Archiv deutscher Nationalbildung«
(Berl. 1812),
mit K. Schneider das »Museum criticum Vratislaviense« (Tl. 1, 1829) heraus. In der Breslauer Turnfehde wurde er
durch sein »Turnziel, Turnfreunden und Turnfeinden« (Bresl.
1818) der Vorkämpfer des Turnens. Seine kleinern Arbeiten wurden gesammelt als »Opuscula academica« (von Bach, Leipz. 1835)
und als »Vermischte Schriften« (von seinem Sohn W. A. Passow, das. 1843).
Sein Sohn WilhelmArthur Passow, geb. zu Jenkau bei Danzig, zuletzt Gymnasialdirektor in Thorn,
[* 30] gest. in Streitberg,
hat eine Anzahl ästhetisch-kritischer und litterarhistorischer Arbeiten veröffentlicht.
bei den alten RömernName für ein Maß von 5 Fuß (= 2 Gradus oder 2 × 2½ Fuß), bezeichnet
den Raum von dem Punkt, wo ein Fuß aufgehoben, bis dahin, wo derselbe wieder niedergesetzt wurde, also in unserm Sinn einen
Doppelschritt;
1000 solcher Passus (mille passus) sind eine römische Meile (1478,70 m).
Giuditta, Opernsängerin, geb. zu Saronno bei Mailand
[* 34] aus einer jüdischen Familie, erhielt ihre erste
musikalische Bildung im Konservatorium zu Mailand und begründete ihren Ruf 1822 durch ihr Auftreten auf der Bühne zu Verona
[* 35] bei
Gelegenheit des Kongresses daselbst. Im nächsten Jahr erhielt sie einen Ruf nach Paris und machte von hier
aus Kunstreisen nach fast allen großen europäischen Städten. Eine 2½ Oktaven, vom g bis zum dreigestrichenen d umfassende
sympathische Stimme, ein künstlerisch vollendeter Vortrag, eine edle Erscheinung und ausdrucksvolle Züge, dies waren die Eigenschaften,
welche in Verbindung mit ihrem großartigen Darstellungstalent den außerordentlichen Enthusiasmus erklären,
den sie allenthalben erregte. Bellini schrieb für sie seine »Sonnambula« und »Norma«, Pacini seine »Niobe«. Seit 1840 lebte
sie in Zurückgezogenheit auf ihrer Villa am Comersee, wo sie starb.
verschiedene Waren aus Mehlteig, z. B. Maccaroni, Nudeln. ^[= in verschiedene Formen gebrachter und getrockneter Teig aus Weizenmehl. Am geeigneten zur Nudelfabri ...]¶
diejenige Gattung der Malerei, die sich trockner Farben bedient, welche die Form von langen Stiften haben,
mit denen man auf Pergament, Papier oder neuerdings auch auf präparierter Leinwand zeichnet. Das Papier
erhält einen rauhen Grund, welcher durch einen Anwurf von feinem Sand oder pulverisierten Ossa sepiae (Sepiaschulpen oder -Schalen)
hergestellt wird. Die Pastellleinwand ist gewöhnlich grün grundiert. Das Pastellpapier wird auf Blendrahmen fest aufgeklebt,
Pastellleinwand und -Pergament wie bei der Ölmalerei auf Blendrahmen gespannt.
Die Zahl der Farbennüancen bei der Pastellmalerei beträgt gegen 400. Man unterscheidet harte, halbharte und weiche
Stifte. Die durch die Farbenstifte aufgetragenen Farben werden mit dem Finger oder dem Korkwischer auf dem Papier verrieben und
so, wie sie in Lokal- oder gebrochenen Tönen nebeneinander stehen, verschmolzen. Daher darf auch an den
Endpunkten jedes Lokaltons, wo besonders bei runden Körpern die Töne sich miteinander verbinden, die Farbe nicht zu dick aufgetragen
werden.
An den andern Teilen aber, wo der Körper mehr Tiefe oder mehr Erhabenes (Relief) ausdrückt oder sich scharf abschneidet, muß
die Farbe wiederholt kräftig aufgetragen und verrieben werden. Durch das geschickte Auftragen sowie
durch das gute Verreiben wird die Oberfläche der Farbe an den Körper, worauf man malt, mehr fixiert, und es entsteht dadurch
eine Art Rauheit, der sogen. Samt. Dieser Samt hat aber wenig Dauer, da durch jede Erschütterung die Farbeteilchen abfallen
und infolge davon die Kraft wie die Zartheit der Töne verloren geht.
