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der letztern unter Saint-Cyr über die Österreicher unter Kray
der letztern unter Saint-Cyr über die Österreicher unter Kray
("Neuenburg"), ), kelt. Städtename: Noviodunum (Nevirum) Äduorum, das jetzige Nevers;
Noviodunum Biturigum, das jetzige Neuvy sur Baranjon;
Noviodunum Helvetiorum, das jetzige Nyon;
Noviodunum Suessionum, das jetzige Soissons, u. a.
Name kelt. Städte, von der Lage in einer Ebene (Mag): Noviomagus Batavorum, das jetzige Nimwegen; [* 2]
Noviomagus Lexoviorum, das jetzige Lisieux;
Noviomagus Nemetum, das jetzige Speier; [* 3]
Noviomagus Treverorum, das jetzige Neumagen, etc.
(auch Rascien), Sandschak im SO. des ehemaligen türk. Wilajets Bosnien, [* 4] grenzt an Serbien, [* 5] Albanien und Montenegro, wird vom Limfluß durchströmt, ist zum größten Teil ein unwirtliches Karstland und zählt auf 9955 qkm (181 QM.) 168,000 Einw. (meist Mohammedaner und Serben). Hauptort ist die Stadt Novipasar (Jenipasar) an der Raschka, mit elenden Straßen, ärmlichen Häusern und 12,000 Einw. Im O. der Stadt liegen der 1200jährige oktogonale Kuppelbau des noch immer benutzten römischen Bades, die uralte serbische Petrovokirche (einst ein heidnischer Tempel), [* 6] im Norden [* 7] dagegen auf einer Fallkuppe der Golia Planina die schön gelegene Klosterruine Jurjovi Stupovi.
An der Stelle des heutigen Novipasar stand zur Zeit des altserbischen Reichs Rassia, dessen die byzantinischen Geschichtschreiber schon im 9. Jahrh. erwähnen. Novipasar ist ein strategisch hochwichtiger Punkt, indem er einerseits die Verkehrslinie zwischen Bosnien und Rumelien sichert, anderseits die Verbindung Serbiens mit Montenegro hindert. Aus diesem Anlaß hält Österreich-Ungarn [* 8] auf Grund des Artikels 85 des Berliner [* 9] Vertrags seit September 1879 den westlichen Teil des Sandschaks, nämlich die Städte Plewlje, Prjepolje und Bjelopolje, mit 2793 Mann besetzt.
alte Hauptstadt der Provinz Choco im Departement Cáuca der Republik Kolumbien, [* 10] 175 m ü. M., mit (1870) 6800 Einw. Die ehemaligen Gold- und Platinminen der Umgegend sind jetzt erschöpft.
s. Nova. ^[= (lat.en), "Neuigkeiten", besonders im Buchhandel: neu erschienene Verlagswerke; ...]
s. Noviziat. ^[= (neulat.), die Probezeit, welche diejenigen bestehen müssen, die Mitglieder eines religiösen ...]
(neulat.), die Probezeit, welche diejenigen bestehen müssen, die Mitglieder eines religiösen Ordens werden wollen.
Sie heißen während dieser Zeit Novizen und stehen unter Aufsicht eines besondern Novizenmeisters. Vgl. Kloster.
(lat.), etwas Neues;
im Rechtswesen ein zu neuer Verhandlung Anlaß gebender Thatumstand.
homo (lat.), s. Nobilität. ^[= (lat. nobilitas), in Rom die Gemeinschaft derjenigen Familien, auf welche sich seit dem zweiten ...]
Alexandria (früher Pulawy), Ort im russisch-poln. Gouvernement und Kreis [* 11] Lublin, an der Weichsel und der Eisenbahn Kowel-Mlawa, mit etwa 2200 Einw. und schönem Schloß (mit Park), ehemals Residenz des Fürsten Czartoryiski.
Das Kaiser Alexander-Institut zur Erziehung von Mädchen (früher in Warschau) [* 12] befindet sich seit 1843 hier.
Ladōga, Kreisstadt im russ. Gouvernement Petersburg, [* 13] an der Mündung des Wolchow in den Ladogasee und am Ladogakanal, mit 4 Kirchen, Stadtbank, bedeutendem Jahrmarkt im August und (1881) 4095 Einw. Auf der Stelle von Nowaja Ladoga stand seit dem 15. Jahrh. ein Kloster, um welches Peter d. Gr. 1704 die Stadt erbauen ließ.
zum russ. Gouvernement Archangel gehöriges Inselland im Nördlichen Eismeer, zwischen 70½-77° nördl. Br. und 51½-78° östl. L. v. Gr., östlich vom Karischen Meer bespült und im S. durch die 37 km breite Karische Pforte von der Insel Waigatsch getrennt, 91,800 qkm (1667 QM.) groß, besteht aus zwei durch den Matotschkin Schar (s. d.) getrennten Hauptinsel nebst einer Menge kleiner Nebeninseln und wird von einem Kammgebirge von SW. nach NO. durchzogen, das zwischen 73 und 74° nördl. Br. zu 1200 m aufsteigt.
Mächtige Querkämme und Querthäler bedingen das Vorhandensein der besonders an der Westküste zahlreichen und tief eingreifenden Fjorde. Fast ohne Gliederung ist nur die gegen 160 km lange Küste des »Gänselandes« (Gussinaja Semlja) im W. sowie der nördlichste und südlichste Teil der Ostküste. Nördlich vom 74.° nördl. Br. ist das Land von Gletschern bedeckt, die oft bis ins Meer reichen; der südlichste Teil der Insel hat den Charakter einer von einzelnen Bergketten durchzogene Hochebene, welche sich zur Küste hin allmählich verflacht.
Das Gebirge besteht hauptsächlich aus Schichten der silurischen und devonischen Formation. Die Temperatur ist an der Westküste bedeutend höher als an der Ostküste: am Westende des Matotschkin Schar im Mittel -8,4° C., am Südostteil der Insel -9,5° C. Die Phanerogamenflora besteht nach Kjellman aus 185 Arten. Von den zwölf Weidenarten gehen die meisten, wie die Zwergbirke (Betula nana), nur bis zum 73. Breitengrad. Die einzige einjährige Pflanze ist Koenigia islandica.
