»Hroars
Saga« und die
Tragödie »Fostbrødrene« (1817) schrieb. Nach seiner Rückkehr verfaßte
er das anmutige dramatische
Idyll »Den lille Hyrdedreng« (1818) und die großartige epische
Dichtung
»Nordens Guder« (1819).
Inzwischen war
Baggesen (s. d.) nach
Dänemark
[* 2] zurückgekehrt und hatte mehrere der neuesten Werke Öhlenschlägers heftig
angegriffen. Dies gab Veranlassung zu einem
Kampf, in welchem unter andern P.
Hjort, A. E.
Boye, C.
Hauch
und
PoulMöller für Öhlenschläger auftraten, während er selbst sich daran nur durch eine satirische
Szene in »Fiskeren« und die »Erkläring
til
Publikum« (1818) beteiligte.
Darauf gab er die
Tragödie »Erik og
Abel« (1820) und einen
Band
[* 3]Schauspiele (1827) heraus, worin die
Tragödie
»Väringerne i Miklagaard«, welche den kritischen Streit aufs neue entfachte,
nur daß ihn J.L.
^[JohannLudwig]
Heiberg in ruhigerer und geistvollerer, für die
Ästhetik fruchtbarer
Weise führte.
Ferner
veröffentlichte Öhlenschläger: »Nye poetiske Skrifter« (1828-29, 3 Bde.),
worin unter anderm das
Heldengedicht »Hrolf
Krake« mit
einem originellen
Metrum und die
Tragödie »Langbarderne« sowie das
Lustspiel »Trillingsbrødrene fra Damask« enthalten waren.
Im J. 1829 wurde Öhlenschläger in der
Domkirche zu
Lund von
Tegnér als nordischer Sängerkönig mit einem Lorbeerkranz gekrönt, eine
Handlung, welche sehr viel dazu beitrug, die
Dänen und
Schweden
[* 4] einander wiederum zu nähern. Nach einer
kleinern
Reise durch
Deutschland
[* 5] gab er
»Prometheus« (1832-34),
eine Monatsschrift für
Poesie,
Ästhetik und
Kritik, ferner die
Tragödien: »Tordenskjold« und »Dronning
Margreta« sowie den Gedichtcyklus »Norgesreisen« (1834) heraus,
letzterer auf einer Sommerreise durch
Norwegen geschrieben, wie durch eine andre
Reise durch
Fünen (1835) der Gedichtcyklus
»Fyensreisen« hervorgerufen ward. Weiter erschienen:
die
Tragödie
»Sokrates« (1836),
die meisterhaft dargestellte ȯrvarodds
Saga« (1841) und das
Trauerspiel
»Dina« (1842),
eins
der frischesten Werke seiner spätern Jahre. 1844 und 1845 besuchte er nochmals
Deutschland sowie
Paris,
[* 6]
Brüssel,
[* 7]
Antwerpen
[* 8] und
Amsterdam
[* 9] und veröffentlichte nach seiner Rückkehr die
Tragödie »Amleth« (1846). Seine
Reise durch
Schweden 1847 glich
einem Triumphzug. Seine letzten Werke waren: die
Tragödie »Kjartan og
Gudrun« (1848),
das didaktische Gedicht »Digtekonsten«
und ein neuer Romanzencyklus: »Regnar Lodbrog« (1849). Er starb als
dänischer Konferenzrat in
Kopenhagen,
[* 10] wo vor dem
Nationaltheater jetzt seine
Statue (von
Bissen) steht. Öhlenschläger hat in der dramatischen
Litteratur
Dänemarks, vorzüglich im
Trauerspiele, eine neue
Epoche begründet, während er vermöge seiner
großen Produktivität und genialen Auffassung auch auf andern Gebieten der
Poesie eine nicht gewöhnliche Herrschaft errungen
hat.
In denDramen, welche nordische
Sage und Geschichte behandeln, hat er zwar den nationalen
Boden für die
Dichtung wiedererobert;
aber der weiche, sentimentale
Ton stimmt nicht ganz zu der Heldenzeit des
Nordens, während die
Klarheit
und Tiefe, die Öhlenschläger charakterisieren, ihn für alle Zeit zu einem der bedeutendsten Dichter stempeln.
Öhlenschläger übertrug auch
HolbergsLustspiele ins Deutsche
[* 11] (Leipz. 1832-33, 4 Bde.),
ebenso die
Tragödien des
Schweden v.
Beskow (das. 1841, 3 Bde.)
und bearbeitete den alten deutschen
Roman »Die
InselFelsenburg« dänisch unter dem
Titel:
»Øen i Sydhavet« (Kopenh. 1824; deutsch,
Tübing. 1826, 4 Bde.).
