Jabus und Tumat, links die zwar langen, aber wasserarmen
Dinder und Rahad auf. Der
Fall des
Flusses vom
Tanasee (1755 m) bis
Chartum beträgt 1370 m.
Von
Chartum ab beschreibt der Nil einen gewaltigen S-förmigen
Bogen,
[* 2] dessen
Krümmungen durch Karawanenwege abschnitten werden,
und schlägt dann jenseit des
Wendekreises zuerst eine nördliche, dann eine nordwestliche und schließlich
abermals eine nördliche
Richtung ein, bis er sich, ein großes
Delta
[* 3] bildend, in zahlreiche
Arme spaltet. Dieser Teil des Nillaufs
läßt sich in zwei Abteilungen scheiden, entsprechend der uralten
Teilung seiner Uferlandschaften in die beiden
LänderNubien
und
Ägypten.
[* 4]
Innerhalb
Nubiens nimmt der Nil einen einzigen Nebenfluß auf, überhaupt den letzten, den
Atbara nämlich,
der in
Abessinien, nicht weit vom Nordende des
Tanasees, entspringt und rechts den Setit oder
Takazzé mit zahlreichen Zuflüssen
empfängt, welche vom östlichen Randgebirge abfließen. Der
Atbara erreicht den Nil oberhalb
Berbers, aber nur periodisch;
häufig schrumpft sein Unterlauf zu einer
Kette von größern und kleinern
Teichen zusammen. Von ihm, dem
Nil und dem
Bahr el Azrak fast inselartig umschlossen, breitet sich eine weite
Steppe aus, wie
Senaar in der
Regenzeit ein grünes
Grasmeer.
Das ist die
InselMeroe der Alten, der Sitz eines bis in die Zeit derPtolemäer hineinreichenden Priesterstaats.
Innerhalb
Nubiens hat der Nil viele
Stromschnellen, welche die
Schiffahrt in der trocknen
Jahreszeit an einigen
Stellen ganz unmöglich
machen. Man zählt deren im ganzen sechs
Gruppen. Bei dem nördlichsten
Katarakt unter 24° nördl.
Br., etwas südlich von
Assuân (104 m ü. M.), überschreitet der Nil, zwischen granitischen
Felswänden hinfließend und zahlreiche
Inseln bildend, die ägyptische
Grenze und fließt in ruhigem
Lauf
und als segenbringender
Fluß über 700 km weit gerade nordwärts fort.
Bei
Theben hat er eine
Breite
[* 5] von 400, bei
Siut von 800 m.
Sein fruchtbares
Thal,
[* 6] das
Tell, von einer mittlern
Breite von 15 km,
wird durch zwei Höhenzüge begrenzt, von denen der östliche das ganze Land bis zum
RotenMeer anfüllt,
der westliche aber von
Libyen aufsteigt, wie ein oder
Damm den Nil entlang hinzieht und in schräger
Böschung in das Nilthal
abfällt, während die östliche Begrenzung senkrecht abstürzt und daher
Dschebel Mokattam (»steile Felswand«) genannt
wird. Am schmälsten ist das
Thal in Oberägypten
(Said), in der alten
Thebais; an einer der breitesten
Stellen füllen hier
die
Ruinen von
Theben dasselbe von O. nach W. aus. In Mittelägypten erweitert sich das
Thal, doch wird es an der breitesten
Stelle nur 22 km breit.
Aber von hier an zieht sich die libysche Hügelkette immer mehr nach W. zurück, während die östliche
bei
Kairo in
[* 7] die
Ebene des
Delta abfällt. Unterhalb
Kairo teilt sich der nun an 3 km breite
Strom in zwei Hauptarme, von denen
der eine geradeaus nordwärts bei
Damiette sich ins
Meer ergießt, der andre, kürzere und schwächere,
aber sich nach W. wendet und bei
Rosette seine Mündung hat. Beide
Arme schließen das sogen.
Delta ein, ein
Dreieck,
[* 8] dessen
Basis an der Meeresküste eine
Länge von 113 km hat, während der westliche
Schenkel ungefähr 148, der östliche 155 km lang
ist (s. auchKarte bei
»Suez«).