Zur Fauna gehören außer den gewöhnlichen Polartieren auch Wölfe und rote Füchse (jedoch seltener vorkommend); unter den Vögeln (43 Arten) sind die Schneeeule (Falco Buteo), der Zwergschwan (Anas nigra) und die Hausschwalbe besonders bemerkenswert. Alle Kolonisationsversuche sind bisher gescheitert; doch werden jährlich Jagdexpeditionen ausgerüstet, welche mit reicher Beute an Fellen, Thran, Eiderdaunen und gesalzenen Fischen heimkehren. - Nowaja Semlja war vermutlich schon im 11. Jahrh. den Nowgorodern bekannt, doch wurde die Insel historisch zuerst von Willoughby entdeckt, der aber auf der Rückfahrt mit 70 Gefährten in Lappland verunglückte.
Die ersten genauern Nachrichten verdankt man dem Holländer Barents (s. d.), der 1594 den nordöstlichen Teil der Insel (Barentsland) erforschte und 1596-97 im Eishafen am Nordostende überwinterte. Bis 1769 machten Holländer, Engländer und Russen Versuche, eine nordöstliche Durchfahrt nach China [* 14] oder wenigstens nach Westsibirien aufzufinden. Unter den neuern Reisen nach Nowaja Semlja sind die für die Wissenschaft wichtigsten die vier Sommer nacheinander (1821-24) wiederholten Fahrten Lütkes, die Expeditionen von Pachtussow, Ziwolka, Moissejew und v. Baer (1832-1839), die Entdeckungsfahrten der norwegischen Fangmänner (seit 1869), diejenigen von Payer und Weyprecht, die Rosenthalsche Expedition von 1871, die des Grafen Wilczek (1872), endlich die Sibirienfahrten Nordenskjölds (1875, 1876 und 1878).
Vgl. Lütke, Viermalige Reise ins Nördliche Eismeer (deutsch von Erman, Berl. 1835);
v. Baers Bericht im »Bulletin de l'Académie de St-Pétersbourg« (II u. III);
Spörer, Nowaja Semlja (Gotha [* 15] 1867);
v. Heuglin, Reisen nach dem Nordpolarmeer, Bd. 2 (Braunschw. 1873);
Töppen, Die Doppelinsel Nowaja Semlja (Leipz. 1878);
Nordenskjöld, Umseglung Asiens und Europas (das. 1881, 2 Bde.).
Uschiza, Kreisstadt im russ. Gouvernement Podolien, am Kaljus, mit (1884) 4422 Einw. Im Kreis Nowaja Uschiza ist die Tuchfabrikation sowie der Tabaksbau stark entwickelt.
s. Neuendorf. ^[= (bis 1888 ), Kolonie im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow, bei Potsdam, ...]
russ. Gouvernement, zwischen den Gouvernements Petersburg im W. und Jaroslaw im O., ¶
umfaßt 122,337 qkm (2221,75 QM.) und wird von der Alaunischen Hochebene durchzogen, welche sich im S. zum Waldaigebirge (313 m) erhebt, die Wasserscheide zwischen dem Baltischen und dem Kaspischen Meer bildend, während sie im W. zum Ilmensee (32 m ü. M.) abfällt und gegen Norden in bodenlose, oft über 1000 qkm große Sümpfe übergeht, die fast ein Sechstel des Areals bedecken. Bewässert wird Nowgorod von 3216 Seen (darunter der Ilmen, der Bjelo Osero und der Woshe) und einer Menge von Flüssen, von denen die wichtigsten sind: Scheksna, Mologa, Tschagodoschtscha und Kowsha (zum Wolgasystem), Wolchow und Sjaß (zum Ladogasystem) und Msta und Lowatj (zum Ilmensee gehörig).
Wichtiger noch für die Schiffahrt sind die Kanalsysteme: das Wischni-Wolotschokische, das Mariensche und das Tichwinsche, sowie der Kanal [* 17] des Herzogs Alexander von Württemberg. [* 18] In geognostischer Hinsicht gehört der westliche Teil der devonischen Formation an, während Steinkohlenformationen den östlichen Teil einnehmen. Die Trias- und permische Formation treten nur im äußersten Osten auf. Die ältern Formationen sind überall ziemlich hoch von Diluvium [* 19] überdeckt.
Das Klima [* 20] ist rauh, der Winter lang; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 3,8° C., dabei sind Fröste von -36° C. im Winter und Hitze von 36° C. im Sommer nichts Ungewöhnliches. Die Bevölkerung [* 21] betrug 1883: 1,144,852 Seelen, 9 auf 1 qkm. Sie besteht (mit Ausnahme von etwa 26,000 Karelen, 7000 Tschuden, 4000 Deutschen, einigen Juden und Zigeunern) aus Großrussen, die zur griechisch-orthodoxen Kirche gehören. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 8899, der Gebornen 51,925, der Gestorbenen 42,325. Das Areal setzt sich zusammen aus 49,3 Proz. Wald, 21,7 Proz. Unland, 16,4 Proz. Wiesen und Weiden und nur 12,6 Proz. Ackerland.
Der Ackerbau deckt den innern Bedarf an Roggen, Hafer [* 22] und Gerste. [* 23] Die Ernte [* 24] betrug 1884: 2⅚ Mill. hl Roggen, 3,1 Mill. hl Hafer, 175,000 hl Gerste, 1 Mill. hl Kartoffeln. Eingeführt werden: Weizen, Buchweizen, Erbsen und Hirse. [* 25] Die Viehzucht, [* 26] ausgenommen vielleicht die Rindviehzucht, ist unzureichend. Man zählte 1883: 401,431 Stück Rindvieh, 226,481 Schafe, [* 27] 66,923 Pferde, [* 28] 4871 Schweine. [* 29] Der Waldreichtum (große Föhren-, Tannen- und Birkenwälder bedecken drei Fünftel des Landes) sowie die Moräste bedingen eine gute Jagd.
Das Mineralreich liefert Sumpfeisen, Kalkstein, Lehm, Steinkohlen (doch stark mit Schwefelkies untermischt), Kupfer [* 30] am Wolchow und etwas Silber an der Suda (Kreis Bjelosersk); auch gibt es viele Mineralquellen, namentlich in Staraja Russa (s. d.). Ein großer Teil der Bevölkerung verläßt jährlich auf einige Monate das Gouvernement, um in Petersburg und den angrenzenden Provinzen Arbeit zu suchen. Von den ca. 100 Jahrmärkten des Gouvernements sind nur der beim Kloster Kirilo-Nowojesersk, der in Staraja Russa und der in Tscherepowez nennenswert.
