1876) wurde er zum Komiteemitglied ernannt.
Schon früher hatten die Deutsche
[* 2]
AfrikanischeGesellschaft und die
Gesellschaft fürErdkunde
[* 3] zu
Berlin
[* 4] ihn zu ihrem
Präsidenten erwählt, welches
Amt er niederlegte, als die deutsche
Regierung ihn 1882 zum
Generalkonsul
in
Tunis
[* 5] ernannte. Hier erhielt er 1884 den Auftrag, die Westküste
Afrikas zu besuchen und die noch von
keiner andern europäischen Macht beanspruchten Küstenstrecken, an welchen deutsche
Interessen des
Schutzes bedürftig waren,
unter die deutsche Reichshoheit zu stellen. Nachdem er seine Aufgabe mit Erfolg gelöst hatte, wodurch Togoland,
Camerun
[* 6] und
Lüderitzland deutsches Kolonialgebiet wurden, machte er sich, schwer erkrankt, auf den Heimweg, starb
aber schon auf der
Höhe von
KapPalmas, wo man ihn bestattete. 1887 wurden seine Gebeine nach
Camerun übergeführt.
Sein großes Reisewerk
»Sahara und
Sudân« (Berl. 1879-81, 2 Bde.;
im
Auszug bearb. von Fränkel, Leipz. 1886) ist unvollendet geblieben.
DerSprosser
(Bastard-, Aunachtigall,L.majorBrehm), 19
cm lang, 28
cm breit, der vorigen sehr ähnlich,
nur mit viel kürzerer erster
Schwinge und muschelfleckiger Oberbrust, bewohnt
Skandinavien,
Dänemark,
[* 13] Osteuropa und Westsibirien,
findet sich nur hier und da in
Deutschland
[* 14] und fast ausschließlich in
Niederungen, während die Nachtigall auch bergige Gelände nicht
gänzlich meidet. Beide finden sich nur im Laubwald mit viel Unterholz, im Gebüsch, welches
Bäche,
Gräben und Flußufer
umsäumt, und in
Gärten und häufig in der
Nähe menschlicher
Wohnungen.
Beide
Arten gehen im
Winter nach
Mittel- und Westafrika, der
Sprosser wohl auch nach südlichen
LändernAsiens. Die Nachtigall ist zutraulich,
friedfertig, zeigt ein bedächtiges, ernstes
Wesen, fliegt schnell und leicht, aber meist nur von
Busch zu
Busch, wo man sie
meist niedrig über dem
Boden auf
Zweigen sitzen sieht, und nährt sich von
Insekten
[* 15] und
Beeren. Bei uns erscheint sie in der
zweiten Hälfte des
Aprils und nistet auf oder dicht über dem
Boden, in Erdhöhlungen, im Gestrüppe oder
in einem Grasbusch.
Sie legt 4-6 grünlich braungraue, gelblichbraun gestrichelte
Eier
[* 16] (s. Tafel
»Eier I«),
welche Männchen und Weibchen gemeinsam
ausbrüten. Die
Jungen füttern sie, selbst wenn man dieselben in einen
Bauer steckt und diesen in der
Nähe des Nistorts aufhängt.
Im
September ziehen sie in
Familien und größern
Gesellschaften ab. Der
Gesang der Nachtigall übertrifft den aller andern
Vögel durch
die
Fülle der
Töne, die Abwechselung und hinreißende
Harmonie; er unterscheidet sich deutlich von dem des
Sprossers, doch
ziehen manche den letztern noch vor. Man hört den
Gesang besonders am frühen
Morgen, am späten
Abend
und vor dem
Legen derEier zu allen
Stunden der
Nacht, während es
später um diese Zeit stiller wird und um
Johannis der
Gesang
völlig verstummt. Die Nachtigall ist leicht zu fangen; aber alte
Vögel, die sich schon gepaart haben, sterben regelmäßig bald,
und auch die jüngern erfordern die sorgsamste
Pflege.
Außer den genannten beiden
Arten unterscheidet man noch den
Zweischaller (L. hybrida), von der
Größe des
Sprossers, oberseits
wie dieser, unterseits fast ganz wie die Nachtigall gefärbt, in
Polen; die Steppennachtigall (L. Golzii), oberseits deutlich rotbraun,
und die Hafisnachtigall
(BülbülderPerser, L. Hafizii), mit längerm
Schwanz und von blasserer Färbung.
Der indische
Kuckuck ist für die indischen Dichter, was die Nachtigall für die andern indogermanischen
Nationen, und so ist die Nachtigall zu
einer phallischen Bedeutung gelangt. Als Sängerin der
Nacht ergötzt sie Verliebte, welche sie in deutschen und französischen
Volksliedern zu ihrem geheimnisvollen
Boten machen.
