Inzwischen gaben die römischen
Konzile von 606 und 769 manche Vorschriften für die Regulierung der
Papstwahl.
Im 9. und 10. Jahrh. fiel dieselbe der
Gewalt der römischen
Großen anheim
(Pornokratie).
Otto I. bestimmte, daß die Papstweihe
nur in Gegenwart und nach Einwilligung der kaiserlichen
Gesandten geschehen könne, und in der That übten von nun an die
deutschen
Kaiser eine Zeitlang einen gewissen Einfluß auf die Besetzung des heiligen
Stuhls aus, bis Papst
Nikolaus II. die
Papstwahl
dem kaiserlichen Einfluß mehr entzog.
Sein Nachfolger
Alexander II. wurde bereits ohne Zustimmung des kaiserlichen
Hofs gewählt
und konsekriert;
Gregor VII. wurde ebenfalls ohne
Wissen des
Kaisers gewählt, doch holte er dessen
Genehmigung
wenigstens für die
Konsekration ein. Das dritte Laterankonzil (1179) übertrug die
Papstwahl ausschließlich den
Kardinälen,
und das
Konzil von
Lyon
[* 6] (1274) richtete das noch heute bestehende
Konklave (s. d.) ein.
Vgl. Baxmann, Die
Politik der Päpste von
Gregor I. bis
Gregor VII. (Elberf. 1868-69, 2 Bde.);
Jaffé, Regesta pontificum romanorum usque ad annum 1198 (2. Aufl., Berl. 1881 ff.);
Die der letztern Abteilung angehörigen Papúa bezeichnet man auch als
Negrito (s. d.). Die Rassenmerkmale der Papúa (s.
Tafel »Ozeanische
Völker«,
[* 11] Fig. 9-11) sind: hohe Schmalschädel, prognathe
Kiefer, fleischige und etwas
aufgeschwollene
Lippen. Die breite
Nase
[* 12] krümmt sich nach unten, wodurch der Gesichtsausdruck jüdisch erscheint. Das stark
abgeplattete, üppige, lange Kopfhaar wächst nicht, wie man annahm, in
Büscheln auf dem
Schädel, sondern gleichmäßig,
wird aber durch
Fett u. a. zu
Büscheln vereinigt und umgibt das
Haupt perückenartig als eine oftmals mächtigeKrone.
Die
Wohnungen bestehen in
Neuguinea etc. in den am Meeresstrand errichteten Dörfern aus
Hütten,
[* 17] welche auf eingerammten
Pfählen errichtet sind, so daß bei der
Flut das
Wasser darunterfließen kann. Auch da, wohin die
Flut nicht reicht,
sind sie in ähnlicher
Weise erbaut. Auf andern
Inseln sind die großen und geräumigen
Hütten oft mit mancherlei Zieraten
geschmückt. Auch die Geräte und Fahrzeuge sind oft reich verziert.
Letztere sind namentlich auf den
Fidschiinseln von bedeutender
Größe (bis 36 m lang und 8 m breit und mit
Masten von 21 m
Höhe versehen).
Geschwisterliebe gerühmt. Die geistigen Fähigkeiten der Rasse stehen besonders hoch auf den Fidschiinseln, wo allerdings
polynesische Einflüsse schon ihre Wirkung ausgeübt haben. Ihr hervorstechendster Charakterzug ist Mißtrauen, das aber allmählich
verschwindet. Der Glaube an eine Fortdauer nach dem Tod findet sich überall und zugleich ein Dienst der Abgeschiedenen, deren
Schädel als Hausgötzen aufgestellt werden. Nur auf den Fidschiinseln herrschte kein Schädelkult.
Große Gebäude dienen als Tempel,
[* 22] und man huldigt dualistischen Anschauungen. Wo nicht polynesische Einflüsse sich geltend
gemacht haben, wie auf den Fidschiinseln, herrschen Freiheit und Gleichheit, und die sogen. Häuptlinge sind fast gänzlich
machtlos. Was die Sprache
[* 23] der Papúa anlangt, so kennt man nur die der Mafor auf Neuguinea genauer; doch scheinen
die verschiedenen auf dieser Insel gesprochenen Dialekte in einem tiefern Zusammenhang zu stehen. Wie sich das Verhältnis derselben
zu dem Idiom der Negritostämme stellt, müssen spätere Forschungen zeigen.