Man hat daher schon oft Versuche gemacht, Pastellgemälde zu fixieren und den Samt festzuhalten. Nach einem Rezept von Ortlieb
bedient man sich eines dichten, nicht geleimten Papiers, auf dessen Rückseite man eine Lösung von Wasserglas eindringen läßt,
wodurch die Malerei fixiert wird. Staub, Einwirkung des
Sonnenlichts und Feuchtigkeit sind die Elemente zur
innern Zerstörung der Pastellgemälde, und es ist daher am sichersten, sie durch Verglasung zu schützen.
Die natürliche Frische der Farben, die nicht, wie bei der Ölmalerei, erst mit Firnis versetzt werden, sowie die zarte Weichheit
geben dieser Malerei, soweit ihre Grenze geht, eine außerordentliche Anmut; in vorzüglichem Grad ist sie
für Porträtmalerei geeignet. Der Ursprung der Pastellmalerei wird von einigen ins 15., von andern ins 16. Jahrh.
zurückgeführt. Jedoch sind die Leonardo da Vinci zugeschriebenen Pastellzeichnungen in Weimar u. a. O. nicht echt. Seine echten
farbigen Zeichnungen sind nur Studien in verschiedenfarbiger Kreide, ebenso wie die gleichartig ausgeführten
Zeichnungen von H. Holbein
[* 46] dem jüngern in WindsorCastle u. a. O. nur Studien, nicht Pastellmalereien im eigentlichen Sinn sind.
Erst im 18. Jahrh. bildete sich die Pastellmalerei als selbständiger Zweig der Malerei heraus. Diese Kunst, mit farbigen Stiften den Eindruck
einer Persönlichkeit auf das Papier gleichsam hinzuhauchen, ist für die Rokokozeit besonders charakteristisch.
In Frankreich waren La Tour, Liotard und besonders Vivien (1657-1736), in Italien
[* 47] Rosalba Carriera (1675-1757), in Deutschland
R. Mengs (1728-79) hervorragende Pastellmaler. Von diesen Meistern besitzt die DresdenerGalerie eine große Zahl von Pastellmalereien.
Ch. W. E. Dietrich versuchte Landschaften in Pastell zu malen, jedoch nur mit einfachen braunen Farben; einige
Bilder der Art befinden sich ebenfalls in Dresden
[* 48] in der königlichen Handzeichnungensammlung. In unsrer Zeit ist die Pastellmalerei wieder
stark in Aufnahme gekommen. Der Anstoß ging von Paris aus, wo besonders der Italiener de Nittis, der auf Leinwand
malte, eine große Virtuosität in der Pastellmalerei erreichte und nicht bloß Porträte
[* 49] und Studienköpfe, sondern auch Genrebilder
mit Pastellstiften zeichnete. Ihm gleich kommen in Deutschland B. Piglhein (s. d.), Lenbach, J. ^[Joszi Arpad] Koppay, der ebenfalls
umfangreiche Pastellzeichnungen ausführt. Andre hervorragende Pastellmaler sind: C. Fehr (Berlin),
[* 50] C. Fröschl (Wien), E. Harburger
(München)
[* 51] und B. Woltze (Weimar). Die Pastellmalerei wird auch mit Vorliebe von Damen getrieben.
(mittellat. pastata, von pasta, »Teig«;
franz. Pâte, engl. Pie), Erzeugnis der höhernKoch- und Backkunst, besteht aus einer Hülle aus festem Teig (en croûte) oder
Porzellan (en terrine), einem Inhalt von Fleisch oder Fisch und einer Farce. Warme Pasteten werden meist mit
Sauce serviert und gehören zu den Eingangsgerichten (entrées). Bei ihnen besteht die Hülle meist aus eßbarem Blätterteig
oder Mürbteig, die Füllung aus besonders feinem Ragout mit Trüffeln oder Champignons oder farciertem Fleisch, Fisch, Geflügel
oder Wildbret.
