erheben will und bereits eine ganze Anzahl von
Büchern und
Schriften im
Dialekt veröffentlicht hat. Leider gewinnen diese
übertriebenen nationalen Bestrebungen immer mehr
Boden, wozu die seit Jahrzehnten in
Norwegen
[* 2] herrschende schwedenfeindliche
Strömung nicht wenig beiträgt. Der hauptsächlichste dichterische Vertreter der Maalsträver war lange Zeit hindurch A.
O. Vinje (gest. 1870), der besonders durch seine lyrischen Gedichte und
durch sein
Epos »Storegut« berechtigtes Aufsehen erregte. Weniger Bedeutung kommt
Kristoffer
Janson (geb. 1841) mit seinen
Erzählungen und lyrischen und dramatischen Gedichten zu. Bei weitem hoffnungsvoller
ist dagegen die neuere
Phase, welche Henr.
Ibsen (geb. 1828) und Björnstjerne
Björnson (geb. 1832) ungefähr
seit 1855 in dem norwegischen
Zweig der gemeinsamen
Sprache
[* 3] eröffnet haben.
Beide hochbegabte Dichter haben sich nicht bloß von dem
Radikalismus der Maalsträver fern gehalten, sondern sie haben sogar
kräftig dahin gewirkt, die geistige
Verbindung zwischen den skandinavischen Völkern noch inniger zu gestalten. Was ihre
Sprache anbetrifft, so bedienen sie sich derjenigen, welche man von gebildeten Norwegern überall
im Land hört, also weder der dänischen noch der
Bauernsprache. Besonders weicht die Ausdrucksweise
Björnsons ziemlich stark
von der dänischen ab, während
Ibsen spezifisch norwegische
Wörter und Redewendungen da, wo er es ohne
Zwang thun kann, zu
vermeiden sucht.
Ibsen ist überhaupt weit mehr Kosmopolit als
Björnson, der noch in mancher Beziehung übermäßig streng
an den nationalen Eigentümlichkeiten seines
Volkes festhält.
Björnson ist auch als Journalist und republikanischer Wanderredner
von mächtigem Einfluß. Neben diesen beiden
Koryphäen stehen in erster
LinieJonasLie (geb. 1833),
AlexanderKielland und
ArneGarborg. Ersterer hat besonders den Seeroman kultiviert, während
Kielland in scharfer, satirischer Form
die
Schäden der heutigen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse angreift und
Garborg, der zu der
Partei der Maalsträver
gehört, mit Erfolg für die intellektuelle
Hebung
[* 4] der ländlichen und städtischen
Bevölkerung
[* 5] eintritt.
Ferner sind von den
neuesten Dichtern und Dichterinnen namhaft zu machen: Kristian
Elster,
[* 6]
John Poulsen, Henrik
Jäger,
MagdaleneThoresen, Camilla Collett und
MariaColban. Sämtliche behandeln ausschließlich norwegische
Stoffe.
Neben dem regen poetischen
Leben, das sich besonders in den letzten Jahrzehnten in
Norwegen entfaltet hat und in immer neu
hinzukommenden
Talenten sich fort erhält, hat die junge auch norwegische Litteraturauch auf dem Gebiet der
Wissenschaften zahlreiche
und gediegene Leistungen aufzuweisen. Von den einzelnen
Zweigen derselben ist besonders die Geschichte mit Fleiß und Erfolg
bearbeitet worden. Den ersten
Rang behaupten hier
PeterAndreasMunch (1810-63) und
RudolfKeyser (1803-64), die in zahlreichen
und zum Teil umfangreichen Werken die ältere norwegische Geschichte beleuchteten und so die
Gründer
einer eignen norwegischen historischen
Schule wurden. Die derselben speziell eigentümliche
Theorie von der
Bevölkerung des
Nordens in der Vorzeit, welche von verschiedenen Seiten
Widerspruch erfahren hat und jetzt als aufgegeben betrachtet werden
muß, wurde bisweilen mit großer
Einseitigkeit verfochten; die Untersuchungen aber, zu denen sieAnlaß
gaben, haben zur Klärung wichtiger
Fragen nicht wenig beigetragen. Nach
Munch und
Keyser ist J.
