Panflöte
(Syrinx), die Hirtenpfeife der Alten, bestehend aus mehreren mit Wachs aneinander geklebten Rohrpfeifen, welche mit dem Mund angeblasen werden.
(Syrinx), die Hirtenpfeife der Alten, bestehend aus mehreren mit Wachs aneinander geklebten Rohrpfeifen, welche mit dem Mund angeblasen werden.
Fluß in Deutsch-Ostafrika und dem Gebiet des Sultans von Sansibar, [* 2] mündet nördlich von Sansibar unter 5° 29' südl. Breite [* 3] in den Indischen Ozean, kann bis mehrere Meilen oberhalb seiner Mündung befahren werden, wird aber weiter aufwärts durch große Wasserfälle und bewaldete Inseln unschiffbar. Seine zahlreichen Quellflüsse kommen vom Südabhang des Kilima Ndscharo. In seinem mittlern Lauf wird er Rufu oder Lufu genannt. Sein Unterlauf bildet die Grenze zwischen den Landschaften Usegua und Usambara. Seine Länge beträgt 450-500 km. Links an der Mündung liegt die Stadt Pangani, die von jeher Ausgangsstation für die Karawanen nach dem Masailand sowie für Forschungsreisen nach dem Kilima Ndscharo gewesen ist.
Gebirge im alten Makedonien, zwischen dem Strymon und Nestos, in der Nähe von Philippi, mit reichen Gold- und Silbergruben;
jetzt Pirnari. Es erhebt sich bis zu 1870 m Höhe.
(griech.), s. Erblichkeit, ^[= # (Vererbung, Heredität), die Thatsache, daß körperliche und geistige Eigentümlichkeiten der ...] S. 725.
(griech., »imaginäre Geometrie« nach N. Lobatschewski, »nichteuklidische Geometrie« nach Gauß, »absolute Raumlehre« nach Joh. Bolyai), ein erst neuerdings entwickeltes System der Geometrie, welches von der Annahme ausgeht, daß die Summe der Winkel [* 4] eines geradlinigen Dreiecks entweder mehr oder weniger als zwei Rechte beträgt.
Vgl. Frischauf, Elemente der absoluten Raumlehre (Leipz. 1876);
Killing, Die nichteuklidischen Raumformen (das. 1885).
ein nur selten gebrauchte Ausdruck für die Gemeinsamkeit der germanischen Nationen (Deutsche, [* 5] Engländer, Nordamerikaner, Niederländer, Skandinavier) oder auch bloß der Deutschen in ihren Charaktereigenschaften und Kulturbestrebungen. Nur in der Beschränkung auf die Deutschen kann von Pangermanismus in politischem Sinn die Rede sein als dem Streben der politischen Einigung der Deutschen außer dem Deutschen Reich mit diesem; in der allgemeinen Bedeutung nicht, weil keine germanische Nation die andern (wie z. B. Rußland die andern slawischen Völker) in Zahl, Macht und Kultur so überragt, daß sie die alleinige Führung beanspruchen könnte oder je beansprucht hat. Vgl. Panslawismus.
s. Schuppentier. ^[= (Manis L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Zahnarmen (Bruta, Edentata) und der Familie ...]
Volksstamm, s. Fan. ^[= (Oscheba, Pahuin), Volksstamm in Westafrika, in den Gabun- und Ogoweländern, befindet ...]
bei den Neugriechen Name der Jungfrau Maria.
ein westfäl.
Gericht aus einer Mischung von gehacktem Rind- u. Schweinefleisch und Buchweizenmehl, wird nach dem Erkalten in zentimeterdicke Scheiben geschnitten, in heißer Butter gebraten und zu Kartoffelspeisen oder Apfelmus auf den Tisch gegeben.
(griech.), eine 1807 von Mälzl ^[richtiger: Mälzel = Johann Nepomuk Mälzel (1772-1838)] konstruierte Art Orchestrion (vgl. Kaufmann 1), d. h. ein Instrument, welches ziemlich das ganze Orchester nebst Pauken, Trommel und Triangel nachahmte.
Die darin angebrachten wirklichen Instrumente wurden durch Walzen und Blasebälge zum Tönen gebracht.
(griech., der »von allen Hellenen Verehrte«),
Beiname des Zeus, [* 6] als welcher er z. B. auf der Insel Ägina einen auf Äakos zurückgeführten und in Athen [* 7] einen von Kaiser Hadrian erbauten Tempel [* 8] hatte.
Hadrian selbst erhielt den Beinamen Panhellenios. Das Fest des Zeus Panhellenios hieß Panhellenia.
(Panidrosis, griech.), ein anhaltender Schweiß am ganzen Körper, der zuweilen bei Nerven- oder Rückenmarkskrankheiten vorkommt.
(Pawnie), nordamerikan. Indianerstamm, welcher früher zwischen dem Platte und Missouri umherschweifte, jetzt aber (1883: 1212 Seelen stark) im Indianerterritorium wohnt. Zu den Pani gehören auch die Ricara am Shayennefluß im Gebiet der Dakota und die Witchita unterhalb des Rio [* 9] Roxo.
Gruppe der Gräser [* 10] (s. d., ^[= (Gramineen, Süßgräser), monokotyle Pflanzenfamilie, aus der Ordnung der Glumifloren, einjährige ...] S. 630).
(lat.), s. v. w. Rispe, ^[= eine Form des Blütenstandes (s. d., S. 82).] s. Blütenstand, [* 11] S. 82.
L., Pflanzengattung, s. Hirse. ^[= ( L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, Gräser mit nur in der ersten Jugend aufrechter ...] [* 12]
(Pannier), Fahne, s. v. w. Banner (s. d.). ^[= # (unrichtig Panner, Pannier, verwandt mit dem franz. bannière, ital. bandiera, ursprünglich ...]
(franz., v. lat. panis, Brot), [* 13] das Eintauchen von Fleischstücken, Koteletten, Fisch, Croquettes und andern zum Backen in der Pfanne oder Braten auf dem Rost bestimmten Speisen in Eigelb oder in geklärter Butter und das Bestreuen derselben mit geriebener Semmel, Mehl, [* 14] geriebenem Parmesankäse etc.
d'oranges (franz., spr. panjeh dorāngsch), kleine, aus Apfelsinenschalen geschnittene Körbchen, welche mit Fruchtgelee gefüllt sind.
(franz. panique), s. Panischer Schrecken. ^[= aus dem Altertum überkommener Ausdruck, womit man jeden heftigen Schrecken bezeichnet, ...]