Vgl.
Lazarus, Der
Sprosser oder die Aunachtigall (Berl.
1876);
Koppen, Anleitung zur Züchtung und Ansiedelung von Nachtigallen (2. Aufl., das.
1886).
(Supplementaretat), der
Etat, welcher nach Festsetzung des für eine bestimmte Zeit gültigen
Budgets
festgestellt wird, um weitern im
Etat nicht vorgesehenen Bedürfnissen (unzutreffenden
Voranschlägen, inzwischen eingetretenen
Änderungen) zu genügen. Vgl.
Budget.
Werden nämlich nach Vollzug der
Schlußverteilung Beträge, welche von der
Masse zurückbehalten sind, für
dieselbe frei, oder fließen Beträge, welche aus der
Masse gezahlt sind, zu dieser zurück, so sind dieselben von dem Konkursverwalter
nachAnordnung des Konkursgerichts auf
Grund des Schlußverzeichnisses zur Nachtragsverteilung zu bringen.
Dasselbe gilt
bei nachträglicher Ermittelung von Vermögensstücken.
Gemälde oder
Zeichnungen, in denen die Gegenstände nicht von dem Tageslicht, sondern
von dem
Mond,
[* 19] von
Feuer- oder Lichtschein beleuchtet oder überhaupt unter künstlicher
Beleuchtung
[* 20] dargestellt werden. Das
berühmteste Werk dieser
Art istCorreggiosAnbetung der
Hirten, wo das
Licht
[* 21] vom
Kind ausstrahlt. Von deutschen Künstlern des 16. und 17. Jahrh.
hat namentlich
Elsheimer Nachtstücke gemalt. Dann hat besonders die niederländische
Schule ausgezeichnete
Meister
in diesem
Genre aufzuweisen, z. B.
Rubens, Aart van der
Neer (Feuersbrünste, Mondscheinlandschaften),
Rembrandt,
Honthorst (mit
dem Beinamen dalle notti), G.
Dou,
Neefs, G.
Schalcken u. a. Unter den französischen Malern hat M.
Valentin, unter den italienischen
die
Schule von¶
die schmerzhaften Zusammenziehungen der Gebärmutter
[* 26] nach stattgefundener Austreibung
der Nachgeburt, pflegen namentlich bei solchen Frauen, welche mehr als einmal niedergekommen sind, als mehr oder weniger bedeutende,
mit Unterbrechungen auftretende Schmerzen im Unterleib bald nach der Geburt sich einzustellen. Zuweilen zeigen sie sich nur am
ersten Tag, zuweilen dauern sie bis zum dritten oder vierten, selten bis zum sechsten Tag oder noch länger
nach der Niederkunft.
Anfangs sind sie stärker und häufiger, später werden sie schwächer und seltener. Besonders leicht werden sie durch das
Säugen des Kindes hervorgerufen. Die Nachwehen sind nicht als krankhaft anzusehen, solange sie nicht ungewöhnlich
schmerzhaft und nicht von Fieber begleitet sind, solange der Leib gegen Berührung schmerzlos bleibt und
die Nachwehen in Anfällen auftreten, zwischen denen die Frau sich ganz wohl fühlt. Stellen sich aber bei Erstgebärenden schmerzhafte
Nachwehen ein, so erheischen diese stets große Aufmerksamkeit von seiten des Arztes.
im nördlichen Deutschland Bezeichnung für Vampir. ^[= # nach dem Volksglauben, namentlich der slawischen, rumänischen und griechischen Bevölkerung ...]
(Genick, Cervix), bei den Wirbeltieren der obere (beim Menschen hintere) Teil des Halses, besteht aus den Halswirbeln
samt den sie umgebenden Muskeln,
[* 27] welche sie und den Kopf bewegen, sowie der Haut.
[* 28] BeimMenschen treten in der obern
Nackengegend die
Muskelwülste zu beiden Seiten der Wirbel so stark hervor, daß zwischen ihnen eine flache Grube, Nackengrube,
entsteht, von der aus das Rückenmark besonders leicht zugänglich ist. Im allgemeinen ist der Nacken beim Mann in Knochenbau und
Muskulatur stärker als beim Weib und nimmt zuweilen den Charakter des Stiernackens an; er erscheint darum
gedrungener und kürzer, beim Weib hingegen wegen seiner Schlankheit länger. Die Dornfortsätze sämtlicher Halswirbel sind
durch ein elastisches Band,
[* 29] Nackenband (ligamentum nuchae), verbunden, das bei den Vierfüßlern unter den Säugetieren den
Kopf vor dem Herabsinken bewahrt und darum bei vielen besonders stark entwickelt ist.