Der Nilarm von
Damiette hat wenige
Inseln und ein enges
Bett
[* 9] von 100-700 m
Breite; er ist jetzt der einzige stets schiffbare
Arm des
Stroms, der aber auch mehr und mehr versandet. Beide
Arme waren im
Altertum weniger bedeutend als die pelusische Mündung
im O. und die kanobische im W., zwischen denen in der
Ordnung
von O. her noch die tanitische, mendesische,
phatnische (oder bukolische), sebennytische und bolbinitische Mündung genannt werden.
Alle diese
Arme sind gegenwärtig völlig
versandet, wie der Nil überhaupt auf seinem Unterlauf mehrfache Veränderungen erlitten hat.
Von großer Wichtigkeit für den
HandelÄgyptens ist der unterhalb Rahmanijeh vom Rosettearm ausgehende
und bei
Alexandria (s. d.) ausmündende
Mahmudiehkanal. Der vereinigte Nil von
Chartum bis zum
Mittelmeer hat eine
Länge von etwa 1900 km.
Das
Gefälle auf dieser langen
Strecke ist nicht bedeutend; es liegt
Berber in 350, El Kab (zwischen dem vierten und fünften
Katarakt) in 294,
Wadi Halfa am zweiten
Katarakt in 128,
Siut in 70 m Meereshöhe. Von der gesamten Stromentwickelung
des
Nils (7000 km) sind
ca. 5200 schiffbar.
Eine der merkwürdigen
Erscheinungen, welche seit dem
Altertum die
Gelehrten beschäftigte, ist das regelmäßige Steigen und
Fallen
[* 10] desNils. Die namentlich im abessinischen
Hochland sowie in den
Tropen des innern
Afrika
[* 11] niedergehenden
periodischen Regengüsse bedingen ein Steigen des
Stroms in seinem ganzen
Lauf bis zum
Meer, welches im Juli beginnt und Ende
September, wo der
Fluß 6-7 m über sein tiefstes
Niveau gestiegen ist, ganz Unterägypten in einen weiten
See verwandelt.
Auf dieser
Höhe verharrt der
Fluß 2-3
Wochen. Ende
Oktober beginnt er zu fallen, anfangs schnell, dann
langsamer, gerade umgekehrt wie beim Steigen. Das Sinken währt bis in die zweite Hälfte des Mai. Während dieser Zeit ist
das
Wasser zuerst grünlich gefärbt von den verwesenden Pflanzenresten des
WeißenNils, dann rötlich infolge der feinenErdteile,
die es aus den abessinischen
Bergen
[* 12] mit sich führt. Durch die hieraus sich bildenden
Niederschläge wird der
Boden erhöht,
das
Thal flacher, das Land immer mächtiger.
An der
Grenze von
Ägypten bei
Assuân beginnt das Steigen des
Nils Ende Juni; Anfang Juli macht sich dasselbe in
Kairo bemerkbar.
Auf der
Insel Rhoda bei
Kairo befindet sich ein schon 847 vom
Kalifen Motewakkil angebrachtes
Nilometer,
welches unter einem besondern Aufseher
(Scheich el Mekyas) steht; letzterer stellt alltäglich vom 1. Juli ab die Wasserhöhe
fest, welche regelmäßig jeden
Morgen in der Stadt ausgerufen wird. Zu einer guten
Überschwemmung muß das
Wasser am
Nilometer 22
Grad (10 m) erreichen.
Steigt es höher, so richtet es Verwüstungen an; bleibt es darunter, so genügt die
Feuchtigkeit nicht, um alle
Felder zu
bewässern. Man hat bezüglich des
Delta berechnet, daß die durch den Schlammniederschlag hervorgerufene
Erhöhung desBodens
auf ungefähr 10
cm in einem
Jahrhundert anzunehmen ist. Bei fortwährend steigender
Erhöhung würde die
Bewässerung immer schwieriger werden, wenn nicht gleichzeitig das Nilbett selbst sich entsprechend erhöhte.
