luther.
Kirche, 3 Klöster, eine
Synagoge und 2
Moscheen. Bemerkenswert darunter sind: die 1221 erbaute
Kathedrale der
Verklärung Christi
und das Blagowjeschtschenskij- und Petschorskij-
(Höhlen-)
Kloster durch ihre archäologischen
Schätze.
Ferner besitzt Nishnij Nowgorod ein
geistliches
Seminar mit tatarischer Abteilung, das Alexandrowsche
Knaben- und das Mriensche Fräuleininstitut, das aus
Nowgorod hierher übergeführte Araktschejewsche Militärgymnasium, 2
Theater,
[* 2] Salzmagazine, mehrere Bankanstalten
(darunter die 1870 gegründete Kaufmannsbank), gegen 250 Ambaren
(Warenlager) und 6500
Buden für den Meßhandel sowie für
die verschiedenen
Waren 7 Landungsplätze an den
Flüssen, mit einer Gesamtlänge von über 15 km. Die Zahl der Einwohner beträgt
(1881) 69,393. Die FabrikationNishnijNowgorods beschränkt sich auf dieselben
Zweige wie die im
Gouvernement
(s.
oben).
Die
Messe, welche ursprünglich im alten Bolgar, unterhalb der Mündung der
Kama, dann in der Gegend von
Arsk im
GouvernementKasan
[* 7] stattfand, wurde um 1550 nach
Makarjew und 1817 nach dem
Brande dieser Stadt nach Nishnij Nowgorod verlegt. Der
Wert der dort aufgespeicherten
Waren betrug 1857: 86 Mill., 1865: 111,5 Mill. und 1887: 193 Mill.
Rub. Dem Wert nach die erste
Stelle nahmen 1887 die russischen
Waren mit 160 Mill.
Rub. ein.
Thee wurde für 18⅕ Mill. (1886
nur für
13⅖ Mill.), ausländische, europäische und
Kolonialwaren für 8 Mill., bucharische und chinesische
Waren für 6 Mill., persische
für 3,5 Mill., kaukasische und transkaukasische für 653,400
Rub. angeführt.
Unter den russischen
Waren sind die hauptsächlichsten: Baumwollfabrikate, Wollwaren,
Leinen- und Hanferzeugnisse,
Seiden- und Halbseidenfabrikate,
Pelzwerk
[* 8] (1886: 1,150,000
StückFeh, 12,800
Zobel, 5000
StückNerze), Lederwaren,
Metalle
(Eisen,
[* 9] Stahl,
Kupfer),
[* 10]
Glas-,
Porzellan- und Fayenceerzeugnisse,
Getreide,
Fische
[* 11] und
Getränke; unter den ausländischen
Waren (d. h. aus
Europa mit den
Kolonien), die von Jahr zu Jahr steigende Bedeutung erlangen, sind namentlich zu nennen:
Droguen und Apothekerwaren, Manufakturwaren,
Wein,
Kaffee,
Olivenöl. Von allen angeführten
Waren wurden 1885 für 167⅘ Mill.
Rub. verkauft, während für 18⅓ Mill.
Rub. unverkauft blieben. - Nishnij Nowgorod wurde vom
GroßfürstenJuri Wsewolodowitsch 1212, nach
andern Nachrichten 1222, als Grenzfestung gegen die
Mordwinen angelegt. Seit 1350 die glänzende
Residenz
der
Großfürsten von
Susdal, wurde es 1390
Moskau
[* 12] einverleibt. Nishnij Nowgorod hat viel von den
Überfällen der
Mordwinen,
Mongolen und besonders
der Tartaren zu leiden gehabt und wurde wiederholt ein
Raub der
Flammen.
Von den
Römern zuerst unter
Lucullus erobert, wurde sie später abwechselnd von
Römern und Persern eingenommen, bis sie, von
Severus
befestigt, zur römischen
Kolonie und zur Vormauer des römischen
Reichs im O. wurde.
Der Perserkönig
Sapor belagerte Nisibis 338-350
dreimal vergeblich (Nisibinischer
Krieg).
Sie
ist durch einen
Damm mit einem isolierten Felsplateau verbunden, auf welchem sich das Seelazarett befindet,
hat ein
Kastell, eine Quarantäneanstalt, einen
Hafen
(PortoPavone), zählt (1881) 1202 Einw. und liefert vorzügliches
Obst
und
Pilze.
