notwendigen
Friedensschluß und den
Kampf mit der
PariserKommune auf sich zu nehmen, sondern überließen dies
Thiers und begnügten
sich damit, daß das Verbannungsdekret von 1848 gegen sie aufgehoben und die
Wahlen ihrer
Prinzen für gültig erklärt
wurden. Gegen ihr ausdrücklich
Versprechen traten diese auch imDezember in die
Nationalversammlung ein.
Im
November 1872 wurde auch das Konfiskationsdekret vom aufgehoben und die noch nicht verkauften
Güter, im Wert
von 60 Mill.
Frank, der
Familie Orléans
[* 2] zurückgegeben.
Die Eile, womit die Orléans dies betrieben hatten, begegnete mehrfachem
Tadel. 1876 wurde die
Asche der imExil
gestorbenen Mitglieder der
Familie von
Claremont nach
Dreux gebracht. Siedelten so die Orléans vollständig wieder nach
Frankreich
über, so nahm doch ihr politischer Einfluß nicht zu, um so weniger, da sie zwischen liberalen und klerikalen
Neigungen hin-
und herschwankten und zum Teil sich allzu sparsam gegen ihre Anhänger zeigten. Als
Thiers sich nicht
zu ihrem willenlosen
Werkzeug hergeben wollte, stürzten sie ihn 1873 und suchten eine
Fusion mit dem
Grafen von
Chambord zu
stande zu bringen.
Deswegen wurden die Orléans 1883 nicht bloß aus dem aktiven Militärdienst entlassen, sondern auch ein Prätendentengesetz
gegeben, auf
Grund dessen der
Graf von
Paris, dann auch der
Herzog von
Chartres und der
Herzog von
Aumale im Juni 1886 aus
Frankreich ausgewiesen wurden. Seine letzte Kundgebung als Prätendent und
Haupt der
Monarchien erließ der
Graf von
Paris
Bernaert (Barend,Bernhard) van, niederländ.
Maler, geb. 1491 oder 1492 zu
Brüssel,
[* 5] hielt sich zwischen 1509 und 1515 in
Italien
[* 6] auf, wo er sich besonders nach oder vielleicht auch bei
Raffael ausbildete, war seit 1515 in
Brüssel
ansässig und von 1520 bis 1527 Hofmaler der Statthalterin
Margarete von
Parma,
[* 7] seit 1532 ihrer Nachfolgerin, der
Maria von
Ungarn.
[* 8] Er starb in
Brüssel. Ursprünglich noch in der Art des
GerardDavid malend, veränderte er seinen
Stil infolge
der italienischen
Reise, jedoch nicht zu seinem Vorteil, indem er sich die volle italienische Formenschönheit
nicht aneignen und den Niederländer in Form und
Kolorit nicht verleugnen konnte. In seiner mittlern
Periode schließt er sich
an
Mabuse an. Eine gewisse Feinheit der
Empfindung ist ihm eigen.
Dorf im
FürstentumLippe,
[* 18] hat ein
Amtsgericht, Leinweberei, Wäschefabrikation und (1885) 1895 Einw.
Auf dem
Tönsberg die Hünenkirche oder Tönskapelle, mit einem dreifachen
Stein und Erdwall umgeben, angeblich zum Andenken
des
SiegsKarls d. Gr. beiDetmold
[* 19] erbaut.
russ. Adelsfamilie. Ein gemeiner
Strelitze,
Iwan Orlów, welcher auf BefehlPeters d. Gr. hingerichtet
werden sollte, bewies dabei solche Kaltblütigkeit, daß er begnadigt und später zum
Offizier ernannt wurde.
Sein Enkel ist:
Auftretens gegen die Türken nur wenig Vorteile für Rußland. Auf die Nachricht, daß KatharinaPotemkin ihre Gunst zugewandt
habe, eilte er rasch nach Petersburg; ehe er aber noch dort eintraf, erhielt er den Befehl, sich auf sein SchloßGatschina zu
begeben. Doch bedachte ihn die Kaiserin mit neuen bedeutenden Schenkungen an Bauern und barem Geld und überwies
ihm bald darauf den Marmorpalast zu Petersburg. Orlów lebte fortan teils auf Reisen, teils in Moskau
[* 25] und verheiratete sich später
mit seiner Nichte. Er starb in Geisteszerrüttung zu Moskau. Aus seiner Verbindung mit Katharina entsprang die noch
blühende Familie der Grafen Bobrinskij.
