an der
Peterskirche in
Rom
[* 2] ernannt und noch in demselben Jahr zum
Kapellmeister befördert. In dieser
Stellung erfreute er sich
der besondern
Gunst des
PapstesJulius III., der ihn 1555 in das Sängerkollegium der
Sixtinischen Kapelle berief, ebenso des
PapstesMarcellus II.
Da aber des letztern Nachfolger
Paul IV. Anstoß daran nahm, daß Palestrina nicht dem geistlichen
Stand angehörte und sogar verheiratet war, so mußte er seinen
Posten verlassen; doch erhielt er kurze Zeit darauf die eben
erledigte Kapellmeisterstelle an
San Giovanni im
Lateran und 1561 die besser besoldete an
Santa MariaMaggiore. In diese Zeit
fallen seine achtstimmig für zwei
Chöre geschriebenen
Improperien (s. d.), die 1560 am
Karfreitag zum
erstenmal aufgeführt wurden und einen so tiefen
Eindruck machten, daß der
PapstPius IV. eine
Abschrift davon für die päpstliche
Kapelle verlangte.
Mit diesem Werk beginnt Palestrina, der sich bis dahin streng an die ältern
Meister angeschlossen hatte, seinen eignen
Weg zu gehen, und sein
Beruf zum
Reformator auf dem Gebiet der
Kirchenmusik kündigte sich jetzt so deutlich an, daß die beim
Konzil von
Trient
[* 3] versammelte Behörde zur Verbesserung der
Kirchenmusik ihn von allen lebenden Tonkünstlern für den fähigsten
hielt, die
Frage zu lösen, ob die polyphone
Musik der kirchlichen
Erbauung förderlich oder nachteilig
und in letzterm
Fall aus der
Kirche zu verbannen sei. In ihrem Auftrag schrieb Palestrina drei
Messen, in denen (besonders in der dritten,
welche er in dankbarer
Erinnerung an seinen
Gönner, den
PapstMarcellus II.,
»MissaPapae Marcelli« benannte) neben kunstvollster
Stimmenverflechtung die Hauptbedingungen einer wirkungsvollen
Vokalmusik, Deutlichkeit der
Melodie und
Verständlichkeit der Textesworte, so vollständig erfüllt waren, daß die Beibehaltung der Kunstmusik in der
Kirche von
seiten des
Konzils einstimmig beschlossen wurde.
Durch diese
Messen, deren erste Ausführung stattfand, war den Italienern ein ihnen eigentümlicher Kirchenstil
geschaffen, der in seiner edlen Einfachheit und Erhabenheit das
Prädikat »klassisch« mit
Recht beanspruchen
darf und später unter dem
Namen »Palestrinastil« für alle weitern
Arbeiten dieser
Gattung mustergültig wurde. Infolge dieser
That wurde Palestrina zum
Komponisten der päpstlichen
Kapelle, 1571 (nach dem
TodAnimuccias) auch zum
Kapellmeister der
Peterskirche
ernannt. In demselben Jahr übernahm
er an dessen
Stelle die Leitung des
Gesanges bei den Andachtsübungen
des Filippo
Neri (s.
Musik, S. 924, und
Oratorium) und eröffnete mit
Nanini eine Musikschule, die im
Gegensatz zur ältern des
Goudimel die »neuere römische
Schule« genannt wurde und bald zu großer Berühmtheit gelangte. So als ausübender wie als
schaffenderMusiker rastlos sich bethätigend, wurde er vom
Tod ereilt.
SeinLeichnam ward in der
Peterskirche beigesetzt und sein
Grab durch die
Inschrift »Musicae princeps« gekennzeichnet. Palestrinas
zahlreiche Werke, mit Ausschluß zweier
BücherMadrigale sämtlich für die
Kirche geschrieben, erschienen zu seinen Lebzeiten
nur teilweise im
Druck und der damaligen
Sitte gemäß nur in Stimmenausgaben. In neuerer Zeit, nachdem
sie zuerst durch
Cherubini in weitere
Kreise
[* 4] eingeführt worden, erschienen sie auch in
Partitur (von
Alfieri, einzelne Werke
in Proskes »Musica divina«). Eine auf 30
Bände berechnete kritische Gesamtausgabe der Werke erscheint seit 1862 in
Leipzig
[* 5] (Bd. 1-6 vonEspagne redigiert, Fortsetzung 1879 von
Haberl übernommen).
Vgl.