[* 14]
1) in der griech.
Sage Sohn des
KönigsPandion von
Athen,
[* 15] war König von
Megara und Erbauer
von dessen Hafenstadt
Nisäa. Als
Minos von
Kreta auf seinem
Zuge gegen
Athen auch
Megara belagerte, schnitt des Nisos Tochter
Skylla,
die sich in
Minos verliebt hatte, ihrem
Vater das goldene oder purpurne
Haar,
[* 16] an dem nach einem Orakelspruch sein
Leben und das
Schicksal des
Reichs hing, ab, worauf er starb und die Stadt in die
Gewalt des
Minos fiel. Die Verräterin
ward von den
Göttern in den
Vogel Keiris
(Ciris), mit einem purpurnen
Busch auf dem
Haupt, verwandelt. Den Gegenstand behandelt
ein kleines lateinisches
Epos (s.
Ciris).
Franz, dramat. Dichter, geb. zu
Wien,
[* 17] Sohn eines Schauspielers, absolvierte das
Gymnasium zu den
Schotten
daselbst, sah sich dann aber infolge von Kränklichkeit fast ganz auf Selbstbildung angewiesen und widmete sich der dramatischen
Produktion, die frühzeitig durch Jugendeindrücke bei ihm wachgerufen worden war. Nach einem jahrelangen
Aufenthalt zu St.
Georgen bei
Wilden in
Steiermark
[* 18] lebt er, immer körperlich leidend, jetzt in
Wien. Mit dem
Schauspiel »Ein
Wohlthäter« (1854) errang er am Hofburgtheater den ersten Erfolg; auch die durch energische dramatische
Diktion ausgezeichneten
Stücke: »Heinrich der
Löwe« (1858) und
»Perseus
[* 19] von
Makedonien« fanden
gute Aufnahme.
in welchem der Hauptcharakter groß angelegt und lebendig ausgeführt
ist;
das Volksdrama »Die Zauberin am
Stein«
(Wien 1863) und die
Tragödie
»Agnes von
Meran«
[* 20] (das. 1877), welch letztere ihm 1878 den
Schillerpreis eintrug. - Nissel ist nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter, dem Schlesier
Karl Nissel, geb. zu
Neumarkt,
der gleichfalls
Dramen geschrieben hat, darunter die
Trauerspiele: »Die
Söhne des
Kaisers« (1859),
(jetzt Nisiro), eine der südlichen Sporaden, zwischen Telos und Kos, besteht aus einem in sich zusammengebrochenen
Zentralkrater (692 m), der noch jetzt durch Detonationen, kochenden Schwefel etc. seine Thätigkeit erweist, und war im Altertum
wegen ihrer warmen Quellen, ihres Weins und ihrer Mühlsteine
[* 35] bekannt. Die Bewohner waren dorischen Stammes. Von der Akropolis
[* 36] der an der Nordwestseite gelegenen Hauptstadt gleiches Namens finden sich noch ansehnliche Reste. Die
Insel zählt jetzt etwa 4000 griech. Einwohner, welche Wein, Mandeln und Schwefel ausführen.
Schoberi (Charmykstrauch), Gewächs aus der Familie der Reaumuriaceen, in den mittelasiatischen Steppen, von
China
[* 39] bis an das Kaspische Meer und Südrußland, besonders auf salzhaltigem Thonboden, 60-90, bisweilen
bis 210 cm hoch, mit sehr zahlreichen dünnen Zweigen, kleinen, länglichen Blättern und kleinen, weißen Blütenrispen, welche
die Zweige gänzlich bedecken. Die Früchte sind ähnlich den schwarzen Johannisbeeren, fallen erst mit dem neuen Blütenansatz
ab, werden von den Mongolen frisch und getrocknet, auch als Brühe genossen und dienen vielen Tieren als
Nahrung.
s. v. w. Salpetersäuresalze, ^[= Verbindungen der Salpetersäure mit Basen, finden sich zum Teil weitverbreitet in ...] z. B. Kaliumnitrat, salpetersaures Kali.
