mehr
»Van den levene ons heren« (hrsg. von Vermeulen, Utr. 1843) gehört hierher. Während von den lyrischen Produkten dieser Zeit nur wenig erhalten ist, zeichnen sich die dramatischen, obgleich noch Erstlingsversuche, bereits durch eine gewisse Unabhängigkeit vom kirchlichen Dogma und keckes Eingreifen in das wirkliche Leben aus. Eine »Altniederländische Schaubühne« gab Hoffmann von Fallersleben in den »Horae belgicae« (Bd. 6) und später Moltzer (1870) heraus.
Um die Mitte des 14. Jahrh. wurden, während die Prosa sich zu bilden anfing (Bibelübersetzung ca. 1300, Jan van Ruysbroek ca. 1350), statt der Reimchroniken, Sittenspiegel etc. kürzere Gedichte, öfters Improvisationen, worin Erzählung und Sittenlehre vereinigt waren, vorherrschend, und zwar wurde diese Poesie von Dichtern gepflegt, welche oft ein Wanderleben führten und Sprekers hießen. Die berühmtesten unter ihnen sind Willem van Hildegaersberch (um 1350-1400), dessen Poesien Bisschop und Verwijs (Haag [* 2] 1870) veröffentlichten, und Boudewijn van der Loren, dessen Dichtungen zum Teil von Blommaert (»Oude vlämische gedichten«, Gent [* 3] 1838 ff.) herausgegeben wurden.
Der bedeutendste Dichter des 15. Jahrh., Dirk Potter (gest. 1428),
verfaßte »Der minnen loep« (hrsg. von Leendertz, Leid. 1845-47, 2 Bde.), ein auf der bürgerlichen Basis der Spruchdichtung beruhendes Werk, worin eine Reihe von Liebesgeschichten abwechselnd mit moralisierenden Vorträgen zu einem anziehenden Ganzen verwoben sind. Daß die Kluft zwischen den adligen und bürgerlichen Kreisen sich mehr und mehr auszugleichen begann, beweisen vornehmlich die zu Anfang des 15. Jahrh. entstandenen Kammern der Rederijker (s. d.), in denen sich beide Stände zu gemeinsamer Verfolgung litterarischer Zwecke die Hand [* 4] reichten. Es waren dies poetische Vereine mit zünftiger Verfassung, deren Mitglieder sich zu bestimmten Zeiten zu poetischen Übungen und Vorträgen, namentlich auch zur Aufführung von Schauspielen, vereinigten.
Wenn auch die hier erzielten Produkte von sehr geringem poetischen Wert sind, so sind jene Vereine doch insofern von Wichtigkeit, als sie sich mit Eifer an den damaligen politischen Händeln beteiligten und durch ihre dramatischen Arbeiten unmittelbar auf das Volk zu wirken suchten. Ihre patriotischen und liberalen Bestrebungen zur Zeit der reformatorischen Bewegungen führten in den südlichen Provinzen ihre Unterdrückung durch die spanische Regierung herbei, während sie in den nördlichen noch bis ins 18. Jahrh., wiewohl zuletzt hinter der Zeit zurückbleibend, fortbestanden.
Die berühmteste und einflußreichste dieser Kammern war die Amsterdamer Gesellschaft »In liefde bloeijende« (»In Liebe blühend«),
welche den gegen Ende des 16. Jahrh. von Antwerpen [* 5] hierher übersiedelten Kaufleuten und sonstigen Notabilitäten einen Vereinigungspunkt zu geselligen und litterarischen Unterhaltungen darbot und zum Ausgangspunkt patriotischer Bestrebungen für die Pflege der Muttersprache und für Schöpfung einer Kunstpoesie wurde, deren Charakter keineswegs unvolkstümlich war. Unter denen, welche sich durch Läuterung der unter der burgundischen Herrschaft durch welsche Elemente sehr verunreinigten Sprache, [* 6] durch grammatische Regelung derselben und den Versuch, poetische und prosaische Mustererzeugnisse aufzustellen, hohes Verdienst um die [* 7] niederländische Litteratur erwarben, stehen Filips van Marnix (gest. 1598), Dirk Coornhert (gest. 1590) und die Kaufleute Roemer Visscher (gest. 1620) und Hendrik Laurenszoon Spiegel [* 8] (gest. 1612) obenan.
Doch waren sie nur die Vorläufer der drei originellsten niederländischen Dichter, die in derselben Kammer verkehrten, Hoofts, Vondels und Huygens', durch welche die niederländische Litteratur rasch fast zu ihrer höchsten Blüte [* 9] gelangte. Pieter Corneliszoon Hooft (1581-1647) wußte italienische Form, Schönheit mit gedankenvollem Inhalt aufs glücklichste zu vereinigen und hob Poesie und Prosa zu gleicher Vollendung, so daß er in der niederländischen Litteratur Epoche macht.
