nach
England zurückgekehrt, starb er in
Oaklands bei
Portsmouth.
[* 2] Er schrieb unter vielen andern Werken staatswissenschaftlichen,
militärischen und belletristischen
Inhalts: »Lights and shades of military life« (Lond.
1851, 2. Aufl. 1853) und
»Letter on the defence of
England by corps of volunteers and militia« (das. 1852; deutsch,
Braunschw. 1852).
Vgl. W. Napier, The life and opinions of
SirCh. J. Napier (Lond. 1857, 4 Bde.).
eins der besten Werke der kriegsgeschichtlichen englischen Litteratur. Ein
Auszug daraus ist:
»English battles
and sieges in the
Peninsula« (Lond. 1852, neue Ausg. 1865).
Die Thaten seines
Bruders feiern: »The conquest of Scinde« (Lond.
1845) und »History of
GeneralSirCharles Napier's administration of Scinde« (das. 1852). Vieles andre von seiner
Feder ist in
englischen
Zeitschriften zerstreut.
Vgl.
Bruce, Life of
GeneralSir W. Napier (Lond. 1864, 2 Bde.).
5)
SirCharles, brit. Vizeadmiral, geb. zu
Falkirk in
Schottland,
Vetter des vorigen, trat 1799 in den britischen Seedienst, zeichnete sich in dem
Kriege gegen
Frankreich
aus und wurde 1809 nach einem glänzenden
Kampf bei
Guadeloupe zum
Kapitän ernannt, aber bald danach auf Halbsold gestellt.
Er wohnte darauf als Freiwilliger dem
Feldzug auf der
Pyrenäischen Halbinsel bei, ward aber 1811 wieder
mit dem
Kommando einer
Fregatte betraut, mit der er sich bei der Expedition an den neapolitanischen
Küsten großen
Ruhm erwarb.
Nach
England zurückgekehrt, ward er 1841
ins
Parlament gewählt, wo er sich durch seinen
Eifer für die
Hebung
[* 11] der
britischen
Seemacht bemerklich machte und als konsequenten Whig bewährte. 1846 ward er
Konteradmiral, kommandierte 1847 die
Kanalflotte, zeichnete sich im
Kampf gegen die Rifpiraten aus und avancierte 1853 zum Vizeadmiral. Schonungslos deckte er in
einer
Reihe von
Briefen an die
»Times«, die von seinem
Vetter, dem
GeneralWilliam Napier, gesammelt wurden (»The
navy, its past and present state«, Lond. 1850), alle
Gebrechen im vaterländischen Seewesen auf. Im
Februar 1854 erhielt
er den
Oberbefehl über die britische Ostseeflotte, mit welcher er seit 28. Mai die russischen
Küsten und Häfen der
Ostsee blockierte,
nach Vereinigung mit der französischen
Flotte21. Juni die
Festung
[* 12]
Bomarsund nahm und Anfang
August die
Alandsinseln
besetzte, im übrigen aber infolge der von ihm selbst früher gerügten Mängel nicht viel auszurichten vermochte. Im
September
deshalb zurückberufen, lebte er fortan in
London, trat wieder ins
Parlament und rechtfertigte sich hier 1855 gegen die wider
ihn ungerechterweise erhobenen Vorwürfe. 1858 avancierte er zum
Admiral der blauen
Flagge und starb inMerchistonHall.
[* 13] Er schrieb: »The
war inPortugal between
Pedro and
Miguel« (1836, 2 Bde.);
7)
RobertCornelis,Lord Napier of
Magdala, geb. auf
Ceylon,
[* 14] wo sein
Vater als
Major diente, erzogen
in der
Militärschule der
OstindischenKompanie zu Addiscombe in
Surrey, trat 182 in das
Korps der bengalischen
Ingenieure ein
und organisierte 1842 die militärische Grenzstation Umbullah. Hier baute er nach einem neuen
Plan gesunde und luftige Lagerkasernen,
welche allgemeinen Beifall ernteten und Napier-barracks genannt wurden. Nachdem er sich während der
Feldzüge gegen die
Sikh 1845 und gegen Mulradsch 1848 rühmlichst hervorgethan hatte, ward er zum Obersten befördert und
nach Einverleibung des
Pandschab zum obersten
Zivilingenieur bei der
Verwaltung dieses
Landes ernannt, welches er mit einem
System
vortrefflicher Land- und Wasserstraßen durchzog.