2) Alexej, Bruder des vorigen, geb. 1737, ausgezeichnet durch gewaltige Gestalt und riesige Kraft,
[* 26] spielte bei der Thronrevolution
von 1762 von allen seinen Brüdern die kühnste Rolle. Er holte Katharina II. aus Peterhof ab, rief dieselbe zur Kaiserin aus
und erdrosselte eigenhändig den entthronten Peter III. in Ropscha, wofür er zum Generalleutnant, 1764 auch
zum Kammerherrn und Präsidenten der Tutelkanzlei ernannt wurde. 1768 wurde er zum Admiral der ganzen russischen Flotte im Archipel
ernannt.
Sein glänzender Sieg bei Tschesme erwarb ihm den Beinamen Tschesmenskoi. Nach beendetem Krieg rückte er zum Oberbefehlshaber
auf und erhielt bedeutende Schenkungen. Paul I. nahm an ihm und Barjatinskij, dem einzigen noch lebenden
Mordgenossen, dadurch Rache, daß sie bei der feierlichen Abholung der LeichePeters III. aus dem Alexander-Newskykloster das
Bahrtuch tragen mußten und hierauf den Befehl erhielten, sich auf Reisen zu begeben. Orlów ging nach Deutschland
[* 27] und kehrte erst
nach PaulsTod nach Moskau zurück, wo er starb.
3) Grigorij Wladimirowitsch, Neffe der vorigen, Sohn ihres jüngsten Bruders, Wladimir (gest. 1802), geb. 1777, seit 1812 Senator,
beschäftigte sich mit Geschichte, Staatskunde und Litteratur und ward Mitglied der Akademien zu Petersburg und Neapel.
[* 28] SeinerGesundheit wegen lebte er größtenteils im Ausland, namentlich in Paris. Er starb kinderlos in
Petersburg. Seine »Mémoires historiques, politiques et littéraires de Naples« (mit Anmerkungen vonDuval, 2. Aufl., Par. 1825, 5 Bde.)
erschienen auch deutsch (Leipz. 1824). Außerdem schrieb er: »Histoire des arts en Italie« (Par. 1822, 4 Bde.)
und »Voyage dans une partie de la France« (das. 1824, 3 Bde.).
Mit ihm erlosch die legitime männliche Linie Orlów.
4) Alexej Fedorowitsch, natürlicher Sohn des Fedor Orlów, jüngern Bruders von Orlów 1) und 2), geb. 1787, zeichnete sich in den
französischen Kriegen aus, ward Adjutant des GroßfürstenKonstantin, dann Oberst und Kommandeur des Garderegiments
zu Pferd.
[* 29] Am trug seine Geistesgegenwart viel zur Dämpfung des Aufstandes der Garden bei, worauf er in den Grafenstand
erhoben, zum Generaladjutanten ernannt wurde und das Kommando einer Kavalleriedivision erhielt, an deren Spitze er sich in
dem türkischen Feldzug von 1828 auszeichnete.
5) Nikolai Alexejewitsch, Fürst, einziger Sohn des vorigen, geb. 1820, trat zuerst in die Armee, dann,
nachdem er 1854 bei der Belagerung von Silistria eine besondere Tapferkeit bewiesen, aber auch ein Auge
[* 33] sowie einen Arm eingebüßt
hatte, in den diplomatischen Dienst und wurde 1860 Gesandter in Brüssel, 1870 kurze Zeit in Wien. 1872-80 war er Botschafter
in Paris, dann in Berlin und starb in Fontainebleau. Auch als militärischer Schriftsteller hat
er sich versucht mit einer russisch geschriebenen »Geschichte des preußischen
Kriegs von 1806« (Petersb. 1856).