Joost van den Vondel (1587-1679), an poetischer Begabung Hooft noch übertreffend, leistete in der Lyrik und Satire wie auch in den übrigen Gattungen, mit Ausnahme des Epos, Vorzügliches, wenn auch seine Schauspiele in dramatischer Hinsicht mangelhaft sind. Konstantin Huygens (1596-1686), der Vater des berühmten Mathematikers, zeichnete sich durch die umfassenden Sprach- und Litteraturkenntnisse aus, verfiel aber in seinen lyrischen, beschreibend-lehrhaften, satirischen Gedichten und Epigrammen im Streben nach gehaltvoller Gedrungenheit nicht selten ins Gesuchte, Dunkle und Schwerfällige. In Gegensatz zu diesen drei Amsterdamer Größen trat Jakob Cats (1577-1660) zu Dordrecht, [* 10] indem er nicht für ein auserlesenes, sondern für das große Publikum schrieb und in Allegorie und heiterer Erzählung Treffliches leistete. Das Buch des »Vader Cats« hat über ein Jahrhundert lang neben der Bibel [* 11] als zweites Hausbuch gegolten. Außer diesen drei Hauptdichtern verdienen besonders Erwähnung in der Lyrik und Elegie: Daniel Heinsius, der bekannte Philolog (gest. 1655);
die Töchter des oben genannten Roemer Visscher, Anna (gest. 1651) und Maria Tesselschade (gest. 1649), beide besonders in kleinern Poesien ausgezeichnet;
D. R. Camphuisen (gest. 1626), dessen geistliche Lieder lange populär geblieben sind;
Johan van Heemskerk (gest. 1656) und J. J. ^[Jan Jansz.] Starter, als Erotiker ausgezeichnet;
Jeremias de Decker (gest. 1655), bekannt durch gefühlvolle kleine Gedichte;
Jakob Westerbaen (gest. 1670) und Joachim Oudaen (gest. 1692), deren politische Gedichte viel gelesen wurden;
endlich der beste Lehrling Vondels, Joannes Antonides van der Goes (gest. 1684), dessen Gedicht »De Istroom« ^[eigentlich: »De Ystroom«], eine Verherrlichung Amsterdams, sowie seine kleinern Poesien viele Schönheiten enthalten, aber nicht selten an Überschwenglichkeit leiden.
Als Epigrammatiker verdient neben Huygens besonders G. Brandt (gest. 1685), der Historiker, genannt zu werden. Beachtenswerte Fortschritte machte in dieser Periode das Drama. Eine wirklich klassische Tragödie hat aber die niederländische Litteratur nicht aufzuweisen, obwohl Hooft (»Geraert van Velsen«, »Bato«) und Vondel (»Lucifer«, »Adam in ballingschap« etc.) Vorzügliches geleistet. Vondels »Gijsbrecht van Amstel« wird noch immer am Neujahrstag aufgeführt, aber das Stück hat nur seinen lyrischen und beschreibenden Episoden seinen Ruhm zu verdanken.
Die übrigen Tragödiendichter folgten fremden Mustern. Originell dagegen ist das holländische Lustspiel, und selbst, wo das Motiv aus der Fremde entlehnt ist, sind die Zustände ganz auf holländischen Boden verpflanzt. Als Hauptdichter gilt hier unbestritten G. A. Bredero (gest. 1618), dessen »Spaansche Brabander«, »Moortje« u. a. wirklich dramatisches Talent verraten. Auch Hooft (»Warenar«) und Huygens (»Trijntje Cornelis«) haben in diesem Genre Gutes geleistet. - Die holländische Prosa ward besonders durch Dirk V. Coornhert (s. oben) ausgebildet. Hooft schrieb einen kernhaften Stil, ahmte aber zu einseitig Tacitus nach. Die bessern von den übrigen, wie G. Brandt, J. ^[Johan] van ¶
mehr
Heemskerk (»Batavische Arcadia«),
W. Swinnas, sind öfters zu breit oder zu gekünstelt.
Einen nachteiligen Einfluß auf die niederländische Litteratur übte Ende des 17. Jahrh. die Einwanderung der durch den Widerruf des Edikts von Nantes [* 13] (1685) aus ihrem Vaterland vertriebenen französischen Protestanten, welche den Geschmack für ihre großen Dichter, aber auch die Verachtung der eignen Poesie herbeiführten. Dazu kam, daß durch den langen Frieden von 1713 bis 1780 die Thatkraft der Nation erlahmte; übermäßiger Reichtum erzeugte Üppigkeit und wiegte das so energische Volk in einen lethargischen Schlummer.
Die Poesie ward Zeitvertreib müßiger Dilettanten, welche gewöhnliche Alltagsprosa mühsam zu glatten Reimen drechselten. Jeder eigne und nationale Ton verstummte allmählich vor der Nachäffung der französischen Klassizität, welche jetzt Mode wurde. Fortwährendes Unglück seit 1780 infolge von Krieg und Wassersnot schadete dem Wohlstand der Nation; fremde Heere tummelten sich in dem durch Parteiungen zerrissenen Land und schienen den Mut der Bevölkerung [* 14] völlig erdrücken zu wollen.