ernannt und brach im Januar 1868 von Bombay
[* 18] auf. Trotz der Schwierigkeit des gebirgigen Terrains, des Mangels an Lebensmitteln
und Trinkwasser gelang es ihm vor Eintritt der Regenzeit, durch einige kräftige Stöße die Macht des abessinischen Herrschers
zu brechen. Da König Theodor die geforderte Übergabe von Magdala verweigerte, so ordnete Napier einen Sturm
auf diese Felsenfestung an, welcher vollen Erfolg hatte, und bei dem Theodor sich selbst den Tod gab. Sofort trat Napier mit seinen
Truppen den Rückweg an, indem er das von innern Unruhen heimgesuchte Land sich selbst überließ. Er traf Anfang Juli inEngland
ein und wurde durch die Verleihung des Großkreuzes des Bathordens, einer jährlichen Pension von 2000 Pfd. Sterl.
für sich und seine direkten Nachkommen sowie durch die Ernennung zum Peer mit dem Titel als Lord Napier of Magdala belohnt. 1876 wurde
er zum Gouverneur von Gibraltar
[* 19] ernannt, kehrte aber, Ende 1882 zum Generalfeldmarschall befördert, 1883 nach England
zurück.
Nachdem er auf der Kriegsschule zu Paris
[* 32] 1786 die Prüfung bestanden, ward er Unterleutnant im RegimentLafère, das in Valence,
dann in Paris, Douai und Auxonne in Garnison stand. Die bedrängte Lage seiner Familie nach dem frühen Tod
seines Vaters (1785) nötigte ihn
zu der einfachsten Lebensweise, deren Grundsätze er in dem »Discours sur les vérités et
les sentiments qu'il importe le plus d'inculquer aux hommes pour leur bonheur«, der Beantwortung einer Preisfrage
der LyonerAkademie, niederlegte; die Arbeit erhielt nicht den Preis, und Napoleon suchte sie später zu beseitigen.
Die Schrift war bezeichnend für seinen Charakter, der neben höchster Willenskraft und Thätigkeit einen bei seiner Jugend
auffälligen völligen Mangel an Idealismus und sittlichen Grundsätzen, dagegen kälteste Berechnung zeigte.
Nicht lange nachher glückte es ihm, die Aufmerksamkeit der Machthaber auf sich zu ziehen. Als er im Herbst 1793 seinen Landsmann,
der Konventskommissar bei der Belagerungsarmee vor Toulon
[* 36] war, besuchte, erkannte er, daß die Erstürmung des FortsMulgrave
und die Besetzung des Vorgebirges L'Eguillette die Engländer zur Räumung des Hafens zwingen müsse, und
führte, als Bataillonschef mit dem Oberbefehl betraut, 18. Dez. das Unternehmen aus, worauf die englische Flotte absegelte und
die Stadt sich ergab.
Der Lohn für die Einnahme von Toulon war seine Ernennung zum Brigadegeneral der Artillerie
Nachdem er die Mittelmeerküsten befestigt hatte, ward er im März der italienischen Armee zugeteilt, welche nach einem von
ihm entworfenen Plan im April die Piemontesen aus den Seealpen verdrängte, aber dann, da er mit dem jüngern Robespierre befreundet
war, in den SturzRobespierres verwickelt, des Verrats angeklagt und verhaftet. Zwar wurde
er wieder freigelassen, aber Anfang 1795 zur Armee in der Vendée versetzt und, da er sich weigerte, dorthin zu gehen, von
den Listen der Armee gestrichen (Juli 1795).
