Trojaner. Er führt die
Chryseïs wieder zu ihrem
Vater zurück und meldet sich zum
Zweikampf mit
Hektor; er erschlägt den Späher
Dolon und hilft die schönen
Rosse des Rhesos entführen; er ist bei allen
Unternehmungen, welche
Mut und Schlauheit erfordern,
der erste und vorderste. Auch war er unter denen, welche sich in dem hölzernen
Pferd
[* 2] verborgen hatten.
Er erhob daher auch gerechten Anspruch auf die
Waffen
[* 3] des
Achilleus.
Noch bevor die Griechen nach Zerstörung der Stadt in die
Heimat abzogen, war Odysseus mit
Nestor abgesegelt; aber er mußte zehn Jahre auf der
Reise nach
Ithaka zubringen.
Von da ward er zu den
Lästrygonen verschlagen, die viele seiner Begleiter auffraßen, und kam dann nach derInselÄa, wo die Zauberin
Kirke seine
Gefährten in
Schweine
[* 7] verwandelte. Durch ein von
Hermes
[* 8] empfangenes
Kraut den Zauber lösend,
erzwang er die Rückgabe seiner
Gefährten und blieb ein Jahr bei der Zauberin, während welcher Zeit er sich auch in der
Unterwelt von
Teiresias sein
Schicksal verkünden ließ. Glücklich segelte er dann bei den
Sirenen vorüber,
verlor aber bei der
Fahrt durch die
Skylla und die
Charybdis sowie durch einen spätern
Sturm sein
Schiff
[* 9] samt allen noch übrigen
Begleitern. Er allein rettete sich auf die
InselOgygia, wo ihn die
NympheKalypso gut aufnahm und sieben Jahre lang bei sich
behielt.
Als er endlich weiter segelte, litt er, von einem furchtbaren
Sturm überfallen, im
Angesicht der
Insel der
Phäaken abermals
Schiffbruch, gelangte jedoch mit
Hilfe der
Leukothea ans Land. Gastfreundlich bei den
Phäaken aufgenommen, kämpfte er in den
Spielen derselben und erhielt, nachdem er sich ihnen entdeckt, ein
Schiff ausgerüstet, das ihn endlich
glücklich nach
Ithaka brachte. Hier findet er seine treue
Gattin von zahllosen
Freiern, die in seinem
Palast schwelgten, bestürmt
und das
Leben seines
Sohns von denselben bedroht. Er entdeckt sich dem letztern in der
Hütte des treuen Sauhirten
Eumäos und
bespricht mit ihm die Ermordung der
Freier. In Bettlergestalt betritt er sein
Haus, nur von einem treuen
Hund erkannt, unterredet sich dann unerkannt mit
Penelope, ihr die baldige Ankunft ihres Gemahls verheißend, und beginnt am
andern
Morgen, sein Bettlergewand abwerfend, den
Kampf, in welchem er, von seinem Sohn und zwei treuen
Dienern unterstützt,
sämtliche
Freier tötet. So weit der
Mythus, wie ihn
Homer in der
»Odyssee« erzählt. Eine andre
Sage berichtet,
daß Odysseus noch lange friedlich auf
Ithaka geherrscht habe und endlich von seinem ihm von der
Kirke gebornen Sohn
Telegonos in
einem
Gefecht durch einen Lanzenstich getötet worden sei.
einer der
Helden des griech. Freiheitskampfes, Sohn des Klephthenführers Andrutzos,
geb. auf
Ithaka. Von
AliPascha zum
Armatolen von
Böotien,
Phokis und
Doris ernannt, unterstützte er heimlich die Klephthenführer
und förderte die
Sache der
Freiheit, siegte im
Chan von Gravia verteidigte dann Thermopylä und wurde 1822 von der
ersten griech.Nationalversammlung
zum Obergeneral für Osthellas ernannt. Doch legte er das
Kommando nieder,
als der
Areopag seinen Zug
gegen
Lamia tadelte, und lebte als
Einsiedler in Korykion-Antron ^[richtiges
Stichwort:
Korykische Grotte]
(s. d.).