Doch unter dem stets härter werdenden Druck regte sich die Vaterlandsliebe von neuem. Die Erinnerung an die großen Zeiten der Väter feuerte die Dichter an, den Nationalgeist zu wecken. Die Wirkungen dieses Bestrebens zeigten sich erst recht deutlich nach dem Frieden von 1814, und Künste und Wissenschaften sind seitdem in erfreulichem Fortschreiten begriffen. Wir haben also im ganzen 18. Jahrh. nur wenige ausgezeichnete Namen zu nennen. Eigentlich noch ins 17. durch seine erotischen Gedichte gehören der treffliche Kupferstecher Jan Luyken (gest. 1712), welcher später als religiöser Dichter sehr beliebt ward, und der Lyriker Jan van Broekhuizen (gest. 1707). Auch der Landmann Hubert Corneliszoon Poot (gest. 1733) erinnert, besonders in seinen erotischen und ländlichen Gedichten, durch treffliche Diktion und poetischen Schwung noch an Vondel und Hooft.
Die besten Vertreter des Lustspiels waren Pieter Bernagie (gest. 1696), Abraham Alewijn und Pieter Langendijk (gest. 1756), deren Leistungen sich durch Laune und lebendige Charakterzeichnung, aber nicht durch Feinheit empfehlen. An Tragödien und an epischen Gedichten ist während dieser Periode kein Mangel, doch ward in beiden Gattungen nichts Ursprüngliches geleistet. Nur die Brüder Willem und Onno Zwier van Haren, friesische Edelleute, machen eine günstige Ausnahme, besonders der zweite (gest. 1779), dessen episch-lyrisches Gedicht »De Geuzen« wohlverdienten Ruhm erwarb, während die gerühmten Epopöen Arnold Hoogvliets (gest. 1763; »Abraham de aartsvader«) und Lucretia Wilhelminas van Merken (gest. 1798) heute der wohlverdienten Vergessenheit verfallen sind. Den holländischen Roman haben am Ende des Jahrhunderts die zwei Frauen Elisabeth Wolff, geb. Bekker (gest. 1804), und Agatha Deken (gest. 1804) geschaffen, deren »Sara Burgerhart« und »Willem Leevend«, voll Geist und Menschenkenntnis, die lebendigste Schilderung des Bürgerlebens ihrer Zeit enthalten.
Einen neuen Aufschwung erhielt die Poesie am Ende des 18. Jahrh. mit Rhijnvis Feith (gest. 1824) und Willem Bilderdijk (gest. 1831). Der erste, Schüler Klopstocks, machte sich besonders als religiöser Dichter bekannt; der zweite hat in vielen Genres Treffliches geleistet, besonders in dem epischen Gedicht »De ondergang der eerste wereld«. Als patriotischer Dichter ward am Anfang des 19. Jahrh. Jan Frederik Helmers (gest. 1813) populär durch seine beschreibende Dichtung »De hollandsche natie« und etwas später H. Tollens (gest. 1856),
auch besonders durch seine häuslichen Gedichte. Sein bestes größeres Gedicht ist unstreitig: »De overwintering der Hollanders op Nova Zembla«. Ein echter Naturdichter und einer der wenigen humoristischen Dichter, welche die niederländische Litteratur aufzuweisen hat, ist A. C. W. Staring, (gest. 1840). Als Lyriker dieser Periode sind ferner Corn. Loots (gest. 1834) u. Jan Kinker hervorzuheben, welch letzterer in seinem Lehrgedicht »Das Allleben« naturphilosophische Gedanken an die Stelle der hergebrachten Moral zu setzen suchte.
Sie alle wurden aber überragt durch Isaak da Costa (gest. 1860),
dessen sogen. »Politieke poëzy« und dessen »Slag bij Nieuwpoort« zu den besten niederländischen Gedichten gehören. Um 1830-40 übte die neuere Romantik (Byron, Scott, Hugo) einen großen Einfluß. Namentlich war es Jakob van Lennep [* 15] (1802-68), welcher den romantischen Anschauungen in Holland Bahn brach und dem falschen französischen Klassizismus durch seine nationalen Dichtungen erfolgreich entgegentrat. Neben ihm traten als erzählende Dichter und Lyriker auf: Nikolaas Beets (»Don José«, »Guy de Vlaming«),
A. Bogaers (»De togt van Heemskerk naar Gibraltar«, [* 16] 1837; »Balladen en romancen«),
E. J. ^[Everhardus Johannes] Potgieter, J. A. ^[Josephus Albertus] Alberdingk Thijm, J. J. L. ^[Johan Jakob Lodewijk] ten Kate, B. ter Haar [* 17] (»De St.-Paulus rots«, 1843) u. a. Von den jüngern sind besonders H. J. ^[Hendrik Jan] Schimmel [* 18] und P. A. de Génestet, der Liebling der heutigen Generation, sowie der Kinderliederdichter Heije zu nennen. - Im Drama haben sich in unserm Jahrhundert, außer Bilderdijk, Feith Wiselius und in neuerer Zeit H. van den Bergh, Schimmel, Hofdijk, J. ^[Jacob] van Lennep, D. Dekker, van Heyst u. a. versucht.
