Eine
Fläche oder
Linie ist horizontal gestellt, wenn sie dem
Horizont
[* 2] parallel steht (wobei hier nun wieder die scheinbar ebene
Fläche gemeint werden muß). Niveaulinien, s.
Nivellieren und
Aufnahme, topographische.
(franz.), eine
Operation der
Feldmeßkunst zum
Zweck, die Höhenlage von
Punkten im
Terrain
unter sich oder in Bezug auf einen bestimmten
Punkt zu bestimmen. Zur Ausführung dienen die Nivellierinstrumente, deren Konstruktionsprinzip
auf die Anzeigung einer
Horizontalen in jedem Aufstellungspunkt zurückzuführen ist, wobei noch senkrecht aufgestellte
Maßstäbe,
Nivellierlatten, als Hilfsinstrumente dienen. Das einfachste Nivellierinstrument
[* 3] ist die
Kanalwage, eine etwa 1 m
lange blecherne
Röhre von 3
cm Weite, deren
Enden in einer
Ebene im rechten
Winkel
[* 4] aufwärts gebogen sind.
Auf dieselben werden
oben offene Glascylinder gesteckt. Diese
Röhre wird mit einer in ihrer Mitte nach unten stehenden
Tülle
auf ein
Stativ gesteckt und bis zur Hälfte der Glascylinder mit gefärbtem
Wasser gefüllt, über dessen
Oberfläche in den beiden Glasröhren, da sie die horizontale
Ebene angibt, man visiert. Die
Kanalwage ist nur auf kurze
Strecken
von höchstens 50 m zu gebrauchen und liefert auch hier keine genauen
Resultate; sie wird daher, wie auch die genauer arbeitenden
Niveau- und Nivellierdiopter, immer mehr durch das Nivellierfernrohr verdrängt.
Dies ist ein
Fernrohr
[* 5] mit 25-30
mm Objektivweite, unter, über oder neben welchem, parallel zu seiner
Achse, eine Röhrenlibelle
angebracht ist, und welches auf einem Tellerstativ, wie das der
Meßtische, aufgestellt wird. Um dem
Fernrohr eine feine Horizontaldrehung
geben zu können, wird es mittels einer
Hülse
[* 6] auf den
Zapfen
[* 7] eines
Dreifußes gesteckt, welcher mit drei
senkrechten
Schrauben
[* 8] in konischen
Lagern auf dem
Teller des
Stativs steht.
Um den in der
Hülse steckenden
Zapfen ist das
Fernrohr
horizontal drehbar.
Breithaupt hat das Nivellierfernrohr noch mit einer Tangentialschraube, Stampfer mit einer Elevationsschraube für Distanzmessungen
versehen. Die Nivellierlatten sind 4-5 m lange, 10
cm breite, 2-3
cm dicke hölzerne Latten, welche auf
der einen Seite
eine schwarz und weiße Zentimetereinteilung, auf der andern Seite für genaue Messungen zum Senkrechtstellen
ein
Dosenniveau haben. Diese Skalenlatten können nur dann in Anwendung kommen, wenn der Nivellierende noch die Maßeinteilung
vom Beobachtungspunkt aus ablesen kann.
Ist dies nicht möglich, so wird eine Tableaulatte verwendet, auf welcher eine quadratische
Platte verschiebbar ist, deren
Vorderseite in vier gleiche quadratische
Felder von mehrfarbigem
Anstrich geteilt ist, und nach deren durch den gemeinsamen
Eckpunkt der vier kleinen
Quadrate bezeichnetem
Mittelpunkt visiert wird. Die
Höhe desTableaus vom
Fußpunkt
der Latte wird von dem Lattenhalter an der Maßeinteilung abgelesen. Das Nivellieren selbst wird nach zwei
Methoden ausgeführt: aus
den Endpunkten (Perimetermethode) oder aus der Mitte (Zentralmethode).
Beim Nivellieren aus dem Endpunkt wird das
Instrument im Endpunkt der Nivellementslinie stationiert und die
Höhe der wagerecht gestellten
Fernrohrachse über dem
Boden gemessen, dann nach der vorwärts angestellten Latte visiert. Bei Steigungen
des
Terrains erhält man die wirkliche
Höhe der Latten über dem Stationspunkt, wenn von der gemessenen Instrumenthöhe das
an der Latte abgelesene
Maß subtrahiert, beim Terrainfall, wenn von der Lattenablesung die Instrumenthöhe abgezogen wird.