Beim Herannahen der drei Türkenheere unter Dramali
Pascha, Resit
Pascha und
Omer Vrioni von der provisorischen
Regierung
zurückberufen, verteidigte er nun siegreich die
Thermopylen gegen Bayram
Pascha, darauf die
Akropolis
[* 10] zu
Athen
[* 11] gegen Resit
Pascha u. entsetzte
Missolunghi. Nach seiner erfolglosen Belagerung von
Chalkis (1823) wurde Odysseus von der
Regierung
abgesetzt und trat zu den
Türken über, wo er jedoch auf ein berechtigtes Mißtrauen stieß. Zu seinem frühern Unterkommandeur
Gura zurückgekehrt u. von diesem gefangen nach
Athen geschickt, wurde er auf der
Akropolis erdrosselt. 1888 wurde
ihm in Gravia ein Denkmal errichtet.
Da sich in
Versailles
[* 12] im Wartezimmer des
Königs,
wo sich die Höflinge aufhielten, ein Œil de bœuf befand, so ist die Benennung »chronique
de l'œ.« für Skandalgeschichten des
Hofs von
Versailles angewendet worden.
Der
Ort verdankt sein Dasein dem
Bade, dessen Thermalsolquellen durch
Bohren seit 1830 entstanden sind, und ist nach dem Oberbergrat
Karl v. Oeynhausen (gest. 1865), der sich um seine
Begründung besonders verdient gemacht, benannt. Die vorhandenen drei
Bohrlöcher gehen bis 625 m unter den Meeresspiegel,
und die
Temperatur der ältesten und wärmsten
Solquelle beträgt 34° (in der Wanne 32,5°) C. bei 9° durchschnittlicher
Luftwärme. Die sehr stark kohlensäurehaltige Hauptquelle (in 1
Lit. 1033
ccmKohlensäure) wird namentlich gegenLähmungen,
Nerven- und
Rückenmarkskrankheiten,
Rheumatismus u.
Gicht, skrofulöse
Haut- und Schleimhautaffektionen,
Blutarmut, Blutschwäche
und
Frauenkrankheiten verwendet. Die Zahl der Badegäste belief sich 1886 auf 5235. In der
Nähe das Etablissement
Wilhelmshöhe
mit schöner Fernsicht.
von mehr oder weniger feuerfesten Materialien eingeschlossener
Raum, in
welchem durch
VerbrennungWärme
[* 19] entwickelt wird, die entweder in dem
Raum¶
selbst zu verschiedenartigen Zwecken benutzt, oder nach außen abgeleitet wird, um zu trocknen, zu heizen etc. Bei den
Öfen der ersten Art, welche im einzelnen ungemein verschiedenartige Einrichtungen besitzen, kommt der zu erhitzende Körper
entweder in Berührung mit dem zu erhitzenden Brennmaterial selbst (und dann müssen an letzteres oft sehr
hohe Anforderungen gestellt werden, um Verunreinigungen des zu erhitzenden Körpers [mit Schwefel, Aschebestandteilen etc.]
zu vermeiden), oder er wird nur von der Flamme
[* 27] getroffen oder ist auch von dieser getrennt, und die Übertragung der Wärme
geschieht durch Vermittelung einer Wand aus Metall, Mauerwerk, Thon etc. Hiernach unterscheidet man Herd- und
Schachtöfen, Flammöfen und Gefäßöfen. Die Zuführung der zum Verbrennen der Brennmaterialien erforderlichen Luft geschieht
entweder in gewöhnlicher Weise (Rost, Esse) oder durch ein Gebläse,
[* 28] welches komprimierte, bisweilen erhitzte Luft in den Ofen treibt.
Nicht selten hat diese Luft neben der Verbrennung des Brennmaterials noch den Zweck, den erhitzten Körper zu
oxydieren.
1) Die Herdöfen sind kasten- oder zirkelförmig ausgetiefte Feuerstätten, entweder ganz offen oder an einer oder mehreren
Seiten mit niedrigen Mauern, Eisenplatten, Gestübe etc. geschlossen. Das mit den Erzen in Berührung befindliche Brennmaterial
wird durch natürlichen Luftzug oder Gebläseluft verbrannt, aber obwohl man hier mitunter eine höhere Temperatur als
in Flamm- und Gefäßöfen erzielt, wird doch nur ein geringer Teil der entwickelten Wärme nutzbar. Die Herdöfen ohne Gebläse
dienen zum Auflockern, Rösten, Kalcinieren, Herde mit Gebläse zur Erzeugung höherer Temperatur, zum Schmelzen und zur Hervorbringung
einer oxydierenden (selten einer reduzierenden) Wirkung. Ein Beispiel eines Herdofens zeigt
[* 18]
Fig. 1 unsrer Tafel,
ein Feineisenfeuer (s. Eisen, S. 414).