(Nitrobenzīn) C6H5NO2 entsteht bei Einwirkung konzentrierter Salpetersäure auf Benzol. Zur Darstellung
läßt man inBenzol allmählich und unter Umrühren ein Gemisch von konzentrierter Salpetersäure und Schwefelsäure
[* 40] fließen und wäscht das Nitrobenzol nach Beendigung der Reaktion mit Wasser. Die entwickelten Dämpfe verdichtet man in einem Kühlapparat.
Das gewaschene Nitrobenzol wird durch einen kräftigen Dampfstrom von unverändert gebliebenem Benzol befreit. Nitrobenzol bildet ein farbloses
(gewöhnlich gelbes) Öl vom spez. Gew. 1,2, riecht täuschend nach Bittermandelöl, schmeckt brennend,
erstarrt bei +3°, siedet bei 205°, ist löslich in Alkohol, Äther und fetten Ölen, kaum in Wasser, gibt mit reduzierend wirkenden
SubstanzenAnilin C6H5NH2 und beim Erhitzen mit Anilinöl Rosanilin (Fuchsinbereitung ohne Arsen). In der Industrie kommen
Nitrobenzole von verschiedenem spezifischen Gewicht vor, welche aus entsprechenden Benzolen gewonnen werden
und schwankende Gemische von Nitrobenzol mit Nitrotoluol etc. darstellen. Sie dienen zur Darstellung derAnilinfarben, das leichteste
dieser Nitrobenzole als Mirbanöl (Essencede Mirbane, künstliches Bittermandelöl) zum Parfümieren der Seife.
(Salpetersäure-Triglycerid, Trinitrin, Glonoin, Nitroleum) C3H5(NO3)3 entsteht bei Einwirkung
konzentrierter Salpetersäure auf Glycerin und wird dargestellt, indem man Glycerin in ein erkaltetes Gemisch
von konzentrierter Salpetersäure und Schwefelsäure einfließen läßt und dabei einen Apparat benutzt, welcher eine energische
Kühlung und die innige Mischung der Bestandteile durch Einblasen von Luft gestattet. Das durch viel Wasser ausgeschiedene Nitroglycerin wird
gut ausgewaschen, zuletzt mit Sodalösung völlig entsäuert und durch Filz filtriert. Es bildet ein farbloses,
gewöhnlich gelbes bis bräunliches Öl vom spez. Gew. 1,6, ist geruchlos, schmeckt brennend
süß, wirkt schon in kleinen Dosen und selbst bei Einwirkung auf die äußere Haut
[* 41] giftig.
Das Einatmen des Dampfes erzeugt Kopfweh, es löst sich in Alkohol und Äther, nicht in Wasser, erstarrt
bei +8° kristallinisch, schmilzt bei 11°, ist schwer entzündlich, brennt selbst in größern Quantitäten ruhig ab, ist
bei vorsichtiger Erwärmung über 100° flüchtig, siedet bei 185° unter Zersetzung und hat dann Neigung zu detonieren; über
250° detoniert es mit großer Heftigkeit, aber auf einer rotglühenden Platte verbrennt ein Tropfen ohne
Geräusch.
Ein Gefäß
[* 42] mit Nitroglycerin kann an einem Stein zerschellt werden ohne Explosion, aber durch kräftigen Stoß und Schlag explodiert es
besonders in dünner Schicht mit furchtbarer Gewalt. GrößereMassen kommen zu heftigster Explosion, wenn man in denselben eine
geringe MengeKnallquecksilber (in einem Kupferhütchen) zur Detonation bringt. Besonders gefährlich zu
handhaben ist das gefrorne Nitroglycerin. Reines Nitroglycerin hält sich lange unverändert; unreines, namentlich saures, Nitroglycerin zersetzt
sich aber beim Aufbewahren und explodiert dann sehr leicht. Bei der Explosion zerfällt es in Kohlensäure, Wasser, Stickstoff
und Stickstoffoxydul; durch Kalilauge wird es in Glycerin und salpetersaures Kali zersetzt. Das Nitroglycerin übertrifft
an explosiver Kraft
[* 43] das
¶
mehr
Schießpulver
[* 45] bei weitem, weil seine Zersetzung in weit kürzerer Zeit verläuft. Das Verhältnis der größten Pressungen bei
Explosionen im geschlossenen Raum verhält sich etwa wie 100:8, und diesem Verhältnis ist etwa die Sprengwirkung gegen sehr
feste Substanzen proportional, während sich in weichen Substanzen (Erde) das Kraftverhältnis zu gunsten des Schießpulver
ändert. Am auffälligsten aber ist das Übergewicht des Nitroglycerins bei Sprengungen mit offen liegenden Ladungen. Nitroglycerin wurde 1847 von
Sobrero entdeckt und 1862 von dem Schweden
[* 46] E. Nobel als Sprengmittel empfohlen (NobelschesSprengöl) und fand bald weite Verbreitung.