(griech. Opisthotonus), starrkrampfartige Zusammenziehung der Nackenmuskeln mit Zurückziehung des Kopfes,
ist ein wichtiges Symptom gewisser schwerer Gehirnstörungen, vorzüglich der eiterigen und der tuberkulösen Hirnhautentzündung,
z. B. dem epidemischen Kopfgenickkrampf. Nackenstarre kommt auch als Teilerscheinung des allgemeinen Starrkrampfes vor.
FélixTournachon, genannt Nadar, Schriftsteller, Zeichner und Luftschiffer, geb. zu
Paris,
[* 30] studierte in Lyon
[* 31] Medizin, verließ das Studium aber bald wieder, um sich zunächst hier, später in Paris, wohin er 1842 zurückkehrte,
journalistisch zu beschäftigen. In der Folge betrieb er nebenbei Zeichnen, war beim Theater
[* 32] und selbst
in der Industrie thätig, gründete 1849 die »Revue comique« und richtete ein photographisches Atelier ein. Namentlich seine
Zeichnungen machten ihm bald einen Namen.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Quand j'étais étudiant« (1856);
»Le monde ou l'on patauge« (1883)
u. a. Mit großem Vertrauen auf die Luftschiffahrt
[* 34] konstruierte er selbst ein Schraubenluftschiff und stieg 1863 wiederholt
mit dem Riesenballon Le Géant auf, welcher ihn bei der zweiten Fahrt von Paris bis Hannover
[* 35] trug.
Diese
Fahrten beschrieb er in den »Mémoires du Géant; à terre et en l'air« (1864) und in »Le droit au vol« (1865).
(Fogáras), altes ungarisches, ursprünglich kroat. Adelsgeschlecht, welches seit 1625 die Grafenwürde hat.
Es ist im Besitz des großen MajoratsFogáras und blühte in zwei Linien, von denen die jüngere mit
dem GrafenThomas von Nádasdy, österreichischem Feldmarschallleutnant, im Mannesstamm erlosch. Das Haupt der ältern ist gegenwärtig
GrafFranz von Nádasdy, geb. Sein Großoheim GrafMichael von Nádasdy, geb. gest.
war eine Zeitlang österreichischer Staats- und Konferenzminister. Ein Sohn des letztern, GrafFranz Seraphin
von Nádasdy, geb. war von 1857 bis 1860 Justizminister, dann Präsident des Reichsrats, endlich bis 1865 Hofkanzler
für Siebenbürgen und österreichischer Minister und starb in Wien.
[* 36] Andre Sprößlinge des Geschlechts sind:
Geheimschreiber, bewirkte nach dessen TodFerdinands von Österreich
[* 41] Wahl zum König und ward als Kommandant von Ofen 1529 nach
hartnäckiger Verteidigung von den Türken gefangen genommen. Auf Verwendung Ludovicos Gritti bei Zápolya mit dem Tod verschont,
hing er fortan diesem an und erhielt zum Lohn die Herrschaft Fogáras in Siebenbürgen als »Erbherr«. Später
(1534) wandte er sich wieder Ferdinand zu, ward 1554 zum Palatin erwählt und verwaltete dies hohe Amt so gut, daß er sich
den Namen »der große Palatin« erwarb. Als Anhänger der Reformation hat er gleichfalls hervorragende Bedeutung. Er starb Im
Nádasdyschen Palais zu Pest wurde ihm eine Statue errichtet.
2) Franz, Urenkel des vorigen, Enkel des GeneralsFranz Nádasdy (1555-1603) und der PrinzessinElisabethBáthori (s. d.), der 1611 wegen
ihrer grausamen Mädchenschlächtereien der Prozeß gemacht wurde, Sohn des GrafenPaul und der Gräfin Judith von Révay, Günstling
des Kaisers, war oberster Kronrichter, ward als Teilhaber an einer Verschwörung des ungarischen Adels zur
Aufrechthaltung ihrer Rechte und Freiheiten auf KaiserLeopolds I. Befehl zu Wien enthauptet. Er gab das Werk des GrafenPetrus Révay: »De monarchia et S. corona regni Hungariae« in neuer vermehrter Auflage heraus (Frankf. 1659). Ihm selbst werden
zugeschrieben: »Mausoleum regni apostolici hungarici regum et primorum ducum« (Nürnb. 1664);
aus ungehärtetem Stahl oder aus Eisen
[* 51] bestehende Feilen, welche ihrer Biegsamkeit halber zur Bearbeitung
vertiefter Oberflächen, namentlich von Bijouterieartikeln, dienen.