(spr. órmönd),Grafen, Marquis und Herzöge von Ormonde. Die FamilieButler, deren Haupttitel Ormonde ist, gehört zu
den ältesten und vornehmsten Geschlechtern Irlands. Ihren Ursprung führt dieselbe auf Theobald zurück, den Heinrich II. im 12. Jahrh.
nach der Eroberung der Insel zum Hereditary ChiefButler of Ireland (erblichen Erzschenken) ernannte, und der davon den NamenButler
annahm. 1328 erhielt JamesButler den TitelGraf von Ormonde. Dessen bemerkenswerteste Nachkommen sind:
4) JamesButler, Herzog von, Enkel des vorigen, ging bei der Revolution von 1689 zu Wilhelm III. über, nahm
an der Schlacht am Boynefluß teil und bekleidete seit 1702 das in seiner Familie fast erbliche Amt des Vizekönigs von Irland. 1711 folgte
er Marlborough im Oberkommando der gesamten englischen Landmacht, sah sich aber zu einer traurigen Rolle
verurteilt, da die englische Regierung trotz alles Drängens des PrinzenEugen ihm weder eine Schlacht noch eine Belagerung zu
unternehmen gestattete. 1715, als nach der Thronbesteigung Georgs I. die Whigs wieder ans Ruder kamen, wurde er wegen Hochverrats
angeklagt und, da er sich nicht stellte, durch Bill of attainder seiner Titel und Ehren beraubt. Er ging
darauf zu dem Prätendenten über und starb 1745 in der Verbannung. Die Folgen des attainder wurden erst 1791 aufgehoben, indem
JohnButler, aus einer Nebenlinie stammend, zum Grafen von Ormonde ernannt wurde. 1825 erhielt dessen Sohn den TitelMarquis
von Ormonde; gegenwärtiges Haupt der Familie ist JamesEdwardWilliam Theobald Butler, Marquis von Ormonde, geb.
auf den Keilinschriften der persischen Großkönige
Auramazda genannt. In der Naturreligion der noch ungetrennten ArierIndiens und Irans kommt er unter diesem Namen noch nicht vor,
wenn ihn auch einige Gelehrte mit dem Himmelsgott Waruna der indischen Wedas identifizieren wollen. Die Griechen, welche ihn
Oromazes oder Oromasdes nennen, kannten ihn bereits als obersten Gott der Perser, als den aus dem reinsten
Licht
[* 36] entstandenen Urheber der guten Dinge und als Schöpfer der Welt; auf den von Dareios I. herrührenden Keilinschriften von
Bisutun heißt er »der größte der Götter«.
besonders der älteste, von Zarathustra
selbst oder seinen Jüngern herrührende Teil desselben, die »Gâthâ« (Lieder). Hiernach ist er der heiligste,
Gedeihen spendende Geist, der Sonne,
[* 38] Mond
[* 39] und Sterne und den Himmel,
[* 40] die Erde und die Gewässer, die Bäume und die Menschen geschaffen
hat und erhält. Er ist allwissend, der Freund und Schützer der Guten, der Feind der Lügner und der Rächer
des Unrechts, der Erfinder der guten Sprüche (daena) zur Abwehr der Unholde (daeva).
der spätere Ahriman (s. d.). Zwischen diesem und Ahuramazda hat der Mensch zu wählen,
doch hat im ganzen der erstere eine sehr inferiore Stellung und tritt erst in den spätern Teilen des
Zendavesta mehr hervor. Ormuzd selbst erscheint in der spätern Religion als Schöpfer sämtlicher andrer Götter, insbesondere
der sechs Amschaspands (s. d.), die im Himmel neben ihm thronen. Auch die Erschaffung der Welt, besonders der 16 Landschaften
von Ostiran, wird mehr im Detail ausgeführt, und es werden viele Unterredungen mitgeteilt, die Ormuzd mit
seinem ProphetenZarathustra über verschiedene Fragen des Glaubens und der Moral gehalten.
Freilich bleibt er eine etwas abstrakte und passive
[* 34]
Figur im Vergleich mit den lebensvollen alten Naturgöttern, wie Mithra
(s. d.). Nur sein Kampf mit dem bösen Geiste, der 3000 Jahre lang dauern und mit der Niederlage desselben
enden soll, wird breiter ausgeführt; auch erscheint er nun als Totenrichter, der die Seelen um ihren Wandel befragt und sie,
wenn die Antwort befriedigend ausfällt, einladet, ein Paradies mit ihm zu teilen. Noch entschiedener tritt seine Gestalt in der
Pehlewi-Litteratur der Sassanidenzeit und in der Religion der heutigen Parsen (s. d.) hervor, die wesentlich
monotheistisch ist.
(spr. -näng),Fluß im östlichen Frankreich, entspringt im DepartementObermarne, fließt erst nordöstlich,
dann nordwestlich durch die DepartementsMaas und Marne, größtenteils parallel mit dem Marne-Rheinkanal, und ergießt sich
bei Etrepy, 120 km lang, in die Saulx, welche ihm an Länge nachsteht, und durch diese in die Marne.