Ohne Vermögen, niedergedrückt von seiner Armut, lebte Napoleon eine Zeitlang zu Paris in völliger Zurückgezogenheit,
nur vorübergehend im topographischen Büreau des Kriegsministeriums beschäftigt, bis ihm der Aufstand vom 13. Vendémiaire
die ersehnte
¶
Unruhiger Ehrgeiz und Thätigkeitstrieb, die Hoffnung, auf dem morschen Boden des Orients rasch leichte und
glänzende Erfolge zu erzielen, welche die Phantasie der
Franzosen erregten und seine Popularität vermehrten, endlich nicht
am wenigsten die Berechnung, daß Frankreich und seine Regierung durch Unglücksfälle in neuen Kriegen während seiner Abwesenheit
seine Unentbehrlichkeit erkennen und ihn als den Retter und Befreier zurückrufen würden, das waren
wohl NapoleonsBeweggründe, während die Vernichtung der englischen Macht in Indien und der Sturz der Türkei
[* 50] seinem Geist wohl
vorschweben mochten, die Verwirklichung dieser gigantischen Pläne aber noch nicht schärfer ins Auge
[* 51] gefaßt war. Am verließ
Napoleon mit der Expedition Toulon, bemächtigte sich durch einen Handstreich Maltas und landete 30. JuniAlexandra.
Das französische Volk begrüßte ihn als Retter des in Auflösung begriffenen Staats. Seine Reise nach Paris, wo er 16. Okt. eintraf,
glich dem Einzug eines lang ersehnten Herrschers in sein Reich. Das Direktorium wagte nicht, ihn wegen
seiner eigenmächtigen Rückkehr zur Rede zu stellen. Napoleon war entschlossen, sich der Gewalt zu bemächtigen; »das Volk will und
braucht einen Herrn«, äußerte er zu seinen Vertrauten. Sofort begannen die Verschwornen, zu denen außer NapoleonsBrüdern,
Joseph und Lucian, Sieyès, Talleyrand und Fouché sowie die meisten Generale gehörten, die Vorbereitungen
zum Umsturz der Direktorialregierung, der am 18. Brumaire(9. Nov.) erfolgen sollte. An diesem Tag wurde von dem zum Teil eingeweihten
Rate der Alten der Rat der Fünfhundert nach St.-Cloud verlegt und Napoleon mit dem Oberbefehl über die Truppen der Hauptstadt
beauftragt. Barras ward von Talleyrand zum Verzicht bewogen, die beiden DirektorenMoulins und Gohier von Moreau gefangen gehalten.
Am 19. Brumaire(10. Nov.) rückte. Napoleon mit 8000 Mann nach St.-Cloud, besetzte die Zugänge zum Sitzungssaal der Fünfhundert,
trat selbst in denselben und hielt eine verworrene Rede, in der er von einem großen Komplott der Parteien
redete und die höchste Gewalt für sich forderte, die aber wirkungslos blieb. Er verließ den Saal und erschien wieder mit
einigen Grenadieren. Nun aber erhob sich ein großer Tumult: die Deputierten umringten Napoleon, überhäuften ihn mit Schmähungen
und schüttelten ihn am Kragen, so daß er fassungslos und fast ohnmächtig von den Grenadieren aus dem
Saal geschleppt werden mußte. Der Staatsstreich wäre gescheitert ohne die Entschlossenheit LucianBonapartes, der Präsident
der Fünfhundert war. Statt, wie die Versammlung forderte, die Acht über Napoleon aussprechen zu lassen, rief er von neuem die
Truppen herbei, ließ die Deputierten mit
¶
mehr
gefälltem Bajonett verjagen und am Abend von 30 Mitgliedern eine Dankadresse an Napoleon und die Truppen beschließen, 67 Mitglieder
für ausgestoßen erklären, beide Räte bis zum vertagen und eine Kommission zur Revision der Verfassung sowie ein
provisorisches Konsulat, aus Napoleon, Sieyès und RogerDucos bestehend, erwählen. Der Rat der Alten erteilte
diesen Beschlüssen seine Genehmigung, und nachts 12 Uhr
[* 54] leisteten die drei Konsuln vor beiden Räten den Eid.
Durch die Verfassung des Jahrs VIII, welche bereits im Dezember 1799 verkündet wurde, erhielt Napoleon unter dem Titel eines Ersten
Konsuls auf zehn Jahre die volle Gewalt eines konstitutionellen Fürsten; die beiden andern Konsuln, Cambacérès
und Lebrun, hatten nur eine beratende Stimme. Durch Besetzung der zahlreichen Staatsämter mit seinen Anhängern belohnte er
seine alten und gewann neue. Seine Wohnung verlegte er in die Tuilerien und bildete einen glänzenden Hof.
