mehr
der Nacht richtet sich nach dem Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonnenscheibe [* 2] unter den Horizont [* 3] hinabsinkt, wobei die Lichtbrechung in der Atmosphäre zu berücksichtigen ist.
der Nacht richtet sich nach dem Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonnenscheibe [* 2] unter den Horizont [* 3] hinabsinkt, wobei die Lichtbrechung in der Atmosphäre zu berücksichtigen ist.
(Nachtgöttin), s. Nyx. ^[= (lat. Nox), in der griech. Mythologie Personifikation der , ist bei Homer eine ...]
(Nyctipithecus Spix.), Gattung aus der Familie der Breitnasen (Platyrrhini) und der Unterfamilie der Schlaffschwänze (Aneturae), Affen [* 4] mit kleinem, rundlichem Kopf, großen, eulenähnlichen Augen, wenig vorragender, breiter, großer Schnauze, kleinen Ohren und etwas buschigem Schwanz. Der Mirikina (Nachtaffe trivirgatus Gray) ist 35 cm lang, mit 50 cm langem Schwanz, weich und locker behaart, graubraun mit hell gelbbraunem Rückenstreifen, schwarzer Schwanzspitze und drei schwarzen Streifen auf dem Scheitel. Er bewohnt den Osten des wärmern Südamerika [* 5] vom Paraguay [* 6] bis zum Cassiquiare, lebt in Wäldern, hält sich am Tag in einer ausgepolsterten Baumhöhle verborgen und geht nachts auf Raub aus; er klettert und springt vortrefflich und jagt besonders kleine Vögel, [* 7] frißt aber auch vegetabilische Nahrung. Besonders charakteristisch ist seine große Lichtscheu und das Leuchten der Augen im Dunkeln. In der Gefangenschaft zeigt er wenig Begabung. Männchen und Weibchen besitzen so große Anhänglichkeit aneinander, daß eins das andre niemals lange überlebt.
s. v. w. Respekttage (s. d.). ^[= (Respit-, Respiro-, Diskretions- oder Ehrentage), im Wechselrecht die Tage, welche dem Bezogenen ...]
(Mondblindheit, griech. Hemeralopie), eine Herabsetzung der Netzhautempfindlichkeit, so daß die Gegenstände nur bei heller Sonnenbeleuchtung deutlich, beim Abend- oder Mondlicht, wie überhaupt beim Verdunkeln, sehr unvollständig gesehen werden. Nachtblindheit kommt als Teilerscheinung bei Schwachsichtigkeit, aber auch als selbständige Krankheit vor; im letztern Fall befällt sie meist schlecht genährte, skrofulöse oder skorbutische Personen, welche lange Zeit blendendem Licht [* 8] ausgesetzt sind, wie Truppen in südlichen Klimaten und besonders häufig Schiffsmannschaften. Die Behandlung besteht demnach in Aufbesserung der Ernährung und Schutz der Augen durch blaue Gläser oder Aufenthalt in dunkeln Räumen.
Vgl. Förster, Über Hemeralopie (Bresl. 1857);
A. Gräfe im »Archiv für Ophthalmologie«, Bd. 5; Despont, Traitement de l'héméralopie etc. (Par. 1863).
s. Nyktagineen. ^[= dikotyle, etwa 130 Arten umfassende, vorzugsweise in den Tropen Amerikas einheimisc ...]
Teil des Parallelkreises, den ein Gestirn beim täglichen Umlauf um die Erde unterhalb des Horizonts beschreibt, im Gegensatz zu dem oberhalb des Horizonts gelegenen Teil, dem Tagbogen.
s. v. w. Eulen [* 9] (s. d., ^[= # (Eulenfalter, Noctuina), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, Falter von ...] S. 907).