Vielfache Unglücksfälle bei der Darstellung und Handhabung des Öls
[* 47] führten zu verschiedenen Vorschlägen,
das Präparat für den Transport und die Aufbewahrung unexplodierbar zu machen; auch wurde empfohlen, es am Gebrauchsort jedesmal
frisch in kleinen, nur für einen Tag ausreichenden Quantitäten herzustellen. Es wurde aber vollständig aufgegeben, als Nobel 1864 entdeckte,
daß es, mit porösen Körpern gemischt, Explosivstoffe gibt, welche alle Vorzüge des Nitroglycerins besitzen,
aber viel weniger gefährlich sind.
Diese neuen Explosivstoffe sind die Dynamite. Man benutzt zur Herstellung des Dynamits gewöhnlich Kieselgur, welche 3 Teile
Nitroglycerin aufnimmt. Es bildet eine graubraune, geruchlose, fette, teigartige Masse vom spez. Gew. 1,6, explodiert nicht durch
Stoß, verbrennt im offenen Raum oder in der üblichen Verpackung ohne Explosion und zeichnet sich vor Schießpulver
durch große Arbeitsersparnis, große Beschleunigung der Arbeit und Ersparnis von Sprengmaterialkosten aus.
Dynamit ist viermal teurer, leistet aber achtmal mehr als Schießpulver. Man benutzt es in geleimten Papierpatronen und entzündet
es mittels Zündschnur und eines auf diese aufgeschobenen und festgekniffenen Patentzündhütchens. Dies versenkt
man 3 cm tief in das Dynamit, drückt dann letzteres fest an und schließt die Patrone mit einem Papierstöpsel. Der Besatz
wird aus losem Sand hergestellt. Gefrorne Dynamitpatronen sind in der Handhabung sehr gefährlich und explodieren oft beim
Herabfallen.
Indem man die Kieselgur durch andre poröse Körper ersetzte, hat man mehrere Sorten von Dynamit hergestellt
und unter Zusatz andrer Substanzen zahlreiche Sprengmaterialien erhalten. So ist der Lithofrakteur dem Dynamit ähnlich zusammengesetzt;
Sebastin, Serranin scheinen dualinähnliche Mischungen zu sein etc. Eine eigentümlich zubereitete
Kollodiumwolle (in Äther lösliche Schießbaumwolle) löst sich in Nitroglycerin und bildet eine gelatine- oder gummiartige Masse, welche
gegen Wasser und mechanische Impulse sehr unempfindlich ist und eine Sprengkraft besitzt, welche die des besten Dynamits und
der komprimierten Schießbaumwolle sehr bedeutend übertrifft.
Dies Präparat kommt als Sprenggelatine zur
Anwendung. Löst man weniger als 7-8 Proz. Schießbaumwolle in Nitroglycerin, so entsteht ein Sirup, der viel weniger poröses Pulver braucht,
um eine pulverige Masse zu liefern. Auf diese Weise kann man Dynamite herstellen, die das Nitroglycerin im Wasser und unter
Druck fester halten als das Kieselgurdynamit und in ihrer Wirkungsart sich beliebig modifizieren lassen, so daß man
neben der starken brisanten auch eine schiebende Wirkung erreichen kann.
Die Gelatinedynamite dürften daher das Kieselgurdynamit
mehr und mehr verdrängen. Nitroglycerin dient auch als Arzneimittel gegen Migräne, hysterische Krämpfe, Schwindel, manche Herzkrankheiten,
Nierenleiden etc.
Vgl. Sprengstoffe und die dort angegebene Litteratur.