Vgl. Baer, Über Papúa und Alfuren (Petersb. 1859);
Goudswaard, De Papoewas van de Geelvinksbaai (Schiedam1863);
die an der nordwestlichen Küste von Neuguinea belegenen InselnWaigëu (Wasserinsel), Salwati (Salawati),
Misol, Geba, Popa u. a. mit einem Gesamtareal von 7788 qkm (141,4
QM.).
Sie stehen unter dem Sultan von Tidor und werden von den Niederländern administrativ zur Residentschaft Ternate gerechnet.
s. v. w. Pergamentpapier, ^[= (vegetabilische Pergament), modifiziertes und tierischer Membran in mancher Hinsicht ...] fälschlich auch Papierschirting.
Die Schrift wird mit einer scharfen Feder und einer besondern chemischen Tinte auf die unpräparierte Seite
eines Papiers geschrieben, dessen andre Seite wasserdicht gemacht ist;
die Tinte zerstört die wasserdichte Schicht und bildet
hierdurch eine Art Schablone, welche zur Herstellung von 200-300 Abdrücken mittels eines besondern Apparats in einer Kopierpresse
benutzt werden kann.
Papyrus antiquorumWilld. (CyperusPapyrusL., Papyrusstaude, s. Tafel »Wasserpflanzen«)
[* 25] hat eine sehr starke, kriechende Wurzel,
[* 26] einen bis 3 m hohen, nackten, blattlosen,
fast dreikantigen Schaft, welcher unten armsdick wird und an der Spitze eine zusammengesetzte, dichte Blütentrugdolde
mit mehrblätteriger, allgemeiner Hülle trägt. Der Papyrus wächst in seichtem Wasser an Ufern, in Flüssen und SümpfenAfrikas,
Syriens, Palästinas, auch Siziliens und bildet namentlich in Afrika
[* 27] ein charakteristisches Glied der
[* 28] dortigen tropischen Flora.
Er ist eine uralte Kulturpflanze; seine Wurzel, das Stengelmark und der untere Stengelteil lieferten beliebte
Speise, die Wurzel auch Brennmaterial.
Der Stengel
[* 29] diente zu allerlei Hausgeräten;
Die Pflanze ist in Ägypten
[* 31] wahrscheinlich niemals heimisch, sondern dort stets nur Kulturpflanze
gewesen und gedieh wegen ihrer schweren Köpfe in einem so ebenen, den Winden
[* 32] ausgesetzten Land
wohl nur an einigen Orten, weshalb
auch ihre Kultur stets beschränkt blieb und sie jetzt vollständig aus Ägypten verschwunden ist. Die Griechen bezogen ihr
Byblosmaterial aus dem Nilthal, aber niemals wuchs der Papyrus in Griechenland;
[* 33] nach Sizilien
[* 34] kam er aus Syrien
durch die Araber kurz vor dem 10. Jahrh., und von dort stammen wohl die Exemplare, welche man jetzt in Gärten kultiviert.
Abbildungen des Papyrus finden sich häufig auf altägyptischen Denkmälern, und der büschelförmige Blütenstand,
[* 35] mit
welchem man die Tempel schmückte, diente als Bezeichnung von Unterägypten.
Rollschriften, die, auf Papyrus mit hieratischer und demotischer, auch mit griechischer Schrift geschrieben,
aus den ältesten Zeiten (1866 v. Chr.) stammen und bis in das 5. und 6. Jahrh. n. Chr. herabreichen. Sie sind in neuerer und
neuester Zeit teils in Herculaneum, teils in Ägypten und anderwärts zahlreich aufgefunden worden und
für das Studium der orientalischen Sprachen sowohl als für die Kenntnis der alten, besonders der ägyptischen, Geschichte
sehr wichtig.
Die Rollen
[* 36] sind von verschiedener Länge; eine 1821 auf der InselElefantine aufgefundene Papyrusrolle, welche den Schluß der
»Ilias« enthält, hat 2,5 m Länge und 25 cmBreite.
[* 37] Die herculaneischen Papyrusrollen gehören zu den ältesten, welche
man kennt, sind aber so verkohlt, daß sie weder eine klare Anschauung ihrer ursprünglichen Gestalt geben, noch den vollständigen
Text der Schriften bieten, welche sie enthalten. Von den wichtigsten und am besten erhaltenen dieser Rollen
hat die Akademie zu Oxford
[* 38] Abschriften (Oxford 1824 u. 1825, 2 Bde.)
herausgegeben.