^[Johan]
ErnstSars (geb. 1835)
der bedeutendste
HistorikerNorwegens, dessen
Arbeiten (besonders
die »Udsigt over
Norges Historie«) sich durch scharfsinnige,
geistvolle Auffassung des
Stoffes wie durch geschmackvolle
Darstellung gleich sehr auszeichnen. Norwegische Nicolaysen hat die
architektonischen
Monumente des
Mittelalters erforscht, Bernt
Moe, A.
FayeundL.Daae die Personalgeschichte gefördert; andre
historische
Arbeiten lieferten G. P.
Blom, M. Birkeland,
Nielsen, O. Rygh, Yngvar u. a. Eine ganz eigentümliche
Stellung nimmt
Eilart
Lund Sundt (gest. 1875) ein, der seine Untersuchungen über zahlreiche wichtige soziale
und ökonomische Verhältnisse, wie über die
Sitten und die
Lage der arbeitenden
Klasse, über die öffentliche
Sittlichkeit, über das
»Fante Folk« (zigeunerhafte Landstreicher), in einer
Reihe von
Schriften niedergelegt hat, die zunächst
wohl einen statistischen
Charakter haben, in denen aber die
Statistik in einer ungewöhnlich geistvollen
Weise behandelt ist.
In der
Staatswissenschaft sind
Stang,
Schweigaard, P.
Lassen, T. Aschehoug, F.Brandt, F. Hallager, M.
RäderundL. K.
Daa die bekanntesten
Namen. Die
Philosophie hat als bedeutenden Vertreter zunächst
Niels Treschow (1751-1833) aufzuweisen,
dessen frühste Thätigkeit noch in die Zeit der gemeinsamen dänisch-norwegischen Litteratur fällt. Von einem teilweise
eklektischen Standpunkt aus hat er in klarem, populärem
Vortrag mehrere
Zweige der
Wissenschaft behandelt
und zuletzt in einem sogen. »Philosophisk
Testament« eine Art von Identitätssystem aufgestellt. Neben ihm ist nur noch
MarkusJakobMonrad (geb. 1816) zu nennen, der sich zunächst der Hegelschen
Schule angeschlossen hat, und dessen zahlreiche
Schriften
auf verschiedenen Gebieten durch ihre klare, streng logische Abfassung viele Anregung zu schärferm
Denken
gegeben haben. Die hervorragendsten Theologen der alten
Schule sind: Stener
Johan Stenersen (gest. 1838) und W.
Andreas Wexels
(gest. 1866), während die neuere
Richtung besonders durch C.
PoulCaspari (geb. 1814) vertreten ist.
Auch G. Johnsen und
JörgenHansen sind als theologische Schriftsteller zu erwähnen.
Großes Aufsehen machte
seiner Zeit der Streit zwischen Wexels und dem
Philosophen Treschow, veranlaßt durch das
Buch des letztern:
»Geist des
Christentums«.
Über die höhere
Pädagogik schrieb
F. M.
Bugge ein ausführlicheres Werk; im übrigen rief auf diesem
Boden der Streit zwischen
den Humanisten undRealisten eine
Menge kleiner Streitschriften hervor. Die Sprachwissenschaft hat sich
besonders mit dem Altnorwegischen beschäftigt, und hier sind es vornehmlich wieder die
oben genannten
HistorikerMunch und
Keyser, welche sich sowohl durch Herausgabe norwegischer und isländischer alter
Schriften als auf dem Gebiet der eigentlichen
Sprachforschung verdient gemacht haben.
Einen tüchtigen Nachfolger ihrer Thätigkeit in ersterer
Richtung fanden sie in K.RichardUnger (geb.
