nach durch, so sieht man unter einer etwa 1
cm dicken, gelb- oder grauroten
Rinde 8-18, gewöhnlich 12-14 blässere
Pyramiden,
welche durch die dunklere Rindensubstanz voneinander getrennt sind und selbst aus sogen. Marksubstanz
bestehen. Jede mit dem zu ihr gehörigen Teil der Rindensubstanz entspricht einem der
oben genannten Nierenlappen, besitzt
also an ihrer
Spitze ihr Nierenwärzchen und um dasselbe meist auch einen eignen Nierenkelch. Rindensubstanz und
Pyramiden
(sogen.
MalpighischePyramiden) bestehen aus großen
Mengen Harnkanälchen und
Blutgefäßen nebst dem dieselben stützenden
spärlichen
Bindegewebe, mit dem Unterschied jedoch, daß in ersterer die Kanälchen meist geschlängelt, in letzterer meist
gerade verlaufen, sowie daß in ersterer mehr
Gefäße vorhanden sind. Die
Absonderung des
Harns aus dem
Blut geschieht nun in folgender
Weise. Die Nierenarterie (s. Tafel
»Blutgefäße«,
[* 2] Fig. 5) tritt an der innern Seite der Niere
durch den sogen. Nierennabel (wo zugleich die
Vene austritt) in sie ein und teilt sich sofort in mehrere
Äste, deren Verzweigungen zwischen den
Pyramiden hindurch zur
Rinde gelangen und hier in einer enormen Anzahl feinster
Zweige
endigen.
Von diesen windet sich jeder zu einem sogen. Gefäßknäuel (s.
Wundernetz) zusammen, das eben noch mit bloßem
Auge
[* 3] als rotes
Pünktchen sichtbar sein kann, streckt sich darauf wieder glatt und löst sich dann erst in
Kapillaren
auf, aus denen sich die feinen
Zweige der
Vene zusammensetzen. Die Gefäßknäuel (glomeruli Malpighii,
Malpighische Körperchen)
sind jedes in ein
Bläschen, das Nierenbläschen, hineingestülpt, welches sie dicht umschließt und nichts als der blinde,
erweiterte Anfang eines Harnkanälchens ist.
Durch die dünnen Wandungen des Gefäßknäuels und des
Bläschens hindurch filtriert gewissermaßen aus
dem
Blut zunächst nur
Wasser, welches so in das Harnkanälchen gelangt. Dieses selbst verläuft anfangs in der
Rinde vielfach
gewunden und nimmt während dieser Zeit aus den umspinnenden
Kapillaren eine kleine
Menge derjenigen
Stoffe auf, welche aus
dem
Blut entfernt werden sollen; darauf senkt es sich in gerader
Richtung zum
Mark herab, kehrt in einer
Schleife zur
Rinde zurück und mündet in ein weiteres Kanälchen, das noch eine
Reihe gleicher aufnimmt und in der
Pyramide
geradlinig nach ihrer
Spitze hin seinen
Lauf nimmt.
Durch solche Vereinigung mehrerer Kanälchen wird ihre Zahl nahe ihrer Mündung auf der
Spitze derPyramiden
auf ungefähr 200 reduziert. Sie sind von den
Kapillaren umsponnen und lassen den
Harn tropfenweise in die Nierenkelche, von
denen zuweilen
einer für mehrere
Pyramiden zugleich bestimmt ist, fallen, worauf er dann sich in das gemeinschaftliche Nierenbecken
und aus diesem durch den
Harnleiter in die
Harnblase (s. d.) ergießt. Die
Harnleiter
(Ureteres,
Ureteren),
gleich dem Nierenbecken mit einer besondern Muskelschicht in der Wandung ausgestattet, sind etwa 5
mm weit, 32-34
cm lang und
münden in die
Harnblase in der Art ein, daß sie nach Durchbohrung der Muskelhaut derselben noch 1-1½
cm weit zwischen dieser
und der Schleimhaut verlaufen, ehe sie sich in die
Blase öffnen. Die
Nerven
[* 4] der Nieren stammen vom
Sympathikus
(s. d.) ab, begleiten die
Arterien und sind mit kleinen
Ganglien versehen. Zuweilen ist die eine Niere sehr verkleinert oder
fehlt ganz, alsdann ist aber die andre um so größer; auch gibt esFälle von Verschmelzung beider Nieren oder
von ihrer
Auflösung in mehrere
Lappen. Über die Erkrankungen der s.
Nierenkrankheiten.
In der
Kochkunst werden Nieren vom
Hammel,
Kalb und
Schwein
[* 5] vielfach verwendet und gelten als Leckerbissen, während Rindsnieren
zu fest sind u. meist nur zur Verbesserung des
Geschmacks der
Fleischbrühe dienen.Hammel-,
Kalbs- und Schweinsnieren
werden gebraten, gebacken, mit feinen Kräutern (aux
fines herbes) gedämpft (sauté), mit
Wein und Champagner zubereitet;
man verwendet sie zu
Suppen,
Pasteten, als
Füllung von
Omeletten und zu
Ragouts. In Süddeutschland sind saure Nieren allgemein beliebt.