Bei dem Nivellieren aus der Mitte wird das Nivellierfernrohr vorwärts der im Endpunkt der Nivellementslinie
aufgestellten Latte stationiert. Nachdem durch den Rückblick die Latte anvisiert ist, wird dieselbe vorwärts vom
Instrument
aufgestellt, das
Fernrohr herumgedreht und die Latte durch den Vorblick anvisiert. Man erhält die Höhendifferenz der Lattenpunkte,
indem man die an der Latte in den beiden
Stellungen abgelesenen
Maße voneinander subtrahiert, wobei selbstredend
die Fernrohrhöhe ganz außer Betracht bleibt.
Das Nivellieren aus der Mitte ist einfacher, geht schneller und gibt genauere
Resultate als das Nivellieren aus dem Endpunkt und ist jetzt das
gebräuchlichere.
Hat das Nivellieren den
Zweck, die
Höhe einer AnzahlPunkte, welche durch topographische
Aufnahmen
festgelegt sind, zu bestimmen, so ist der
Abstand der einzelnen Stationspunkte unter sich gleichgültig; soll aber aus dem
Nivellement die Gestaltung des
Terrains in einem senkrechten
Schnitt (Nivellementsprofil) ersichtlich sein, so muß die ganze
Nivellementslinie durch Längenmeßinstrumente
(Meßkette,
Meßband etc.) gemessen werden, und es kommen hierbei
die distanzmessenden Nivellierfernrohre von
Breithaupt und Stampfer mit Vorteil in Anwendung. Die Einflüsse der Erdkrümmung
und
Refraktion werden bei dem Nivellieren aus der Mitte dann vollständig paralysiert, wenn das
Instrument genau in der Mitte zwischen
zwei Lattenpunkten aufgestellt wird.
Zur Ermittelung der Niveauverhältnisse in dem europäischen
Festland beschloß bei ihrer
Bildung die »europäische
Gradmessung«
[* 9] besonders genaue
Nivellements, Präzisionsnivellements; für
Deutschland
[* 10] hatte schon früher
GeneralBaeyer gefordert,
daß alle Gemarkungsgrenzsteine nivellitische
Marken sein sollten, um auf diese
Weise eine breiteste Grundlage für alle Detailhöhenmessungen
im Land zu besitzen und auch dadurch viele sonst nötige lokale Nivellierarbeiten ersparen zu können. Die ersten
Präzisionsnivellements durch Beschluß der
Gradmessung wurden 1867 begonnen, nachdem die
Schweiz
[* 11] 1864 und
Sachsen
[* 12] 1865 vorangegangen
waren. Auch die trigonometrische Abteilung der preußischen
Landesaufnahme (s. d.) begann um
¶
Vgl. Gehrmann, Über Präzisionsnivellements (in der »Zeitschrift für
Vermessungswesen«, 1880).
Die permanenten Marken für die Nivellementspunkte der Landesaufnahme sind Quadersteine, die etwa 0,3 m hoch über der Erde
erscheinen und einen metallenen Nivellementsbolzen mit Nummer an der Vorderfläche zeigen. Aus einem
Verzeichnis der Höhenpunkte ist unter der entsprechenden Nummer die Höhe zu ersehen.
(althochd. nihhus, nichus, altnord. nikr, dän.
nøk, schwed. näck), in der german. Mythologie männliche und weibliche Wassergeister der Bäche und Flüsse,
[* 23] Teiche und Seen,
ursprünglich Geister der himmlischen Gewässer, daher zum Teil ihre Mythen (vgl. Elfen). Der Nix (Neck)
oder Wassermann wird meist ältlich und langbärtig, zuweilen jedoch auch als rauhhaariger oder gelblockiger Knabe dargestellt
und als grausam, blutdürstig und die Einsamkeit liebend geschildert.