Letztere liefern unter Einwirkung reduzierender SubstanzenAlkohole und Ammoniak; in den eigentlichen Nitrokörpern dagegen
wird die Gruppe NO2 durch NH2 ersetzt, und so entsteht z. B. aus Nitrobenzol C6H5NO2 das
Anilin C6N5NH2 . Viele Nitrokörper sind ausgezeichnet durch die Heftigkeit, mit welcher
sie explodieren (Nitrocellulose oder Schießbaumwolle, Nitroglycerin, Nitromannit etc.), andre wie Nitrobenzol, Nitronaphthalin
etc., haben große Bedeutung für die Farbenindustrie gewonnen.
kompliziert zusammengesetzte Verbindungen, welche auf verschiedene Weise aus Cyanverbindungen entstehen.
Aus gelber Blutlaugensalzlösung, die mit rauchender Salpetersäure behandelt, dann mit Soda neutralisiert und durch Kristallisation
von dem gebildeten salpetersauren Kali befreit wurde, kristallisiert Natriumnitroprussid in rubinroten,
luftbeständigen Kristallen.
Auch die daraus zu gewinnende Nitroprussidwasserstoffsäure bildet dunkelrote Kristalle.
[* 50]
Wahrheit von dieser selbst, die Theologie teils vom Buchstabenglauben zu befreien, teils den naturalistischen Neigungen der
Zeit entgegenzuwirken; so in seinen Schriften: »De revelatione religionis externa eademque publica« (Leipz. 1808);
»De discrimine
revelationis imperatoriae et didacticae« (Wittenb. 1830, 2 Bde.).
Vgl. Hoppe, Denkmal des verewigten Nitzsch (Halle 1832).
2) KarlImmanuel, protest. Theolog, Sohn des vorigen, geb. zu
Borna, habilitierte sich 1810 in Wittenberg, ward 1811 Diakonus an der Schloßkirche und wirkte seit 1817 auch an dem von seinem
Vater geleiteten Predigerseminar. 1820 ward er Propst in Kemberg, und 1822 folgte er einem Ruf als Professor und
Universitätsprediger nachBonn. 1843 zum Oberkonsistorialrat ernannt, wirkte er auf der preußischen Generalsynode von 1846,
ging 1847 als Professor, Universitätsprediger und Mitglied des Oberkirchenrats nach Berlin, wo er 1855 auch Propstan St. Nikolai
wurde und, seit zwei Jahren im Ruhestand, starb.
Nitzsch war der persönlich bedeutendste Vertreter der sogen. positiven evangelischen
Union und hat auch ein »Urkundenbuch« (Bonn 1853) derselben herausgegeben.
Nach seinem Tod erschienen aus seinem Nachlaß: »Geschichte des deutschen Volkes bis zum AugsburgerReligionsfrieden« (hrsg. von Matthäi, Leipz. 1883 bis 1885, 3 Bde.)
und »Geschichte der römischen Republik« (hrsg. von Thouret, das. 1884-85, 2 Bde.).
eine aus zwei kleinen Inseln, dem hohen vulkanischen Tasahi und dem hügeligen Niuatabutabu,
bestehende Gruppe im StillenOzean, zwischen Tonga und Samoa,
[* 66] 31 qkm groß mit etwa 1000 christlichen Einwohnern, die unter der
Herrschaft von Tonga stehen.
einer der dem fremden Handel geöffneten Vertragshäfen in der chines. Provinz Schingking,
in sumpfiger Ebene, 40 km von der Mündung des Liaho in den Golf von Liatong, wo die Stadt Jinkoa den Hafen von Niutschuang bildet, der
aber 4-5 Monate durch Eis
[* 68] geschlossen ist. Während dieser Zeit kommen auf den durch den Frost festen Landstraßen täglich
an 3000 Wagen, beladen mit den Erzeugnissen des Landes, in die Stadt. Der Handel von Niutschuang hat sich seit der
Verbesserung des Hafens von Jinkoa sehr gehoben; er wertete 1886: 41,5 Mill. Mk., und es verkehrten im Hafen 502 Schiffe
[* 69] von
320,628 Ton. Hauptausfuhrartikel sind Bohnen und Bohnenkuchen. Niutschuang ist Sitz einer englischen evangelischen
Mission sowie eines deutschen Konsuls.