Kalte Pasteten gehören zu den relévés und werden vor dem Braten serviert. Hier liegt der Schwerpunkt
[* 52] in der Feinheit der
Farce, einer Mischung von fein gewiegtem Fleisch mit Speck, Mark, Fett, Eiern, Gewürz und in der Güte und Größe der Trüffeln und
Champignons. Die berühmtesten Pasteten sind die Straßburger Gänseleber-, Rebhuhn- und Schnepfenpasteten;
auch in Nérac, Toulouse
[* 53] etc. sind berühmte Pastetenfabriken. Die Bereitung seiner Pasteten ist eine Eigentümlichkeit
der französischen Küche, und in keinem Land werden so viel kalte Pasteten gegessen wie in Frankreich. Die englischen Pies
gehören zu den Schüsselpasteten und erhalten eine Füllung von Fleisch, namentlich aber
¶
mehr
auch Obst. Fleischpastetchen sind kleine Pasteten aus Blätterteig, mit pikanter Fleischfarce gefüllt. Pasteten à laRomaine,
feines Ragout aus Kalbsmilch, Geflügelfleisch, Champignons oder Trüffeln, Krebsschwänzen in einer Bechamelsauce in kleinen,
becherförmigen Formen aus Eierkuchenteig, werden als Hors d'œuvre serviert.
(spr. -ör),Louis, Chemiker, geb. zu Dôle (DepartementJura), trat 1840 als supernumerärer Studienmeister
in das Collège von Besançon
[* 56] und 1843 in die Normalschule; 1848 erhielt er den Lehrstuhl der Physik am Lyceum
zu Dijon,
[* 57] folgte 1849 einem Ruf als Professor der Chemie nach Straßburg
[* 58] und ging 1854 nach Lille,
[* 59] um als Doyen die neuerrichtete
Fakultät der Wissenschaften zu organisieren. 1857 übernahm er die wissenschaftliche Leitung der Normalschule in Paris, 1863 ward
er Professor der Geologie,
[* 60] Physik und Chemie an der Schule der schönen Künste und 1867 Professor der Chemie
an der Sorbonne. Pasteur lieferte zahlreiche wichtige Arbeiten über organische Verbindungen, besonders die Untersuchungen über
die Beziehungen des optischen Verhaltens gewisser Kristalle
[* 61] zu dem Auftreten hemiedrischer Flächen an denselben. 1858 wandte
er sich dem Studium der Gärungserscheinungen zu, wies das regelmäßige Auftreten mehrerer bis dahin
übersehener Gärungsprodukte (Glycerin, Bernsteinsäure) nach, und es gelang ihm, die Rolle, welche niedere Organismen bei
den verschiedenen Gärungsprozessen als spezifische Fermente spielen, nachzuweisen. Er trat der Theorie von der Urzeugung überall
entschieden entgegen, führte darauf bezügliche Experimente mit großem Geschick durch und gab auch für
die Praxis höchst wertvolle Methoden zur Verminderung nachteiliger Zersetzungsprozesse, namentlich der gegornen Flüssigkeiten,
an (Pasteurisieren des Weins und Biers). Er erkannte die Ursache der Seidenraupenkrankheit und gab die Zellengrainierung als
Vorbeugungsmaßregel an. In den letzten Jahren erregte sein Verfahren, der Tollwut durch Impfung
[* 62] vorzubeugen,
großes Aufsehen. Er schrieb: »Nouvel exemple de fermentation déterminé par des animalcules infusoires pouvant
vivre sans oxygène libre« (Par. 1863);
»Études sur le vin, ses maladies, etc.« (das.
1866, 2. Aufl. 1872);
»Études sur le vinaigre, ses maladies, etc.«
(das. 1868; deutsch, Braunschw. 1878);
»Études sur la maladie des vers à sole« (Par.
1870, 2 Bde.; neue Folge 1871);
ein in der Manier eines Künstlers verfertigtes und für
dessen Arbeit ausgegebenes Gemälde, überhaupt in betrügerischer Absicht angefertigte Kopie mit dem Nebenbegriff des schlechten
Machwerkes;
auch Bezeichnung für die besonders früher an italienischen Opernbühnen beliebten »Flickopern«,
deren Musik aus Arien etc. älterer Werke zusammengesetzt war.
