Kommandos des 8.
Armeekorps, eines Stadtgouverneurs, des
Gerichtshof für Südrußland, eines
Kreis- und eines Handelsgerichts
sowie andrer Gerichtsbehörden, eines Lehrbezirks, einer Zensurbehörde, eines
Zoll- und eines Acciseamtes, eines Steuerkontrollamtes,
eines Hafenkapitäns, der
Konsuln sämtlicher Handelsstaaten
Europas und
Amerikas und einer Telegraphenstation, welche auch
Annahmestelle der europäisch-indischen Telegraphenlinie ist.
Gegen Ende des 18. Jahrh. lag in der Gegend des heutigen Odessa
[* 2] ein tatarisches
Dorf, und da, wo sich jetzt der
Boulevard erstreckt, erhob sich eine türkische
Burg (Hadschibej), die von den
Russen
unter demGeneralmajorJoseph de Ribas mit
Sturm genommen wurde. Dank seiner günstigen Handelslage begann
der kleine
Ort bald aufzublühen und sich in eine Stadt umzuwandeln, welche auf Befehl
Katharinas II. den
Namen Odessa (nach
der im
Altertum in der
Nähe gelegenen griechischen
Kolonie Odessos) erhielt.
Seitdem ist das Generalgouvernement aufgehoben. Von 1811 bis 1857 genoß Odessa Zollfreiheit, eine Vergünstigung,
welche bei der ohnehin bevorzugten geographischen
Lage und der
Fruchtbarkeit des
Hinterlandes nicht verfehlte, der Stadt einen
Aufschwung zu geben, der ohne
Unterbrechung bis in die jüngste Zeit andauerte und Odessa zum Hauptausfuhr-
und
Stapelplatz für Südrußland machte. Auch der
Krimkrieg vermochte Odessa nicht zu schädigen, obgleich die Stadt von der vorbeisegelnden
englischen
Flotte beschossen wurde. Eine traurige Berühmtheit erlangte Odessa durch die wiederholt auftretende
Choleraepidemie, welche 1866 von hier nach
Deutschland
[* 3] verschleppt wurde, und durch die 1859 und 1871 von der griechischen
Bevölkerung
[* 4] angestifteten Judenhetzen. Seit 1876 ist Odessa durch eine Anzahl Küstenbatterien
[* 5] befestigt, welche
den
Zweck haben, die Stadt gegen eine Beschießung von der
See aus sicherzustellen.
(griech.
Odeion), ursprünglich jede zu musikalischen Wettkämpfen der
Rhapsoden und
Musiker
gewählte Stätte; später insbesondere das Gebäude, welches man eigens zu diesem
Zweck und zwar zuerst in
Athen
[* 6] errichtete.
Die
Odeen waren im Äußern den
Theatern, aus denen sie hervorgingen, ähnlich, nur viel kleiner, und bildeten mit einem kreisförmigen
Dach
[* 7] versehene, auf
Säulen
[* 8] ruhendeRotunden. Auch die innere Einrichtung unterschied sich nicht wesentlich
von der der
Theater;
[* 9] nur war die
Bühne den akustischen
Zwecken angemessen gebaut, wie denn z. B. die
Bühne in drei unter stumpfen
Winkeln aneinander stoßenden
Wänden endigte.
Das erste Odeum erbaute
Perikles um 445
v. Chr. zu
Athen (s. d., S. 998); zwei andre, prachtvollem ließ
Herodes Atticus in der
Nähe der
Akropolis
[* 10] zu
Athen (das prächtigste des
Altertums) und zu
Korinth
[* 11] errichten; ein viertes zu
Paträ
ward aus der
Beute ausgeführt, welche die Einwohner von
Paträ gemacht hatten, als
sie den Ätoliern gegen die
Gallier beistanden.
Bald verbreiteten sich diese
Odeen über
ganz
Griechenland
[* 12] und von da nach
Rom,
[* 13] wo Domitian und andre
Kaiser
dergleichen erbauten. Außerhalb
Rom war das zu
Catana in
Sizilien
[* 14] das berühmteste. In neuerer Zeit pflegt man mit dem
Namen
Odeum größere, der
Musik, dem
Theater und
Tanz, überhaupt dem gesellschaftlichen
Vergnügen gewidmete Gebäude zu benennen. Bekannt
ist das
PariserOdéon, ein 1782 erbautes
Theater, auch le second
Théâtre Français genannt, weil es bis
zur Einführung der Theaterfreiheit mit diesem das Privileg, klassische
Stücke aufführen zu dürfen, teilte.