Diese Zuthat hängt von dem Zweck des Gegenstandes, von der Zeit und dem Ort seiner Entstehung sowie von der Beschaffenheit
seines Materials und seiner Herstellungsweise ab. Je nachdem die geometrische Grundform des Kunstwerks im Körper eine Fläche
oder eine Linie ist, unterscheidet man die Körper-, Flächen- und linearen
¶
Ornamente und hierbei wieder die erhabenen (Hautreliefs), halberhabenen (Basreliefs) und Flachornamente. Die Ornamente sind entweder
der Geometrie oder der Pflanzen- und Tierwelt entlehnt und dann entweder rein geometrisch, vegetabilisch oder animalisch, oder
aber aus je zweien dieser Gebiete oder aus allen dreien kombiniert. Die vegetabilische und animalischen Gebilde lassen hierbei
eine mehr oder minder freie Verwendung zu, welche sich dem geometrischen Grundgedanken enger oder weniger eng anschließt.
Man unterscheidet hiernach stilisierte und naturalistisch behandelte Ornamente. Streng stilisiert sind besonders die Ornamente
der Bauwerke und Gerätschaften des klassischen Altertums, naturalistische Ornamente sind besonders der Spätgotik und Spätrenaissance
eigentümlich. Je nachdem die Ornamente durch die Form oder durch die Farbe zu wirken haben, sind sie plastische
oder farbige; doch werden nicht selten Plastik und Polychromie, wie bei der griechischen und gotischen Architektur, gleichzeitig
verwendet, um die Wirkung der Ornamente zu steigern.
Einen Überblick über die geschichtliche Entwickelung des Ornaments bei den Hauptkulturvölkern und in
den Hauptepochen geben beifolgende vier Farbentafeln »Ornamente«; weitere Beispiele von Ornamenten s. die Tafeln »Baukunst«,
insbesondere Tafel II,
[* 66]
Fig. 3 u. 12, Tafel VII,
[* 66]
Fig.
13, Tafel VIII,
[* 66]
Fig. 7 u. 8, und Tafel IX,
[* 66]
Fig. 10. Die
Geschichte des Ornaments steht mit der allgemeinen Kunstgeschichte im engsten Zusammenhang. Die einfachsten
Ornamente finden sich auf Geräten der sogen. Bronzeperiode und an gewebten Stoffen wenig entwickelter Völker.
Auch die Ornamente der prähistorischen Zeit und die ältesten orientalischen, mit welchen auch diejenigen auf den Schliemannschen
Funden in Troja, Mykenä und Tiryns und auf den cyprischen Altertümern übereinstimmen (s. Tafel I,
[* 66]
Fig. 16-22), sind denjenigen der Naturvölker verwandt und vorwiegend geometrisch (Wellen- und Zickzacklinien, Spiralen). Erst
allmählich werden Versuche gemacht, Tiere durch steife Linien nachzubilden
[* 66]
(Fig. 18), woraus sich schließlich die Tierornamentik
an den ältesten griechischen Vasen entwickelte (s. Tafel »Vasen«,
[* 66]
Fig. 7). Bei den Assyrern treten neben linearen Ornamenten
(Bandverschlingungen) bereits vegetabilische (Rosetten, Blüten, Palmetten) auf (s. Tafel I,
[* 66]
Fig. 1-5).
Ein Gleiches gilt von der Ornamentik der Ägypter, welche ihren vegetabilische Ornamenten die Lotosblume
[* 66]
(Fig. 7) und andre
Wasserpflanzen
[* 67] zu Grunde legten.
Dazu kamen stilisierte Tiere, Skarabäen
[* 68] (Fig. 6), die Uräusschlange, der Sperber u. dgl.
[* 66]
(Fig.
6-15). Die Ornamente für die Weberei,
[* 69] für welche sich ein besonderes Verzierungssystem ausbildete (s.
Weberei nebst Tafel), sind meist geometrisch. Die hellenische Kunst, welche ihre vegetabilischen und linearen Ornamente von der
asiatischen übernahm, bildete die Ornamentik zu einem strengen System aus, wodurch der eigentliche Stil begründet wurde,
indem jedes Ornament sich dem Charakter des verzierenden Kunstgegenstandes anpaßte und unterordnete.