SeinLeben ist beschrieben in »Oehlenschlægers Levnet, fortalt af ham selv«
(1830-31) und in seinen »Erindringer« (hrsg.
von seinem Sohn,
Kopenh. 1850, neue Ausg. 1872; deutsch,
Leipz. 1850-51, 4 Bde.). Eine kritische
Ausgabe seiner »Poetiske Skrifter« besorgte F.L. Liebenberg (Kopenh.
1857-62, 32 Bde.).
Deutsch erschienen seine Werke gesammelt
Breslau
[* 12] 1829-30, 18 Bde., und 1839, 21 Bde.;
»Dramatische
Dichtungen« (Hamb. 1835) u.
»Neue dramatische
Dichtungen« (Leipz. 1850, 2 Bde.);
»Gedichte« (2. Aufl., Stuttg.
1844).
rechter Nebenfluß der
Lahn, entspringt bei
Ulrichstein im Vogelsgebirge, empfängt rechts die Wohra vom Hainaischen
Gebirge, durchfließt ein besonders im untern Teil fruchtbares
Thal
[* 19] und mündet nach 24 km langem
Lauf bei
Kölbe.
»Erklärung aller in einachsigen Kristallplatten zwischen geradlinig polarisiertem
Licht
[* 25] wahrnehmbaren Interferenzerscheinungen«
(Münch. 1852-53);
starb Ohms
Hauptverdienst besteht in der Heranbildung einer großen Anzahl tüchtiger
Lehrer der
Mathematik. Er schrieb: »Reine Elementarmathematik«
(Berl. 1826, 3
Tle.; 3. Aufl. 1844);
»Versuch eines konsequenten
Systems der
Mathematik« (Nürnb. 1822-52, 9 Bde.; 2. Aufl.,
Bd. 1-2, 1853-54);
»Lehrbuch für den gesamten mathematischenElementarunterricht« (Leipz. 1836, 5. Aufl.
1856);
Muschelkalkplateau im Untereichsfeld, im preuß. Regierungsbezirk Erfurt,
[* 34] nordöstlich bei Worbis, ist besonders
an den Rändern stark bewaldet und erreicht in der WildenKirche 523 m Höhe. Am Westrand das malerisch gelegene, dem Grafen
von Wintzingerode gehörige SchloßBodenstein.
Anderseits findet man, daß bei gleichbleibendem Widerstand des Schließungskreises die Stromstärke doppelt
so groß wird, wenn man zwei gleiche Elemente, nach Art der VoltaschenSäule miteinander verbunden, wirken läßt, wenn man
also die »elektromotorische Kraft«, welche die strömende Elektrizität
[* 46] durch den Schließungskreis treibt, verdoppelt. Es
ergibt sich sonach das nach seinem Entdecker benannte Ohmsche Gesetz: Die Stromstärke steht im geraden
Verhältnis zur elektromotorischen Kraft
[* 47] und im umgekehrten Verhältnis zum Widerstand, oder: die Stromstärke ist gleich der
elektromotorischen Kraft, dividiert durch den
Widerstand.
Das Ohmsche Gesetz ist für alle praktischen Anwendungen des galvanischen Stroms von unschätzbarer Wichtigkeit, weil es zu
beurteilen gestattet, auf welche Art die Batterie für einen bestimmten Zweck zusammengesetzt werden muß, ob man große oder
kleine, viele oder wenige Elemente anzuwenden hat. Der Widerstand in jedem Schließungskreis ist nämlich zusammengesetzt aus
zwei Teilen, aus dem Widerstand, den derStrom beim Durchgang durch die Flüssigkeit innerhalb der Elemente
zu überwinden hat, oder dem innern (wesentlichen) Widerstand, und dem äußern (außerwesentlichen) Widerstand, den der von
Pol zu Pol geführte
¶
mehr
Schließungsbogen darbietet. Verbindet man daher eine Anzahl von Elementen, z. B. zehn, nach dem Vorbild der VoltaschenSäule
(s. Galvanische Batterie)
[* 51] hintereinander, so wird nicht nur die elektromotorische Kraft, sondern auch der innere Widerstand
zehnmal so groß; ist nun der äußere Widerstand so klein, daß er gegen den innern kaum in Betracht
kommt, wird z. B. die Batterie durch einen nicht zu langen Metalldraht geschlossen, so wird die Verzehnfachung der elektromotorischen
Kraft durch diejenige des Widerstandes aufgehoben, und die zehnpaarige Batterie gibt keinen stärkern Strom als ein einziges
Element. Es ist vielmehr in diesem Fall, nämlich bei sehr kleinem äußern Widerstand, von Vorteil, nur
ein einziges Element, aber mit sehr großen Platten, zu wählen.