Baini, Memorie storico-critiche
della vita e delle opere di
Giovanni Pierluigi da Palestrina
(Rom 1828, 2 Bde.;
deutsch von Kandler und
Kiesewetter, Leipz. 1834);
(franz.), eine kleine Tafel, worauf die
Farben aufgetragen werden, welche der
Maler braucht.
Für die
Ölmalerei besteht sie aus einer ovalen dünnen
Scheibe von poliertem Apfel-,
Nußbaum-,
Ahorn- oder Birnbaumholz oder
von
Horn,
Porzellan,
Elfenbein, Schildkrötenschale etc.
Nahe an dem einen Ende der längern Seite ist eine Öffnung angebracht,
durch die der
Maler mit demDaumen der linken
Hand,
[* 9] die zugleich auch
Pinsel und Malerstock hält, die Palette erfaßt.
Auf die Palette drückt der
Maler der Gegenwart die
Farben in ihren einzelnen Abstufungen aus Tüben auf, um aus ihnen die zum Gemälde
anzuwendenden
Töne zu mischen. Früher wurden die geriebenen
Farben auf der Palette erst mit
Öl oder einem
andern
Bindemittel flüssig gemacht. Die Palette für Freskomaler ist viereckig, von verzinntem
Eisenblech und hat einen nach
oben
eingebogenen
Rand, damit das
Wasser nicht ablaufe. Paletten von
Porzellan und
Metall haben bisweilen Vertiefungen zur
Aufnahme
der
Farben.
Letztere werden besonders für
Email- und
Porzellanmalerei benutzt. Die neuere
Kunstindustrie hat Paletten
von
Holz,
[* 10]
Metall,
Porzellan etc. in den
Handel gebracht, welche, mit
Skizzen und ausgeführten
Malereien geschmückt, als Wandschmuck
dienen sollen. Paletten berühmter
Künstler sind in neuerer Zeit Gegenstände der Sammelwut geworden. In der
Töpferei heißt
Palette ein hölzernes
Instrument, welches bald breit-oval und mit einer Handhabe versehen, bald rund oder
ausgehöhlt triangelförmig ist, bald in der Gestalt eines breiten
Messers endigt und dazu dient, den
Gefäßen die gehörige
Rundung und
Fläche zu geben.
1646), Nachfolger des Vaters als Obergespan von Preßburg,
[* 15] zugleich Kronhüter und k. k. Rat, erwarb sich den Beinamen des »Türkenschreckens«
und ward 1634 in den Grafenstand erhoben. Durch seine beiden Enkel Nikolaus VI. (1657-1732) und Johann IV. (1663-1751), Palatin
von Ungarn,
[* 16] teilte sich das Geschlecht in zwei Hauptlinien, von denen die jüngere durch GrafJohann Pálffy von Erdöd, geb.
Erbobergespan von Preßburg, repräsentiert wird, die ältere, Nikolaische, sich 1720 abermals in drei Äste spaltete: einen
ältern, gestiftet von Nikolaus VIII. (1710-73), 1807 mit KarlHieronymus (geb. gest. in den österreichschen
Fürstenstand erhoben und gegenwärtig durch den FürstenNikolaus, geb. vertreten; einen mittlern,
gestiftet von Leopold II. (geb. 1716, gest. als General), gegenwärtig durch den GrafenFerdinandLeopold Pálffy von Erdöd-Daun, Fürsten
von Teano (geb. repräsentiert, und einen jüngern, gestiftet vom GrafenRudolf (geb. 1719, gest.
Derselbe zerfiel durch dessen SöhneJohann (geb. 1744, gest. und Rudolf (geb. 1750, gest. wieder in
zwei Abteilungen. Erstere erlosch mit dem GrafenKarl, letztere wird vertreten durch den GrafenMoritz (geb.
österreichschen Feldmarschallleutnant und 1861-65 Statthalter von Ungarn. Oheime desselben sind GrafJohann,
geb. österreichischer Feldmarschallleutnant, gest. und Graf Aloys, geb. der bis 1848 Gouverneur
von Venedig
[* 17] war.
