ein Weihgeschenk der
Elektra. Da
Troja
[* 2] nicht erobert werden konnte, solange es im
Besitz des
Palladiums war, raubten
Odysseus
und
Diomedes das
Bild und gaben es dem
Demophon in Verwahrung, der es nach
Athen
[* 3] brachte. Aber auch
Argos rühmte sich, das Palladium zu
besitzen. Nach andrer
Sagegab es zwei Palladien in
Troja, welche Chryse dem
Dardanos als
Mitgift gebracht
hatte; das eine raubte
Odysseus, während das andre
Äneas als Unterpfand für einen neuen
Staat nach
Italien
[* 4] mitnahm, wodurch
Rom
[* 5] ebenfalls in
Besitz eines
Palladiums kam. Es wurde hier im
Tempel
[* 6] der
Vesta bewahrt und vor allen profanen
Blicken aufs
strengste gehütet. Allgemeiner heißt Palladium jede heilig gehaltene
Sache, die etwas schützt, und auf deren
Erhaltung viel ankommt
(z. B. das
Gesetz Palladium der
Freiheit).
RutiliusTaurusÄmilianus, röm. Schriftsteller in der Mitte des 4. Jahrh.
n. Chr., aus
Sardinien
[* 8] oder
Neapel
[* 9] gebürtig, schrieb ein zwar schwülstiges, aber stofflich wichtiges Werk:
»De re rustica«, in 14
Büchern, welches sich im wesentlichen an
Columella anlehnt und noch im
Mittelalter vielfach benutzt wurde.
Den Hauptinhalt bildet die Aufzählung der ländlichen
Geschäfte, nach den
Monaten geordnet; das letzte
Buch, von der Baumzucht,
ist in elegischen
Versen abgefaßt. Herausgegeben ward es von
Schneider in den
»Scriptores rei rusticae«,
Bd. 3 (Leipz. 1795).
Die
Resultate dieser
Reise waren großartige Sammlungen, welche jetzt den
Kern des akademischen
Museums zu
Petersburg bilden,
und Werke über die naturhistorischen und geographischen Verhältnisse der
bereisten Gegenden
(»Reisen durch
verschiedene
Provinzen des russischen
Reichs« [Petersb. 1771-76, 3 Bde.];
»Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen
Völkerschaften« [das. 1776-1802, 2 Bde.];
»Neue nordische Beiträge zur physikalischen und geographischen
Erd- und Völkerbeschreibung,
Naturgeschichte und
Ökonomie«
[das. 1781-93, 6 Bde.]). 1777 ward
Pallas Mitglied des
Ausschusses zur Topographierung des russischen
Reichs und 1787 Historiograph des Admiralitätskollegiums.
Von der
Kaiserin mit zwei Dörfern in der
Krim
[* 17] und einem
Haus zu
Simferopol beschenkt, lebte Pallas hier seit 1796 schriftstellerisch
beschäftigt, kehrte darauf 1810 nach
Berlin zurück und starb Er schrieb: »Elenchus zoophytorum«
(Haag
[* 18] 1766; deutsch
von
Wilkens, Nürnb. 1784);
»Icones insectorum praecipue Rossiae Sibiriaeque peculiarium«
(Erlang. 1781-83, 2
Abt.);
»Linguarum totius orbis
vocabularia« (2. Aufl., Petersb. 1790-91, 4 Bde.);
»Tableau physique et topographique de la Tauride« (das. 1795);
»Bemerkungen auf einer
Reise durch die südlichen Statthalterschaften des russischen
Reichs in den
Jahren 1793-94« (Leipz. 1803, 2 Bde.,
mit
Atlas);
[* 19]
und insbesondere durch das
Buch
»SchillersLeben und Werke«
(das. 1858-59, 2 Bde.; 12. Aufl.,
Stuttg. 1886) sich wohlverdienten
Ruhm erworben. Außerdem gab er
»Charlotte von
Kalb. Gedenkblätter« (Stuttg. 1879) und »Die
Kunst des
Vortrags« (2. Aufl., das. 1884) heraus.
