(MorphoNeoptolemusL.), ein 16
cm breiter
Schmetterling
[* 10] aus der
Familie der
Tagfalter, ist auf der Oberseite
azurblau, metallglänzend und sehr lebhaft opalisierend, mit schwarzer Randeinfassung, auf der Unterseite
braun mit gelblichgrauen Zackenlinien und weiß gekanteten Augenflecken. Zu dieser auf
Südamerika
[* 11] beschränkten
Gattung, welche
durch sehr kleine, pinselförmige Vorderbeine beim Männchen, kurze, dünne
Fühler mit zarter
Keule, zusammengedrückte
Taster
mit kleinem, kegelförmigem Endglied und große, nackte
Augen charakterisiert ist, gehören noch mehrere sehr glanzvoll gefärbte
Arten von zum Teil mehr als 18
cm Flügelspannung, welche in den Lichtungen der brasilischen
Wälder meist 6 m
über dem
Boden sich tummeln und höchstens nach Gewitterregen zur
Erde kommen. S. Tafel
»Schmetterlinge
[* 12] I«.
[* 10]
(griech.), zum Unterschied vom
Diorama (s. d.) und vom
Panorama (s. d.) diejenige Vorrichtung, wodurch man
von einem
Punkt in der Mitte aus ein
Rundgemälde, das
Innere eines Gebäudes darstellend, von
Figuren belebt,
bei wechselnder
Beleuchtung
[* 13] sieht.
Der
Franzose Alleux erfand diese Vorrichtung und stellte 1827 das erste
Bild dieser Art,
das
Innere der
Peterskirche zu
Rom,
[* 14] in einem eigens dazu errichteten Gebäude aus.
einer der
Himalajastaaten (s. d.), der sich in einer
Länge von über 700 und einer
Breite
[* 16] von 125 km zwischen 26°
25'-30° 17' nördl.
Br. und 80° 6'-88° 14' östl. L. v. Gr. hinzieht
und im
Norden
[* 17] von
Tibet, im O. von
Sikkim, im übrigen von den britisch-indischen
ProvinzenBengalen und
Nordwestprovinzen und
Audh begrenzt wird, umfaßt 247,000 qkm (2670 QM.) mit einer
Bevölkerung,
[* 18] die verschieden, auf 2-5,6 Mill.,
geschätzt wird. Das mächtige
Rückgrat des
Himalaja begleitet Nepal an seiner nördlichen
Grenze, und hier reihen sich die höchsten
Berge des
Systems (Kantschindschinga 8582,
Gaurisankar 8839,
Dhawalagiri 8176 m) dicht aneinander, während fast der ganze Gebirgszug
über die
Grenze des ewigen
Schnees hinausreicht.
Nach W. zu ist es eine dem Hauptkamm parallele
Kette, welche die
Grenz- und
Wasserscheide gegen das Gebiet des Sanpu fortsetzt.
Sämtliche
Flüsse,
[* 19] unter denen die
Gandak und die Maha Koschi die wichtigsten sind, fließen zum
Ganges ab. Das
Relief des
Bodens
zeigt die gewaltigsten Unterschiede, welche wir auf der
Erde kennen; die vertikale
Entfernung zwischen
den höchsten Berggipfeln und den niedrigst gelegenen
Regionen übersteigt 8000 m. Diese niedrigen Gegenden sind das sumpfige,
dicht bewaldete und höchst ungesunde
Tarai, welches die
Grenze gegen
Britisch-Indien in einer
Breite von 20-50 km begleitet.
Der Mineralreichtum des
Landes scheint sehr bedeutend zu sein;
Kupfer- und
Eisenerze von großer Reinheit findet man nahe der
Oberfläche und verarbeitet das daraus gewonnene
Metall zu allerlei Geräten (auch großen
Glocken), namentlich in
Patan und
Bhatgaon, und exportiert davon nach
Tibet.