(lat. Pastilli, auch Trochisci, Zeltchen), kleine, runde, platte oder anders geformte Körperchen, welche
ein oder mehrere Arzneimittel in
einer Masse aus Zucker oder Schokolade enthalten und in neuerer Zeit in sehr ausgedehnter Weise
und auf Maschinen anstatt der Pillen bereitet werden. Die Pastillen dienen besonders zur Verabreichung der Alkaloide
(Kaffein-, Santonin-, Morphinpastillen etc.), doch werden auch Pastillen mit Eisen-, Quecksilber- und Antimonpräparaten, mit Pflanzenextrakten
und namentlich mit Salzen bereitet.
Letztere sollen gleichsam die Mineralwässer ersetzen (Emser, Vichy-, Biliner Pastillen) und sind für diesen Zweck sehr populär geworden.
Gebräuchliche Pastillen sind: Trochisci Ipecacuanhae, Infusum von 2 Teilen Ipekakuanhawurzel und 10 Teilen Wasser
mit Zuckerpulver gemischt, so daß die Masse 400 Teile wiegt, aus welcher Pastillen von 1 g Gewicht geformt werden;
L. (Pastinake),
Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 64] zweijährige oder ausdauernde Kräuter mit spindelförmiger, oft fleischige Wurzel,
[* 65] fiederspaltigen Blättern, wenigblätterigen Hüllen oder ohne solche und mit vom Rücken her flach zusammengedrückter Frucht
mit flachem Flügelrand. Pastinaca sativaL., zweijährig, 30-90 cm hoch, mit tief gefurchtem Stengel,
[* 66] einfach fiederteiligen, unterseits
feinhaarigen Blättern, eiförmig länglichen, stumpfen, gekerbt gesägten, oft gelappten Blättchen,
fehlenden, hinfälligen Hüllen und Hüllchen und gelben Blüten, wächst in ganz Europa
[* 67] und Nordasien und wird der Wurzel halber
allgemein kultiviert.
Sie gedeiht am besten in tiefgrundigem, lehmartigem Kalkmergel- und Thonmergelboden und wird wie die Möhre behandelt. Der
Same bleibt nur ein Jahr keimfähig. Man kultiviert lange Pastinaken mit langer, dünner Wurzel, Jerseypastinaken
mit stärkerer, mehr rübenartiger Wurzel, reicher an Nahrungsstoff als die vorigen und auch ertragreicher, aber weniger hart,
und runde Zucker- oder Königspastinaken mit der breitesten, kürzesten, gehaltreichsten Wurzel, aber weniger Masse als die
vorigen liefernd.
Der Pastinakenbau ist in Deutschland altherkömmlich, wurde aber durch den Kartoffelbau sehr eingeschränkt
und in vielen Gegenden völlig verdrängt. In mancher Beziehung gewährt die Pastinake einige Vorteile vor derMöhre, und
namentlich liefert sie in geeignetem Boden höhere Erträge nahrhaftern Futters. Sie behält aber immer eine SpurBitterkeit,
welche im Frühjahr besonders hervortritt und dann der Milch sich mitteilt. Bis Februar liefern Wurzeln
und Blätter gutes Futter für Schafe,
[* 68] Rinder
[* 69] und Pferde.
[* 70] Die Kultur ist leichter als die der Möhre und die Pflanze widerstandsfähiger,
sie erträgt sogar im freien Land unsern Winter. Die feinern Sorten werden nur für die Küche gebaut. Die Samen
[* 71] wurden früher
medizinisch benutzt.
Pastinaca SekakulRussel (Pastinaca dissectaVahl, Sekakul), eine zweijährige, in Syrien und Ägypten
[* 72] einheimische Pflanze,
wird im Orient der wohlschmeckende Wurzel wegen häufig kultiviert.
(ital.), eigentlich s. v. w. Hirtenstück,
d. h. ländliche Szene, kommt zuerst als Name kleiner Bühnenstücke und zwar schon vor derErfindung des Stilo rappresentativo
(s. Oper, S. 398) vor und wurde später Bezeichnung für das kleinere idyllische Genre der Oper.
Auch Instrumentalstücke,
die etwa an ein Musizieren der Hirten auf der Schalmei u. dgl. erinnern, einfach in Rhythmus, Melodie u. Modulation gehalten,
in der Regel im ungeraden Takt, heißen Pastorales.