(spr. pálfri),John Gorham, amerikan. Gelehrter und Schriftsteller, geb. zu
Boston,
[* 18] studierte Theologie und ward 1818 Pastor an der Unitarian Church in Boston, 1831 Professor der biblischen
Litteratur an der Divinity School der Harvard-Universität, legte aber diese Stelle 1839 nieder, um sich ganz litterarischen
Arbeiten zu widmen. Er starb Unter seinen Schriften nennen wir: »Elements of Chaldee, Syriac, Samaritan and Rabbinical
grammar« (1835);
»Academical lectures on the Jewish scriptures and antiquities« (1838-52, 4 Bde.);
»Lowell lectures on the evidences of Christianity« (1843, 2 Bde.);
»The relation between Judaism and Christianity« (1854);
»History of NewEngland, during
the Stuart dynasty« (1858-1875, 4 Bde.; neue Ausg.
1884),
sein bedeutendstes Werk, von dem 1866 ein kürzerer Abriß in 2 Bänden erschien. - Seine Tochter
Sarah hat sich ebenfalls als Schriftstellerin versucht und zwar mit einem Band
[* 19] Gedichte: »Premices« (1855),
(spr. péllgrēw oder pahl-), 1) SirFrancis, engl. Geschichtsforscher, geboren im Juli 1788 zu
London
[* 20] von jüdischen Eltern (Cohen), widmete sich der Rechtswissenschaft und dem Studium der englischen Verfassungsgeschichte,
wurde 1827 Sachwalter in London, 1831 zum Ritter ernannt und war seit 1838 Direktor der Staatsarchive; starb in Hampstead.
Von seinen Werken sind zu nennen: »History of the Anglo-Saxons« (1832, 6. Aufl.
1887);
»Rise and progress of the English commonwealth« (1832, 2 Bde.);
»History of Normandy and England« (1851-64, 4 Bde.; unvollendet).
Seine »Parliamentary writs« erschienen 1827-34 (4 Bde.).
2) FrancisTurner, engl. Dichter und Kunstkritiker, Sohn des vorigen, geb.
erzogen im Balliol
College zu Oxford,
[* 21] ward später Beamter im Erziehungsrat, darauf Privatsekretär des
GrafenGranville. Er veröffentlichte: »Idylls and songs« (1854);
die heilige Sprache
[* 27] der südlichen Buddhisten, die dafür gewöhnlich den
Namen Mâgadhî, d. h. Sprache von Magadha, einer Landschaft am mittlern Ganges, wo Buddha (6. Jahrh. v. Chr.)
seine Religion verkündete, gebrauchen. Ob das Pâli die SpracheBuddhas selbst oder nur die seiner Anhänger war, die auf der
dritten buddhistischen Synode gegen Ende des 4. Jahrh. v. Chr. die kanonischen Bücher des Buddhismus feststellen, oder
ob es der Heimatsdialekt des buddhistischen Apostels Mahendra (Mahinda) von Ujjayinî gewesen sein möge, der ein Jahr nach
jenem Konzil den Buddhismus nach der InselCeylon
[* 28] brachte, oder ob das Pâli vielmehr in Südindien entstanden sei, mit dem Ceylon
vielfach in Verbindung stand, darüber sind bis jetzt die Ansichten der Kenner geteilt.
Jedenfalls ist es einer der alten Volksdialekte Indiens (s. Indische Sprachen) und eine Tochtersprache des Sanskrits, dem es
sehr nahe steht. Auch die Schriftarten, mit denen das Pâli geschrieben wird, die eckige sogen. Pâliquadratschrift,
die singhalesische, birmanische und siamesische Schrift, sind mit der Sanskritschrift nahe verwandt und aus
dem alten indischen Alphabet abgeleitet. Die Litteratur ist höchst umfangreich und in ihrer Entwickelung noch nicht abgeschlossen,
da noch heutzutage in den Ländern des südlichen Buddhismus, Ceylon, Birma und Siam, von gelehrten buddhistischen Priestern und
Mönchen ein allerdings sehr barbarisches Pâli zu litterarischen Zwecken gebraucht wird. Die große Bedeutung der
Pâlilitteratur liegt darin, daß sie die heiligen Bücher der Buddhisten, Tipitaka (»Dreikorb«) genannt, in ihrer ältesten
Gestalt bewahrt hat, während die nördlichen Buddhisten dieselben nur in einer spätern Überarbeitung besitzen. Kaum minder
wichtig ist der alte Kommentar zu
¶
mehr
denselben, Atthakathâ genannt, den der erwähnte buddhistische Apostel Mahendra im 4. Jahrh. v. Chr. ins Singhalesische übertrug,
und der dann von dem berühmtenMönch Buddhagosa im 5. Jahrh. n. Chr. wieder in Pâli redigiert wurde. Außer diesen als heilig
angesehenen Schriften, die übrigens auch viele profane Gegenstände behandeln und unter anderm sehr interessante
Märchensammlungen enthalten, gibt es zahlreiche grammatische Werke, eine »Die
Unterredungen Menanders« (König von Baktrien im 2. Jahrh. v. Chr.) betitelte Schrift, die sehr interessante Streiflichter auf
die Beziehungen zwischen indischer und griechischer Kultur wirft, ein in Birma entstandenes Gesetzbuch, »Manusâra« betitelt,
das teilweise auf das indische Gesetzbuch des Manu zurückgeht, medizinische Schriften und namentlich zwei
historische Werke: »Mahāvamsa« und »Dīpavamsa«,
die nicht nur für die Geschichte von Ceylon, sondern für die ganze ältere Geschichte des Buddhismus sowie überhaupt für
die indische Geschichte und Chronologie von der größten Bedeutung sind.