Die Figuren 23-39 geben Proben von Ornamenten an Architekturteilen, Wänden, Decken und Vasen. Das Charakteristische der griechischen
Ornamentik ist die strenge Stilisierung der vegetabilischen Elemente, d. h. die Umbildung der einzelnen Erscheinung zu einem
feststehenden Typus. Der Mäander
[* 70] (s. d.) und die Palmette
[* 71] (s. d.) sind die Hauptelemente der linearen
und der vegetabilischen Ornamentik. Die Ornamentik der Etrusker
[* 66]
(Fig. 40-43) fußt ebenso wie die der Römer
[* 72] (Fig. 44-54) auf
der griechischen, nur daß letztere von den Römern zu höchstem
Reichtum entwickelt wurde, namentlich unter Einführung figürlicher
Elemente, wofür besonders die Wandmalereien in Pompeji (Fig. 48, 50-54) und die römischen Grabkammern
(Kolumbarien) glänzende Beispiele bieten.
Aus diesen Ornamenten, die im 15. Jahrh. neu aufgefunden wurden, entwickelte sich die Ornamentik
der italienischen Renaissance (s. Tafel III; vgl. auch Grotesk). Durch Aufnahme orientalischer Elemente bildete die byzantinische
Kunst einen neuen Stil heraus, der sich wesentlich auf lineare und vegetabilische Formen beschränkte, und
für welche starke Farbenkontraste kennzeichnend sind (s. Tafel II,
[* 66]
Fig.
2-6, 38, 39). Auf spätgriechischen und byzantinischen Elementen beruhte auch die Dekoration der Araber, Mauren und Perser
[* 66]
(Fig.
7-13, 14 u. 15), die sich bei der beweglichen Phantasie und der Farbenlust dieser Völker um so glänzender entfaltete, als
ihnen die Nachbildung der menschlichen
[* 66]
Figur verboten war. Orientalische Einfluß zeigen auch die Buchmalereien in den irischen
und altrussischen Manuskripten
[* 66]
(Fig. 36 u. 37, 18 u.
19). Mit der orientalischen Ornamentik verwandt ist diejenige der Inder (s. Tafel IV,
[* 66]
Fig. 6-9), der Perser, die zu Ende des
Mittelalters von Indien und China
[* 73] abhängig wurde (s. Tafel IV,
[* 66]
Fig. 10-13), der Chinesen
[* 66]
(Fig. 1 u. 2) und
Japaner
[* 66]
(Fig. 3-5). Die Kunst der Ostasiaten, welche vorwiegend eine ornamentale ist, hat später einen eignen Weg eingeschlagen
(vgl. Japan, S. 160). Sie hat im 18. Jahrh. und in neuester Zeit auch die europäische
Dekoration stark beeinflußt.
Aus der griechisch-römischen Ornamentik ist die romanische abgeleitet worden, welche die Baukunst und die Dekoration der innern
Räume vom 10. bis zum 13. Jahrh. beherrschte. Sie zog neue Elemente aus direktem Naturstudium und gab besonders phantastische
Tierfiguren in ihrem System großen Raum (s. Tafel II,
[* 66]
Fig. 20-28, und Tafel »Weberei«). In der gotischen
Ornamentik tritt wieder mehr das vegetabilische Element in stark phantastischer, später naturalistischer Behandlung, die
schließlich zum wüsten Übermaß und zur leeren Spielerei ausartete, in den Vordergrund (s. Tafel II,
[* 66]
Fig. 29-35, 40-47).
Eine Rückkehr zum Einfachen und Stilgerechten führte im Anschluß an die römische Antike die italienische
Renaissance herbei (s. Tafel III,
[* 66]
Fig. 11-16, 18-20), deren System besonders nach Frankreich durch italienische Künstlerübertragen
und von einheimischen festgehalten wurde
[* 66]
(Fig. 17, 21 bis 28), während die deutsche Renaissance die antike Ornamentik mehr
in freierm, naturalistischem Sinn, auf Grund der gotischen Überlieferung verwertete
[* 66]
(Fig. 27-33). Eine
weitere Umbildung nach der naturalistischen Seite, aber zugleich eine Steigerung zu höherer Pracht erfuhr die Ornamentik
in der Zeit der Spätrenaissance, des Barock- und Rokokostils (s. Tafel IV,
[* 66]
Fig. 14-28). Die Ornamentik der
Barockzeit artet häufig in schwerfälligen Prunk und Überladung aus, während die der Rokokozeit durch Grazie und
spielende Leichtigkeit ausgezeichnet ist.