Kopien und Beschreibungen von solchen begann auch Blanca (»Varietà ne' volumi Ercolani«, Neapel
[* 39] 1847). Die herculaneischen Rollen
sind sämtlich nur auf einer Seite, derjenigen, deren Fasern wagerecht laufen, mit sehr schwarzer Tinte beschrieben. Die ägyptischen
fand man meistens teils zwischen den Schenkeln, teils zwischen den Armen und auf dem Leib der Mumien, teils
unter dem Knie, von sehr verschiedener Länge und Breite (Totenpapyrus). Die alten Ägypter besaßen bereits große Sammlungen
ihrer Papyrusrollen in eignen Bibliotheken; die größte darunter war die von Theben, aus welcher mehrere der auf
unsre Tage gekommenen Papyrusrollen herstammen. Am berühmtesten ist das von Lepsius herausgegebene »Totenbuch«, ein wichtiger Fund auf
dem Gebiet der ägyptischen Litteratur der »PapyrusEbers« (vgl. Hieroglyphen, S. 522). Auch altarabische (kufische), hebräische,
samaritanische etc. Papyrusrollen sind in neuester Zeit in Ägypten gefunden worden. Eine auserlesene Sammlung neu aufgefundener
Papyrusrollen ist die des ErzherzogsRainer.
Brennapparat (spr. pak'läng-), chirurgisches Instrument zum Ersatz des Glüheisens, besteht aus einem
Gebläse,
[* 40] durch welches Benzindämpfe in einen hohlen Platinbrenner eingetrieben werden, der durch eine Spirituslampe
zum Glühen gebracht und durch die zugeführten Dämpfe glühend erhalten wird, ohne daß das Instrument von Zeit
zu Zeit wieder in die Flamme
[* 41] gebracht zu werden braucht.
Fieber sind in den sumpfigen Gegenden häufig, und das gelbe Fieber ist in den Küstenorten ein oft gesehener Gast. Die Bevölkerung
[* 55] betrug 1882: 343,511 Seelen, darunter 23,511 Sklaven. Das indianische Element ist vorherrschend. Die weißen
Nachkommen der Portugiesen leben großenteils in den wenigen Städten. Die Neger findet man in größerer Zahl nur in der Nähe
der Küste. Landbau und Viehzucht
[* 56] sind vernachlässigt; Mais, Maniok und einige andre Pflanzen werden angebaut, doch bezieht die
Provinz den größten Teil ihrer Lebensmittel von außerhalb.
In der Nähe des Meers sind auch die Fischerei
[* 57] und der Schildkrötenfang von Bedeutung. Bergbau
[* 58] wird nicht getrieben, und die
geringe Industrie beschränkt sich auf die Hauptstadt. Dagegen werden die Waldprodukte eifrig ausgebeutet, so daß die Ausfuhr
sich wesentlich auf Kautschuk, Kakao, Paránüsse und Rehhäute beschränkt. Den Handel erleichtern die
schiffbaren Flüsse und namentlich der von zwei Dampfschiffsgesellschaften befahrene Amazonenstrom und der Tocantins. Eisenbahnen
sind erst projektiert, und die einzige Fahrstraße ist die von Pará nach Bragança (171 km).
Unter den öffentlichen Gebäuden ragen hervor die 1720 erbaute Kathedrale, der
Regierungspalast, das Theater
[* 59] und ein Arsenal.
An Bildungsanstalten besitzt die Stadt ein Seminar, ein Lyceum, eine öffentliche Bibliothek und ein Museum. Handel bildet die
Hauptbeschäftigung der 40,000 Einw. Schiffe
[* 60] von 6,8 m Tiefgang gelangen zu jeder Zeit in den von Kais
gebildeten Hafen. Die Ausfuhr (vorwiegend Kautschuk, Kakao u. Paránüsse) belief sich 1885 auf 31 Mill. Milreis. An industriellen
Anstalten verdienen Erwähnung die Schiffswerfte, eine Lichtezieherei und eine Sägemühle. Pará ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Die Stadt entstand aus einem 1616 angelegten portugiesischen Fort, bei welchem bald darauf Kapuziner eine
Mission gründeten.