(griech., Gillotage), von Gillot zu Paris [* 15] (1850) erfundenes Verfahren, mittels Ätzung Hochdruckplatten aus Zink für die Buchdruckpresse herzustellen. S. Zinkätzung.
Nikita Iwanowitsch, Graf von, russ. Staatsminister, geb. trat jung in ein Garderegiment, ward bei der Thronbesteigung der Kaiserin Elisabeth zum Kammerherrn ernannt, als bevollmächtigter Minister 1747 nach Kopenhagen, [* 16] 1749 nach Stockholm [* 17] gesandt und erhielt nach seiner Rückkehr 1760 die Gouverneursstelle beim Großfürsten Paul Petrowitsch. Von Peter III. ward er 1762 zum Geheimrat befördert, nahm nichtsdestoweniger an der Verschwörung teil, welche jenen stürzte, wurde dann von der Kaiserin Katharina in den dirigierenden Senat, 1763 in den Geheimen Kabinettsrat berufen und zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt, während ihm zugleich die oberste Leitung der Erziehung des Großfürsten blieb. Er galt als Hauptstütze des preußischen Systems im russischen Kabinett. 1767 in den Grafenstand erhoben, starb er Sein Bruder Peter Iwanowitsch, Graf von Panin, russ. General, geb. 1721, focht mit Auszeichnung im Siebenjährigen und im Türkenkrieg von 1770, erstürmte Bender (26. Sept.), unterdrückte 1773-75 den Aufstand Pugatschews; starb in Moskau [* 18] als General en chef. Dessen Sohn Nikita Petrowitsch, Graf von Panin, war längere Zeit russischer Botschafter in Berlin, [* 19] dann Reichsvizekanzler; starb 1837 in Moskau. Dessen Sohn Viktor Nikititsch, Graf von Panin, geb. 1800, war einige Zeit Geschäftsträger in Athen, dann Staatssekretär, 1840-61 Justizminister, trat hierauf an die Spitze des behufs der Redaktion des Gesetzes über Aufhebung der Leibeigenschaft berufenen Komitees, wurde im März 1864 Generaldirektor der kaiserlichen Kanzlei für Gesetzgebungsangelegenheiten, nahm 1867 seinen Abschied und starb in Nizza. [* 20]
der bedeutendste ind. Grammatiker, lebte wahrscheinlich im 5. oder 4. Jahrh. v. Chr. im Pandschab.
Seine Grammatik (hrsg. von Böhtlingk, Bonn [* 21] 1839, 2 Bde., und mit Übersetzung, Leipz. 1886 ff., 2 Bde.) blieb für alle folgenden ähnlichen Werke maßgebend.
Vgl. Goldstücker, Panini, his place in Sanskrit literature (Lond. 1862). ¶
im Altertum Fest der ionischen Bundesstädte auf der Westküste Kleinasiens zu Ehren des Poseidon [* 23] Helikonios.
Bei Mykale war das Panionion, der Bundestempel der zwölf Städte, zu welchen später als 13. noch Smyrna hinzutrat.
(Paneeput), Stadt in der britisch-ind. Provinz Pandschab, nordwestlich von Dehli, mit (1881) 25,022 Einw., meist Mohammedaner.
Hier 1526 Sieg des ersten Großmoguls, Baber, über Ibrahim Lodi, König von Dehli;
1556 Sieg des Großmoguls Akbar über den abtrünnigen Minister Hemu;
1761 Sieg des Afghanenfürsten Achmed Durani über die Marathen.
(lat.), Brot. ^[= # (Brod, lat. franz. Pain, engl. Bread; hierzu Tafel "Brotfabrikation"), das ...]
(Litterae panis, Vitalitium, Alimoniae), Brot- oder Versorgungsbriefe, wodurch deutsche Kaiser seit dem 13. Jahrh. dürftige Laien (Panisten) zur lebenslänglichen oder zeitweiligen Versorgung an eine geistliche Stiftung zu überweisen pflegten, ohne daß jene irgend welche Leistungen zu übernehmen hatten.
Seit Friedrich d. Gr. hörte das Institut thatsächlich, seit dem Ende des Reichs auch rechtlich auf.
Schrecken (Panik), aus dem Altertum überkommener Ausdruck, womit man jeden heftigen Schrecken bezeichnet, welcher unerwartet und schnell und oft ohne sichtbare Veranlassung die Gemüter der Menschen ergreift. Vgl. Pan. [* 24]
s. Pan. ^[= # in der griech. Mythologie ein Weide- und Waldgott, Sohn des Zeus und der Nymphe Kallisto oder ...]
Paß, [* 25] ein beschwerlicher und bei ungünstigem Wetter [* 26] gefährliche Paßübergang in den Glarner Alpen, führt von Ilanz (691 m) im Rheinthal (Graubünden) an dem Paßdorf Panix (1300 m) vorbei zwischen dem Vorab und Hausstock hindurch (Paßhöhe 2410 m) und hinunter nach Elm im Glarner Sernfthal (980 m).
Der Paß wurde 5.-10. Okt. 1799 von Suworow mit Reiterei und Gepäck passiert, wobei Hunderte von Soldaten in den Abgrund stürzten.
Jetzt geht über denselben jährlich viel Vieh nach Italien. [* 27]
Antonio, englisch-ital. Litterarhistoriker und Bibliograph, geb. zu Brescello bei Modena, studierte in Parma [* 28] und widmete sich dann der advokatorischen Praxis. Da er sich an der piemontesischen Revolution von 1821 beteiligte, ward er in Cremona verhaftet, rettete sich zwar durch die Flucht, ward aber in contumaciam zum Tod verurteilt und sein Vermögen konfisziert. Er begab sich nach Genf [* 29] und von da nach England, wo er in Liverpool [* 30] als Lehrer der italienischen Sprache [* 31] wirkte, bis er 1828 auf den Lehrstuhl der italienischen Sprache und Litteratur an der Londoner Universität berufen wurde. 1831 zum Hilfsbibliothekar und 1837 zum Kustos der gedruckten Bücher im Britischen Museum ernannt, hat er sich in letzterer Stellung außerordentliche Verdienste um dasselbe erworben.
