um (wie bei den
Pocken); bei andern
Ausschlägen bleiben sie unverändert und heilen unter einfacher Abschwellung, häufig
unter Abschelferung der
Epidermis.
[* 2] Zu den papulösen, d. h. wesentlich oder für immer aus
Knötchen bestehenden, Hautausschlägen
rechnet man die Schwindknötchen und die
Schälknötchen. Die Schwindknötchen
(Schwindflechte,
Lichen) stellen kleine Papeln von
roter oder weißer
Farbe dar, welche zuweilen vereinzelt (d. h. nicht zusammenfließend), meist aber in
Gruppen bei einander stehen, bisweilen einen leichten
Hof
[* 3] haben und sich unter kleienartiger Abschelferung verlieren. Die
Schälknötchen
(scrophulus), durch äußere Hautreize hervorgerufen, stehen vereinzelt oder in
Gruppen auf einem geröteten
Boden (Feuerflechte),
besonders im
Gesicht
[* 4] und auf den
Armen, und kommen bei
Säuglingen sowie zur Zeit des
Zahnens vor.
(Pfaffen,
Erdkegel), kleine, steil abgestochene
Kegel, welche man beim
Graben von
Kanälen oder bei Abtragung von
Höhen stehen läßt, um den kubischen
Inhalt der ausgestochenen oder abgetragenen
Erde danach zu berechnen.
Der
Ort selbst hat eine
Länge von 8 km; seine
Häuser liegen zu beiden Seiten der
Kanäle. Papenburg ist zugleich
der wichtigste Seehandelsplatz der
Provinz und besitzt (1886) 106 Seeschiffe von 17,028 Reg.-Tons. 1886 liefen mit
Ladung ein: 254 Seeschiffe
zu 37,172, aus: 356 Seeschiffe zu 24,298 Reg.-Tons. Es hat eine evangelische und 2 kath.
Kirchen, ein
Realprogymnasium und
eine
Navigationsschule, einAmtsgericht, mehrere Assekuranzgesellschaften, große Schiffswerften und alle
zum
Schiffbau nötigen Einrichtungen,
Tau- und Reepschlägerei, Ankerschmieden, eine
Eisengießerei
[* 10] und Maschinenfabrik, eine
chemische und eine Glasfabrik, Strohpapierfabrikation, Dampfschneide- und Dampfölmühlen, große Holzlager, bedeutenden
Torfstich und (1885) 6916 meist kath. Einwohner.
(Boblink,DolichonyxoryzivorusSws.), Sperlingsvogel
[* 11] aus der
Familie der
Stärlinge (Icteridae), 18
cm
lang, 29
cm breit, mit gedrungenem Leib, großem
Kopf, mittellangem, starkem, kegelförmigem, geradem
Schnabel mit am Mundwinkel
eckig herabgebogener
Schneide, mittellangen
Flügeln und
Schwanz (letzterer mit scharf zugespitzten
Federn), ziemlich langen,
kräftigen
Füßen und spornartiger
Kralle an der Hinterzehe. Das Männchen ist im
Hochzeitskleid amKopf,
Schwanz und der Unterseite schwarz, am
Nacken bräunlichgelb, auf dem Oberrücken, den
Schwingen und Flügeldeckfedern schwarz,
aber jede
Feder gelb gesäumt;
Schulter und
Bürzel sind weiß,
Augen und
Schnabel braun, die
Füße lichtblau. In der Wintertracht
ähnelt das Männchen dem einfacher gefärbten Weibchen. Der Paperling bewohnt
Nordamerika,
[* 12] geht imWinter bis
Mittelamerika und
Westindien,
[* 13] lebt gesellig in großen
Scharen, brütet zwischen
Gras und
Getreide
[* 14] und richtet in letzterm große
Verwüstungen an,
vertilgt aber auch viele schädliche
Kerbtiere und singt vortrefflich. In der Gefangenschaft
ist er sehr
lebendig und regsam.
im
AltertumLandschaft in
Kleinasien, am
Pontus Euxinus, zwischen
Bithynien,
Galatien und
Pontos gelegen, war
fast durchweg gebirgig, besonders im S. durch den hohen Olgassys (jetzt Ilkas
Dagh). Unter den
Vorgebirgen sind Karambis (Kerembe)
und
Syrias (IndscheBurun) die hervorragendsten. Außer den Grenzflüssen
Halys
(Kisil Irmak) im O. und
Parthenios
(Bartin
Tschai) im W. enthielt das Land nur unbedeutende Küstenflüsse sowie im Innern den Amnias (Gök
Irmak), einen Nebenfluß
des
Halys. Paphlagonien zeichnete sich aus durch treffliche
Maultiere, viel Schiffbauholz und Metallgruben. Die Bewohner waren der Hauptmasse
nach syrischer oder leukosyrischer Abstammung und zeichneten sich als treffliche
Reiter aus; im übrigen
standen sie in schlimmem
Ruf wegen ihres
Aberglaubens, ihrer Grobheit und Beschränktheit. Am meisten
Kultur herrschte in den
hellenischen Küstenstädten. - In früherer Zeit selbständig, wurde das Land von
Krösos unterworfen und kam nach dessen
Fall unter persische
Oberhoheit.