Macht man z. B. die Platten des Elements zehnmal größer, so bleibt die elektromotorische Kraft zwar ungeändert, der innere
Widerstand wird aber zehnmal geringer, weil der Querschnitt des zwischen den beiden Platten enthaltenen flüssigen Leiters zehnmal
größer geworden ist; man erreicht also mit dem zehnmal größern Element eine zehnmal so starke Wirkung.
Es ergibt sich also die einfache Regel, daß bei geringem äußern Widerstand die Anwendung vieler Elemente keinen Vorteil gewährt,
wohl aber die Anwendung eines großen Elements.
Aus den verfügbaren zehn Elementen kann man aber sofort ein einziges Element mit zehnfacher Plattenoberfläche
herstellen, wenn man alle positiven (z. B. Zink-) Platten unter sich und alle negativen (z. B. Platin-) Platten unter sich oder
wenn man die zehn Elemente nicht zu einer Säule hintereinander, sondern zu einem Element nebeneinander verbindet. Ist dagegen
der äußere Widerstand sehr groß, wie z. B. derjenige eines viele Meilen langen Telegraphendrahts, so
daß der innere Widerstand dagegen nur wenig ausmacht, so wird man einen um so stärkern Strom erzielen, je mehr Elemente man
hintereinander zu einer Batterie zusammensetzt. Je größer der äußere Widerstand ist, desto weniger kommt es darauf an,
ob der innere Widerstand größer oder kleiner ist, oder ob man kleine oder große Plattenpaare anwendet;
mit kleinen Elementen wird man daher in diesem Fall dasselbe erreichen wie mit größern und kostspieligern.
Wenn zehn Elemente zur Verfügung stehen, so kann man dieselben in verschiedener Weise zusammenstellen, nämlich zu einem Element
von zehnfacher Größe, oder zu einer Säule aus zwei Elementen von fünffacher Größe, oder aus fünf Elementen
von doppelter Größe, oder endlich aus zehn Elementen von einfacher Größe. Auf die Frage, welche von diesen Verbindungen für
einen bestimmten Zweck die vorteilhafteste ist, gibt das Ohmsche Gesetz die Antwort: diejenige, bei welcher der innere Widerstand
dem gegebenen äußern Widerstand möglichst nahe gleichkommt. Eine Vorrichtung, welche solche Verbindungen
rasch herzustellen und schnell miteinander zu vertauschen gestattet, so daß die vorteilhafteste leicht ausgewählt werden
kann, heißt ein Pachytrop.
(spr. onä),Georges, franz. Romanschriftsteller und Dramatiker, geb. zu Paris, absolvierte daselbst
die juristischen Studien und war einige Zeit als Advokat thätig, ging dann zum Journalismus über, indem
er in die Redaktion des »Constitutionnel« eintrat, und widmete sich zuletzt
ausschließlich belletristischen Arbeiten. Ohnet hat unter dem Gesamttitel: »Les batailles de la vie«
eine Reihe von Romanen veröffentlicht, in denen er in spannendster Weise soziale Probleme behandelt, und die
alle bereits zahlreiche (manche weit über
100) Auflagen erlebt haben.
(Syncope, Lipopsychia, Animi deliquium), eine krankhafte Unterbrechung der Gehirnthätigkeit, also des Bewußtseins,
der Sinne, der Empfindungsfähigkeit und der willkürlichen Muskelbewegung. Der schwächste Grad ist die
Ohnmachtneigung, Schwächeanwandlung, ein Vergehen der Sinne und Kräfte mit Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen, Ohrensausen,
doch ohne vollständigen Verlust des Bewußtseins und des willkürlichen Bewegungsvermögens.
Der Kranke fühlt sich nach dem Erwachen schwach, meist aber erleichtert. Der höchste Grad der Ohnmacht ist der Scheintod (asphyxia),
ein scheinbares Erlöschen, in Wahrheit eine Herabsetzung aller Lebenserscheinungen und aller Funktionen auf ein Minimum bei
totenähnlichem Aussehen. Die Ohnmacht ist ein Symptom der verschiedenartigsten krankhaften Zustände: oft hat
sie nur die Bedeutung eines unbedeutenden und ganz gefahrlosen Zufalls, in andern Fällen aber, z. B. beim Hitzschlag (s. d.)
und bei organischen Hirnkrankheiten, ist sie als eine sehr gefährliche Erscheinung zu betrachten.