Auch hat die Herausgabe und Übersetzung des »Mahāvamsa« durch Turnour
(Ceylon 1836, 1837) den eigentlichen Ausgangspunkt für die Erforschung des Pâli und seine Litteratur gebildet,
um die sich in der neuern Zeit besonders Burnouf, Fausböll, Spiegel,
[* 30] Hardy, A.Weber, MaxMüller, Childers, Fr. Müller, Grimblot,
E.Kuhn, Kern, die Ceylonesen d'Alwis und Mutu Cumara Svamy, Rhys Davids, Oldenberg u. a. verdient gemacht
haben. Grammatisch bearbeitet wurde das Pâli in neuerer Zeit namentlich von Minayef (»Grammaire
pâlie«, Par. 1874), von E.Kuhn (Berl. 1875),Gray (Lond. 1883), Frankfurter (das. 1883), E. Müller (das. 1884). Ein vortreffliches
Wörterbuch, das von der französischen Regierung durch Erteilung des Volney-Preises an den Verfasser ausgezeichnet wurde, lieferte
Childers (Lond. 1875), eine sehr sorgfältige Übersicht über die Pâlilitteratur Rhys Davids (»Buddhism«,
das. 1877).
Sie erbauten hier 1609 das
Fort Geldria, verloren dasselbe aber 1781 an die Engländer und traten es, nachdem sie es wiederholt zurückerhalten und verloren, 1825 endgültig
an England ab.
(griech., lat. Codex rescriptus), ein Pergament, von welchem die Schrift, mit der dasselbe
ursprünglich beschrieben war, abgekratzt, weggewischt oder sonst unsichtbar gemacht wurde, damit man Neues darauf schreiben
konnte. Da im Mittelalter das Schreibmaterial kostspielig war, so bediente man sich dieses Mittels namentlich in Klöstern häufig,
um schon beschriebene Pergamentrollen wieder benutzen zu können. In neuerer Zeit ist es, zum Teil durch
chemische Mittel, gelungen, die spätere Schrift zu vertilgen und die ältere wieder lesbar zu machen.
(griech. Palindrŏmon), Rätsel über ein Wort, das vor- und rückwärts gelesen einen Sinn gibt, z. B. Neger
und Regen, Gras und Sarg;
auch ein Vers, der vor- und rückwärts gelesen dieselben Worte ergibt (versus cancrinus), z. B. Otto
tenet mappam, madidam mappam tenet Otto, und der bekannte, dem Teufel in den Mund gelegte Hexameter: Signate,
signa, temere me tangis et angis (»Kreuz'ge dich, kreuz'ge dich nur, du berührst
und quälst mich vergebens«).
(griech.), Wiedergeburt, Wiederentstehung aus dem Alten und Vergangenen, im Sinn mehrerer Philosophen des
Altertums und unter den Neuern Bonnets und Herders, welche die Meinung aufstellen, das Lebendige kehre zwar
in den Schoß der Erde zurück, aber nicht um darin zu verharren, sondern um neu und zwar vollkommener daraus hervorzugehen;
im metaphorischen Sinn die Verjüngung und Erneuerung alles Veralteten, z. B. eines Staats, dessen Institute veraltet sind, oder
auch des ganzen Menschengeschlechts im Fortgang seiner Kultur.
Vgl. Ballanche, Essais de palingénésie
sociale (Par. 1828).
(griech.), ein um 1850 zuerst angewendetes Verfahren, alte Drucke und Handschriften ohne Schädigung des
Originals diesem vollkommen getreu zu reproduzieren.