2) Schachtöfen bestehen aus einem gemauerten, mehr hohen als weiten Raum (Schacht), in welchem eine Glühung, Röstung oder
Schmelzung der Erze etc. vorgenommen wird. Letztere sind entweder mit dem Brennmaterial in unmittelbarer Berührung, wie bei
dem Hochofen,
[* 18]
Fig. 2, oder werden nur durch dessen Flamme erhitzt, welche von einer oder mehreren zur Seite
oder im Innern des Schachts gelegenen Feuerungen in denselben eintritt oder durch Generator- oder Gichtgase (s. Feuerungsanlagen,
[* 29] S. 216) gebildet wird.
Man unterscheidet am Schachtofen:
[* 30] die obere Mündung (Gicht) zum Eintragen von Erz und Brennmaterial, eine zweite (Auszieh- oder
Stichöffnung, Stich, Auge)
[* 31] am tiefsten Punkte des Schachts zum Ausziehen oder Ablassen der Produkte und etwas
höher als diese eine dritte Öffnung (Formöffnung) zum Einführen der Verbrennungsluft. Bei Schachtöfen ohne Gebläse fehlt
die Formöffnung, und man läßt die Luft durch die Ausziehöffnung zum Brennmaterial gelangen.
Die Zugschachtöfen dienen seltener zu Schmelzungen (z. B. für leichtschmelzige
Weißbleierze) als zum Kalcinieren (Eisenstein, Galmei) oder Rösten (Eisenstein, Schwefelungen) bei geringerer Hitze, wie namentlich
die Kiesöfen oder Kilns (s. Tafel »Kupfergewinnung«,
[* 32] Fig.
7). Sie gewähren im Vergleich zu Herdöfen eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials, eine
genauere Regulierung der Hitze
und einen kontinuierlichen Betrieb; sie fördern mehr, erfordern aber auch höhere Arbeitslöhne.
Die Gebläseschachtöfen werden hauptsächlich zu Schmelzprozessen benutzt, und es kommt dabei entweder nur die erzeugte
Wärme zur Wirkung (der Kupolofen
[* 33] zum Umschmelzen des Roheisens) oder gleichzeitig auch die reduzierende Kraft
[* 34] der im O. emporsteigenden
Gase
[* 35] (Roheisenbereitung, Darstellung von Kupfer, Zinn, Blei etc.). Während man früher dem Schacht meist prismatischen
Querschnitt und gerade Wände gab, zieht man neuerdings nach oben erweiterte Öfen mit prismatischem (Rachetteöfen) oder kreisrundem
Querschnitt (Pilzscher Ofen,
[* 18]
Fig. 3) vor, weil dieselben infolge der verminderten Geschwindigkeit der ausziehenden heißen Gase
eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials gestatten, weniger Flugstaub bilden, und weil bei dem im Verhältnis
zur Gicht engern und somit stärker erhitzten Schmelzraum ein reineres Ausschmelzen der Metalle stattfindet, sich also ärmere
Schlacken erzeugen.
Auch in betreff der äußern Gestalt der Schachtöfen hat man neuerdings in ökonomischer Beziehung dadurch wesentliche Fortschritte
gemacht, daß man das innere feuerfeste Ofengemäuer (Kernschacht), statt mit massigem Rauhgemäuer, mit
einem eisernen Mantel umgibt (Pilzscher Ofen), wozu die schottische Eisenhochofenkonstruktion Veranlassung gewesen ist. Ein
wesentlicher Fortschritt ist noch der, daß man auch die Öfen zum Schmelzen von Metallen außer Eisen mit Chargiervorrichtungen
und Rauchabzugskanälen, wie sie bei Eisenhochöfen üblich sind, versehen hat.