Mit den vermehrten Zuschüssen, welche die Regierung auf seinen Betrieb verwilligte, brachte er die Zahl der Bücher bis auf 800,000 und führte ein streng geordnetes System in allen Zweigen der Verwaltung der Bibliothek ein. 1856 wurde er an Sir Henry Ellis' Stelle Oberbibliothekar am Britischen Museum, zog sich jedoch 1866 in das Privatleben zurück und starb, von der Königin von England zum Kommandeur des Bathordens, vom König von Italien zum Senator ernannt, in London. [* 32]
Insbesondere sind ihm die überaus zweckmäßigen Anstalten zur Aufstellung und Konservierung der Bücher und die ebenso bequeme wie großartige Einrichtung des Lesezimmers zu verdanken. Um die italienische Litteratur hat er sich durch seine vorzügliche kritische Ausgabe des »Orlando innamorato« Bojardos und des »Orlando furioso« Ariostos (Lond. 1830-34, 9 Bde.),
in welcher er den Text des erstgenannten Gedichts in seiner ursprünglichen Reinheit wiederherstellte, sowie durch eine Ausgabe von Bojardos »Sonetti e canzoni« (das. 1835, Mail. 1845) sehr verdient gemacht. Außerdem schrieb er: »A short guide to that portion of the printed books in the British Museum now open to the public« (Lond. 1851 u. öfter);
»Chi era Francesco da Bologna?« (das. 1858) und »Le [* 33] prime quattro edizioni della Divina Commedia« (das. 1858).
Seinen Briefwechsel gab Fagan heraus: »Lettere ad A. Panizzi di uomini illustri e di amici italiani« (Neapel [* 34] 1880). Großes Aufsehen erregten mit Recht Panizzi Merimées »Lettres à M. Panizzi« (1881), welche merkwürdige Blicke auf die Zeitereignisse von 1850-1870 gewährten.
Fluß im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 35] entspringt bei Bernau und mündet in Berlin rechts in die Spree.
eine in Ostindien [* 36] gebräuchliche Vorrichtung, um Kühlung zu verbreiten, besteht in einem an der Zimmerdecke befestigten und mit Kattun bespannten Rahmen, der, von Dienern oder durch eine Mechanik bewegt, wie ein großer Fächer [* 37] wirkt.
Markt im ungar. Komitat Arad, Station der Arad-Buttyiner Bahnlinie, mit (1881) 4260 ungarischen und rumän. Einwohnern, Weizen- und Weinbau und Spiritusfabrik.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis [* 38] Niederbarnim, an der Panke und an den Linien Berlin-Stralsund und Berlin-Stargard der Preußischen Staatsbahn, nördlich von Berlin und mit diesem durch Pferdebahn verbunden, hat viele Landhäuser der Berliner, [* 39] 4 Privat-Irrenanstalten, eine Pestalozzi-Stiftung, Gemüse- und Blumenzucht und (1885) 5061 meist evang. Einwohner. - Pankow, 1370 von den Städten Berlin-Kölln angekauft, kam später in den Besitz der Hohenzollern, [* 40] von denen Johann Cicero, der sich oft dort aufhielt, hier die sogen. Pankower Gröschlein schlagen ließ.
(griech., »Allkampf«),
die Verbindung von Ring- [* 41] und Faustkampf in der griechischen Athletik (s. d.).
In der heroischen Zeit unbekannt, wurde das Pankration später ein beliebtes Bravourstück der Athleten;
unter die Kampfarten zu Olympia wurde die besonders schwierige Übung erst 644 v. Chr. aufgenommen.
Die Hände blieben beim Pankration unverhüllt und unbewaffnet, sie wurden auch nicht zur Faust geschlossen, sondern nur die Finger eingebogen;
deshalb waren die Wunden beim Pankration weniger gefährlich als beim einfachen Faustkampf (s. Pygme [* 42] und Pale).
Heiliger, dessen Gedächtnistag auf den 12. Mai fällt, soll als 14jähriger Knabe in der Diokletianischen Christenverfolgung enthauptet worden sein. Im Witterungskalender ist Pankratius berüchtigt als einer der Eisheiligen (s. Herren, die drei gestrengen).
s. v. w. Pankratius. ^[= Heiliger, dessen Gedächtnistag auf den 12. Mai fällt, soll als 14jähriger Knabe in der Diokletian ...]
(griech.), s. Bauchspeicheldrüse. ^[= (griech. ), eine bei den Wirbeltieren, mit Ausnahme mancher Fische, vorkommende Drüse ...]
aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) dargestelltes Ferment, welches Eiweißkörper in Peptone verwandelt und, da es durch die Verdauungssäfte des Magens nicht verändert wird, für gewisse medizinische Zwecke verwendbar ist. Zur Bereitung eines Pankreatinpräparats wird frisches Pankreas vom Schwein [* 43] abgehäutet, mit einem Tuch abgerieben, vom Fett befreit, mit einem stumpfen Messer [* 44] ¶
zerschabt oder auf der Fleischhackmaschine zerkleinert und der Brei durch ein Haarsieb getrieben. Dies Präparat kann frisch den Speisen beigemischt werden, welche aber niemals eine höhere Temperatur als 40° besitzen dürfen; man kann es aber auch, mit Kochsalz oder einem Drittel Fleischextrakt gemischt, in einem gut verschlossenen Glas [* 46] einige Tage (nicht länger als eine Woche), im Sommer am besten im Eisschrank, aufheben. Zweckmäßig ist es, das Pankreas abends zuvor mit 0,5 Lit. Wasser und 8-10 Tropfen verdünnter Salzsäure zu macerieren, um den größten Teil des Ferments frei zu machen.
Die Speisen, denen man das Pankreaspräparat beimischt (Suppen, Saucen etc.), müssen gewürzt werden, um den Geschmack desselben zu verdecken; doch ist anderseits zu starke Würzung zu vermeiden, um nicht einen schädlichen Magenreiz hervorzurufen. Man hat auch ein trocknes, geruchloses und sehr wirksames Pankreatin dargestellt, dessen Benutzung bei empfindlichen Patienten den Vorzug verdienen dürfte. Leube, welcher 1872 das Pankreas in die Therapie einführte, benutzte dasselbe zu ernährenden Klystieren, indem er 150-300 g geschabtes und noch recht fein gehacktes Rindfleisch mit 50-100 g fein gehacktem Pankreas und wenig lauwarmem Wasser zu einem gleichmäßigen Brei mischte, auch 25-50 g Fett sorgfältig in der Masse verteilte und diese Mischung mit Hilfe einer besondern Druckspritze möglichst hoch in den Darm [* 47] trieb. In dieser Weise wird die Pankreasverdauung in den Mastdarm verlegt, welcher nur fertig gebildete oder in der Fertigbildung begriffene Verdauungsprodukte aufzusaugen vermag, aber kein eignes Verdauungsferment besitzt und daher aus den früher benutzten Milch- oder Eierklystieren nichts aufnahm.