(Putzen), Abscheidungen von erzführenden
Partien in unförmlichen, mehr oder weniger umfangreichen
Massen, in besondern Lagerstätten oder in der ganzen Gebirgsmasse ohne Zusammenhang zerstreut.
Die Erkrankungen der
Niere bieten der
Diagnose am
Krankenbett große Schwierigkeiten dar, denn obgleich
es leicht festzustellen ist, daß eine Nierenerkrankung vorliegt, so ist es doch oft nicht möglich,
die Art der
Entwickelung von andern Krankheitsformen zu unterscheiden. Der
Grund hierfür liegt darin, daß jede der vielen
anatomischen Veränderungen vorübergehend oder dauernd einen Teil des Drüsengewebes außer Thätigkeit setzt. Sobald dies
geschieht, wird der
Harn bald auffallend spärlich, bald sehr reichlich, bald außerordentlich reich an
Salzen, bald arm daran und enthält meist
Substanzen, welche im normalen
Harne nicht vorkommen.
Unter diesen letztern nimmt wegen der Häufigkeit des Vorkommens und der hohen Bedeutung für die gestörte
Ernährung die
erste
Stelle das
Eiweiß ein. Die
Absonderung von gelöstem
Eiweiß (s.
Eiweißharnen) ist oft das einzige
Merkmal einer
Nierenkrankheit und bleibt, da die
Substanz ohne chemische
Reaktion nicht erkennbar ist, meist so lange Zeit verborgen,
bis andre spätere
Folgen des
Leidens die
Aufmerksamkeit des
Arztes auf diese Untersuchung hinleiten. Ist das
Eiweiß dann wirklich
nachgewiesen, so weiß man eben gerade, daß eine
Nierenkrankheit vorliegt, aber nichts Genaueres.
Etwas bestimmter wird die
Vorstellung, wenn sich außerdem kleinste, mikroskopisch erkennbare Teilchen von Nierenkanälen,
sogen.
Fibrincylinder, in der
Absonderung vorfinden, da diese darauf deuten, daß der
Prozeß etwas älter ist, daß
Abschnitte
des Nierengewebes zu
Grunde gegangen sind; sofern blutige Beimischungen gefunden werden, die nachweislich nicht aus den
größern
Harnwegen oder der
Blase herrühren, so spricht dies für einen akuten, in frischem Fortschreiten begriffenen Vorgang;
aber die Befunde im
Harn decken sich nicht mit den anatomischen Veränderungen, sie variieren mehr graduell, in
Menge und
Verhältnis
der einzelnen abnormen
Bestandteile, während die anatomischen Veränderungen, die ihnen zu
Grunde liegen,
in ihrem
Wesen, in ihrer Entstehung und ihrem schließlichen
Ablauf
[* 6] verschieden sind.
Sofern ein größerer
Abschnitt von harnabsonderndem Drüsengewebe zu
Grunde gegangen ist, so genügt der Rest nicht mehr,
die im
Blut angehäuften Verbrauchsprodukte der
Gewebe
[* 7] auszuscheiden, und diese entfalten nun, je nachdem der Nierenschwund
plötzlich oder langsam entstanden war, ihre mehr oder weniger stürmischen und gefahrbringenden
Wirkungen.
Ist die
Menge dieser hoch oxydierten, dem
Harnstoff nahestehenden
Produkte sehr reichlich, so üben sie auf das
¶
mehr
Nervensystem eine Reihe von Wirkungen aus, die unter dem Namen der Urämie zusammengefaßt werden. Zuerst sind es Reizerscheinungen,
wie Erbrechen, Angstgefühl, dann Krämpfe und Muskelzuckungen, welchen sich Verlust des Bewußtseins und Lähmungen anschließen,
die als urämisches Koma oder urämische Schlafsucht bekannt sind. Der Zustand, zuweilen mit Epilepsie verwechselt, ist höchst
bedenklich; wenn die Stoffe nicht binnen 1-2 Tagen abgeschieden sind, woran sich der Darm
[* 9] und die Haut
[* 10] beteiligen, so ist der
Tod unvermeidlich. Bei geringen Anlässen, welche wieder eine Mehranforderung an die Nierenthätigkeit stellen, kann
sich der urämische Anfall mit all seinen Schrecken wiederholen. Kommt die Störung der Nierenthätigkeit langsam
zu stande, oder sind die Umsetzungsstoffe im Blut minder reichlich, so gibt es mannigfache Möglichkeiten.
1) Es kann dann dadurch, daß die gesamte Ernährung leidet, daß also in den Geweben weniger Stoffe verbraucht werden und dem
Zerfall anheimfallen, eine Art von knappem Haushalt eintreten, bei welchem nicht mehr Anforderungen an
die Harnausscheidung gestellt werden, als die kranken Nieren leisten können. Dieser Ausgleich durch Herabsetzung der Ansprüche
ist bei alten Leuten so häufig, daß bei nicht wenigen Greisen, welche mit 70-80 Jahren sterben, die Sektion ganz unerwartet
Nierenschrumpfungen aufdeckt, welche seit Jahren keinerlei Krankheitssymptome hervorgerufen hatten.
2) Ein Ausgleich kann dadurch zu stande kommen, daß der Gehalt des Bluts an Harnstoff (Kreatin, Xanthin, Hypoxanthin
etc.) einen Reiz auf die Herzthätigkeit ausübt und durch fortdauernden Reiz eine Vergrößerung der linken Herzkammer herbeiführt.