Die Prosa sank nach Brandt sehr herab und ward im 18. Jahrh. nur von wenigen, wie Justus van Essen [* 19] (»De hollandsche spectator«, 1731) oder O. Z. van Haren und dem Geschichtschreiber Jan Wagenaar, mit Erfolg gepflegt. Seit den Schriftstellerinnen Wolff und Deken (s. oben) ward sie ungezwungener, aber nur bei einzelnen, wie z. B. bei Arend Fokke Simons (gest. 1812), der in seinen satirischen Schriften (»Modern Helikon«, »Boertige reis door Europa« [* 20] etc.) viel Witz und Gewandtheit entwickelte. Eine völlige Änderung trat erst um 1840 ein. Vorläufer dieser Bewegung waren Jakob Geel (»Onderzoek en phantasie«) und Petrus van Limburg-Brouwer, der neben Romanen aus dem altgriechischen Leben (»Charicles en Euphorion« etc.) das satirisch-humoristische Werk »Het leesgezelschap te Diepenbeek« schrieb; dann folgten Beets mit seiner witzigen »Camera obscura«, [* 21] van Lennep mit seinen Romanen, Oltmans (van den Hage, gest. 1854) mit den Erzählungen: »Het slot Loevenstein« und »De schaapherder«, Kneppelhout mit seinen »Studententypen«, Potgieter mit seinen Erzählungen, ter Haar, J. ^[Johannes] Bosscha u. a. Von den Zeitgenossen sind am meisten hervorragend: Frau Bosboom-Toussaint (gest. 1886) durch ihre trefflichen historischen und Familienromane, J. J. ^[Jacobus Jan] Cremer durch seine Dorfgeschichten, E. Douwes Dekker (Multatuli) durch seine glühende Schilderung sozialer Mißbräuche, namentlich auf Java (»Max Havelaar«),
M. P. Lindo (der »alte Herr Smits«) durch seine humoristischen Skizzen, Jan ten Brink, als Novellist und Litterarhistoriker, C. W. Opzoomer, 1806-80. C. Busken Huet durch seine kritisch-litterarischen Schriften, ein Feld, auf dem sich auch Beets und Alberdingk Thijm ausgezeichnet haben, u. a. ¶
mehr
Wissenschaftliche Litteratur.
Ungleich erfolgreicher als auf dem Felde der poetischen Litteratur erscheint die Thätigkeit der Niederländer auf wissenschaftlichem Gebiet: hier sind ihre Leistungen in verschiedenen Fächern groß und umfassend und haben einen bedeutenden Einfluß auf die allgemeine litterarische Kultur ausgeübt. Schon im frühen Mittelalter war das Land durch seine vorzüglichen Schulen ein berühmter Sitz wissenschaftlicher Studien und die Bildungsstätte, aus welcher zahlreiche ausgezeichnete Gelehrte und Staatsmänner Deutschlands [* 23] wie Frankreichs hervorgingen.
Obenan standen unter denselben die Klosterschulen zu Utrecht [* 24] und zu St.-Amand in Flandern, wo Hucbald (s. d.) lehrte, die Schulen zu Lüttich, [* 25] zu Lobbes in der Diözese Cambrai, zu Stablo unfern Lüttich, zu Gemblours in Brabant u. a., die bis ins 12. Jahrh. blühten. Als die meist dem Benediktinerorden zugehörigen Klosterschulen mit diesem selbst allmählich in Verfall gerieten, traten die Domschulen an ihre Stelle, die auch den Laien zugänglich waren und namentlich zur Ausbildung des jungen Adels dienten (am berühmtesten die zu Mecheln [* 26] und zu Doornik) sowie später (seit dem 14. Jahrh.), die aus bürgerlichen Kreisen hervorgegangen Korporation der »Brüder des gemeinsamen Lebens« (s. d.), die neben der Erweckung echt christlicher Gesinnung sich besonders die Erziehung und Bildung der Jugend zur Aufgabe stellte, und aus deren bald über das ganze Land verbreiteten Schulen eine große Anzahl der hervorragendsten Gelehrten (darunter z. B. Rudolf Agricola und Erasmus von Rotterdam) [* 27] hervorgingen.
Durch diese Gelehrten, die meist ihre Bildung in Italien [* 28] vollendeten, wurde das eben neuerwachte Studium der klassischen Litteratur nach dem Norden [* 29] verpflanzt und dadurch vorzugsweise der Reformation der Weg gebahnt, durch deren Einführung in den Niederlanden das wissenschaftliche Leben daselbst einen neuen Impuls erhielt, wie sie anderseits zum Befreiungskampf gegen die spanische Gewaltherrschaft und schließlich zur nationalen Selbständigkeit des Landes führte.
Von jetzt an knüpft sich die Weiterentwickelung der Wissenschaften in den Niederlanden an die Universitäten, deren im 16. und 17. Jahrh. in den nördlichen Provinzen (Holland) fünf neue (die erste zu Leiden [* 30] 1875, dann zu Franeker, Utrecht, Groningen und Harderwijk) gegründet wurden, die nicht nur als Hauptsitze der Gelehrsamkeit, sondern auch als Vertreter des protestantischen Geistes und als Hochburgen der Denk- und Gewissensfreiheit, im Gegensatz zu den ältern, an den Satzungen der katholischen Kirche streng festhaltenden Hochschulen (namentlich der zu Löwen), [* 31] bald zu großem Ansehen gelangten und von wißbegierigen Jünglingen aus ganz Europa besucht wurden.