(v. lat. pallium,Hülle,
Mantel, Palliativmittel),
Heilmittel, durch welches eine
Krankheit nur in ihren Äußerungen
und
Erscheinungen gemildert wird (daher auch symptomatisches
Mittel), so daß die
Krankheit zwar gebessert erscheint, während
sie doch ihrer Hauptsache nach fortbesteht und nur ihre
Folgen weniger fühlbar gemacht werden.
Wenn jemand
durch ein
Bruchband
[* 28] den übeln
Folgen des
Bruches vorbeugt, so ist das eine Palliativkur, während die wirkliche Beseitigung
des
Bruches das radikale
Verfahren sein würde.
William, Kavallerieoffizier und Industrieller, geb. zu
Dublin,
[* 29] hat sich durch mehrfache
Erfindungen
in der
Artillerie, namentlich im Panzerwesen, einen
Namen gemacht.
Seine durch
Schalenguß aus weißem Roheisen 1860 hergestellten
Panzerhartgußgeschosse haben in der englischen
Artillerie Anwendung gefunden.
¶
eine Atollgruppe im südlichen Polynesien, zum Tuamotu-Archipel gehörig, besteht aus den Insel Arutua
oder Rurik (1722 von Roggeveen entdeckt), Apataki und Kaukura und mißt 71 qkm.
(lat.), bei den Römern ein weites, mantelähnliches Oberkleid, gewöhnlich von weißer Farbe, wie es die Griechen
trugen; dann überhaupt s. v. w. Decke,
[* 31] Hülle, Mantel. Im katholischen Kultus heißt Pallium insbesondere ein
Teil des erzbischöflichen, ausnahmsweise auch des bischöflichen Ornats, bestehend, wie das Omophorion (s. d.), in einer gabelförmig
über die Schultern gehenden, vorn und hinten herabfallenden handbreiten, weißwollenen Binde, auf der ursprünglich drei schwarze
Kreuze (eins auf der Brust, die zwei andern auf den Schultern), später gewöhnlich fünf Kreuze eingewirkt
sind (s. die Abbildung). Auf dem Laterankonzil von 1215 wurde die erzbischöfliche Jurisdiktion ausdrücklich an den Empfang
des Pallium durch den Papst geknüpft, und die dafür zu entrichtenden Abgaben (Palliengelder) beliefen sich zuweilen auf viele
Tausende.
als Personifikationen des Schreckens Schlachtengötter der Römer,
[* 36] denen
angeblich Tullius Hostilius in einem Treffen mit den Fidenaten und Vejentern Heiligtümer gelobte, wodurch er die wankenden
Römer zum Stehen brachte.
Man sieht die Bilder der beiden auf Münzen
[* 37] desL. Hostilius Saserna: Pavor in
Gestalt eines entsetzten Mannes mit gesträubtem Haar,
[* 38] Pallor in knabenhafter Bildung mit aufgelöstem Haar.
Diese geriet zufällig in die Hände französischer Offiziere und zog den Zorn derselben auf sich, welche den KaiserNapoleon
auf dieselbe aufmerksam machten. Dieser befahl, ein abschreckendes Exempel zu statuieren. Palm, der nach
einem Fluchtversuch im Vertrauen auf seine Unschuld und seine Eigenschaft als Bürger einer ehemals freien Reichsstadt nach
Nürnberg zurückgekehrt war, wurde daselbst verhaftet und einer außerordentlichen Militärkommission in Braunau überwiesen,
welche von Napoleon den bestimmten Befehl hatte, die Schuldigen in 24 Stunden zu verurteilen und hinrichten
zu lassen.
die westlichste der Kanarischen Inseln 726 qkm (13,2 QM.) groß
mit 32,000 Einw., von dreieckiger, nach Süden zugespitzter Form (PuntaFuencaliente), ist durchaus vulkanischen Ursprungs und
sehr gebirgig, mit zahlreichen Gipfeln (Pico de la Cruz2356,Picode los Muchachos 2345 m) und tiefen Schlünden, unter denen
die Caldera, ein ungeheurer elliptischer Thalkessel mit 1200 m hohen, fast senkrechten Wänden, die Hauptmerkwürdigkeit
Palmas ist. Der Boden besteht meist aus verwittertem vulkanischen Gestein und ist besonders im N. sowie an den Küsten und in
den Thälern außerordentlich ergiebig.