(Annulus pastoralis episcopalis), der geweihte Ring, welcher bereits im 4. Jahrh.
dem Bischof bei der Konsekration übergeben wurde. Er trug ihn ehedem am Zeigefinger, seit dem 9. Jahrh. am
Ringfinger der rechten Hand.
[* 76]
(lateinisch-griech., Pastoralwissenschaft, praktische geistliche
Disziplin), die wissenschaftliche Darstellung derGrundsätze, welche der Geistliche als Seelsorger zu befolgen
hat.
Die hier zur Geltung kommenden Grundsätze werden wohl auch als Pastoralweisheit oder, nicht ohne zweideutige Nebenbeziehung,
als Pastoralklugheit bezeichnet.
Das Beste auf diesem Gebiet wurde neuerlich von Hüffell, Harms, Nitzsch, Palmer, Vilmar und
Schweizer ( Pastoraltheologie«, Leipz.
1879) veröffentlicht.
(ital. pastoso, franz. pâteux, »teigartig«)
bezeichnet in der Malerei das fette Auftragen von Farben übereinander zur Herbeiführung plastischer Wirkung und größerer
Leuchtkraft. Die pastose Malweise ist durch die venezianischen Koloristen (Tizian und seine Nachfolger) eingeführt, durch
Rubens und Rembrandt weiter ausgebildet worden und in der modernen Malerei allgemein üblich, wobei natürlich
die beabsichtigte Wirkung in Betracht zu ziehen ist. Allzu starkes Auftragen von Farben wird im Atelierjargon »mauern« genannt.
Den Gegensatz bildet das Lasieren (s. d.); vgl. auch Impasto. - In der Medizin bedeutet pastos (pastös) s. v. w. gedunsen, aufgeschwemmt
und wird vom Aussehen lymphatischer Individuen gebraucht, welche weite Saftkanäle der Haut
[* 78] und Überschuß
von Lymphe besitzen.
in der altfranzösischen und provençalischen Litteratur ein lyrisches Gedicht, das in der Regel
einen Dialog zwischen einem werbenden Ritter und einer Schäferin enthält oder Szenen aus dem Schäferleben darstellt, meist
durch kunstvolle Form und natürliche Anmut der Sprache ausgezeichnet, nicht selten aber auch ins Schlüpfrige
ausartend.
Eine Sammlung derselben veröffentlichte Bartsch (»Altfranzösische Romanzen und Pastourellen«, Leipz. 1870).
Vgl.
Gröber, Die altfranzösischen Romanzen u. Pastourellen (Zür. 1872).
(früher Poseidonia), eine von den Sybariten an der Westküste Lukaniens gegründete Kolonie,
lag ursprünglich südlich von der Mündung des Silarus, am Golf von Pästum, wurde aber der sumpfigen Gegend wegen weiter ins
Innere gerückt und gelangte bald zu Größe und Reichtum. Um 400 v. Chr. mußte sie sich den Lukanern unterwerfen und verlor
dadurch nach und nach ihren griechischen Charakter. Unter der Herrschaft der Römer,
[* 79] die Pästum 273 durch Latiner
kolonisierten, sank die Stadt immer mehr, und nur die schönen Rosen der Umgegend erhielten ihr Andenken. 871 n. Chr. ward
sie von den Sarazenen zerstört.
Noch stehen aber die bedeutenden Ruinen von zwei altgriechischen Tempeln im dorischen Stil (Neptun- und Cerestempel), den besterhaltenen
in Europa, und einer durch eine Säulenreihe in der Mitte geteilten Säulenhalle (sogen. Basilika)
[* 80] und andre Baureste (Stadtmauer,
Aquädukt etc.), welche erst seit 1745 genauer bekannt geworden sind. Jetzt befindet sich
hier das zur GemeindeCapaccio (s. d.) der ProvinzSalerno gehörige Dörfchen Pesto mit (1881) 1642 Einw., Station der Eisenbahnlinie
Battipaglia-Agropoli.