(franz., spr. -woh), völlig horizontale Ebene, wie sie die Oberfläche einer stillstehenden Flüssigkeit bildet,
auch s. v. w. Wasserwage. Denkt man sich die Oberfläche des Meers in vollkommener Ruhe, so wird sie vermöge der völligen
Ausgleichung der Lage aller ihrer Punkte durch die Anziehungskraft der Erde eine sphäroidische Gestalt
annehmen, welche der mathematisch gedachten Erdgestalt gleichkommt; diese in ihrer Entfernung vom Erdmittelpunkt (Höhe) unveränderliche,
im großen gekrümmte, in kleinern Stücken scheinbar völlig ebene Fläche heißt das Niveau des Meers.
Die Oberfläche jeder Flüssigkeit stellt sich in Ruhe stets parallel dem Niveau des Meers und kann also für
dies substituiert werden. In der Meßkunst braucht man für Niveau auch die Bezeichnung Horizont.
[* 70] Der wahre Meereshorizont ist
die eben Geschriebene sphäroidische Fläche, der geodätische Horizont oder das Niveau eines Punktes ist die durch denselben dem
Meeresniveau parallel gedachte Fläche. Der im gewöhnlichen Leben für kurze Entfernungen angenommene Horizont,
Horizontalebene, z. B. Bauhorizont eines Gebäudes (dessen Basis), ist nur scheinbar eben und wird in der Geodäsie daher scheinbarer
Horizont genannt. Die Bezeichnung: ein
¶
mehr
Punkt A liegt im N. eines andern Punktes B heißt: wenn man durch B eine Niveaufläche legte, würde dieselbe auch A aufnehmen;
Eine Fläche oder Linie ist horizontal gestellt, wenn sie dem Horizont parallel steht (wobei hier nun wieder die scheinbar ebene
Fläche gemeint werden muß). Niveaulinien, s. Nivellieren und Aufnahme, topographische.
(franz.), eine Operation der Feldmeßkunst zum Zweck, die Höhenlage von Punkten im Terrain
unter sich oder in Bezug auf einen bestimmten Punkt zu bestimmen. Zur Ausführung dienen die Nivellierinstrumente, deren Konstruktionsprinzip
auf die Anzeigung einer Horizontalen in jedem Aufstellungspunkt zurückzuführen ist, wobei noch senkrecht aufgestellte Maßstäbe,
Nivellierlatten, als Hilfsinstrumente dienen. Das einfachste Nivellierinstrument
[* 72] ist die Kanalwage, eine etwa 1 m
lange blecherne Röhre von 3 cm Weite, deren Enden in einer Ebene im rechten Winkel
[* 73] aufwärts gebogen sind.
Auf dieselben werden oben offene Glascylinder gesteckt. Diese Röhre wird mit einer in ihrer Mitte nach unten stehenden Tülle
auf ein Stativ gesteckt und bis zur Hälfte der Glascylinder mit gefärbtem Wasser gefüllt, über dessen
Oberfläche in den beiden Glasröhren, da sie die horizontale Ebene angibt, man visiert. Die Kanalwage ist nur auf kurze Strecken
von höchstens 50 m zu gebrauchen und liefert auch hier keine genauen Resultate; sie wird daher, wie auch die genauer arbeitenden
Niveau- und Nivellierdiopter, immer mehr durch das Nivellierfernrohr verdrängt.
Dies ist ein Fernrohr
[* 74] mit 25-30 mm Objektivweite, unter, über oder neben welchem, parallel zu seiner Achse, eine Röhrenlibelle
angebracht ist, und welches auf einem Tellerstativ, wie das der Meßtische, aufgestellt wird. Um dem Fernrohr eine feine Horizontaldrehung
geben zu können, wird es mittels einer Hülse
[* 75] auf den Zapfen
[* 76] eines Dreifußes gesteckt, welcher mit drei
senkrechten Schrauben
[* 77] in konischen Lagern auf dem Teller des Stativs steht. Um den in der Hülse steckenden Zapfen ist das Fernrohr
horizontal drehbar.
Breithaupt hat das Nivellierfernrohr noch mit einer Tangentialschraube, Stampfer mit einer Elevationsschraube für Distanzmessungen
versehen. Die Nivellierlatten sind 4-5 m lange, 10 cm breite, 2-3 cm dicke hölzerne Latten, welche auf
der einen Seite
eine schwarz und weiße Zentimetereinteilung, auf der andern Seite für genaue Messungen zum Senkrechtstellen
ein Dosenniveau haben. Diese Skalenlatten können nur dann in Anwendung kommen, wenn der Nivellierende noch die Maßeinteilung
vom Beobachtungspunkt aus ablesen kann.