Anderseits scheint aber auch eine säkulare
Senkung des
Bodens stattzufinden. Der Unterschied zwischen dem niedrigsten und
höchsten Wasserstand bei
Kairo beträgt gewöhnlich 7¾ m, bei
Theben 12, bei
Assuân sogar 16 m. Durch
den bei Keneh (26° nördl.
Br.) abzweigenden und am westlichen
Rande des Nilthals sich hinziehenden Josephskanal
(BahrJussuf)
wurde ehemals der
Möris (s. d.) gespeist und wird heute das
Fayûm (s. d.) bewässert und schließlich noch der Überschuß
in den schwachsalzigen
Birket el
Kurn abgeführt. - Nicht
nur für die Bebauung des
Bodens, sondern auch
für die staatliche
Organisation des
Volkes war der Nil von jeher von der größten Wichtigkeit. Da die
Fruchtbarkeit nur so
weit reichte als sein
Wasser, so waren die
¶
(Nilus), berühmte antike Marmorgruppe, den Flußgott Nil darstellend, gefunden zur Zeit Leos X. in der Nähe
der KircheSanta Maria sopra Minerva zu Rom,
[* 14] einer Gegend, wo einstmals ein Isisheiligtum errichtet war. Das Werk, jetzt im vatikanischen
Museum befindlich, ist eine der bedeutendsten Leistungen der Diadochenzeit. Der hingelagerte Flußgott (s.
Abbildung), an eine Sphinx,
[* 15] das SymbolÄgyptens, gelehnt, hält in der Linken ein mit Blumen undFrüchten
gefülltes Füllhorn, in der RechtenÄhren als Segenspende seines befruchtenden Wassers. 16 kleine Knaben umgeben ihn spielend,
eine geistreiche Andeutung der 16 Ellen, welche der Nil im Altertum anschwellen mußte, um die Ufer überfluten zu können,
daher die Kinderfiguren auch in verschiedener Höhe an dem kolossalen Körper des Nilgottes herumklettern.
Vgl. Flußgötter.
Gebirgsmasse im südlichen Indien, das fast ganz unvermittelt im Norden
[* 17] über 1000, im S. 2000 m
hoch aus den dasselbe umgebenden Plateaus und Ebenen emporsteigt und im W. mit den Westghats in Verbindung
steht. Den Aufstieg ermöglichen sechs Pässe, von denen drei fahrbar sind. Oben breitet sich ein durch Bergzüge angenehm
abwechselndes Hochland aus, dessen zahlreiche Quellen und Bäche von den Flüssen Moyar und Bavani aufgenommen
werden, zuweilen aber in Torfmoore versumpfen.
Der einzige See ist der von Utakamand, gebildet durch die Abdämmung des Dodabettaflusses. Von den zahlreichen Bergspitzen
ist der Dodabetta (2532 m) der höchste. Die Landschaft hat durch Anpflanzungen australischer Eukalypten und englischer Bäume
einen völlig veränderten Charakter angenommen. Die einheimische Tierwelt ist fast ganz ausgerottet worden,
doch finden sich noch Leoparden, Hyänen, wilde Schweine
[* 18] und Schafe.
[* 19] Fische
[* 20] fand man gar nicht vor; die eingeführten Karpfen,
Forellen, Schleien gedeihen aber so vorzüglich wie die gleichfalls in Freiheit gesetzten europäischen Vögel.