1817), während
Joh. Fritzner (geb. 1812), der Verfasser eines vortrefflichen altnordischen
Lexikons, und Sophus
Bugge, der
Erklärer der nordischen Runendenkmäler, nach ihnen die Sprachwissenschaft am bedeutendsten gefördert haben. Auf dem
Felde
der
Naturwissenschaften ist Kristoffer
Hansteen (1784-1873), dessen Untersuchungen über den Erdmagnetismus
ihn weit über sein Vaterland hinaus berühmt gemacht haben, als hervorragender
Forscher zu nennen. Vorzügliche
Arbeiten in
den einzelnen
Zweigen der
Naturwissenschaften haben außerdem Sjurd Aamundsen
Sexe (geb. 1805),
MichaelSars (geb. 1805),
Matthias
Numsen Blytt (gest. 1862) u. a. geliefert. Als ein
¶
mehr
besonderer Zweig der Litteratur müssen noch die eigentlichen sogen. Volksschriften erwähnt werden, die besonders in der jüngsten
Zeit durch die Bestrebung der »Folkeoplysnings-Selskab« Aufschwung bekommen
haben. Als Verfasser sind hervorzuheben: OleVig, der oben erwähnte Eilert Sundt, lange Zeit Redakteur der von der genannten
Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift »Folkevennen« (»Volksfreund«),
undL. K. Daa. - Als Hilfsmittel beim Studium der norwegischen Litteratur sind anzuführen: Botten-Hansen,
Norvége ^[richtig: Norvège] littéraire (Christ. 1868);
Hammerich, Danmarks og Norges Litteratur i kort Overblick (Kopenh.
1875);
Horn, Geschichte der Litteratur des skandinavischen Nordens (Leipz. 1880);
Henrik Jäger, Litteraturhistoriske Pennetegninger
(Kopenh. 1878);
[* 10] (spr. nórridsch), 1) Hauptstadt der engl. GrafschaftNorfolk, am Zusammenfluß der schiffbaren Flüsse
[* 11] Wensum
und Yare, 32 km oberhalb Yarmouth. Die verschiedenen Stadtteile sind durch zehn Brücken
[* 12] verbunden, von
denen die bereits 1295 erbaute Bischofsbrücke die älteste ist. Auf künstlichem Hügel inmitten der Stadt stehen das ehrwürdige
Normannenschloß, mit Räumlichkeiten für die Grafschaftshalle, und das Gefängnis. Dicht dabei liegt der schöne Marktplatz,
von altertümlichen Gebäuden umgeben, unter welchen das 1453 erbaute Rathaus (Guildhall).
Die St. Andrewshalle in der Nähe, das Langschiff einer alten Klosterkirche, dient jetzt für öffentliche
Versammlungen. Unter den 36 größern Kirchen gebührt der vornehmste Rang der 1096-1510 erbauten Kathedrale, größtenteils
normännischen Stils, mit 96 m hohem Turm und
[* 13] Kreuzgängen, welche aus dem 15. Jahrh. stammen. Der bischöfliche Palast, seit 1318 gebaut,
hat durch die Puritaner sehr gelitten. Von andern Gebäuden und Anstalten sind noch zu erwähnen: die 1325 gestiftete
Lateinschule, das städtische Museum mit großer Bibliothek, ein Seminar für Lehrerinnen und eine Arzneischule in Verbindung
mit dem städtischen Krankenhaus.
[* 14]
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 87,842; sie betreiben eine lebhafte Industrie. Die Vlämen, welche
sich zur Zeit Elisabeths hier niederließen, führten die Tuchfabrikation ein, dazu kam später durch Hugenotten die Seidenindustrie
und Uhrmacherei. Jetzt werden vorwiegend gemischte Stoffe verfertigt, außerdem namentlich Stiefel, Ölkuchen und Senf. 5 km
südlich von Norwich liegt das alte Dorf Caistor, einst die römische StationVenta Icenorum. - 2) Stadt im nordamerikan.
StaatConnecticut, an der schiffbaren Themse, hat Baumwoll- und Wollefabriken, Papiermühlen und (1880) 15,112 Einw.
Der amerikanische Mink(P.Vison Gapper.)
ist größer, kurzköpfiger und langschwänziger und hat einen vollhaarigern, weichern Pelz, ist ober- und unterseits dunkelnußbraun,
an der Kinnspitze weiß, gleicht aber sonst dem Nörz vollständig und wird deshalb oft nur als klimatische Ausartung desselben
betrachtet. Der Mink lebt von Ratten, Mäusen, Fischen, Weichtieren und Vögeln und raubt Hühner
[* 21] und Enten.