Als Ursachen der Ohnmacht sind zu nennen heftige und unerwartete psychische Eindrücke, besonders Überraschung
und Schreck, sodann heftige Sinneseindrücke, zumal solche, welche auf den Gehör- und Geruchsinn wirken. Heftiger Schmerz,
sehr hohe und sehr niedrige Temperaturgrade, das Atmen von schlechter Luft und irrespirabeln Gasarten, die Einwirkung des
Alkohols und des Chloroforms, starken Tabaks, Erschütterungen des Gehirns beim Fall oder Schlagen auf den Kopf,
schnelle Zunahme des Drucks auf das Gehirn
[* 58] können ebenfalls Ohnmacht hervorrufen.
Die gewöhnlichste Ursache der Ohnmacht ist aber eine schnell eintretende Überfüllung des Gehirns mit Blut oder umgekehrt eine schnelle
Verminderung des Bluts in der Gehirnmasse. Die bloße Ohnmachtsneigung vergeht, wenn man den Kranken frische Luft atmen läßt,
oder wenn man ihm ein wenig kaltes Wasser, Kaffee, Wein zu trinken oder scharf riechende Stoffe, z. B. Salmiakgeist,
Eau de Cologne u. dgl., zu riechen gibt. Ist
aber eine wirkliche Ohnmacht eingetreten und der Kranke
¶
mehr
niedergesunken, so bringt man ihn in reine, kühle Luft und lockert die eng anliegenden Kleider. Zeigen die Kranken die Symptome
der Blutwallung nach den Organen des Kopfes und der Brust, so muß man sie mit dem Kopf und dem Oberleib hoch legen. Diejenigen
aber, deren Gesicht
[* 60] und Lippen bei der Ohnmacht bleich aussehen, und die aus Ermattung und Säfteverlust ohnmächtig
werden, müssen mit dem ganzen Körper horizontal gelagert werden, ohne Unterstützung des Kopfes durch Kissen u. dgl. Die Anwendung
stark riechender Substanzen und flüchtiger Reizmittel vermeide man bei solchen, welche vollblütig sind und ein heißes, rotes
Gesicht haben; man besprenge hier vielmehr Gesicht und Herzgegend mit kaltem Wasser und gebe kalte Überschläge
und Begießungen auf den Kopf. Hat sich ein Kranker den Magen
[* 61] überladen und sich dadurch eine Ohnmacht zugezogen, so gebe man ihm
reichlich laues Wasser zu trinken, damit Erbrechen eintritt. Bei schwereren Ohnmachten und da, wo die angegebenen
Hilfsmittel nicht ausreichen, muß der Arzt so schnell wie möglich herbeigerufen werden.
Das so gestaltete Ohr liegt durchaus nicht immer am Kopf der Tiere, falls ein solcher überhaupt vorhanden ist, vielmehr in
einzelnen Fällen in den Beinen (gewisse Heuschrecken)
[* 65] oder im Schwanz (einige Krebse); auch haben wohl Tiere außer diesen Ohrbläschen
noch besondere Hörhaare, d. h. für Schwingungen empfängliche und mit einem Nerv versehene Haare an andern
Körperstellen. Die Hörsteine werden bei einer Gruppe der höhern Krebse von den Tieren selbst mittels ihrer Scherenfüße in
die mit einer feinen Öffnung versehenen Ohrblasen befördert, gewöhnlich jedoch bilden sie sich im Innern der geschlossenen
Blasen als Niederschläge aus den Körpersäften.
Wie das Nervensystem (s. d.) allgemein aus der äußern Haut
[* 66] hervorgeht, so ist auch das Ohr ursprünglich
ein Teil derselben, welcher gleich allen andern Sinnesorganen (s. d.) für die spezielle Wirksamkeit umgewandelt ist. Auch
bei den Wirbeltieren (nur die Leptokardier besitzen kein Ohr) liegt zwar das Ohr, wenigstens soweit es das eigentliche Hörbläschen
betrifft, tief im Innern des Kopfes; jedoch entsteht es im Embryo derselben als ein einfaches Grübchen
in der äußern Kopfhaut; das allmählich tiefer in den Schädelknochen hineinwächst, die Kommunikation mit der Außenwelt
einbüßt und so das rings geschlossene, mit Flüssigkeit erfüllte sogen. häutige Labyrinth darstellt, in dessen Innern sich
wie bei den Hörbläschen der niedern Tiere der Hörnerv verbreitet.
Die knorpelige oder knöcherne Umgebung desselben wird das knöcherne Labyrinth genannt und ist oft viel geräumiger als das
häutige. Im übrigen sondert sich das letztgenannte, indem es die einfache Bläschenform aufgibt, in mehrere Abschnitte.
Gewöhnlich sind drei, nur selten ein oder zwei bogig gekrümmte Kanäle,
die sogen. halbkreisförmigen
Kanäle oder Bogengänge, vorhanden; der mit ihnen unmittelbar in Verbindung stehende Abschnitt des Labyrinths wird Vorhof genannt.