(nord. Odhinn, althochd.
Wuotan, sächs.
Wodan), ein allen germanischen Völkern gemeinsamer Gott, Herrscher über
Himmel
[* 19] undErde. Er ist zwar nicht Schöpfer der
Welt, aber ihr Ordner und
Lenker. Er wird Allvater
(Alfadur)
und
Vater der Zeit genannt; als
Sonne
[* 20] gedacht, führt
er den Beinamen des Feueräugigen, alles Verbrennenden;
Vater der Erschlagenen
heißt er,
weil er die in der
Schlacht gefallenen
Helden bei sich in
Walhalla (s. d.) aufnimmt. Er ist der
Gott des
Kriegs, insbesondere des
Siegs, der Erfinder der
Runen
[* 21] und damit jeglicher
Wissenschaft sowie der
Weissagung und der
Dichtkunst, der
Einführer der
Opfer, der Gesetzgeber, der Kenner der Religionsgeheimnisse, überhaupt der weiseste unter den
Asen, seitdem er aus
MimirsBrunnen
[* 22] getrunken, wofür er (nach der ältern
Edda) ein
Auge
[* 23] zum
Pfand einsetzen
mußte, weshalb er einäugig erscheint (s.
Mimir). Er führt gegen 200 Beinamen, sämtlich Bezeichnungen seines verschiedenen
Wesens und Wirkens.
Von ihm und seiner Gemahlin
Frigg (s. d.) stammt das Asengeschlecht.
SeinWohnsitz ist zu
Asgard, wo er von seinem prächtigen
Palast Hlidskialf aus die ganze
Welt überschaut. Seine
RabenHugin
(»Gedanke«) und Munin
(»Gedächtnis«) fliegen
jeden
Tag über das Erdenrund und bringen ihm Nachricht von allem, was sie wahrgenommen. Zwei
Wölfe, Geri und Freki, verzehren
in
Walhalla alle dem Odin vorgesetzte
Speisen, während er selbst nur
Wein genießt. Zu seinen merkwürdigen Besitztümern gehören
der achtfüßige Sleipner, das beste aller
Rosse, der wunderbare
Speer Gungner und der
Armring Draupner.
Odin geht zugleich mit der
Welt unter, indem er mit dem
WolfeFenrir kämpft und von diesem verschlungen wird (s.
Götterdämmerung).
Schon in der jüngern
Edda erscheint ein schwankendes und unklares
Bild von Odin; in der christlichen Zeit
lebt er in der
Sage stellenweise als
Teufel fort. Eine große
Rolle spielt Odin als Stammvater der nordischen Königsgeschlechts.
Später erklärte man die
Göttersagen menschlich. So stellt
Snorri Sturleson Odin als einen klugen Mann dar, der es durch Zauberkünste
dahin gebracht habe, daß man ihn als einen Gott verehrte. Nach ihm war Odin Beherrscher von Asaland
mit der Hauptstadt
¶
mehr
Asgard. Nach vielen siegreichen Kämpfen hätte er vor den Römern weichen müssen und sei nach mannigfache Zügen nach Schweden
[* 25] gekommen, wo er zu Sigtuna einen Tempel
[* 26] gebaut, den Opferdienst und überhaupt die religiösen Einrichtungen nach der Sitte
der Asen gestaltet hätte und Gesetzgeber und Vater der Kultur geworden wäre. Vgl. Wodan.
Als später eine PestTheben heimsuchte und der König wegen eines Rettungsmittels nach Delphi schickte,
befahl das Orakel, den Mörder des Laios aus Theben zu entfernen. Infolge der Nachforschungen nach demselben kam es denn an den
Tag, daß Ödipus selbst seines VatersMörder und zugleich der Gatte seiner Mutter sei, worauf er sich in der
Verzweiflung, nachdem sich Iokaste erhängt hatte, das Augenlicht zerstörte. Aus seiner Vaterstadt vertrieben, durchzog er in
Begleitung seiner Tochter Antigone als Bettler das Land und ging schließlich nach Athen, wo er im Hain derEumenidenRuhe fand
und starb.