(Nachtrohr), kleineres Fernrohr [* 10] mit großem Gesichtsfeld und großer Helligkeit, welches besonders von Seefahrern bei Nacht benutzt wird.
das Sinken der Lufttemperatur während der Nacht bis unter die Temperatur des schmelzenden Schnees. Das Eintreten eines Nachtfrostes ist bei klarem Himmel [* 11] wahrscheinlicher als bei bezogenem und läßt sich mit ziemlicher Gewißheit vorhersagen, wenn der Taupunkt (s. d.) unter 0° liegt. Häufig stellen sich Nachtfröste an tief gelegenen, feuchten Orten ein und sind dann eine Folge der Verdunstungskälte; wenn sie aber auf hoch und frei gelegenen Orten auftreten, so sind sie durch die Wärmestrahlung [* 12] oder durch kalte Winde [* 13] hervorgebracht.
Zuweilen lassen sich die im Frühjahr oft verderblichen Nachtfröste unschädlich machen, wenn man die zu schützenden Gewächse mit einer Wolke von Rauch bedeckt. Zu diesem Ende werden in vielen Gegenden pro Hektar etwa 20 Feuerstellen durch Anhäufen von stark rauchgebenden Substanzen, wie Gras, Heu, Gasteer etc., vorbereitet. Diese Massen werden entzündet, sobald die Temperatur dem Gefrierpunkt nahekommt. Der Luftzug bedeckt dann die zu schützenden Felder mit Rauch, und dieser verhindert die namentlich in klaren Nächten durch Wärmeausstrahlung bewirkte Erkaltung der Pflanzen. Im allgemeinen hat man bisher das rechtzeitige Anzünden der Feuer Wächtern überlassen, welche durch Thermometerbeobachtungen sich vom Herannahen der Gefahr überzeugen müssen.
Sicherer ist es aber, das Thermometer [* 14] selbst durch eine automatische Einrichtung zum Anzünden der Feuer zu befähigen. Das ist die Grundidee des Thermomètre automoteur von Bouziat, welches in einem langen, quer über das Feld gehenden Eisen- oder Zinkdraht von 2 mm Stärke [* 15] besteht. Derselbe ist über eine Rolle gewickelt, die bei abnehmender Temperatur gedreht wird und, wenn der Nullpunkt beinahe erreicht ist, einen Mechanismus löst, durch welchen die Entzündung der Feuerstellen bewirkt wird.
Decknetze von etwa 10 m Länge und 8 m Breite, [* 16] mit denen des Nachts in der Weise Lerchen im Spätherbst gefangen werden, daß zwei Männer das straff gezogene Garn an je einer Stange, hinten etwas gesenkt, über solche Stoppelfelder tragen, auf denen viele Lerchen bei Tage bemerkt worden sind.
Sobald man unter dem Garn Lerchen aufflattern hört, wird dasselbe darüber gedeckt, worauf man die gefangenen Vögel auslöst.
s. Äquinoktium. ^[= (lat., ), der Zeitpunkt, wo der Mittelpunkt der Sonne beim scheinbaren ...]
s. Eichhörnchen. ^[= (Sciurus Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Eichhörnchen ...]
s. Polianthes. ^[= L. (Tuberose), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit linien- bis lanzettförmi ...]
Gustav, Afrikareisender, geb. zu Eichstedt bei Stendal, [* 17] studierte Medizin in Berlin, [* 18] Halle, [* 19] Würzburg [* 20] und Greifswald [* 21] und fungierte als Militärarzt in Köln, [* 22] bis eine schnell sich entwickelnde Brustkrankheit 1863 ihn zwang, nach Algerien [* 23] zu gehen. Später siedelte er nach Tunis über und wurde Leibarzt des Chasnadar des Beis, in welcher Eigenschaft er mit der tunesischen Armee einen Feldzug gegen Aufständische mitmachte. Als 1868 Rohlfs in Tripolis die Geschenke des Königs von Preußen [* 24] für den Sultan Omar von Bornu abzusenden hatte, wurde auf Rohlfs' Veranlassung Nachtigal mit dieser Mission betraut.