(griech.), in der alten griech. Komödie die gewöhnlich in der Mitte des Stücks eingeschaltete, außer Zusammenhang
mit der Fabel desselben stehende Ansprache des Chors an das Publikum (s. Chor, S. 71);
(griech., »Vergleichung«,
Gleichnis), in der Poetik diejenige Form des moralisch-didaktischen Gleichnisses, welche ihr veranschaulichendes Bild aus dem
Menschenleben entlehnt. Dieselbe hat den Lehrzweck mit allen übrigen Formen der didaktischen Poesie, dagegen im Unterschied
von der Paramythie (s. d.), welche eine theoretische Wahrheit veranschaulicht, die Verbildlichung einer
moralischen Wahrheit mit der (Äsopischen) Fabel gemein, unterscheidet sich aber von dieser dadurch, daß die letztere ihr
Gleichnis aus dem Untermenschlichen (Tier- und Pflanzenleben) entlehnt.
Während in der Fabel Menschliches unter dem Bild eines Tierischen oder Pflanzlichen, wird in der Parabel ein Menschliches unter
dem Bild eines andern Menschlichen dargestellt, daher in der Fabel der Kontrast, in der Parabel dagegen die Ähnlichkeit
[* 62] größer ist, jene folglich (nach Lessing) schlagender erscheint. Musterparabeln sind die neutestamentlichen Gleichnisse (z. B.
der verlorne Sohn); die berühmte Parabel des Menenius Agrippa gehört streng genommen zu den Fabeln, weil sie Menschliches (das
soziale Verhältnis der Bürger im Staat) mit Tierischem (dem Verhältnis der Leibesglieder zum Lebenszentrum)
vergleicht.
rungspunktes gleiche Winkel;
[* 66] es ist daher FT = FP (und TM = 2 AM). Dieselbe Eigenschaft hat die Normale PN, mithin ist FP = FN.
Die Fläche, welche von einem Parallelbogen und der zugehörigen Sehne begrenzt wird, ist ⅔ des von der Sehne und den Tangenten
in ihren Endpunkten gebildeten Dreiecks, wie Archimedes gefunden hat.
Die
Parabel findet nicht nur in der reinen Mathematik Verwendung, sondern kommt auch in der Physik und Astronomie
[* 67] vielfach vor, z. B.
als Wurflinie (s. Wurf), als Kometenbahn etc.
Stadt in der brasil. ProvinzMinas Geraës, in menschenleerer Gegend, nahe der Westgrenze, hatte früher
Goldgruben, jetzt noch lebhaften Handel und 8000 Einw.
PhilippusAureolus Theophrastus Paracélsus von Hohenheim, genannt Bombastus, Arzt und Naturforscher, geb. zu
Maria-Einsiedeln im Kanton Schwyz,
[* 70] erhielt von seinem Vater, einem Arzt und Chemiker, den ersten Unterricht und beschäftigte
sich dann unter der Leitung des AbtesTritheim in Sponheim mit Chemie sowie bei dem Wundarzt Fugger mit Alchimie. Auf langen abenteuerlichen
Irrfahrten wußte er seine Kenntnisse wesentlich zu bereichern, und als er dann wieder in Deutschland
[* 71] auftrat, erregte
er durch glückliche Kuren großes Aufsehen. 1526 wurde er als Stadtarzt nach Basel
[* 72] berufen und hielt an der dortigen Hochschule
vielbesuchte Vorlesungen; er verbrannte öffentlich die Werke des Galen und Avicenna, suchte sich die Alleinherrschaft in der
Medizin anzumaßen und gewann in der That viele Anhänger. Wegen einer Streitigkeit mit dem Magistrat verließ
er 1528 Basel,
führte nun im Elsaß, in der Schweiz
[* 73] und im südlichen Deutschland ein unstetes Leben und starb in Salzburg,
[* 74] wo sich in der St. Sebastianskirche sein Grabmal noch findet. In seinen Lehren
[* 75] (vgl. Medizin, S. 403) tritt er mit äußerst
phantastische Doktrinen über die Herrschaft spiritueller Potenzen im Organismus hervor.
Die Krankheit wird als wirklich personifizierter Feind angesehen, mit dem diese Potenzen auf Tod und Leben zu kämpfen haben.