Nach ihrer Höhe teilt man die Schachtöfen, ohne dabei eine scharfe Grenze innezuhalten, in Krummöfen
von 1,3-2,2 m Höhe, in Halbhochöfen von 2,2-4,4 m Höhe und Hochöfen mit über 4,4 m Höhe. Nach der Art des Zumachens oder
Zustellens, worunter man die Herrichtung des Schmelzraums unterhalb der Formen versteht, unterscheidet man Sumpf-, Spur- und
Tiegelöfen. Bei den Sumpföfen sammeln sich die geschmolzenen Massen sowohl innerhalb des Ofens als außerhalb
desselben im Vorherd an, bei den Tiegelöfen nur innerhalb des Ofens, von dessen Sohle sie dann durch einen Stichkanal von
Zeit zu Zeit abgelassen werden; bei den Spurofen fließen die geschmolzenen Produkte durch eine Öffnung (Auge) in der Ofenbrust
in einen Vorherd, ohne sich gleichzeitig im Ofeninnern anzusammeln. Zu den Schachtöfen gehört auch der Kupolofen, in welchem
in Eisengießereien das Gußeisen geschmolzen wird. Er besitzt einen meist cylindrischen Schacht, Formöffnungen und meist einen
Vorherd, in welchem das flüssige Eisen sich sammelt.
Besonders gebräuchlich ist der Krigarsche Kupolofen. Eigentümlicher Art sind die Öfen zum Rösten pulverförmiger
geschwefelter Erze nach der Staubstrommethode. Die Schliche fallen in dem schachtförmigen Ofen, durch horizontale Bänke aufgehalten,
langsam herab, während ein heißer Luftstrom ihnen von unten entgegentritt (Textfig. 4). Die
Temperatur muß hoch genug sein, um die Schliche zu entzünden. Es ist mithin kein besonderes Brennmaterial
erforderlich, der verbrennende Schwefel erzeugt Wärme genug, um den Prozeß im Gang
[* 36] zu erhalten.
3) Flammöfen (auch Reverberieröfen genannt von dem Zurückstrahlen der Wärme von dem erhitzten Gewölbe)
[* 38] sind mehr lange
und weite als hohe Räume, in welchen das Röst- oder Schmelzgut nicht in unmittelbarer Berührung mit dem Brennmaterial sich
befindet, sondern von demselben durch eine Mauer (Feuerbrücke) getrennt ist, so daß es nur von dessen
Flamme getroffen wird
[* 37]
(Fig. 5 u. 6). Die meisten Flammöfen (Zugflammöfen)
bestehen aus drei Hauptteilen, dem Feuerungsraum (Windofen, Heizraum), dem mit einem Gewölbe überdeckten Herd- oder Arbeitsraum
und der Esse.
Letztere ist mit dem Arbeitsraum entweder unmittelbar durch einen Kanal
[* 39] (Fuchs)
[* 40] verbunden, oder es sind zwischen letzterm und
der Esse noch Flugstaubkammern oder Kondensatoren zur Verdichtung aus dem Herdraum entweichender Gase u. Dämpfe vorhanden. Man
konstruiert aber auch die Flammöfen mit Gebläsevorrichtungen, um die Essen
[* 41] zu ersparen, u. leitet dann komprimierten Wind
(Unterwind) unter den Rost oder läßt das Gebläse hinter dem Fuchs als Exhaustor saugend wirken (Puddelöfen).
Bei Gasflammöfen verbrennt man die Gase in der Regel unter Anwendung von Regeneratoren. Je nach der im Flammofen hervorzubringenden
Temperatur und der beabsichtigten oxydierenden oder reduzierenden Wirkung der Feuerungsgase erhalten die Öfen verschiedene
Konstruktion. So gibt man den Glühöfen, in welchen Metalle erhitzt werden sollen, ohne sich zu oxydieren, eine
hohe Feuerbrücke, damit das Metall von der Stichflamme nicht getroffen werde. Flammöfen zeichnen sich den Schachtöfen gegenüber
durch größere Übersichtlichkeit des Betriebs, Anwendbarkeit eines rohen Brennmaterials, Entbehrlichkeit eines Gebläses
und durch die Vorteile einer beliebig anzuwendenden oxydierenden und reduzierenden Flamme aus.