Unter den einzelnen Disziplinen, welche daselbst mit besonderm Fleiß und Erfolg kultiviert wurden, nimmt die Philologie die erste und breiteste Stelle ein. Während das Studium des klassischen Altertums mit dem Anfang des 17. Jahrh. in Italien zu sinken begann, fand es gerade auf den holländischen Universitäten die sorgsamste Pflege und hat sich dieser Teilnahme bis in die Neuzeit fast ununterbrochen zu erfreuen gehabt. Noch im 16. Jahrh. zeichneten sich durch philologische Gelehrsamkeit besonders die Professoren zu Löwen, Peter Nannius (gest. 1557) und W. Canter (gest. 1573), aus; als scharfsinnige Kritiker sind Lucas Fruytier (Fruterius) in Brüssel [* 32] und Justus Lipsius (gest. 1606) zu nennen.
Lebendiger noch entwickelte sich der Eifer für die humanistischen Studien in dem freien Norden besonders an der Universität zu Leiden, deren erster Kurator, der Staatsmann Jan Douza (gest. 1606), zugleich zu den bedeutendsten Gelehrten jener Zeit gehörte. Es bildete sich daselbst eine neue Art von Wissen, die sogen. Polyhistorie, aus, die man als Nachfolgerin des italienischen Humanismus betrachten kann. Die Leidener [* 33] Gelehrten gingen nämlich bei ihren Bemühungen um die alten Schriftsteller wohl auch auf die Verbesserung der Texte und auf das Sprachliche aus; aber sie suchten insbesondere die Realien, die sogen. Altertümer, zu erklären und sammelten zu diesem Zweck eine Unmasse von Kenntnissen auf. Es wurde nicht nur das Staatswesen, die Chronologie, die Münzkunde behandelt, sondern auch die Trachten der Griechen und Römer, [* 34] ihr Gottesdienst, ihr Hauswesen, ihre Schiffahrt, ihre Kriegswaffen, ihre Belagerungskunst etc. in Betracht gezogen, um so das Altertum in seiner Totalität wiederzugewinnen. Als Begründer dieser Richtung galt Joseph Justus Scaliger, der seit 1592 in Leiden lehrte und 1609 daselbst starb. Unter den Nachfolgern auf der von ihm gebrochenen Bahn sind hervorzuheben: der vielseitige Gelehrte und Staatsmann Hugo Grotius (gest. 1645), die ausgezeichneten Gelehrten Gerhard Joh. Vossius (gest. 1649) und Daniel Heinsius (gest. 1655) und die aus Deutschland [* 35] eingewanderten Joh. Friedr. Gronovius (gest. 1671), der eigentliche Stifter der holländischen Latinistenschule, und der gleichberühmte, aber schon ziemlich oberflächliche Joh. G. Grävius (gest. 1703), mit dem der Verfall des philologischen Studiums beginnt, das dann in P. Burmann (gest. 1741) u. a. zur Kompilation herabsinkt. Um die historische Kenntnis des Altertums insbesondere machten sich Joh. Meursius (gest. 1639) und Claudius Salmasius (gest. 1653) verdient, letzterer ein Riese an Gelehrsamkeit, der aber sein ungeheures Material nicht geistig zu sichten und zu verknüpfen verstand. Eine zweite Glanzperiode der holländischen Philologie begann um die Mitte des 18. Jahrh., hervorgerufen durch den Leidener Professor Tiberius Hemsterhuis (gest. 1766), den Stifter der holländischen Hellenistenschule, zu welcher als Hauptvertreter derselben David Ruhnkenius, einer der größten Philologen des Jahrhunderts (gest. 1798), L. K. Valckenaer (gest. 1785) und Dan. Wyttenbach (gest. 1820) gehörten.
Von jüngern verdienen Hervorhebung: die Gräzisten van Heusde (gest. 1859), Cobet, van Herwerden etc.;
die Latinisten Hofman-Peerlkamp (gest. 1825), J. ^[Jan] Bake (gest. 1864), Naber u. a. Auch in der lateinischen Poesie haben sich von alters her die Niederländer zahlreich und mit Vorliebe versucht;
es werden weit über 300 Dichter dieser Art verzeichnet (vgl. Neulateinische Dichter).