Ist dies nicht möglich, so wird eine Tableaulatte verwendet, auf welcher eine quadratische Platte verschiebbar ist, deren
Vorderseite in vier gleiche quadratische Felder von mehrfarbigem Anstrich geteilt ist, und nach deren durch den gemeinsamen
Eckpunkt der vier kleinen Quadrate bezeichnetem Mittelpunkt visiert wird. Die Höhe des Tableaus vom Fußpunkt
der Latte wird von dem Lattenhalter an der Maßeinteilung abgelesen. Das Nivellieren selbst wird nach zwei Methoden ausgeführt: aus
den Endpunkten (Perimetermethode) oder aus der Mitte (Zentralmethode).
Beim Nivellieren aus dem Endpunkt wird das Instrument im Endpunkt der Nivellementslinie stationiert und die Höhe der wagerecht gestellten
Fernrohrachse über dem Boden gemessen, dann nach der vorwärts angestellten Latte visiert. Bei Steigungen
des Terrains erhält man die wirkliche Höhe der Latten über dem Stationspunkt, wenn von der gemessenen Instrumenthöhe das
an der Latte abgelesene Maß subtrahiert, beim Terrainfall, wenn von der Lattenablesung die Instrumenthöhe abgezogen wird.
Bei dem Nivellieren aus der Mitte wird das Nivellierfernrohr vorwärts der im Endpunkt der Nivellementslinie
aufgestellten Latte stationiert. Nachdem durch den Rückblick die Latte anvisiert ist, wird dieselbe vorwärts vom Instrument
aufgestellt, das Fernrohr herumgedreht und die Latte durch den Vorblick anvisiert. Man erhält die Höhendifferenz der Lattenpunkte,
indem man die an der Latte in den beiden Stellungen abgelesenen Maße voneinander subtrahiert, wobei selbstredend
die Fernrohrhöhe ganz außer Betracht bleibt.
Das Nivellieren aus der Mitte ist einfacher, geht schneller und gibt genauere Resultate als das Nivellieren aus dem Endpunkt und ist jetzt das
gebräuchlichere. Hat das Nivellieren den Zweck, die Höhe einer Anzahl Punkte, welche durch topographische Aufnahmen
festgelegt sind, zu bestimmen, so ist der Abstand der einzelnen Stationspunkte unter sich gleichgültig; soll aber aus dem
Nivellement die Gestaltung des Terrains in einem senkrechten Schnitt (Nivellementsprofil) ersichtlich sein, so muß die ganze
Nivellementslinie durch Längenmeßinstrumente (Meßkette, Meßband etc.) gemessen werden, und es kommen hierbei
die distanzmessenden Nivellierfernrohre von Breithaupt und Stampfer mit Vorteil in Anwendung. Die Einflüsse der Erdkrümmung
und Refraktion werden bei dem Nivellieren aus der Mitte dann vollständig paralysiert, wenn das Instrument genau in der Mitte zwischen
zwei Lattenpunkten aufgestellt wird.
Zur Ermittelung der Niveauverhältnisse in dem europäischen Festland beschloß bei ihrer Bildung die »europäische
Gradmessung«
[* 78] besonders genaue Nivellements, Präzisionsnivellements; für Deutschland
[* 79] hatte schon früher GeneralBaeyer gefordert,
daß alle Gemarkungsgrenzsteine nivellitische Marken sein sollten, um auf diese Weise eine breiteste Grundlage für alle Detailhöhenmessungen
im Land zu besitzen und auch dadurch viele sonst nötige lokale Nivellierarbeiten ersparen zu können. Die ersten
Präzisionsnivellements durch Beschluß der Gradmessung wurden 1867 begonnen, nachdem die Schweiz
[* 80] 1864 und Sachsen
[* 81] 1865 vorangegangen
waren. Auch die trigonometrische Abteilung der preußischen Landesaufnahme (s. d.) begann um
¶
Vgl. Gehrmann, Über Präzisionsnivellements (in der »Zeitschrift für
Vermessungswesen«, 1880).
Die permanenten Marken für die Nivellementspunkte der Landesaufnahme sind Quadersteine, die etwa 0,3 m hoch über der Erde
erscheinen und einen metallenen Nivellementsbolzen mit Nummer an der Vorderfläche zeigen. Aus einem
Verzeichnis der Höhenpunkte ist unter der entsprechenden Nummer die Höhe zu ersehen.