Das Grotten-, Muschel- und Rahmenwerk ist für letztere charakteristisch. Eine Reaktion gegen das Übermaß derselben wurde
durch den steifern und schmucklosern Zopfstil eingeleitet, aber erst durch die Nachahmung antiker Muster, zum Teil in mißverstandener
(Empirestil), zum Teil in reinerer Form (Schinkel, Klenze), durchgeführt. Die Ornamentik der Zeit von 1820 bis 1870 trägt
einen frostigen, zaghaften Charakter. Erst mit dem vollen Anschluß der Baukunst, des Kunstgewerbes und der Dekoration an die
Renaissance hat die moderne Ornamentik eine freie Bewegung gewonnen,
¶
mehr
welche der Farbe den weitesten Spielraum gewährt. Die Ornamente aller Stilperioden werden, je nach dem Zweck, nachgeahmt oder
für die modernen Bedürfnisse umgebildet; die Renaissance, der Barock-, der Rokokostil werden besonders bevorzugt.
Kupferstiche und Holzschnitte, welche Ornamente darstellen und dazu bestimmt sind, Künstlern sowie
Handwerkern bei ihren Arbeiten als Vorbilder zu dienen; im engern Sinn die ornamentalen Kupferstiche der ältern Meister, besonders
jener des 16. Jahrh., welche teils von Handwerkern, besonders Goldschmieden, selbst
herrühren, teils von Kupferstechern komponiert sind. In Deutschland haben namentlich die sogen. »Kleinmeister« (Aldegrever,
die beiden Beham u. a.) Ornaméntstiche geliefert; die Mehrzahl der noch vorhandenen ist jedoch nur mit (noch unerklärten) Monogrammen versehen
oder anonym. In Frankreich haben vornehmlich Androuetdu Cerceau und Jean le Pautre ausgezeichnete Ornaméntstiche ausgeführt. Eine
sehr große Sammlung solcher (jetzt meist sehr seltenen) Stiche besitzt das k. k. Museum für Kunst und Industrie zu Wien (»Illustrierter
Katalog« von Schestag, Wien 1872), die größte, von dem Franzosen Detailleur gesammelte das Kunstgewerbemuseum in Berlin.
Vgl.
Guilmard, Les maîtres ornemanistes (Par. 1881);
Die bedeutendsten Flüsse
[* 81] sind: Eure mit Iton und Rille, die in die Seine, Touques, Dives und Orne, die in
den Kanal, Sarthe mit Huisne und Mayenne mit Varenne, welche in die Loire münden. Einige kleine, rund geformte Seen sieht man
für Krater
[* 82] erloschener Vulkane
[* 83] an. Die Bevölkerung
[* 84] belief sich 1886 auf 367,248 Bewohner und weist seit Jahren eine stetige
Abnahme auf (seit 1861 um 56,102 Seelen). Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, der Landbau aber wenig
vervollkommt.
2) Linker Nebenfluß der Mosel, entspringt in Frankreich nördlich von Verdun,
[* 96] tritt bei Grand Moyeuvre nach Deutschland über
und mündet oberhalb Hückingen; 86 km lang. In ihrem Thal
[* 97] befinden sich (auf deutschem Boden) große Eisenwerke.
diplomatischen Dienst verlassen, 1873 vollendete. Die Übertragung des ersten Teils der Tragödie (Lissab. 1861) ist die beste,
jene des zweiten Teils (das. 1873) die einzige in Portugal
[* 102] existierende.
(griech.), fossile Reste ausgestorbener Vögel,
[* 103] s. Vögel. ^[= (Aves; hierzu Tafel "Körperteile der Vögel"), Klasse der Wirbeltiere, wird nach ...]
Ornithopus sativusBrot.
[* 105] (Serradelle),
mit 30-60 cm hohem Stengel,
[* 106] vielblütigen Blütenköpfchen, lilafarbigen Blüten und 2,5 cm langen, perlschnurartig gegliederten
Hülsen, als Futterpflanze auf Sandboden gebaut. Die Serradelle bedarf keines Kalkgehalts, fordert aber immerhin einen Boden,
in welchem noch weißer Klee gedeiht, oder wenigstens guten Roggenboden. Man kann sie auf gut hergerichtetem und von Quecken
gereinigtem Boden ohne Schutzfrucht säen oder bringt sie in gedüngten Roggen.