Endpunkt der EisenbahnManacor-Palma, wird von einer durch 13 Batterien verteidigen Mauer umgeben, hat schöne öffentliche Plätze,
viele stattliche Gebäude und freundliche Promenaden, 7 Kirchen und zahlreiche Klöster. Die merkwürdigen Gebäude sind: die
Kathedrale, ein altgotischer, unter Jakob II. von Aragonien begonnener Prachtbau (1210) mit den Grabmälern ihres Begründers
u. des Marquis de la Romana;
die Kirche und der Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters;
ein königlicher
Palast, vormals Residenz maurischer Fürsten, jetzt Sitz des Generalkapitanats und des Obergerichts;
das Stadthaus, mit einer berühmten (»balearischen«) Uhr
[* 60] und Gemäldesammlung;
die Audienza, ein altertümliches Gebäude
mit schönen Gärten;
das neue Bankgebäude und zahlreiche Privatpaläste reicher Adelsgeschlechter (manche
mit wertvollen Kunstsammlungen und Bibliotheken).
Die Bevölkerung
[* 61] der eigentlichen Stadt belief sich 1878 mit den Vorstädten
und Caserios des Weichbildes auf 58,224 Ew., die sich vornehmlich mit Baumwolle,
[* 62] Schafwoll- und Leinweberei, Stickerei, Maschinenbau,
Fabrikation von Lederwaren, Hüten, Gold- und Silberarbeiten, Möbeln, Musikinstrumenten, Marmorwaren, Wachskerzen,
Konserven, Schiffszwieback, Konfitüren, Seife etc., dann Fischerei
[* 63] beschäftigen wie auch lebhaften Handel treiben. Der Haupthafen
von Palma ist für die größten Seeschiffe zugänglich und hat einen Molo von 1385 m Länge; der Leuchtturm steht bei dem kleinen,
durch zwei Forts verteidigen Hafenort Puerto Py, westlich von Palma In den letzten Jahren sind durchschnittlich
im Hafen von Palma 750 beladene Schiffe
[* 64] mit 260,000 Ton., meist der spanischen Flagge angehörig, eingelaufen.
5) Palma di Montechiaro, Stadt in der ital. ProvinzGirgenti (Sizilien),
[* 70] unweit der Küste und der Mündung des gleichnamigen Flusses,
hat einen Hafen, in welchem 1886: 456 Schiffe mit 27,782 Ton. ein- und ebensoviel ausliefen, Ausfuhr von Wein, getrockneten Früchten,
Soda, Schwefel etc. und (1881) 11,702 Einw. -
ital. Maler, war geboren um 1480 zu Serinalta
bei Bergamo und starb Ende Juli oder Anfang August 1528 in Venedig.
[* 72] Mehr ist über sein Leben nicht bekannt. Doch ergibt sich
aus seinen Werken, von denen über 50 erhalten sind, daß er sich zu Venedig unter dem Einfluß von Giov. Bellini, Cima und
Carpaccio ausbildete, daß er später seinen Stil nach seinen Altersgenossen Tizian und Giorgione umwandelte
und schließlich in der letzten Periode seines Schaffens zu voller malerischer Freiheit und Selbständigkeit entwickelte.
Mit Tizian und Giorgione bezeichnet er den Höhepunkt der venezianischen Malerei während ihrer Blütezeit. Er hat teils Altarbilder
und religiöse Gemälde für Paläste und Familienkapellen gemalt, welche meist die Madonna mit dem Kind
und mehreren Heiligen, bisweilen auch mit den Stiftern in ruhigem Beisammensein darstellen (sogen. Sante conversazioni, heilige
Unterhaltungen), teils Porträte,
[* 73] Einzelgestalten und Studienköpfe. Sein Hauptwerk, zugleich eine der vollendetsten und großartigsten
Schöpfungen der Malerei überhaupt, ist die heil. Barbara (Venedig, Santa MariaFormosa), um 1515 gemalt.