(Syngnathus Gthr.), Familie aus der Ordnung der Büschelkiemer, Tiere mit ungemein gestrecktem,
meist deutlich siebenkantigem Körper, großer Rückenflosse, deutlich ausgebildeter Schwanzflosse und beim Männchen mit
einer Schwanztasche, in welcher sich die Eier entwickeln. Man kennt etwa 50 Arten aus allen Meeren. Die Seenadel (Trompete, S.acusL.), 30-90 cm lang, mit dünnem, abgerundetem Rüssel, hinten abgerundeter Schwanzflosse, auf blaßbraunem
Grunde dunkelbraun gebändert, lebt im östlichen Atlantischen Ozean von Nordeuropa bis zum Kap, im Mittelländischen und SchwarzenMeer, fehlt in der Ostsee. Sie hält sich besonders in seichten Strandgewässern zwischen Seegras etc. auf, schwimmt langsam
und nährt sich von allerlei Kleingetier. Das Weibchen legt seine Eier in die Schwanztasche des Männchens,
in welche die Jungen bei Gefahr zurückkehren sollen.
(Spillgeld), jährliche SummeGeldes, welche der Frau aus dem Einkommen ihres Mannes zur Bestreitung ihrer kleinen
Ausgaben für Kleidung, Putz und Leibwäsche ausgesetzt wird, wie dies namentlich bei dem Abschluß von Ehen des hohen
Adels üblich ist. In manchen Ländern sind die Unterthanen verpflichtet, bei der Vermählung des Landesherrn der Gemahlin (ähnlich
der Prinzessinsteuer) gewisse Nadelgelder auszusetzen, deren Betrag verfassungs- oder observanzmäßig feststeht.
1) Nähnadeln werden aus Stahldraht gemacht, der auf einem Haspel von 5-6 m Umfang gehaspelt wird, um ihm
die starke Biegung, die er in den käuflichen Ringen besitzt, zu nehmen. Ein solcher Ring aus etwa 100 Windungen wird dann
mit einer Schere
[* 55] erst an zwei diametral gegenüberliegenden Stellen, dann in kurze Stücke (Schachte, Schafte) von der doppelten
Länge der herzustellenden Nadeln zerschnitten. Öfter noch zieht man den Draht
[* 56] in dem Richtholz gerade, das
aus einem Stück harten Holz
[* 57] besteht, in das sieben runde Eisenstifte so eingeschlagen sind, daß der zu richtende Draht, durch
die Stifte gezogen, eine ganz schwach gekrümmte Schlangenlinie bildet. Um die noch etwas gekrümmten Drähte völlig
gerade zu richten, werden 5-15,000 Schachte dicht zusammen in zwei eiserne Ringe gesteckt, schwach zwischen Holzkohlenfeuer
geglüht und zwischen einer horizontalen festliegenden und einer darübergelegten beweglichen Platte (Streicheisen, Streicher)
gerollt. Das Streicheisen ist mit Nuten¶
mehr
versehen, in welchen die Ringe laufen, so daß es nur auf die Nadeln drückt. Die geraden Schachte werden auf der Schleifmühle
an beiden Enden zugespitzt. Hierzu dient eine eigentümliche Spitzmaschine (Schleifmaschine,
[* 59] Fig. 1 u.
2) mit einem Schleifstein B von hohlkehlartig ausgeschweifter Gestalt, welcher pro Minute 1500 Umdrehungen macht. Über
dem Stein befindet sich auf einer horizontalen, zum Steinmittel nahezu rechtwinkelig angeordneten Achse FF eine Scheibe I mit
Kautschukring J, welche in die Hohlkehle des Steins hineinreicht und die aus einem Vorratskästchen M herausfallenden Schachte
N auf einer geeigneten Unterlage L in langsame rollende Bewegung versetzt, wobei sie von einem Ende des
Steins zum andern weiter schreiten und mit dem zuzuspitzenden Teil den Stein berühren.
Die Scheibe macht pro Minute eine Umdrehung, wobei 500 Schachte über den Stein geführt, an einer Seite mit Spitzen versehen und
bei O auf dem Tisch D angehäuft werden. Zur Lagerung und genauen Einstellung der einzelnen Teile dienen
die durch a verbundenen Gestellteile A, die Ständer H mit den Stellschrauben C und K, der Hebel
[* 60] E, zur Bewegung die Schnüre
G und d. Da die Schachte an beiden Seiten zugespitzt werden müssen, so passieren sie zweimal die Maschine.
[* 61] Weil der Schleifstaub
sehr gesundheitsschädlich ist, umgibt man die Schleifsteine immer mit einem Mantel, aus welchem ein Ventilator
die Luft aussaugt und so denStaub abführt.
Nach dem Spitzen werden die Nadelköpfe mit den Öhren in der Mitte des Schachts durch Prägen zwischen entsprechend geformten
Stempeln vorgebildet, wobei ein beträchtlicher Grat oder Bart aufgetrieben wird. Um die Matrizen zu schonen,
poliert man vor dem Stampfen oder Prägen die Schachte in ihrer Mitte auf einer Schleifmaschine (Mittelschleifmaschine). Das
Stampfen (Stanzen) erfolgt entweder unter einem kleinen, mit Fußtritt bewegten Fallwerk
[* 62] oder neuerdings auf Stampfmaschinen,
deren Einrichtung aus
[* 54]
Fig. 3 u. 4 klar wird.