(griech.), ein neues, einem frühern entgegengesetztes und dasselbe widerrufendes
Lied.
Berühmt war die Palinodie des Stesichoros, in der er ein früheres die Helena beleidigende Gedicht, wegen
dessen er mit Blindheit bestraft worden sein sollte, widerrief, worauf er das Augenlicht wiedererhielt. Im weitern Sinn wird
Palinodie von jedem Widerruf gebraucht.
Die Kaliber der Palintona betrugen 20-55 cm, das Gewicht der Geschosse
[* 41] 5-81 kg, für gewöhnlich
aber 27 kg. Die Wurfweite konnte 2 Stadien (400 m) erreichen. Vgl. Katapult.
(franz. palissades, Schanzpfähle), 20-30 cm starke, 3-4 m lange, oben zugespitzt Pfähle, werden in der Befestigungskunst
als Hindernismittel mit Zwischenräumen von 6-8 cm etwa 1 m tief eingegraben und in der Erde durch eine
Grundschwelle, am obern Ende durch eine aufgenagelte Latte verbunden; liegend eingegrabene Palissaden (Sturmpfähle), s. Fräsierung.
Verteidigungspalissaden sollen gegen feindliches Gewehrfeuer decken und die Abgabe eignen Feuers ermöglichen.
Man setzt je drei Hölzer dicht nebeneinander und läßt dann eine Lücke von 8-10 cm, die bis zur Anschlaghöhe
durch eine schwächere Brustpalissade gefüllt wird. Zur Deckung gegen Feuer schüttet man gegen die Palissaden von außen bis zur
Schartenhöhe Erde an aus einem Spitzgraben, der zugleich die Benutzung der Scharten von außen erschwert. Verteidigungspalissaden
wendet man an zum Schluß der Kehle offener Feldwerke, bei der Ortsverteidigung, ja selbst im freien Feld
in Gestalt von runden sogen. Tambours, z. B. zur Deckung einzelner Feldwachen gegen Überfall durch Kavallerie. Im Orient trifft
man oft Ortsbefestigungen, wo Palissaden die äußere Brustwehrböschung bilden und ein Erdwall dahinter angeschüttet
ist, Palanken.
La (spr. -liß), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementAllier, an der Bèbre und an der Eisenbahn von Nevers nach St.-Etienne, mit altem Schloß, Handel mit landwirtschaftlichen
Produkten und (1881) 1882 Einw.
deMontenoy (spr. -sso d' mongt'nŏa);Charles, franz. Dichter, geb. zu Nancy,
[* 42] wurde schon in seinem 14. Jahr Bakkalaureus der Theologie, verließ jedoch dieselbe wieder, um sich ganz der Litteratur zu
widmen. Seine ersten Trauerspiele fanden geringen Beifall, größern seine Lustspiele: »Les tuteurs« und »Le
[* 43] barbier deBagdad«. Sein satirisches Schubladenstück »Le cercle«, worin er namentlich
Rousseau geißelte, zog ihm viele Angriffe von seiten der Encyklopädisten zu, die er in den »Petites lettres contre les grands
philosophes« (1757) und der Komödie »Les philosophes« (1760) zurückgab.
Mit Voltaire hielt er Frieden und widmete ihm sogar »La Dunciade, ou la guerre des sots« (1764), eine Sammlung
satirischer Charakterbilder, welche er später noch durch die Porträte
[* 44] der Revolutionshelden vermehrte. Erfolg hatte dieses
Epos wie auch seine Komödien durch die scharfe Polemik; dichterisch ist es wertlos. Zu erwähnen ist noch die oberflächliche
und parteiische Schrift »Mémoire pour servir à l'histoire de la littérature française depuis François I jusqu'à
nos jours« (1771; 1803, 2 Bde.). Außerdem schrieb er
noch mehrere Werke, die sich ebenfalls in seinen »Œuvres« (1788, 4 Bde.; 1809, 6 Bde.)
finden. Palissot starb als Vorsteher der Mazarinschen Bibliothek
Vgl. Meaume, Palissot et les philosophes (Nancy 1864).