Ist dies geschehen, so wird durch das stärker arbeitende Herz in gleicher Zeitdauer eine größere MengeBlut durch die Nieren
getrieben, und es können derart die verkleinerten Drüsen bei schneller Durchströmung ebensoviel leisten wie normale Nieren
bei der Blutgeschwindigkeit eines normalen Herzens.
DiesenAusgleich nennt man Kompensation, sie besteht, solange die Vergrößerung des Herzens gleichen Schritt mit der Verkleinerung
des gesunden Nierengewebes hält; sobald aber irgend eine Schädlichkeit das Herz stört oder lähmt,
so stört es die Kompensation, und der Erfolg ist dann derselbe, als hätte die Schädlichkeit die Nieren direkt getroffen,
d. h. es kann Urämie und Tod eintreten. Für die Behandlung ist die Möglichkeit eines Ausgleichs der Nierenaffektion durch
Herzvergrößerung von unschätzbarem Werte, da sie durch zweckmäßige kräftige Diät, durch Bäder und
klimatische Einwirkungen einen Kräftezustand herbeiführen muß, der die gewünschte Mehrarbeit und Hypertrophie des Herzens
möglich macht. Bei herabgekommenen Personen ist hierzu keine Aussicht.
3) Bei langer Dauer der schlechten Blutbeschaffenheit erkranken die Gefäße. Abgesehen von chronischen Entzündungen der größern
Arterien, verlieren die kleinen Gefäße, Venen und Kapillaren ihre normale Dichtigkeit, sie lassen Blutwasser
in die Gewebe austreten, es entstehen Ödeme an den Augenlidern, den Füßen, später im ganzen Gesicht,
[* 11] an den Händen und am
Ende allgemeine Wassersucht (s. d.). Auch in dem Stadium der Ödembildung kann noch Besserung eintreten, sobald sich die Herzthätigkeit
hebt, ja sogar Kompensation, wenn das Herz durch dauernde Mehrarbeit die Krankheitsursachen stets rechtzeitig
aus dem Blut fortschafft.
Aber auch in diesem Stadium kann durch plötzliche Steigerung der Schädlichkeiten ein akuter urämischer Anfall mit Ödem der
Hirnhäute dem Leben ein Ende
machen. Die ärztliche Thätigkeit richtet sich also in jedem Fall auf die Entfernung der
schädlichen chemischen Substanzen aus dem Blut und zwar direkt durch Beförderung der Darmthätigkeit und der Schweißabsonderung.
Ersteres durch Abführmittel (KarlsbaderKur), letzteres mittels heißer Bäder, Einwickelung in warme wollene Decken, Pilokarpindarreichung,
Überführung in warme, trockne Landstriche, wie Oberägypten, Sizilien,
[* 12] Madeira;
[* 13] indirekt durch Regelung der Diät, Verordnung
kräftiger Nahrung, guter Luft, etwas Wein, Chinapräparate, welche geeignet sind, die Herzthätigkeit zu
heben und dadurch einen möglichst anhaltenden Ausgleich herbeizuführen.
Nach dieser allgemeinen Darstellung der Krankheitserscheinungen, welche bei jeder Nierenaffektion auftreten können, welche
einander ablösen und in mannigfache Zusammensetzungen sich wiederholen, bedarf es nunmehr zur Besprechung der einzelnen Vorgänge
wesentlich einer anatomischen Schilderung.
Die Nierenentzündung (Nephritis) tritt in zwei Hauptformen auf: der parenchymatösen und der interstitiellen Nephritis. Die
erstere betrifft das eigentliche Drüsengewebe, die Harnkanälchen, während die andre in dem Gerüstwerk von Gefäßen, in
deren Maschen die Harnkanälchen angeordnet sind, ihren Sitz hat. Nicht selten kommen beide Formen nebeneinander vor, doch
so, daß jede derselben anatomisch mit Leichtigkeit von der andern unterschieden werden kann.
1) Die akute Nierenentzündung stellt sich sehr häufig als eine Komplikation des Scharlachfiebers dar, kommt im Verlauf des
sogen. Choleratyphoids vor, gesellt sich auch zuweilen zu den Masern und verwandten Ansteckungskrankheiten hinzu. Auch als
Folge von Erkältungen und durch den Gebrauch starker harntreibender Mittel hat man die akute Nierenentzündung
eintreten sehen. In manchen Fällen ist ihre Ursache nicht zu ermitteln. Die anatomischen Veränderungen, welche bei der akuten
Nierenentzündung und zwar stets in beiden Nieren in gleichem Grad auftreten, bestehen in einer Schwellung der gewundenen Harnkanälchen,
welche sich mit feinster körniger Eiweißtrübung fällen; zuweilen bersten einzelne der Gefäßknäuel
und ergießen ihr Blut in die Harnkanälchen. In diesem Stadium ist völlige Rückbildung möglich.