Das Gestell A trägt den festen Stempel B, vor den die Nadeln, eine nach der andern, vermittelst der rotierenden
gekerbten Scheiben J, J¹ aus dem Rumpf H, geführt durch den Mantel K, so fallen, daß sie, von den HakenL und L¹ aufgefangen,
gegen die um n verstellbare Wand N gerückt, genau mit der Mitte vor dem Stempel liegen.
An dem andern
Gestellteil D befindet sich ein Schieber C mit dem Prägstempel D¹, der dadurch zur Wirkung gebracht wird, daß die mit der
Schnurrolle E sich drehende Scheibe F mit einem Vorsprung f den Schieber C bei c faßt, dann zurückschiebt und zugleich die
Feder G spannt, die in dem Augenblick den Stempel anschlägt, wo die Scheibe F mit dem Vorsprung f die Nute
c verläßt.
Nach jedem Schlag werfen die Finger P und P¹ den gestanzten Schacht aus der Maschine und zwar so schnell, daß in der Stunde
4-5000 Schachte gestampft, d. h. mit den Eindrücken für die Öhre und mit den zum Einfädeln dienenden
Furchen (Fuhren) versehen werden. Auf das Stampfen folgt das Lochen der beiden Öhre auf Lochmaschinen mit zwei kleinen Stempeln,
welchen die Nadeln durch gekerbte Scheiben wie in
[* 54]
Fig. 3 zugeführt werden. Zur Beseitigung des beim Stampfen entstandenen Grats
steckt man etwa 100 Schachte auf einen haarnadelartig gebogenen Draht, wodurch die Grate nebeneinander in
eine Fläche kommen, und schleift sie, zwischen eisernen Platten gehalten, auf einem Drehstein weg.
Darauf bricht man die ganze PartieSchachte in der Mitte auseinander und erhält auf den erwähnten zwei Drähten aufgefädelt
zwei Reihen Nadeln, die man mit einer Zange
[* 63] mit sehr breitem Maul so anfaßt, daß die Kopfenden der Nadeln durch
Abschleifen oder Befeilen poliert und vom Grat befreit werden können. Die rauhen Öhre müssen nun poliert werden. Runde Öhre
pflegt man bei bessern Nadeln in einer spätern Arbeitsperiode auszubohren. Für längliche Öhre benutzen englische Fabriken
eine kleine Maschine, wobei die Nadeln zu 100-200 Stück auf dünne, gehärtete, kantige oder mit der Feile
[* 64] rauh gemachte Stahldrähte
locker angefädelt und in schwingende Bewegung gesetzt werden.
Die Nadeln aus Stahl werden nun gehärtet, indem man sie auf Eisenblechtafeln in Glühöfen hell rotglühend macht, in Öl ablöscht
und dann in siedendem Öl bis zur gelben oder blauen Farbe anläßt. Zur Entfernung der Oxydhaut werden
bis zu 500,000 Stück Nadeln in grober Leinwand mit Schmirgel, Öl und weicher Seife zu einem cylindrischen Ballen vereinigt und 12-20
und mehr solcher Ballen in der Scheuermühle geschauert. Dann sucht man die verbogenen und zerbrochenen
Nadeln aus und legt alle übrigen mit den Öhren nach derselben
Seite, um sie mit einer glühenden Eisenstange blau anlaufen zu lassen. Hierzu benutzt man auch eine selbstthätige Blaumachmaschine,
bei der ein rotierendes Rädchen die Nadeln einzeln aufnimmt und durch eine so regulierte Gasflamme führt, daß sie
beim Verlassen derselben bis zur richtigen Länge blau angelaufen sind. Die Nadeln mit rundem Öhr werden dann
behufs des Glättens auf einer kleinen drehbankähnlichen Vorrichtung nachgebohrt, indem man die Spitze des feinen Werkzeugs
von beiden Seiten einen Augenblick in das Öhr treten läßt (Drillen).
Viele Nadeln werden dann im Öhr nach irgend einer einfachen Methode vergoldet. Um alle Rauhigkeiten zu entfernen und die auf
der Scheuermühle etwas stumpf gewordenen Spitzen zu schärfen, werden die Nadeln auf einer mit feinem Schmirgel überzogenen,
rasch rotierenden Scheibe geschliffen und dann auf einer andern, mit Leder überzogenen Scheibe mit Zinnasche und Kolkothar poliert
(Braunieren). Die Nadeln sind damit fertig und werden nun gezählt und verpackt. Zum Abzählen benutzt
man gewöhnlich ein Lineal mit so vielen kleinen Querfurchen, als Nadeln abgezählt werden sollen.