Schwefel wird aus zahlreichen
Quellen gleichfalls gewonnen. Auch
Blei,
[* 30]
Silber und
Gold
[* 31] kommen vor. Die
Bevölkerung ist eine sehr gemischte. Als die ältesten Ansiedler sind die Bewohner der
ungesunden
Thäler und Schluchten zu betrachten, Reste der Urbewohner
Vorderindiens, welche diese
Plätze erst einnahmen, als
ihnen der Kulturgrund von stärkern
Rassen entzogen worden
¶
mehr
war. Dann besetztem Hirtenvölker aus Tibet die höhern Thäler. Später nahmen Inder vom Arierstamm die fruchtbaren mittlern
Landschaften ein und wurden die herrschende Klasse. Zwischen den tibetischen und indischen Stämmen fand starke Mischung statt.
Das regierende Volk sind die Khas oder Gorkha (s. d.). Mit den Magar und Gurung, zwei Stämmen, welche Religion
und Gesetz der Hindu nur teilweise annahmen, aber sich stark mit ihnen vermischten, bilden sie die militärischen Klassen, sind
sehr kriegerisch und tapfer und tragen stets Waffen.
Die gelehrteste Gruppe bilden die Newar. Ihre Litteratur (meist Übertragungen aus indischen Sprachen) ist umfangreich; zum Schreiben
bedienen sie sich eigner Alphabete. Die Brahmanen, deren Masseneinwanderung nach dem Eindringen des Islam
in Hindostan erfolgte, erfreuen sich großer Achtung und Vorrechte. Den Buddhismus brachten im 7. Jahrh. Flüchtlinge aus Indien,
im 10. Jahrh. aus China
[* 33] der mit Wunderthaten umgebene und zum Gott erhobene Mandschusri; seit dem 16. Jahrh.
fand auch die tibetische Form desselben Eingang.
Nur der Binnenverkehr ruht in den Händen von Landesangehörigen, mit dem Ausland besorgen
die Geschäfte Kaufleute aus Indien oder Kaschmir.
[* 50] Die einheimischen Münzen werden aus Silber und Kupfer
[* 51] und zwar in den einzelnen
Distrikten von verschiedenem Wert geprägt, doch verdrängt die indische Rupie das einheimische Geld mehr
und mehr. Der Fürst oder Maharadscha war früher von den Großen abhängig und wird jetzt ganz von seinem ersten Minister geleitet.
Er besitzt große Ländereien, welche durch Frondienste
bewirtschaftet werden.
Die Einkünfte des Fürsten und des Staats ergeben sich aus solchen Ländereien, Ein- und Ausfuhrzöllen,
Bergwerken und der Pacht für den Handel mit Holz, Elfenbein, Salz, Kardamomen, Tabak, der Regierungsmonopol ist. Man schätzt das
gesamte Jahreseinkommen auf 1 Mill. Pfd. Sterl. Dabei wird aber das Heer durch jährliche Landanweisungen bezahlt. Dieses
Heer besteht aus 17,000 Regulären, welche stets in und bei Kathmandu stehen, und 13,000 Irregulären. Die
erstern sind mit gezogenen Gewehren und kleinen Geschützen, beide im Land hergestellt, bewaffnet. Verwaltung und Rechtspflege
sind sehr willkürlich, bei der letztern entscheidet häufig das Gottesurteil. Hauptstadt ist Kathmandu (s. d.); andre nennenswerte
Orte sind: Patan, Bhatgong, beide reich an Tempeln, Nayakot, die ehemalige Winterresidenz der Herrscher,
und die Handelsstadt Kirong an der Grenze gegen Tibet.
Nepal wird in indischen Inschriften zuerst 230 n. Chr. genannt; später herrschten hier bis 530 die jüngern Gupta, bis 880 die
ältern Gupta (s. Ostindien, Geschichte). Um 1097 wird eine Dynastie indischen Ursprungs am Südrand Nepals erwähnt, und 1323 wird
durch einen Sprößling derselben im Hochland der Newarfürst beseitigt. Später kamen wieder Newar, die sich dem Kriegerstamm
der Radschputen (s. d.) zurechnen, zur Regierung; 1767 gelangte die jetzt regierende Sahifamilie vom Khas- oder Gorkhastamm
auf den Thron.