Bleibt diese aber aus, verschwinden die Eiweißkörnchen nicht, so geht die Krankheit in 2) das chronische Stadium über, bei
welchem die Trübung stärker wird, die Eiweißsubstanz sich in Fetttröpfchen umwandelt und die befallenen
Harnkanälchen zu Grunde gehen. Dieses chronische Stadium tritt oft ohne akute Vorläufer ein, es kommt im Kindesalter selten,
im Mannesalter dagegen sehr häufig vor und wird mehr beim männlichen als beim weiblichen Geschlecht angetroffen.
Als Ursache derselben sind in erster LinieErkältungen, namentlich dauernde Einwirkung der Kälte und Nässe
auf die Haut, dann auch der reichliche Genuß spirituöser Getränke zu nennen. Oft gesellt sich ferner diese Krankheit zu langwierigen
Eiterungen, namentlich der Knochen,
[* 14] hinzu oder erscheint neben gewissen Herzleiden. Sind die Harnkanälchen der Rinde zum Teil
verfettet, so sind zwei Ausgänge möglich. Entweder sie bleiben an Ort und Stelle liegen, die Nieren erscheinen
dann groß, dick, die Oberflächen sind glatt, hellgelblich, mit zahllosen opaken gelben Flecken übersäet, die Marksubstanz
ist stärker bluthaltig, das Bild entspricht den Beschreibungen, die JohnBright von der nach ihm benannten Krankheit (Brightsche Nierenkrankheit)
entworfen hat. Im zweiten
¶
mehr
Fall werden die verfetteten Gewebsteile durch den Harn entleert, sie erscheinen dann als Cylinder, welche mit Fetttröpfchen
dicht besetzt sind, zum Teil werden sie auch wohl von den Lymphgefäßen aufgesogen, und die Nieren verkleinern sich, schrumpfen
und bieten dann das Bild der Granularatrophie (Schrumpfniere, Nierencirrhose) dar. Der Harn ist dabei reichlich,
klar, hellgelb, von geringem spezifischen Gewicht, was damit zusammenhängt, daß gerade diese Fälle mit starker Arbeitsbeteiligung
des Herzens einhergehen. - Eine sehr üble Komplikation der chronischen parenchymatösen Nierenentzündung bildet hin und wieder
das Erblinden der Kranken, welches auf einer Verfettung der Netzhaut (Retinitis albuminurica) beruht, ebenso Entzündungen des
Brustfells und Herzbeutels. - Die interstitielle Nierenentzündung kommt vor als akutes Leiden
[* 16] a) nach Verletzungen
und Wunden der Nieren und ist dann nur einseitig; b) als eiterige (Nephritis apostematosa) bei bösartigen, durch Bakterien bedingten
Klappenentzündungen des linken Herzens, wo sie beide Organe befällt und in Form zahlloser, kaum sichtbarer bis linsengroßer
sogen. metastatischer Eiterherde auftritt, welche um kleine »embolisch«
durch den Blutstrom eingeschleppte Bakterienhaufen entstanden sind; c) als eiterige Entzündung im Gewebe des Nierenbeckens,
dann der Mark- und erst später der Rindensubstanz (Pyelonephritis), welche als direkte Fortsetzung einer Entzündung der großen
Harnwege anzusehen ist.
Anatomisch beginnt sie mit einer Neubildung von Rundzellen im interstitiellen Gerüstwerk der Drüsen, später gehen diese dann
in Bildung von Bindegewebe und damit in eine narbenähnliche Schrumpfung über, welche bei gleichzeitiger Verfettung der Harnkanälchen
entweder zu einer gleichmäßigen Verkleinerung bei großer Derbheit und Dicke der Organe (Atrophia laevis)
oder zur Granularatrophie führt. Die letztere ist also Endstadium sowohl der reinen parenchymatösen, als auch der mit interstitieller
Entzündung kombinieren parenchymatösen Nephritis. Eine ganz schleichende, zur Vergrößerung und Verhärtung der Nieren führende
interstitielle Erkrankung ist die bei Herzleiden vorkommende cyanotische Stauungsniere (Induratio renum).
Als Hydronephrose bezeichnet man die krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens mit Schwund der Nierensubstanz.
Wird nämlich der Abfluß des Harns aus dem Nierenbecken in die Blase auf irgend eine Weise dauernd gehemmt, so übt der stauende
Harn einen Druck auf die Nierenpapillen aus, und es bilden sich allmählich aus den letztern bauchige Ausbuchtungen; schließlich
wird die Niere in einen mehr oder weniger dickwandigen, mit wässerigen, schleimiger oder
eiteriger Flüssigkeit
ausgefüllten Sack umgewandelt.
Der Harn kann sich im Nierenbecken stauen, wenn sich in dem Harnleiter für die Dauer Steine eingeklemmt haben, oder wenn der
Harnleiter durch Geschwülste der Nachbargegend zusammengedrückt wird. In andern Fällen sind die Harnleiter durch Entzündungen,
welche zu Wulstungen ihrer Schleimhaut oder zu Verwachsung ihrer Wände miteinander geführt haben, oder durch Neubildungen
verschlossen, was z. B. beim Krebs
[* 17] der Gebärmutter
[* 18] fast zur Regel wird. Der Wassersack, in welchen die Niere in solchen Fällen
umgewandelt wird, kann die Größe eines Kindskopfes, ja selbst eines Mannskopfes erreichen.