[* 55]
Der Mehrzahl der Emigranten wurde die Rückkehr gestattet und der Krieg in der Vendée durch kluge Maßregeln
beendet. Fouché organisierte eine furchtbare Polizei, welche die Tagespresse unterdrückte und die Parteien sprengte. Die innere
Verwaltung wurde nach dem Prinzip mechanischer Zentralisation, wie sie dem mathematisch angelegten GeistNapoleons entsprach,
umgeformt und war eine Hierarchie von einander übergeordneten Diktaturen, die in der des Ersten Konsuls
gipfelten. Napoleon handhabte diese Maschine,
[* 56] die allmählich das ganze geistige und materielle Leben der Nation regelte, mit überlegener
Intelligenz und verlieh ihr den Anschein einer genialen Schöpfung, während sie jede Selbständigkeit und individuelle Thatkraft
erstickte und der politischen Bildung der Nation höchst nachteilig geworden ist.
Die Stiftung der Ehrenlegion und das Konkordat mit dem Papst verstärkten die Macht des neuen Regiments über das
Volk, so daß Napoleon es wagen konnte, sich durch ein Plebiszit (3 Mill. Stimmen gegen wenige tausend) zum Konsul
auf Lebenszeit wählen zu lassen; doch hielt er es auch für nötig, seine Gegner einzuschüchtern und der Opposition jede
Möglichkeit, sich geltend zu machen, zu rauben. Die Mitglieder der gemäßigten Opposition im Tribunat und im GesetzgebendenKörper wurden im Januar 1802 ausgestoßen und durch Offiziere und Beamte ersetzt und durch Verfassungsänderungen
jede Kontrolle der Regierung des Konsuls beseitigt. Ein Attentat auf Napoleon gab den Anlaß, eine Anzahl Jakobiner hinzurichten
und 130 Republikaner zu deportieren.
Unter dem erschütternden Eindruck dieser Ereignisse, unter den Glückwünschen und Ergebenheitsbezeigungen
der Beamten und Staatskörper zu Napoleons glücklicher Errettung, beantragte der Senat in einer Adresse an Napoleon, die
höchste Gewalt in NapoleonsFamilie erblich zu machen. Napoleon nahm den Antrag25. April an, und nachdem Tribunat und Gesetzgebender Körper
ihre Zustimmung gegeben, ward Napoleon in Paris zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert.
Die Errichtung der neuen Monarchie hatte die Steigerung des Despotismus im Innern zur Folge; auch die geistige Freiheit wurde
unterdrückt, der Unterricht der Jugend durch den geradezu gotteslästerlichen, aber von einem Kardinallegaten approbierten
»Catéchisme impérial« vergiftet, die Presse
[* 59] durch die brutalsten Maßregeln geknebelt. Nach außen handelte
er ganz nach Willkür und riß die Nation in seine Eroberungspolitik fort. Sein heißester Wunsch war, England zu demütigen.
Nachdem die Besetzung Hannovers (1803) wirkungslos geblieben, bereitete er in Boulogne eine Landung vor, die sich indes schließlich
wegen der Mangelhaftigkeit seiner Kriegsflotte als unausführbar erwies. Die Bildung einer neuen Koalition
gegen seine gewaltthätige Politik besonders in Italien, welche Pitt im August 1805 zu stande brachte, und welche aus England,
Österreich, Rußland und Schweden
[* 60] bestand, befreite ihn von der beschämenden Notwendigkeit, die Unmöglichkeit seines Landungsplans
einzugestehen.
Unersättlich in seiner Ruhmbegierde und Eroberungssucht, warf er sich nun auf Preußen,
[* 67] das durch seine schwächliche Politik 1805 seine
Verachtung und durch seine Schwankungen seinen Haß erweckt hatte, der sich in dem leidenschaftlichen,
übermütigen Ton seiner Befehle und Bülletins, in den rohen Schmähungen der KöniginLuise kundgab. Der Sieg von Jena
[* 68]
den Napoleon selbst erfocht, und die schmähliche Haltung der preußischen Heerführer lieferten ihm mit Einem SchlagPreußen in die
Hände.