[* 52]
Als später die Gorkha Einfälle in das chinesische Tibet wagten, entsandten die Chinesen eine stattliche
Armee, und noch ehe die OstindischeKompanie die von den Gorkha erbetene Vermittelung versuchen konnte, standen die Chinesen vor
Kathmandu, und die Nepalesen mußten 1792 einen schimpflichen Frieden eingehen, der ihre jetzige Nordgrenze bestimmte. Bald
darauf entschädigte sich Nepal durch die Besetzung der westlichen Grenzdistrikte Kamaon und Garwhal. 1801 erreichte
die Britisch-OstindischeKompanie die Zulassung eines diplomatischen Vertreters in Kathmandu, der aber schon 1804 wieder abberufen
wurde.
Als zwischen 1804 und 1812 die englischen Grenzdistrikte wiederholt von Nepal aus überfallen wurden und Vorstellungen erfolglos
blieben, kam es 1814 zum Krieg, der im Vertrag von Sigauli vom mit der Abtretung von Kamaon und
Garwhal an England endete. In demselben Jahr kam ein Kind von drei Jahren auf den Thron, an dessen Statt der Minister Bhim Singh
Thappa die Regierung in rücksichtslosester Weise führte, bis er 1837 gestürzt und zwei Jahre darauf grausam ermordet wurde.
Die neue Regierung bezeigte den Engländern tiefen Haß und übte im Innern die größte Tyrannei; der
Fürst, die Fürstin-Mutter, Minister und Thronfolge stritten um Einfluß. In diese Zeit (1843) fällt der Besuch von Nepal und
seiner Hauptstadt durch den preußischen PrinzenWaldemar. 1846 marschierte Dschang Bahadur, ein Untergeneral an der Grenze,
gegen die Hauptstadt, ließ seinen Oheim, den ersten Minister, nebst 31 andern Großen töten und erhob den 23jährigen Thronfolger
auf den Thron, in dessen Namen er selbst die Regierung des Staats ergriff und, durch die Heiraten seines Sohns und von zweien seiner
Töchter in die königliche Familie gefestigt, mit dem TitelMaharadscha bis an seinen Tod behauptete. 1850 machte
Dschang Bahadur einen Besuch in England, der ihn freundliche gegen die Briten stimmte, so daß er ihnen 1857 während des
Sipoyaufstandes ein Hilfskorps sandte. Dafür wurde er durch Verleihung hoher Orden
[* 53] und die Erhebung¶
mehr
in den Ritterstand belohnt. Er starb 1877. Die Würde des ersten Ministers blieb in seiner Familie bis 1885, in welchem Jahr
Bir Schamscher Dschang, das Haupt der seiner Familie feindlichen Partei, durch Ermordung seines Rivalen sich an deren Stelle setzte;
doch gärt es im Land fortwährend, noch 1887 kam es zu örtlichen Aufständen. Das Lehnsverhältnis Nepals
zu China wurde 1856 wiederholt vertragsmäßig anerkannt, es sendet demzufolge Nepal alle fünf Jahre Geschenke nach Lhassa zur
Überführung nach Peking.
[* 55] Ein englischer Resident, der in Kathmandu mit einem kleinen Gefolge wohnt, unterhält die von der
britisch-indischen Regierung sorgfältig gepflegten Beziehungen mit dem kriegerischen Staat.
L. (Kannenträger, Kannenstaude), Gattung aus der Familie der Nepenthaceen, Halbsträucher
und Sträucher mit niederliegenden oder rebenartig klimmenden Zweigen und abwechselnden, sitzenden oder kurzgestielten, einfachen
Blättern, deren über den flachen Grundteil der Spreite verlängerte und rankenartig gerollte Mittelrippe den zweiten, mit
seinem Grund aufwärts gebogenen und daher aufrecht hängenden, schlauch- oder kannenartig hohlen, auf der Innenfläche aus
vielen Drüsen große Quantitäten wässeriger, die Kanne
[* 61] füllender Flüssigkeit sezernierenden, an der
Mündung erweiterten Blattteil trägt, welcher durch eine kleine, blattartig Spreite geschlossen ist, die sich später aufrichtet.