Unter letzterer ward es von
Satrapen aus dem
Haus der Achämeniden verwaltet, welche in der Diadochenzeit von hier aus das
zu einem
Königreich erhobene pontische Gebiet erwarben. In der römischen Zeit herrschten anfangs tributpflichtige
Fürsten,
als deren letzter
DejotarusPhiladelphus, der zu Gangra residierte, genannt wird. Nach der Besiegung des
Pompejus, welchem
Dejotarus in der
Schlacht bei
Pharsalos beigestanden, wurde Paphlagonien zu
Bithynien und bei der neuen
Einteilung des
Reichs im 1. Jahrh. zu
Galatien geschlagen. Unter den
Städten Paphlagoniens sind die wichtigsten: Sesamos, später Amastris
(Amasra), Kytoros (Kidros),
Stephane (Istifan),
Sinope (Sinob), Gangra (Kiankari), Kastamon
(Kastamuni).
zwei
Städte auf der
InselKypros: Altpaphos, eine phönikische
Kolonie, auf der Westküste, 10 Stadien vom
Meer,
beim heutigen Kuklia, und Neupaphos, von jenem etwa 11 km westlich gelegen, beim heutigen Baffa. Beide
Städte zeichneten
sich durch schöne
Tempel
[* 16] aus; namentlich aber war Altpaphos berühmt als Lieblingsaufenthalt der
Aphrodite,
[* 17] die
hier dem
Meer entstiegen sein sollte und hoch verehrt wurde. Mit dem überaus reichen
Tempel derselben war ein
Orakel verbunden.
Die Stadt ward öfters von
Erdbeben
[* 18] heimgesucht und namentlich 14
v. Chr. unter
Augustus fast ganz zerstört; unter dem
NamenAugusta wieder aufgebaut, blieb sie bis auf
Konstantin Sitz des römischen Prätors. Von beiden
Städten
sind
Ruinen vorhanden.
ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes
Fabrikat, das in den verschiedensten
Größen
(Formaten) und
Dicken hergestellt
¶
mehr
wird. Bis zu der Dicke, bei welcher es, ohne einzureißen oder zu zerbrechen, noch gefaltet werden kann (0,02-0,3
mm), heißt es kurzweg Papier, während dickere Fabrikate den NamenPappe oder Karton führen. Der Name Papier stammt ab von Papyros, dem
Namen einer Wasserpflanze, aus deren Schaft die Alten (schon vor 1562 v. Chr.) Blätter zum Schreiben herstellten.
Sie spalteten das vom Bast
[* 22] befreite Mark vermittelst eines scharfen Instruments in sehr feine, möglichst breite Längsstreifen.
Diese Streifen wurden mit Nilwasser angefeuchtet, auf Brettern schichtenweise übereinander gelegt, und zwar abwechselnd in der
Länge und in der Quere, und mit einem glatten Gegenstand (Zahn, Muschel etc.) geglättet. Dann wurde ein
solches Blatt,
[* 23] das durch einen Pflanzenleim Zusammenhang bekommen hatte, scharf gepreßt oder mit Hämmern geschlagen, hierauf
in der Sonne
[* 24] getrocknet. Durch Zusammenkleben solcher Blätter mittels Kleisters entstanden die längern Rollen.
[* 25] Die Griechen
nannten dieses Fabrikat biblos oder chartos und die Römer
[* 26] charta.
Geschichte des Papiers.
Die Erfindung des durch Verfilzung feinster Fasern dargestellten Schreibblattes gehört den Chinesen. Der Ackerbauminister Tsailün
unter dem Kaiser Hiao-Wuti (Han-ho-ti, um 123 v. Chr.) lehrte die Bereitung des Schreibblattes aus der Baumwolle
[* 27] und der Bastfaser
des Papiermaulbeerbaums (Kodzu), des Strohs, des Bambus, der Ulme und, wie die Sage geht, selbst aus Hadern,
und alsbald entstanden zahlreiche Werkstätten an den Orten, wo geeignete Rohstoffe zu finden waren.