Sie gestatten auch unter Umständen ein größeres Durchsetzquantum, allein man kann in ihnen gewöhnlich
keine so hohe Temperatur erzeugen wie in den Schachtöfen; nur bei Verbrennung von stark erhitzten Generatorgasen mit stark
erhitzter Gebläseluft gelingt es, die im Gestell der Eisenhochöfen herrschende Temperatur zu erreichen. Die Flammöfen mit
direkter Feuerung gestatten eine nur geringe Ausnutzung des Brennmaterials, denn es kommt fast nur die
strahlende Wärme zur Verwendung, es geht viel Hitze in die Esse, man heizt das Gewölbe stärker als die Sohle, und die Ofenwände
strahlen viel Wärme aus.
Zur möglichst vollständigen Ausnutzung der Wärme legt man über oder neben den Hauptherd einen Vorwärmherd (Doppelöfen),
teilt auch wohl den Herd in mehrere terrassenförmig übereinander liegende Abteilungen (Fortschaufelungsöfen),
um verschiedene Rösttemperaturen zu erzeugen, und benutzt die obere Fläche des Ofens zuweilen zum Trocknen der Erze. Um beim
Rösten an Zeit- und Kraftaufwand zu sparen, läßt man den Herd rotieren, wie beim Tellerofen von Gibb u. Gelstharp
[* 37]
(Fig.
7) oder bei den Öfen mit liegendem Cylinder, durch welchen die Flamme hindurchschlägt, während derselbe
mittels eines Zahnrades und einer Dampfmaschine
[* 42] in Rotation versetzt wird
[* 37]
(Fig.
8). Hierbei erfolgt eine gründliche Mischung
des Materials, welche sonst durch Handarbeit bewirkt werden müßte. Zu den Schmelzflammöfen gehören unter andern die Puddelöfen,
die man ebenfalls mit rotierendem Herd und mit Regenerativgasfeuerung baut. Einen Gasofen zum Schmelzen von
Platin zeigt Textfig. 9. Derselbe besteht aus zwei dicht aufeinander passenden ausgehöhlten
Stücken von gebranntem Kalk. Das obere besitzt eine Öffnung zur Einführung des Knallgasgebläses, während eine seitliche
Öffnung zur Ableitung der Verbrennungsprodukte und zum Ausgießen des geschmolzenen Metalls dient.
4) Gefäßöfen sind schacht- oder flammofenähnliche Öfen, in denen die zu behandelnden Substanzen in feuerfesten Gefäßen
durch Glüh- oder Flammenfeuer erhitzt werden. Hierbei wird die Wirkung des Brennmaterials auf den zu erhitzenden Körper durch
die dazwischen befindliche Gefäßwandung geschwächt, und nur mittels eines größern Aufwandes an Brennmaterial ist es
möglich, bestimmte Hitzgrade in den Gefäßen hervorbringen. Dagegen wird die Einwirkung von Brennmaterial und Luft auf die
zu behandelnde Substanz vollständig ausgeschlossen, und hierauf beruht der Wert der Gefäßöfen.
Nach der Form der Gefäße unterscheidet man Tiegel-, Muffel-, Röhren-, Retortenöfen, oder nach den darin vorzunehmenden ProzessenRöst-, Schmelz-, Sublimier-, Destillier-, Seiger- und Zementiergefäßöfen. Beispiele solcher Öfen zeigen
[* 37]
Fig. 10 u. 11. Die Gefäße bestehen seltener aus Guß- und Schmiedeeisen als aus feuerfestem Thon, welcher meist aus dem Kohlengebirge
gewonnen wird. Die Röstgefäßöfen kommen unter angegebenen Verhältnissen bei der Verarbeitung von Arsenerzen, Zinkblende,
Kupfererzen, Kupfersteinen etc. zur Anwendung; die Erhitzung geschieht meist durch
direkte oder Gasfeuerung
[* 43] in einem mit Zügen umgebenen gemauerten oder aus Gußeisen hergestellten muffelförmigen Raum, und
häufig kombiniert man mit einem solchen Ofen noch einen gewöhnlichen Flammofen, um das in den Muffeln geröstete Gut vollständiger
nachrösten zu können.