[* 21]
Das Klima
[* 22] ist ein außerordentlich mildes und europäischen Naturen sehr zusagendes; in Utakamand beträgt
die mittlere Temperatur im Juli 16°, im Januar 10,8° C. Seit 1821 sind Gesundheitsstationen für Europäer in Utakamand, Kunur,
Wellington, Kotergheri angelegt worden. Die Bevölkerung
[* 23] besteht zum größten Teil aus den Drawidastämmen der Toda (s. d.),
Kota, Badaga, Kurumba und Irola. Das ganze Bergland bildet seit 1868 mit dem anstoßenden Wainad den
Distrikt Nilgiri der PräsidentschaftMadras,
[* 24] 2478 qkm (45 QM.) groß mit (1881) 91,034 Einw.,
darunter 1698 Europäer, und hat in den letzten Jahren durch seine Anpflanzungen von Kaffee (1844), Thee (1851) und Cinchona (1860)
große Bedeutung gewonnen. Die Kaffeepflanzungen (14,051 Hektar) liefern jährlich 4000 Ton. Kaffee, die Theegärten (4706
Hektar) 510,280 Pfd. Thee, während 1884 von den Cinchonapflanzungen (1044 Hektar) 186,652 Pfd. Rinde gewonnen wurden. AndreKulturen
sind: Weizen, Reis, Kartoffeln, Zwiebeln, Senf. Von Industrien sind nur zwei Brauereien zu nennen. Hauptort ist Utakamand (s. d.).
die auf beiden Seiten des Äquators und unter demselben liegende Gruppe von Gewässern, welche
als die Quellbecken des Stroms angesehen wurden, ehe man die diese Seen speisenden Flüsse
[* 26] entdeckte. Zu diesen Seen gehörte
als weitaus der größte in erster Linie der Victoria Nyanza
[* 27] oder Ukerewe (s. d.), dann der Albert Nyanza oder Mwutan Nzige (s. d.)
und die zwischen beiden liegenden Gita Nzige und Kiodscha, durch welche der Somerset-Nil hindurchfließt.
Auch der Akenjaru oder Alexandrasee gehört zu dieser Gruppe. Ob derMuta Nzige (s. d.) auch dazu zu rechnen ist, bedarf noch
der Bestätigung; denn Emin Pascha meldet, daß ein Strom Kakibbi oder Dueru aus demselben in den Mwutan münde. Daß der Baringo
nicht mit dem Ukerewe in Verbindung steht, wie man früher glaubte, hat der EngländerThomson bewiesen.
Bereits auf dem Kartenbild des alexandrinischen Geographen Ptolemäos finden wir dargestellt, wie der Nil aus zwei großen
Seen abfließt, die unter dem Äquator gelegen waren, und von denen der eine »See der Wasserfälle«, der andre »Krokodilsee«
genannt wurde. Die Entdeckungen von Speke, Baker, Stanley u. a. haben bewiesen, daß die alte PtolemäischeDarstellung den wirklichen Verhältnissen fast vollkommen entspricht. S. Karte »Äquatorialafrika«
[* 28] (bei Artikel »Congo«).
zusammenfassende Bezeichnung der am obern Lauf desNils gesprochenen Negersprachen: Dinka, Bari, Schilluk,
Bongo, Oigob, Barea, von denen namentlich die beiden ersten (grammatisch dargestellt von Mitterrutzner,
Brixen 1866 u. 1867) deutlich miteinander verwandt sind.
»Observationes ichthyologicae« (das. 1835)
und »Skandinavisk fauna« (Lund 1820-53, 5 Tle.; teilweise neu aufgelegt).
Daran schließen sich seine »Historia molluscorum
Sueciae« (Kopenh. 1823) und »Petrificata
suecana« (das. 1827); »Illuminerade figurer
till skandinavisk fauna« (Stockh. 1832-40, 20 Hefte); »Prodromus
ichthyologiae« (das. 1832). Von Wichtigkeit für die nordische Altertumskunde ist sein Werk »Skandinaviska
Nordens urinvånare« (2. Aufl. 1862-66, 4 Bde.;
deutsch: »Die Ureinwohner des skandinavischen Nordens«, Hamb. 1863-68).
2) Christine, Opernsängerin, geb. im Kirchspiel Wederslöf bei Wexiö in Schweden, stammt aus einer Arbeiterfamilie.