Tsailün lehrte das Schriftblatt Schi in der vollkommenen Weise bereiten, wie sie heute noch in China,
[* 28] auf der Hochebene des
Himalaja, im Pandschab, in Vorderindien, Bengalen, Siam, Korea und Japan zu finden, und wie sie bis zu uns gekommen
ist. Um 610 n. Chr. brachten die vom König von Korea nach China gesandten Priester Donchô und Hojo diese Kunst nach Japan und
Korea, und die Tataren, welche sie auf ihren Eroberungszügen um 580 n. Chr. in China kennen lernten, verpflanzten sie in ihre
Heimat. In und um Samarkand errichteten sie zahlreiche Papierhäuser; doch diente als Material zumeist die
Baumwolle und die Nesselbastfaser, da sie denPapiermaulbeerbaum und den Bambus nicht besaßen. Um 650 lernten die Araber auf
ihren Streifzügen in die Tatarei die Papiermacherkunst kennen, brachten sie nach Mekka, Medina und einigen andern Städten, namentlich
Damaskus, woher die Benennung Charta damascena, und errichteten überall, wo sie als Eroberer sich niederließen,
bedeutende Papierhäuser, wo, ebenfalls aus Baumwolle, aber auch, wie die Funde von El Fayûm beweisen, spätestens im 8. Jahrh.
aus Lumpen und zwar vorwiegend aus leinenen Lumpen, sehr festes, freilich aber auch sehr dickes Papier (Charta
cuttunea oder bombycina) gemacht wurde, das sich durch vorzügliche Glätte der Oberfläche vor allen, auch den chinesischen,
auszeichnete.
Die Bibliothek des Escorial enthält ein Manuskript auf Baumwollpapier aus dem 10. Jahrh.; diese alten arabischen Papiere sind
mit Stärke
[* 29] (nicht mit Mehl)
[* 30] geleimt und enthalten, gleichsam als Füllmasse, nicht verkleisterte Stärke.
Meist waren die arabischen und maurischen Papiermacher Gelehrte, was erklärt, daß dieselben auf den Titeln oft das Wort »al
warrák« hinzusetzten, was (von wark, das Blatt) »Blattmacher« bedeutet. In Griechenland,
[* 31] Sizilien,
[* 32] Spanien,
[* 33] die NordküsteAfrikas
entlang und in Asien
[* 34] gab es zahlreiche maurische Papierhäuser.
Einen großen Aufschwung erhielt die Papiermanufaktur durch die Erfindung der Buchdruckerkunst, so daß in der Mitte des 15. Jahrh.
schon zahlreiche Mühlen
[* 45] anzutreffen sind, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Dänemark
[* 46] und Schweden
[* 47] (1550).
In hohem Grad wirkte seit der Mitte des 16. Jahrh. die Kirchenreformation im Verein mit dem allgemeinen
geistigen Aufschwung auf die Papiermanufakturen günstig ein durch die große Anzahl von Schriften und Schulbüchern.
Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde in Deutschland die gewerbliche Thätigkeit gelähmt, und erst nach dem WestfälischenFrieden (1648) fand ein neuer Aufschwung auch in der Papiermanufaktur statt, welche nun auch besonders
in England durch die eingewanderten Hugenotten zur Blüte
[* 48] gelangte. Dazu kam die von Holland eingeführte, früher in Deutschland
erfundene neue Vorrichtung zum Zerkleinern der Lumpen, der sogen. Holländer, die bald statt des alten »Stampfgeschirrs« Eingang
fand, da sie viel mehr leistete.
Die wesentlichste Umgestaltung jedoch erfuhr die Papierfabrikation am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Erfindung der
Papiermaschine, welche auf dem Prinzip beruht, sämtliche Arbeiten des Papiermachens in der Weise durch mechanische Vorrichtungen
auszuführen, daß mit großer Schnelligkeit ein sehr breites und beliebig langes Papierband (endloses Papier) gewonnen wird.
Es entstanden bei diesem Bestreben zwei noch heute beliebte Systeme, die sich wesentlich nur durch die
Anordnung der Siebe (die auch hier Form heißen) unterscheiden, indem das eine System eine rotierende, cylindrische Form (Cylindermaschine),
das andre eine sich als Sieb ohne Ende größtenteils horizontal bewegende Form (Maschine
[* 49] mit gerader Form) besitzt.