[* 22] Er hält sich gern am Wasser aus, schwimmt vortrefflich, verkriecht sich in Löcher und Höhlen und wirft in diesen 5-6 Junge,
welche in der Gefangenschaft sehr zahm werden.
Über unsern Nörz ist wenig bekannt; er lebt, besonders in Osteuropa, hier und da auch in Norddeutschland,
in einsamen Gegenden, an kleinen fließenden Wassern und Seen, läuft schlecht, klettert nicht, schwimmt und taucht aber vortrefflich
und ist in beständiger Bewegung. Er lebt von Fischen, Fröschen, Krebsen, Schnecken
[* 23] und mordet gelegentlich in einsamen Federviehställen
gleich dem Marder und Iltis. Am Tag hält er sich in einem kleinen Bau oder zwischen Baumwurzeln, in alten
Erlenstöcken und hohlen Bäumen, besonders in unzugänglichen Brüchern auf. SeinPelz ist geschätzt.
vom europ. Nörz stammen aus Nordeuropa, besonders aus Rußland, viel wichtiger aber sind die amerikanischen
Nörzfelle vom Mink (s. Nörz), die in größter Zahl und Schönheit in Neuengland, besonders in Maine, erbeutet werden.
Ihr Haar
[* 24] ist feiner und haltbarer als das der russischen Felle.
(Spinellan), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Nephelingruppe), kristallisiert regulär,
findet sich ein- oder aufgewachsen, auch in kristallinischen unregelmäßigen Körnern und derb in körnigen Aggregaten. Er
ist grau, graublau, grün oder schwarz, selten weiß, fettartig glasglänzend, durchscheinend bis kantendurchscheinend, Härte
5,5, spez. Gew. 2,28-2,40.
Er besteht aus einem Natronthonerdesilikat mit schwefelsaurem Natron 3Na2Al2Si2O8 +
Na2SO4 , enthält aber auch etwas Kalk und Chlor und findet sich am Laacher See und
Rieden in Rheinpreußen im Sanidingestein, am Olbrücker Berg bei Brohl, im Phonolith des Hohentwiels, mikroskopisch in fast allen
Phonolithen, auch in den Trachytbomben am Laacher See.
Näg., Pilzgattung aus der Ordnung der Schizomyceten, mit der einzigen Art Nosema bombycis Näg.
(Panhistophyton ovaleLebert), welche parasitisch im Blut und im Nahrungskanal der Seidenraupen bei der mit dem NamenGattine
bezeichneten Krankheit derselben lebt. Es sind länglichrunde bis cylindrische einzelne Zellen von 2-5 MikromillimeterLänge,
welche durch Querteilung sich lebhaft vermehren.
Polōninoncurāmusquantitātemsyllabārum (lat.),
»Wir Polen kümmern uns nicht um die Quantität der Silben«, Sprichwort, womit man Nichtbeachtung der letztern rügt, weil die
lateinisch sprechenden Polen beschuldigt werden, als betonten sie: Nos Pólŏni non cúrămus quantítătem
syllábărum.
(Nossairen, d. h. Halbchristen, auch Kesbiner, Bergbewohner, irrtümlich auch Ansarier genannt), mohammedan.
Sekte von der Partei der Schiiten, am Libanon, bildete sich um 892 und erhielt ihren Namen von Nosraya im Gebiet Kufa, dem Geburtsort
ihres ersten Oberhauptes. Sie erklären sich selbst für Moslemin; doch ist ihre Religion ein Gemisch
von mohammedanischem und christlichem Gnostizismus, vermischt mit Elementen des assyrischen Naturdienstes.
Obwohl die Vielweiberei für unerlaubt gilt, so gestatten sie doch an gewissen Festtagen willkürliche Vermischung der Geschlechter.
Die Türken und Ismaeliten, ihre nächsten Nachbarn, verachten sie; den Christen dagegen sind sie sehr zugethan, wie sie auch
manche christliche Feste feiern und manche christliche Gebräuche beobachten. Ein geistliches Oberhaupt führt die
Aufsicht über den Kultus und wird als Prophet verehrt. Zu den Zeiten der Kreuzzüge war diese Sekte in Syrien und Mesopotamien weit
verbreitet; später aber wurde sie auf die Gegend zwischen dem Nahr Kadischa und dem Orontes, besonders auf die Gebirge von
Latakia, beschränkt, die sie noch gegenwärtig, etwa 75,000 Köpfe stark, als eine den Türken zwar zinsbare,
sonst aber selbständige Völkerschaft innehat.