Sie zeigte schon früh außerordentliche musikalische Begabung, lernte Violine und Flöte und sang auf
den Märkten der Umgegend, bis sich der Landeshauptmann Tornérhjelm ihrer annahm, auf dessen Veranlassung sie sich in Stockholm
unter Leitung Fr. Berwalds, dann in Paris
[* 31] unter Massé und
Wartel für die Bühne ausbildete. Schon bei ihrem ersten Auftreten im
Théâtre lyrique als Violetta in Verdis »Traviata« erntete sie außerordentlichen Beifall und wurde sofort
auf drei Jahre engagiert.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Podiebrad, an der Elbe, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt (LinienWien-Tetschen
mit Abzweigung nach Jungbunzlau der Österreichischen Nordwestbahn, Poritschan-Nimburg der Staatseisenbahn und Nimburg-Gitschin der Kommerzialbahnen),
Sitz eines Bezirksgerichts, mit gotischer Dechanteikirche, alten Mauern und Thoren, Rathaus und Theater,
[* 39] großen Eisenbahnwerkstätten,
Rübenzuckerfabrikation, Bierbrauerei,
[* 40] Kunstmühlen, wichtigem Handel, bedeutenden Getreide- und Viehmärkten und (1880) 5295 Einw.
Dabei die Schützeninsel mit hübschen Anlagen.
(lat.), eigentlich Regen, Regenwolke, auch Wolke überhaupt; in der griech. Kunst als eine hinter dem
Haupt sichtbare Lichtscheibe zuerst als gleichbedeutend mit dem Strahlenkranz (s. d.) verwendet und den Lichtgottheiten beigelegt,
dann verallgemeinert gebraucht. Die Römer
[* 41] übertrugen diese Auszeichnung auch auf die vergötterten Imperatoren (s. Apotheose),
und von ihnen nahm die christliche Kunst schon in der ältesten Zeit die sogen. Glorie oder den Heiligenschein (s. d.) für
das HauptChristi und der Heiligen an.
(Nismes, spr. nihm), Hauptstadt des franz. DepartementsGard, Kreuzungspunkt der EisenbahnenLyon-Montpellier, Marseille-Tarascon-Clermont
und Nîmes-Lunel, am Abhang einer Hügelkette der Cevennen 45 m ü. M. gelegen, zerfällt in die alte eigentliche
Stadt mit engen Gassen und in die durch schöne Boulevards von ersterer getrennten neuen Stadtteile mit geraden Straßen. Bemerkenswerte
neuere Bauwerke sind: die Kathedrale St.-Castor, die KircheSt.-Paul im romanischen Stil (1840-50 erbaut), die gotische Kirche
Ste.-Perpétue, die 1870-75 im gotischen Stil erbaute Kirche St.-Baudile, die große protestantische Kirche
(außerdem zählt Nîmes noch 6 evangelische Bethäuser);
ferner der Justizpalast, das Zentralgefängnis (1687 als Citadelle erbaut),
das Theater und das allgemeine Krankenhaus.
[* 42]
Auf dem Esplanadenplatz erhebt sich eine schöne Fontäne mit Statuen von Pradier. 1874 wurde
dem von Nîmes stammenden KaiserAntoninusPius ein Denkmal errichtet. Behufs Wasserversorgung der in wasserarmer
Gegend gelegenen Stadt erbauten die Römer eine große Wasserleitung
[* 43] mit dem Pont du Gard, welche gegenwärtig ein Kanal
[* 44] aus
dem Rhône ersetzt. Außerdem besitzt Nîmes eine
¶
mehr
berühmte Quelle,
[* 46] welche mit schönen Anlagen (Jardin de la Fontaine, zur Römerzeit Nymphäum mit Dianatempel) umgeben ist.
Die Stadt zählt (1886) 62,198 (als Gemeinde 69,898) Einw. (darunter etwa 20,000 Protestanten). Von hoher Bedeutung ist die
Industrie. Die Seidenweberei ist zwar bereits seit 1750 im Rückgang begriffen; dafür aber sind andre
Gewerbszweige an ihre Stelle getreten, insbesondere die Fabrikation von Teppichen und Tischdecken, Shawls und Möbelstoffen,
Foulards, Schnüren und Borten, Nähseide, Wirkwaren u. a. Die verschiedenen Zweige der Textilindustrie beschäftigen ca. 5500 Arbeiter,
wozu noch die Gerberei, die Konfektion von Herrenkleidern, die Schuhfabrikation und die metallurgische Industrie, welch letztere
namentlich Eisenbahnmaterial liefert, mit gegen 2000 Arbeitern kommen.
