Wahrheit von dieser selbst, die
Theologie teils vom Buchstabenglauben zu befreien, teils den naturalistischen
Neigungen der
Zeit entgegenzuwirken; so in seinen
Schriften: »De revelatione religionis externa eademque publica« (Leipz. 1808);
»De discrimine
revelationis imperatoriae et didacticae« (Wittenb. 1830, 2 Bde.).
Vgl.
Hoppe, Denkmal des verewigten Nitzsch
(Halle
[* 2] 1832).
2)KarlImmanuel, protest. Theolog, Sohn des vorigen, geb. zu
Borna, habilitierte sich 1810 in
Wittenberg,
[* 3] ward 1811 Diakonus an der Schloßkirche und wirkte seit 1817 auch an dem von seinem
Vater geleiteten
Predigerseminar. 1820 ward er
Propst in
Kemberg, und 1822 folgte er einem
Ruf als
Professor und
Universitätsprediger nachBonn.
[* 4] 1843 zum Oberkonsistorialrat ernannt, wirkte er auf der preußischen Generalsynode von 1846,
ging 1847 als
Professor, Universitätsprediger und Mitglied des
Oberkirchenrats nach
Berlin,
[* 5] wo er 1855 auch
Propstan St.
Nikolai
wurde und, seit zwei
Jahren im
Ruhestand, starb.
Nitzsch war der persönlich bedeutendste Vertreter der sogen. positiven evangelischen
Union und hat auch ein »Urkundenbuch«
(Bonn 1853) derselben herausgegeben.
Nach seinem
Tod erschienen aus seinemNachlaß: »Geschichte des deutschen
Volkes bis zum
AugsburgerReligionsfrieden« (hrsg. von
Matthäi, Leipz. 1883 bis 1885, 3 Bde.)
und »Geschichte der römischen
Republik« (hrsg. von Thouret, das. 1884-85, 2 Bde.).
eine aus zwei kleinen
Inseln, dem hohen vulkanischen Tasahi und dem hügeligen Niuatabutabu,
bestehende
Gruppe im
StillenOzean, zwischen Tonga und
Samoa,
[* 17] 31 qkm groß mit etwa 1000 christlichen Einwohnern, die unter der
Herrschaft von Tonga stehen.
einer der dem fremden
Handel geöffneten Vertragshäfen in der chines.
Provinz Schingking,
in sumpfiger
Ebene, 40 km von der Mündung des Liaho in den
Golf von Liatong, wo die Stadt Jinkoa den
Hafen von Niutschuang bildet, der
aber 4-5
Monate durch
Eis
[* 19] geschlossen ist. Während dieser Zeit kommen auf den durch den
Frost festen Landstraßen täglich
an 3000
Wagen, beladen mit den Erzeugnissen des
Landes, in die Stadt. Der
Handel von Niutschuang hat sich seit der
Verbesserung des
Hafens von Jinkoa sehr gehoben; er wertete 1886: 41,5 Mill.
Mk., und es verkehrten im
Hafen 502
Schiffe
[* 20] von
320,628
Ton. Hauptausfuhrartikel sind
Bohnen und Bohnenkuchen. Niutschuang ist Sitz einer englischen evangelischen
Mission sowie eines deutschen
Konsuls.
(franz., spr. -woh), völlig horizontale
Ebene, wie sie die Oberfläche einer stillstehenden
Flüssigkeit bildet,
auch s. v. w.
Wasserwage. Denkt man sich die Oberfläche des
Meers in vollkommener
Ruhe, so wird sie vermöge der völligen
Ausgleichung der
Lage aller ihrer
Punkte durch die Anziehungskraft derErde eine sphäroidische Gestalt
annehmen, welche der mathematisch gedachten Erdgestalt gleichkommt; diese in ihrer
Entfernung vom Erdmittelpunkt
(Höhe) unveränderliche,
im großen gekrümmte, in kleinern
Stücken scheinbar völlig ebene
Fläche heißt das Niveau des
Meers.
Die Oberfläche jeder
Flüssigkeit stellt sich in
Ruhe stets parallel dem Niveau des
Meers und kann also für
dies substituiert werden. In der
Meßkunst braucht man für Niveau auch die Bezeichnung
Horizont.