Der Handel ist nicht unbedeutend, namentlich mit Holz, [* 31] außerdem mit Getreide, [* 32] Metall und Salz [* 33] aus den Wolgagouvernements und mit Manufaktur- und Galanteriewaren, Droguen etc. aus Petersburg. Die Industrie ist im Steigen begriffen. Sie repräsentiert (1884) in 300 Fabriken mit 7237 Arbeitern einen Wert von 8,322,000 Rubel, hauptsächlich Getreidemüllerei, Schnapsfabrikation, Holzsägerei, Schreibpapierfabrikation, Zündhölzchenfabrikation, Glas- und Porzellanindustrie, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei [* 34] und Leinweberei. An Lehranstalten bestehen 19 Mittelschulen mit 2551 Schülern, 524 Elementarschulen mit 25,578 Lernenden und 5 Fachschulen (ein Priester-, 2 Lehrerseminare und 2 Handwerkerschulen). Administrativ zerfällt Nowgorod in elf Kreise: [* 35] Bjelosersk; Borowitschi, Demjansk, Kirilow, Krestzy, Nowgorod, Staraja Russa, Tichwin, Tscherepowez, Ustjushna, Waldai.
Die Hauptstadt Nowgorod (Nowgorod Weliki) liegt am Ausfluß [* 36] des Wolchow aus dem Ilmensee (dadurch oft von Überschwemmungen heimgesucht), durch Zweigbahn mit der Linie Petersburg-Moskau verbunden, und zerfällt in zwei Hauptteile: die Sofiiskaja Storona mit dem Kreml am linken und die mit ihr durch eine Brücke [* 37] verbundene Torgowaja Storona (»Handelsseite«) am rechten Wolchowufer. Nowgorod, im Mittelalter (s. unten) eine bedeutende Handelsstadt, bietet heute nur einen schwachen Abglanz ihrer frühern Herrlichkeit.
Von den Hunderten von Kirchen und Klöstern, deren einige jetzt 5-7 km von der Stadt entfernt liegen, hat es nur noch wenige aufzuweisen; die wertvollste ist die Sophienkathedrale im Kreml, ursprünglich 989 aus Holz erbaut und nach einem Brand 1045 nach dem Muster der Sophienkirche zu Konstantinopel [* 38] in Stein ausgeführt. Dieselbe beherbergt die Überreste verschiedener Heiligen, ein wunderthätiges Christusbild aus der Mitte des 11. Jahrh., interessante Reliquien früherer Zaren und Metropoliten, ein chaldäisches Lesepult (Altar) [* 39] u. a. Beachtenswert sind ferner die berühmten, 1152-1156 von einem deutschen Künstler gearbeiteten Korssunschen sowie die schwedischen oder Sigtunschen Bronzepforten (angeblich im 12. Jahrh. aus der schwedischen Stadt Sigtuna hergebracht).
Das Innere der Kathedrale macht mit seinen in mystisches Halbdunkel gehüllten, unförmlichen Pfeilern, Kapellen, Sarkophagen etc. einen ernsten, fast unheimlichen Eindruck. Denkmäler früherer Größe sind ferner: die den Kreml umgebende mächtige Ringmauer, die Nikolaikirche (1135), die Nikolo Dworischtschski-Kathedrale (1113), neben ihr die Paraskewy Pjätniza-Kirche (1156) sowie die 14 Klöster, darunter das 1106 zuerst erwähnte des heil. Antonius mit Seminar, das 1030 gegründete und mit orientalische Pracht ausgestattete Jurjewsche (3 km von Nowgorod) und das Nonnenkloster zum Heiligen Geist; ferner besitzt Nowgorod 36 Kirchen (ohne die Klosterkirche), ein Kaufhaus und 2 Denkmäler (zur Erinnerung an das Kriegsjahr 1812 und zur Feier des 1000jährigen Bestehens des russischen Reichs, letzteres von Mikjeschin). Die Einwohnerzahl betrug 1882: 20,599 Seelen. Die Industrie ist ganz unbedeutend, etwas reger der Handel, namentlich mit Getreide, Holz, Heu, Eisen [* 40] und Salz. An Anstalten sind vorhanden: ein Gymnasium für Knaben und eins für Mädchen, eine Realschule mit pädagogischer Abteilung, ein Lehrerseminar, ein Irrenhaus, ein Theater, [* 41] 4 Buchhandlungen, 2 Bankanstalten. - Nowgorod, eine der ersten Ansiedelungen der Waräger, erscheint schon im 9. Jahrh. als bedeutende Stadt und wurde um 864 von Rurik (s. d.) zur Residenz gewählt.
Wegen seiner günstigen geographischen Lage, die einerseits vor den verheerenden Zügen der asiatischen Völker schützte, anderseits aber sich durch die Wasserverbindung mit dem Finnischen Meerbusen in beständiger Berührung mit der germanischen Kultur erhielt, erblühte Nowgorod bald zu einer mächtigen Handelsstadt. Schon im 12. Jahrh. hatten deutsche und skandinavische Kaufleute von Wisby hier Handelsfaktoreien eingerichtet, welche, als der deutsche Hansabund erstarkte, Nowgorod zum wichtigsten Marktplatz des Nordostens und zur Hauptquelle des Reichtums für die Hanseaten machten. Russisches Leder, Felle, Wachs, Talg, Hanf, Flachs, Daunen waren gesuchte Produkte, gegen welche deutsche Leinen-, Woll- und ¶
Metallwaren, Blei, [* 43] Schwefel, Salz, Wein, Bier, Pergament, später auch Papier und Schießbedarf eingetauscht wurden. Aber die Selbständigkeit und die freie republikanische Verfassung Nowgorods war den wieder erstarkten moskauischen Zaren nach Abwerfung des Mongolenjochs ein Dorn im Auge, [* 44] und 1478 begann Iwan d. Gr. den Vernichtungskrieg gegen dasselbe, den Iwan der Grausame 1579 damit krönte, daß er die Stadt zerstörte, ihre Schätze nach Moskau [* 45] abführte, einen großen Teil der Einwohner im Wolchow ertränken ließ und die ausländischen Kaufleute verbannte. Damit war die Blüte [* 46] Nowgorods geknickt. Noch einmal (1650) versuchte es, sich gegen den Zaren Alexei zu erheben, wurde aber unterdrückt, und bald vollendete das schnell aufblühende Petersburg den Ruin der einst mächtigen Stadt.
Litowsky, Stadt, s. Nowogrudok. ^[= (auch Nowyj Gorodok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Minsk, mit 4 Kirchen, ...]