Ihr kräftiger Wuchs beginnt erst im August, man erntet vor oder nach Michaelis und trocknet wie Klee. Sie liefert pro
Hektar 800-1000 Ztr. Grünfutter oder 160-200 Ztr. Heu, das alle Haustiere gern fressen, und das dem Wiesenheu in Nährkraft
gleichkommt. Da die Serradelle einen großen Teil ihrer Nahrung aus dem Untergrund entnimmt, bei gutem Stand auch den Boden vorzüglich
beschattet, ihn in guter Gare hinterläßt, ist sie eine gute Vorfrucht, zumal für Getreide. Sie eignet
sich vortrefflich als Nachfrucht, indem man sie im Frühjahr in Wintergetreide säet und nach der Ernte
[* 107] desselben noch einen
sehr guten Futterschnitt, im schlimmsten Fall eine gute Weide
[* 108] erhält. In Deutschland kommt eine kleine Art, Ornithopus pusillusL.,
auf sandigen Anhöhen vor.
L. (Sommerwurz), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, chlorophylllose Schmarotzergewächse mit angeschwollener
Stengelbase, fleischigem, schuppigem, blaßbraunem, rötlichem oder weißlichen und mit schuppigen Niederblättern spiralig
besetztem Stengel, in Ähren oder Trauben stehenden Blüten und einfächeriger, vielsamiger Kapsel. Sie leben auf den Wurzeln
sehr verschiedener Pflanzen, besonders von Papilionaceen, kommen in Deutschland seltener, in den Mittelmeerländern häufig
vor und richten auf Kulturpflanzen großen Schaden an, z. B.
(griech.), Beschreibung der Gebirge nach ihren äußern Formen und Gruppierungen, daher orographische
Karten, Landkarten,
[* 113] auf denen vorzugsweise die Gebirgs- und Höhenzüge berücksichtigt sind. Die Orographie ist ein Teil
der physikalischen Geographie (s. Erdkunde)
[* 114] und wesentliches Hilfsmittel für denjenigen Teil der Geologie, welcher den Bau und
die Entstehung der Gebirge behandelt; ebenso sind die orographischen Karten, jetzt gewöhnlich solche mit einfachen Angaben
von Horizontalen in gleichen (äquidistanten) Vertikalabständen, unerläßliche Grundlage der geognostischen
Karten.
Vgl. v. Sonklar, Allgemeine Orographie (Wien 1873).
(griech.), die Lehre
[* 116] von der Messung der Gebirge nach Gipfel-, Paß- und Kammhöhe, einer
der wichtigsten Bestandteile der Orographie (s. d.), besonders durch den Wiener Geographen v. Sonklar wissenschaftlich begründet.
1) der Hauptfluß Syriens, jetzt Nahr el Asi (»der Stürmische«) genannt, entspringt am
Antilibanon, nordöstlich von Baalbek, in 1140 m Höhe, verfolgt nördliche Hauptrichtung, bis er sich in seinem Unterlauf bei
Antiochia nach W. zum MittelländischenMeer wendet. SeinThal ist an vielen Stellen kultiviert und besonders in seinem untern
Teil durch malerische Szenerien und Vegetation ausgezeichnet. Seine Länge beträgt 237 km, seine Breite
[* 117] unterhalb Antiochiaca. 60 m. -
Paulus, röm. Geschichtschreiber des 5. Jahrh. n. Chr., aus Spanien gebürtig, geboren um 390, christlicher
Presbyter, schrieb auf Veranlassung des Augustinus, bei dem er sich längere Zeit in Hippo aufhielt, um die Behauptung der
Heiden zu widerlegen, daß der Verfall des römischen Reichs durch die Christen verschuldet sei, ein Geschichtswerk: »Historiarum
libri VII adversus paganos«, worin er mit Benutzung des Livius, Tacitus, Suetonius, Justinus, Eutropius und der lateinischen Übersetzung
der Chronik des Eusebios die Geschichte mit geringer Sachkenntnis und unter übergehender Hervorhebung des Elends
und der Verbrechen der heidnischen Zeit von Erschaffung der Welt bis 410 n. Chr. herabführte. Am besten ward es von Haverkamp
(Leid. 1738; neue Ausg., Thorn
[* 119] 1876) und Zangemeister (Wien 1882)
¶