[* 21] Der wahre Meereshorizont ist
die eben Geschriebene sphäroidische
Fläche, der geodätische
Horizont oder das Niveau eines
Punktes ist die durch denselben dem
Meeresniveau parallel gedachte
Fläche. Der im gewöhnlichen
Leben für kurze
Entfernungen angenommeneHorizont,
Horizontalebene, z. B. Bauhorizont eines Gebäudes (dessen
Basis), ist nur scheinbar eben und wird in der
Geodäsie daher scheinbarer
Horizont genannt. Die Bezeichnung: ein
¶
mehr
Punkt A liegt im N. eines andern Punktes B heißt: wenn man durch B eine Niveaufläche legte, würde dieselbe auch A aufnehmen;
Eine Fläche oder Linie ist horizontal gestellt, wenn sie dem Horizont parallel steht (wobei hier nun wieder die scheinbar ebene
Fläche gemeint werden muß). Niveaulinien, s. Nivellieren und Aufnahme, topographische.
(franz.), eine Operation der Feldmeßkunst zum Zweck, die Höhenlage von Punkten im Terrain
unter sich oder in Bezug auf einen bestimmten Punkt zu bestimmen. Zur Ausführung dienen die Nivellierinstrumente, deren Konstruktionsprinzip
auf die Anzeigung einer Horizontalen in jedem Aufstellungspunkt zurückzuführen ist, wobei noch senkrecht aufgestellte Maßstäbe,
Nivellierlatten, als Hilfsinstrumente dienen. Das einfachste Nivellierinstrument
[* 23] ist die Kanalwage, eine etwa 1 m
lange blecherne Röhre von 3 cm Weite, deren Enden in einer Ebene im rechten Winkel
[* 24] aufwärts gebogen sind.
Auf dieselben werden oben offene Glascylinder gesteckt. Diese Röhre wird mit einer in ihrer Mitte nach unten stehenden Tülle
auf ein Stativ gesteckt und bis zur Hälfte der Glascylinder mit gefärbtem Wasser gefüllt, über dessen
Oberfläche in den beiden Glasröhren, da sie die horizontale Ebene angibt, man visiert. Die Kanalwage ist nur auf kurze Strecken
von höchstens 50 m zu gebrauchen und liefert auch hier keine genauen Resultate; sie wird daher, wie auch die genauer arbeitenden
Niveau- und Nivellierdiopter, immer mehr durch das Nivellierfernrohr verdrängt.
Dies ist ein Fernrohr
[* 25] mit 25-30 mm Objektivweite, unter, über oder neben welchem, parallel zu seiner Achse, eine Röhrenlibelle
angebracht ist, und welches auf einem Tellerstativ, wie das der Meßtische, aufgestellt wird. Um dem Fernrohr eine feine Horizontaldrehung
geben zu können, wird es mittels einer Hülse
[* 26] auf den Zapfen
[* 27] eines Dreifußes gesteckt, welcher mit drei
senkrechten Schrauben
[* 28] in konischen Lagern auf dem Teller des Stativs steht. Um den in der Hülse steckenden Zapfen ist das Fernrohr
horizontal drehbar.
Breithaupt hat das Nivellierfernrohr noch mit einer Tangentialschraube, Stampfer mit einer Elevationsschraube für Distanzmessungen
versehen. Die Nivellierlatten sind 4-5 m lange, 10 cm breite, 2-3 cm dicke hölzerne Latten, welche auf
der einen Seite
eine schwarz und weiße Zentimetereinteilung, auf der andern Seite für genaue Messungen zum Senkrechtstellen
ein Dosenniveau haben. Diese Skalenlatten können nur dann in Anwendung kommen, wenn der Nivellierende noch die Maßeinteilung
vom Beobachtungspunkt aus ablesen kann.
Ist dies nicht möglich, so wird eine Tableaulatte verwendet, auf welcher eine quadratische Platte verschiebbar ist, deren
Vorderseite in vier gleiche quadratische Felder von mehrfarbigem Anstrich geteilt ist, und nach deren durch den gemeinsamen
Eckpunkt der vier kleinen Quadrate bezeichnetem Mittelpunkt visiert wird. Die Höhe des Tableaus vom Fußpunkt
der Latte wird von dem Lattenhalter an der Maßeinteilung abgelesen. Das Nivellieren selbst wird nach zwei Methoden ausgeführt: aus
den Endpunkten (Perimetermethode) oder aus der Mitte (Zentralmethode).