Der Rest bildet ein besonderes Bläschen, an dem sich eine bei den niedern Wirbeltieren sehr kleine, bei den höhern ansehnliche
Ausbuchtung befindet, die wegen ihrer Gestalt die Schnecke heißt und namentlich bei den Säugetieren stark
entwickelt ist (s. unten). Zu diesen wesentlichen Teilen des Ohrs treten nun verschiedene schallleitende
Apparate hinzu, die zum Teil auf der Außenfläche des Kopfes beginnen, samt und sonders aber den Fischen noch fehlen. In der
Wand des knöchernen Labyrinths bleibt eine kleine Stelle (das sogen. ovale Fenster) unverknöchert und
gestattet dort ein leichteres Eindringen der Schallwellen.
Daran schließt sich nach außen zu meist ein Hohlraum, die Paukenhöhle, der mit dem hintersten Teil der Mundhöhle,
[* 67] dem
Rachen, durch die Ohrtrompete oder Eustachische Röhre in offener Verbindung steht, nach der Kopfhaut hingegen mittels des dicht
unter dieser gelegenen Trommelfells geschlossen ist. (Eine Paukenhöhle fehlt z. B. den Schlangen
[* 68] und den geschwänzten Amphibien.)
Von letzterm aus zum ovalen Fenster spannt sich quer durch die Paukenhöhle ein einziges oder eine Kette von Knöchelchen, die
Gehörknöchelchen.
Endlich tritt bei den Säugetieren und ganz vereinzelt auch bei andern Wirbeltieren ein äußeres Ohr auf,
d. h. eine Öffnung in der Haut, umgeben von einer durch Knorpel
[* 69] gestützten und durch Muskeln
[* 70] beweglichen Hautfalte. Die Öffnung
führt durch einen Kanal
[* 71] von verschiedener Länge, den äußern Gehörgang, zum Trommelfell, das bei den Säugetieren gewöhnlich
tief im Kopf liegt; die Hautfalte oder Ohrmuschel fehlt bei den im Wasser lebenden Säugern nahezu oder
vollkommen.
Man unterscheidet dieser Darlegung zufolge am der Säugetiere (s. Tafel »Ohr«,
[* 59]
Fig.
1) drei Abschnitte: das äußere Ohr mit der Ohrmuschel und dem äußern Gehörgang, das mittlere Ohr mit der Paukenhöhle und
ihren Anhängen (Eustachische Röhre, Gehörknöchelchen) und das innere Ohr mit dem Labyrinth (Schnecke,
Bogengänge etc.). BeimMenschen speziell stellen sich diese Einrichtungen folgendermaßen dar. Das äußere Ohr (Fig.
1), an welchem verschiedene Leisten und Falten (Anthelix, Helix, Antitragus etc.) vorhanden sind, verdankt seine Gestalt dem
in ihm gelegenen Ohrknorpel.
Die Haut, welche ihn überzieht, verlängert sich nach unten in das knorpelfreie Ohrläppchen. Dieses schmerzt
und blutet beim Durchstechen (zum Zweck der Einbringung von Ohrringen) nur sehr wenig und kann übrigens durch den Zug,
welchen
schwere Schmuckgegenstände an ihm ausüben, stark ausgedehnt werden (s. Botokuden). Von vorn, oben und unten her setzen sich
an den Ohrknorpel kleine Muskeln an, welche das äußere Ohr bewegen können, bei den meisten Menschen jedoch
zeitlebens unthätig bleiben, während sie bei den übrigen Säugetieren stets ihre Dienste
[* 72] verrichten. An das äußere Ohr schließt
sich nach innen der äußere Gehörgang (meatus auditorius externus) an, der in der äußern Hälfte knorpelig, in der innern
knöchern ist und von einer Fortsetzung der äußern Haut ausgekleidet wird. In dieser liegen zahlreiche
kleine, den Schweißdrüsen ähnliche Drüsen, die Ohrenschmalzdrüsen (glandulae ceruminosae), welchen die Absonderung des
Ohrenschmalzes obliegt. Das Ohrenschmalz (cerumen auris) ist eine bräunliche oder gelbe, klebrige, weiche Masse, welche aus
Fett, Pigmentkörnchen und
¶
Überresten der zerfallenen Drüsenzellen besteht. Bleibt es zu lange im Gehörgang liegen, so verstopft es diesen, erhärtet
und führt zur Schwerhörigkeit, ist auch in diesem Fall nicht immer ohne Gefahr zu beseitigen (s. Ohrenkrankheiten).