Die Schmelzgefäßöfen bestehen gewöhnlich aus einem schachtförmigen Raum (und heißen auch wohl Windöfen
im Gegensatz zu den ebenso genannten Zimmeröfen
[* 44] und dem Heizraum an Treiböfen), in welchem Schmelzgefäße am häufigsten
durch sie umgebende verkohlte Brennstoffe erhitzt werden. Man wendet aber auch flammengebende Brennmaterialien an (Gußstahlöfen,
Silberschmelzöfen, Messingöfen) und verstärkt in beiden Fällen die Temperatur wohl durch Gebläse.
Ein Schmelzgefäßofen für nur einen Tiegel ist der Sefströmsche Ofen. Dieser besteht aus einem Cylinder
aus Eisenblech, in welchem ein zweiter derartiger Cylinder hängt, der aber mit feuerfester Masse ausgeschlagen ist. Zwischen
beide Cylinder wird durch ein im äußern angebrachtes RohrLuft eingeblasen, und diese gelangt durch mehrere Öffnungen in
den innern Cylinder, in welchem der Tiegel, von Holzkohle umgeben, auf einer feuerfesten Thonunterlage steht.
In ähnlichen Öfen mit Gasfeuerung kann
[* 37]
^[Abb.: Fig. 9. Platinschmelzofen mit Knallgasheizung.]
¶
(ungar. Buda), Stadt in Ungarn,
[* 48] seit 1873 mit dem am andern Donauufer liegenden Pest zu Einer Stadt unter dem NamenBudapest
[* 49] (s. d.) vereinigt. Die Stadt Ofen entstand aus einer römischen
Militärkolonie, Acincum, d. h. Wasserstadt. Der Name »Ofen« ist die Verdeutschung des magyarischen Pest, dem ein veraltetes
Wort, ein Lehnwort, entsprechend dem slawischen pec, zu Grunde liegt, das die sonnige Ortslage abspiegelt
oder sich auf die dortigen ofenähnlich dampfenden heißen Bäder bezieht.
Alt-Pest ist somit das seit Geisa II. (1142-1161) erweiterte, mit deutschen Kolonisten (»Schwaben«) besiedelte »Ofen« im Munde
der Deutschen, zum Unterschied von der jüngern Kolonie am rechten Donauufer, dem »neuen Pest« oder Pest
schlechthin, so genannt. Bald wurde die Stadt groß und reich, so daß sie allgemein als die Hauptstadt des KönigreichsUngarn
angesehen ward. 1279 wurde hier ein vom päpstlichen LegatenPhilipp versammeltes Konzil (budensisches Konzil) gehalten; aber
erst Ludwig I. wählte 1526 das Schloß zu seinem ständigern Aufenthalt.
Aus der Zeit KaiserSiegmunds, des Luxemburgers, stammt die bedeutendste Rechtsquelle des deutschen Städtewesens Ungarns, das
umfassende Ofener Rechtsbuch von 1413-1421 (vgl. Michnay und Lichner, Das Ofener Stadtrecht von 1244-1421, Preßb. 1845), dessen
Bestimmungen auch den Inhalt zahlreicher Rechtsbewidmungen andrer Städte abgaben. MatthiasCorvinus sorgte für den glänzendern
Ausbau, wollte hier auch eine Universität gründen, und seine hier aufgestellte berühmte Bibliothek wurde seit der türkischen
Eroberung 1541 teils verschleppt, teils dem Verderben preisgegeben.
Soliman übergab dem JohannZápolya, Woiwoden von Siebenbürgen, den er zum tributpflichtigen König von Ungarn ernannt hatte.
Ferdinand I., König von Ungarn, vertrieb zwar Zápolya 1527; aber Soliman eroberte Ofen 1541 wieder, und es
blieb seitdem 145 Jahre lang (1541-1686) in den Händen der Türken, obgleich es 1541, 1551, 1598, 1599, 1602 und 1684 durch
die Kaiserlichen belagert wurde. Endlich aber eroberten es dieselben unter dem HerzogKarl von Lothringen wobei
die Stadt geplündert und verbrannt wurde.