Das Studium der orientalischen Sprachen wurde ebenfalls bereits im 17. Jahrh. gefördert und zwar vorzugsweise durch Th. Erpenius und J. ^[Jacobus] Golius, der ein arabisches und persisches Wörterbuch herausgab, im 18. Jahrh. durch Reland und namentlich Albr. Schultens (gest. 1750), der den Nachweis der Verwandtschaft der semitischen Sprachen führte u. darauf zuerst ein methodisches Studium derselben begründete. Aus seiner Schule gingen zahlreiche verdienstliche Orientalisten hervor, wie sein Sohn Joh. Jakob und sein Enkel Heinr. Albert Schultens, W. Schröder, E. Scheidius, Greeve und besonders Hamaker, denen sich später Roorda, Weyers, Juynboll, Uylenbroek und in jüngster Zeit Dozy, Land, de Goeje u. a. anreihten. Auch die Sprachen des Indischen Archipels fanden seit den ¶
mehr
letzten Jahrzehnten eifrige Pflege, so namentlich das Javanische (Winter, Gericke, Cohen Stuart), das Malaiische (Pijnappel, de Hollander, van der Tuuk), das Makassarische und Bugi (Matthes, Niedermann), das Sundanesische (Oosting, Coolsma), das Kawi (van der Tuuk, C. Stuart, Kern), das Dajak (Hardeland); ebenso das Sanskrit (Kern), das Chinesische (Hoffmann, G. Schlegel, de Groot), das Japanische (Siebold, Hoffmann). Die Brüder Halbertsma förderten außerdem das Studium des Friesischen, während M. de Vries, Jonckbloet, P. Leendertz, L. A. te Winkel, [* 37] E. Verwijs, J. ^[Jacob] Verdam u. a. ihre Aufmerksamkeit der heimischen niederländ. Sprache zuwandten.
Das Feld der Geschichtschreibung wurde in den Niederlanden mit vielem Fleiß angebaut, doch kam dieselbe erst in den Befreiungskriegen über die chronikartige Berichterstattung früherer Jahrhunderte hinaus. Hauptgegenstand der historischen Darstellung war von Anfang an und blieb die vaterländische Geschichte, welche zuerst der Dichter P. C. Hooft (gest. 1647) in seiner noch heute für klassisch geltenden Darstellung des Befreiungskampfes (»Nederlandsche historien«, 1642) in der Landessprache behandelte. Ihm zunächst stehen des Hugo Grotius »Annales et historiae de rebus belgicis« (1657) und die geschichtlichen, ebenfalls lateinisch geschriebenen Werke des friesischen Geschichtsforschers Ubbo Emmius (gest. 1626). Weiter folgten Gerard Brandt (gest. 1685) mit seiner gefällig, aber sehr breit erzählten Geschichte der niederländischen Reformation (»Historie der reformatie«, 1671, 4 Bde.) und seiner trefflichen Biographie des Admirals Ruyter (1680); Pieter Valckenier, der in seinem bekannten Werk »Verward Europa« ein Gemälde Europas zur Zeit Ludwigs XIV. in ermüdender Ausführlichkeit entwarf, und der Friese [* 38] Lieuwe van Aitzema (gest. 1669),
dessen Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1621-68 (»Zaken van staat en oorlog«) gar 16 Quartbände füllte. Bloße Kompilationen sind die Geschichtsdarstellungen von G. van Loon (»Alöude hollandsche historie«, 1734),
van der Vynckt u. a.; dagegen gab Jan Wagenaar (gest. 1773) in seiner 21 Bände umfassenden »Vaderlandsche historie« eine erste Probe kritischer Geschichtsforschung und fand in Simon Stijl, dem Verfasser von »Opkomst en bloei der vereenigde Nederlanden« (1774),
worin zuerst eine philosophische Behandlung der Geschichte versucht wird, J. W. te Water und Adrian Kluit (gest. 1807),
der in seiner »Historie der hollandsche staatsregering« vielleicht am tiefsten in den Geist und das Wesen der niederländischen Geschichte eindrang, würdige Nachfolger. Später schrieb der Dichter Bilderdijk (gest. 1837) eine umfangreiche »Geschiedenis des vaderlands«, die in absolutistischem Geist gehalten ist, aber seiner Darstellungsgabe und seinem patriotischen Sinn zur Ehre gereicht. Auch van Kampens Darstellung desselben Gegenstandes fand wegen ihrer gefälligen Form vielen Beifall.