Die weiblichen Nixen dagegen erscheinen in der Sonne
[* 24] sitzend, ihre langen Haare
[* 25] kämmend oder mit dem Oberteil
des Leibes, der von wunderbare Schönheit ist, aus den Wellen
[* 26] tauchend, sind gesellig und, wenn sie ans Land unter Menschen
gehen, nur an dem nassen Kleidersaum oder Zipfel der Schürze kenntlich. Alle Nixen lieben Spiel, Gesang und Tanz, und der schwedische
Strömkarl
(in Norwegen
[* 27] Fossegrim genannt) lehrt sogar Menschen sein Spiel, durch das er lockt und bezaubert.
Wie die Nixe sich gern einen schönen Jüngling zum Geliebten wählt, den sie in die Flut hinabzieht, holt sich auch der Nix
nicht selten ein Mädchen zur Frau in seine Behausung. Wenn aber von Flüssen gesagt wird, sie verlangen
ihr jährliches Opfer, so erinnert dies an die Opfer, die einst den Nixen gebracht wurden.
Von der
Mündung ihres größten Nebenflusses, des Irbit, an wird sie schiffbar und dient als Hauptstraße für alle zum großen Irbitschen
Jahrmarkt kommenden Waren.
[* 29] 1) (franz. Nice) Hauptstadt des franz. DepartementsSeealpen und berühmter klimatische Kurort, liegt in herrlicher
Gegend am Fuß der südlichen Ausläufer der Seealpen, welche mit dem 854 m hohen Mont Chauve die Stadt und deren ganze
Umgebung beherrschen, an einer Bucht des LigurischenMeers, welche östlich vom MontBoron und dem mit einem kleinen Fort gekrönten
Montalban begrenzt wird, und in welche hier der Paillon (Paglione) mündet. Das Klima
[* 30] ist infolge der gegen Norden
[* 31] durch terrassenartig
ansteigende Bergketten geschützten Lage im Winter sehr mild und dabei heiter.
Die durchschnittliche Temperatur beträgt für das Jahr 15,9° C., für den Winter 9,5° C. Nur an wenigen Tagen sinkt das Thermometer
[* 32] morgens einige Grad unter Null. Auch der Sommer ist bei den herrschenden Seewinden nicht unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit
beträgt im Jahresmittel 61,4 Proz.; große Trockenheit bewirkt nur
der Mistral im März und April. Die Wintersaison (November bis April) zählt 103 sonnige, 42 bedeckte und 36 Regentage.
Die Vorzüge des Klimas bezeugt auch die prächtige und mannigfaltige Vegetation der Umgegend. Nizza ist durch den Paillon in
die alte Stadt, welche sich am Fuß des senkrecht aus der Meeresküste aufsteigenden Schloßbergs mit
engen, winkeligen Straßen ausbreitet, und in die Neustadt,
[* 33] welche sich mit breiter Meeresfronte nordwärts bis zu den Bergterrassen
hinzieht, geteilt.
Auch an die alte Stadt haben sich im Norden und O. neue Quartiere angeschlossen. Der 97 m hohe, mit schönen Anlagen geschmückte
Schloßberg bietet den prächtigsten Überblick über Stadt und Umgebung. Östlich von demselben liegt
der Hafen Lymbia, 1751 angelegt, neuerdings vergrößert. Das Standbild seines Erbauers, des KönigsKarlFelix, steht über
dem Hafen auf der PlaceBellevue. Bemerkenswerte Plätze und Straßen in der alten Stadt sind ferner der mit Anlagen und Springbrunnen
geschmückte SquareGaribaldi, der Corso an der
¶
Die öffentlichen Gebäude von Nizza bieten wenig Bemerkenswertes. Es befinden sich darunter 10 katholische, je eine
deutsch-lutherische, französisch-reformierte, anglikanische, presbyterianische und russische Kirche und 2 Synagogen;
außerdem sind das Tribunal (ehemals Stadthaus), der Uhrturm, der Präfekturpalast, 2 Theater,
[* 36] das große 1883 über dem Paillon
erbaute Kasino mit Wintergarten und andre Gesellschaftslokale zu nennen. Die Stadt zählt (1886) 61,464 (als
Gemeinde 77,478) Einw., deren Sprache
[* 37] eine Mischung des Provençalischen und Italienischen ist.