Vgl. Delagardette, Les ruines de Pästum (Par. 1799; neuer Abdruck 1840, 14 Tafeln);
Labrouste, Les temples
de Pästum (das. 1878, 21 Tafeln).
niederländ. Residentschaft im Ostteil von Java, 5308 qkm (96,4 QM.)
groß mit (1886) 826,924 Einw., darunter 1507 Europäer, 5910 Chinesen und 935 Araber, wird vom Brantas bewässert und liefert
in dem schön gelegenen Malang den besten Kaffee und Tabak
[* 83] Javas. Auf der Ostseite liegt das Tengergebirge mit seiner merkwürdigen,
dem Brahmanismus noch ergebenen Bevölkerung, der Vulkan Bromo (2651 m) und der sogen. Landsee. Die Insel
Sempu an der Südküste ist reich an eßbaren Vogelnestern. Hauptort und Regierungssitz ist die Stadt an der EisenbahnSurabaja-Malang,
mit 20,000 Einw. und einem von europäischen Handelsschiffen vielbesuchten Hafen.
das südlichste Land des amerikan. Kontinents, zwischen dem Atlantischen und dem GroßenOzean, im N. durch
den Rio Negro von den ArgentinischenStaaten getrennt, erstreckt sich von 39° 50' bis 55° 34' südl. Br. (KapFroward) und hat
ohne Feuerland, aber mit den an der Westküste liegenden Inseln, mit Einschluß von Chiloe, einen Flächenraum
von 844,895 qkm (15,344 QM.), wovon auf das Festland 793,775 qkm (14,415,8 QM.) kommen. Die Ostküste
ist wenig einladend und durch heftige Strömungen und Wirbel den Schiffern gefährlich.
¶
mehr
Sie wird gebildet durch den 30-80 m hohen, steilen Abfall der untersten Stufe des Binnenlandes. Vielfach begleiten sie Salinen
und Sümpfe. Von ihr aus steigt das Land stufenweise bis zu den Kordilleren der Andes an. An der Küste ist es eine dürre, steinige
Ebene, bestreut mit Kies und Muschelschalen und dünn bestanden mit hartem Gras und Dorngestrüpp (Calafate);
fast nur in den Flußthälern kommen saftige Wiesen und gutes Ackerland vor. Dagegen ist die Hügelregion am Fuß der Andes
eins der gesegnetsten Länder der Welt, wo ein üppiger Rasenteppich abwechselt mit bewaldeten Berghängen.
Die Erdbeere überzieht dort ganze Felder; in den Wäldern wachsen die kostbarsten Nadelhölzer
[* 87] (wie Fitzroyia,
Libocedron, Araucaria) sowie immergrüne Buchen, und Farne
[* 88] bilden eine ihrer schönsten Zierden. Weiden fassen die Ufer der Flüsse
[* 89] ein. Die Andes bilden keine ununterbrochen Kette und erreichen nur selten eine Höhe von über 3000 m. Ihr höchster Gipfel
ist der BergSanValentin (46° 32' südl. Br., 3870 m). An mehreren Stellen werden sie durch Fjorde und breite
Flußthäler unterbrochen (wie durch den Aysen, 45° 30'), so daß pazifische Häfen östlich von ihrem Kamm liegen, und der
Barilochepaß, der vom Nahuel-Huapisee aus über sie wegführt, ist nur 840 m hoch.
Von noch thätigen Vulkanen sind nur drei bekannt; nämlich der Minchinmadira (2438 m), der Corcovado (2289
m) und der Motalat auf der Magdalenainsel (1660 m). Die Westküste bildet ein von der Ostküste
ganz verschiedenes Bild. Steil steigt sie an vom Meeresstrand und den zahlreichen Fjorden; eine Reihe gebirgiger Inseln faßt
sie ein, und Schiffe
[* 90] sind oft gezwungen, in den durch sie gebildeten KanälenSchutz gegen die wütenden
Weststürme zu suchen. Es regnet fast immer.
Rauschende Bäche ergießen sich allerorts, und Gletscher, die im S. bis zum Meer herabsteigen, bilden eine Charakteristik der
Landschaft. Wo die Steilheit der Felswände nicht alle Vegetation verhindert, da ist der Boden mit üppigem
Pflanzenwuchs bedeckt. Die Wälder bestehen aus den hochstämmigen, bereits oben genannten Nadelbäumen, denen sich zwei immergrüne
Buchen: der immergrüne Wintersbaum (Wintera) und die Thuya Tetragona, zugesellen. Fuchsien und der baumartige Ehrenpreis (Veronica
decussata), mit Stämmen von 12-16 cmDicke, sowie Berberis-Arten, Arbutus und Johannisbeeren bilden das Unterholz.