Die Sage findet sich in ihren Hauptzügen schon bei Homer, Hesiod und den Kyklikern; von den Dramatikern
wurde sie in der Folge vielfach erweitert und umgestaltet. Sophokles behandelte sie in seinen drei noch erhaltenen Meistertragödien:
»König, »Ödipus auf
Kolonos« und »Antigone«, und auch Äschylos und Euripides haben sie als Gegenstand von Tragödien gewählt.
Vgl. Fr. Hermann, Quaestionum
Oedipodearum capita tria (Marb. 1837);
Von seinem Heer zum König von Italien ausgerufen und als römischer Patricius anerkannt, herrschte Odoaker nun über Italien mit
Kraft
[* 36] und Weisheit. Er überwies zwar den Söldnern, die ihn auf den Thron
[* 37] erhoben hatten, ein Drittel des Grundbesitzes in
Italien, achtete aber die GesetzeRoms, ehrte den Senat und überließ die Verwaltung, Rechtspflege und Steuererhebung einheimischen
Beamten; obwohl Arianer, übte er doch gegen den römischen Klerus Duldung. 481 unternahm er einen Feldzug nach Dalmatien, um
die Mörder des KaisersNepos zu bestrafen und diese Provinz dem Reich zu sichern, 487 einen gleichfalls glücklichen
gegen die Rugier an der Donau. Dagegen zog 489 auf Anstiften des Rugierfürsten Friedrich der Ostgotenkönig Theoderich, vom
griechischen KaiserZeno zum kaiserlichen Feldherrn ernannt, gegen Odoaker nach Italien. Am Sontius (Isonzo)
[* 38] bei Aquileja, zum zweitenmal
bei Verona
[* 39] und zum drittenmal an der Adda(11. Aug. 490) besiegt, mußte sich Odoaker nach Ravenna zurückziehen,
von wo aus er drei Jahre lang gegen die Ostgoten kämpfte, welche in der Nähe der Stadt ein festes Lager
[* 40] bezogen hatten. Endlich
zwang ihn Hungersnot, die tapfer verteidigte Stadt 27, Febr. 493 vertragsmäßig zu übergeben. Aber bald nach dem Einzug
Theoderichs, 5. März 493, ward Odoaker bei einem Gastmahl durch Theoderich selbst niedergestoßen. Sein Sohn und
viele seiner Freunde teilten dieses Schicksal.
Oedogonium capillare Ktz.,
häufig in Gräben und stehenden Gewässern wachsend, bildet mit einigen Konfervaceen, wie Cladophora fracta Ktz.,
wenn das Wasser verschwindet, das sogen. Meteorpapier, eine filz- oder watteartig verwebte und verblichene
Masse, welche oft ausgetrocknete Teiche und überschwemmt gewesene Wiesen bedeckt (Wiesentuch, Wiesenleder, Oderhaut).
(in Österreich
[* 44] O'Donel), eins der ältesten GeschlechterIrlands, dem die heutige GrafschaftDonegal, die alte Landschaft Tyrconnel, gehörte, nachweisbar seit dem 11. Jahrh., war während des Mittelalters fortwährend
in Streitigkeiten teils mit den Engländern, teils mit andern irischen Dynastengeschlechtern, namentlich den O'Neals, verwickelt.
Seit im Anfang des 17. Jahrh. die katholische Kirche in Irland hart verfolgt wurde, sank die Macht des
Hauses; Roderich O'Donnell, das Haupt desselben, mußte 1607 auf den Kontinent flüchten. Bei der irischen Erhebung von 1689 und 1690 spielte
Balderik O'Donnell eine hervorragende Rolle, allein nach
¶
3) JosephHeinrich O'Donnell, Graf von Abispal, geb. 1769 in Spanien,
[* 56] trat jung in die spanische Garde und nahm an dem KriegSpaniens gegen
die Franzosen 1795 teil. In dem spanischen Insurrektionskrieg gegen Napoleon I. 1810 stieg er zum General
auf und erhielt den Oberbefehl in Katalonien. Durch einen Sieg bei La Bispal erwarb er sich den Titel eines Grafen von Abispal,
wurde aber dann mehrmals geschlagen, so 23. April bei Levido und bei Vich. Im Streit mit den Cortes
Anfang 1814 ward er eingekerkert.