Sjewersk (Nowgorodok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, an der Desna, mit 14 Kirchen, Kloster, 2 Gymnasien (für Knaben und Mädchen), jüdischer Rabbinerschule, Handel mit Hanf, Hanföl und Holz und (1885) 8021 Einw. Nowgorod wurde im 11. Jahrh. gegründet.
Nikolai Iwanowitsch, russ. Schriftsteller, der Begründer der russischen Journalistik, geb. 27. April (a. St.) 1744 auf einem Gut seines Vaters im Moskauer Gouvernement, begann seine Lebenslaufbahn als Offizier im Ismailowschen Garderegiment, wurde aber seiner Kenntnisse wegen von der Kaiserin Katharina II. schon früh in den Büreaudienst hinübergezogen. 1768 verließ er den Staatsdienst und widmete sich ganz der Litteratur. Nach einigen litterarhistorischen Versuchen, wohin »Versuch eines historischen Wörterbuchs über russische Schriftsteller« (1772) gehört, begann er 1773 die Herausgabe der »Dréwnjaja Rossíjskaja Wifliofika« (»Alte russische Bibliothek«),
einer Sammlung Materialien zur alten russischen Geschichte, und begründete 1777 die Monatsschrift »Utrennyi Swet« (»Das Morgenlicht«),
die erste in Rußland, in welcher er Originalartikel in gebundener und ungebundener Rede sowie Übersetzungen veröffentlichte. Diese Zeitschrift wurde unter wechselndem Namen über ein Jahrzehnt fortgeführt. Auch die »Moskauer Zeitung« nahm rasch einen bedeutenden Aufschwung, als er an die Spitze des Unternehmens trat. Außerdem war Nowików einer der eifrigsten Förderer des Freimaurertums in Rußland, was ihm jedoch zum Unglück ausschlug. Der Zugehörigkeit zu einem freimaurerischen, in Rußland verbotenen Geheimbund überwiesen, wurde er 1792 verhaftet und in den Kerker geworfen und erhielt erst nach Kaiser Pauls I. Thronbesteigung (1796) die Freiheit wieder. Er starb 31. Juli (a. St.) 1818. Die von ihm begründeten Zeitschriften bilden jetzt eine bibliographische Seltenheit. Eine Monographie über Nowików veröffentlichte Nowików Neseljénow (Petersb. 1877).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Kowno, zwischen den Seen Ossa und Ossida, hat 2 Kirchen und (1885) 6755 Einw., meist Juden. 1836 wurden infolge der Kassation der Stadt Wids die Kreisbehörden in den Flecken Esiorossy verlegt und dieser als Nowo-Alexandrowsk zur Kreisstadt erhoben.
(Neubajesid), Kreisstadt im russisch-kaukas.
Gouvernement Eriwan, westlich vom Goktschaisee, mit (1879) 5552 Einw.
Kreishauptstadt im russ. Gouvernement Woronesh, an dem westlichen, steilen Ufer des Choper, mit Festung [* 47] (ziemlich verfallen), einem Admiralitätsgebäude, wo Fahrzeuge für das Schwarze Meer gebaut werden, mehreren Korn- und Salzmagazinen, einem Kriegshospital, einer steinernen Kathedrale, einem Kaufhof, Rathaus etc. und (1885) 8013 Einw., die Handel mit Cerealien, Gerbstoffen, Bauholz und Vieh treiben und eine ansehnliche Steppenviehzucht auf den Grasplätzen der Umgegend unterhalten.
Die Stadt hat drei sehr besuchte Jahrmärkte.
Sie wurde 1789 angelegt.
1) (früher Modlin) Festung erster Klasse mit befestigtem Lager, [* 48] im russisch-poln. Gouvernement Plozk, an der Mündung des unfern von hier sich mit dem Bug vereinigenden Narew in die Weichsel und an der Eisenbahn Kowel-Mlawa. Die Hauptfestung mit der Citadelle liegt am rechten Ufer der Weichsel und besteht aus lauter bombenfesten, nur für die Garnison bestimmten Gebäuden, umringt von gewaltigen, bis 40 m über den Flußspiegel sich erhebenden Wällen, welche ihrerseits wieder von einer langen Reihe von Außenwerken umgeben sind.
Außerdem wird das linke Weichsel- und Narewufer durch mehrere Forts verteidigt. Nowogeorgiewsk bildet mit Warschau, Iwangorod und Brest-Litowsk das polnische Festungsviereck. Karl XII. von Schweden [* 49] bemerkte zuerst die große Wichtigkeit dieses Platzes in strategischer und taktischer Hinsicht und ließ den hier liegenden Flecken Modlin befestigen. Napoleon I. erweiterte 1807 die Wälle und begann den Bau der eigentlichen Festung; doch war derselbe noch nicht beendigt, als die Russen die Festung einschlossen und den französischen General Daendels zur Kapitulation zwangen. Kaiser Alexander I. setzte die Festungsarbeiten fort, bis die Polen während des Aufstandes 1830 sich der Festung bemächtigten. Von General Golowin blockiert, ergab sich der polnische Kommandant Graf Ledochowski bedingungslos. Seitdem ließ Kaiser Nikolaus I. die Festung durch den General Dehn vollständig umbauen. -
2) (früher Krylow) Stadt im russ. Gouvernement Cherson, Kreis Alexandrija, unfern der Mündung des Tjasmin in den Dnjepr, mit 3 Kirchen, Militärhospital, Talg-, Lichte- und Lederfabriken, Handel mit Holz und Vieh und (1885) 7893 Einw. (darunter viele Sektierer).
Wolynsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wolhynien, am Slutsch, mit 5 Kirchen, Getreide- u. Holzproduktenhandel und (1884) 13,586 Einw.
(auch Nowgorod Litowsky, Nowyj Gorodok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Minsk, mit 4 Kirchen, einer Moschee und (1883) 11,591 Einw. Nowogrudok war Hauptort eines der mächtigsten slawischen Teilfürstentümer und wichtige Festung, in der namentlich Fürst Witowt (1392-1430) großartige Bauten ausführen ließ, von denen noch die heutigen Ruinen zeugen. Derselbe Fürst siedelte hier gefangene Tataren an, deren Nachkommen (ca. 500) noch heute in der Stadt wohnen. 1448 hielt König Kasimir IV. von Polen hier einen Reichstag ab, und seit 1581 fand alle zwei Jahre das Tribunal hier statt, bis es 1775 nach Grodno verlegt wurde.