(Fettstein oder Eläolith, Davyn), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Nephelingruppe), kristallisiert hexagonal,
findet sich in meist kleinen Kristallen, auch derb in individualisierten Massen und großkörnigen Partien, ist farblos oder
mannigfach gefärbt, glasglänzend, Härte 5,5-6, spez. Gew. 2,58-2,64,
besteht aus einem Silikat von Thonerde, Natron und Kali von der Formel (NaK)8(Al2)4Si9O34 ^[(NaK)8(Al2)4Si9O34],
enthält aber auch etwas Kalk und Wasser.
Man unterscheidet Nephelin im engern Sinn oder glasigen Nephelin, welcher farblos oder schwach gefärbt, meist grau, durchsichtig bis
durchscheinend kristallisiert und schwer schmelzbar ist (so in den Auswürflingen der Somma am Vesuv,
[* 68] in der
Lava am Capo di Bove bei Rom, am Katzenbuckel im Odenwald, am LöbauerBerg in der Lausitz, bei Meiches am Vogelsberg, besonders wichtig
als Gemengteil der Phonolithe, vieler Basalte und Laven sowie des Nephelinils), und Eläolith, unter welchem Namen man meist
trübe gefärbte, grüne, rote, braune, dichte Nepheline begreift, welche ziemlich leicht zu blasigem
Glas
[* 69] unter geringem Aufblähen schmelzen. Sie finden sich in ältern Silikatgesteinen, so im Syenit von Südnorwegen (Frederiksvaern,
Brevig), Mijask, Ditro, Hot Springs in Arkansas.
Dec., Gattung aus der Familie der Sapindaceen, kleine Bäume und Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern,
end- oder achselständigen Blütenrispen, kugeligen oder eiförmigen Früchten mit lederiger oder horniger, häufig stachliger
oder warziger Fruchtschale und von einem dicken, sehr saftigen Samenmantel vollständig eingeschlossenem Samen.
[* 70] 20 tropisch-asiatische
und australische Arten. Nephelium lappaceumL. ist ein Baum auf Malakka und den Sundainseln mit über 5 cm langen,
eiförmigen, roten, weichstachligen Früchten, welche als Rambutan (Ramboostan) wegen ihres weinsäuerlichen, angenehm riechenden
Fleisches (Samenmantels) ein sehr beliebtes Obst sind.
Nephelium longanum Camb.
(Longanbaum) ist ein 9-12 m hoher Baum in Südchina mit runden, bis 2,5 cm großen, gelbbraunen Früchten,
welche gleichfalls in China ein sehr beliebtes Obst sind.
Nephelium Litchi Camb.
(Litchibaum) ist ein 6 m hoher Baum Südchinas mit fast runden, etwa 4 cm dicken, roten, höckerigen Früchten, welche in mehreren
Varietäten kultiviert werden und das beliebteste Obst in China bilden, auch nach Europa gelangen. S. Tafel
»Nahrungspflanzen
[* 71] III«.
[* 72]
(griech.), Instrument zur Messung der Richtung und der scheinbaren Geschwindigkeit des Wolkenzugs, kann auch
so eingerichtet werden, daß es zur direkten Messung der absoluten Höhe der Wolken geeignet wird.
ist lauchgrün bis grünlichgrau, auch gelblichweiß und gelblichgrau, an den Kanten wenigstens durchscheinend, matt oder
schimmernd, poliert etwas fettglänzend, etwas fettig anzufühlen, sehr schwer zersprengbar, Härte 6,5, spez. Gew. 2,97-3.