Da die letztere Maschine sich leicht mit einer Schüttelvorrichtung verbinden läßt (daher auch kurz Schüttelmaschine genannt
wird), welche so wesentlich zur Papierbildung beiträgt, so bildet sie die Regel, die Cylindermaschine die Ausnahme. Als Erfinder
der Schüttelmaschine ist LouisRobert, Werkführer in der Papierfabrik Essonne, nicht weit von Paris,
[* 50] anzusehen, der 1799 ein
darauf bezügliches Patent erhielt, das er 1800 an Didot, den Direktor der Fabrik St.-Leger, verkaufte. DidotsSchwagerJohn Gamble
erwarb das Patent für England und führte es in Verbindung mit Fourdrinier (Papierfabrikant)
¶
mehr
und Donkin (Maschinenbauer) aus, wonach dann die Maschine, welche anfangs nur 60 cm breites Papier lieferte, immer mehr vervollkommt,
allmählich bekannt und verbreitet wurde. Frankreich erhielt die erste Maschine 1815, Deutschland 1819. Die Cylindermaschine
wurde zuerst 1797 von Michael Leistenschneider in Saarlouis ausgedacht, dann 1805 von Bramah in London
[* 52] nach
einem sehr unvollkommenen Plan entworfen, aber erst etwa 1810 von Dickinson in England ausgeführt, auch in Deutschland etwas
später 1816 von Keferstein in Weida (Weimar)
[* 53] nach eignem Plan gebaut. Seit 1840 ist die Maschinenpapierfabrikation zur vollen
Bedeutung gelangt und hat die Büttenmanufaktur bis auf eine geringe Zahl von Mühlen verdrängt.
Fabrikation des Papiers.
(Hierzu die Tafel »Papierfabrikation«.)
Die Fabrikation des Papiers kommt darauf hinaus, kleine Fäserchen von geeigneter Beschaffenheit mit Wasser zu einem dünnen
Brei anzurühren, sodann in möglichst unregelmäßiger Weise durcheinander zu legen und endlich mit der Entfernung des Wassers
zu einer blattförmigen, fest zusammenhängenden Masse zu vereinigen.
Dann folgt ein weiteres Zerschneiden auf dem Lumpenschneider (Textfig. 1). Letzterer besteht in der Regel
aus einem eisernen Cylinder A, auf dessen Peripherie sich drei etwas schraubenförmig gestellte Messer
[* 58] befinden, welche bei
der Drehung des Cylinders hart an einer feststehenden Stahlschiene g vorbeistreifen und so die durch ein Lattentuch ac und
eine Stachelwalze d auf diese Schiene geschobenen Hadern je nach der Geschwindigkeit der Zubringung in mehr
oder weniger kleine Stücke zerschneiden. In neuerer Zeit konstruiert man auch Hadernschneider nach dem Prinzip der Kreissägen,
Kreisscheren und
Hacken.
Die zerschnittenen Lumpen werden darauf in einem Stäuber (Drescher) oder Wolf mechanisch von anhängendem Schmutz befreit.
Ein solcher Lumpenwolf hat große Ähnlichkeit
[* 59] mit dem Schlagwolf zum Lockern der Baumwolle (s. Spinnen).
[* 60] Der Stäuber dahingegen besteht aus einem hohlen, 1 m langen und 550 mm weiten Haspel aus acht Holzstäben, welche mit stumpfen
Zähnen besetzt sind. Dieser Haspel dreht sich in einem hölzernen Kasten, in dem ebenfalls Zähne
[* 61] angebracht sind, so daß die
eingeschlossenen Lumpen kräftig geschlagen werden und den durch ein Sieb abfallenden Staub verlieren.
Von anhängendem Staub möglichst befreit und oft sogar mit Wasser einmal gewaschen, werden die Lumpen sodann einer chemischen
Reinigung vermittelst Kalk- oder Natronlauge und Kochens mit Dampf
[* 62] in einem Kessel (Lumpenkocher) unterworfen. Um hierbei ein die
Wirkung verminderndes Anlegen der Lumpen an die Kesselwand zu vermeiden, werden die Kocher, die zwischen 500 und 3000 kg
Hadern fassen u. eine cylindrische oder kugelige Form haben (Kugelkocher, s.
Tafel,
[* 51]
Fig. 1), fortwährend langsam mit 1-3 Umdrehungen in der Minute gedreht.
Ein gewöhnlicher rotierender Kocher besteht aus zwei ineinander geschobenen horizontalen Cylindern, in deren Zwischenraum
die Lauge und der Dampf eingeführt werden. Hierzu dient ein Rohr für den Dampf und eins für die Lauge. Ein Hahn
[* 63] schließt das
Laugerohr ab. Innerhalb des Kessels tritt das Rohr in eine abgeschlossene Kammer und zerteilt sich in drei Stränge zwischen
den beiden Cylindern. Zum Herausnehmen der Lumpen ist der Deckel abzunehmen und durch eine Laufkatze zu
entfernen.