Stadt und Umgegend bieten noch viele Denkmäler aus dem römischen Altertum dar, darunter das berühmte wohlerhaltene Amphitheater
(les Arènes), welches 24,000 Zuschauern Raum bietet und in neuerer Zeit zu Stiergefechte benutzt wird (s.
Tafel »Baukunst
[* 51] VI«,
[* 52] Fig. 1, 2), wahrscheinlich unter AntoninusPius erbaut; ferner die sogen. Maison carrée, ein trefflich
erhabener Tempel
[* 53] aus der Zeit des Augustus mit Säulenhalle an der Vorderseite, ein Dianatempel, das Augustusthor, die Ruine
Tourmagne (wahrscheinlich ein kolossales römisches Grabdenkmal) u. a. 18 km
nordöstlich von Nîmes liegt der berühmte AquäduktPont du Gard (s. Gard). Nîmes ist Geburtsort von J. ^[Jean] Nicot, welcher die
nach ihm benannte Tabakspflanze in Frankreich einführte, des Volksdichters Reboul und des Staatsmanns Guizot. - Nîmes hieß bei
den KeltenNemausus (»Heiligtum, Tempel«) und war Hauptstadt der Volcae Arecomici in der Provincia Narbonensis.
Die Stadt war sehr volkreich und glänzend gebaut. 465 n. Chr. ward sie von den Westgoten, 507 von den Franken, 725 von den
Sarazenen erobert und bis zu PippinsZeiten behauptet. Nachdem Nîmes zum fränkischen Reiche gekommen, regierten daselbst »vicecomites«
(Vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrh. machten sich dieselben unabhängig
und führten seit dem den TitelGrafen. Nachdem es der König von Aragonien als Lehnsherr an sich gezogen, eroberte es 1226 König
Ludwig VIII. von Frankreich, und 1259 trat es Jakob vonAragonien an Ludwig IX. förmlich ab. Im 16. Jahrh.
war Nîmes eine der Hauptstädte der Hugenotten, welche sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen in ziemlicher Anzahl daselbst
behaupteten; trotz aller Friedensversuche herrscht seitdem ein schroffer Gegensatz
zwischen den katholischen und protestantischen
Einwohnern, der oft zu blutigen Kämpfen und in den Zeiten der Reaktion zu Verfolgungen der Protestanten
führte, so 1791, 1815, wo die royalistischen Bandes Verdets in Nîmes grausame Gewaltthaten verübten, und 1830.
Vgl. Ménard,
Histoire de la ville de Nîmes (Nîmes 1875, 7 Bde.);
Perrot, Histoire des antiquités de la ville de Nîmes (11. Aufl., das.
1856);
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 54] an der Lohe und der LinieStrehlen-Nimptsch der Preußischen Staatsbahn, 242 m ü. M.,
hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht und (1885) 2229 meist evang. Einwohner.
Sohn des Kusch und Gründer des babylonischen Reichs, ein gewaltiger
Herrscher und Jäger, nach Josephus identisch mit dem Erbauer des babylonischen Turms, dessen Ruine (Birs-Nimrud) auf der westlichen
Seite des Euphrat liegt, und um dieses Unternehmens willen als Frevler gegen Gott dargestellt, nach Ktesias
identisch mit Ninos.
Das Sternbild des rohen Jägers und Riesen (Orion bei den Griechen) ist ursprünglich nach Nimrod benannt.