Bernard, Glasmaler und Kunsttöpfer, geboren um 1510 in der französischen ProvinzSaintonge,
war inSaintes thätig und wurde als eifriger Hugenotte durch den Herzog von Montmorency, später durch Katharina von Medici, die
ihm ein Patent als »Erfinder der rustiques figulines (s. Palissyschüsseln) des Königs« gab, vor Verfolgungen gerettet. Er entdeckte
das Verfahren, Thongefäße und -Schüsseln mit farbigem Email herzustellen, siedelte 1565 nach Paris über,
wo er im Tuileriengarten künstliche Grotten mit Pflanzen und seltsamen Tieren aus Terrakotta herstellte und daneben auch als
Kunsttöpfer thätig war, und flüchtete nach der Bartholomäusnacht nach Sedan.
[* 45] Er hielt dort und in der Umgegend wissenschaftliche
Vorträge, wurde aber um 1587 wegen Ketzerei in die Bastille gebracht und soll um 1590 daselbst gestorben
sein. Er schrieb: »Récepte véritable par laquelle tous les hommes de France pourront apprendre à multiplier et augmenter
leur thrésors, etc.« (La Rochelle 1564) und »Discours admirables de la nature des eaux et fontaines, etc.« (Par.
1580),
beide neu herausgegeben in den »Œuvres complètes de B. Palissy« von Fiance (das. 1880).
Meerenge zwischen der Nordwestspitze von Ceylon und der Südostküste von Vorderindien,
hängt südlich, wo sie durch die Insel Ramesweram und die Adamsbrücke (s. d.) fast geschlossen wird, mit dem Golf von Manaar
zusammen und verbindet diesen mit dem Bengalischen Meerbusen.
Sandbänke ragen zur Zeit der Ebbe 1 m über das Wasser empor,
und das Fahrwasser daneben ist so gering, daß ein Ausbaggern für Seeschiffe nicht ausführbar erscheint.
Zur Zeit des Nordostmonsuns ist die Palksstraße besonders gefährlich.
[* 56] (lat.), langes, bis über die Füße herabgehendes, viereckig zugeschnittenes Gewand, von den römischen Frauen
beim Ausgehen über den andern Kleidern getragen und je nach dem Geschmack in verschiedener Weise um den
Körper gelegt (vgl. die Abbildung S. 632).
Andrea, ital. Architekt, geboren um 1508 zu Vicenza, war ursprünglich Steinmetz, kam mit Hilfe des Dichters
Trissino 1541 nach Rom, wo er die antiken Baudenkmäler studierte und aufnahm, und machte dann weitere
Studienreisen in Italien.
[* 61] Die Resultate seiner Forschungen legte er zunächst in dem Neubau der Basilika
[* 62] zu Vicenza nieder, welcher 1549 begonnen,
aber erst 1614 vollendet wurde. Seit dem Anfang der 50er Jahre führte er eine Reihe von Palästen und
Landhäusern in Vicenza und Umgebung aus, von denen die Palazzi Thiene (1556), Chierigati (jetzt Museo Civico), Valmerana (1566)
und Barbarano (1570) und die VillenMaser und Rotonda hervorzuheben sind.
Seit etwa 1560 war er vorzugsweise für Venedig thätig, wo er unter anderm das Refektorien und die Kirche
von San Giorgio Maggiore, die Fassade von San Francesco della Vigna, die Sala delle quattro Porte im Dogenpalast und die Kirche
del Redentore (sein Hauptwerk) erbaute. Auch um Verbesserung des Brückenbaues erwarb sich Palladio große Verdienste. Die von ihm
errichtete Brücke
[* 63] über den Cismone, zwischen Trient und Bassano, hat 33 m weite Joche, die von einem höchst
einfachen und sehr verständig angeordneten Hängewerk
[* 64] überspannt werden.
Das Werk, in dem er am erfolgreichsten die Früchte seines Studiums der Antike niederlegte, ist das sogen. OlympischeTheater
[* 65] zu
Vicenza, dessen Vollendung er jedoch nicht mehr erlebte. Er starb als Baumeister der RepublikVenedig. Palladios Werke sind für die nächstfolgenden Zeiten normgebend gewesen. In strengem Anschluß an die römische Antike
geriet er bisweilen in Trockenheit und Nüchternheit. Doch hielt er stets auf strenge und gewissenhafte Durchbildung der
Formen und richtige Proportionen, in denen sich ein feines Stilgefühl zeigt. Er war ein Meister in der
allgemeinen Komposition und in der Anordnung der Räume.