Man benutzt Pankreatin mit großem Vorteil in verschiedenen Krankheiten, bei denen entweder wegen Atrophie des Pankreas oder wegen allgemeiner Ernährungsanomalien die Funktion desselben nur teilweise oder gar nicht zur Geltung kommt, namentlich bei Verdauungsstörungen des verschiedensten Ursprungs und in erster Linie bei atonischer Dyspepsie, wo durch mangelhafte Sekretion oder Beschaffenheit der Verdauungssäfte die Verdauung beeinträchtigt ist und infolgedessen die allgemeine Ernährung daniederliegt; dann aber auch bei Rachitis, Skrofulose, Zuckerharnruhr, Fettdiarrhöen, Anämie, Chlorose, Leukämie und bei den Anfangs- und Endstadien der Tuberkulose sowie in der Rekonvaleszenz nach fieberhaften Krankheiten.
Vgl. Leube, Über die Ernährung der Kranken vom Mastdarm aus (Leipz. 1872);
Engesser, Das Pankreas (Stuttg. 1877);
Löbisch und v. Rokitansky, Die neuern Arzneimittel in ihrer Anwendung und Wirkung (2. Aufl., Wien [* 48] 1883).
(griech.), Entzündung der Bauchspeicheldrüse. ^[= (griech. Pankreas), eine bei den Wirbeltieren, mit Ausnahme mancher Fische, vorkommende Drüse ...]
(spr. pänn-mjuhr), Fox Maule-Ramsey, Lord, s. Dalhousie 2).
Arnold, Buchdrucker, arbeitete mit Konrad Sweynheym in der Druckerei von Fust und Schöffer bis 1462 und gründete dann mit jenem 1464 zu Subiaco bei Rom [* 49] die erste Druckerei in Italien, die sie 1467 nach Rom verleiten.
Sweynheym trennte sich 1473 von Pannartz, worauf dieser bis zu seinem 1476 erfolgten Tode das Geschäft fortführte, während ersterer sich der Schriftgravierung widmete und etwa zwei Jahre später starb.
Aus ihren Pressen gingen viele altklassische Werke hervor.
(franz., spr. -noh), s. Paneel. ^[= (Paneelwerk), das hölzerne, aus Rahmenwerk und Füllungen bestehende Getäfel, womit in manchen ...]
Dorf in der niederländ. Provinz Gelderland, bekannt durch den 1701-1707 in der Nähe gegrabenen Pannerdschen Kanal, [* 50] zur Verbindung des Rheins und der Waal.
Grün (spr. pann'tjeh's), s. Chromhydroxyd. ^[= (Chromoxydhydrat) Cr2H6O6 wird aus Chromoxydsalzen durch Ammoniak gefällt und zwar aus den ...]
Gericht aus fein gehacktem Stockfisch und Zwiebeln, welche zusammen geschmort und dann mit Kartoffelbrei vermischt werden.
adiposus (lat.), Fettpolster in den untern Hautschichten.
röm. Donauprovinz, wurde im W. durch den Mons [* 51] Cetius (Wienerwald) von Noricum, durch die Julischen Alpen von Oberitalien, [* 52] im S. durch den Sausfluß (Save) von Liburnien, im O. durch den Danubius (Donau) von Dacien und Sarmatien und im N. durch denselben Fluß von Germanien [* 53] geschieden und umfaßte somit den östlichen Teil von Österreich, [* 54] Steiermark, [* 55] einen Teil von Krain, [* 56] Ungarn [* 57] zwischen der Donau und Save, Slawonien und den Nordrand von Bosnien. [* 58] Nach der Unterwerfung Pannoniens durch die Römer [* 59] wurde es unter Trajan in zwei Hauptteile geteilt; der westliche Teil hieß Oberpannonien (Pannonia superior), der östliche Unterpannonien (Pannonien inferior).
Seiner physischen Beschaffenheit nach bildet eine große, nur im NW. und S. von Gebirgen umschlossene Ebene, die bloß von niedrigen Hügelreihen durchzogen wird. Als Hauptflüsse sind außer dem Grenzstrom Danubius dessen Nebenflüsse: Arrabo (Raab), [* 60] Dravus (Drau) mit Murus (Mur) und Saus (Save) mit Colapis (Kulpa) zu nennen. Der bedeutendste See war der Pelso (Plattensee). Pannonien galt für rauh, steinig und wenig ergiebig. Das Holz [* 61] war das wichtigste Produkt; den Metallreichtum des Landes scheinen die Alten noch nicht gekannt zu haben.
Die Einwohner (Pannonier) waren illyrischer Abkunft, ein tapferes, kriegerisches, aber auf sehr niedriger Stufe der Kultur stehendes Volk. Seit dem 4. Jahrh. wanderten keltische Völker ein: Taurisker, Karner, Latoviker im W., Aravisker im NW., Skordisker im S., welche im ersten vorchristlichen Jahrhundert von den gleichfalls keltischen Bojern unterworfen wurden. Seit ca. 50 v. Chr. bildete eine Provinz des dacischen Reichs. Den ersten Angriff auf Pannonien machte Augustus (35 v. Chr.), welcher den Süden bis zur Drau eroberte.
Als jedoch bald darauf der Kampf Marbods gegen Rom begann, erhoben sich auch die Pannonier wieder und konnten erst nach blutigen Kämpfen unter Anführung des Tiberius (9 v. Chr.) von neuem unterworfen werden. In diesem Verhältnis blieb Pannonien bis zur Zeit der Völkerwanderung; in diesem Zeitraum wurde das Land bedeutend kultiviert, der Verkehr gehoben, die Grenzen [* 62] gesichert. Mitte des 5. Jahrh. wurde Pannonien von Kaiser Theodosius II. an die Hunnen förmlich abgetreten; nach dem Untergang des Hunnenreichs kam es 453 in den Besitz der Ostgoten, 527 in den der Langobarden, die es um 568 den Avaren überlassen mußten. Die wichtigsten Städte waren in Oberpannonien: Vindobona (Wien), Carnuntum (Ruinen bei Hainburg), Savaria (Stein am Anger), Arrabona (Raab), Siscia oder Segestica (Sissek), Celeja (Cilli);
in Unterpannonien: Pötovio (Pettau), Aquincum (Alt-Ofen), Taurunum (Semlin), Mursa (Essek) etc. S. Karte »Germanien«.