Die Drehung des Cylinders erfolgt auf vier Rollen. Durch Hähne verschließbare Stutzen dienen zum Abfließen der Lauge und des
Waschwassers. Inwendig sitzen Pflöcke zum Wenden des Kocherinhalts. Nachdem durch wiederholtes Kochen unter einer Pressung
von 2-4 Atmosphären die Trennung aller Fett- und Schmutzteile von den Hadern und die Zerstörung der Wollfasern
herbeigeführt ist, werden die Hadern durch Waschen mit warmem Wasser in Schaufelwaschmaschinen gründlich gereinigt und dann
zerkleinert. Das Zerkleinern wurde früher in Stampfmühlen (Stampfgeschirr, deutsches Geschirr, Hammergeschirr), jetzt fast
ausschließlich vermittelst zerreißender Werkzeuge
[* 64] (Messer) in Mahlapparaten (Stoffmühle, holländisches Geschirr, Holländer)
vorgenommen. Diese bestehen (Textfig. 2) aus einem Trog u, der in der Mitte durch eine Querwand at so geteilt ist, daß die
in demselben sich befindende Masse aus Lumpen und Wasser in der Richtung der Pfeile darin zirkulieren kann (Ziehen). Hierbei gerät
die Masse fortwährend unter den Cylinder d (Walze), welcher mit einer großen Zahl (32-48) Schienen oder
Messern ausgestattet ist, die
mit den unten bei c im sogen. Grundwerk b liegenden Messern (3-20 an der Zahl) das Zermalmen bewirken, zugleich aber auch
die Masse nach ml hinauf- und über den Sattel oder Berg l hinwegschieben. Zur Entfernung der sich ablösenden Schmutzteilchen
und des Sandes dient die vor dem Kropf liegende Rinne (Sandfang) o sowie die Waschtrommel s und die bei r
gezeichnete Waschscheibe. Letztere ist ein mit feinem Drahtsieb überzogener Rahmen, gegen welchen der Holländerinhalt geschleudert
wird, wodurch das Wasser mit dem Schmutz durchfliegt und seitwärts durch q abläuft.
Erstere ist eine ebenfalls mit Drahtsieb überzogene, sich langsam drehende Trommel, in deren Inneres das
schmutzbeladene Wasser dringt, um durch einen Heber
[* 70] abzulaufen. Durch Einschieben der Blindscheiben p können die Waschscheiben
außer Thätigkeit gesetzt werden, was am Ende des Mahlprozesses zur Vermeidung von Faserverlust notwendig ist. Um endlich
die Messer nach und nach schärfer angreifen zu lassen, ist
[* 69]
(Fig. 2 der Tafel)
die Walze mit ihren Zapfen
[* 71] in Hebeladen
[* 72] gelegt, welche durch eine Schraube mit Handrad allmählich gesenkt werden.
Da die Lumpen zur Erzeugung des Papiers nicht mehr ausreichen, so spielen ihre Surrogate eine wichtige Rolle. Große praktische
Bedeutung haben namentlich Holzstoff, Stroh und Esparto gewonnen. Über die Herstellung des Holzstoffs s. d. Der auf chemischen
Wege gewonnene Holzstoff (Cellulose) hat wegen der Beseitigung der inkrustierenden Materien bessere Qualität
als der geschliffene und findet daher besonders als Zusatz zu feinen Papieren Verwendung. Holzstoff im allgemeinen wird dem
Halbzeug in Quantitäten von 15-90 Proz. zugesetzt.
Strohstoff wird fast auf dieselbe Weise gewonnen wie die Holzcellulose, nämlich durch Kochen in Laugen. Leichter
als Stroh ist das Esparto zu verarbeiten. Die Pflanze wird sorgfältig von Wurzeln und Unkraut gereinigt und dann im Kochkessel
mit Natronlauge bei einem Druck von 2-3 Atmosphären gekocht. Die weiche Masse kann ohne weiteres im Holländer zu Halbzeug vermahlen,
dann gebleicht und
in Ganzzeug verwandelt werden. Von gutem spanischen Rohmaterial gewinnt man 42-50,
von algerischem nur 40-45 Proz. an Fasern, die sich durch große Festigkeit,
[* 75] weiße Farbe und bedeutende Verfilzungsfähigkeit
auszeichnen und deshalb in England schon die ausgedehnteste Verwendung zu den feinsten Brief- sowie den festen Banknotenpapieren
gefunden haben.
II. Bildung des Papiers. Die Bildung des Papiers erfolgt dadurch, daß man das entsprechend mit Wasser verdünnte
Ganzzeug auf ein Metallsieb bringt, zum Zweck der Faserverfilzung und der Entwässerung auf und mit diesem Sieb gehörig schüttelt,
das entstandene, noch durch und durch nasse Blatt auf einen wasseransaugenden Filz bringt und endlich durch Pressen und Trocknen
an der Luft oder in künstlicher Wärme
[* 76] gänzlich vom Wasser befreit. Je nachdem diese Operationen sämtlich
durch Menschenhände oder durch Maschinen ausgeführt werden, unterscheidet man die Hand- und Maschinenfabrikation, Hand- und
Maschinenpapier.