(Minsk), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, an der Eisenbahn Warschau-Brest Litowsk, mit Schrotgießerei und (1880) 1832 Einw.
Stadt im russ. Gouvernement Cherson, am Longosee, mit Talgsiedereien, vier großen Jahrmärkten, Stadtbank und (1885) 2524 Einw.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, an der Samara, mit 4 Kirchen, Talgsiedereien, Gerbereien (die Felle werden hier mit Wurzeln von Statice-Arten aus der Familie der Plumbagineen bearbeitet), einem großen Pferde- und Viehmarkt und (1882) 17,959 Einw. ¶
Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Petrokow, an der Radomka, mit (1885) 8614 Einw. (darunter viele Juden).
befestigte Hafen- und Hauptstadt des Bezirks des Schwarzen Meers in der russ. Statthalterschaft Kaukasien, mit (1876) 2988 Einw., liegt südöstlich von Anapa, an der fischreichen Noworossijskschen Bucht, einem der schönsten Ankerplätze (selbst für große Flotten), der aber fast jährlich von den heftigsten Stürmen heimgesucht wird.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Pskow, an den Seen Roszo und Arscho, mit 2 Kirchen und (1885) 1925 Einw.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Suscha, mit 3 Kirchen und (1882) 4656 Einw.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, mit Realgymnasium, Stadtbank, 3 Kirchen und (1885) 11,924 Einw. (fast nur Raskolniken).
Die Stadt sowohl als der Kreis hat eine Menge kleiner industrieller Etablissements, in welchen besonders Leder, Leinwand, Öl, Zucker, [* 51] Borsten, Zündhölzchen bereitet werden, mit welchen Produkten wie auch mit Getreide, Talg, Vieh, Hanf und Holz die Einwohner Handel treiben.
Tscherkask, Hauptort und einzige Stadt im Lande der Donischen Kosaken, liegt auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Turssow umströmt wird, an der Eisenbahn Koslow-Rostow und hat 11 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein Theater, Irren-, Waisen-, Findel- und Krankenhäuser, ein Zeughaus, ein Denkmal seines Gründers, des Hetmans Platow, und (1882) 37,091 Einw. Nowo Tscherkask besitzt zwei nicht unbedeutende Jahrmärkte und Handel, besonders mit Getreide, Wein, Holz und Drogueriewaren.
Die Industrie, welche sich auf die Fabrikation von Ziegeln, Mehl, [* 52] Schmiedearbeiten und Wein beschränkte, fängt erst neuerdings an, sich mehr zu heben. Nowo Tscherkask ist Sitz des Nakasnoi Ataman, des Oberhauptes aller Donischen Kosaken, der Zentralregierung und der obersten Gerichtsbehörde der Donischen Kosaken. Es ist erst 1805 angelegt. Bemerkenswert sind die 30 km nördlich von Nowo Tscherkask gelegenen und durch Eisenbahn mit Nowo Tscherkask verbundenen kolossalen Anthracitlager an der Gruschewka, um welche ein jetzt bereits stadtähnlicher Ort entstanden ist.
(russ., »neu«),
häufig in Verbindung mit Ortsnamen gebraucht, oft in abgekürzter Form, z. B. Nowgorod (»Neustadt«). [* 53]
Bug (früher Kuzuja Balka), Flecken im russ. Gouvernement Cherson, an der Eisenbahn Jelissawetgrad-Nikolajew, mit Lehrerseminar und gegen 8000 Einw.
Dwor, Stadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, unfern Nowogeorgiewsk, gleichsam eine Vorstadt dieser Festung bildend, an der Eisenbahn Kowel-Mlawa, mit Fayencefabrikation und (1880) 4415 Einw. (meist Juden).
Oskol, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, mit 2 Kirchen, etwas Fabrikation in Leder, Seife etc. und (1883) 1624 Einw.
Usen, Kreisstadt im russ. Gouvernement Samara, am Usen, mit etwas Talgsiederei und Gerberei, 2 Jahrmärkten, von denen der Pokrowsche (1.-15. Okt.), auf welchem die Kirgisen der Innern Horde ungeheure Viehherden gegen Industriewaren umtauschen, einen Umsatz von über 1 Mill. Rubel erzielt, und (1884) 11,810 Einw.;
seit 1835 Stadt.
(lat.), Nacht, s. Nyx. ^[= (lat. ), in der griech. Mythologie Personifikation der "Nacht", ist bei Homer eine ...]
(lat.), Schade, Beschädigung;
in der Medizin die Schädlichkeit im allgemeinen, die krankmachende Ursache;
Noxalklage (Actio noxalis), Klage auf Schadenersatz.
(spr. noajaden, v. franz. noyer, ersäufen), zur Zeit der Schreckensherrschaft zu Nantes [* 54] in Frankreich 1793 auf Befehl des Konventskommissars Carrier ausgeführte Exekutionen, welche darin bestanden, daß man eine Anzahl Verurteilter in der Regel 100, in ein auf dem Boden mit Klappen versehenes Schiff [* 55] brachte und mitten auf der Loire zugleich ertränkte. Gegen 15,000 Menschen sollen in vier Monaten auf diese Weise ums Leben gebracht worden sein. Da gewöhnlich ein Mann und eine Frau zusammengebunden und ertränkt wurden, so nannte Carrier die Noyaden auch »republikanische Hochzeiten«.
(spr. noajóng), Stadt im franz. Departement Oise, Arrondissement Compiègne, an der Nordbahn und der kanalisierten Oise, mit interessanter Kathedrale im Übergangsstil (12. Jahrh.), ehemaligem Bischofspalast, Seminar, Bibliothek, Zuckerfabrikation, Gerberei und Brauerei, Handel mit Getreide, Leder etc. und (1886) 5582 Einw. Die Umgegend heißt Noyonnais. - Noyon ist das alte Novio magus. Karl d. Gr. wurde hier gekrönt und Hugo Capet zum König ausgerufen; hier wurde auch Calvin geboren und ein Vertrag zwischen Karl I. von Spanien [* 56] und Franz I. von Frankreich abgeschlossen.
Vgl. Lefranc, Histoire de la ville de Noyon (Par. 1888).
Abkürzung für netto (s. d.). ^[= s. Abbreviaturen. Die gebräuchlichsten A. sind bei den einzelnen Buchstaben (Art. "A", ...]
(franz., spr. -angsse), Abstufung, Abschattung, zunächst in Bezug auf den leisen, allmählichen Übergang von Farben und Farbenschattierungen ineinander;
dann verallgemeinert auch von Begriffen gebraucht;
besonderer feiner Zug (Geste etc.) im Spiel eines Schauspielers.