(althochd. nihhus, nichus, altnord. nikr, dän.
nøk, schwed. näck), in der german. Mythologie männliche und weibliche Wassergeister der Bäche und Flüsse,
[* 91] Teiche und Seen,
ursprünglich Geister der himmlischen Gewässer, daher zum Teil ihre Mythen (vgl. Elfen). Der Nix (Neck)
oder Wassermann wird meist ältlich und langbärtig, zuweilen jedoch auch als rauhhaariger oder gelblockiger Knabe dargestellt
und als grausam, blutdürstig und die Einsamkeit liebend geschildert.
Die weiblichen Nixen dagegen erscheinen in der Sonne
[* 92] sitzend, ihre langen Haare
[* 93] kämmend oder mit dem Oberteil
des Leibes, der von wunderbare Schönheit ist, aus den Wellen
[* 94] tauchend, sind gesellig und, wenn sie ans Land unter Menschen
gehen, nur an dem nassen Kleidersaum oder Zipfel der Schürze kenntlich. Alle Nixen lieben Spiel, Gesang und Tanz, und der schwedische
Strömkarl
(in Norwegen Fossegrim genannt) lehrt sogar Menschen sein Spiel, durch das er lockt und bezaubert.
Wie die Nixe sich gern einen schönen Jüngling zum Geliebten wählt, den sie in die Flut hinabzieht, holt sich auch der Nix
nicht selten ein Mädchen zur Frau in seine Behausung. Wenn aber von Flüssen gesagt wird, sie verlangen
ihr jährliches Opfer, so erinnert dies an die Opfer, die einst den Nixen gebracht wurden.
Von der
Mündung ihres größten Nebenflusses, des Irbit, an wird sie schiffbar und dient als Hauptstraße für alle zum großen Irbitschen
Jahrmarkt kommenden Waren.
[* 96] 1) (franz. Nice) Hauptstadt des franz. DepartementsSeealpen und berühmter klimatische Kurort, liegt in herrlicher
Gegend am Fuß der südlichen Ausläufer der Seealpen, welche mit dem 854 m hohen Mont Chauve die Stadt und deren ganze
Umgebung beherrschen, an einer Bucht des LigurischenMeers, welche östlich vom MontBoron und dem mit einem kleinen Fort gekrönten
Montalban begrenzt wird, und in welche hier der Paillon (Paglione) mündet. Das Klima ist infolge der gegen Norden
[* 97] durch terrassenartig
ansteigende Bergketten geschützten Lage im Winter sehr mild und dabei heiter.
Die durchschnittliche Temperatur beträgt für das Jahr 15,9° C., für den Winter 9,5° C. Nur an wenigen Tagen sinkt das Thermometer
[* 98] morgens einige Grad unter Null. Auch der Sommer ist bei den herrschenden Seewinden nicht unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit
beträgt im Jahresmittel 61,4 Proz.; große Trockenheit bewirkt nur
der Mistral im März und April. Die Wintersaison (November bis April) zählt 103 sonnige, 42 bedeckte und 36 Regentage.
Die Vorzüge des Klimas bezeugt auch die prächtige und mannigfaltige Vegetation der Umgegend. Nizza ist durch den Paillon in
die alte Stadt, welche sich am Fuß des senkrecht aus der Meeresküste aufsteigenden Schloßbergs mit
engen, winkeligen Straßen ausbreitet, und in die Neustadt,
[* 99] welche sich mit breiter Meeresfronte nordwärts bis zu den Bergterrassen
hinzieht, geteilt.
Auch an die alte Stadt haben sich im Norden und O. neue Quartiere angeschlossen. Der 97 m hohe, mit schönen Anlagen geschmückte
Schloßberg bietet den prächtigsten Überblick über Stadt und Umgebung. Östlich von demselben liegt
der Hafen Lymbia, 1751 angelegt, neuerdings vergrößert. Das Standbild seines Erbauers, des KönigsKarlFelix, steht über
dem Hafen auf der PlaceBellevue. Bemerkenswerte Plätze und Straßen in der alten Stadt sind ferner der mit Anlagen und Springbrunnen
geschmückte SquareGaribaldi, der Corso an der
¶