Man hält eine Partie Nadeln zwischen den Fingern und streicht über das Lineal, wodurch in jeder Furche Eine Nadel liegen bleibt.
Man hat auch Zählapparate, wo ein von einer Handkurbel gedrehtes, am Umfang geriffeltes Scheibchen die
Nadeln aus einer Vorlage abzählt und ein Zeichen macht, wenn 25 oder 100 Stück in das Nadelpapier gefallen sind. Endlich hat man
auch Nadelzählmaschinen konstruiert, bei denen die Arbeiterin nur das Auflegen und Abnehmen der Nadelpapiere zu besorgen
hat, während eine sich kontinuierlich drehende Zählscheibe die gewünschte Zahl Nadeln in die
Papiere einzählt. In Deutschland sind die wichtigsten Orte für Nadelfabrikation Aachen,
[* 66] Burtscheid, Iserlohn
[* 67] und Altena
[* 68] und in
MittelfrankenNürnberg
[* 69] und Schwabach.
[* 70]
2) Stricknadeln werden wie Nähnadeln fabriziert; doch ist ihre Herstellung einfacher, weil alle auf Bildung des Öhrs sich beziehenden
Arbeiten wegfallen. Die Schachte werden in einer Länge von 200-250 mm aus Eisen- oder Stahldraht geschnitten,
auf Maschinen gerichtet, an beiden Enden rundspitzig angeschliffen, gehärtet (die eisernen eingesetzt), angelassen und auf
der Scheuermühle poliert.
3) Haarnadeln
[* 71] werden aus Eisendraht im Schachtmodell geschnitten, an beiden Enden zugespitzt und über einer Klammer zusammengebogen.
Zuletzt läßt man sie in heißen Pfannen blau anlaufen oder schwärzt sie mit Leinöl, das eingebrannt
wird.
4) Stecknadeln werden aus Messing- oder Stahldraht gefertigt. Der Draht wird zunächst gerichtet, dann zerkneipt man ihn in
Stücke von 5-7 m Länge und zerschrotet diese mit der Schrotschere in Schafte von der zwei-, drei- oder vierfachen Länge der
Nadeln. Das Spitzen geschieht durch eine scheibenförmige Feile, den Spitzring. Dieser hat 125-150 mm im Durchmesser, 45 mm
in der Breite
[* 72] und macht wenigstens 1200 Umdrehungen in einer Minute. Sein Umkreis oder seine Stirn ist mit Stahl belegt, wie eine
Feile mit Unter- und Oberhieb versehen und gehärtet.
Nach dem Spitzen werden die Schafte mit der Schrotschere weiter zerteilt und (wenn man lange Schafte verarbeitet)
abermals gespitzt. Zu den Knöpfen oder Köpfen nimmt man etwas feinern Draht als zu den Nadeln, windet (»spinnt«) denselben mittels
des Knopfrades über einem 600-900 mm langen Messingdraht von der Stärke
[* 73] der Nadelschafte zu schraubenartigen Röhrchen (Spindeln),
deren Windungen dicht aneinander liegen, und
zerschneidet diese mit der Knopfschere so, daß jeder Teil genau zwei Umgänge
des gewundenen Drahts erhält.
Ein kleines Fallwerk, die Wippe, dient zur Verbindung des Nadelschafts mit dem Kopf. Die Wippe besteht im wesentlichen aus zwei
stählernen Stempeln, von denen der eine ein halbkugeliges Grübchen, der andre außerdem noch eine Rinne
enthält. Die Arbeiterin spießt mit der Nadel einen Kopf auf, schiebt ihn ans Ende und hält die Nadel dann so zwischen die
Stempel, daß der Schaft in der Rinne, der Kopf aber in einer der beiden Halbkugeln liegt. Fällt nun der schwere Oberstempel
sechs- bis siebenmal herab, und wird jedesmal die Nadel etwas gedreht, so runden sich die Drahtwindungen des Kopfes zu einer
kleinen Kugel, die fest auf dem Schaft sitzt. Ein Arbeiter versieht auf diese Weise in einer Stunde 1000-1200 Nadeln mit Köpfen. Neuerdings
macht man Nadeln mit gestauchten Köpfen und zwar auf Maschinen, die, nach Art der Stampfmaschine
[* 65]
(Fig. 3) gebaut,
40-60 Stück in der Minute erzeugen. Die fertigen Nadeln werden mit Weinsteinlösung oder verdünnter Schwefelsäure
[* 74] gekocht, dann
weiß gesotten oder auf nassem Weg verzinnt. Zuletzt schüttelt man sie in einem ledernen Sack mit grober trockner Kleie und
poliert sie ebenfalls mit Kleie in einem um seine Achse gedrehten Faß.