Nüancieren, abstufen, abschatten, leise und fast unmerklich abändern.
(Nuba-Fulah), nach Friedr. Müller (»Allgemeine Ethnographie«) [* 57] eine Reihe von Völkern, die im Norden Afrikas teils zwischen den Negern, teils am Rande des Negergebiets wohnen und sich von den Negern durch physische Beschaffenheit und durch gewisse ethnologische Merkmale unterscheiden.
Als Hauptrepräsentanten gelten die Fulah oder Fulbe (s. d.) im W. und die eigentlichen Nuba im O. Letztere zerfallen in viele Stämme, darunter die Berâbra (s. d.), die Dongolawi, die Fundsch, Schangalla, Monbuttu, Sandeh, Kredsch u. a.
Pascha, ägypt. Staatsmann, geboren im Januar 1825 zu Smyrna aus einer christlichen armenischen Familie, wurde in der Schweiz [* 58] und Frankreich erzogen, trat 1842 unter Mehemed Ali in ägyptische Dienste, [* 59] erst als Sekretär [* 60] des Ministers Bogos Bei, dann als Dolmetsch des Vizekönigs, wurde von Abbas Pascha mehrere Male zu wichtigen diplomatischen Sendungen verwendet und 1854 zum Gesandten in Wien [* 61] ernannt. Unter Said Pascha ward er mit der Organisation des europäisch-indischen Landtransports durch Ägypten [* 62] und dem Bau der ersten ägyptischen Eisenbahn beauftragt, führte unter Ismail Pascha in Konstantinopel und Paris [* 63] die Verhandlungen über den Bau des Suezkanals zu einem glücklichen Ende (1864), schloß, 1866 zum Pascha und Minister des Auswärtigen ernannt, mit der Pforte die Verträge über die Stellung Ägyptens im türkischen Reich und die Verleihung des Titels Chedive ab (1867), brachte die Organisation internationaler Gerichte in Ägypten zu stande und bemühte sich mit Erfolg, europäische Kultur und Staatseinrichtungen daselbst einzuführen. Nachdem er bereits 1874-75 sein Amt hatte abgeben müssen, ward er in Ungnade entlassen und begab sich nach Europa. [* 64] ¶
Auf Verlangen der Westmächte berief ihn der Chedive im September 1878 an die Spitze des Ministeriums, um mit den europäischen Kontrolleuren die Finanzreform durchzuführen, beseitigte ihn aber schon im Februar 1879. Erst 1884, nach dem Rücktritt Scherif Paschas, trat Nubar Pascha als Minister des Äußern und der Justiz wieder an die Spitze des ägyptischen Ministeriums. Im Juni 1888 wurde er entlassen.
Land in Nordostafrika (s. Karte »Ägypten«),
zu beiden Seiten des Nils, früher politisch mit Ägypten vereinigt, zur Zeit nur noch bis zum 21.° nördl. Br. demselben angehörig, im übrigen dem Machtbereich der Anhänger des Mahdi anheimgefallen, erstreckt sich von Assuân im Norden bis gegen Chartum hin und von den Küsten des Roten Meers im O. bis zur großen Libyschen Wüste und dem Oasenzug westlich vom Nil im W. Innerhalb dieser von Russegger für Nubien angegebenen Grenzen [* 66] umfaßt es etwa 743,000 qkm (13,500 QM.) mit 1 Mill. Einw. Nubien bildet ein geographisch ganz wohl abgegrenztes Terrain. In physischer Hinsicht weicht es beträchtlich von Ägypten ab. Das Kulturland ist häufig ungemein schmal, auf kaum meterbreite Streifen beschränkt, welche mit unsäglicher Mühe längs der zum Teil sehr steilen Felsufer unterhalten werden.
Nur in einigen Gegenden, wie bei Neudongola und Berber, erweitert sich das bebaute Land beträchtlich. Alles übrige ist felsenstarrende Wüste, die von kleinen Regenbetten durchschnitten wird: im O. und nördlich von der großen Nilkrümmung die große Nubische Wüste, im W. und südlich der Krümmung die Wüste El Dschesirah, welche in die Bajudasteppe übergeht. Üppig bebuscht sind nur die vom Nil eingeschlossenen Inseln. Südlich vom Granitdurchbruch bei Assuân begrenzen abgeplattete, von vielen Rinnsalen durchfurchte Berge das Nilthal.
Der nubische Wüstensand sticht durch seine tiefgelbe Färbung gegen das lichtere Kolorit des mit vielen Kalkfragmenten gemischten ägyptischen ab. Mit dem Sandstein wechseln bunte schieferige und lockere sandige Thonmergel. Durch solche Sandsteine gräbt sich der zweite Katarakt von Wadi Halfa sein Bett. [* 67] Südlicher wird das Nilbett häufiger von Granit, Gneis und Thonschiefer eingeengt. Dem Thonschiefer zu Okma entströmen heiße, alkalienreiche Quellen, welche zu Bädern benutzt werden. Im Distrikt Dâr Scheikijeh erhebt sich der große Tafelberg Barkal, an dessen Fuß im Altertum das tempelreiche Napata lag.
Die von den mächtigern Pharaonen in der Nubisch-Arabischen Wüste bearbeiteten Goldminen, welche dem Land im Altertum den Namen Nub (d. h. Goldland) verschaffen, sind längst erschöpft und vergessen. Die Vegetation ist im nördlichen Teil sehr ärmlich, denn der Nil überströmt nicht mehr, wie in alten Zeiten, seine hohen Ufer, und da auch kein Regen fällt, so muß das Land mühsam mit Schöpfrädern bewässert werden. An den Nilufern wachsen Dumpalmen, mächtige Sykomoren, schirmartige Akazien; einige östliche Wüstenthäler schmücken sich mit dem Delach, einer dem Dum verwandten Fächerpalme. In Dongola und südlicher werden die Ufer freundlicher; mit den vorigen bilden Mimosen, Volkamerien, Weiden u. a. eine waldähnliche Uferbesäumung, der südöstlichste Teil aber zeigt häufig eine große Üppigkeit. Am Saum des Kulturlandes wuchert die heilkräftige Sennastaude, und an manchen Stellen bildet das Halfa in einer Art von Halbkultur gehaltene Felder.