Auf die praktische Medizin gewann er insofern einen bedeutenden Einfluß, als er die Chemie in die Apotheken einführte. Sein
ganzes Streben ging auf die Auffindung spezifischer Heilmittel und der wirksamen Grundprinzipien bei den
verschiedenen Stoffen. Als Schriftsteller erscheint Paracélsus verworren und dunkel; sein Stil ist schwülstig, nicht selten pöbelhaft.
Die vollständigsten Ausgaben seiner Schriften erschienen zu Basel
(1589, 10 Bde.), Straßburg
[* 76] (1616-18, 3 Bde.) und Genf
[* 77] (1658, 3 Bde.).
(griech., Durchstechung), die künstliche Eröffnung einer Leibeshöhle oder eines Hohlorgans zu dem Zweck,
um widernatürlich angesammelte Flüssigkeiten oder Gase
[* 78] aus
denselben zu entfernen. Die Paracentese wird besonders
häufig vorgenommen an der Bauchhöhle, um massenhaft angesammelte Flüssigkeiten aus dieser selbst oder aus in ihr liegenden
Geschwülsten abfließen zu lassen (Bauchwassersucht, Eierstockscysten, Echinokokkusblasen), zumal dann, wenn durch jene Flüssigkeiten
das Zwerchfell stark nach oben gedrängt und schwere Atemnot verursacht wird.
Ebenso häufig wird die Paracentese der Brusthöhle (Thorakocentesis) wegen Ansammlung von Wasser oder Eiter in derselben
vorgenommen. Auch macht man zuweilen die Paracentese der Harnblase (Blasenstich) bei Harnverhaltungen, wenn diese durch den Katheter
[* 79] nicht beseitigt werden können. Selten wird am Menschen die Paracentese des Darmkanals wegen hochgradiger Auftreibung desselben durch
zurückgehaltene Gase vorgenommen. Am seltensten ist die Paracentese des Herzbeutels wegen Ansammlung von Eiter oder
wässeriger Flüssigkeit in demselben. Man führt die Paracentese mittels des Messers, häufiger vermittelst des Troikarts (s. d.) aus,
welch letzteres Verfahren (Punktion) wegen der schnellen Wundheilung vorgezogen wird, sofern die Öffnung nicht dauernd erhalten
werden soll.
(franz., spr. -schüht),Fallschirm, s. Luftschiffahrt. ^[= (Aeronautik), die Kunst, mittels geeigneter Apparate sich in die Luft zu erheben und in bestimmter ...]
[* 80]
(franz.), im allgemeinen Schaustellung, Prunk; im Militärwesen die Aufstellung von Truppen bei feierlichen
Gelegenheiten in glänzender Ausrüstung, der Paradeuniform. Nachdem der die Parade. »Abnehmende«
die Truppen in der Paradestellung besichtigt, folgt der Parademarsch, der Vorbeimarsch vor demselben, gewöhnlich in Zügen,
doch auch in Kompanie-, Eskadron- und Batteriefronte, bei größern Truppenmassen auch in geschlossenen
Kolonnen. Die Paradeaufstellung kleinerer Abteilungen ist in Linie, bei größern Massen in Kolonnen und in mehreren Treffen.
und den Euphrat. Je nach der Deutung der beiden ersten verlegte man das Paradies entweder in die Hochebene von Armenien oder nach
Nordindien. SirHenryRawlinson wies dann aber zuerst Eden auch in assyrischen Quellen nach, und F. Delitzsch
[* 86] fand im BritischenMuseum ein Verzeichnis der KanäleBabyloniens, worin der Pisanu (der Pischon der Bibel, der Pallakopaskanal
der Griechen) und der Guchanu (Gihon) sowie auch das Land Hevila genannt werden; dadurch ist die Lage des biblischen Paradieses
zwischen Euphrat, Tigris und jenen beiden Kanälen topographisch festgestellt.
Neben dem irdischen Paradies gedenkt die Bibel, insbesondere in den Büchern des NeuenTestaments, auch eines himmlischen
Paradieses als des Aufenthaltsortes der Seligen nach dem Tod.
Vgl. Schultheß, Das Paradies (2. Aufl., Zür. 1821);
Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel,
[* 88] prachtvolle Vögel mit mittellangem, geradem oder etwas gebogenem, komprimiertem, an der Wurzel mit einer befiederten Haut bedecktem
Schnabel, mittellangen, abgerundeten Flügeln, in welchen die sechste und siebente Schwinge am längsten sind, mittellangem
Schwanz mit verlängerten drahtartigen Federn oder sehr langem, einfachem, stark abgestuftem Schwanz und
mit kräftigen, großzehigen Füßen mit derben, stark gekrümmten Krallen.