Beim Nivellieren aus dem Endpunkt wird das Instrument im Endpunkt der Nivellementslinie stationiert und die Höhe der wagerecht gestellten
Fernrohrachse über dem Boden gemessen, dann nach der vorwärts angestellten Latte visiert. Bei Steigungen
des Terrains erhält man die wirkliche Höhe der Latten über dem Stationspunkt, wenn von der gemessenen Instrumenthöhe das
an der Latte abgelesene Maß subtrahiert, beim Terrainfall, wenn von der Lattenablesung die Instrumenthöhe abgezogen wird.
Bei dem Nivellieren aus der Mitte wird das Nivellierfernrohr vorwärts der im Endpunkt der Nivellementslinie
aufgestellten Latte stationiert. Nachdem durch den Rückblick die Latte anvisiert ist, wird dieselbe vorwärts vom Instrument
aufgestellt, das Fernrohr herumgedreht und die Latte durch den Vorblick anvisiert. Man erhält die Höhendifferenz der Lattenpunkte,
indem man die an der Latte in den beiden Stellungen abgelesenen Maße voneinander subtrahiert, wobei selbstredend
die Fernrohrhöhe ganz außer Betracht bleibt.
Das Nivellieren aus der Mitte ist einfacher, geht schneller und gibt genauere Resultate als das Nivellieren aus dem Endpunkt und ist jetzt das
gebräuchlichere. Hat das Nivellieren den Zweck, die Höhe einer Anzahl Punkte, welche durch topographische Aufnahmen
festgelegt sind, zu bestimmen, so ist der Abstand der einzelnen Stationspunkte unter sich gleichgültig; soll aber aus dem
Nivellement die Gestaltung des Terrains in einem senkrechten Schnitt (Nivellementsprofil) ersichtlich sein, so muß die ganze
Nivellementslinie durch Längenmeßinstrumente (Meßkette, Meßband etc.) gemessen werden, und es kommen hierbei
die distanzmessenden Nivellierfernrohre von Breithaupt und Stampfer mit Vorteil in Anwendung. Die Einflüsse der Erdkrümmung
und Refraktion werden bei dem Nivellieren aus der Mitte dann vollständig paralysiert, wenn das Instrument genau in der Mitte zwischen
zwei Lattenpunkten aufgestellt wird.
Zur Ermittelung der Niveauverhältnisse in dem europäischen Festland beschloß bei ihrer Bildung die »europäische
Gradmessung«
[* 29] besonders genaue Nivellements, Präzisionsnivellements; für Deutschland
[* 30] hatte schon früher GeneralBaeyer gefordert,
daß alle Gemarkungsgrenzsteine nivellitische Marken sein sollten, um auf diese Weise eine breiteste Grundlage für alle Detailhöhenmessungen
im Land zu besitzen und auch dadurch viele sonst nötige lokale Nivellierarbeiten ersparen zu können. Die ersten
Präzisionsnivellements durch Beschluß der Gradmessung wurden 1867 begonnen, nachdem die Schweiz
[* 31] 1864 und Sachsen
[* 32] 1865 vorangegangen
waren. Auch die trigonometrische Abteilung der preußischen Landesaufnahme (s. d.) begann um
¶
Vgl. Gehrmann, Über Präzisionsnivellements (in der »Zeitschrift für
Vermessungswesen«, 1880).
Die permanenten Marken für die Nivellementspunkte der Landesaufnahme sind Quadersteine, die etwa 0,3 m hoch über der Erde
erscheinen und einen metallenen Nivellementsbolzen mit Nummer an der Vorderfläche zeigen. Aus einem
Verzeichnis der Höhenpunkte ist unter der entsprechenden Nummer die Höhe zu ersehen.