Bei der erstern Art läßt man zunächst das Ganzzeug in einen größern hölzernen, steinernen oder aus Zement hergestellten
Behälter, die sogen. Bütte (daher das Handpapier auch Büttenpapier genannt wird), ab, in dem ein Rührapparat
dasselbe fortwährend in Bewegung und ein kleiner Ofen (Blase) oder ein Schlangendampfrohr warm erhält. Aus dieser Bütte hebt
ein Arbeiter (Büttgeselle oder Schöpfer) eine PortionZeug vermittelst der sogen. Form und schüttelt diese so lange, bis
das Wasser abgelaufen ist.
Die Form (in Textfig. 3 in einem Teil dargestellt) besteht aus einem hölzernen Rahmen a mit einem darübergespannten, durch
aufgenagelte Streifen i festgehaltenen Drahtsieb b und einem abnehmbaren Deckel c. Zum Tragen des Siebes dienen die Stege d mit
einem Rost e aus Drahtstäben, welche mit den Bindedrähten f festgehalten werden und die Querdrähte
g, h tragen, welche die obern Drähte b unverschiebbar aufnehmen. Diese Formen heißen gerippt, weil das Papier von den parallelen
Drähten ein geripptes Aussehen erhält; besteht das Sieb aus Drahtgewebe mit viereckigen Maschen, so heißt die Form Velin.
Nach dem Schütteln schiebt der Schöpfer die Form ohne Deckel (den er in der Hand
[* 77] behält, um ihn von
neuem auf eine vorgeschobene leere Form zu legen) auf dem Büttenbrett einem Gehilfen (Gautscher, Kautscher) zu, der dasselbe
mit dem Papierblatt nach unten auf ein Stück verfilztes Wollengewebe (Filz) drückt (Gautschen, Kautschen), auf welchem bei
behutsamer Abnahme der Form das Papier unversehrt liegen bleibt. Nachdem man auf solche Weise und durch abwechselndes
Übereinanderschichten von Filz und Papier einen Stoß von 180 Bogen
[* 78] und 181 Filzen (Bauscht, Buscht, Pauscht) hergestellt hat, bringt
man denselben in eine große Presse (Büttenpresse) zum Abpressen des ersten Wassers (Naßpressen). Hiernach legt ein dritter
Arbeiter (Leger) die Stöße auseinander, nimmt die Bogen heraus und unterwirft sie neuerdings ohne Filze (im weißen Bauscht)
einer Pressung und endlich einer Trocknung durch
Aufhängen in Trockenräumen. Das Hand- oder Büttenpapier nimmt auch Eindrücke von mit Draht
[* 80] auf die Form aufgenähten Zeichen
(Firmen, Zahlen, Figuren etc.) an, wodurch die sogen. Wasserzeichen gebildet werden. Außerdem ist es beim Trocknen kraus geworden
und muß durch Pressen geglättet werden. Eine besondere Eigenschaft desselben ist aber die Fließbarkeit
(Fließpapier), welche es zum Schreiben unbrauchbar macht. Zur Verwandlung in Schreibpapier wird es daher geleimt, indem der
Leimer die Bogen bündelweise in eine warme Lösung von tierischem Leim taucht, die mit Alaun
[* 81] versetzt wird, weil dieser dem Leim
die Eigenschaft erteilt, einmal getrocknet, sich nicht mehr in Wasser zu lösen. Mit dieser Flüssigkeit
durchtränkt, werden die Bogen stoßweise gepreßt und dann zum zweitenmal getrocknet und geglättet und zwar gewöhnlich
durch Satinieren zwischen Kalandern (s. d.).
Die Handpapierfabrikation bedingt außer langsamer und teurer Erzeugung besonders eine Beschränkung in der Größe, welcher
man selbst durch Einführung großer Formen (Doppelformen) nur wenig abhelfen konnte. Aus diesem Grund
fand die Papiermaschine, welche mit großer Schnelligkeit das endlose Papier erzeugt, einen so raschen Eingang, daß nunmehr fast
nur noch Maschinenpapier fabriziert wird. Die Form der Maschine ist ein langes, endloses Sieb mit eben gespannter Oberfläche
oder ein cylindrisches Drahtsieb (gerade Form und Cylinderform).
Die Anlage und Einrichtung einer Langsiebmaschine erklärt sich mit Hilfe der Tafelfigur 3 wie folgt: Zur
Entfernung des Sandes und andrer schwerer Körper sowie zum Zurückhalten von Faserverschlingungen (Katzen
[* 82] und Knoten) durchläuft
das Papier zunächst einen mindestens 6 m langen, flachen Kanal
[* 83] (Sandfang) über eine Menge quergestellter Leisten, dem dasselbe
in genau abgemessenen Mengen und regelmäßigen Intervallen durch besondere Schöpfvorrichtungen (Stoffregulator)
zugeführt wird, und darauf einige mit geschlitzten Platten versehene Rahmen oder drehende Cylinderknotenfänger, welche zur
Vermeidung der Verstopfung eine schüttelnde Bewegung erhalten, während das Zeug durch einen Quirl stets aufgerührt wird.