Charakteristisch für ihn ist die reiche Anwendung von Halbsäulen an den Fassaden, welche zuletzt meist durch zwei Stockwerke
hindurchgingen und bisweilen auch gekuppelt auftreten, und von Säulenhallen mit Giebeln. Palladios hauptsächlichste Baugedanken
wirken noch in der gegenwärtigen Architektur nach. Palladio fertigte auch die Zeichnungen für Barbaros Ausgabe
des Vitruv, gab 1554 die »Antichità de Roma«
[* 66] und 1574 Cäsars »Commentarii« (mit 41 Zeichnungen) heraus. Sein Hauptwerk ist:
»Quattro libri dell' architettura« (1570; spätere Ausg.,
Vicenza 1776-83, 4 Bde.; deutsch von Böckler, Nürnb.
1698). Eine neue Ausgabe der Werke Palladios besorgten Chapuy und Beugnot (Par. 1825-42, 2 Bde.).
SeinLeben beschrieben Temanza (Vened. 1763), Quatremère (Par. 1830, 2 Bde.),
Magrini (Pad. 1846), Zanella (Mail. 1880), Barichella (Lonigo 1880).
Pd, eins der Platinmetalle, welches zu etwa 2 Proz. im Platinerz, zu 5-10 Proz. in einigen
Sorten brasilischen Goldes, fast rein im brasilischen Platinsand und außerdem in selenhaltigen Erzen von Tilkerode und spurenweise
in Blei- und Silbererzen, daher auch in dem meisten Silber vorkommt. Zur Darstellung extrahiert man Platinerze mit Königswasser,
macht die Lösung möglichst neutral, fällt sie mit Cyanquecksilber und glüht das ausgeschiedene Cyanpalladium
an der Luft. Palladium ist etwas weißer, weicher, geschmeidiger, leichter schweißbar und schmelzbar als Platin, Atomgewicht 106,2,
spez. Gew. 11,4. Beim Erhitzen an der Luft läuft es violett an, aber bei stärkerm Erhitzen wird es durch Reduktion des Oxyds
wieder glänzend.
In der Spiritusflamme berußt es und bildet schwarze Auswüchse von Kohlenstoffpalladium. Es ist an der
Luft bei gewöhnlicher Temperatur unveränderlich, schwärzt sich nicht durch Schwefelwasserstoff, löst sich in Königswasser
und konzentrierter Salpetersäure. Es löst sich auch in schmelzendem Kaliumsulfat und wird durch schmelzendes Ätzkali oxydiert.
In Wasserstoff erhitzt und erkaltet, absorbiert es davon 935 Volumen, vergrößert dabei sein eignes Volumen
um 9,8 Proz., verliert aber den Wasserstoff beim Erhitzen im Vakuum und unter Selbsterhitzung an der Luft.
Von Sauerstoffverbindungen kennt man schwarzes Suboxydul Pd2O , schwarzes Oxydul PdO und schwarzes Oxyd PdO2
. Palladiumchlorür PdCl2 entsteht bei gleichzeitiger Einwirkung von Chlor und
Salzsäure auf Palladium, bildet braune Kristalle
[* 67] mit 2 MolekülenKristallwasser, zersetzt sich beim Stehen in Lösung und beim Erhitzen,
wobei zuletzt Metall zurückbleibt; in Königswasser löst sich Palladium mit dunkelbrauner Farbe zu Palladiumchlorid PdCl4 ,
welches sich beim Verdünnen mit Wasser in Chlor und Chlorür zersetzt und mit Chlorammonium schwer lösliches,
hochrotes Ammoniumpalladiumchlorid (NH4)2PdCl6 ^[(NH4)2PdCl6] bildet, welches beim Erhitzen schwammförmiges
Palladium hinterläßt.
Eine möglichst säurefreie Lösung des Chlorürs ist ein gutes Reagens auf Leuchtgas,
[* 68] Kohlenoxyd, Grubengas, indem damit getränkte
Leinwand durch jene Gase
[* 69] schwarz wird. Man benutzt Palladium und Palladiumlegierungen zu Skalen und Kreisteilungen an astronomischen
Instrumenten, zu Impfnadeln, zum Befestigen künstlicher Zähne;
[* 70] auch eine Legierung aus 1 Silber und 9 Palladium wird
von Zahnärzten benutzt, und eine solche aus Palladium, Silber, Gold und Kupfer
[* 71] eignet sich zu Zapfenlagern in Uhren.