Rossa, irischer Agitator, geb. als der Sohn eines armen Pachters in Roß-Carbery bei Skibbereen in der
GrafschaftCork, ernährte sich seit seinem 16. Jahr als Krämer in seinem Heimatsdorf und trat 1856 in
Skibbereen in den Fenierbund ein, zu dessen eifrigsten Mitgliedern er bald gehörte. 1869 wurde er zum erstenmal verhaftet;
zwar ward er bald wieder auf freien Fuß gesetzt, allein sein Geschäftwar in der Zwischenzeit zu Grunde gegangen. Nun widmete
sich O'Donovan gänzlich der politischen Agitation, wurde der fanatischte, rücksichtsloseste und vor keinerlei
Gewaltthat zurückbebende Gegner der englischen Herrschaft in Irland und einer der Hauptorganisatoren der dieselbe bekämpfenden
Geheimbünde.
Seit 1863 gab er die Zeitschrift »IrishPeople« heraus, die unablässig gegen die »blutigen Sachsen«
[* 63] hetzte, und in deren Redaktionsbüreau
die Fäden der revolutionären Bewegung zusammenliefen. Eine hier 1865 vorgenommene Haussuchung lieferte
die geheimen Papiere des Bundes in die Hände der Regierung; O'Donovan wurde abermals verhaftet und zu lebenslänglicher Zwangsarbeit
verurteilt. Seine Wahl zum Parlamentsmitglied durch einen irischen Wahlbezirk ward 1869 von dem Unterhaus für nichtig erklärt,
O'Donovan aber 1870 in Freiheit gesetzt. Er wanderte nun nach Amerika
[* 64] aus und trat hier an die Spitze der extremsten
Richtung der Fenier. SeinOrgan »Irish World« predigte die Bekämpfung Englands durch Dynamit und Brandstiftung; er ist der Begründer
des sogen. Scharmützelfonds, der zum Zweck dieses Kampfes geschaffen wurde. Eine überspannte Engländern, FrauDudley, verwundete den
Verschwörer leicht durch einen Pistolenschuß.
(griech.), Apparat zum Vorzeichnen der Zahnkurven bei Zahnrädern auf Papier oder auf dem Holzmodell. Der
bisher allein gebräuchliche Odontograph von Willis, welcher in England sehr verbreitet ist, dient zur leichten
Aufsuchung der Mittelpunkte von Kreisen, welche die genauen Zahnprofile ersetzen sollen. Neuerdings kommt der Odontograph von Robinson
in Aufnahme, im wesentlichen ein nach einer logarithmischen Spirale gekrümmtes, aus Messing gefertigtes Kurvenlineal mit Involute,
welches durch eine zugehörige Tabelle nutzbar gemacht wird, um zur Aufzeichnung der Cykloiden- oder Evolventenzähne
zu dienen. Die Annäherung der genauen Zahnprofile ist eine für die Praxis vollkommen genügende.
(Ichthyornithen), ausgestorbene Vogelgruppe der nordamerikanischen Kreide
[* 68] mit im allgemeinen dem der Vögel
[* 69] analogem Skelettbau, wenn auch in den Details der Organisation noch mit zahlreichen Reptilieneigentümlichkeiten.
Odontotormae, kleine Vögel mit ausgezeichnete Flugvermögen,
bikonkaven Wirbeln, mehr oder weniger pneumatischen Knochen und in Gruben stehenden Zähnen(IchthyornisMarsh). Vgl. Marsh, Odontornithes (1880).
Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Troppau,
[* 72] an der Oder, nahe der mährischen Grenze,
Sitz eines Bezirksgerichts, mit altem Schloß, Fabrikation von Tuch, Seidenzeug, Gummiwaren und Holzpfeifen und (1880) 3706 Einw.
mächtige thrakische Völkerschaft, wohnte auf beiden Seiten des Artiskos, gründete aber
nach Beendigung der Perserkriege unter König Teres ein großes Reich, das sich von Abdera bis zur Mündung des Ister und im Innern
des Landes von Byzantion bis zum Strymon erstreckte und nach dem Tode des letzten Königs, Kotys (358 v. Chr.), unter die Botmäßigkeit
der Makedonier, dann der Römer
[* 73] geriet.