Nur solche hohe Grade, wobei sich auch äußerlich eine Geschwulst bemerkbar macht, können erkannt werden.
Schmerzen fehlen gewöhnlich. Die Menge des ausgeschiedenen Harns ist nicht vermindert, da die andre Niere für die unthätig
gewordene vikarierend eintritt. Breitet sich das Hindernis, welches den Abfluß des Harns aus einem Harnleiter hemmte, auch
auf den andern aus, so daß aus beiden Nieren kein Harn in die Blase gelangen kann, so hört die Harnsekretion
ganz auf, und der Kranke geht schnell unter den Zeichen der Urämie (Harnstoffvergiftung des Bluts) zu Grunde. Da die Ursache
der Harnstauung im Nierenbecken fast nie gehoben werden kann, so gibt es auch gegen die Hydronephrose
keine Hilfe. Erst neuerdings hat man versucht, die Ureteren zu katheterisieren.
Die Amyloidentartung (s. d.) der Nieren kommt unter denselben schweren Ernährungsstörungen vor wie diese Degeneration überhaupt,
namentlich bei Syphilis, Lungenschwindsucht, lang dauernden Eiterungen, besonders wenn sie vom Knochen ausgehen, beim Krebs etc.
Die Krankheit besteht darin, daß die Wandung der feinsten Gefäße, besonders der Malpighischen Gefäßknäuel,
in eine eigentümliche glasige Substanz umgewandelt wird, wobei das Lumen der Gefäße sich beträchtlich verengert, die Wandung
derselben sich aber stark verdickt.
Diese Veränderung geht stets mit fettiger Entartung der Drüsenzellen einher. Die Niere ist dabei vergrößert, blutarm, blaß,
mehr oder weniger fest. Der Blutumlauf und die Harnausscheidung sind in einer solchen Niere schwer gestört.
Der Harn ist eiweißhaltig, enthält sogen. granulierte Cylinder, ist blaß, spärlich. Die Speckentartung der Nieren ist meist
mit der gleichen Affektion des Darms, der Leber und Milz verbunden; sie ist eine chronische Krankheit, welche zur
Blutverarmung und Wassersucht führt und niemals heilbar ist. Sie kommt übrigens in jedem Alter vor. Die Aufgabe der Behandlung
kann nur darin bestehen, die Kräfte der Patienten durch kräftige Kost so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.
Die Tuberkulose derNieren kommt in zwei verschiedenen Formen vor. Einmal nämlich begleitet sie die allgemeine
Miliartuberkulose und ist dann klinisch von keiner besondern Wichtigkeit; das andre Mal tritt sie primär auf und ist dann
fast stets mit Tuberkulose derHoden, der Prostata, der Samenbläschen oder des Uterus und der Tuben oder der Harnwege verbunden.
Die Tuberkelablagerung erfolgt bei dieser zweiten Form sehr massenhaft, und die einzelnen Knötchen fließen
zu großen Herden zusammen. Die Niere hat an Größe zugenommen, hat eine grobhöckerige Oberfläche, und man findet in derselben
teils umfangreiche käsige Herde, teils mit eiterähnlicher Masse erfüllte Höhlen. Eine Heilung wurde nie beobachtet.
Affektion, welche darauf beruht, daß sich im Nierenbecken steinige Konkremente bilden, die Schleimhaut desselben heftig reizen
und, wenn sie in den Harnleiter gelangen, für längere oder kürzere Zeit eingeklemmt werden und stecken bleiben.
Die Geschwülste der Nieren sind verhältnismäßig selten, sie kommen meist im jugendlichen Alter, zuweilen sogar angeboren
vor, wie die Cystennieren, gewisse seltene Sarkome mit Muskelfasern u. a. Krebs der Nieren geht zuweilen
aus langen Reizungen des Beckens durch scharfe Steinbildungen hervor. Als Mißbildung sei erwähnt, daß zuweilen nur eine
einfache, zuweilen zwei in der Mitte verwachsene Nieren vorkommen, welche als Hufeisennieren bekannt sind, aber nur anatomisches
Interesse darbieten, da das Leben durch sie nicht gefährdet wird.
Vgl. Wagner, Der Morbus Brightii (3. Aufl.,
Leipz. 1882);
KarlGustav, beliebter Volks- und Jugendschriftsteller, geb. zu Dresden,
[* 20] besuchte die Kreuzschule und
das FriedrichstädterSeminar daselbst, war seit 1814 Hilfslehrer seines Vaters und wurde 1831 zum Oberlehrer
und 1841 zum Direktor der Bezirksschule zu Antonstadt-Dresden befördert. LetztereStelle legte er 1864 nieder und lebte seitdem
ganz der Schriftstellerei. Er starb Seit 1834 machte er sich als Schriftsteller durch zahlreiche Erzählungen
für das Volk und die Jugend bekannt, welche, vom Hauch einer warmen und weitherzigen Frömmigkeit durchweht,
sich einer verdienten Beliebtheit erfreuten und zu dem Besten gehören, was die Gegenwart auf diesem Gebiet hervorgebracht
hat. Sie erschienen teilweise gesammelt als: »Jugendbibliothek«, »Jugendschriften« etc. Großen Beifall fand auch der von ihm
seit 1850 herausgegebene »Deutsche
[* 21] Volkskalender«.