Von diesen Knotenfängern gelangt das Zeug unter einem Schützen durch über einem Lederlappen (Schürze)
in der Pfeilrichtung wie ein breiter, dünner Wasserfall auf die endlose Form (Metallsieb), welche, von der ersten sogen.
Brustwalze aus über eine große (24-36) Zahl dünner Tragwalzen (Registerwalzen) genau horizontal geführt und durch unten
liegende Walzen gespannt und geleitet, stets zurückkehrt und auf dem Weg mit Hilfe einer starken Rüttelung
den Stoff entwässert, so daß am Ende der horizontalen Fläche das Papier gebildet ist.
Damit das Zeug nicht seitwärts von der Form abläuft, liegt auf jeder Längskante derselben ein durch Rollen gespannter Riemen
ohne Ende (Deckelriemen), der sich fest an die Form anlegt und sich mit derselben fortbewegt. Zur Hervorbringung
der schüttelnden Bewegung der Form liegt die Brustwalze mit den Registerwalzen aus einem Rahmen, der von beweglichen Stützen
getragen und von der Seite her durch kleine Exzenter in schwingende Bewegung gesetzt wird. Das ablaufende Wasser wird von einem
flachen Kasten aufgefangen und fortgeleitet. Um das Wasserabfließen möglichst zu fördern, liegen unter
der Form zwei schmale Gefäße mit Hebern, welche eine saugende Wirkung hervorbringen (Saugkasten).
Dadurch wird das Papier so weit entwässert, daß es sich nunmehr durch die mit rauhem Filz überzogene Walze (Gautschwalze) von der
Form abnehmen und auf den Filz ohne Ende (Naßfilz) übertragen läßt, der es nun durch die zwei Naßpressen
führt. Dann hebt sich das Papier von dem Naßfilz ab, um über zwei Walzen auf den zweiten Filz ohne Ende (Trockenfilz) über-
und mit diesem um fünf mit Dampf geheizte Trommeln zu gehen. Darauf passiert es das erste Glättwerk, geht weiter zum endgültigen
Trocknen mit dem dritten Filz über drei Dampfcylinder, endlich nochmals durch zwei Glättwerke, um dann
auf einem Haspel aufgewickelt oder sofort durch Schneidwerke in der Länge und in der Quere in Bogen oder allein in der Länge
zu langen Bahnen (zu Tapeten etc.) zerschnitten zu werden.
Zum fortwährenden Reinhalten des ersten Filzes ist eine Filzwäsche in einem Trog mit Walzen und zum Trocknen
der Trockenfilze eine Anzahl Trockencylinder notwendig. Die Breite
[* 84] der Form, welche die Leistung wesentlich mit bedingt, beträgt
gewöhnlich 1,5 m, mitunter 2 m, neuerdings sogar 3,2 m.
Die die Leistung der Papiermaschine ebenfalls bedingende Geschwindigkeit der Form liegt je nach der Dicke
des Papiers zwischen etwa 10 und 40 m in der Minute; die Leistung beziffert sich auf 1500-5000 kg Papier in 24 Stunden.
In der Papierfabrik von Kübler und Niethammer in Kriebstein ist eine Papiermaschine aufgestellt, die 2,8 m Arbeitsbreite
hat und in 24 Stunden 7500 kg Papier erzeugt. Zur Hervorbringung des gerippten Ansehens und der Wasserzeichen
dient die sogen. Dandywalze (Sieb- oder Vordruckwalze), welche die Muster aufgenäht erhält und neben der Gautschwalze auf
die Papierbahn mit Druck aufgelegt wird. Das Leimen des Maschinenpapiers erfolgt in einzelnen Fällen nachträglich wie beim
Handpapier mit tierischem Leim entweder im Bogen oder mit Hilfe von Leimmaschinen, die wesentlich in einem
Leimtrog bestehen, in welchem das Papier durch ein Walzenpaar mit Leim durchtränkt wird, um dann in einem zweiten Walzenpaar
ausgepreßt und darauf getrocknet zu werden, wozu sich die bei der Tapetenfabrikation üblichen Aufhängemaschinen besonders
eignen (s. Tapeten). Die überwiegend größte Menge des Maschinenpapiers wird im Zeug mit Harz geleimt,
indem man im Holländer eine Auflösung von Harz in Sodalauge, sogen. Harzseife, zusetzt und nachträglich durch einen Zusatz
von Alaunlösung unlösliche harzsaure Thonerde auf die Fasern niederschlägt, so daß das Papier die Maschine geleimt verläßt.
Mitunter, bei den besten Sorten, wird auch wohl mit Harz im Zeug vor- und mit tierischem Leim im fertigen
Papier nachgeleimt.