Der Nephrit ist als dichte Varietät des Strahlsteins (Hornblende)
[* 74] zu betrachten und besteht danach wesentlich aus Magnesiakalksilikat
(MgCa)SiO3 ^[(MgCa)SiO3] mit Eisenoxydulsilikat. Abweichend vom Nephrit, enthält der Jadeit, welcher
als dichter Pyroxen aufzufassen ist, auch Thonerde und Natron. Er ist grün bis grünlichweiß, durchscheinend, mit geringem
Glasglanz, Härte 6,5-7, spez. Gew. 3,2-3,4.
Der Nephrit hat mit Jadeit hohe kulturgeschichtliche Bedeutung.
Ähnliches gilt für den Jadeit, von welchem ebenfalls prähistorische Beile etc. weitverbreitet gefunden sind, während ein
natürliches Vorkommen des Minerals nur aus Birma bekannt ist. Es findet sich hier wie Nephrit in großen Blöcken,
welche einen bedeutenden Wert (bis 200,000 Mk.) repräsentieren. AndreForscher glauben an einen einheimischen Ursprung der
Nephrite und Jadeite. Der Nephrit der in der Schweiz gefundenen Beile soll aus den Ostalpen, der Jadeit der französischen Beile aus
den Westalpen stammen, und vier in Norddeutschland gefundene Nephritblöcke (Leipzig,
[* 84] Schwemsal, Potsdam
[* 85] und Suckow bei Prenzlau)
[* 86] hält man für schwedischen Ursprungs.
Mikroskopische Untersuchung der Nephrite und Jadeite ließ auffallende Stetigkeit ihrer Merkmale erkennen, und es ergab sich,
daß die typischen konstanten Strukturunterschiede der einzelnen Varietäten sich meist mit einer Abstammung derselben aus
räumlich getrennten Örtlichkeiten in Einklang bringen lassen. In neuester Zeit hat man auch anstehenden
Nephrit in Schlesien
[* 87] entdeckt.
Vgl. Fischer, Nephrit und Jadeit (2. Aufl., Stuttg. 1881);
Meyer, Jadeit- und Nephritobjekte (Leipz. 1882-83).
(das antike Nepete), Stadt in der ital. ProvinzRom, Kreis
[* 93] Viterbo, Bischofsitz, von mittelalterlichen Mauern umgeben,
mit Kathedrale (ehemaligen Jupitertempel), Resten eines Aquädukts, Burgruinen, schönem Stadthaus und (1881) 2164 Einw.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Przestitz, an der Staatsbahnlinie
Wien-Eger, mit Bezirksgericht, Schloß, restaurierte Dechanteikirche (auf dem Platz, wo das Geburtshaus des heil. Johann von
Nepomuk gestanden haben soll), mit silberner Statue des Heiligen, Piaristenkollegium, Bierbrauerei
[* 94] und (1880) 2486 Einw.
Dabei SchloßGrünberg
[* 95] mit Resten der alten Burg der Sternberge, Fundort der sogen. Grünberger Handschrift (s. d.).
Als solcher ward er 1383 am Vorabend von Christi Himmelfahrtstag, weil er trotz aller Drohungen des Königs und aller
Folterqualen nicht verraten wollte, was die Königin ihm im Beichtstuhl anvertraut hatte, in die Moldau gestürzt. Die Geschichte
kennt allerdings einen Johannes von Nepomuk (eigentlich Pomuk), der 1393 (nicht 1383) aus Befehl Wenzels wegen kirchenpolitischer
Meinungsverschiedenheiten ertränkt worden ist. Hierdurch wird die AnnahmeAbels (»Die Legende des heil. Nepomuk«, Berl.
1855), daß Nepomuk eine Umbildung des ketzerischen Volkshelden Huß in einen katholischen Heiligen sei, hinfällig.