[* 72] Versilberte Gegenstände
überzieht man sehr dünn mit Palladium, welches die Schönheit der Farbe nicht beeinträchtigt und durch Schwefelwasserstoff
nicht anläuft. Das Palladium wurde 1803 von Wollaston entdeckt.
ein Weihgeschenk der Elektra. Da Troja nicht erobert werden konnte, solange es im Besitz des Palladiums war, raubten Odysseus
und Diomedes das Bild und gaben es dem Demophon in Verwahrung, der es nach Athen
[* 78] brachte. Aber auch Argos rühmte sich, das Palladium zu
besitzen. Nach andrer Sagegab es zwei Palladien in Troja, welche Chryse dem Dardanos als Mitgift gebracht
hatte; das eine raubte Odysseus, während das andre Äneas als Unterpfand für einen neuen Staat nach Italien mitnahm, wodurch
Rom ebenfalls in Besitz eines Palladiums kam. Es wurde hier im Tempel
[* 79] der Vesta bewahrt und vor allen profanen Blicken aufs
strengste gehütet. Allgemeiner heißt Palladium jede heilig gehaltene Sache, die etwas schützt, und auf deren Erhaltung viel ankommt
(z. B. das Gesetz Palladium der Freiheit).
RutiliusTaurusÄmilianus, röm. Schriftsteller in der Mitte des 4. Jahrh.
n. Chr., aus Sardinien
[* 81] oder Neapel
[* 82] gebürtig, schrieb ein zwar schwülstiges, aber stofflich wichtiges Werk:
»De re rustica«, in 14 Büchern, welches sich im wesentlichen an Columella anlehnt und noch im Mittelalter vielfach benutzt wurde.
Den Hauptinhalt bildet die Aufzählung der ländlichen Geschäfte, nach den Monaten geordnet; das letzte Buch, von der Baumzucht,
ist in elegischen Versen abgefaßt. Herausgegeben ward es von Schneider in den »Scriptores rei rusticae«,
Bd. 3 (Leipz. 1795).
Die Resultate dieser Reise waren großartige Sammlungen, welche jetzt den Kern des akademischen Museums zu Petersburg bilden,
und Werke über die naturhistorischen und geographischen Verhältnisse der
bereisten Gegenden (»Reisen durch
verschiedene Provinzen des russischen Reichs« [Petersb. 1771-76, 3 Bde.];
»Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften« [das. 1776-1802, 2 Bde.];
»Neue nordische Beiträge zur physikalischen und geographischen Erd- und Völkerbeschreibung, Naturgeschichte und Ökonomie«
[das. 1781-93, 6 Bde.]). 1777 ward
Pallas Mitglied des Ausschusses zur Topographierung des russischen Reichs und 1787 Historiograph des Admiralitätskollegiums.
Von der Kaiserin mit zwei Dörfern in der Krim
[* 88] und einem Haus zu Simferopol beschenkt, lebte Pallas hier seit 1796 schriftstellerisch
beschäftigt, kehrte darauf 1810 nach Berlin zurück und starb Er schrieb: »Elenchus zoophytorum« (Haag
[* 89] 1766; deutsch
von Wilkens, Nürnb. 1784);
»Icones insectorum praecipue Rossiae Sibiriaeque peculiarium« (Erlang. 1781-83, 2 Abt.);
»Linguarum totius orbis
vocabularia« (2. Aufl., Petersb. 1790-91, 4 Bde.);
»Tableau physique et topographique de la Tauride« (das. 1795);
»Bemerkungen auf einer Reise durch die südlichen Statthalterschaften des russischen Reichs in den Jahren 1793-94« (Leipz. 1803, 2 Bde.,
mit Atlas);
[* 90]
und insbesondere durch das Buch »SchillersLeben und Werke«
(das. 1858-59, 2 Bde.; 12. Aufl.,
Stuttg. 1886) sich wohlverdienten Ruhm erworben. Außerdem gab er »Charlotte von Kalb. Gedenkblätter« (Stuttg. 1879) und »Die
Kunst des Vortrags« (2. Aufl., das. 1884) heraus.
(v. lat. pallium, Hülle, Mantel, Palliativmittel), Heilmittel, durch welches eine Krankheit nur in ihren Äußerungen
und Erscheinungen gemildert wird (daher auch symptomatisches Mittel), so daß die Krankheit zwar gebessert erscheint, während
sie doch ihrer Hauptsache nach fortbesteht und nur ihre Folgen weniger fühlbar gemacht werden.
Wenn jemand
durch ein Bruchband
[* 99] den übeln Folgen des Bruches vorbeugt, so ist das eine Palliativkur, während die wirkliche Beseitigung
des Bruches das radikale Verfahren sein würde.