(eigentlich Dies oder Dominica palmarum), s. Palmsonntag. ^[= (Palmtag, blauer Ostertag, lat. Dominica palmarum), der letzte Fastensonntag oder Sonntag vor ...]
Kap, Vorgebirge an der Küste von Liberia
[* 88] (Westafrika), unter 7° 45' westl. L. v. Gr.
und 4° 22' nördl. Br., ist eine felsige, 25 m hohe Halbinsel mit Leuchtturm und dem Grab des nicht weit
von hier auf hoher See verstorbenen Reisenden Nachtigal, dessen Leiche aber 1887 nach Camerun
[* 89] übergeführt wurde. Dabei die
Negerstadt Harper, eine der gesündesten an dieser Küste, Die Reede von Palmas wird durch die kleine Insel Rußwurm
gesichert; sie ist Station einer englischen Dampferlinie (s. Dampfschifffahrt, S. 491).
Wilhelm Fredrik, schwed. Schriftsteller, geb. zu
Liljestad in Ostgotland, studierte zu Upsala,
[* 91] wo er in freundschaftliche Verhältnisse zu Atterbom trat
und Mitglied des Aurorabundes wurde, und kaufte, um die litterarischen Zwecke der Gesellschaft zu fördern, 1810 die akademische
Buchdruckerei daselbst, aus welcher die wichtigen Zeitschriften: »Phosphoros« (1810-12),
»Svensk Litteraturtidning« (1813-24)
und »Poetisk Kalender« (1812-22) hervorgingen. Durch die Novellen (»Schloß Sternburg«, »Der Holm im Dallsee«, »Amala« u. a.)
und die kritischen und wissenschaftlichen Abhandlungen, die er in diese Zeitschriften lieferte, bekundete
er sich als einen ebenso vorzüglichen Erzähler wie glücklichen Polemiker. Er wurde 1822 Dozent, 1835 Professor der griechischen
Sprache
[* 92] in Upsala und starb daselbst. Palmblad hatte späterhin mehrere wissenschaftliche Werke veröffentlicht,
so namentlich das ausgezeichnete »Handbok i physiska och politiska
äldre och nyare geographien« (Upsala 1826-27, 5 Bde.). Früchte seiner klassischen Studien waren die Übersetzungen des Sophokles
(1838-41) u. Äschylos (1841-44) sowie die »Grekisk fornkunskap« (1843-45, 2 Bde.).
Von schönwissenschaftlichen Werken sind noch einige Novellen (hrsg. mit den ältern 1840-51),
der humoristische Roman »Familien
Falkensvärd« (Örebro 1844 bis 1845, 2 Bde.; deutsch, Stuttg.
1846) und der geschichtliche: »Aurora Königsmarck« (das. 1846-47, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1848) zu verzeichnen. Ein sehr schätzbares Werk ist ferner sein »Biographisk
Lexikon öfver namnkunnige svenska män« (Upsala 1835-59, 23 Bde.; fortgesetzt von Wieselgren, Örebro 1857 ff.). Auf politischem
Gebiet wirkte er als Redakteur der konservative Zeitung »Tiden« (Upasala ^[richtig: Upsala] 1847-51).
Luiz Augusto, portug. Dichter, geb. zu
Lissabon,
[* 93] Sohn eines Generals, besuchte das königliche Militärkolleg daselbst, diente einige Jahre in der Armee und erhielt
dann eine Stelle im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Bald machte er sich auch als Lyriker einen geachteten
Namen. Seine erste Gedichtsammlung:
»Poesias« (1851),
erlebte mehrere Auflagen und verschaffte ihm den Beinamen des »portugiesische
Béranger«. Wie dieser, nahm er an den öffentlichen Kämpfen seiner Zeit lebhaften Anteil und zwar im Sinn der Progressisten.