Inzwischen war durch die Arbeiten des Reichsarchivars H. van Wijn ein sehr nachhaltiger Anstoß zu eingehenderer Geschichtsforschung gegeben worden, welcher die Herausgabe mehrfacher Urkunden- und Quellensammlungen und zahlreicher darauf gestützter Monographien zur Folge hatte. Hervorzuheben sind davon vornehmlich Groen van Prinsterers »Archives, ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau« (1835-65, 15 Bde.), das Resultat unermüdlicher und gewissenhaftester Forschung, sowie die Arbeiten von Bakhuyzen van den Brink, Fruin, Th. Jorissen, de Jonge u. a. Andre Abschnitte der Weltgeschichte behandelten der französische Emigrant Basnage in seiner »Histoire des juifs depuis Jésus-Christ« (1716, 15 Bde.),
M. Stuart in seiner »Romeinsche geschiedenis« (1792 ff., 30 Bde.),
Dozy (gest. 1883) in der »Histoire des musulmans d'Espagne« (1861, 4 Bde.),
während sich Ysbrand van Hamelsveld als Kirchenhistoriker (»Allgemeene geschiedenis der christelijke kerk«, 1799 ff., 26 Bde.) einen Namen machte. Auch die Litteraturgeschichte wurde fleißig behandelt, zunächst durch eine Reihe biographisch-kritischer Lexika, wie das noch heute wertvolle »Onomasticon literarium« von Saxe (Utr. 1775-1803, 8 Bde.),
das »Biographisch en critisch Woordenboek der nederlandsche dichters« von Wilsen Geysbeek (Amsterd. 1821-27, 6 Bde.),
das »Nieuw biographisch en critisch woordenboek van nederlandsche dichters« von van der Aa (das. 1844, 3 Bde.),
das treffliche »Biographisch Woordenboek der Nederlanden« (Haarl. 1852-77) u. a.; sodann in zusammenhängender Darstellung durch de Vries (»Proeve eener geschiedenis der nederlandsche dichtkunde«, 1810, 2 Bde.),
Willems (»Verhandling ^[richtig: Verhandeling] over de nederduitsche taal en letterkunde«, 1819-24, 2 Bde.),
van Kampen (»Beknopte geschiedenis der letteren en wetenschappen in de Nederlanden«, Haag 1821 bis 1826, 3 Bde.),
Siegenbeck ^[richtig: Siegenbeek] (»Beknopte geschiedenis der nederlandsche letterkunde«, Haarl. 1826), in neuester Zeit besonders durch die Arbeiten von Jonckbloet, van Vloten, Alberdingk Thijm, te Winkel u. a. (s. unten).
In der Philosophie sind die Leistungen der Niederländer gering; doch hat sich das Land dadurch einen hohen Ruhm bei der Nachwelt erworben, daß es mehreren der originellsten und kühnsten Denker des Auslandes eine Freistatt bot: Descartes und Spinoza bildeten hier ihre epochemachenden Systeme aus, und Bayle regte von Holland aus durch seinen in allgemein verständlicher Sprache dargelegten Skeptizismus zu vorurteilsfreier Forschung an. Die Philosophie des Descartes fand zwar in den Niederlanden zahlreiche Anhänger, die, wie A. Heereboord, A. Geulings, Balth. Bekker, der Verfasser von »De betoverde wereld« (gest. 1698), seine Ideen verbreiteten und weiter zu entwickeln suchten; auch gaben die Angriffe der Gegner auf Spinoza und den englischen Philosophen Hobbes, unter denen 's Gravesande (gest. 1742) den meisten Scharfsinn aufbot, zu anregenden Diskussionen Anlaß; allein die Philosophie selbst fand dabei nur geringe Förderung.
Später bemühten sich van Hemert und Kinker, die Kantsche Philosophie in Holland einzuführen; aber auch sie wurde weder in ihrer ganzen Tiefe erfaßt noch selbständig weitergeführt. Eingehendem Pflege fand die griechische Philosophie und zwar ebensowohl durch vortreffliche philologische Behandlung der Originalwerke wie durch selbständige Erzeugnisse im griechisch-philosophischen Geist, unter denen sich besonders die von Franz Hemsterhuis (gest. 1790) u. van Heusde auszeichnen. Eine zusammenhängende Darstellung der Ästhetik versuchte H. van Alphen (gest. 1803). Als die bedeutendsten Philosophen der neuern Zeit sind Opzoomer u. Spruyt zu nennen.
Die Theologie, jahrhundertelang in schwere Bande geschlagen, suchte diese im 16. Jahrh. allmählich zu lösen, nachdem die Reformation Anlaß zu freierer Schrifterklärung und zu fruchtbringender Polemik gegeben hatte. Der Bahnbrecher in dieser Richtung war wiederum Hugo Grotius, der in seinem berühmten Buch »De veritate religionis ¶
mehr
christianae« zugleich eine vorzügliche Apologie des Christentums gab. Allein der unselige Streit der Gomaristen und Remonstranten oder Arminianer (s. d.) über die Prädestinationslehre, in welchem erstere, die Verteidiger des strengen calvinistischen Lehrbegriffs, die Oberhand behielten, sowie kurz darauf der Streit der Jansenisten in den südlichen Niederlanden traten bald jedem unbefangenen wissenschaftlichen Fortschritt hindernd entgegen. Verdienstlicher war die stille Thätigkeit der Bollandisten (s. d.), welche die »Acta Sanctorum« herausgaben.
Eine freiere und wissenschaftlichere Auffassung der Theologie begann erst gegen Ende des 18. Jahrh. sich Bahn zu brechen, vorzugsweise durch die Thätigkeit von H. A. Schultens, Bosveld und dem Dogmatiker van Voorst, denen sich im 19. Jahrh. Borger, van Hengel, Holwerda, van der Palm, Niermeyer, Muntinghe, Heringa etc. anschlossen. Seit den letzten Jahrzehnten haben sich in der reformierten Kirche drei Parteien gebildet: die orthodoxe oder altcalvinistische, welche, von Abr. Kuyper gegründet, in der Freien Universität ihren Stützpunkt hat; die Vermittelungspartei, welche in den Utrechter Professoren Doedes und van Oosterzee, und die sogen. moderne oder kritische Schule, welche in den Leidener Professoren Scholten und Kuenen ihre besten Wortführer fand; die sog. Groninger Schule, mit Pareau und Hofstede de Groot an der Spitze, hat ihren frühern Einfluß eingebüßt. Die vergleichende Religionsgeschichte fand in Tiele und La Saussaye Bearbeiter.