Vgl. Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale (2. Aufl.,
Par. 1866).
Bé; Insel in franz. Besitz an der Nordwestküste von
Madagaskar,
[* 33] zwischen den Baien von Pasandava
und Ambaro, 293 qkm (5,33 QM.) mit (1885)
11,299 Einw., meist Sakalawa aus Madagaskar, wenigen Indern und Arabern und 150 Europäern. Der nördliche Teil der Insel besteht
aus Buntsandstein; der mittlere ist vulkanisch und gebirgig, der südliche, aus Granit, Gneis, Glimmer- und Thonschiefer bestehend,
steigt am höchsten empor (Lukube 600 m). Die Insel hat mehrere Kraterseen und ist gut bewaldet; das Klima
[* 34] ist gesund, der fleißig bebaute Boden bringt Reis, Maniok, Bananen, Mais, Kaffee hervor.
altes Adelsgeschlecht aus der Lausitz, welches sich nach Schlesien,
[* 37] Böhmen
[* 38] und Polen verbreitete und gegenwärtig
in drei gräflichen Linien blüht: Rokitnitz in Böhmen (seit 1692 reichsgräflich), Rieneck in Böhmen und
in Schlesien (seit 1673 reichsgräflich) und einem Seitenzweig, der sich Nostitz und Jänckendorf nennt.
Vgl. »Beiträge zur Geschichte
des Geschlechts von Nostitz« (Leipz. 1874-76, 2 Tle.).
Vauch.
(Nostok, Schleimling, Zittertang, Zitteralge), Algengattung aus der Familie der Nostochaceen, einzellige Algen,
[* 54] deren kugelrunde, mit gleichmäßig blaugrünem Inhalt versehene Zellen zu gewundenen, rosenkranzförmigen Fäden in einer homogenen
Schleimmasse verbunden sind. Sie leben meistens auf feuchtem Boden, zwischen Moosen, an nassen Felsen oder im Wasser und bilden
gestaltlose, schleimig hautartige oder kugelförmige, schlüpfrige und gallertartig zitternde, spangrüne, schwarzgrüne
oder olivenbraune Massen.
Nostoc commune Vauch.
lebt als unregelmäßig ausgebreitete, haut- oder blattartige, gelappte Masse auf feuchtem Boden in ganz Europa,
[* 55] wird im trocknen
Zustand leicht übersehen, quillt nach Regen bedeutend auf und wird dann plötzlich und oft in Menge bemerklich, daher das
Volk diese Pflanze für gefallene Sternschnuppen hält. Davon muß man die auch Sternschnuppengallerte genannten
farblosen, gallertigem Eiweiß gleichenden Klumpen unterscheiden, welche bisweilen auf dem Erdboden gefunden werden und als
die bei Feuchtigkeit außerordentlich aufquellenden Eileiter von Fröschen erkannt worden sind, welche von Vögeln verzehrt und
teilweise wieder ausgespieen werden. Ein besonderes Interesse hat Nostoc neuerdings erlangt wegen seines Übergangs
in Collema (s. d. und Flechten),
[* 56] und weil Kolonien von Nostoc auch in Intercellularräumen mancher höhern Pflanzen gefunden worden
sind.
(lat.), Kennzeichen, Merkmal, dann Anmerkung, Notiz;
einen Auftrag in n. nehmen, kaufmännisch s. v. w. zur Erledigung
vormerken, eine Ware in nota geben, s. v. w. dieselbe bestellen. Nota bedeutet auch eine
Rechnung, die im Einzelverkauf mit den verkauften Waren übergeben wird (s. Note).