Das Gefieder der Männchen ist oft durch Büschel lang zerschlissener Federn in der Weichengegend, welche beliebig ausgebreitet
und zusammengelegt werden können, ausgezeichnet. Die Paradiesvögel bewohnen Neuguinea und die benachbarten Inseln, und von dort werden
ihre Bälge seit dem 16. Jahrh. der prachtvollen Federn halber von den Papua in den Handel gebracht. Die
ersten Nachrichten über die Paradiesvögel gab Pigafetta 1522, aber erst seit Lesson und Wallace wurde Genaueres bekannt.
Der Paradiesvogel (Göttervogel, ParadiseaapodaL.) der Aruinseln ist 45 cm lang, am Oberkopf und Hinterhals dunkelgelb, an
Stirn, Kopfseiten und Kehle goldgrün, Zügelgegend grünschwarz, die übrigen Teile braun; lange Federbüschel
an den Brustseiten sind orangegelb, gegen das Ende hin weißlich, das Auge
[* 89] ist gelb, der Schnabel grünlich graublau, der Fuß
bräunlich. Das Weibchen ist düsterer gefärbt und besitzt keine verlängerten Federn. Der kleinere Papuaparadiesvogel (Tsiankar,
ParadiesvögelpapuanaL., s. Tafel) ist auf dem Rücken hell kastanienbraun, auf dem Unterkörper dunkel rotbraun,
am Scheitel, Oberhals, Nacken und an den Seiten blaßgelb, an der Kehle smaragdgrün; die Augen sind weißlichgelb, der Schnabel
und die Füße dunkel blaugrau. Er bewohnt die nördliche Halbinsel von Neuguinea, Misul und Jobrik, scheint aber nach Osten
hin seltener zu werden.
Die Paradiesvögel sind Strichvögel, welche je nach dem Reifen der Früchte bald an der Küste, bald im Innern der Inseln weilen; sie leben
in den Wäldern, sind sehr munter und beweglich und namentlich die alten Männchen sehr scheu; sie erscheinen
in Flügen von
30-40 Stück und schreien wie die Stare oder krächzen wie die Raben. Außer Früchten fressen sie auch Insekten.
Sie brüten in unzugänglichen Astlöchern. Man findet viel mehr Weibchen als Männchen, weil letztern allein nachgestellt
wird.
In der Gefangenschaft halten sie sich, wie es scheint, sehr gut; in Asien
[* 90] hat man sie seit langer Zeit in
Käfigen unterhalten, nach Europa
[* 91] gelangten die ersten durch Wallace. Der Königsparadiesvogel (CicinnurusregiusVieill., s.
Tafel), 18 cm lang, mit schwachem, dunkelbraune Schnabel und wenig verlängerten Seitenfedern, ist oberseits und an der Kehle
rubinrot, auf der Stirn und am Scheitel orangegelb, am Bauch
[* 92] grauweiß, an der Brust mit einem metallisch
grünen Band
[* 93] gezeichnet;
an den Kropfseiten entspringen braune Federbüschel mit verbreiteten, glänzend goldgrünen Enden;
die Schwingen sind zimtrot, die Schwanzfedern braun, die beiden verlängerten Schwanzfedern sind nur an der Spitze mit rundlichen,
tief goldgrünen Fahnen besetzt, welche sich schraubenartig verschnörkeln;
das Auge ist braun, der Schnabel horngelb, der Fuß
hellblau. Er findet sich auf Neuguinea, den Aruinseln, Misul und Salawati und erscheint häufig am Strand
auf niedrigen Bäumen, wie die andern Paradiesvögel stets bemüht, seine Schönheit zu zeigen. Er ist die eigentliche Manucodiata, von
welchem Vogel man fabelte, daß er ohne Füße beständig in der Luft schwebe, nur vom Tau lebe, den Krieger
in der Schlacht vor Verwundung schütze etc. Die Fabelei von dem Fehlen der Füße erklärt sich leicht aus der Gewohnheit der
Eingebornen, jene an den Bälgen abzuschneiden.