(Sternutatio), eine krampfhafte Reflexbewegung der Atmungsmuskeln, die dadurch zu stande kommt, daß sich ein
die Gefühlsnerven der Nasenschleimhaut treffender Reiz auf das Gehirn
[* 26] fortpflanzt und von dort auf die Bewegungsnerven der
Atmungsmuskeln übertragen (reflektiert) wird. Beim Niesen folgt auf eine tiefe Inspiration eine kurze, sehr kräftige, durch Stimmbandschwingungen
tönende Exspiration, wobei der durch die Nase
[* 27] gestoßene Luftstrom Schleimpartikelchen mit sich fortreißt.
Eine eigentümliche Form der krankhaften Reflexbewegung des Niesens ist der sogen.
Nieskrampf, der hauptsächlich bei weiblichen Individuen von hysterischer Stimmung, bei Irren und andern nervösen und reizbaren
Personen ohne alle wahrnehmbaren Veränderungen in der Nasenhöhle nicht ganz selten vorkommt, so daß manchmal tage-
und wochenlang das Niesen fast ohne Unterbrechung fortdauert und einen wirklich qualvollen Zustand bedingt.
In
andern Fällen finden freie Zwischenräume statt, aber der Nieskrampf kehrt in stundenlangen oder noch längern Anfällen
ohne alle neue Ursache oder auch durch die geringfügigsten Veranlassungen wieder.
Die Neigung zu solchen Anfällen verliert sich nach kürzerer oder längerer Zeit, zuweilen erst nach Jahren, von selbst.
Man benutzt das Niesen zuweilen als Heilmittel, z. B. bei Kopfschmerz, Eingenommenheit des Gehirns, oder um die Schleimhaut der
Nase oder andrer naheliegender Organe in erhöhte Thätigkeit zu versetzen, oder um eine heftige Erschütterung der Atmungsorgane,
z. B. bei Scheintod, zu erzielen. Um es hervorbringen, wendet man entweder unmittelbar mechanische Reizung der
Nasenschleimhaut (z. B. mittels Federposen) oder die sogen.
Niesemittel (Sternutatoria, Errhina) an, die gewöhnlich in Pulvergestalt, in einzelnen Fällen aber auch in flüssiger und
Dampfgestalt gebraucht werden. Zu den gebräuchlichen gehören Tabak,
[* 28] Haselwurzel, Veilchenwurzel, Maiblumen, weiße und schwarze
Nieswurz.
Das Gesundheitwünschen beim Niesen soll bei Gelegenheit einer Pest aufgekommen sein, weil man in demselben
ein Zeichen der beginnenden Genesung erkannt habe. Indes findet sich die Sitte bereits in den ältesten Zeiten (z. B. in der
Odyssee) und in vielfach wechselnder Gestalt fast auf der gesamten Erde, jedenfalls hervorgerufen durch die Überraschung und
Unwiderstehlichkeit des Reflexaktes, der den einen als ein Omen, eine Bestätigung ausgesprochener Ansichten
(»etwas beniesen«) oder eine Geistereinwirkung galt, der man durch einen
zugefügten Wunsch eine günstige Wendung geben müsse, den andern als ein Akt, den man in Bezug auf das wohlthätige Gefühl
des Niesens als ein Zeichen der Gesundheit ansehen und aus Höflichkeit nicht unbeachtet lassen dürfe. Tylor (»Anfänge
der Kultur«, Leipz. 1873) hat die Verbreitung der Wünsche, Zeremonien und abergläubischen Vorstellungen, die sich an das Niesen knüpfen,
über alle Erdteile nachgewiesen.
(Nutznießung, lat. Ususfructus), das dingliche Recht nicht allein auf die unmittelbare Benutzung einer fremden
Sache, sondern auch auf den Bezug aller Erzeugnisse und Nutzungen derselben. Das Recht selbst ist als persönliche Dienstbarkeit
zwar unzertrennlich von der Person des Nutznießers (Usufruktuar), doch kann er die Ausübung desselben
andern überlassen. Der Usufruktuar trägt die Lasten der Sache und hat dieselbe in gehörigem Stand zu erhalten, kann sich
aber von dieser Verbindlichkeit durch Aufgabe des Nießbrauchs befreien. An und für sich liegt das Recht derNutznießung
einer Sache in dem Eigentumsrecht.
Bei dem Nießbrauch ist dasselbe zeitweise von dem Eigentum losgelöst, und so charakterisiert sich der Nießbrauch als ein Recht an einer fremden
Sache, welches durch Vertrag, letztwillige Verfügung, Richterspruch, aber auch durch gesetzliche Bestimmung begründet sein
kann. So kommt dem Ehemann an der Mitgift der Ehefrau, dem Hausvater an demjenigen, was das Hauskind durch
die Freigebigkeit Dritter erhielt, der Nießbrauch zu. Im Güterrecht der Ehegatten (s. d.) ist das System des ehemännlichen Nießbrauchs
(Ususfructus maritalis) ein weitverbreitetes. Nach Beendigung des Nießbrauchs ist die
¶
mehr
betreffende Sache möglichst unverändert zurückzugeben. Hieraus folgt, daß eigentlich an Sachen, deren Gebrauchen im Aufbrauchen
besteht, ein Nießbrauch nicht möglich ist. Gleichwohl wird in solchen Fällen ein Quasiususfructus angenommen, z. B. bei dem Nießbrauch von
Kapitalien, Warenvorräten u. dgl., indem der Nutznießer
nur seiner Zeit Gegenstände derselben Art und von gleichem Wert zurückzugeben verpflichtet ist.