Nachdem Napoleon in Potsdam
[* 69] vom GrabFriedrichs II. dessen Degen geraubt hatte, hielt er 27. Okt. seinen Einzug in Berlin, von wo er 21. Nov. das
Dekret über die Kontinentalsperre erließ. In Polen, wo ihm die Preußen zu Hilfe kommenden Russen entgegentraten, geriet sein
Siegeszug im Winter von 1806 bis 1807 ins Stocken, und bei Preußisch-Eylau (7. u. 8. Febr.) erfocht Napoleon trotz
ungeheurer Verluste keinen Sieg. Nach längerer Unthätigkeit in schwieriger Lage brachte er aber 14. Juni bei Friedland den Russen
eine entscheidende Niederlage bei, worauf er mit KaiserAlexander25. Juni auf der Memel
[* 70] die Zusammenkunft hatte,
in welcher er Polen opferte und Alexander mit der Hoffnung auf die Herrschaft über Nord- und Osteuropa schmeichelte, dadurch
aber ihn ganz für sich gewann und bewog, Preußen preiszugeben. Den Versuch der KöniginLuise, für ihr Land günstigere Bedingungen
zu erlangen, wies er in roher Weise zurück. Er konnte sich weder zu großmütiger Behandlung noch zur
völligen Vernichtung Preußens
[* 71] entschließen; indem er es zwang, die Hälfte seines Gebiets abzutreten, und drückende Lasten
und Demütigungen ihm auferlegte, zog er sich selbst einen unversöhnlichen Feind groß.
Napoleon hatte in Tilsit
[* 72] seinen Plan, eine Weltherrschaft zu begründen, der Verwirklichung näher gebracht; im mittlern
und westlichen Kontinent von Europa schaltete er als unbedingter Herr. Aber es lag sowohl im System des Cäsarismus als im CharakterNapoleons selbst, daß sein Ehrgeiz und seine gewaltthätige Herrschsucht keine Schranken in dem Recht und der Freiheit andrer
anerkennen wollten und ihn zur Überschätzung seines eignen Könnens und zur Geringschätzung fremder
Widerstandskraft verleiteten.
Nachdem er 1807 Portugal hatte besetzen lassen, weil es England nicht seine Häfen sperrte, benutzte er 1808 den in der spanischen
Königsfamilie ausgebrochenen Streit zwischen Karl IV. und seinem Sohn Ferdinand VII., um beide im Mai zu Bayonne zum Verzicht
auf den Thron
[* 73] zu bewegen, den er darauf seinem BruderJoseph verlieh, während Murat König von Neapel wurde.
Aber in Spanien stieß er bei dem stolzen, streng katholischen Volk auf ungeahnte Schwierigkeiten, die mit der Kapitulation
eines französischen Heers bei Baylen(21. Juli) begannen. Die Erhebung des spanischen Volkes und das Eingreifen der Engländer unter
Wellington, die nach der Vernichtung der letzten französischen Flotte bei Trafalgar (1805) nun auch auf
dem Kontinent Napoleon entgegenzutreten vermochten, rieben NapoleonsKräfte auf, ohne daß es ihm gelang, die Pyrenäenhalbinsel
dauernd zu erobern.
Der unglückliche Verlauf des Kriegs in Spanien, die ErhebungTirols, die Aufstandsversuche in Deutschland, endlich das Attentat
von Staps (12. Okt.) hätten Napoleon auf die erwachenden nationalen Kräfte aufmerksam machen können; doch glaubte
er durch rücksichtslose Gewalt der »Ideologie« Herr zu werden. Seine Selbstüberhebung und Menschenverachtung waren so hoch
gestiegen, daß sich ihm die Grenzen
[* 81] des Möglichen verwischten; was er wollte, mußte er auch können. Auch in seinem persönlichen
Auftreten wurde er herrisch und gewaltthätig, und jeder Widerspruch reizte ihn zur leidenschaftlichen
Wut. Über Völker und Länder schaltete er nach Willkür. Der Kirchenstaat wurde 1809 mit dem Kaiserreich vereinigt und der
dagegen protestierende Papst nach Frankreich abgeführt. Nachdem 1810 auch Holland und die deutschen Nordseeküsten einverleibt
worden waren, erstreckte sich das Kaiserreich bis zur Ostsee und den Ionischen Inseln, umfaßte 130 Departements,
und, die Vasallenstaaten eingerechnet, verfügte Napoleon über 100 Mill. Menschen. Um dies ungeheure Reich an einen Sohn zu vererben
und so seine Zukunft zu sichern, ließ er durch einen Senatsbeschluß vom seine kinderlose Ehe mit Josephine scheiden
und vermählte sich mit der Erzherzogin MarieLuise, der Tochter des Kaisers Franz I., die ihm einen
Sohn gebar, der bei seiner Geburt den Titel eines Königs von Rom
[* 82] empfing. Napoleon glaubte das ReichKarls d. Gr. erneuert und für
seine Dynastie gesichert zu haben. Die letzten Freiheiten der Revolution wurden beseitigt, die alte Hofetikette,
der Erbadel, die Zensur, ja auch die »lettres de cachet« wiederhergestellt.