Den hauptsächlichsten Erwerb bietet denselben der Fremdenverkehr. Alljährlich kommen 10-15,000 Personen zu längerm Aufenthalt,
insbesondere für die Wintersaison, nach Nizza. Außerdem sind als Erwerbszweige Obstbau, Industrie und Handel von Bedeutung. Der
erstere liefert in außerordentlich reichem MaßOliven, Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln und Johannisbrot; auch der Weinbau
(Belletwein) wird stark betrieben. Von gewerblichen Industriezweigen sind zu erwähnen: die Fabrikation von Essenzen, Parfümerien
und eingemachten Früchten, die Kunsttischlerei und Verfertigung von eingelegten Arbeiten, die Färberei etc. Der Handel umfaßt
als Hauptgegenstände in der Ausfuhr: Olivenöl, Parfümerien, Blumen u. Südfrüchte;
in der Einfuhr: Getreide,
[* 38] Wein, Olivenöl,
Kohlen, Vieh und Holz.
[* 39] Im Hafen, welcher vollkommen geschützt, jedoch nur fürSchiffe
[* 40] bis 4 m Tiefgang zugänglich
und fortschreitender Versandung ausgesetzt ist, sind 1885 handelsthätig 1017 Schiffe mit 167,428 Ton. eingelaufen (davon 400 Schiffe
mit 62,836 T. im internationalen Verkehr) und 719 Schiffe mit 123,332 T. ausgelaufen (218 mit 28,315 T. im
Auslandsverkehr).
Der Warenverkehr beim Zollamt von Nizza repräsentierte in der Einfuhr einen Wert von 17,1, in der Ausfuhr
einen solchen von nur 1,9 Mill. Frank; die Ausfuhr, welche meist durch die Eisenbahn vermittelt wird, wählt eben großenteils
andre Austrittspunkte (Marseille etc.). Nizza steht in regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung mit Marseille, Genua
[* 41] und
der InselCorsica
[* 42] (Bastia und Ajaccio); als Landverkehrsweg tritt die über Nizza führende Eisenbahnlinie Marseille-Genua hinzu.
(Niegosch, Ngegusch), nach dem in der Katunska Nahia bei Cetinje gelegenen Ort gleiches Namens benanntes Geschlecht
in Montenegro,
[* 51] von dem eine Familie, die Herakovići, sich 1697 zur erblichen Herrscherwürde von Montenegro
emporschwang. Der Ahnherr der Familie ist Danilo Stjepćev, welcher 1697 zum Wladika gewählt wurde. Seitdem blieb das Wladikat
in der Familie erblich. Dem in Volksgesängen vielgefeierten, nachmals heilig gesprochenen WladikaPeter I. (seit 1785) folgte 1830 sein
NeffePeter II., geb. 1813, der sich zugleich durch das Gedicht »Luča mikrokosma« (»Strahl des Mikrokosmus«,
1845),
die große nationale Dichtung »Gorski vijenac« (»Der
Bergkranz«, 1847; deutsch von Kirste, Wien
[* 52] 1886),
worin er die Vertreibung der Türken aus Montenegro besang, und das Drama »Lažni
car Štjepan Mali« (»Der falsche
¶
mehr
ZarStephan der Kleine«) den Ruhm eines großen Dichters erwarb. Auch gab er eine vorzügliche Sammlung serbischer Volkslieder
(von 1510-1844) unter dem Titel: »Ogledalo srpsko« (»Serbischer
Spiegel«)
[* 54] heraus. Er starb in Cetinje und hatte seinen NeffenDanilo (s. d.) zum Nachfolger. Seine Biographie schrieb
Lawrow (russ., Mosk. 1887). Vgl. Montenegro.
(eigentlich Noach), der Sohn Lamechs, ward nach der hebräischen Volkssage, in welcher er den chaldäischen Xisuthros,
den indischen Prithu, den griechischen Deukalion vertritt, nach der allgemeinen Sündflut (s. d.) der Stammvater eines neuen
Menschengeschlechts, VaterSems, Hams und Japhets, der erste, der den Weinstock pflanzte.