(griech.), s. Vigilien. ^[= (lat.), bei den Römern zum Unterschied von den Tagwachen (excubiae) Nachtwachen, deren vier ...]
1) Theodor, Altertumsforscher, geb. zu Breslau, [* 63] studierte daselbst Philologie, bereiste seit 1822 Italien und Sizilien, [* 64] ging 1826 nach Paris und habilitierte sich ein Jahr später in Berlin. Bald darauf begab er sich von neuem nach Paris, um die Kunstschätze des Herzogs von Blacas ¶
zu ordnen und zu veröffentlichen, und reiste mit demselben 1828 abermals nach Italien, wo er die Ausgrabungen von Nola leitete und sich an der Gründung des Archäologischen Instituts (1829) beteiligte. Nach seiner Rückkehr nach Berlin (1836) wurde er zum ordentlichen Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften und 1843 zum außerordentlichen Professor der Archäologie ernannt. Er starb in Berlin. Von seinen zahlreichen Schriften, in denen sich jedoch meist ein Suchen nach künstlichen Ideenverbindungen und versteckten Anspielungen ungebührlich breit macht, und die heute nur noch durch ihre Abbildungen Wert haben, sind zu erwähnen: »De rebus Samiorum« (Berl. 1822);
»Museo Bartoldiano« (das. 1827);
»Neapels Antiken« (Stuttg. 1828);
»Musée Blacas« (Par. 1830-33, 4 Lfgn.);
»Cabinet du comte de Pourtalès-Gorgier« (das. 1834);
»Bilder antiken Lebens« (Berl. 1843);
»Griechinnen und Griechen, nach Antiken skizziert« (das. 1844).
Zu den Abhandlungen der Akademie steuerte er unter andern bei: »Zeus und Ägina« (1837) und »Argos Panoptes« (1837);
»Terrakotten [* 66] des königlichen Museums zu Berlin« (1841-42);
»Die Heilgötter der Griechen« (1843);
»Asklepios [* 67] und die Asklepiaden« (1846);
»Die griechischen Trinkhörner« [* 68] (1850);
»Parodien und Karikaturen auf Werken der klassischen Kunst« (1851);
»Zufluchtsgottheiten« (1854);
»Dichterstellen und Bildwerke in ihren wechselseitigen Beziehungen« (1856).
2) Heinrich, Violinspieler und Gesanglehrer, geb. zu Breslau, bezog 1824 die dortige Universität, um die Rechte zu studieren, folgte aber bald danach seiner von Kindheit an ausgesprochenen Neigung zur Musik und bildete sich in Wien unter Mayseders und Hoffmanns Leitung zum Violinvirtuosen und Komponisten aus. Nach längern Kunstreisen, auf denen namentlich in Berlin sein Violinspiel reichen Beifall fand, kam er 1834 nach Paris, wo er, angeregt durch die Leistungen der dort an der Italienischen Oper wirkenden Sänger, sich mehr und mehr dem Kunstgesang zuwandte und denselben unter Bordogni so eifrig studierte, daß er bald neben diesem als einer der gesuchtesten Lehrer gelten konnte. 1847 von Lumley als artistischer Beirat der Direktion des Italienischen Theaters nach London berufen, fand er hier ebenfalls einen ausgedehnten Wirkungskreis als Gesanglehrer, ging jedoch mit Beginn des zweiten Kaiserreichs nach Paris zurück und bethätigte sich dort in gleicher Eigenschaft bis 1866, in welchem Jahr er sich nach Florenz [* 69] zurückzog. Er starb in Karlsruhe. [* 70] Panofka hat nicht nur die Violinlitteratur durch eine Anzahl schätzbarer Kompositionen im brillanten Salonstil bereichert, sondern auch durch seine Gesangunterrichtswerke: »L'art de chanter« (auch in deutscher und italienischer Sprache zu Leipzig [* 71] und Mailand [* 72] erschienen) und »Vademecum du chanteur« das Gesangstudium wesentlich gefördert. Auch als Kritiker hat er Anerkennenswertes geleistet.
(Pnompen), Hauptstadt des franz. Schutzstaats Kambodscha in Hinterindien, [* 73] 300 km von der Mündung des Mekhong, an der Spitze des Deltas, welches seine Arme von da ab bilden, und nahe der Einmündung des Abflusses des großen Binnensees Tale-sab, mit über 30,000 Einw. Die Stadt wurde 1864 statt des frühern Udong zum zweitenmal zur Residenz gemacht, weil sich hier der König unter dem Schutz französischer Soldaten einer Empörung seiner Unterthanen gegenüber sicherer glaubte.
(griech.), s. Augenvereiterung. ^[= ist die gefährlichste Krankheit des Auges, sie begreift die Entzündung der ...]
(griech.), die vollständige Rüstung [* 74] eines schwerbewaffneten Kriegers (s. Hopliten);
Panoplion, s. v. w. Waffensammlung.
Stadt, s. Chem. ^[= # (Chemmis, Chembis), ägypt. Gottheit der ersten Ordnung, die als zeugender Naturgott unter dem ...] [* 75]
(griech.), eine »alles« zur Anschauung bringende Anstalt, also eine Sammlung von allerlei Apparaten zur anschaulichen Belehrung durch Experimente etc.;
dann eine Sammlung von vielerlei Gegenständen, wie Castans Panoptikum in Berlin, welches hauptsächlich Wachsfiguren enthält.
(griech., »Allschau, Allübersicht«, Rundgemälde), eine besondere Art von landschaftlichen Gemälden mit und ohne Figuren, welche teils durch die Totalität der Rundschau, teils durch die als Wirkungsmoment angewandte Bewegung des Standpunktes weniger auf den künstlerischen Schein als auf die Erreichung natürlicher Illusion berechnet sind. Bei dem Landschaftsgemälde im gewöhnlichen Sinn ist der Standpunkt des Beschauers als fest angenommen, und es wird nur so viel von dem Natur-Sichtbaren dargestellt, als (das Auge [* 76] als Spitze eines Kegels angenommen, dessen Winkel 90° beträgt) in den dadurch gebildeten Sehkreis fällt.
Ein natürliches Panorama bietet sich dem Beschauer dar, wenn er, etwa auf einem hohen Berg stehend, sich allmählich im Kreis dreht und so die ganze Umgegend nach und nach an seinem Auge vorüberziehen sieht. Denkt man sich nun dieses Band, [* 77] welches den Beschauer cylinderförmig umgibt, an einer Stelle von oben nach unten zerschnitten und der Breite nach auf eine gerade Fläche ausgebreitet, so hat man die Darstellung eines Panoramas. Um dasselbe zu sehen, ist also eine künstliche Vorrichtung nötig, wodurch die Bewegung des Nacheinander wiederhergestellt wird.