Cornelius, röm. Geschichtschreiber, Zeitgenosse und Freund des Cicero, Atticus und Catull, geboren um 95 v. Chr.
in einem der römischen Munizipien in Oberitalien,
[* 99] ging schon als Jüngling nach Rom, wo er denStudien und der Schriftstellerei
lebte; starb 29 oder 28. Er verfaßte zahlreiche Schriften, namentlich: »Chronica«, eine chronologische Übersicht der
Weltgeschichte, »Exempla«, eine Art Sittengeschichte des römischen
Volkes in fünf Büchern, ausführliche Biographien des ältern Cato und des Cicero und ein Werk: »De viris illustribus« in mindestens 16
¶
mehr
Büchern, in welchem nach bestimmten Klassen das Leben ausgezeichneter Männer beschrieben war und zwar so, daß innerhalb dieser
Klassen immer erst die Auswärtigen und dann die Römer
[* 101] behandelt waren. Aus diesem letztern Werk sind uns 23 Biographien aus
dem Buch »De excellentibus ducibus exterarum gentium« und die Biographien des ältern Cato und des Atticus
aus dem Buch »De historicis latinis« erhalten, und außerdem besitzen wir noch zwei Bruchstücke aus einem Brief der Cornelia,
der Mutter der Gracchen, an ihren Sohn Gajus, die angeblich diesem Werk entnommen sind, deren Echtheit aber nicht ohne guten
Grund bestritten wird.
Die 25 Vitae, die uns sonach erhalten sind, sind mit einer gewissen ansprechenden Wärme
[* 102] und in einer einfachen,
nicht ungefälligen, obwohl von Inkorrektheiten und Stilfehlern nicht freien Sprache
[* 103] geschrieben; der Inhalt ist aus den nächstliegenden,
meist griechischen Quellen geschöpft, aber aus Mangel an Sorgfalt und aus Unkenntnis durch zahlreiche Irrtümer entstellt.
Ausgaben lieferten Lambin (Par. 1569), van Staveren (Leid. 1734; neu hrsg. von Bardili, Stuttg. 1820, 2 Bde.),
Roth(Basel
[* 104] 1841), Nipperdey (2. Aufl., Leipz. 1879; Schulausgabe, 9. Aufl.,
Berl. 1885), Halm (Leipz. 1874) und Siebelis (10. Aufl., das.
1881); Übersetzungen Dehlinger (5. Aufl., Stuttg. 1873), Türck
(Bonn
[* 105] 1858), Siebelis (3. Aufl., Berl. 1882)
und Zwirnmann (Stuttg. 1883).
Vgl. Ranke, DeCorn. Nepotis vita et scriptis (Quedlinb. 1827);
dann überhaupt eine ungerechte Begünstigung, welche höher stehende Personen ihren Verwandten bei der Verleihung
von Ämtern, Würden, Pensionen und sonstigen Zuwendungen zu teil werden lassen.
der äußerste bekannte Planet, mit dessen Auffindung die Wissenschaft einen ihrer größten
Triumphe gefeiert hat, weil rein theoretische Untersuchungen dazu geführt haben, Masse und Ort des vorher unbekannten Himmelskörpers
anzugeben. Unregelmäßigkeiten, die sich in der Bewegung des 1781 entdeckten Uranus herausstellten und durch die Störungen
der bekannten Planeten
[* 108] nicht zu erklären waren, führten verschiedene Astronomen, z. B. Bouvard 1834 und
Mädler 1840, zu der Überzeugung von der Existenz eines noch unbekannten Planeten jenseit des Uranus, und
Bessel ließ durch seinen GehilfenFlemming in den 40er Jahren Vorarbeiten zur Berechnung der Elemente dieses Himmelskörpers
unternehmen.
Indessen hinderte die Kränklichkeit seiner letzten Jahre Bessel an der weitern Verfolgung dieser Idee. Die wirkliche Lösung
der Aufgabe erfolgte ganz selbständig von zwei Seiten: durch den EngländerAdams und den FranzosenLeverrier.
Der erstere legte schon im September 1845 Challis in Cambridge die ersten Resultate seiner Rechnungen vor, und im nächsten Monat
sandte er dieselben auch mit einigen Abänderungen an Airy in Greenwich. Die letzten Ergebnisse empfing Airy
Anfang September 1846. An die Öffentlichkeit trat Adams mit seiner Arbeit erst 1847. Mit Hilfe der Adamsschen Angaben gelang
es in der That Challis, am 4. und den gesuchten Planeten aufzufinden; da ihm aber keine ins einzelne gehenden Sternkarten
zu Gebote standen,
so erkannte er damals die planetarische Beschaffenheit desselben nicht.