Er brach im Januar 1869 von Tripolis auf, erreichte Fezzan und machte von hier einen denkwürdigen und gefahrvollen Abstecher nach Tibesti, welches Land noch nie vorher von einem Europäer besucht worden war. Mit Mühe dem Tod entronnen, setzte er seine Reise fort und hielt im Juli 1870 seinen Einzug in Kuka, der Hauptstadt von Bornu. Von hier aus unternahm er eine äußerst wichtige Reise nach dem nordöstlich vom Tsadsee gelegenen Borgu sowie nach dem südlich vom Tsad gelegenen Bagirmi; ja, es gelang ihm, im März 1873 seinen Rückweg über Wadai, Dar Fur [* 25] und Kordofan zu nehmen, und langte er glücklich in Kairo [* 26] an, von wo er 1875 nach Europa [* 27] zurückkehrte.
Diese lange Reise, auf welcher Nachtigal als erster Europäer die Länder Tibesti, Borgu und Wadai aus eigner Anschauung kennen lernte, und die uns höchst wichtige Aufschlüsse über Topographie, Ethnographie [* 28] etc. dieser Gegenden gab, erhob Nachtigal zu einem Entdeckungsreisenden ersten Ranges. Die Pariser Geographische Gesellschaft erkannte ihm für seine Verdienste im Frühjahr 1876 die große goldene Medaille zu. Auf der Brüsseler Konferenz zum Zweck einer internationalen Association zur Zivilisierung Zentralafrikas (August ¶
1876) wurde er zum Komiteemitglied ernannt. Schon früher hatten die Deutsche [* 30] Afrikanische Gesellschaft und die Gesellschaft für Erdkunde [* 31] zu Berlin ihn zu ihrem Präsidenten erwählt, welches Amt er niederlegte, als die deutsche Regierung ihn 1882 zum Generalkonsul in Tunis ernannte. Hier erhielt er 1884 den Auftrag, die Westküste Afrikas zu besuchen und die noch von keiner andern europäischen Macht beanspruchten Küstenstrecken, an welchen deutsche Interessen des Schutzes bedürftig waren, unter die deutsche Reichshoheit zu stellen. Nachdem er seine Aufgabe mit Erfolg gelöst hatte, wodurch Togoland, Camerun [* 32] und Lüderitzland deutsches Kolonialgebiet wurden, machte er sich, schwer erkrankt, auf den Heimweg, starb aber schon auf der Höhe von Kap Palmas, wo man ihn bestattete. 1887 wurden seine Gebeine nach Camerun übergeführt. Sein großes Reisewerk »Sahara und Sudân« (Berl. 1879-81, 2 Bde.; im Auszug bearb. von Fränkel, Leipz. 1886) ist unvollendet geblieben.
Vgl. Dorothea Berlin, Erinnerungen an G. Nachtigal (Berl. 1887).
(Luscinia Brehm), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel [* 33] und der Familie der Drosseln (Turdidae), schlank gebaute Vögel mit hochläufigen, kräftigen Beinen, mittellangen Flügeln, mittellangem, etwas abgerundetem Schwanz und fast geradem, ziemlich gestrecktem, spitzem, pfriemenförmigem Schnabel. Die Nachtigall (L. Philomela Bp., s. Tafel »Sperlingsvögel I«) [* 34] ist 17 cm lang, 25 cm breit, auf der Oberseite rostrotgrau, auf der Unterseite hell gelblichgrau, an der Kehle und Brustmitte am lichtesten, mit dunkelbraunen Schwingen, rotbraunem Schwanz und Auge [* 35] und rötlich graubraunem Schnabel und Fuß; sie bewohnt Europa bis zum mittlern Schweden, [* 36] Nordwestafrika und Vorderasien und ist besonders häufig im Süden.