(spr. odýnjez),AntonEdward, poln. Dichter, geb. 1804 auf dem väterlichen Gut Giejstuny in Litauen, studierte
1821-23 Jurisprudenz in Wilna,
[* 80] wo er sich mit Mickiewicz und dessen Kreis befreundete, und wurde ein eifriger Vertreter der Romantik.
Er begann seine litterarische Thätigkeit mit einer trefflichen Übersetzung von Bürgers »Lenore« und
ließ dann 2 BändeDichtungen (»Poezye«, Wilna 1825) erscheinen, die vom Geist echtester Romantik durchhaucht waren.
Von 1826 bis 1829 in Warschau
[* 81] lebend, trat er dort mit Brodzinski, Slowacki, Bohdan Zaleski u. a. in freundschaftliche Beziehungen,
vertrat in den vornehmen Salons die neue Richtung mit Eifer und Geschick und gab eine bald vielgelesene Zeitschrift:
»Melitele«, heraus, an welcher die bedeutendern jüngern Dichter Mitarbeiter
waren. Nachdem er 1829-30 in Begleitung von Mickiewicz eine Reise nach Deutschland und Italien unternommen, auf der auch Goethe
ein Besuch abgestattet wurde (vgl. Bratranek, Zwei Polen in Weimar,
[* 82] Wien 1870), lebte er eine Zeitlang in Dresden,
[* 83] dann in Leipzig,
[* 84] wo er seine vorzüglichen Übersetzungen aus Byron, Moore und W. Scott veröffentlichte, und kehrte darauf nach
Wilna zurück, um die Redaktion des amtlichen »Kurjer Wilenski« zu
übernehmen (1840-60). Auf dem dramatischen Gebiet, das er bereits 1829 mit dem romantischen Sittendrama »Izora«
betreten hatte, ließ er während dieser Zeit »Felicyta«
(1849),
»Barbara Radziwillowna« (1858) und »Jerzy Lubomirsky« (1860)
folgen. Nach dem Aufstand von 1863 siedelte er nach Warschau über, wo er starb. Großes Aufsehen hatte er in den
letzten Jahren durch die Veröffentlichung seiner interessante Reisebriefe (»Listy
z podrózy«, Warsch. 1875-78, 4 Bde.)
erregt. Seine lyrischen Gedichte, Balladen und Legenden erschienen gesammelt Warschau 1874.
Durch eine List entdeckte jedoch Palamedes die Verstellung des Odysseus, und nun weigerte sich derselbe nicht
länger. Er führte die zwölf Schiffe,
[* 86] welche von den Inseln des IonischenMeers aus gegen Troja
[* 87] zogen, und zeichnete sich während
der Belagerung der Stadt durch List, Gewandtheit und Rednergabe aus. Er nahm teil an der Gesandtschaft,
welche an Priamos wegen Auslieferung der Helena geschickt wurde, versöhnte Agamemnon mit Achilleus und ging als Kundschafter in
das Lager der
¶
mehr
Trojaner. Er führt die Chryseïs wieder zu ihrem Vater zurück und meldet sich zum Zweikampf mit Hektor; er erschlägt den Späher
Dolon und hilft die schönen Rosse des Rhesos entführen; er ist bei allen Unternehmungen, welche Mut und Schlauheit erfordern,
der erste und vorderste. Auch war er unter denen, welche sich in dem hölzernen Pferd
[* 89] verborgen hatten.
Er erhob daher auch gerechten Anspruch auf die Waffen
[* 90] des Achilleus. Noch bevor die Griechen nach Zerstörung der Stadt in die
Heimat abzogen, war Odysseus mit Nestor abgesegelt; aber er mußte zehn Jahre auf der Reise nach Ithaka zubringen.
Von da ward er zu den Lästrygonen verschlagen, die viele seiner Begleiter auffraßen, und kam dann nach der InselÄa, wo die Zauberin Kirke seine Gefährten in Schweine
[* 93] verwandelte. Durch ein von Hermes
[* 94] empfangenes Kraut den Zauber lösend,
erzwang er die Rückgabe seiner Gefährten und blieb ein Jahr bei der Zauberin, während welcher Zeit er sich auch in der
Unterwelt von Teiresias sein Schicksal verkünden ließ. Glücklich segelte er dann bei den Sirenen vorüber,
verlor aber bei der Fahrt durch die Skylla und die Charybdis sowie durch einen spätern Sturm sein Schiff
[* 95] samt allen noch übrigen
Begleitern. Er allein rettete sich auf die InselOgygia, wo ihn die NympheKalypso gut aufnahm und sieben Jahre lang bei sich
behielt.