Unter seinen patriotischen Dichtungen wurde »Os Desterrados« (»Die Verbannten«),
ein energischer Protest
gegen das Dekret von 1847, das die Teilnehmer an einer Militärrevolte nach Afrika
[* 94] verbannte, am bekanntesten. Eine Auswahl
aus seinen lyrischen Gedichten erschien unter dem Titel: »Poesias populares«. Außerdem schrieb er versifizierte Lustspiele
und Novellen sowie zahlreiche politische und litterarische Artikel in Zeitschriften. Von seinen übrigen
Werken verdient die »Galaria de figuras portuguezas« (1878)
besondere Beachtung. Palmeirim ist Mitglied der Akademie zu Lissabon.
monokotyle Familie aus der Ordnung der Spadicifloren, Holzpflanzen von elegantem Wuchs, mit meist einfachem, durch eine Terminalknospe
fortwachsendem Stamm. Nur wenige Palmen haben einen oben in einige Äste geteilten Stamm, deren jeder dann mit einer einfachen Blätterkrone
anschließt, wie die Dumpalme (Hyphaena). Der Stamm hat meist in seiner ganzen Länge gleiche Dicke oder
ist auch in der Mitte oder nach unten bauchig verdickt. Von den majestätischen Dattel- und Wachspalmen von 40-50 m Höhe gibt
es alle Übergänge bis zu den Formen, deren Stamm fast unterirdisch ist oder nur als ein 1-2 m hoher Stock
sich erhebt, wie bei der Zwergpalme.
Einen mehr an die Gräser
[* 102] erinnernden besondern Typus repräsentiert die GattungCalamus mit ihren 90-160 m langen und kaum 25 cm
dicken schilfähnlichen und ästigen Stämmen, welche andre Bäume lianenartig (Palmlianen) umschlingen. Der mit kräftigen
Nebenwurzeln im Boden befestigte Palmenstamm ist durch die Überreste der Blattscheiden schuppig oder,
wenn die Blätter sich glatt vom Stamm ablösen, von den ringförmigen Blattbasen (s. nebenstehende
[* 39]
Figur)
bedeckt, bisweilen auch mit regelmäßig gestellten Stacheln besetzt. Im Innern wird der Stamm von langen, sehr festen Fasern,
den Gefäßbündeln, durchzogen, welche auch in die Blätter ausbiegen und auf dem Stammquerschnitt eine
regellose Anordnung zeigen (s. obige
[* 39]
Figur; vgl. auch
»Gefäßbündel«).
[* 103]
Die sehr großen Blätter umfassen mit scheidenförmiger Basis den Stamm, haben einen großen, unterseits konvexen Blattstiel
und eine hand- oder fächerförmig (Fächerpalme) oder fiederförmig (Fiederpalme) geteilte Blattfläche. Die Teilung entsteht
hier durch wirkliches Zerreißen der ursprünglich ganzen Fläche, ist daher mehr oder weniger vollständig;
in der Knospenlage ist die Blattfläche gefaltet, und an den Faltenlinien tritt die Zerreißung des Zellgewebes ein; die Nerven
[* 104] bleiben dann bisweilen als Fasern stehen.
Die Blattabschnitte sind von Längsnerven durchzogen. Die Blütenstände sind große, straußförmige Rispen, welche in den
Achseln der ältern Blätter entspringen, daher in der Blätterkrone oder unterhalb derselben sitzen, meistens
abwärts hängen, oft kolossale Größe besitzen und zahlreiche verhältnismäßig kleine, unansehnliche Blüten enthalten.
Am Grund sind diese Blütenstände von einem oder mehreren weiten, tütenförmigen Hüllblättern (spatha) umgeben, welche
anfangs dieselben ganz einschließen.
Meist hat nur eins derselben die Größe des ganzen Blütenstandes und ist bei der Ansehnlichkeit des letztern
oft von außerordentlicher Länge (z. B. bei Oreodoxa regia bis zu 2,5 m) und wegen der lederartigen Beschaffenheit zu allerlei
Gerätschaften, selbst zu Hängematten für Kinder, geeignet. Die mehr oder weniger lang rutenförmigen Äste des Blütenstandes
sind im Verhältnis zu den Blüten dick und tragen dieselben oft in einer Vertiefung eingesenkt, daher
sie zu den kolbenartigen Infloreszenzen (spadix) gerechnet werden.