Der Sprosser (Bastard-, Aunachtigall, L. major Brehm), 19 cm lang, 28 cm breit, der vorigen sehr ähnlich, nur mit viel kürzerer erster Schwinge und muschelfleckiger Oberbrust, bewohnt Skandinavien, Dänemark, [* 37] Osteuropa und Westsibirien, findet sich nur hier und da in Deutschland [* 38] und fast ausschließlich in Niederungen, während die Nachtigall auch bergige Gelände nicht gänzlich meidet. Beide finden sich nur im Laubwald mit viel Unterholz, im Gebüsch, welches Bäche, Gräben und Flußufer umsäumt, und in Gärten und häufig in der Nähe menschlicher Wohnungen.
Beide Arten gehen im Winter nach Mittel- und Westafrika, der Sprosser wohl auch nach südlichen Ländern Asiens. Die Nachtigall ist zutraulich, friedfertig, zeigt ein bedächtiges, ernstes Wesen, fliegt schnell und leicht, aber meist nur von Busch zu Busch, wo man sie meist niedrig über dem Boden auf Zweigen sitzen sieht, und nährt sich von Insekten [* 39] und Beeren. Bei uns erscheint sie in der zweiten Hälfte des Aprils und nistet auf oder dicht über dem Boden, in Erdhöhlungen, im Gestrüppe oder in einem Grasbusch.
Sie legt 4-6 grünlich braungraue, gelblichbraun gestrichelte Eier [* 40] (s. Tafel »Eier I«),
welche Männchen und Weibchen gemeinsam ausbrüten. Die Jungen füttern sie, selbst wenn man dieselben in einen Bauer steckt und diesen in der Nähe des Nistorts aufhängt. Im September ziehen sie in Familien und größern Gesellschaften ab. Der Gesang der Nachtigall übertrifft den aller andern Vögel durch die Fülle der Töne, die Abwechselung und hinreißende Harmonie; er unterscheidet sich deutlich von dem des Sprossers, doch ziehen manche den letztern noch vor. Man hört den Gesang besonders am frühen Morgen, am späten Abend und vor dem Legen der Eier zu allen Stunden der Nacht, während es später um diese Zeit stiller wird und um Johannis der Gesang völlig verstummt. Die Nachtigall ist leicht zu fangen; aber alte Vögel, die sich schon gepaart haben, sterben regelmäßig bald, und auch die jüngern erfordern die sorgsamste Pflege.
Außer den genannten beiden Arten unterscheidet man noch den Zweischaller (L. hybrida), von der Größe des Sprossers, oberseits wie dieser, unterseits fast ganz wie die Nachtigall gefärbt, in Polen; die Steppennachtigall (L. Golzii), oberseits deutlich rotbraun, und die Hafisnachtigall (Bülbül der Perser, L. Hafizii), mit längerm Schwanz und von blasserer Färbung. Der indische Kuckuck ist für die indischen Dichter, was die Nachtigall für die andern indogermanischen Nationen, und so ist die Nachtigall zu einer phallischen Bedeutung gelangt. Als Sängerin der Nacht ergötzt sie Verliebte, welche sie in deutschen und französischen Volksliedern zu ihrem geheimnisvollen Boten machen.
Vgl. Lazarus, Der Sprosser oder die Aunachtigall (Berl. 1876);
Koppen, Anleitung zur Züchtung und Ansiedelung von Nachtigallen (2. Aufl., das. 1886).
s. v. w. Dessert. ^[= (franz., spr. -ssähr), besteht hauptsächlich aus Früchten, Konfitüren, Torten, ...]
s. Eulen, ^[= # (Eulenfalter, Nachtfalter, Noctuina), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, Falter von ...] S. 906.
Pflanzengattung, s. Oenothera. ^[= L. Gattung aus der Familie der Onagraceen, ein- oder mehrjährige Kräuter mit ...]
Pflanzenfamilie, s. Onagraceen. ^[= (Önothereen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Myrtifloren, meist krautartige ...]
Blackaddersches, s. Lampen, ^[= # (hierzu Tafel "Lampen"), Vorrichtungen zum Brennen der bei gewöhnlicher Temperatur ...] [* 41] S. 434.
s. v. w. Abendmahl (s. d.). ^[= (Sakrament des Altars, Eucharistie), die allen christlichen Kirchen und Konfessionen, ...]