Auch sind hier Bierbrauereien, die ein beliebtes Weißbier (Moll) liefern. Die Stadt besitzt einen innern und einen großen
Zufluchtshafen, Getreide- und Speditionshandel. Es bestehen daselbst ein Bezirks- und ein Kantonalgericht, ein Gymnasium und
eine Realschule. Unweit der Stadt, auf dem Hunnerberg, liegen die Trümmer der Falkenburg, eines alten
Schlosses, das von Karl d. Gr. erbaut worden sein soll und das Hoflager der fränkischen Könige und später die Residenz der
Burggrafen von Nimwegen war. Nicht weit davon erhebt sich das Belvedere, das eine herrliche Aussicht über die Stadt darbietet. Unter
dem Reich von Nimwegen versteht man den von der Gegend von Kleve bis in die Nähe von Batenburg zwischen der Waal
und der Maas sich hinziehenden Landstrich. - Die Stadt Nimwegen, das alte Novio magus, ist sehr alt, war in früherer Zeit eine Reichs-
und Hansestadt und wurde, weil sie sich 1579 der Verbindung der niederländischen Provinzen angeschlossen
hatte, 1585 von den Spaniern belagert und erobert, kam aber 1591 wieder in die Hände des PrinzenMoritz von Oranien. Nachdem
die Franzosen sich ihrer 1672 ohne Gegenwehr bemeistert hatten, wurde hier 1678
¶
die älteste Dichtern in italienische Sprache, eine Sizilianerin, blühte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
und war wegen ihrer Schönheit, ihres Geistes und ihrer Poesien zu ihrer Zeit hochberühmt. Von ihrem Leben
ist sonst nichts bekannt. Dante da Majano (s. d.) verliebte sich in sie, ohne sie je gesehen zu haben,
und bat sie in einem Sonett um Gegenliebe, die sie ihm aus der Ferne in gleicher Weise gewährte. Von ihren
Gedichten haben sich nur sehr wenige erhalten, welche sich in den Sammlungen der »Rime
antiche« finden. Neuerdings ist die Existenz dieser Dichterin ganz geleugnet worden
Vgl. A. Borgagnoni, La condanna capitale
d'una bella Signora (in »Pagine sparse«, Oktober 1877).
einer der dem fremden Handel geöffneten Traktatshäfen in der chinesischen ProvinzTschekiang, am Zusammenstoß
des Jujao und Tenghoa, welche hier den Jung bilden, an dessen Mündung Tsinhai den Außenhafen der Stadt bildet,
in einer außerordentlich schönen und fruchtbaren Ebene, mit 240,000 Einw., welche eine lebhafte Industrie in Lackwaren, Teppichen
und Strohhüten und Decken (aus Binsen) betreiben. Die Stadt ist der Hauptmarkt Chinas für Fische und die Ebene ringsum mit Eiskellern
bedeckt.
Der überseeische Handel, vornehmlich mit grünem Thee und Strohhüten, ist durch das nahe Schanghai
[* 66] beeinträchtigt
worden und betrug 1886 nur noch 371,840 Mk.; es verkehrten hier 1142 Schiffe
[* 67] von 753,094 Ton. Ningpo ist Sitz eines deutschen Konsuls
und mehrerer Missionsgesellschaften. Schon 1522 kamen die Portugiesen hierher, ihre Niederlassung bei Tsinhai wurde aber 1542 vollkommen
zerstört
u. 800 Portugiesen ermordet. Die Engländer nahmen die Stadt 1841 während des Opiumkriegs ein.
(assyr. Ninua), berühmte Hauptstadt des assyrischen Reichs und Residenz der assyrischen Könige seit ca. 900 v. Chr.,
der Sage nach von Ninos (s. d.) gegründet, lag auf der östlichen Seite des Tigris, dem heutigen Mosul gegenüber, und soll
nach Strabon 480 Stadien (104 km) im Umfang gehabt haben. IhreMauern sollen 33 m hoch, für drei Wagen breit
genug und mit 1500 über 60 m hohen Türmen versehen gewesen sein. Indes haben sich diese Angaben als übertrieben herausgestellt;
die Griechen wurden erst in der Diadochenzeit, als die Stadt längst in Trümmern lag, mit ihr bekannt. 30 km
südlich von Ninive, dessen Mauern höchstens 13,500 m lang sind und eine Bevölkerung von höchstens 200-250,000 umschlossen,
liegt eine zweite Trümmerstätte, Nimrud (bei XenophonLarissa genannt), der ältern Hauptstadt Kalach (Residenz seit etwa 1300 v. Chr.)
entsprechend, und 25 km nordwestlich das Dorf Chorsabad (s. d.) mit Resten eines Palastes.