An der Grenze zwischen dem äußern und mittlern Teil des Gehörorgans liegt das Trommel- oder Paukenfell
(membrana tympani,
[* 74]
Fig. 1 b,
[* 74]
Fig. 2 c,
[* 74]
Fig. 4 a),
eine dünne, elastische Membran von elliptischer Form, welche eine Scheidewand zwischen dem äußern Gehörgang und der Paukenhöhle
bildet. Seine äußere Fläche zeigt in ihrer Mitte eine trichterförmige Vertiefung, weil es hier von dem an der innern Fläche
angewachsenen Hammer
[* 75] einwärts gezogen wird. Nach innen vom Trommelfell liegt die rings von Knochen
[* 76] umgebene
Trommel- oder Paukenhöhle (cavitas tympani,
[* 74]
Fig. 1 i,
[* 74]
Fig. 3 e). Diese ist gewöhnlich
mit Luft erfüllt, enthält die drei Gehörknöchelchen und ist mit einer äußerst feinen Haut überkleidet, welche die Fortsetzung
der Schleimhaut der Ohrtrompete und des Rachens ist.
Ihre innere Wand, die dem Trommelfell gegenüberliegt und die Grenze zwischen Paukenhöhle und Labyrinth bildet, trägt zwei Öffnungen,
das ovale und das runde Fenster. Das ovale oder eiförmige Fenster (Vorhofsfenster, fenestra ovalis s. vestibuli,
[* 74]
Fig. 1 g,
[* 74]
Fig. 6 b) ist eine eirunde Öffnung, welche in den Vorhof des Labyrinths führt und von einer dem Trommelfell
ähnlichen Haut verschlossen wird. Das runde Fenster (Schneckenfenster, fenestra rotunda s. cochleae,
[* 74]
Fig. 4 o)
liegt unterhalb des ovalen Fensters, ist ebenfalls durch eine Haut geschlossen und führt in die Paukentreppe der Schnecke (s.
unten).
Der innerste und wichtigste Teil des Gehörorgans, das Labyrinth
[* 74]
(Fig. 1 d-h,
[* 74]
Fig. 6), enthält die Endigung des Gehörnervs.
Man unterscheidet, wie schon oben erwähnt, das häutige und das es umgebende knöcherne Labyrinth; beide
zerfallen in Schnecke, Bogengänge und Vorhof. Der knöcherne Vorhof (vestibulum) ist eine kleine, rundliche Höhle, in welcher,
ohne jedoch die
Wandung zu berühren, der häutige Vorhof in Gestalt zweier Säckchen liegt. Von letztern steht das eine (utriculus)
mit den drei Bogengängen, das andre (sacculus) mit der Schnecke in offener Verbindung.
Die Bogengänge oder halbzirkelförmigen Kanäle (canales semicirculares) sind drei C-förmig gekrümmte Kanäle
[* 74]
(Fig. 1 d e
f,
[* 74]
Fig. 4 l m n,
[* 74]
Fig. 6 c d e), welche je mit einem angeschwollenen Teil (Ampulle) beginnen und in drei aufeinander
senkrechten Richtungen angeordnet sind. Die Schnecke endlich (cochlea,
[* 74]
Fig. 1 h,
[* 74]
Fig. 4 i,
[* 74]
Fig. 6 a)
hat in ihrem knöchernen Teil einen Kanal, welcher in 2½ Windungen ansteigt und durch eine dünne, ebenfalls spiralförmig
gewundene, halb knöcherne, halb häutige Scheidewand, die Spiralplatte, in zwei Gänge oder Treppen
[* 78] geteilt
[* 74]
(Fig.
5, 7, 8) wird.
Von diesen heißt die obere, engere und längere die Vorhofstreppe (scala vestibuli), weil sie im Vorhof ihren Eingang hat,
die untere dagegen die Paukentreppe (scala tympani), weil sie an dem runden Fenster der Paukenhöhle anfängt. In der Spitze derSchnecke stehen beide durch ein Loch miteinander in Verbindung, so daß die in den Treppen enthaltene Flüssigkeit
einheitlich ist. Die häutige Schnecke, welche aber die knöcherne nur zu einem Drittel und zwar auch nur in der Vorhofstreppe
ausfüllt
[* 74]
(Fig. 7 e,
[* 74]
Fig. 8 d), ist gleichfalls voll Flüssigkeit. Auf dem Querschnitt ist sie dreieckig und wird von
dem übrigen Raum der Vorhofstreppe durch die Reißnersche Haut (Fig. 8 e,
[* 74]
Fig. 7 f) getrennt. Zu einem Gehörorgan wird nun
das Labyrinth durch den Hinzutritt des Hörnervs (nervus acusticus). Dieser, das achte Hirnnervenpaar, entspringt weit hinten
im Gehirn (s. d., S. 3) und gelangt sogleich durch den sogen.
innern Gehörgang zum innern Ohr, nachdem er sich zuvor schon in den Vorhofs- und den Schneckennerv gespalten
hat.