(Bulla In coena Domini), s. Bulle. ^[= # Urkunde mit angehängtem goldenen Majestätssiegel, insbesondere das deutsche Reichsgrundgesetz, ...]
s. Guacharo. ^[= (spr. guátscharo, Fettvogel, Steatornis Humb.), Gattung aus der Ordnung der Segler ...]
s. Arrieregarde. ^[= (franz., Nachhut), Truppenabteilung, welche marschierenden Truppenteilen in gewissem ...]
s. Reiher. ^[= (Ardea L.), Gattung aus der Ordnung der Storch- oder Reihervögel und der Familie der R. (Ardeidae ...]
(Supplementaretat), der Etat, welcher nach Festsetzung des für eine bestimmte Zeit gültigen Budgets festgestellt wird, um weitern im Etat nicht vorgesehenen Bedürfnissen (unzutreffenden Voranschlägen, inzwischen eingetretenen Änderungen) zu genügen. Vgl. Budget.
im deutschen Konkursrecht eine der Schlußverteilung nachfolgende Verteilung an die Gläubiger.
Werden nämlich nach Vollzug der Schlußverteilung Beträge, welche von der Masse zurückbehalten sind, für dieselbe frei, oder fließen Beträge, welche aus der Masse gezahlt sind, zu dieser zurück, so sind dieselben von dem Konkursverwalter nach Anordnung des Konkursgerichts auf Grund des Schlußverzeichnisses zur Nachtragsverteilung zu bringen.
Dasselbe gilt bei nachträglicher Ermittelung von Vermögensstücken.
Vgl. Deutsche Konkursordnung, § 153.
s. Sicherheitsdienst. ^[= Einrichtungen zur Sicherung lagernder oder marschierender, also nicht gefechtsfähiger Truppen ...]
s. Grasmücke. ^[= (Sylvia Lath.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae ...]
Vogel, s. v. w. Ziegenmelker. ^[= (Nachtschwalbe, Schwalk, Caprimulgus L.), Gattung aus der Ordnung der Segler und der Familie ...]
Pflanzengattung, s. Solanum. ^[= L. Gattung aus der Familie der Solanaceen, Kräuter, Sträucher oder kleine ...]
s. v. w. Ziegenmelker. ^[= (Schwalk, Caprimulgus L.), Gattung aus der Ordnung der Segler und der Familie ...]
s. Signallichter. ^[richtig: Signale.] ^[= (lat.), Zeichen von bestimmter Bedeutung, welche, auf größere Entfernungen wahrnehmbar, dem ...]
Gemälde oder Zeichnungen, in denen die Gegenstände nicht von dem Tageslicht, sondern von dem Mond, [* 42] von Feuer- oder Lichtschein beleuchtet oder überhaupt unter künstlicher Beleuchtung [* 43] dargestellt werden. Das berühmteste Werk dieser Art ist Correggios Anbetung der Hirten, wo das Licht vom Kind ausstrahlt. Von deutschen Künstlern des 16. und 17. Jahrh. hat namentlich Elsheimer Nachtstücke gemalt. Dann hat besonders die niederländische Schule ausgezeichnete Meister in diesem Genre aufzuweisen, z. B. Rubens, Aart van der Neer (Feuersbrünste, Mondscheinlandschaften), Rembrandt, Honthorst (mit dem Beinamen dalle notti), G. Dou, Neefs, G. Schalcken u. a. Unter den französischen Malern hat M. Valentin, unter den italienischen die Schule von ¶
Neapel [* 45] ausgezeichnete Nachtstücke geliefert. Im 19. Jahrh. haben besonders Moritz Müller (der »Feuermüller«) und F. Geselschap das Nachtstück in Genrebildern kultiviert. Gegenwärtig beschränkt sich die Gattung meist auf Mondscheinlandschaften (Eschke, O. Achenbach, Douzette, Xylander) und auf Darstellungen von Illuminationen u. dgl. (O. Achenbach, Berninger). Auf die Poesie übertragen sind Nachtstücke s. v. w. düstere, Trauer, Schrecken und Schauer erweckende Darstellungen, wie die bekannten Nachtstücke von E. T. A. Hoffmann.
der Trunk, den man namentlich im Mittelalter unmittelbar vor dem Schlafengehen einzunehmen pflegte (meist Würzwein oder Würzbier).