[* 75]
[Geschichtliches.]
Sowohl die Nadeln zum Zusammenhalten und Zusammennähen der Gewänder (Steck- und Nähnadeln) als zum Schmuck
(Haar- und Gewandnadeln) sind uralt und den zuerst verwendeten Dornen und Fischgräten, anfangs aus Horn, Knochen,
[* 76] Hirschgeweih,
später aus Metall (Bronze,
[* 77] Kupfer,
[* 78] Gold,
[* 79] Eisen), nachgebildet. PrähistorischeFunde haben Nadeln aus Hirschhorn
und Knochen geliefert, die auch schon mit einem Öhr versehen waren. Bei den ältern Bronzenadeln befindet sich dasselbe in der
Mitte und erst bei den spätern an einem Ende der Nadel. Nadeln aus Metall finden sich bei den alten Babyloniern, Griechen, Römern
und Kelten und zwar vielfach aus schmiedbarem Metall (Eisen, Bronze).
Man fertigte sie aus dünn gehämmerten Stäben durch Schleifen und Feilen, bildete den Kopf durch Anstauchen, Auflöten oder
Annieten und das Öhr an den Nähnadeln durch Umbiegen des einen Endes. Durch die Erfindung des Drahtziehens, zunächst vor dem 11. Jahrh.
zur Drahterzeugung für die Kettenpanzer, dann der Drahtmühle um die Mitte des 14. Jahrh. gewann besonders
das Gewerbe der Nadler Bedeutung, welches 1370 in Nürnberg erscheint. Nähnadeln machte man aus zugespitztem Eisendraht, indem
man ein Öhr in der Weise bildete, daß man das Ende breit schlug, spaltete und dann wieder die entstandenen
Enden übereinander klopfte.
Die Härte erhielten sie durch Zementieren. Wahrscheinlich noch im 14. Jahrh. entstanden die
heutigen Nadeln mit gelochten oder gebohrten Öhren. Erst in unserm Jahrhundert erlitt diese Herstellungsmethode durch Einführung
der selbstthätigen Maschinen zum Spitzen derSchachte, des Fallwerkes und andrer Vorrichtungen zum Prägen und Lochen (Milward
1853), Apparate zum mechanischen Einlegen in die Briefe (Pastor 1835, James 1853), insbesondere durch Anwendung
des Stahldrahts die weitgehende Umwandlung, welche sie auszeichnet. Stecknadeln fabrizierte man aus zugespitzten Messingdrahtstiften,
denen die Köpfe angestaucht wurden. Im 16. Jahrh. entstand die heute noch übliche Bildung des Kopfes durch zwei schraubenartige
Drahtwindungen, welche mit kleinen Hämmern kugelförmig und fest geklopft wurden. Etwa um das Jahr 1680 erfand
man zu dieser Arbeit¶
mehr
die Wippe, welche die Leistung so erhöhte, daß ein Arbeiter damit täglich 10,000 Nadeln anköpfen konnte. In unserm Jahrhundert
kehrte man, um die vollständige Herstellung der Nadeln auf einer Maschine zu ermöglichen, zum Teil auf die uralte Kopfbildung
durch Stauchen zurück (Hunt 1817), dann gewann wieder das heute allgemein übliche Verfahren mittels Handarbeit,
unterstützt durch einfache Geräte (Knopfrad, Knopfspindel) und Arbeitsteilung, die Oberhand.
Schah von Persien,
[* 82] geb. 1688 in dem Dorf Kelat in Chorasan, Sohn eines turkmenischen Befehlshabers,
nahm bei dem Statthalter von Chorasan Militärdienste, stellte sich aber sodann an die Spitze einer ihm ergebenen Schar, mit
welcher er den von der Regierung verdrängten rechtmäßigen Thronerben, Schah Tahmasp, dem Namen nach wieder auf den Thron
[* 83] setzte;
thatsächlich überkam Nadir die Leitung aller Staatsgeschäfte, entthronte 1732 den Schah, bemächtigte
sich im Namen des jungen SchahsAbbas III. der Regentschaft und begann seine Feldzüge gegen die Türken, die er bei Akderbend
(1733) und bei Eriwan (1735) schlug.