Galle empfing das Schreiben Leverriers am Morgen des 23. Sept. und fand mit Hilfe der von Bremiker bearbeiteten
Karte der in Betracht kommenden Stelle des Himmels nahe an der von Leverrier bezeichneten Stelle ein Sternchen achter Größe,
das auf der Karte fehlte. Unter TeilnahmeEnckes wurden die Beobachtungen bis zum Morgen fortgesetzt, ohne daß es indessen gelang,
mit Sicherheit eine Ortsveränderung zu konstatieren; erst am nächsten Abend stellte sich eine solche
unzweifelhaft heraus, und damit war die planetarische Natur des beobachtete Sterns dargethan. Da derselbe schon 1795 als Fixstern
von Lalande beobachtet worden war, so war man bald im stande, seine Elemente zu bestimmen; doch hat sich zwischen diesen letztern
und den auf rein theoretischem Wege gefundenen Resultaten eine nicht unerhebliche Differenz ergeben, was
sich indes aus der Schwierigkeit der Rechnung genugsam erklärt.
Die Exzentrizität der Bahn des Neptun beträgt nur 0,00850, d. h. etwa 1/118
der halben großen Achse, wonach die Neptunbahn nächst der Venusbahn sich am meisten dem Kreis nähert. Die
Neigung derselben gegen die Ekliptik beträgt nur 1° 47'. Die mittlere Entfernung des Neptun von der Sonne
[* 112] ist 30,07 Sonnenweiten
= 4470,47 Mill. km oder 602,5 Mill. Meilen. Er durchläuft seine Bahn in 164 Jahren 286 Tagen mit ungefähr ⅕ der Geschwindigkeit
der Erde. Dieser kann er sich bis auf 574 Mill. Meilen nähern, sich aber bis auf 626 Mill. Meilen von ihr
entfernen. Im letztern Fall erscheint er mit einem Durchmesser von 2,5'', in ersterm von 2,7'', wonach sein mittlerer scheinbarer
Durchmesser 2,6'' beträgt, was einem wahren Durchmesser von 4,312 Erddurchmessern = 55,000 km oder 7400 geogr. Meilen entspricht.
Er erscheint am Himmel
[* 113] als ein Stern 7.-8. Größe.
Seine Masse beträgt 1/19700 ^[richtig ergänzt nach den Werten dieses Artikels: der Sonnenmasse und das 16,44fache] der Erdmasse,
seine Dichte 0,205 von der der Erde (1,12 von der des Wassers);
die Intensität der Schwere ist 0,86 von der auf der Erde.
Er scheint mit einer Nebelhülle umgeben zu sein;
über seine Rotation ist nichts bekannt. Am entdeckte Lassell einen
Mond
[* 114] des Neptun, der 47,500 Meilen von letzterm entfernt ist, und dessen siderische Umlaufszeit 5 Tage 21 Stund. 4 Min. beträgt.
italischer Gott, Gemahl der Salacia, der Göttin der Salzflut, von den Römern mit dem griechischen Poseidon
[* 116] identifiziert, seitdem 399 durch die Sibyllinischen Bücher für diesen ein Lektisternium angeordnet war.
Wie Poseidon wurde auch Neptunus als Gott der See und der ritterlichen Übungen verehrt und hatte als solcher einen Tempel am CircusFlaminius, während auf dem CircusMaximus der altitalische Gott Consus in gleicher Eigenschaft¶
quidnimis (lat.), »nichts
zu viel«, d. h. man muß keine Sache übertreiben, Citat aus Terenz (»Andria«, I, 1), das auf den griechischen
WeisenCheilon, von andern auf Solon zurückgeführt wird.