Pflanzengattung, s. Hesperis. ^[= L. (Kilte), Gattung aus der Familie der Kruciferen, ein- oder mehrjährige Kräuter ...]
s. v. w. Guacharo. ^[= (spr. guátscharo, Nachtpapagei, Fettvogel, Steatornis Humb.), Gattung aus der Ordnung der Segler ...]
bei den alten Völkern, Griechen, Römern, Juden etc., ein Teil der Nachtzeit, ungefähr drei Stunden umfassend. Man teilte nämlich die Nacht zum Behuf der ausgestellten Wachtposten in Abschnitte von mehreren Stunden ein, nach deren Ablauf [* 46] allemal ein Wechsel der Posten stattfand. Die alten Hebräer hatten vor dem Exil nur drei solcher Abschnitte, die Griechen und Römer [* 47] aber vier, jeden zu drei Stunden, welche im Neuen Testament (Matth. 14, 25). durch die Benennungen Abend, Mitternacht, Hahnenruf und frühmorgens unterschieden werden.
s. Somnambulismus. ^[= (lat.), im engern Sinn das "Umherwandeln im Schlaf", das Schlafwandeln; dann das habituell ...]
(Nakhud), Stadt, s. Kischk i Nakhud. ^[= (Kuschk-i-N.), Stadt in Afghanistan, westlich von Kandahar und nördlich vom Argandab. Hier ...]
im Zivilprozeß das Verfahren zur Erledigung eines durch Eidesleistung bedingten Endurteils.
s. Wahl. ^[= # die Art und Weise, wie von mehreren befähigten und berechtigten Personen jemand zu einer besondern ...]
die schmerzhaften Zusammenziehungen der Gebärmutter [* 48] nach stattgefundener Austreibung der Nachgeburt, pflegen namentlich bei solchen Frauen, welche mehr als einmal niedergekommen sind, als mehr oder weniger bedeutende, mit Unterbrechungen auftretende Schmerzen im Unterleib bald nach der Geburt sich einzustellen. Zuweilen zeigen sie sich nur am ersten Tag, zuweilen dauern sie bis zum dritten oder vierten, selten bis zum sechsten Tag oder noch länger nach der Niederkunft.
Anfangs sind sie stärker und häufiger, später werden sie schwächer und seltener. Besonders leicht werden sie durch das Säugen des Kindes hervorgerufen. Die Nachwehen sind nicht als krankhaft anzusehen, solange sie nicht ungewöhnlich schmerzhaft und nicht von Fieber begleitet sind, solange der Leib gegen Berührung schmerzlos bleibt und die Nachwehen in Anfällen auftreten, zwischen denen die Frau sich ganz wohl fühlt. Stellen sich aber bei Erstgebärenden schmerzhafte Nachwehen ein, so erheischen diese stets große Aufmerksamkeit von seiten des Arztes.
im allgemeinen s. v. w. Auskunftsbüreau oder Adreßbüreau (s. diese Artikel);
in der freiwilligen Krankenpflege diejenigen Büreaus, welche im Krieg die Erteilung von Nachrichten über die in den Lazaretten befindlichen Verwundeten und Kranken an deren Angehörige vermitteln (§ 209, 1c, § 223, 1 u. 2 der Kriegssanitätsordnung).
In Berlin wird ein Zentralnachweisungsbüreau errichtet.
stärkeres Frostwetter nach Beginn des Frühjahrs, speziell nach dem Frühlingsäquinoktium.
im nördlichen Deutschland Bezeichnung für Vampir. ^[= # nach dem Volksglauben, namentlich der slawischen, rumänischen und griechischen Bevölkerung ...]