Die Pflege der Rechtswissenschaft blühte in Holland namentlich nach der Mitte des 17. Jahrh. und trug nicht wenig zu der Anziehungskraft bei, welche die holländischen Universitäten für die studierende Jugend des In- und Auslandes hatten. Gegenstand des Studiums war fast ausschließlich das römische Recht. Als die bedeutendsten Juristen jener Zeit sind Johann Voet (gest. 1714), Gerard Noodt (gest. 1725) nebst seinem Gegner Corn. van Bynkershoek (gest. 1743) und besonders Ant. Schulting (gest. 1754) zu nennen, von deren Schülern van de Keessel und der einer freiern, philosophischern Auffassung huldigende H. Const. Cras (gest. 1820) wieder Führer besonderer Schulen wurden. Das erste Handbuch des einheimischen Landrechts, das bis zum 19. Jahrh. als Leitfaden benutzt wurde, gab H. Grotius in seiner »Inleiding tot de hollandsche regtsgeleerdheid«; auch ward derselbe durch seine berühmten Werke: »De jure belli et pacis« und »Mare liberum« Begründer des Staats- und Völkerrechts. Als Lehrer des kanonischen Rechts erwarb sich van Espen (gest. 1728) europäischen Ruf. Als bedeutende Staatsrechtslehrer der neuern Zeit sind Thorbecke (gest. 1872), nächst ihm J. ^[Jeronimo] de Bosch Kemper in Amsterdam, [* 40] G. W. Vreede in Utrecht und J. T. ^[Johannes Theodoor] Buys in Leiden, als Nationalökonomen besonders de Bruin Kops und Vissering zu nennen. Für die Pflege der ältern niederländischen Rechte hat sich ein Verein gebildet unter Fruin, Pols, S. Muller u. a., welchem viele schätzbare Arbeiten zu verdanken sind.
Die überaus glänzenden Leistungen, deren sich die Niederländer endlich auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Mathematik nebst den verwandten Disziplinen zu rühmen haben, fallen im wesentlichen außerhalb des Rahmens einer litterargeschichtliche Darstellung. Nur um auf einige der bedeutendsten Erscheinungen hinzuweisen, erinnern wir an Vesalius, den Begründer der neuern Anatomie (gest. 1567), und die lange Reihe holländischer Anatomen, die, vom 17. bis ins 19. Jahrh. fortsetzend, sich durch wichtige Entdeckungen (wie z. B. Swammerdam und Leeuwenhoek durch ihre mikroskopischen Beobachtungen) verdient gemacht haben;
an den Reformator der Medizin, H. Boerhaave (gest. 1738), zu dessen berühmtesten Schülern van Swieten und der Schweizer Haller gehörten;
an die zahlreichen und schätzenswerten Arbeiten der Holländer auf dem Felde der Naturgeschichte (Botanik und Zoologie) namentlich im 18. Jahrh.;
an die Mathematiker Ludolf van Ceulen (gest. 1610), der die sogen. Ludolfsche Zahl bestimmte, und Snell (gest. 1626), der die trigonometrische Methode der Meridianmessung erfand und das Gesetz der Strahlenbrechung [* 41] entdeckte;
an Christian Huygens (gest. 1695), gleich groß als Mathematiker, Astronom und Physiker, und van Swinden (gest. 1823), den Mitbegründer des metrischen Maßsystems;
an G. Mercator (gest. 1594), der die nach ihm benannte geographische Projektion [* 42] entwarf;
an Jansen (am 1590), den Erfinder des Fernrohrs, und Cunäus (1746), den Erfinder der Leidener Flasche, etc.
Vgl. außer den oben angeführten ältern litterargeschichtlichen Werken: J. ^[Johannes] van Vloten, Geschiedenis der nederlandsche letteren (3. Aufl., Tiel 1885);
Jonckbloet, Geschiedenis der middennederlandsche dichtkunst (Amsterd. 1851-59, 3 Bde.);
Derselbe, Geschiedenis der nederlandsche letterkunde (3. Aufl., Groning. 1881-86, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1870-72, 2 Bde.), und dessen kleinern Abriß (3. Aufl. 1886);
Alberdingk Thijm, De la littérature néerlandaise à ses différentes époques (Amsterd. 1854);
L. Schneider, Geschichte der niederländischen Litteratur (Leipz. 1887);
te Winkel, Geschiedenis der nederlandsche letterkunde (Haarl. 1887 ff., 3 Bde.);
Mone, Übersicht der niederländischen Volkslitteratur älterer Zeit (Tübing. 1838);
Hoffmann von Fallersleben, Übersicht der mittelniederländischen Dichtung (2. Aufl., Hannov. 1857);
v. Hellwald, Geschichte des holländischen Theaters (Rotterd. 1874);
Luc. Müller, Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden (Leipz. 1869).