Zwar fehlt es seinen Stücken fast ganz an komischer Kraft
[* 64] und oft auch an spannender Verwickelung und lebendiger Handlung;
dafür aber entschädigt er durch vortreffliche Charakterzeichnung und überraschende Situationen. Zu seinen besten Leistungen
gehören: »I primi passi al mal costume«, »Il
progettista«, »Il nuovo ricco« und »L'ammalato
in immaginazione« (beides NachahmungenMolières),
(franz. Notables), die durch Bildung, Rang und Vermögen hervorragenden Männer; eine zuerst in Frankreich aufgekommene
Bezeichnung. Als dort die Reichsstände (Etats-Généraux) den absolutistischen Bestrebungen der französischen Könige hinderlich
zu werden anfingen, suchte man durch Berufung von Notabelnversammlungen (Assemblées des notables) jene in den Hintergrund zu
drängen. Die erste Notabelnversammlung wurde 1369 von Karl V. berufen. Da die Notabelnversammlungen hinsichtlich
ihrer Berufung, Zusammensetzung und Thätigkeit ganz von der Willkür des Hofs abhingen, so waren sie die allzeit bereitwilligen
Werkzeuge
[* 66] des Despotismus, namentlich sobald die verlangten Abgaben nicht sie selbst trafen. Im Lauf der Zeit gewann jedoch auch
das Institut der Notabeln eine den Reichsständen¶
mehr
ähnliche Gestalt. So erschienen auf einer Notabelnversammlung im Januar 1558 neben den Abgeordneten der drei privilegierten
Stände auch solche der Obergerichtshofs und eine ähnlich konstruierte Versammlung berief Heinrich IV. 1596 in Rouen
[* 68] zusammen.
Infolge der Fortschritte der absoluten Macht der Könige ging aber das Institut der Notabeln wieder ein; nach
einer Versammlung von 35 Notabeln, welche Richelieu 1626 zu Paris
[* 69] veranstaltete, geriet auch dieser letzte Rest der ständischen
Mitwirkung bei der Regierung in Vergessenheit.
Erst als die Zerrüttung der Finanzen unheilbar zu werden drohte, nahm unter Ludwig XVI. der MinisterCalonne zur
Berufung der Notabeln seine Zuflucht. Dieselben tagten bis 25. Mai genehmigten auch die Steuerprojekte
der Regierung. Da diese jedoch von dem PariserParlament nicht registriert und dadurch die Berufung der Reichsstände (Etats-Généraux)
selbst notwendig wurde, so versammelte Ludwig XVI. die Notabeln zum zweitenmal um über die Zusammensetzung und Geschäftsordnung
der Reichsstände zu beraten; die Notabeln tagten bis und sprachen sich namentlich gegen die Verdoppelung
der Abgeordnetenzahl des dritten Standes aus, indem sie so der Revolution auch ihrerseits den Boden bereiten halfen.
(lat.), die Gesamtheit der von der Staatsgewalt zur Aufnahme und Beglaubigung von Rechtsakten
ermächtigten Personen (Notare, lat. notarii, franz. notaires), auch die Summe der denselben übertragenen Befugnisse;
Notariatsurkunden
(Notariatsinstrumente), die von einem Notar in amtlicher Eigenschaft aufgenommenen Urkunden, welche öffentlichen Glauben genießen;
notarielle Schulddokumente, die vom Notar beglaubigten Schuldverschreibungen, auf Grund deren nach französischem Rechte die
sofortige gerichtliche Hilfsvollstreckung statuiert wird, ein System, welches auch die deutsche Zivilprozeßordnung (§ 702)
angenommen hat;
Notariatsordnungen, ausführliche Gesetze zur Normierung des gesamten Notariatswesens.
Die heutigen Notare
haben von den Notarii der Römer
[* 70] (»Geschwindschreiber«, von »notae«,
d. h. abkürzende Schriftzeichen) nur den Namen. Ihre eigentlichen Vorgänger waren vielmehr die römischen Tabelliones,
welche, wie man dies in Italien
[* 71] noch jetzt zuweilen findet, auf öffentlichen Plätzen ein Geschäft daraus machten, dem Publikum
durch die Abfassung schriftlicher Aufsätze und Eingaben an Behörden u. dgl.
dienstbar zu sein. Dadurch nun, daß man dieselben zur Beurkundung gerichtliche Akte zuzog und den von ihnen aufgenommenen
Urkunden öffentlichen Glauben beilegte, entwickelte sich im Mittelalter in Italien das heutige Notariat, welches
in Deutschland
[* 72] namentlich durch die Notariatsordnung KaiserMaximilians von 1512 gesetzlich geregelt wurde.