Dies kann auf doppelte Weise geschehen: entweder wird das Längenbild langsam vor den Augen des Beschauers vorübergezogen (Cyklorama, s. unten), oder es bedeckt, in sich zurückkehrend, die Wand eines cylinderförmigen Raums, in dessen Mittelpunkt der Beschauer sich befindet (eigentliches Panorama). Indem nun durch künstliche, dem Beschauer nicht direkt sichtbare Beleuchtung, [* 78] sei es von oben durch konzentriertes Tageslicht, sei es durch Lampen, [* 79] das Gemälde derartig in Wirkung gesetzt wird, daß es dem Natureindruck möglichst nahekommt, so entsteht jene Illusion, welche der eigentliche Zweck des Panoramas ist und zuweilen noch durch künstliche Naturnachahmung atmosphärischer Erscheinungen, wie Donner, Regen, Schneefall u. dgl., verstärkt wird.
Panoramen wurden von dem Architekturmaler Breysig in Danzig [* 80] erfunden und zuerst von dem irischen Maler Robert Parker 1787 ausgeführt. Er machte einen Versuch im kleinen mit der Ansicht von Edinburg [* 81] und ließ später in London eine 30 m im Durchmesser haltende Rotunde ausführen, worin er die Darstellung der russischen Flotte zu Spithead zeigte. Etwas später stellte man Panoramen zu Paris auf, wo sie durch Fontaine, Bourgeois und Prevost sehr verbessert wurden, und von wo sie dann in allen größern Städten Europas Eingang fanden.
Einen neuen Aufschwung nahm die Panoramenmalerei seit dem deutsch-französischen Krieg, nachdem schon 1867 in den Champs-Elysées zu Paris ein Versuch mit einem Panorama der Schlacht von Solferino [* 82] gemacht worden war. Dasselbe wurde 1875 durch ein kolossales, die Verteidigung von Paris darstellendes Rundbild von Philippoteaux ersetzt, auf welchem der Künstler nicht bloß mit malerischen, sondern auch mit plastischen Mitteln die Illusion der Wirklichkeit zu erreichen suchte. Dieses Prinzip blieb fortan für die Panoramenmalerei maßgebend und ¶
gelangte durch zahlreiche Schöpfungen hervorragender Künstler (Schlachtenpanoramen, Panoramen von den deutschen Kolonien, aus der biblischen Geschichte etc.) in deutschen Städten (Berlin, München, [* 84] Frankfurt [* 85] a. M., Leipzig, Hamburg [* 86] u. a. O.), für welche besondere Gebäude errichtet wurden, zu raffinierter Ausbildung. Die Erfindung des Panoramas zog in den 30er Jahren die einer Menge andrer Oramen nach sich. Dahin gehören außer dem Diorama (s. d.), welches jetzt gewöhnlich mit Panoramen verbunden ist, Georama (s. d.), Neorama (s. d.) und Myriorama (s. d.): das Kosmorama, eine Zusammenstellung von Bildern einzelner Gegenden, welche, unter künstlicher Beleuchtung und durch vergrößernde Gläser angesehen, in natürlicher Größe erscheinen;
das Pleorama, von Langhans oder von Kopisch in Breslau 1831 erfunden und Strandgegenden so darstellend, wie sie dem Vorüberschiffenden erschien, indem das durch optische Täuschung möglichst naturgetreu erscheinende Bild an dem Beschauer vorübergeführt wird;
das Cyklorama, gewöhnlich große Flüsse [* 87] mit ihrem nähern oder entfernten Ufer von der Quelle [* 88] bis zum Ausfluß [* 89] und unter gelegentlicher Abänderung der Beleuchtung zu verschiedenen Tageszeiten dem Auge vorführend.
Kahleis brachte 1853 in einem großen Cyklorama »3000 Jahre Weltgeschichte«, d. h. eine zeitlich angeordnete Darstellung aller Hauptbauwerke von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, zur Ansicht. Alle diese »oramen« sind entweder durch Panoramen verdrängt oder auf das Schaubudenniveau herabgedrückt worden. Außerdem nennt man noch Panoramen im uneigentlichen Sinn graphische Darstellungen großer Längenansichten von Gebirgen, Flüssen etc., welche, da sie nicht successiv in ihren einzelnen Teilen, sondern mit einemmal gesehen werden, unperspektivisch sind und aus den Gesetzen der künstlerischen wie der Naturwahrheit heraustreten.
eine photographische Camera obscura [* 90] zur Aufnahme von Landschaftsbildern.
antiker Name von Palermo [* 91] (s. d.). ^[= ital. Provinz auf der Insel Sizilien, grenzt nördlich an das Tyrrhenische Meer, östlich an ...]
(richtiger Pannotyp, v. lat. pannus, Zeugstück), s. Photographie.
(Wanst, Rumen), die erste Abteilung des Magens der Wiederkäuer [* 92] (s. d.).
s. Panflöte. ^[= (Syrinx), die Hirtenpfeife der Alten, bestehend aus mehreren mit Wachs aneinander geklebten ...]
das Einheitsstreben der slawischen Stämme (Russen, Ruthenen, Tschechen, Wenden, Slowaken, Kroaten, Slowenen, Serben, Bosnier, Bulgaren u. a.), welches infolge ihrer örtlichen und staatlichen Zersplitterung, ihrer religiösen Spaltung, ihrer teilweisen Unterdrückung durch fremde Despotie in hervorragenden Geistern, besonders der westlichen Slawenstämme, im 4. Jahrzehnt des 19. Jahrh. erwachte. Eine litterarische geistige Vereinigung der Slawen wurde zuerst angeregt durch den Slowaken Johann Kollár (s. d.), fand besondern Anklang bei den Tschechen und führte zu einer ersten Manifestation des Panslawismus in dem Slawenkongreß in Prag [* 93] im Juni 1848. Die panslawistischen Ideen wurden dann von Agitatoren in Österreich weiter gepflegt und durch die russischen Slawophilen Aksakow, Katkow u. a. in Rußland eifrig befördert, das, als einziger selbständiger slawischer Staat und die meisten Slawen umfassend, sich, zunächst allerdings nur in Zeitungen und Vereinen, zum Protektor aller Slawen aufwarf und bei der ethnographischen Ausstellung in Moskau im Mai 1867 von zahlreichen Deputationen slawischer Stämme auch als solcher gefeiert wurde; nur die Polen schlossen sich entschieden aus.