Als er endlich weiter segelte, litt er, von einem furchtbaren Sturm überfallen, im Angesicht der Insel der Phäaken abermals
Schiffbruch, gelangte jedoch mit Hilfe der Leukothea ans Land. Gastfreundlich bei den Phäaken aufgenommen, kämpfte er in den
Spielen derselben und erhielt, nachdem er sich ihnen entdeckt, ein Schiff ausgerüstet, das ihn endlich
glücklich nach Ithaka brachte. Hier findet er seine treue Gattin von zahllosen Freiern, die in seinem Palast schwelgten, bestürmt
und das Leben seines Sohns von denselben bedroht. Er entdeckt sich dem letztern in der Hütte des treuen Sauhirten Eumäos und
bespricht mit ihm die Ermordung der Freier. In Bettlergestalt betritt er sein Haus, nur von einem treuen
Hund erkannt, unterredet sich dann unerkannt mit Penelope, ihr die baldige Ankunft ihres Gemahls verheißend, und beginnt am
andern Morgen, sein Bettlergewand abwerfend, den Kampf, in welchem er, von seinem Sohn und zwei treuen Dienern unterstützt,
sämtliche Freier tötet. So weit der Mythus, wie ihn Homer in der »Odyssee« erzählt. Eine andre Sage berichtet,
daß Odysseus noch lange friedlich auf Ithaka geherrscht habe und endlich von seinem ihm von der Kirke gebornen Sohn Telegonos in
einem Gefecht durch einen Lanzenstich getötet worden sei.
einer der Helden des griech. Freiheitskampfes, Sohn des Klephthenführers Andrutzos,
geb. auf Ithaka. Von AliPascha zum Armatolen von Böotien, Phokis und Doris ernannt, unterstützte er heimlich die Klephthenführer
und förderte die Sache der Freiheit, siegte im Chan von Gravia verteidigte dann Thermopylä und wurde 1822 von der
ersten griech. Nationalversammlung
zum Obergeneral für Osthellas ernannt. Doch legte er das Kommando nieder,
als der Areopag seinen Zug
gegen Lamia tadelte, und lebte als Einsiedler in Korykion-Antron ^[richtiges Stichwort: Korykische Grotte]
(s. d.). Beim Herannahen der drei Türkenheere unter Dramali Pascha, Resit Pascha und Omer Vrioni von der provisorischen Regierung
zurückberufen, verteidigte er nun siegreich die Thermopylen gegen Bayram Pascha, darauf die Akropolis zu
Athen gegen Resit Pascha u. entsetzte Missolunghi. Nach seiner erfolglosen Belagerung von Chalkis (1823) wurde Odysseus von der Regierung
abgesetzt und trat zu den Türken über, wo er jedoch auf ein berechtigtes Mißtrauen stieß. Zu seinem frühern Unterkommandeur
Gura zurückgekehrt u. von diesem gefangen nach Athen geschickt, wurde er auf der Akropolis erdrosselt. 1888 wurde
ihm in Gravia ein Denkmal errichtet.
Da sich in Versailles
[* 96] im Wartezimmer des Königs,
wo sich die Höflinge aufhielten, ein Œil de bœuf befand, so ist die Benennung »chronique
de l'œ.« für Skandalgeschichten des Hofs von Versailles angewendet worden.
Der Ort verdankt sein Dasein dem Bade, dessen Thermalsolquellen durch Bohren seit 1830 entstanden sind, und ist nach dem Oberbergrat
Karl v. Oeynhausen (gest. 1865), der sich um seine
Begründung besonders verdient gemacht, benannt. Die vorhandenen drei Bohrlöcher gehen bis 625 m unter den Meeresspiegel,
und die Temperatur der ältesten und wärmsten Solquelle beträgt 34° (in der Wanne 32,5°) C. bei 9° durchschnittlicher
Luftwärme. Die sehr stark kohlensäurehaltige Hauptquelle (in 1 Lit. 1033 ccmKohlensäure) wird namentlich gegen Lähmungen,
Nerven- und Rückenmarkskrankheiten, Rheumatismus u. Gicht, skrofulöse Haut- und Schleimhautaffektionen, Blutarmut, Blutschwäche
und Frauenkrankheiten verwendet. Die Zahl der Badegäste belief sich 1886 auf 5235. In der Nähe das Etablissement Wilhelmshöhe
mit schöner Fernsicht.