Die Disziplinargewalt über die Notare wird durch Notariatskammern ausgeübt, welche auch etwanige Beschwerden über jene, namentlich
über Gebührenrechnungen, entgegennehmen. Ein großer Übelstand ist aber die Käuflichkeit der Notariatsstellen, welche
zur Folge hat, daß der Notar, um sein Anlagekapital wieder herauszuschlagen, vielfach anderweite Geschäfte
mit betreibt, welche an und für sich nicht in seinen Wirkungskreis fallen. Übrigens ist dies System in Elsaß-Lothringen
[* 73] nicht beibehalten, vielmehr ist hier die Käuflichkeit der Notariatsstellen unter Entschädigung der von Frankreich übernommenen
Notare aufgehoben worden. In Deutschland hat das Notariat nur in Rheinpreußen (Notariatsordnung vom
und in Bayern
[* 74] (Notariatsordnung vom eine gleiche Ausdehnung
[* 75] gefunden.
Außerdem ist der Wirkungskreis der Notare meistens nur auf Beglaubigung von Unterschriften und von Abschriften sowie auf die
Aufnahme von Wechselprotesten beschränkt, und zumeist ist das Notariat mit der Rechtsanwaltschaft verbunden. Die Aufstellung einer
allgemeinen Notariatsordnung für das Deutsche Reich
[* 76] ist in Aussicht genommen. In Preußen
[* 77] sind die Notare
Staatsbeamte, welche zu den nicht richterliche Justizbeamten zählen und unter der Aufsicht des Justizministers, der Oberlandes-
und Landesgerichtspräsidenten stehen.
Zur Anstellung wird die Befähigung zum Richteramt erfordert. Das preußische Gesetz vom faßt das Notariat in
drei wesentlich gleichartige Gruppen zusammen:
1) Oberlandesgerichtsbezirk Köln
[* 78] mit der rheinischen Notariatsordnung vom und Nachträgen dazu vom und
2) Oberlandsgerichtsbezirk Celle
[* 79] mit der hannöverschen Notariatsordnung vom welche mehrfach modifiziert und auf
den KreisRinteln mit ausgedehnt ist;
3) die übrigen Teile der preußischen Monarchie, auf welche das zunächst nur für das landrechtliche Gebiet erlassene altpreußische
Notariatsgesetz vom ausgedehnt ist. In Österreich
[* 80] (Notariatsordnung vom ist der Notariatszwang für
folgende Rechtshandlungen eingeführt, deren Gültigkeit durch die Aufnahme eines Notariatsaktes bedingt ist: Ehepakten, Kauf-,
Tausch-, Renten- und Darlehnsverträge und Schuldbekenntnisse zwischen Ehegatten, Bestätigungen über den Empfang des Heiratsguts,
Schenkungsverträge ohne wirkliche übergabe, endlich alle Urkunden über Rechtsgeschäfte unter Lebenden, welche von Blinden
oder von Tauben,
[* 81] die nicht lesen, oder von Stummen, die nicht schreiben können, errichtet werden. Im übrigen ist die Stellung
der Notare dieselbe wie nach dem deutschen System; doch können die österreichischen Notare von den Gerichten
für bestimmte Geschäfte als Kommissare bestellt werden.
flache Baue, welche Füchse und Dachse sowie andres in Erdbauen lebendes Wild namentlich
in Getreidefeldern anlegen, um sich darin vorübergehend aufzuhalten.
(lat.), Bemerkung, Anmerkung, schriftliche Mitteilung, kurze Urkunde; insbesondere in einem Buch die der Seite
untergesetzte oder am Schluß eines Abschnitts oder des ganzen Buches beigefügte Erläuterung des im Buch selbst nur in der Kürze
Angedeuteten. Im diplomatischen Verkehr heißt Note eine von einer Regierung der andern gemachte Mitteilung, die sowohl direkt
an die betreffende Regierung gerichtet sein und im Weg des gewöhnlichen gesandtschaftlichen Verkehrs oder durch außerordentliche
Botschaft an dieselbe gelangen, als auch bloß an den Gesandten der sie erlassenden Regierung ergehen kann und
zwar mit der Weisung, der Regierung, bei welcher er beglaubigt ist, mündliche (Verbalnote) oder schriftliche Mitteilung davon
zu machen.