Seitdem haben die panslawistischen Tendenzen einer politischen Einigung aller Slawen unter russischer Ägide in Rußland immer mehr Anklang und in der Moskauer Wohlthätigkeitsgesellschaft ein Zentrum gefunden als ein Mittel zu Förderung ihrer politischen Pläne, und besonders in der orientalischen Frage tritt Rußland nicht mehr bloß als Beschützer der griechischen Christen, sondern auch als der Hort der Slawen auf. Seitdem durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 die Slawen in Österreich politisch zurückgedrängt wurden, suchten auch die österreichischen Slawen, besonders die Tschechen, ihren Mittelpunkt in Rußland, dessen Kaiser »Kaiser aller Slawen« genannt wird, und wo die Slawophilen hoffen, daß einst »alle slawischen Bäche ins russische Meer fließen« werden. Die größere Freiheit der Bewegung, welche seit 1879 die österreichischen Slawen erlangt haben, läßt den religiösen Gegensatz zwischen Ost- und Westslawen mehr hervortreten, und auch die Balkanslawen streben mehr nach Selbständigkeit als früher, da sie den russischen Schutz nicht entbehren konnten (s. Slawen).
Vgl. Häusler, Der Panslawismus (Berl. 1886, Bd. 1).
Pansterwerk, s. Wasserrad. ^[= (hierzu Tafel "Wasserräder"), Motor zur Ausnutzung einer Wasserkraft durch ein gleichför ...] [* 94]
(Pantalon), das um 1690 in Paris eingeführte verbesserte Hackbrett, welches zeitweilig große Sensation machte und ohne Zweifel die Anregung zur Konstruktion der Hammerklaviere gab.
Den Namen gab dem Instrument Ludwig XIV. nach dem Vornamen seines Erfinders Pantaleon Hebenstreit (1660-1750).
Als das Pantaleon aus der Mode kam, ging der Name auf die Klaviere mit Hammeranschlag von oben und die Giraffenflügel über.
Märtyrer unter Maximianus, einer der 14 Notheiligen oder Nothelfer (s. d.), dessen Gedächtnistag auf den 28. Juli fällt.
(franz., spr. -ong), das moderne, in der großen französischen Revolution aufgekommene, bis auf die Füße reichende Beinkleid, im Gegensatz zur früher gebräuchlichen Kniehose oder Culotte (vgl. Sansculotten), ursprünglich eine venezianische Tracht und benannt nach dem Pantalone (s. d.).
komische Charaktermaske der italienischen Volksbühne, einen bornierten, oft verliebten und stets geprellten Alten in altvenezianischer Kaufmannstracht (langer schwarzer Mantel mit kurzen Ärmeln, Zimarra genannt, rote lange Strumpfhosen und Pantoffeln) darstellend.
christlicher Philosoph, Vorsteher der Katechetenschule zu Alexandria und Lehrer des Clemens Alexandrinus, lebte gegen Ende des 2. Jahrh., schloß sich in seinen philosophischen Ansichten dem Stoizismus an und schrieb (verloren gegangene) Kommentare zu den alttestamentlichen Büchern.
(griech.), eine Art der Zinkographie (s. d.) zur Herstellung erhabener Platten für den Buchdruck.
Sie eignet sich namentlich zur Herstellung flüchtiger Skizzen, wobei der Künstler entweder mit schwarzer Tusche auf dünnes weißes Papier zeichnet und die Kopierung durch das Licht [* 95] erfolgt, oder mit autographischer Tinte auf gewöhnliches glattes Papier, von welchem alsdann ein Überdruck, auf die Metallplatte gemacht, in eine erhabene Platte verwandelt wird.
(Pantellaria, im Altertum Kossyra), vulkanische Insel im Mittelländischen Meer, 98 km südwestlich von Sizilien, zur italienischen Provinz Trapani gehörig, mit 150 qkm (2,7 QM.) Flächeninhalt und (1881) 7315 Einw. Die Insel ist meist aus Trachytlava aufgebaut, hat mehrere heiße Quellen und erhebt sich in der zentral gelegenen Montagna ¶
grande zu 836 m Höhe. Sie ist ziemlich fruchtbar und liefert Wein, Oliven, auch, wo Schutz gegen die heftigen Stürme geboten ist, Agrumen, Weizen und Linsen. Vorzüglich ist auch die Eselzucht. Die Bevölkerung [* 97] spricht ein mit arabischen Idiomen gemischtes Italienisch. Die gleichnamige Hauptstadt, auf der Nordwestspitze der Insel, hat einen kleinen Hafen, in welchen 1886: 435 Schiffe [* 98] mit 32,494 Ton. einliefen, ein Kastell (jetzt Sträflingsanstalt) und 3167 Einw. Von einer römischen Kolonie bevölkert, kam Pantelleria später an die Karthager und im Mittelalter an die Sarazenen, denen es Roger, der Normanne, entriß.
Theodor Hermann, Schriftsteller, geb. zu Mitau [* 99] in Kurland, [* 100] wo sein Vater, ein sehr geachteter lettischer Volksschriftsteller, Prediger war, studierte, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, in Berlin und Erlangen [* 101] Theologie, die er indessen bald aufgab, lebte in Petersburg [* 102] und 1870-76 in Riga, [* 103] wo er als Lehrer und Redakteur der »Badischen Monatsschrift« thätig war, und siedelte 1876 nach Leipzig über, um in die Redaktion der Zeitschrift »Daheim« einzutreten. Er schrieb (zuerst unter dem Pseudonym Theodor Hermann) die Romane: »Wilhelm Wolfschild« (2. Aufl., Mitau 1873),
»Allein und frei« (das. 1875),
»Das rote Gold« [* 104] (Hamb. 1881),
»Im Gottesländchen« (das. 1880-81, 2 Bde.) und »Die von Kelles« (Leipz. 1885),
welche Besonderheiten des baltischen Lebens treu widerspiegeln.
(verderbt aus dem birman. Pathi, »Mohammedaner«),
Name der mohammedan. Einwohner der chinesischen Provinz Jünnan, die hier 1863 nach Vertreibung der Chinesen ein selbständiges Reich gründeten, welches aber infolge innerer Zwistigkeiten nach der Einnahme von Tali durch die Chinesen wieder zerfiel.