(althochd. nihhus, nichus, altnord. nikr, dän.
nøk, schwed. näck), in der german. Mythologie männliche und weibliche Wassergeister der Bäche und Flüsse,
[* 42] Teiche und Seen,
ursprünglich Geister der himmlischen Gewässer, daher zum Teil ihre Mythen (vgl. Elfen). Der Nix (Neck)
oder Wassermann wird meist ältlich und langbärtig, zuweilen jedoch auch als rauhhaariger oder gelblockiger Knabe dargestellt
und als grausam, blutdürstig und die Einsamkeit liebend geschildert.
Die weiblichen Nixen dagegen erscheinen in der Sonne
[* 43] sitzend, ihre langen Haare
[* 44] kämmend oder mit dem Oberteil
des Leibes, der von wunderbare Schönheit ist, aus den Wellen
[* 45] tauchend, sind gesellig und, wenn sie ans Land unter Menschen
gehen, nur an dem nassen Kleidersaum oder Zipfel der Schürze kenntlich. Alle Nixen lieben Spiel, Gesang und Tanz, und der schwedische
Strömkarl
(in Norwegen
[* 46] Fossegrim genannt) lehrt sogar Menschen sein Spiel, durch das er lockt und bezaubert.
Wie die Nixe sich gern einen schönen Jüngling zum Geliebten wählt, den sie in die Flut hinabzieht, holt sich auch der Nix
nicht selten ein Mädchen zur Frau in seine Behausung. Wenn aber von Flüssen gesagt wird, sie verlangen
ihr jährliches Opfer, so erinnert dies an die Opfer, die einst den Nixen gebracht wurden.
Von der
Mündung ihres größten Nebenflusses, des Irbit, an wird sie schiffbar und dient als Hauptstraße für alle zum großen Irbitschen
Jahrmarkt kommenden Waren.
[* 48] 1) (franz. Nice) Hauptstadt des franz. DepartementsSeealpen und berühmter klimatische Kurort, liegt in herrlicher
Gegend am Fuß der südlichen Ausläufer der Seealpen, welche mit dem 854 m hohen Mont Chauve die Stadt und deren ganze
Umgebung beherrschen, an einer Bucht des LigurischenMeers, welche östlich vom MontBoron und dem mit einem kleinen Fort gekrönten
Montalban begrenzt wird, und in welche hier der Paillon (Paglione) mündet. Das Klima ist infolge der gegen Norden
[* 49] durch terrassenartig
ansteigende Bergketten geschützten Lage im Winter sehr mild und dabei heiter.
Die durchschnittliche Temperatur beträgt für das Jahr 15,9° C., für den Winter 9,5° C. Nur an wenigen Tagen sinkt das Thermometer
[* 50] morgens einige Grad unter Null. Auch der Sommer ist bei den herrschenden Seewinden nicht unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit
beträgt im Jahresmittel 61,4 Proz.; große Trockenheit bewirkt nur
der Mistral im März und April. Die Wintersaison (November bis April) zählt 103 sonnige, 42 bedeckte und 36 Regentage.
Die Vorzüge des Klimas bezeugt auch die prächtige und mannigfaltige Vegetation der Umgegend. Nizza ist durch den Paillon in
die alte Stadt, welche sich am Fuß des senkrecht aus der Meeresküste aufsteigenden Schloßbergs mit
engen, winkeligen Straßen ausbreitet, und in die Neustadt,
[* 51] welche sich mit breiter Meeresfronte nordwärts bis zu den Bergterrassen
hinzieht, geteilt.
Auch an die alte Stadt haben sich im Norden und O. neue Quartiere angeschlossen. Der 97 m hohe, mit schönen Anlagen geschmückte
Schloßberg bietet den prächtigsten Überblick über Stadt und Umgebung. Östlich von demselben liegt
der Hafen Lymbia, 1751 angelegt, neuerdings vergrößert. Das Standbild seines Erbauers, des KönigsKarlFelix, steht über
dem Hafen auf der PlaceBellevue. Bemerkenswerte Plätze und Straßen in der alten Stadt sind ferner der mit Anlagen und Springbrunnen
geschmückte SquareGaribaldi, der Corso an der
¶
Die öffentlichen Gebäude von Nizza bieten wenig Bemerkenswertes. Es befinden sich darunter 10 katholische, je eine
deutsch-lutherische, französisch-reformierte, anglikanische, presbyterianische und russische Kirche und 2 Synagogen;
außerdem sind das Tribunal (ehemals Stadthaus), der Uhrturm, der Präfekturpalast, 2 Theater,
[* 54] das große 1883 über dem Paillon
erbaute Kasino mit Wintergarten und andre Gesellschaftslokale zu nennen. Die Stadt zählt (1886) 61,464 (als
Gemeinde 77,478) Einw., deren Sprache
[* 55] eine Mischung des Provençalischen und Italienischen ist.