Bei Verbalnoten wird zuweilen eine Abschrift von der Note gegeben oder genommen, nachdem sie derGesandte verlesen hat. Bei wichtigen
politischen Vorgängen erläßt wohl auch eine Regierung eine solche Note an sämtliche Regierungen, mit
welchen sie in diplomatischen Verkehr steht (Zirkularnote), um ihre Ansichten und Entschließungen in betreff der obschwebenden
Fragen kundzugeben. Zuweilen vereinigen sich auch mehrere Kabinette zu einer gemeinsam oder doch in gleichem Wortlaut an eine
Staatsregierung zu erlassenden Note (Kollektivnote, identische Note), um auf diese eine besondere Pression
auszuüben. - Im kaufmännischen Verkehr versteht man unter Note. (Nota) die Rechnung des Kaufmanns für den Konsumenten, während
die im Verkehr zwischen Kaufleuten untereinander, namentlich zwischen den nicht an demselben Platz wohnenden, übliche Rechnung
Faktur (s. d.) genannt wird. Auch bezeichnet man mit Note den sogen.
Schlußzettel, welcher im Bank- und Börsenverkehr bei dem Abschluß von Kaufgeschäften ausgestellt wird
(s. Schlußnote). Note wird ferner abgekürzt für Banknote gesagt (s. Banken, S. 325) und bedeutet endlich s. v. w.
Zensur und
Zensurgrad, wie er bei einer Prüfung erteilt wird.
konventionelle Zeichen für die musikalischen Töne. Das Wort nota im Sinn von Noten gebrauchte schon Fabius Quintilian (2.
Jahrh. n. Chr.); Boethius (um 500) bezeichnet damit die griechische Notenschrift; später ging der Name auf die Neumenschrift
(nota romana) und nach Erfindung der Linien auf die Choralnote und Mensuralnote über (vgl. die Spezialartikel). Es ist besonders
zweierlei, was die Noten auszudrücken haben: die Tonhöhe und die Dauer des Tons. Steigen und Fallen
[* 85] des
Tons wird in unsrer heutigen Notenschrift ausgedrückt durch höher u. tiefer gestellte
Punkte (Notenköpfe), deren Abstände durch Linien und Hilfslinien geregelt sind; die absolute Tonhöhenbedeutung bestimmen
die Schlüssel, in die Linien eingezeichnete Buchstaben (F, C und G, s. Buchstabentonschrift und Schlüssel). Jeder Ton hat noch
heute einen Buchstabennamen wie in alter Zeit, und wenn auch bei den romanischen Völkern die Benennung
der Töne mit den Solmisationssilben Ut (Do), Re, Mi, Fa, Sol, La (Si) die Buchstabennamen verdrängt hat, so ist doch auch bei
ihnen in den Schlüsseln ein Rest der Buchstabentonschrift erhalten. Das System der Noten und Schlüssel ist
auf S. 263 übersichtlich zusammengestellt.
Weitere Abstufungen der Tonhöhe werden durch ♯, ♭, ×, ♭♭, ♮ bei diesen Noten gewonnen (s.
Versetzungszeichen, Erhöhung, Erniedrigung und Auflösungszeichen). Die rhythmischen Wertzeichen (Tondauerzeichen) sind in
übersichtlicher Zusammenstellung:
Der leichtern Übersicht der rhythmischen Verhältnisse der Töne dienen die Taktstriche sowie die Taktvorzeichnung
(s. d.); die absolute Dauer der Töne wird durch Metronombestimmungen (s. Taktmesser) oder durch Tempobezeichnung in Worten
(s. Tempo) gegeben. Eine Reihe andrer Bezeichnungen durch Worte und Zeichen (‹›, ⁀, ..., ‸ etc.) bestimmt weitere Nüancen
des Vortrags (s. Vortragszeichen). Ein Überrest der alten Neumenschrift sind die Zeichen der Verzierungen (s. d.).