Nach dem Tod seines Mündels von den Großen des Reichs zum Schah ausgerufen, nahm er denNamen
Nadir an. SeinEhrgeiz ließ ihn den Versuch wagen, die schiitischen Perser zu Sunniten zu machen, um durch den Religionshaß nicht
in seinen Eroberungen gehemmt zu sein; der Plan mißlang jedoch. Nadir trug seine Waffen
[* 84] siegreich in alle Nachbarländer; sein
glänzendster, aber auch greuelvollster Feldzug war der gegen den Großmogul, dessen Hauptstadt Dehli er
eroberte, wobei er 200,000 Einw. niedermetzeln ließ. Durch seine Strenge und Unduldsamkeit
verhaßt, ward Nadir auf Anstiften seines NeffenAli Kulichan ermordet. Seinen Sohn retteten einige seiner Getreuen nach
Semlin, wo ihn die KaiserinMaria Theresia taufen und erziehen ließ. Derselbe trat unter dem NamenBaron
v. Semlin in russische Dienste
[* 85] und machte den Siebenjährigen Krieg mit Auszeichnung mit; er starb in Mödling bei Wien. Nadirs
Leben beschrieb Fraser (Lond. 1742).
(spr. náhd-),Markt im ungar. KomitatHajdu, in sumpfiger Gegend, nahe der Bahnstation Püspök-Ladány,
mit (1881) 7360 ungar. Einwohnern sowie Weizen-, Kukuruz- und Weinbau.
Marktflecken in Gallien, in rauher Gebirgsgegend, an der Bystrica, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines
Bezirksgerichts, hat Sägemühlen, Holzhandel und (1880) 6707 Einw. (davon 4190 Juden).
zu den Lohitavölkern gehörige Volksstämme in Indien, die sich selbst Kwaphi nennen und einen Landstrich bewohnen,
der westlich vom Fluß Kopili, östlich von den Bergen,
[* 89] die Assam von dem Bor-Khamtiland scheiden, nördlich vom Thal
[* 90] von Assam
und südlich von einer Linie, welche mit dem 23.° nördl. Br. zusammenfällt, begrenzt wird. Die Zahl
der auf britischem Territorium im Distrikt Naga Hills in AssamLebenden wurde 1882 auf 94,000 berechnet. Die Naga sind stark gebaut,
tapfer und kriegerisch, aber auch roh, hinterlistig und rachsüchtig.
Ihr liebster Schmuck ist ein Halsband aus Ziegenhaaren mit den Skalpen erschlagener Feinde. Die Tättowierung
wird nur an jungen Männern, welche einen Kopf erbeutet haben, vollzogen. IhreWaffen sind Speer, Schild
[* 91] und Hackmesser (letzteres
zugleich ihr einziges Ackerwerkzeug), seit neuester Zeit auch Schießgewehre. Sie glauben an Seelenwanderung und stehen unter
Häuptlingen. Mit den Engländern haben die Naga wiederholt blutige Konflikte gehabt; 1880 wurde das Land
endgültig besetzt und Kohima zum Sitz der Verwaltung gemacht.
(Nangasaki), Hauptstadt der japan. Provinz Hizan, liegt auf der Westküste der InselKiusiu am Ende einer schmalen
Bucht und besitzt einen der tiefsten und sichersten Hafen von ganz Japan,
[* 92] der auch dem europäischen Handel geöffnet ist.
Auf der Westseite ist die Insel Takaboko (Papenberg) vorgelagert, von deren steiler Höhe einst viele Hunderte gemarterter Christen
ins Meer gestürzt wurden. Die Stadt füllt einen kleinen Thalkessel zu beiden Seiten eines Baches aus und steigt an den Berghängen
hinan.
Sie hat enge Straßen, dagegen ist das Fremdenviertel an der Küste geräumig und sauber; das chinesische
Viertel liegt weiter zurück. Die Einwohner (1884: 39,016 an der Zahl) fertigen Schildpattarbeiten, Lackarbeiten mit Perlmuttereinlage,
lackierte Thonwaren
[* 93] u. a. Außer diesen Gegenständen und Aritaporzellan werden ausgeführt: Tabak,
[* 94] Thee, Pflanzentalg, Kampfer.
Der Handel Nagasakis mit China und Korea hat sich in der Neuzeit sehr gehoben, während im Verkehr mit Europa
und Nordamerika
[* 95] Nagasaki gegen Jokohama und Kobe zurücktritt.
Als Werft- und Depotplatz ist Nagasaki aber von wachsender Bedeutung. Mit Schanghai
[* 96] steht es durch eine europäische und eine japanische
Schiffahrtsgesellschaft in regelmäßiger Verbindung. Nagasaki ist Sitz eines deutschen Konsuls und verschiedener Missionsgesellschaften.
Durch den Verkehr mit den Portugiesen blühte Nagasaki aus einem bescheidenen Fischerdorf zu einer reichen
Handelsstadt empor. An die Stelle der Portugiesen traten 1639 die Holländer, welche, unter beständiger Kontrolle, auf die
kleine, mit Nagasaki durch eine Brücke
[* 97] verbundene InselDeshima beschränkt, bis 1859 die großen Vorteile des Handelsmonopols genossen.