(spr. noáj), altes franz. Adelsgeschlecht, welches
aus der ProvinzLimousin stammte und seinen Namen von einer 1663 zum Herzogtum erhobenen Herrschaft bei Brives
im DepartementCorrèze erhielt, in deren Besitz es schon im 11. Jahrh. war. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
5) Paul, Herzog von, geb. erbte 1824 die Titel und Pairie seines Großoheims LouisFrançoisPaul, Herzogs von Noailles (1739-1824),
trat 1827 in die Pairskammer und zählte zu den Legitimisten. Auch als Geschichtschreiber machte er sich
bekannt, wurde 1849 zum Mitglied der Akademie erwählt und starb in Paris. Er schrieb eine »Histoire de Madame de
Maintenon« (Par. 1848-58, 4 Bde.)
und »Histoire de la maison St.-Cyr« (2. Aufl. 1856). - Sein ältester Sohn, Herzog Jules, geb. 1826, ist
jetzt Haupt der Familie. Sein zweiter Sohn, Emanuel Victorien Henri, Marquis de Noailles, geb. 1830, ward 1872 französischer Gesandter
in Washington,
[* 74] 1873 Botschafter in Rom, 1882 in Konstantinopel und nahm 1886 seinen Abschied. Er machte sich durch Werke über
Polen bekannt (»La Pologne et ses frontières«, Par.
1863; »La poésie polonaise«, das.
1866, und »Henri de Valois et la Pologne en 1572«, das. 1867, 3 Bde.).
(spr. nobl), engl. Goldmünze, dem
Dukaten entsprechend, wurde 1343-1550 geprägt (doppelte, einfache und halbe) und nach den regierenden Fürsten benannt.
Mit dieser wurde der Sohn beauftragt, der 1862 eine Eisengießerei
[* 99] begründete, die sich schnell zu einer bedeutenden Maschinenbauanstalt
entwickelte und mit einer Gewehrfabrik verbunden wurde. In Gemeinschaft mit seinen Brüdern, von denen einer
das Dynamit erfunden hatte, begann er um 1875 die Ausbeutung der Naphthaquellen von Baku und erhob das Unternehmen in zehn
Jahren zur höchsten technischen Vollendung. Da es an Holz zu Fässern fehlte, konstruierte er für den Wassertransport des
Erdöls eiserne Dampfboote und Flußkähne, für den Eisenbahntransport Zisternenwaggons, welche das Erdöl
[* 100] direkt aufnehmen, und bedeckte Rußland mit einem Netz großer Reservoirs, aus denen erst das Öl in den Handel übergeht. Dem
Transport dienten über 20 Dampfboote, eine ganze Flotte kleinerer Schiffe und mehr als 2000 Waggons, sein Öllager war die größte
Raffinerie der Welt. Während bis dahin das kaukasische Erdöl kaum mehr als lokale Bedeutung gehabt hatte,
macht es jetzt auch in Deutschland dem amerikanischen Konkurrenz. Nobel starb in Cannes.
fürstliche Leibgarden, ehemals aus den Söhnen des Adels eines Landes rekrutiert, deren Mitglieder einen
viel höhern Rang in der Armee bekleideten, als ihre Charge in der Nobelgarde angibt;
KarlEduard, bekannt durch sein Attentat auf den KaiserWilhelm, geb. als Sohn eines Domänenpachters
im Posenschen, studierte die Landwirtschaft, trat in Dresden in Beziehungen zu sozialistischen Agitatoren und versuchte von
einem Haus Unter den Linden (Nr. 18) in Berlin den auf einer Spazierfahrt im offenen Wagen begriffenen Kaiser mit zwei Schüssen
aus einer mit grobem Schrot geladenen Flinte zu erschießen, traf ihn auch zweimal und verwundete ihn schwer. Als er sich entdeckt
sah, schoß er sich mit einem Revolver
[* 101] in den Hinterkopf und starb ohne auf längere Zeit
zur Besinnung gekommen zu sein.
¶
Farbenringe, schöne, verschiedenfarbige Gürtel,
[* 103] welche man nach Nobili (1826) erhält, wenn man eine horizontal
auf den Boden eines Gefäßes gelegte, mit dem positiven Pol einer galvanischen Batterie verbundene Silberplatte (silberplattierte
Kupferplatte) mit einer Lösung von essigsaurem Blei
[* 104] (Bleizucker) übergießt und in die Lösung einen mit dem negativen Pol verbundenen
vertikalen Platindraht eintaucht; der Sauerstoff, welcher sich durch Elektrolyse
[* 105] an der positiven Platte abscheiden sollte,
oxydiert das Blei der Lösung zu Bleisuperoxyd, welches sich auf der Platte als dünner, durchsichtiger Überzug absetzt, der
unmittelbar unter dem negativen Platindraht am dicksten ist und von da, ringsum nach außen hin dünner werdend,
in immer weitern Kreisen sich ausbreitet.