Vgl. Sauerwald, Bad
[* 99] Oeynhausen, für Kurgäste bearbeitet (3. Aufl., Oeynh.
1885);
von mehr oder weniger feuerfesten Materialien eingeschlossener Raum, in
welchem durch VerbrennungWärme
[* 101] entwickelt wird, die entweder in dem Raum¶
selbst zu verschiedenartigen Zwecken benutzt, oder nach außen abgeleitet wird, um zu trocknen, zu heizen etc. Bei den
Öfen der ersten Art, welche im einzelnen ungemein verschiedenartige Einrichtungen besitzen, kommt der zu erhitzende Körper
entweder in Berührung mit dem zu erhitzenden Brennmaterial selbst (und dann müssen an letzteres oft sehr
hohe Anforderungen gestellt werden, um Verunreinigungen des zu erhitzenden Körpers [mit Schwefel, Aschebestandteilen etc.]
zu vermeiden), oder er wird nur von der Flamme
[* 109] getroffen oder ist auch von dieser getrennt, und die Übertragung der Wärme
geschieht durch Vermittelung einer Wand aus Metall, Mauerwerk, Thon etc. Hiernach unterscheidet man Herd- und
Schachtöfen, Flammöfen und Gefäßöfen. Die Zuführung der zum Verbrennen der Brennmaterialien erforderlichen Luft geschieht
entweder in gewöhnlicher Weise (Rost, Esse) oder durch ein Gebläse,
[* 110] welches komprimierte, bisweilen erhitzte Luft in den Ofen treibt.
Nicht selten hat diese Luft neben der Verbrennung des Brennmaterials noch den Zweck, den erhitzten Körper zu
oxydieren.
1) Die Herdöfen sind kasten- oder zirkelförmig ausgetiefte Feuerstätten, entweder ganz offen oder an einer oder mehreren
Seiten mit niedrigen Mauern, Eisenplatten, Gestübe etc. geschlossen. Das mit den Erzen in Berührung befindliche Brennmaterial
wird durch natürlichen Luftzug oder Gebläseluft verbrannt, aber obwohl man hier mitunter eine höhere Temperatur als
in Flamm- und Gefäßöfen erzielt, wird doch nur ein geringer Teil der entwickelten Wärme nutzbar. Die Herdöfen ohne Gebläse
dienen zum Auflockern, Rösten, Kalcinieren, Herde mit Gebläse zur Erzeugung höherer Temperatur, zum Schmelzen und zur Hervorbringung
einer oxydierenden (selten einer reduzierenden) Wirkung. Ein Beispiel eines Herdofens zeigt
[* 100]
Fig. 1 unsrer Tafel,
ein Feineisenfeuer (s. Eisen, S. 414).
2) Schachtöfen bestehen aus einem gemauerten, mehr hohen als weiten Raum (Schacht), in welchem eine Glühung, Röstung oder
Schmelzung der Erze etc. vorgenommen wird. Letztere sind entweder mit dem Brennmaterial in unmittelbarer Berührung, wie bei
dem Hochofen,
[* 100]
Fig. 2, oder werden nur durch dessen Flamme erhitzt, welche von einer oder mehreren zur Seite
oder im Innern des Schachts gelegenen Feuerungen in denselben eintritt oder durch Generator- oder Gichtgase (s. Feuerungsanlagen,
[* 111] S. 216) gebildet wird.
Man unterscheidet am Schachtofen:
[* 112] die obere Mündung (Gicht) zum Eintragen von Erz und Brennmaterial, eine zweite (Auszieh- oder
Stichöffnung, Stich, Auge) am tiefsten Punkte des Schachts zum Ausziehen oder Ablassen der Produkte und etwas
höher als diese eine dritte Öffnung (Formöffnung) zum Einführen der Verbrennungsluft. Bei Schachtöfen ohne Gebläse fehlt
die Formöffnung, und man läßt die Luft durch die Ausziehöffnung zum Brennmaterial gelangen.