Eine kriechende Myrtus-Art überzieht, unsrer Heide ähnlich, den Boden und bietet fleischige Beeren. WilderSellerie und antiskorbutische
Pflanzen finden sich allenthalben.
Die Bewässerung, abgesehen von der Westküste, ist im größten Teil des Landes eine kärgliche, denn von größern Flüssen
sind, abgesehen vom Rio Negro, nur noch der Chubut und der Santa Cruz zu nennen. Der Grund davon ist in der
porösen Beschaffenheit des Bodens zu suchen. Doch erfreut sich auch der Ostabhang der Andes einer reichlichen Bewässerung und
liegen auch dort zahlreiche Seen, die einigen der größern Flüsse als Sammelbecken dienen. Seiner geologischen Beschaffenheit
nach besteht der Hauptteil des Landes aus tertiären, horizontal gelagerten thonigen und sandigen Schichten,
welche auf Porphyr und metamorphischen Gesteinen zu lagern scheinen und größtenteils von Diluvial- und Schuttmassen bedeckt
sind.
Basalte und Laven deuten auf großartige vulkanische Ausbrüche in den Andes, wo indes jetzt nur drei thätige Vulkane
[* 91] bekannt
sind (s. oben). Die Inseln an der Westküste bestehen meist aus Glimmer- und Thonschiefer mit untergeordneten
Graniten. Steinkohlen und
Eisenstein sind im Innern gefunden, und auch Gold
[* 92] kommt vor. Das Klima
[* 93] ist keineswegs so unwirtlich,
wie frühere Berichterstatter uns glauben ließen. An der Ostküste ist dasselbe bis 50° südl. Br. ein mildes mit nur
geringem Regenfall, der indes südlich von PuertoDeseado zunimmt.
Über die Zahl der Bewohner ist Sicheres nicht bekannt, und während die argentinische Regierung dieselbe
für ihr Gebiet (mit Feuerland) auf 60,000 Seelen schätzt, beträgt dieselbe nach Musters u. a. höchstens 5000. Die Westküste
ist, abgesehen von Chiloe, fast unbewohnt. Unter den Bewohnern nehmen die eigentlichen Patagonier (s. Tafel »AmerikanischeVölker«,
[* 10] Fig. 31) den vornehmsten Rang ein. IhrenNamen (»Klumpfüßler«) erhielten sie von Magelhaens infolge
der unförmlichen Gestalt ihrer in Guanakoschuhe eingehüllten Füße; sie selbst aber nennen sich Tsoneca und werden von
den Araukaniern Tehuelche (Tehueltschen) oder Chuelche (Tschultschen, d. h. Südvolk) genannt.
Sie sind in kleine Horden zersplittert, leben in Zelten (Toldos) aus Guanakohäuten und führen ein herumstreifendes
Leben. Ihre mittlere Statur ist 173 cm (nach d'Orbigny). Der Körper ist plump, der Kopf sehr groß, Hände und Füße aber sind
klein. Die Hautfarbe ist rötlichbraun. Das Gesicht
[* 105] (welches sie meist blau und rot bemalen) ist breit und viereckig, die
Augen sind klein, die Nase
[* 106] meist stumpf mit weiten Nasenlöchern, der Mund weit und plump geformt; das breite
Kinn ragt weit hervor, ebenso die Augenbrauen. Das Kopfhaar ist schwarz, grob und schlicht, die Behaarung sonst gering. Der
Bart wird mit einer Pinzette ausgerupft. Die Patagonier sind Jäger und mit dem Wasserleben völlig unvertraut; sie besitzen
nicht das armseligste Floß, um auch nur einen Fluß zu überschreiten. Ihr Reichtum sind Pferde und Hunde.
[* 107] IhreKleidung besteht in Mänteln aus Guanakohäuten, wozu im Winter eine wollene Decke
[* 108] kommt, welche um die untere Körperhälfte
gewickelt
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