Diese dünne Schicht zeigt nun Interferenzfarben (Farben dünner Blättchen, Newtons
[* 106] Farbenringe), welche, weil jeder andern
Dicke ein andrer Farbenton entspricht, als bunte, kreisförmige Ringe den durch den Platindraht bezeichneten Mittelpunkt konzentrisch
umgeben. Man benutzt solche mit Interferenzfarben prangende Überzüge, um allerlei kleine Metallgegenstände, wie
Aschenbecher, Tischglocken etc., durch Elektrolyse zu schmücken, und nennt dieses VerfahrenGalvanochromie oder Metallochromie
(s. Galvanische Färbung).
[* 107] In neuester Zeit hat Guébhard kompliziert derartige Ringsysteme dargestellt, indem er der verschiedenartig
begrenzten Metallplatte Pole in verschiedener Anzahl und Gruppierung gegenüberstellte. Die farbigen Kurven, die man jedesmal
erhält, sind die Linien gleicher Dichte der aus der Flüssigkeit in die Metallplatte eintretende Strömung;
sie sind in ihrem Aussehen ähnlich den Linien gleicher Spannung (gleichen Potenzials), welche sich in der Metallplatte ergeben
würden, wenn die Poldrähte unmittelbar auf dieselbe ausgesetzt würden.
(lat. nobilitas), in Rom die Gemeinschaft derjenigen Familien, auf welche sich seit dem zweiten PunischenKrieg die höhern Ehrenstellen allmählich fast ausschließlich beschränkt hatten, also eine Art
Amtsadel, der sich gegen die Außenstehenden ebenso abzuschließen suchte, wie es ehedem die Patrizier gegen die Plebejer gethan
hatten, so daß nur ausnahmsweise und selten ein nicht zu ihm Gehöriger zu den höchsten Ehrenstellen, namentlich zum Konsulat,
gelangte. Die Mitglieder dieser Familien hießen Nobiles, auch Optimates, Boni viri; diejenigen, welche
diesem geschlossenen Kreis nicht angehörten (Ignobiles), wurden, wenn sie dennoch die höchsten Ehrenstellen erreichten,
Homines novi genannt.
In der Altmark (wenn auch unverstanden) noch lokalisiert in Tradition und Gebrauch, insofern dort an der Grenze des
Drömling ein Dorf Nobiskrug (oder Ferchau, s. v. w. Seelenau)
liegt und man den Toten (die sich dort versammeln sollen) ein Geldstück unter die Zunge legt (das alte Fährgeld).
(Nos, Nosbach), Fluß in Südtirol, welcher am Corno dei tre Signori (der Ortlergruppe) entspringt und bei SanMichele
in die Etsch mündet. SeinThal
[* 108] heißt im obern Teil Sulzberg (Val di Sole), hat hier hochalpinen Charakter und verzweigt sich mit
seinen Seitenthälern bis in die Eiswildnisse der Presanella- und Ortlergruppe; in seinem untern Teil heißt es Nonsberg (Val
di Non) und ist hier eigentlich eine vom Noce und seinen Zuflüssen tief durchfurchte Hochebene mit dichter
Bevölkerung,
[* 109] Seidenzucht und Weinbau, vielen Schlössern und Burgruinen, gegen das Etschthal durch den vom Noce durchbrochenen
Engpaß Rocchetta gesperrt.
2) Nocera-Inferiore (das antike Nuceria Alfaterna), Stadt in der ital. ProvinzSalerno, an der Bahnlinie Neapel-Metapont, ist Bischofsitz,
hat eine Kathedrale, in geringer Entfernung außerhalb der Stadt die interessante altchristliche Taufkirche Santa MariaMaggiore
(aus dem 5. Jahrh.), Baumwollspinnerei u.
-Weberei u. (1881) 12,522 Einw.
(Nachgeschäft), Geschäft »auf noch«, »mit
noch«, ein Prämiengeschäft, bei welchem der Prämienzahler die Wahl hat, ob er die ursprünglich vereinbarte Menge oder mehr
als diese liefern, bez. fordern will. Vgl. Börse (S. 238).