Die Panthai sind Nachkommen militärischer Ansiedler türkisch-tatarischen Stammes. Vgl. Jünnan.
(griech., von pan, das All, und theos, Gott) heißt im weitern Sinn im Gegensatz zu der dualistischen (theologischen) Weltansicht, welche Gott und Weltall (Schöpfer und Schöpfung) als verschieden betrachtet, die monistische Weltansicht, welche beide als eins ansieht. Im engern Sinn wird nur derjenige Monismus als Pantheismus bezeichnet, welcher Gott mit dem All, dagegen als Kosmotheismus derjenige, welcher das All mit Gott identifiziert. Derselbe ist zwar dem Theismus, der einen vom Weltall unterschiedenen Gott, aber auch dem Atheismus (s. d.), der eine »Welt ohne Gott«, und dem Akosmismus, der einen »Gott ohne Welt« lehrt, entgegengesetzt.
Weder behauptet der Pantheismus (wie der Nihilismus), daß weder ein Gott noch eine Welt, noch (wie der Atheismus), daß nur die Welt, noch (wie der Akosmismus), daß nur Gott sei, sondern vielmehr (wie der Theismus), daß sowohl Gott als die Welt (nur nicht, wie diesem zufolge, als unter sich verschieden, sondern als ein und dasselbe) seien. Der gegen denselben von seiten der Theologie häufig gerichtete Vorwurf, daß er atheistisch sei, ist daher nur in dem Sinn gerechtfertigt, daß er in der That keinen von der Welt unterschiedenen, keineswegs aber in dem Sinn, daß er überhaupt keinen Gott anerkennt.
Richtiger als ihn der »Gottlosigkeit«, wäre es, ihn der »Gotttrunkenheit« zu beschuldigen, weil er im All allenthalben nur Gott gewahrt. Vanini, als »Atheist« zum Feuertod verurteilt, hob an der Thür seines Kerkers einen Strohhalm auf und rief laut, daß dieser allein hinreichen würde, ihn von der Existenz Gottes in der Natur zu überzeugen. Da der Pantheismus nur das All, welches als solches nur Eins ist, nicht aber Teile des Alls mit Gott identifiziert, so ist er nicht mit dem Polytheismus (der Vielgötterei), da er Gott in der Natur erblickt, nicht aber diese zum Gott erhebt, nicht mit dem Naturalismus (der Naturvergötterung), weil er zwar Gott im All, aber nicht dieses in Gott erkennt, auch nicht mit dem Panentheismus K. Chr. F. Krauses (s. d.) zu verwechseln.
Ebensowenig aber fällt, obgleich das mit Gott identische Weltall nur Eins sein kann, der Pantheismus mit dem Monotheismus (der Lehre [* 105] von Einem Gott) zusammen, welcher entweder eine Welt außer Gott setzt (wie der Deismus und jüdisch-christliche Theismus), also dualistisch ist, oder eine solche ausschließt, d. h. die Welt außer Gott in eine bloße Scheinwelt verwandelt (wie der Idealismus der indischen Philosophie und die orientalisch-christliche Mystik), also Akosmismus ist.
In der Geschichte der Philosophie ist der Pantheismus im Altertum in der indischen Wedantaphilosophie, welche die Welt als Emanation aus Brahma, und bei den Griechen in der eleatischen Schule, welche durch Xenophanes (s. d.) das »Eine, welches Alles ist« (hen to pan), als Gott bezeichnete, hierauf in der neuplatonischen Schule, welche die orientalische Emanationslehre mit der Platonischen Ideenlehre verschmolz, aufgetreten. Während des Mittelalters zeigte sich der Pantheismus im Morgenland bei den islamitischen Arabern und Persern als Mystik der Sufis sowie bei den jüdisch-christlichen Gnostikern, im Abendland bei Scotus Erigena, den ketzerische Sekten des Amalrich von Bena und David von Dinant und in der mystischen Theosophie des Meisters Eckart.
In der philosophischen Übergangsepoche findet der Pantheismus in Bruno und Vanini phantasievolle, in der italienischen und deutschen Naturphilosophie des Bernardinus Telesius und Theophrastus Paracelsus phantastische Repräsentanten. In der neuern Philosophie stellt die Ethik Spinozas dessen reinsten und konsequentesten Ausdruck dar, von welchem alle nachherigen Formen desselben in der Schule des nachkantischen Idealismus (der Pantheismus der Schellingschen Naturphilosophie; der Pantheismus der Hegelschen Linken: Strauß, [* 106] Feuerbach etc.) abhängen.
Vgl. Jäsche, Der Pantheismus nach seinen Hauptformen; seinem Ursprung und Fortgang etc. (Berl. 1826-32, 3 Bde.);
Weißenborn, Vorlesungen über Pantheismus und Theismus (Marb. 1859).
(griech.), Anhänger des Pantheismus. ^[= (griech., von pan, das All, und theos, Gott) heißt im weitern Sinn im Gegensatz zu der dualistische ...]
(griech.), ursprünglich ein der Verehrung »aller Götter« geweihter Tempel, dann aber auch Bezeichnung von Gebäuden, die dem Andenken berühmter Männer gewidmet sind. Die berühmtesten Pantheons sind: das ursprünglich zu den Thermen des Agrippa gehörige, unter Augustus 26 v. Chr. umgebaute Panthéon des Agrippa zu Rom, welches durch Papst Bonifacius IV. 609 zur christlichen Kirche Santa Maria la Rotonda geweiht wurde. Der Plan des Gebäudes (s. Tafel »Baukunst [* 107] V«, [* 108] Fig. 14-16) besteht in einer gewaltigen runden Cella mit ringsum auflastender Kuppel und einer rechteckigen vorgebauten Halle [* 109] mit 16 Säulen [* 110] von ägyptischem Granit.
Die Rotunde, ein mit schönem Ziegelwerk bekleideter Gußmörtelbau größten Maßstabes, ist durch 3 Ringgesimse gegliedert; über dem Krönungsgesims erhebt sich ein 2 m hoher Tambour und dann 6 Stufen, die der Kuppel als Streben dienen; die Kuppel zeigt außen nur die Hälfte ihrer innern Höhe und endigt mit einem großen offenen Auge, durch welches allein das Licht einfällt. Das Innere, obschon durch allmähliche Ausplünderung und Wegführung seiner edlen Materialien schwer geschädigt, ist von überwältigender Wirkung. Die Wände werden von 8 Nischen durchbrochen. Von ¶