Ersterer breitet sich an der Innenfläche der Vorhofssäckchen und der Ampullen der Bogengänge aus und endet dort wahrscheinlich
in der nämlichen Weise wie die andern Sinnesnerven auch (s. Sinnesorgane), indem er sich in feine Fasern
auflöst, die an die mit je einem Hörhaar besetzten Hörzellen herantreten. Die Hörhaare ragen nicht frei in den Hohlraum
des Vorhofs hinein, sondern sind in eine gallertige, mit Hörsteinchen (Otolithen) oder Ohrsand, d. h. Kristallen aus Kalksalzen,
untermengte Masse eingebettet.
Die vom Trommelfell in das innere Ohr gelangenden Schallwellen werden von der Flüssigkeit im Vorhof auf diese
Kristalle
[* 79] und von ihnen auf die Hörhaare übertragen. Der in die Schnecke gelangende Teil der Schallwellen jedoch wird in andrer,
viel komplizierterer Weise den Fasern des Schneckennervs zugeführt. Dieser nämlich verläuft in der Achse der Schnecke
[* 74]
(Fig. 7 a)
und schickt fortwährend Zweige innerhalb der knöchernen Spiralplatte
[* 74]
(Fig. 8 a) zu den einzelnen Windungen
der häutigen Schnecke ab. Diese selbst hat auf der häutigen Fortsetzung
[* 74]
(Fig. 7 h) der Spiralplatte eine
ganz eigentümliche Bildung, das sogen. Cortische Organ
[* 74]
(Fig. 9). Es ist für das Ohr dasselbe, was für das Auge
[* 80] die Netzhaut
ist, und zeigt gleich dieser einen merkwürdigen, trotz vieler Forschungen noch nicht ganz aufgeklärten
Bau (s. Gehör, S. 16). Auch über die Bedeutung der Bogengänge sind die Ansichten sehr verschieden. Teils werden sie als wirklich
zum Ohr gehörig aufgefaßt, teils als besondere Organe zur Erhaltung des Gleichgewichts bei Bewegungen betrachtet, da man
gefunden haben will, daß nach ihrer künstlichen EntfernungTiere sich nicht
¶
mehr
mehr in geordneter Weise zu bewegen vermögen. Indessen ist gerade in der allerjüngsten Zeit gezeigt worden, daß wenigstens
Haifische die völlige Herausnahme aller Kanäle ohne jegliche Störung vertragen.
Pfarrdorf, südlich bei Danzig,
[* 82] stadtähnlich gebaut, hat eine evang. Kirche, eine Knabenerziehungsanstalt (Johannesstift),
bedeutenden Gemüsebau und (1885) 5713 Einw.
(Ohrenmaki, Otolicnus Ill.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Halbaffen
[* 83] und der Familie
der Lemuriden (Lemurida), schmächtig gebaute Tiere mit reicher Behaarung, großem Kopf, sehr großen, häutigen, nackten Ohren,
großen Augen, mittellangen Vorder- und Hintergliedern, am Zeigefinger und der zweiten Zehe, bisweilen auch am Mittelfinger
und der mittlern Zehe mit krallenartigen, sonst mit platten Nägeln. Sie sind nächtliche, mordlustige
Raubtiere,
[* 84] die nur nebenbei Früchte genießen, halten sich am Tag sorgfältig verborgen und betreiben nur in der Nacht, unterstützt
durch hoch entwickelte Sinne, namentlich durch ungemein feines Gehör, die Jagd auf alles Kleingetier. Sie bringen nur ein Junges
zur Welt und leben in Afrika
[* 85] und auf den benachbarten Inseln. Der Galago (Galagosenegalensis Geoffr., OhraffeGalago
Illig.,
s. Tafel »Halbaffen«),
16-20 cm lang, mit 23-25 cm langem Schwanz, auf der Oberseite fahlgrau, am Kopf und auf dem Rücken schwach
rötlich, an der Innenseite der Gliedmaßen und am Bauche gelblichweiß, bewohnt die WälderWest- und Südafrikas.
linker Nebenfluß der Elbe, entspringt bei Ohrdorf unweit Wittingen im Hannöverschen, fließt südöstlich, bildet
eine Strecke die Grenze gegen die preußische ProvinzSachsen, tritt dann ganz in diese über, durchströmt den Drömling und
die braunschweigische EnklaveKalvörde und mündet nach einem Laufe von 105 km bei Rogätz unterhalb Magdeburg.