(Nister), Fluß im Westerwald, entspringt am Fuchskauten, fließt in nordwestlicher Richtung, nimmt rechts die
Kleine Niester auf und mündet bei Wissen links in die Sieg. Im Flußbett der Niester hat man neuerdings Perlmuscheln entdeckt.
das Vereinigen zweier Metallstücke und zwar teils fest und unbeweglich, teils so, daß, wie
bei Scheren
[* 32] oder Zangen, die Stücke eine Beweglichkeit um den Punkt behalten, wo die Vernietung stattgefunden hat. Die Vernietung
kann auf die Weise hergestellt werden, daß man das eine Metallstück mit einem Loch, das andre mit einem Zapfen
[* 33] versieht. Letztern
steckt man dann durch jenes Loch und klopft ihn jenseit desselben mit dem Hammer
[* 34] breit, so daß eine Art
Kopf entsteht, welcher die Trennung verhindert.
In den meisten Fällen verwendet man Hilfsstücke, Niete oder Nietnägel (bei beträchtlicher Länge auch Nietbolzen genannt),
macht durch beide zu vereinigende Metallstücke (z. B. zwei Bleche) Löcher, steckt das Niet, welches die Form eines stumpfen,
cylindrischen Nagels besitzt, hindurch und breitet es an beiden Enden zu einem Kopf aus. Die Niete bestehen
aus demselben Metall wie der zu nietende Gegenstand. EiserneNiete werden aus gewalztem Rundeisen oder starkem Eisendraht gefertigt
und von vornherein mit einem flachen oder gewölbten Kopfe versehen.
Man stellt sie fabrikmäßig dar und bedient sich dazu entweder der Handarbeit (Schmieden) oder besonderer
Maschinen, in welchen der Kopf der Niete durch einen Stempel im Fallwerk
[* 35] oder in einer kräftigen Presse
[* 36] (Nietkopfpresse) erzeugt
wird. Das Nieten selbst geschieht, indem man das Niet durch die beiden Löcher steckt, den Kopf durch einen sogen. Gegenstempel
unterstützt und nun mit einem Hammer das hervorragende Ende mit Hilfe eines sogen. Kopfstempels zu einem
Kopf (Schließkopf) ausbildet.
GroßeNiete bearbeitet man glühend. Gegenstände, die sich nicht handhaben und wenden lassen, wie z. B.
Dampfkessel,
[* 37] müssen in der Weise vernietet werden, daß ein Arbeiter auf der einen Seite den Gegenstempel fest entgegenhält
und ein andrer von der andern Seite den Schließkopf herstellt. Es sind indes auch Maschinen konstruiert worden, welche mittels
zweier Stempel schnell und geräuschlos wirken. Der eine dieser Stempel steht fest, der andre wird gewöhnlich durch Dampfkraft
oder Wasserdruck (hydraulische Nietmaschine)
[* 38] gegen das auszubreitende Ende getrieben. Meistenteils empfängt der bewegliche
Stempel seine Bewegung durch Hebel
[* 39] oder Exzenter und zwar in horizontale oder vertikaler Richtung. Ein starker Durchschnitt, dessen
man sich zum Ausstoßen der Nietlöcher bedient, kann zugleich als Nietmaschine gebraucht werden, wenn man Drücker und Unterlage
gegen die beiden Nietstempel vertauscht.
(spr. niüwer- oder niöwer-),Alfred Emilien, Graf von, franz. Bildhauer und Kunstbeamter, geb. zu
Paris,
[* 49] trieb die Kunst als Liebhaber und modellierte unter anderm eine Reiterstatue Wilhelms des Schweigsamen von Oranien
(von Soyer in Erz gegossen, 1845 im Haag
[* 50] aufgestellt) und eine Marmorstatue von Descartes für Tours.
[* 51] 1849 wurde er Generaldirektor
der Museen in Paris, 1853 Mitglied der Kunstakademie, 1864 Senator.
(spr. njēwo), Ippolito, ital. Dichter, geb. zu
Padua,
[* 52] studierte daselbst Philosophie und Geschichte, war dabei ununterbrochen in die nationalen Verschwörungen und Kämpfe
verwickelt und begleitete als höherer Offizier die Expedition Garibaldis nach Marsala in Sizilien. Auf der Rückkehr von dort
kam er beim Schiffbruch des Dampfers Ercole im März 1861 in der Nähe des Golfs von Neapel
[* 53] ums Leben. Mit
dem 29jährigen Freiheitshelden ging seinem Vaterland ein vielversprechendes poetisches Talent verloren. Bei Lebzeiten hatte
er Novellen erscheinen lassen, unter denen »Il conte pecorajo«, »Angelo di bontà« (deutsch: »Ein Engelherz« in Heyses »ItalienischenNovellisten«, Leipz. 1877) und »Le
[* 54] avventure
del barone di Nicastro« hervorragen. Weit bedeutender aber sind die nachgelassenen »Confessioni
di un ottuagenario«
¶
mehr
(Flor. 1867, 2 Bde.; deutsch von I. ^[Isolde] Kurz, Leipz. 1877, 2 Bde.; auch
bei Heyse, s. oben), eine Art historischen Romans, der die Geschichte Italiens
[* 56] von 1775 bis 1858 mit künstlerischer Hand
[* 57] zur
Darstellung bringt, wobei drei denkwürdige Episoden: der Sturz der venezianischen Oligarchie, die Belagerung von Genua
[* 58] und
die neapolitanische Revolution von 1820, besonders hervortreten. Auch in lyrischen Produkten (gesammelt u. d. T.: »Poesie di
Ippolito Nievo«, Flor. 1883) bethätigte sich das eigentümliche und bedeutende Talent des Dichters.