Die Blüten sind häufig durch Fehlschlagen eingeschlechtige entweder ein- oder zweihäusig. Das kelchartige Perigon besteht
aus drei äußern und ebenso vielen, mit jenen abwechselnden innern Blättern, welche
frei oder etwas verwachsen sind und
stehen bleiben. Staubgefäße
[* 105] sind meist sechs, ebenfalls in zwei Kreisen, vorhanden. Der oberständige Fruchtknoten ist mehr
oder weniger kugelig oder dreilappig, meist dreifächerig, jedoch häufig nur mit einem fruchtbaren Fach, und enthält im
Innenwinkel jedes Faches in der Regel eine einzige Samenknospe.
Die drei Griffel sind verwachsen oder etwas getrennt und tragen eine einfache, ungeteilte Narbe. Die Früchte
sind meist von dem erhärtenden Perigon umgeben, entweder beeren- oder steinbeerenartig, mit fleischigem oder faserigem Fruchtfleisch
und papierartigem oder holzigem, knochen- oder steinhartemKern. Dieser ist drei- oder durch Fehlschlagen einfächerig, daher
drei- oder einsamig. Der Same füllt den Innenraum des Kerns aus; sein reichliches Endosperm ist anfangs
milchartig flüssig, später verdichtet es sich, wird knorpelig oder hornig, trocken oder ölig, massiv oder gehöhlt.
Der Embryo liegt in einer Vertiefung des Endosperms an der Seite des Samens, wird aber noch von einer dünnen SchichtEndosperm
wie mit einem Deckelchen bedeckt; er ist cylindrisch oder kegelförmig, das Wurzelende ist gegen die
Peripherie des Samens gekehrt. Bei der Keimung wird der Embryo an dieser Stelle aus dem Samen
[* 106] hervorgeschoben, indem die untere
Partie des scheidenförmigen Kotyledons sich streckt, während nur der oberste Teil desselben als Saugorgan im Endosperm stecken
bleibt, bis dieses aufgesogen ist. Durch beträchtliche abwärts gerichtete Streckung des Kotyledons
wird die von ihm umhüllte Keimknospe samt dem Wurzelende in das Erdreich versenkt. Die Keimknospe bricht dann mit ihren
scheidigen ersten Blättern aus der Kotyledonenscheide nach oben hervor, während das Wurzelende sich anfangs zu einer vertikal
abwärts wachsenden Hauptwurzel entwickelt, welche aber bald durch Nebenwurzeln ersetzt wird.
Man kennt ungefähr 1000 Palmenarten, welche vorwiegend den Tropen angehören. Nach Drude bewohnen die Calameae das tropische
Afrika und Asien
[* 107] bis 30° nördl. Br., die Sundainseln und Australien
[* 108] bis 30° südl. Br., die Raphieae das äquatorial Afrika,
Madagaskar,
[* 109] die Maskarenen und Polynesien, die Mauritieae das tropische Amerika
[* 110] von 10° nördl. Br. bis 15°
südl. Br., die Borassinae Afrika, die Maskarenen und Seschellen sowie Westasien bis 30° nördl. Br., die Cocoïnae Amerika von
23° nördl. Br. bis 34° südl. Br., die Arecinae den Erdgürtel zwischen 30° nördl. Br. und 42° südl. Br., die Chamaedorinae
Amerika zwischen 25° nördl. Br. und 20° südl. Br., auch Madagaskar, die Maskarenen und Seschellen, die
IriarteaeAmerika von 15° nördl. Br. bis 20° südl. Br., die Caryotinae Asien bis 30° nördl. Br., die Sundainseln und Australien
bis 17° nördl. Br., endlich die Coryphinae den Erdgürtel zwischen 40° nördl. Br. und 35° südl. Br.