[* 90]
die Erkrankungen des Gehörorgans und seiner Nebenorgane. Die wissenschaftliche Entwickelung der Ohrenheilkunde
datiert erst vom Beginn der zweiten Hälfte unsers Jahrhunderts, nachdem durch die pathologisch-anatomischen Forschungen Toynbees,
durch die Verbesserungen der Untersuchungsmethoden von Tröltsch in Würzburg
[* 91] und durch die Erfindung einer
neuen Heilmethode durch Politzer in Wien
die Grundlagen für die Erkenntnis und rationelle Behandlung der Ohrenkrankheiten geschaffen worden
waren.
Gegenwärtig kann die Ohrenheilkunde (Otiatrik) den andern Spezialzweigen der Medizin als ebenbürtig angereiht werden. Zur
Untersuchung des äußern Gehörganges und des Trommelfells benutzt man verschiedene weite Trichter aus
Metall oder Hartgummi, welche man zur Geradestreckung des Gehörganges und zur Beiseiteschiebung der Härchen bis zum knöchernen
Teil des Gehörganges vorschiebt. Hierauf wird mittels eines in der Mitte durchlöcherten Hohlspiegels Tageslicht oder künstliches
Licht in den Gehörgang geworfen und das erleuchtete Trommelfell durch die Öffnung im Spiegel
[* 92] besichtigt (Ohrenspiegel).
Sehr wichtig ist die Untersuchung der Ohrtrompete, jener Röhre, welche die Rachenhöhle mit der Paukenhöhle verbindet. Hierzu
dient der Valsalvasche Versuch, der darin besteht, daß man bei geschlossenem Mund und Nase
[* 93] durch eine kräftige Ausatmungsbewegung
die Luft durch die Ohrentrompete in die Paukenhöhle preßt, wobei der Arzt durch den sein Ohr mit dem des
Kranken verbindenden Auskultationsschlauch das Anschlagen der Luft am Trommelfell wahrnimmt. Mißlingt dieser Versuch wegen starker
Widerstände in der Ohrtrompete, so benutzt man den Ohrkatheter, eine gekrümmte Röhre aus Metall oder Hartgummi, welche durch
die Nase in die Ohrtrompete eingeführt wird, und durch welche Luft, Dämpfe und medikamentöse Flüssigkeiten
in das Mittelohr angebracht werden.
Bei Verstopfung der Ohrtrompete benutzt man auch das Politzersche Verfahren, welches darin besteht, daß man beim Schlingen die
Luft im Nasen-Rachenraum mittels eines Ballons verdichtet und in das Mittelohr preßt, wobei das Instrument nur in den Anfangsteil
der Nase eingeführt wird. Zur Prüfung der Hörfähigkeit bedient man sich des Tickens einer Taschenuhr
oder des von Politzer erfundenen Hörmessers sowie der Flüstersprache und der Stimmgabel, durch welche man häufig bestimmen
kann, ob die Krankheit im Mittelohr oder im Labyrinth ihren Sitz hat. Die Ohrenkrankheiten entstehen direkt im Ohr oder werden von der erkrankten
Schleimhaut des Nasen-Rachenraums etc. auf jenes fortgeleitet, auch sind
sie oft Folge von Skrofulose, Tuberkulose, Syphilis.
Von den Krankheiten der Ohrmuschel ist hervorzuheben die Ohrblutgeschwulst (Othaematoma), ein durch Mißhandlung, Verletzung
etc. bedingter, oft auch spontan entstehender Bluterguß unter die Haut der Ohrmuschel, wird besonders bei Geisteskranken
beobachtet und durch Entleerung des Bluts durch einen Einschnitt und Anlegung eines Druckverbandes oder
durch schonende Massage beseitigt. Der äußere Gehörgang wird bisweilen durch eingetrocknetes Ohrenschmalz verstopft, wobei
Schwerhörigkeit, Ohrensausen, Kopfschmerzen und Schwindel entstehen können.
Durch Eintröpfeln schwach alkalischer Lösungen und vorsichtiges Einspritzen von lauwarmem Wasser wird das Ohrenschmalz erweicht
und fortgeschafft. Bei der Furunkulose des äußern Gehörganges finden sich kleine schmerzhafte Geschwüre,
die leichte Schwerhörigkeit, selbst mäßiges Fieber veranlassen und große Neigung zu Rückfällen besitzen. Im Furunkeleiter
fand man Mikrokokken, und man behandelt die Furunkulose deshalb antiseptisch durch Bepinseln mit Karbolglycerin (0,5:15,0),
Einträufeln von lauwarmem Borsäurespiritus (1:20) oder durch Einblasen von Borsäurepulver. Dieselbe Behandlung
erleidet die diffuse Entzündung des äußern Gehörganges, bei welcher dieser in seinem ganzen Verlauf geschwollen
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