Zwischen diesen Orten waren die Stromufer und Felder mit zerstreuten Häusern besetzt, was den Anlaß zu jenen Fabeln der Griechen
gegeben haben mag. Ninive wurde 605 v. Chr. von Kyaxares von Medien und Nabopolassar von Babylonien erobert und völlig zerstört;
Xenophon sah nur noch die Ruinen derselben. Im Lauf der Zeit war die Hauptstadt des einstigen Weltreichs
fast spurlos verschwunden, und man war in Ungewißheit darüber, welche von den Trümmerhaufen am Tigris die Überbleibsel
Ninives seien.
nach Ktesias der Gründer des assyrischen Reichs und angeblich Erbauer der Stadt Ninive (s. d.). Er verband sich
der Sage nach mit einem arabischen
¶
mehr
Herrscher, Ariäos, eroberte zuerst Babylonien, machte sich den König von Armenien unterwürfig, besiegte dann die Meder und
unterwarf in 17 Jahren alle übrigen VölkerAsiens außer den Indern und Baktrern. Mit 2 Mill. Soldaten zog er darauf gegen Baktrien,
schlug den König dieses Reichs, Oxyartes, und eroberte das platte Land und mehrere Städte, belagerte
aber die Hauptstadt Baktra lange vergebens, bis er sich durch den klugen Rat der Semiramis, der Gemahlin eines seiner Statthalter,
Onnes, dieselbe unterwarf. Semiramis, die darauf seine Gemahlin ward, gebar ihm den Ninyas und wurde von dem sterbenden Ninos zur
Regentin bestellt. Ktesias setzt des Ninos Regierungszeit zwischen 2200 und 2100 v. Chr., doch hat nie ein
Ninos über Assyrien geherrscht. Der Bericht des Ktesias ist eine spätere medisch-persische Sage und der Name Ninos dem der Hauptstadt
Assyriens, Ninua oder Ninive, entnommen. Vgl. Assyrien.
Die Eltern vermochten den Jammer nicht zu überleben; Amphion tötete sich selbst, und Niobe, welche der ungeheure Schmerz erstarren
gemacht hatte, wurde von den Göttern in Stein verwandelt und nach ihrer alten phrygischen Heimat am Berg Sipylos zurückversetzt;
aber auch der Stein hörte nicht auf, Thränen zu vergießen. Später ward die Sage mannigfach verändert
und erweitert. Der hochtragische Stoff ward von den Meistern der dramatischen wie der bildenden Kunst vielfach behandelt.
Den Mittelpunkt der Gruppe bildet die erhabene und edle Gestalt der Niobe selbst mit der zu ihren Füßen hingestürzten, ihr Haupt
im Schoß der Mutter bergenden Tochter. IhreKinder fliehen von beiden Seiten her, teils schon getroffen,
teils sich entsetzt umschauend nach den schwirrenden Todesgeschossen, der Mutter zu. Die vorzügliche Einzelkopie einer Tochter
aus der Gruppe, jetzt im Museo Chiaramonti des Vatikans befindlich, gibt von der Schönheit des Originals die beste Anschauung.
Einzelne Reliefs und Wandbilder wiederholen denselben Gegenstand; Terrakottafiguren flüchtender Niobiden
haben sich in der Krim
[* 82] gefunden. Niobe ist wahrscheinlich ursprünglich
nur eine besondere Form der Erdgöttin, deren Sprößlinge
von den versengenden Pfeilen des Sonnengottes dahingestreckt werden.
Nebenfluß des Missouri in Nordamerika, entspringt beim Rawhide Peak in Wyoming, bricht sich durch einen von 180 m
hohen Felswänden eingeschlossenen Canon eine Bahn, kreuzt die Prärien und vereinigt sich nach einem Laufe
von 620 km beim Ort Niobrara mit dem Missouri.