Die Zugschachtöfen dienen seltener zu Schmelzungen (z. B. für leichtschmelzige
Weißbleierze) als zum Kalcinieren (Eisenstein, Galmei) oder Rösten (Eisenstein, Schwefelungen) bei geringerer Hitze, wie namentlich
die Kiesöfen oder Kilns (s. Tafel »Kupfergewinnung«,
[* 113] Fig.
7). Sie gewähren im Vergleich zu Herdöfen eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials, eine
genauere Regulierung der Hitze
und einen kontinuierlichen Betrieb; sie fördern mehr, erfordern aber auch höhere Arbeitslöhne.
Die Gebläseschachtöfen werden hauptsächlich zu Schmelzprozessen benutzt, und es kommt dabei entweder nur die erzeugte
Wärme zur Wirkung (der Kupolofen
[* 114] zum Umschmelzen des Roheisens) oder gleichzeitig auch die reduzierende Kraft der im O. emporsteigenden
Gase
[* 115] (Roheisenbereitung, Darstellung von Kupfer, Zinn, Blei etc.). Während man früher dem Schacht meist prismatischen
Querschnitt und gerade Wände gab, zieht man neuerdings nach oben erweiterte Öfen mit prismatischem (Rachetteöfen) oder kreisrundem
Querschnitt (Pilzscher Ofen,
[* 100]
Fig. 3) vor, weil dieselben infolge der verminderten Geschwindigkeit der ausziehenden heißen Gase
eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials gestatten, weniger Flugstaub bilden, und weil bei dem im Verhältnis
zur Gicht engern und somit stärker erhitzten Schmelzraum ein reineres Ausschmelzen der Metalle stattfindet, sich also ärmere
Schlacken erzeugen.
Auch in betreff der äußern Gestalt der Schachtöfen hat man neuerdings in ökonomischer Beziehung dadurch wesentliche Fortschritte
gemacht, daß man das innere feuerfeste Ofengemäuer (Kernschacht), statt mit massigem Rauhgemäuer, mit
einem eisernen Mantel umgibt (Pilzscher Ofen), wozu die schottische Eisenhochofenkonstruktion Veranlassung gewesen ist. Ein
wesentlicher Fortschritt ist noch der, daß man auch die Öfen zum Schmelzen von Metallen außer Eisen mit Chargiervorrichtungen
und Rauchabzugskanälen, wie sie bei Eisenhochöfen üblich sind, versehen hat.
Nach ihrer Höhe teilt man die Schachtöfen, ohne dabei eine scharfe Grenze innezuhalten, in Krummöfen
von 1,3-2,2 m Höhe, in Halbhochöfen von 2,2-4,4 m Höhe und Hochöfen mit über 4,4 m Höhe. Nach der Art des Zumachens oder
Zustellens, worunter man die Herrichtung des Schmelzraums unterhalb der Formen versteht, unterscheidet man Sumpf-, Spur- und
Tiegelöfen. Bei den Sumpföfen sammeln sich die geschmolzenen Massen sowohl innerhalb des Ofens als außerhalb
desselben im Vorherd an, bei den Tiegelöfen nur innerhalb des Ofens, von dessen Sohle sie dann durch einen Stichkanal von
Zeit zu Zeit abgelassen werden; bei den Spurofen fließen die geschmolzenen Produkte durch eine Öffnung (Auge) in der Ofenbrust
in einen Vorherd, ohne sich gleichzeitig im Ofeninnern anzusammeln. Zu den Schachtöfen gehört auch der Kupolofen, in welchem
in Eisengießereien das Gußeisen geschmolzen wird. Er besitzt einen meist cylindrischen Schacht, Formöffnungen und meist einen
Vorherd, in welchem das flüssige Eisen sich sammelt.
Besonders gebräuchlich ist der Krigarsche Kupolofen. Eigentümlicher Art sind die Öfen zum Rösten pulverförmiger
geschwefelter Erze nach der Staubstrommethode. Die Schliche fallen in dem schachtförmigen Ofen, durch horizontale Bänke aufgehalten,
langsam herab, während ein heißer Luftstrom ihnen von unten entgegentritt (Textfig. 4). Die
Temperatur muß hoch genug sein, um die Schliche zu entzünden. Es ist mithin kein besonderes Brennmaterial
erforderlich, der verbrennende Schwefel erzeugt Wärme genug, um den Prozeß im Gang
[* 116] zu erhalten.