Kreisstadt im russ. GouvernementKostroma, an der Mündung des Flusses Nerechta in die Soloniza, hat 7 Kirchen, eine
große Leinwandfabrik und (1884) 3307 Einw.
Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, an der Egau, 518 m ü. M.,
hat ein Amtsgericht, Bierbrauerei, Gänsezucht, Marmorbrüche, Käsebereitung und (1885) 874 (als
Gemeinde 1076) meist kath. Einwohner. Neresheim ist geschichtlich bekannt durch
die Schlacht zwischen den Franzosen unter Moreau und den Österreichern unter ErzherzogKarl, die aber ohne Resultat
blieb, sowie durch das Gefecht zwischen den Österreichern unter Werneck und den Franzosen in welchem letztere
siegten. Nahe dabei die ehemalige Benediktinerabtei Neresheim (1095 gegründet), die 1763 die Reichsstandschaft erhielt,
aber 1802 säkularisiert und dem Fürsten von Thurn und Taxis als Entschädigung gegeben wurde, der das Kloster in ein Schloß
verwandelte.
in der griech. Mythologie ältester Sohn des Pontos und der Gäa, ein wohlratender, weissagender,
das Recht liebender Meergreis, Gemahl der Doris, der Tochter des Okeanos, die ihm 50 Töchter (Nereiden) gebar. SeinWohnsitz ist
vorzugsweise das Ägeische Meer. Herakles,
[* 123] dem die Nymphen des FlussesEridanos den Aufenthaltsort des Nereus verraten hatten, ergriff
denselben, als er schlief, fesselte ihn, da er sich durch Verwandlung in verschiedene Gestalten zu befreien
suchte, und gab ihn nicht eher wieder los, als bis er ihm offenbarte, wo die Äpfel der Hesperiden zu finden seien.
Seine Töchter, wohlthätige, den Menschen freundlich gesinnte Nymphen des Meers, wohnen bei ihm in der Meerestiefe, kommen
aber, von bedrängten Schiffern angerufen, auf die Oberfläche des Meers empor, um ihnen zu helfen. Unter
ihnen ist außer der Amphitrite, welche Poseidon zur Gemahlin gewählt hatte, besonders
Thetis, die schöne Mutter des Achilleus,
von den Dichtern verherrlicht worden. Ihre Verehrung findet sich hauptsächlich an Hafenorten. Die bildende Kunst stellte den
Nereus als Greis dar; sein gewöhnliches Attribut ist das Zepter, auch wohl ein Dreizack. Aus Vasenbildern kommt
er auch fischleibig, doch mit menschlichem Oberkörper vor. Die Nereiden wurden dargestellt als anmutige Mädchengestalten,
in der ältern Zeit leicht bekleidet, später meist nackt, auf Delphinen und Tritonen reitend (vgl. Triton,
[* 124] mit Abbild.).
L. (Oleander, Lorbeerrose), Gattung aus der Familie der Apocyneen, immergrüne Sträucher mit zu dreien, seltener
zu vieren wirtelständigen, schmalen, lederartigen Blättern, schönen, großen Blüten in end- oder achselständigen Trugdolden
und länglichen Balgkapseln mit schopftragenden Samen. Zwei oder drei Arten in den Mittelmeerländern und
dem tropischen Asien. NeriumOleanderL. (Rosenlorbeer), bis 8 m hoherStrauch an Bächen und Seen in Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien,
mit lanzettförmigen Blättern und rosenroten, auch weißen Blüten, ist scharf narkotisch, die Blätter wurden früher gegen
Hautausschläge benutzt und dienen wohl auch jetzt noch als Hausmittel. Die Rinde benutzt man in Südeuropa
zur Vertilgung des Ungeziefers. Bei uns wird er in mehreren Varietäten als Kalthauspflanze und vielfach auch im Zimmer kultiviert.
Sehr ähnlich ist der wohlriechende Oleander (Nerium odorumAit.), aus Indien, mit wohlriechenden Blüten, der ebenfalls in mehreren
Varietäten kultiviert wird.
¶