Zum Flußgebiet der Seine gehört die Yonne, welche hier ihren Ursprung hat. Das Klima
[* 60] ist in den Thälern
gemäßigt und gesund, dagegen auf den Plateaus des Morvan kalt und feucht. Die Bevölkerung
[* 61] beläuft sich auf (1886) 347,645
Seelen (51 auf 1 qkm). Der Boden ist im allgemeinen dem Ackerbau nicht sehr günstig, durch fleißige Bearbeitung aber selbst
in den Gebirgsgegenden ziemlich ergiebig gemacht. Von der Gesamtfläche kommen (1882)
auf Äcker 332,594, Wiesen 102,023, Weinberge 11,270, Wälder 200,426, Heide- und Weideland 5078 Hektar.
Hauptstadt eines Liwa im türk. WilajetKonia in Kleinasien, mit geräumigen Bazaren, schöner
Moschee, vielen alten Architekturresten und 6000 bis 7000 Einw. In der Umgegend viel Weinbau.
L. (Schwarzkümmel), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, einjährige Kräuter mit zwei- bis dreifach fiederteiligen,
schmalzipfeligen Blättern, von denen die obersten bisweilen zu einer dicht unter der terminalen Blüte
[* 73] stehenden
laubigen Hülle zusammengedrängt sind. Die Frucht ist eine langgeschnäbelte, vielsamige Balgkapsel. ZehnArten in den Mittelmeerländern
und Westasien. Nigella damascenaL. (Gretchen im Busch, Braut oder Jungfer in Haaren, Kapuzinerkraut), 30-60 cm hoch, kahl, mit hellblauer,
von fein geteilter, grüner Hülle umgebenen Blüten und kahlen, blasig aufgetriebenen Balgkapseln, unter den
Saaten in den Küstenländern des SchwarzenMeers wachsend, wird in Gärten in verschiedenen Varietäten als Ziergewächs kultiviert.
Die Samen
[* 74] riechen beim Reiben deutlich erdbeerartig. Nigella sativaL. (schwarzer oder römischer Koriander, Nardensame, Nonnennägelein),
mit behaartem Stengel,
[* 75] blauen Blüten ohne Hülle, drüsig rauhen Balgkapseln und eiförmigen, dreikantigen, netzaderigen Samen,
in Kleinasien und Südeuropa, wird hier und da, z. B. bei Erfurt,
[* 76] kultiviert. Die besonders beim Zerreiben
kajeputartig riechenden und ebenso schmeckende Samen wurden früher arzneilich und werden jetzt noch in Ägypten
[* 77] und im Orient
als Gewürz angewandt.
der dritte StromAfrikas hinsichtlich der Länge, der zweite hinsichtlich der
Wassermasse, entspringt ca. 1000 m ü. M. und nur 250 km von der Pfefferküste als Tembi unter 10° 13' westl. L. v. Gr.
und 8° 36' nördl. Br. und vereinigt sich nach 140 km langem Lauf mit dem nicht weit von seiner Quelle
[* 78] unter 10° 15' westl.
L. und 8° 45' nördl. Br. entspringende Faliko. Nun nimmt der Fluß den NamenDscholiba an, vertauscht bald
die bisherige südnördliche Richtung mit einer nordöstlichen und bildet auf dieser Strecke die Grenze von Französisch-Senegambien,
das nur einmal ein wenig auf das östliche Ufer hinübertritt.
Darauf beschreibt der Fluß eine gewaltige S-Krümmung, die bereits südlich vom 14.° nördl.
Br. und unter 6° westl. L. v. Gr. beginnt und unter
0° westl. L. und südlich vom 18.° nördl. Br. endigt, da, wo der Fluß sich scharf nach SO. wendet. Auf dieser Strecke nimmt
der Niger von rechts den großen Bachoi oder Ulu-ulu auf, der ihm mit mehreren weit aufwärts schiffbaren Zuflüssen
(Fambine oder Mahel Bodewel, Mahel Danewel u. a.) den nördlichen Abfluß des Konggebirges
zuführt. Der Niger selbst wird von Baguinta an schiffbar. Weiter nördlich geht ihm noch der Abfluß der Seen Njangai und Do
Sukurara (16° nördl. Br.), zahlreiche Inseln bildend, zu, von denen wir nur die InselKora (südlich von
Timbuktu) kennen. Weit gewaltiger ist die Verzweigung und
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