Den hauptsächlichsten Erwerb bietet denselben der Fremdenverkehr. Alljährlich kommen 10-15,000 Personen zu längerm Aufenthalt,
insbesondere für die Wintersaison, nach Nizza. Außerdem sind als Erwerbszweige Obstbau, Industrie und Handel von Bedeutung. Der
erstere liefert in außerordentlich reichem MaßOliven, Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln und Johannisbrot; auch der Weinbau
(Belletwein) wird stark betrieben. Von gewerblichen Industriezweigen sind zu erwähnen: die Fabrikation von Essenzen, Parfümerien
und eingemachten Früchten, die Kunsttischlerei und Verfertigung von eingelegten Arbeiten, die Färberei etc. Der Handel umfaßt
als Hauptgegenstände in der Ausfuhr: Olivenöl, Parfümerien, Blumen u. Südfrüchte;
in der Einfuhr: Getreide,
[* 56] Wein, Olivenöl,
Kohlen, Vieh und Holz.
[* 57] Im Hafen, welcher vollkommen geschützt, jedoch nur fürSchiffe bis 4 m Tiefgang zugänglich
und fortschreitender Versandung ausgesetzt ist, sind 1885 handelsthätig 1017 Schiffe mit 167,428 Ton. eingelaufen (davon 400 Schiffe
mit 62,836 T. im internationalen Verkehr) und 719 Schiffe mit 123,332 T. ausgelaufen (218 mit 28,315 T. im
Auslandsverkehr).
Der Warenverkehr beim Zollamt von Nizza repräsentierte in der Einfuhr einen Wert von 17,1, in der Ausfuhr
einen solchen von nur 1,9 Mill. Frank; die Ausfuhr, welche meist durch die Eisenbahn vermittelt wird, wählt eben großenteils
andre Austrittspunkte (Marseille etc.). Nizza steht in regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung mit Marseille, Genua
[* 58] und
der InselCorsica
[* 59] (Bastia und Ajaccio); als Landverkehrsweg tritt die über Nizza führende Eisenbahnlinie Marseille-Genua hinzu.
(Niegosch, Ngegusch), nach dem in der Katunska Nahia bei Cetinje gelegenen Ort gleiches Namens benanntes Geschlecht
in Montenegro,
[* 68] von dem eine Familie, die Herakovići, sich 1697 zur erblichen Herrscherwürde von Montenegro
emporschwang. Der Ahnherr der Familie ist Danilo Stjepćev, welcher 1697 zum Wladika gewählt wurde. Seitdem blieb das Wladikat
in der Familie erblich. Dem in Volksgesängen vielgefeierten, nachmals heilig gesprochenen WladikaPeter I. (seit 1785) folgte 1830 sein
NeffePeter II., geb. 1813, der sich zugleich durch das Gedicht »Luča mikrokosma« (»Strahl des Mikrokosmus«,
1845),
die große nationale Dichtung »Gorski vijenac« (»Der
Bergkranz«, 1847; deutsch von Kirste, Wien
[* 69] 1886),
worin er die Vertreibung der Türken aus Montenegro besang, und das Drama »Lažni
car Štjepan Mali« (»Der falsche
¶
mehr
ZarStephan der Kleine«) den Ruhm eines großen Dichters erwarb. Auch gab er eine vorzügliche Sammlung serbischer Volkslieder
(von 1510-1844) unter dem Titel: »Ogledalo srpsko« (»Serbischer
Spiegel«)
[* 71] heraus. Er starb in Cetinje und hatte seinen NeffenDanilo (s. d.) zum Nachfolger. Seine Biographie schrieb
Lawrow (russ., Mosk. 1887). Vgl. Montenegro.