Das 1808 erneuerte Bündnis mit Rußland war bei Napoleons Herrschsucht nicht aufrecht zu erhalten. Rußland wollte sich die
Kontinentalsperre nicht länger gefallen lassen und hob sie teilweise auf, Napoleon gönnte Rußland die EroberungFinnlands und seine Erfolge im Türkenkrieg nicht und beleidigte Alexander durch die AnnexionOldenburgs, des Fürstentums seiner
¶
mehr
Verwandten. Durch das Ungeheure, Ungewohnte seines Unternehmens, eines Zugs gegen Rußland, für den er in Frankreich neue
Aushebungen veranstaltete, die Vasallenheere aufbot und Österreich sowie Preußen zur Stellung von Hilfstruppen zwang, gedachte
Napoleon seinen Gegner einzuschüchtern und zur Unterwerfung zu zwingen. Mit 450,000 Mann, der GroßenArmee, überschritt er den
Niemen und drang in das Innere Rußlands ein. Da die Russen sich defensiv verhielten und nur Rückzugsgefechte lieferten, erreichte
Napoleon Mitte August schon Smolensk, wo er denRussen17. Aug. eine siegreiche Schlacht lieferte.
Der AbfallYorks und die ErhebungPreußens nötigten die Trümmer der GroßenArmee, bis hinter die Oder zurückzuweichen
und Schlesien
[* 88] sowie Brandenburg
[* 89] zu räumen, worauf die verbündeten Russen und Preußen im April 1813 Sachsen
[* 90] besetzten. Schon
hier aber trat ihnen Napoleon wieder entgegen, der eine halbe MillionMenschen unter die Waffen gerufen und sofort nach dem Kriegsschauplatz
in Marsch gesetzt hatte. Indem er seine ganze Meisterschaft in der Schnelligkeit des Handelns bewährte,
erreichte er es, daß er zuerst und mit Überlegenheit auf dem Kampfplatz erschien.
Napoleon kämpfte seitdem nur noch um seinen Thron und lehnte daher alle Friedensanträge, so günstig sie für
Frankreich waren, ab, da er das Reich nicht kleiner hinterlassen zu dürfen glaubte, als er es 1799 übernommen hatte. Die
Nation war des Kriegs überdrüssig, und der GesetzgebendeKörper wurde von Napoleon wegen seiner Opposition gegen die Erhöhung der
Steuern und die neue Aushebung aufgelöst. Den zu Anfang 1814 in Frankreich eindringenden verbündeten Heeren vermochte Napoleon nur
eine Feldarmee von 70,000 Mann entgegenzustellen und erlitt 1. Febr. bei La Rothière eine empfindliche Niederlage.
Hier widmete er sich mit großem Eifer der Verwaltung der Insel und war der Gegenstand der Neugierde zahlreicher Reisenden. Den
Verlauf der Dinge in Frankreich und auf dem Wiener Kongreß beobachtete er, von seinen zahlreichen Agenten
wohl unterrichtet, mit Späherblick, und als er von dem steigenden Unwillen gegen die Bourbonen und der Anfang 1815 drohenden
Differenz zwischen den Mächten vernahm, beschloß er, zumal er fürchtete, die Verbündeten könnten ihn der größern
Sicherheit halber nach einem entlegenern Exil schaffen, einen Einfall in Frankreich zu wagen. Die Garde wurde
auf mehreren gemieteten Fahrzeugen eingeschifft, er selber bestieg seine Brigg L'Innocent und landete, von den
Engländern nicht bemerkt, 1. März im Golf Jouan. Er wandte sich durch das Gebirge nach
¶