Die Tierwelt im südlichen Nubien hat bereits viel vom sudânischen Typus; die Zahl der Antilopen mehrt sich, Krokodile [* 68] und Riesenschildkröten, Schakale lassen sich sehen. Die Bewohner Nubiens sind im Norden die Berâbra (s. d.), woher Nubien auch Belad el Berabra heißt, die Scheikieh, Robatat und Dschaalin, welche das Nilthal bewohnen und Ackerbau treiben, hängeohrige Ziegen, Kamele, [* 69] in Dongola edle Pferde züchten, als Schiffer in eigentümlich für die Überwindung der Katarakte gebauten Booten thätig sind oder als Handarbeiter und Soldaten im eigentlichen Ägypten dienen.
Zwischen dem Nil und Roten Meer wohnen die Ababdeh, südlich von ihnen die Bischarin, zwischen Nil und Atbara die Hadendoa, gegenüber in der Bajudasteppe die Kababisch. Alle diese Völker sind dunkelbraun, ja selbst schwarz, aber ohne den eigentlichen Negertypus. Die Sprachen Nubiens sind jetzt teilweise hamitisch, wie namentlich das weitverbreitete Bedscha (s. Hamiten), teils herrscht das Arabische; die eigentliche Nubasprache aber, deren Erforschung durch die gründlichen Untersuchungen von Lepsius (»Nubische Grammatik«, Berl. 1880) und Reinisch (»Die Nubasprache«, Grammatik und Wörterbuch, Wien 1879, 2 Tle.) in ein neues Stadium getreten ist, die Sprache [* 70] der Nuba der ägyptischen Monumente, die in die drei geographisch getrennten Mundarten von Mahas in der Mitte, Kenus im Norden und Dongola im S. zerfällt, ist eine durchaus selbständige, wenn auch in mancher Beziehung durch die benachbarten hamitischen Sprachen stark beeinflußte Sprache.
Nubiens Verkehrsmittel sind meist unbequeme Holzbarken mit zwei Masten und lateinischen Segeln, auf dem Land Kamele und hübsche Esel. Eine viele Strapazen erfordernde Karawanenstraße schneidet den westlichen Nilbogen von Korosko nach Abu Hammed, eine andre den östlichen Bogen [* 71] von Ed Debbeh nach Omdurman (gegenüber Chartum) ab. Nubiens Städte bestehen meist aus ärmlichen Lehmhäusern mit platten Strohdächern; nur hier und da eine Moschee, ein Regierungsgebäude sind aus Ziegeln errichtet. Die vielen Branntweinschenken sind in den Händen von Griechen und Juden. Besser sehen Neudongola, Berber und Halfaye aus. Die besten Ausfuhrprodukte sind Gummi und Datteln, von welch letztern die von Dongola und Berber berühmt sind. Ausfuhrhafen des Landes ist Suakin, das mit Berber durch eine Karawanenstraße und eine Telegraphenlinie verbunden ist.
Geschichte. Im Altertum stand Nubien in hoher Kultur, wie die vielen Ruinen im Nilthal von der ägyptischen Grenze bis Dongola und Chartum beweisen, deren Entstehung dem Zeitalter der altägyptische Könige, der Ptolemäer und der römischen Imperatoren angehört. Uralte Tempel ägyptischer Bauart gibt es bei Kalabscheh und Dakkeh mitten in der Sandwüste, bei Sebnah mit einer Sphinxallee, bei Abu Simbal, bei Merawe, bei Assuân, die Bauüberreste des alten Meroe, bei Messaurat u. a. O. Das Wort Nuba bedeutet im Ägyptischen Gold [* 72] und bezeichnete daher ursprünglich nicht ein besonderes Volk, sondern das südlich gelegene, an Gold reiche Land. Das Volk der Nubier wird zu Eratosthenes' und Strabons Zeit als ein großes, westlich vom Nil wohnendes Volk erwähnt und erfüllte damals wahrscheinlich Kordofan und vielleicht die nördlich daran gelegenen Oasen. Es wurde erst um 300 n. Chr. von Diokletian aus den Oasen an den Nil in den zunächst an Syene grenzenden Landstrich gerufen, um Ägypten gegen die Einfälle der bis dahin den obern Nil besetzt haltenden Blemmyer und Megabarer zu schützen. Seit dem 6. Jahrh. fand das Christentum nach jakobitischer Lehre [* 73] bei den Nubiern Eingang, und ihr Reich nahm einen bedeutenden Aufschwung. Die Blüte des ¶
christlichen Nubien dauerte vom 7. bis 14. Jahrh. Zahlreiche Kirchen und Klöster entstanden damals im Nilthal, namentlich in der Provinz Dongola. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. unterlag das nubische Reich allmählich den immer heftiger andringenden Arabern, und um 1350 trat der König selbst zum Islam über. Das Land teilte sich in verschiedene kleine Staaten, die ihre eignen Häuptlinge hatten, welche abhängig von Arabern oder dem König von Senaar oder dem Sultan waren. 1820 machte Ibrahim Pascha, der Sohn des ägyptischen Paschas Mehemed Ali, einen Einfall in das Land und eroberte es bis zu seinen südlichsten Grenzen. Seitdem eine Provinz Ägyptens, ging es 1883 infolge des Aufstandes des Mahdi (s. d.) größtenteils wieder verloren, und weder die Versuche der Engländer, es von der Küste des Roten Meers aus wiederzuerobern, noch der Gordons (1884-85), es von Chartum aus auf friedliche Weise zu gewinnen, hatten Erfolg.
Vgl. Litteratur bei Ägypten, besonders die Reisewerke von Burckhardt, Rüppell, Russegger und Heuglin.
(lat.), umwölken;
nubilös, bewölkt.
(lat.), Heiratsfähigkeit, s. Pubertät. ^[= (lat., "Mannbarkeit"), der Zustand der Geschlechtsreife, in welchem der Mensch im ...]
(spr. njuble), eine Binnenprovinz der südamerikan. Republik Chile, [* 75] 9210 qkm (167,2 QM.) groß, wird von den Hauptnebenflüssen des Rio [* 76] Itata, dem Rio Nuble und Rio Diguillin, welche sie von O. nach W. durchströmen, sowie von kleinern Zuflüssen des Rio Máule reichlich bewässert, hat ein feuchtes, aber gesundes, dem Ackerbau wie der Viehzucht günstiges Klima und ist auch an nutzbaren Mineralien [* 77] (Gold, Schwefel, Kohlen) und Mineralquellen reich.
Die Bevölkerung betrug 1885: 149,871 Seelen.
Chillan ist Hauptstadt.