Der sechsfederige oder Königsparadiesvogel (Parotia sexsetacea, s. Tafel),
mit sechs zu beiden Seiten des Kopfes entspringenden, etwa 15 cm langen, bartlosen Federn mit kleiner, eirunder
Endfahne, an den Brustseiten entspringenden weißen Federbüscheln und einem Brustkragen, prächtig gefärbt, ist in den
GebirgenNeuguineas sehr häufig, doch fehlt über ihn weitere Kunde.
in der Grammatik das durchflektierte Musterwort (Nomen oder Verbum) für die Abhandlung
aller andern Wörter von gleicher Biegung;
in der Rhetorik Beispielsanführung, ein aus der Geschichte,
aus der Reihe wirklicher Ereignisse entlehntes Beispiel, das zur Vergleichung angeführt wird.
(griech.), bei den stoischen Philosophen solche Sätze, die, besonders für Uneingeweihte, durch
ihre pikante Fassung auffallend und sogar dem gesunden Sinn widerstreitend erscheinen, bei näherm Eingehen aber sich als wahr
und wohlbegründet zeigen.
Nach Rousseau sind Paradóxa Wahrheiten, die hundert Jahre zu früh erscheinen.
Daher Paradoxie, Seltsamkeit
und auffallende Sonderbarkeit in Meinungen, kühnen (paradoxen) Behauptungen etc., und Paradoxomanie,
die Sucht, Paradoxen zu behaupten oder sonderbare, gegen allgemein anerkannte Grundsätze verstoßende
Sätze aufzustellen, um damit zu imponieren.
[* 94] in der Chemie Klassenname für die homologen, gasförmigen, flüssigen oder starren Kohlenwasserstoffe der
Sumpfgasreihe CnH2n+2 ^[CnH2n+2]. Das Paraffin des Handels ist ein Gemenge solcher festen Paraffine, enthält aber meist
vorwiegend feste Kohlenwasserstoffe der Äthylenreihe C2H2n ^[C2H2n] u. a. Paraffin findet
sich in
¶
mehr
Erdöl,
[* 96] Ozokerit, Asphalt und in dem durch trockne Destillation
[* 97] aus Holz,
[* 98] Torf, bituminösem Schiefer, Braun- und Steinkohle erzeugten
Teer. In Deutschland wird es besonders aus Braunkohlen dargestellt. Es eignen sich aber nur wenige Braunkohlensorten zur Verarbeitung
auf Paraffin. Das beste Resultat liefert die zwischen Halle,
[* 99] Zeitz
[* 100] und Weißenfels
[* 101] vorkommende erdige helle Schwelkohle,
von welcher der Pyropissit am wertvollsten ist. Die Kohle wird der trocknen Destillation unterworfen, d. h. bei Luftabschluß
erhitzt, und zwar geschah dies früher in gußeisernen Retorten, 2,5-3 m langen Röhren
[* 102] von elliptischem Querschnitt, die, horizontal
in einen Ofen eingemauert, am hintern Ende verschlossen sind, durch die vordere Öffnung mit Schwelkohle
in 10 cm hoher Schicht beschickt und durch Braunkohlenfeuerung erhitzt werden.
Die in der geschlossenen Retorte alsbald sich entwickelten Dämpfe und Gase entweichen durch ein am hintern Ende derselben befindliches
Rohr, und man erhält als Rückstand eine pulverige, koksartige Kohle, welche als Grude (s. d.) in den Handel kommt
und als sparsames Brennmaterial benutzt wird. Gegenwärtig benutzt man stehende, aus Schamottesteinen konstruierte RetortenAA von etwa 5-7 m Höhe u. 125-188 cm Weite (s. Figur). Sie enthalten ein System von 30-40 jalousieartig übereinander liegenden
Glockenringen aa, die durch eine durch Stege gehende Tragstange im Zentrum des Cylinders gehalten werden
und mit Einschaltung von zwei größern Ringen einen zweiten cylindrischen Raum bilden.
Der Raum bb, welcher zwischen den Ringen und der Cylinderwandung bleibt u. 5-9 cm breit ist, nimmt die Kohlen auf, welche oben
auf den Glockenhut D geschüttet werden und über diesem noch einen Kegel von 1-1,5 hlInhalt bilden. Nach
unten verläuft der Cylinder in einen Trichter B u. einen cylindrischen Behälter C, beide mit Schiebern c und d zum Ausziehen
der abgeschwelten Kohlen. Die Cylinder werden durch schlangenförmig um sie herumgehende oder durch steigende und fallende
Feuerzüge erhitzt.