In Südeuropa ist nur die Zwergpalme (Chamaerops humilis) einheimisch; die Dattelpalme wird besonders in Unteritalien und Südspanien
kultiviert. Dem Gemälde der Landschaft geben die Palmen, welche Linné die Fürsten (principes) des Pflanzenreichs nannte, wegen
ihrer majestätischen Gestalt ein eigentümliches Gepräge. Die Palmen wachsen
nur selten in größern, reinen Beständen; meist einzeln oder in kleinen Gruppen unterbrechen sie die niedere Vegetation der
Ebenen, Flußufer und Küsten oder stehen gemischt mit andern Bäumen in den Wäldern. Die meisten vegetieren in der Ebene bei
einer mittlern Temperatur von 22-24° R.; doch steigen in den feuchtwarmen Thälern der östlichen Andes
zwei Palmenarten: die niedrigwüchsige Oreodoxa und die 50 m hohe Wachspalme (Ceroxylon andicola), bis zu der Grenze des Hochwaldes
bei 2700 m empor.
In der vorweltlichen Vegetation finden wir die Palmen mit etwa 80 Arten vom Kohlengebirge an bis in die Tertiärzeit, in letzterer
jedoch am häufigsten; es sind vorzüglich die GattungenFlabellariaSternb., welche in großen, fächerförmigen
Blättern, PhoenicitesBrong., welche in gefiederten Blättern, FasciculitesCotta, welche in Stammstücken mit zerstreuten
Gefäßbündeln, und PalmacitesBrong., welche in Stämmen erhalten ist, deren Oberfläche mit den stehen bleibenden Blattbasen
bedeckt ist. Diesen schließen sich Arten der noch lebenden GattungenSabalAd. undChamaeropsL., mit fächerförmigen
Blättern, an.
Die Stämme einiger Palmenarten schwitzen ein Wachs aus. Die Fasern am Grunde der Blattstiele oder auf den Früchten dienen zu
starken, dauerhaften Geweben, die Stämme der Palmen zu Bauholz, die dünnern Stämme und Wedelstiele zum Bedachen
der Wohnungen, zu Körben, Hüten, Stöcken, Spießen, Pfeilen, Matten u. dgl., und die harten Fruchtschalen
verwendet man zu allerhand Drechslerarbeiten. Als Zierpflanzen spielen die eine große Rolle; abgesehen von Chamaerops humilis
und Phoenix dactylifera, halten einige harte Palmen im südlichen Europa
[* 121] im Freien aus; für die zartern baut
man Palmenhäuser, welche wegen des hohen Wuchses vieler eine bedeutende Höhe erfordern, während man sie verhältnismäßig
nicht sehr stark zu heizen braucht.
Die Palmen nehmen vielmehr mit niederer Temperatur vorlieb und sind überhaupt viel härter, als man bis vor nicht langer Zeit
allgemein glaubte. Viele eignen sich auch vortrefflich zur Zimmerkultur, und einige Arten sind Marktpflanzen
geworden, welche in manchen Gärtnereien zu vielen Tausenden herangezogen werden.
Die Blätter von Borassus flabelliformis werden in Indien neben denen der Kokospalme und der Talipot (Corypha
umbraculifera) statt des Papiers benutzt. Die für den Eindruck des Griffels vorbereiteten Blätter heißen Ollahs. Die Buchstaben
werden lesbarer gemacht, indem man sie mit Öl und einer schwarzen Substanz, z. B. einem angebrannten Lappen,
einreibt. Die »Palmyrabücher« sind selten länger als 60 cm und 5 cm breit; man rollt sie zusammen, verklebt sie mit etwas
Gummi und versendet solche Briefe bisweilen mit der Post. Diese Manuskripte sind sehr dauerhaft, und manche Autoren nehmen an,
daß sie sich 400-500 Jahre halten. Der erste Hinduschriftsteller, welcher diese Art zu schreiben erwähnt,
ist Panningrishee, der vor etwa 4170 Jahren zu Arittuwarum, nahe der Gangesquelle, gelebt haben soll. Die innere Seite der
Blattstiele von Oreodoxa oleracea trägt eine zarte Haut,
[* 124] die getrocknet Schreibpapier liefert.