Hauptstadt des gleichnamigen Kreises im Gouvernement Jelissawetpol der russ. Statthalterschaft Kaukasien, am Südabhang des Großen Kaukasus, 839 m ü. M., mit (1879) 20,917 Einw., meist sunnitischen Mohammedaner, welche Seidenzucht und Seidenweberei treiben. Nuchá wird jährlich von Hunderten französischer und italienische Kaufleute besucht, welche hier Seidenraupeneier einkaufen.
Tannenhäher. ^[= ( Briss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Raben (Corvidae ...]
phosphorhaltige Substanzen, welche weit verbreitet in Pflanzen und Tieren vorkommen (z. B. in den Zellkernen, deren Hauptbestandteil sie bilden, in Eiter- und Blutkörperchen, [* 78] im Eidotter, Sperma, in Bierhefe, Weizenkleie, Schimmelpilzen, Samen) [* 79] und beim Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. Sie sind amorph, schwer oder nicht löslich in Wasser und verdünnten Mineralsäuren, unlöslich in Alkohol und Äther, leicht löslich in Alkalien. Beim Kochen mit Wasser, schneller mit Säuren oder Alkalien, zersetzen sie sich unter Abspaltung von Phosphorsäure; durch Jod werden sie gelb gefärbt, mit Metallen und organischen Basen bilden sie salzartige Verbindungen, und aus Kohlensäuresalzen treiben sie Kohlensäure aus; durch Magensaft werden sie langsam angegriffen. Die meisten Nucleïne enthalten auch Schwefel und einige Eisen, alle geben bei der Spaltung Phosphorsäure, einige außerdem Eiweiß und Hypoxanthin (Xanthin und Guanin), deren Bildung im Organismus wohl auf Nucleïne zurückzuführen ist. Aus eisenhaltigem Nuclein entsteht vielleicht der Blutfarbstoff.
(lat.), Kern;
in der Botanik der Zellenkern (s. Zelle), [* 80] dann der von den Integumenten umgebene Teil der Samenknospen (s. d.).
(lat.), Entblößung, Enthüllung.
crude (lat., »nackt und roh«),
s. v. w. schlechthin, schlechtweg, geradezu.
in verschiedene Formen gebrachter und getrockneter Teig aus Weizenmehl. Am geeigneten zur Nudelfabrikation ist der harte, glasige, kleberreiche Weizen, und wo dieser nicht zu haben ist, setzt man für den fehlenden Kleber Eiweiß oder, wie in Frankreich, den bei der Stärkefabrikation abfallenden Weizenkleber zu. Die besten Nudeln, die Maccaroni, werden besonders in Italien, [* 81] in Neapel, [* 82] Livorno, [* 83] Genua [* 84] und Turin, [* 85] sowie in der Auvergne dargestellt. Man knetet gut geputzte Grieße aus hartem afrikanischen Weizen mit heißem Wasser zu einem steifen Teig an, der oft mit Kurkuma oder Safran gefärbt wird, bringt den Teig in einen doppelwandigen, mit Dampf [* 86] geheizten Cylinder, dessen Bodenstück mit entsprechenden Löchern versehen ist, und preßt mit Hilfe einer Schraubenpresse einen Kolben in diesen Cylinder, so daß der Teig in gewünschter Form aus den Löchern hervortritt.
Faden- und Röhrennudeln zerschneidet man in passende Stücke und trocknet erstere zu Schleifen verschlungen, letztere, nachdem man dünne, mit Mehl bestäubte, runde Stäbe hineingeschoben hat, möglichst schnell, in Italien unter freiem Himmel, [* 87] bei uns in stark geheizten, gut ventilierten Trockenräumen. Die in Form weiterer Röhren [* 88] in den Handel kommenden Nudeln heißen Maccaroni, die schwächern Röhren Vermicelli, die drahtförmigen Nudeln Fadennudeln. Band- und Façonnudeln werden aus dünn ausgewalztem Teig ausgeschnitten oder mit Modeln ausgestoßen, doch preßt man auch die Façonnudeln, wobei ein vor der durchlöcherten Bodenplatte des horizontal liegenden Cylinders rotierendes Messer [* 89] den heraustretenden Teig in 2 mm dicke Stücke zerschneidet. In Deutschland [* 90] werden Nudeln in Erfurt, [* 91] Halle, [* 92] Augsburg, [* 93] Nürnberg, [* 94] Passau, [* 95] Mannheim [* 96] etc. dargestellt.
verbis (lat.), mit nackten, d. h. klaren, Worten, frei heraus.
(lat.), Nacktheit, Blöße, besonders von der menschlichen Gestalt und Darstellung derselben;
auch etwas gegen die Sittsamkeit Verstoßendes.
afrikan. Negervolk an beiden Ufern des Bahr el Dschebel, wo derselbe mit dem Gazellenfluß zusammenströmt.
Sie zeichnen sich durch lange Beine und platte Füße aus, die ihnen in ihrem oft überschwemmen Land sehr zu statten kommen, gehen ganz unbekleidet, färben ihre Haare [* 97] gelb oder ersetzen sie durch Perücken, bringen Narben auf der Stirn an;
die Frauen hängen Ringe in die Oberlippe.
Die Nuër der höher gelegenen Prärien halten viel Rindvieh, das sie sehr sorgsam pflegen.
Esparta, eine »Sektion« des Staats Guzmán Blanco der Bundesrepublik Venezuela, besteht aus der 991 qkm (18 QM.) großen Insel Margarita und den kleinen Inseln Blanquilla, Los Hermanos etc., zusammen von 1145 qkm (20,8 QM.) Inhalt. Die Hauptinsel ist hoch und gebirgig und besteht aus zwei durch einen niedrigen Isthmus verbundenen Berggruppen (Cerro Macano 1366 m, Cerro Copay 1269 m); der Boden ist im ganzen nur wenig fruchtbar, das Klima heiß und trocken, doch gesund.
Die Zahl der Bewohner betrug 1873: 30,980; sie leben außer vom Landbau besonders von Fischfang und Schiffahrt. Dagegen ist die Perlenfischerei, die im 16. Jahrh. von den Spaniern lebhaft betrieben wurde und der Insel ihren Namen verschafft hat, jetzt schon lange ganz aufgegeben. Von den drei Häfen der Insel ist der von Pampatar der schönste, der von Juan Griego mit der Zollstätte der belebteste. Die Ausfuhr besteht besonders aus gesalzenen Fischen; sie betrug 1882-83: 221,733 Bolivares ¶