Für die größte Zahl der Verwendungszwecke benutzt man weißes Papier; soll dasselbe gefärbt werden, dann setzt
man die Farben ebenfalls im Holländer zu. Da für einige Papiergattungen, namentlich Brief-, Schreib-, Kupferdruck- und andres
feines Papier, die in der Papiermaschine gewonnene und für Druck-, Affichen-, Umschlag- u. dgl. Papier vollkommen
ausreichende Glätte nicht genügt, so wird ersteres nachträglich noch durch Satinieren im Satinierwerk (s. Kalander)
[* 85] geglättet
und mit Glanz versehen, oft sogar hier noch durch Einpressen von Linien etc. für bestimmte Gebrauchszwecke vorbereitet.
Die Cylindermaschine (Tafelfigur 4) unterscheidet sich von der Langsiebmaschine im Prinzip nur durch die
Form, die hier aus einem mit Messingsieb überzogenen Cylinder besteht, welcher sich in einem mit Papierzeug gefüllten Behälter
dreht und sich dabei mit einer Papierschicht bedeckt, indem das Wasser durch die Siebmaschen abläuft. Da jedoch hier die
Rüttelung ausgeschlossen ist, so liefert die
¶
mehr
Cylindermaschine Papier von bedeutend geringerer Qualität und findet hauptsächlich Verwendung in der Pappenfabrikation. Bedeutend
verbessert hat man in neuerer Zeit das Produkt dieser Maschine dadurch, daß man 2-4 Cylinder anwendet und die 2-4 Bahnen unter
der Gautschpresse aufeinander führt und verbindet. Solche Cylindermaschinen haben wegen ihrer Einfachheit und großen Leistungsfähigkeit
vielfach Aufnahme gefunden. Die von Sembritzky in Schlöglmühl erfundene Papiermaschine zum Schöpfen einzelner Bogen nach
Art der Handfabrikation liefert vorzügliches Papier.
Seit dem Jahr 1883 hat man auf Vorschlag des Vereins deutscher Papierfabrikanten im Einverständnis mit den
Hauptbeteiligten angefangen, die große Zahl der oft ganz willkürlichen Abmessungen erheblich zu verkleinern und folgende
Normalformate mit Weglassung der Benennungen, dahingegen nach 12 Nummern bezeichnet, einzuführen.
Zwischen
den deutschen, französischen und englischen Formaten findet keine vollständige Übereinstimmung statt. Zum Vergleich
kann jedoch nachstehende Tabelle dienen, welche neben den deutschen Formaten die der beiden andern Länder enthält, welche
den erstern am nächsten kommen:
Vielfach wird in Europa
[* 87] das Papier noch folgendermaßen eingeteilt, sortiert und benannt: Briefpapiere, in 3 Qualitäten
und drei Formaten in plano (in folio, in quarto, in octavo) gelegt und verpackt;
Die Qualitäten oder Feinheitsgrade der Papiere sind in Fabrikation und Handel genau bestimmte; nur in der Farbe, Textur (Durchsicht,
épair, Web) weichen die gleichen Qualitäten der verschiedenen Manufakturen und Fabriken voneinander ab. Die Benennungsweise
der Qualitäten ist fast in jeder Fabrik eine verschiedene; am verbreitetsten waren bei der Handpapierbereitung
(Büttenmanufaktur) die Bezeichnungen nach den Wasserzeichen, z. B. Adler,
[* 88] Lilien,
[* 89] Löwen,
[* 90] Propatria etc., oder nach Rang und
Qualitäten der Papiersorten: superfein Post, fein Post, Post, fein Kanzlei, Kanzlei, fein Konzept, Konzept, ordinär Konzept, fein
Pack, ordinär Pack etc. (wie man die Hadernsorte ebenfalls benannte, woraus die betreffenden Papiere meist
ausschließlich gemacht wurden), oder nach Buchstaben oder Zahlen. Als ein Unterschied besteht dann noch die Bezeichnung: »geripptes«
und »gleiches« (verge und vélin) Papier.
Da das Papier durch verschiedene Zusätze (erdige Substanzen, Holzschliff u. dgl.) dermaßen
an Qualität einbüßt, daß seine Dauerhaftigkeit eine sehr geringe ist, so sind in neuester Zeit besondere
Qualitätsnormen für die bei Behörden etc. gebrauchten Papiersorten wissenschaftlich festgestellt
und unter anderm von der preußischen Regierung angenommen. Diese Normen gründen sich auf Zusammensetzung, Festigkeit und Dehnbarkeit
des Papiers und umfassen zunächst vier Stoffklassen:
Sorte III: Papier von beliebiger Stoffzusammensetzung, jedoch ohne Holzschliff, mit weniger als 15 Proz.
Asche, zu Kanzlei, Mundier-Briefpapier, für kurze Aufbewahrung.
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