fahrbarer Hochalpenpaß im schweizer. Kanton Graubünden,
[* 55] verbindet das Unterengadin mit dem
Münsterthal. Bei Zernetz (1497 m) lenkt der Pfad in das enge Unterende des Spölthals ein, übersteigt zwei durch Bachtobel
getrennte Gebirgsplateaus, Champ sech und Champ löng, steigt von letzterm zu einem Seitenthal des Spöl (1804 m) hinab, an den
ehemaligen Schmelzöfen vorbei, von denen der Paß
[* 56] den Namen hat, dann das Thal
[* 57] aufwärts zur Höhe sur Som
(2155 m), um von hier nach Cierfs (1664 m) im Münsterthal hinabzusteigen (vgl. Mustair). Nach dem Ofenpaß hat B. Studer eine Gruppe
der Graubündner Alpen benannt.
schwäb. Mehlspeise, bestehend aus in Scheiben geschnittene Milchbrötchen, welche mit Rahm, Rosinen,
Mandeln und Zimt in einer Blechform gebacken werden.
Außer den genannten brachte er noch die folgenden, größtenteils zu europäischem Ruf gelangten Operetten zur Aufführung:
»Die beiden Blinden«, »Bataclan«, »Pepito«,
»Dragonette«, »Croquefer«,
»Die Rose von St.-Flour«, »Die Damen derHalle«,
[* 73] »Blaubart«, »Die Großherzogin von Gerolstein«, »PariserLeben«
etc. Seine Versuche auf dem Felde der höhern musikalischen Dramatik, wie die komische Oper »Barcouf« (1860) und die romantische
Oper »Die Rheinnixe«, die 1864 in Wien gegeben ward, hatten keinen Erfolg. Offenbach starb in Paris. Eine von ihm hinterlassene
komische Oper: »Les contes d'Hoffmann« gelangte Anfang 1881 in
Paris und Deutschland mit zweifelhaftem Erfolg zur Aufführung.
(Revelatio), ein unentratsamer Begriff aller Theologie, sofern Offenbarung und Religion als Wechselbegriffe
ein und dasselbe Verhältnis nach den beiden Seiten bezeichnen, die es der Betrachtung darbietet. Auf den untersten Stufen
der religiösen Entwickelung kommt der Offenbarungsglaube in der Gestalt roher Vorstellungen von Orakeln, Traumgesichten, Vorzeichen
etc. und andern schlechthin übernatürlichen göttlichen Kundgebungen an die Menschen vor.
Noch das Alte Testament kennt Gottes- u. Engelerscheinungen, himmlische Stimmen, Träume und Verzückungen
als vereinzelt auftretende, gegeneinander abgegrenzte Offenbarungsformen, während das Neue Testament seiner Anschauung von
Christus den Begriff einer stetigen in der Entfaltung eines normalen religiös-sittlichen Personenlebens sich vollziehende
Offenbarung zu Grunde legt. Gleichwohl eignet dem später in die kirchliche Lehre
[* 75] übergegangenen Begriff von Offenbarung eine
einseitige Beziehung auf übernatürliche Belehrung oder übernatürliche Mitteilung über vernünftiger Wahrheiten, so daß
der Begriff einer übernatürlichen Offenbarung in engste Verbindung mit dem der Inspiration (s. d.) trat und insbesondere auf die Bibellehre
und das aus derselben gezogene kirchliche Dogma angewandt, von diesem aber eine sogen. natürliche Offenbarung unterschieden
wurde. Den Begriff einer übernatürlichen Offenbarung bekämpften dann der Deismus, die Aufklärung und die ganze rationalistische Verstandeskritik,
während ihn die Restaurationstheologie wieder in modernisierter Gestalt aufrichtete. Im außertheologischen Sprachgebrauch
dagegen erhalten sich Name und Begriff der Offenbarung im Sinn einer originalen Geistesthat, einer genialen Entdeckung, besonders
auch einer schöpferischen Idee auf künstlerische Gebiet.
des Gläubigers geführt hat, oder wenn letzterer glaubhaft macht, daß er eine solche durch Pfändung nicht erlangen könne.