In der obern Zone von D bis X2 ^[X2] wird aus den Kohlen fast nur Wasser ausgetrieben, in der folgenden
von X2 ^[X2] bis X1 ^[X1] wird der Prozeß eingeleitet und in der dritten von X1 ^[X1] bis Ia vollendet. Ein Cylinder
schwelt in 24 Stunden etwa 50-70 hlKohle ab. Die Kohle passiert den Cylinder in 36 Stunden; unten zieht man
beständig die abgeschwelte Kohle in kleinen Quantitäten hervor, während in demselben Maß frische Kohleoben aufgeschüttet
wird. Die Gase und Dämpfe treten in den innern Glockenraum und von hier durch zwei horizontale Abzugsrohre F undG in die Vorlage
Z und in die Kondensationsvorrichtungen.
Die aus den Retorten oder Cylindern entweichenden Gase und Dämpfe werden in langen Rohrleitungen durch die
umgebende Luft oder auffließendes Wasser abgekühlt und teilweise kondensiert. Innerhalb der Kondensationsvorrichtungen wird
ein saugender Apparat angebracht, welcher die Destillationsprodukte möglichst schnell aus der heißen Retorte entfernt. In
zu hoher Temperatur würden die dampfförmigen wertvollen Teerbestandteile zersetzt und in Gase verwandelt, die Ausbeute mithin
stark vermindert werden.
Aus den Kondensationsapparaten fließen Teer und Wasser in Bassins ab und werden durch eine der Florentiner Flasche
[* 106] ähnliche Vorrichtung voneinander getrennt. Die nicht verdichteten Gase läßt man durch hohe Schornsteine entweichen. Ganz
ähnlich wie die Braunkohle werden in Schottland einige Sorten sehr wasserstoffreicher Steinkohle verarbeitet. Der aus den verschiedenen
Kohlen gewonnene Teer ist hellgelb, braun, grünlich oder schwarz, riecht durchdringend empyreumatisch
und besteht aus wechselnden Mengen flüssiger und fester Kohlenwasserstoffe, organischer Basen, saurer Körper und Brandharze.
Je nach der Zusammensetzungist er dünn- oder dickflüssig oder butterartig.
Die Ausbeute an Teer schwankt von wenigen bis 50 Proz. und mehr. Bei der Verarbeitung
des Teers trennt man durch fraktionierte Destillation aus eisernen Apparaten paraffinfreie von paraffinhaltigen Ölen und bringt
letztere durch Abkühlung zur Kristallisation, worauf man das kristallisierte Paraffin durch Filter- und hydraulische Pressen abscheidet.
Die abgepreßten Öle
[* 107] enthalten noch viel Paraffin und werden abermaliger fraktionierter Destillation unterworfen, worauf man die
paraffinhaltigen Produkte abermals abkühlt.
Dies Verfahren wird so lange fortgesetzt, als es noch lohnt. Sobald aus den Ölen beim Kühlen Paraffin nicht mehr auskristallisiert,
muß man die tüchtigsten Bestandteile des Öls,
[* 108] welche das Paraffin in Lösung erhalten, durch eine erneute fraktionierte Destillation
abtrennen. Die Menge des kristallisierenden Paraffins ist sehr wesentlich auch von der Art des Kühlens
abhängig. Mit guter Kühlung umgeht man kostspielige Destillationen, welche durch teilweise Umwandlung von Paraffin in flüssige
und gasförmige Kohlenwasserstoffe Verluste bringen.
Man verlegt deshalb die Fabrikation in den Winter, da künstliche Kühlung zu teuer und schwierig durchführbar ist. Die flüssigen
paraffinhaltigen Destillate werden unter Einblasen von Luft mit wenig Schwefelsäure,
[* 109] dann mit Natronlauge
gemischt. Erstere beseitigt die basischen Bestandteile und die Brandharze, letztere die sauren Körper. Das rohe Paraffin ist gefärbt
und riecht nach Teeröl. Man schmelzt es mit leichtem Teeröl zusammen und preßt es nach dem Erstarren, entfärbt es auch
durch Knochenkohle und