(eigentlich Noach), der Sohn Lamechs, ward nach der hebräischen Volkssage, in welcher er den chaldäischen Xisuthros,
den indischen Prithu, den griechischen Deukalion vertritt, nach der allgemeinen Sündflut (s. d.) der Stammvater eines neuen
Menschengeschlechts, VaterSems, Hams und Japhets, der erste, der den Weinstock pflanzte.
(spr. noáj), altes franz. Adelsgeschlecht, welches
aus der ProvinzLimousin stammte und seinen Namen von einer 1663 zum Herzogtum erhobenen Herrschaft bei Brives
im DepartementCorrèze erhielt, in deren Besitz es schon im 11. Jahrh. war. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:
5) Paul, Herzog von, geb. erbte 1824 die Titel und Pairie seines Großoheims LouisFrançoisPaul, Herzogs von Noailles (1739-1824),
trat 1827 in die Pairskammer und zählte zu den Legitimisten. Auch als Geschichtschreiber machte er sich
bekannt, wurde 1849 zum Mitglied der Akademie erwählt und starb in Paris. Er schrieb eine »Histoire de Madame de
Maintenon« (Par. 1848-58, 4 Bde.)
und »Histoire de la maison St.-Cyr« (2. Aufl. 1856). - Sein ältester Sohn, Herzog Jules, geb. 1826, ist
jetzt Haupt der Familie. Sein zweiter Sohn, Emanuel Victorien Henri, Marquis de Noailles, geb. 1830, ward 1872 französischer Gesandter
in Washington,
[* 89] 1873 Botschafter in Rom, 1882 in Konstantinopel und nahm 1886 seinen Abschied. Er machte sich durch Werke über
Polen bekannt (»La Pologne et ses frontières«, Par.
1863; »La poésie polonaise«, das.
1866, und »Henri de Valois et la Pologne en 1572«, das. 1867, 3 Bde.).
(spr. nobl), engl. Goldmünze, dem
Dukaten entsprechend, wurde 1343-1550 geprägt (doppelte, einfache und halbe) und nach den regierenden Fürsten benannt.
Mit dieser wurde der Sohn beauftragt, der 1862 eine Eisengießerei
[* 110] begründete, die sich schnell zu einer bedeutenden Maschinenbauanstalt
entwickelte und mit einer Gewehrfabrik verbunden wurde. In Gemeinschaft mit seinen Brüdern, von denen einer
das Dynamit erfunden hatte, begann er um 1875 die Ausbeutung der Naphthaquellen von Baku und erhob das Unternehmen in zehn
Jahren zur höchsten technischen Vollendung. Da es an Holz zu Fässern fehlte, konstruierte er für den Wassertransport des
Erdöls eiserne Dampfboote und Flußkähne, für den Eisenbahntransport Zisternenwaggons, welche das Erdöl
[* 111] direkt aufnehmen, und bedeckte Rußland mit einem Netz großer Reservoirs, aus denen erst das Öl in den Handel übergeht. Dem
Transport dienten über 20 Dampfboote, eine ganze Flotte kleinerer Schiffe und mehr als 2000 Waggons, sein Öllager war die größte
Raffinerie der Welt. Während bis dahin das kaukasische Erdöl kaum mehr als lokale Bedeutung gehabt hatte,
macht es jetzt auch in Deutschland dem amerikanischen Konkurrenz. Nobel starb in Cannes.
fürstliche Leibgarden, ehemals aus den Söhnen des Adels eines Landes rekrutiert, deren Mitglieder einen
viel höhern Rang in der Armee bekleideten, als ihre Charge in der Nobelgarde angibt;
KarlEduard, bekannt durch sein Attentat auf den KaiserWilhelm, geb. als Sohn eines Domänenpachters
im Posenschen, studierte die Landwirtschaft, trat in Dresden in Beziehungen zu sozialistischen Agitatoren und versuchte von
einem Haus Unter den Linden (Nr. 18) in Berlin den auf einer Spazierfahrt im offenen Wagen begriffenen Kaiser mit zwei Schüssen
aus einer mit grobem Schrot geladenen Flinte zu erschießen, traf ihn auch zweimal und verwundete ihn schwer. Als er sich entdeckt
sah, schoß er sich mit einem Revolver
[* 112] in den Hinterkopf und starb ohne auf längere Zeit
zur Besinnung gekommen zu sein.
¶