Der Schuldner hat in diesem Fall ein Verzeichnis seines Vermögens einzureichen und eidlich zu versichern, daß er sein Vermögen
vollständig angegeben und wesentlich nichts verschwiegen habe. Hat ferner der Schuldner eine bestimmte
bewegliche Sache herauszugeben, und wird dieselbe bei der Zwangsvollstreckung nicht vorgefunden, so ist der Offenbarungseid auf Antrag des
Gläubigers von dem Schuldner dahin zu leisten, daß er die Sache nicht besitze, auch nicht wisse, wo sie sich befinde.
Endlich kann im Konkurs nach Aufstellung des Inventars die Ableistung des Offenbarungseides durch den Gemeinschuldner
von dem Konkursverwalter wie von jedem Konkursgläubiger verlangt werden. Die Eidesleistung erfolgt vor dem Amtsgericht als
dem Vollstreckungs- oder Konkursgericht. Die Leistung des Offenbarungseides kann im Fall unbegründeter Verweigerung durch
Haft bis zu sechs Monaten erzwungen werden. Außerdem bestehen vielfach noch die Vorschriften des gemeinen Rechts in
Kraft, wonach auf dem Gebiet des Privatrechts, insbesondere im Erbrecht, der Offenbarungseid verlangt werden kann, namentlich von dem Erben,
welcher die Erbschaft mit der Rechtswohlthat des Inventars anzutreten hat (s. Beneficium inventarii).
(franz.), das angriffsweise Vorgehen gegen den Feind im Gegensatz zum Abwarten desselben
in der Defensive. Man unterscheidet die sogen. strategische Offensive, das Beginnen der
kriegerischen Operationen durch Einrücken in Feindesland etc., und die taktische Offensive, den
Angriff auf dem einzelnen Gefechtsfeld. Beide sind nicht notwendig verbunden. Der Vorteil der Offensive ist, daß
sie dem Gegner das Gesetz gibt. Sie gestattet, mit gesammelter Kraft ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, während
der Verteidiger auf mehreren Punkten des Angriffs gewärtig sein, seine Kräfte also getrennt halten muß. Die Offensive ist aber von der
Defensive nie ganz zu trennen. Um auf einem Schlachtfeld den Gegner an einem Punkt überlegen anzufallen, hält man ihn auf
andern nur fest oder bleibt in der Defensive, wenn er selbst angreift. Man geht stets zur Offensive über, sobald
man sich stark genug glaubt, den Feind zu überwältigen.
Meinung, die zu einer gewissen Zeit im Volk herrschende Ansicht über eine Angelegenheit des öffentlichen
Lebens. Da die öffentliche Meinung nicht nur Sache des Verstandes, sondern auch Sache des Gefühls ist, so daß bei ihrer
BildungVorurteile, Neigungen, allgemeine Sympathien und Antipathien einwirken, so ist allerdings die Möglichkeit vorhanden,
daß sie eine falsche Richtung nehmen kann; doch wird eine solche um so seltener eintreten, je mehr der öffentlichen Meinung
in der Freiheit der Presse,
[* 86] in der Freiheit der Rede in Versammlungen und Vereinen, Gemeinde- und landständischen
Versammlungen, in der Öffentlichkeit aller das Volk berührenden Angelegenheiten die Organe geboten sind, durch welche sie
sich zugleich bilden und aussprechen kann.
Recht (Jus publicum), der Inbegriff derjenigen Rechtsnormen, welche sich auf die Stellung
des Einzelnen zur Gesamtheit beziehen, im Gegensatz zum Privatrecht, welches diejenigen Lebensverhältnisse regelt, in denen
der Mensch seinen Mitmenschen als Einzelnen gegenübersteht. Je nach den Gegenständen, mit welchen es sich beschäftigt,
wird das öffentliche Recht in Staatsrecht (öffentliches Recht im engern Sinn), Strafrecht, Straf- und Zivilprozeßrecht
und Kirchenrecht eingeteilt. Im subjektiven Sinn versteht man unter öffentlichem Rechte die durch eine öffentlich-rechtliche
Norm begründete Befugnis, daher unter öffentlichen oder politischen Rechten die staatsbürgerlichen Befugnisse des Einzelnen.
Das moderne Verfassungsleben erblickt in der Öffentlichkeit derjenigen Verhandlungen, welche wichtige staatsbürgerliche
Rechte anbetreffen, eine bedeutungsvolle Garantie der Volksfreiheit überhaupt. Wie dem Volk in den konstitutionellen
¶