(Genick, Cervix), bei den Wirbeltieren der obere (beim Menschen hintere) Teil des Halses, besteht aus den Halswirbeln samt den sie umgebenden Muskeln, [* 49] welche sie und den Kopf bewegen, sowie der Haut. [* 50] Beim Menschen treten in der obern Nackengegend die Muskelwülste zu beiden Seiten der Wirbel so stark hervor, daß zwischen ihnen eine flache Grube, Nackengrube, entsteht, von der aus das Rückenmark besonders leicht zugänglich ist. Im allgemeinen ist der Nacken beim Mann in Knochenbau und Muskulatur stärker als beim Weib und nimmt zuweilen den Charakter des Stiernackens an; er erscheint darum gedrungener und kürzer, beim Weib hingegen wegen seiner Schlankheit länger. Die Dornfortsätze sämtlicher Halswirbel sind durch ein elastisches Band, [* 51] Nackenband (ligamentum nuchae), verbunden, das bei den Vierfüßlern unter den Säugetieren den Kopf vor dem Herabsinken bewahrt und darum bei vielen besonders stark entwickelt ist.
(griech. Opisthotonus), starrkrampfartige Zusammenziehung der Nackenmuskeln mit Zurückziehung des Kopfes, ist ein wichtiges Symptom gewisser schwerer Gehirnstörungen, vorzüglich der eiterigen und der tuberkulösen Hirnhautentzündung, z. B. dem epidemischen Kopfgenickkrampf. Nackenstarre kommt auch als Teilerscheinung des allgemeinen Starrkrampfes vor.
Pflanze, s. Gymnadenia. ^[= R. Brown (Gymnadenie), Gattung aus der Familie der Orchideen, ausdauernde Pflanzen ...]
Jungfrau (Nackte Hure), s. v. w. Herbstzeitlose, ^[= s. Colchicum.] s. Colchicum.
s. Gymnogramme. ^[= Desv. Farngattung aus der Familie der Polypodiaceen, charakterisiert durch unbeschleier ...]
Pflanzen, s. Gymnospermen. ^[= (griech., "Nacktsamige"), im natürlichen Pflanzensystem Hauptabteilung der Phanerogamen, ...]
s. v. w. Gymnodontes. ^[= Familie der Knochenfische, aus der Unterordnung der Haftkiefer (Plectognathi), meist Bewohner ...]
chinois (spr. schinŏa), s. Lackieren. ^[= Gegenstände aus Holz, Leder, Metall etc. mit einem glatten, glänzenden, durchsichtigen oder ...]
Félix Tournachon, genannt Nadar, Schriftsteller, Zeichner und Luftschiffer, geb. zu Paris, [* 52] studierte in Lyon [* 53] Medizin, verließ das Studium aber bald wieder, um sich zunächst hier, später in Paris, wohin er 1842 zurückkehrte, journalistisch zu beschäftigen. In der Folge betrieb er nebenbei Zeichnen, war beim Theater [* 54] und selbst in der Industrie thätig, gründete 1849 die »Revue comique« und richtete ein photographisches Atelier ein. Namentlich seine Zeichnungen machten ihm bald einen Namen.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Quand j'étais étudiant« (1856);
»Le [* 55] miroir aux alouettes« (1858);
»La robe de Déjanire« (1862);
»Histoire buissonnière« (1877);
»Sous l'incendie« (1882);
»Le monde ou l'on patauge« (1883) u. a. Mit großem Vertrauen auf die Luftschiffahrt [* 56] konstruierte er selbst ein Schraubenluftschiff und stieg 1863 wiederholt mit dem Riesenballon Le Géant auf, welcher ihn bei der zweiten Fahrt von Paris bis Hannover [* 57] trug.
Diese Fahrten beschrieb er in den »Mémoires du Géant; à terre et en l'air« (1864) und in »Le droit au vol« (1865).
(Fogáras), altes ungarisches, ursprünglich kroat. Adelsgeschlecht, welches seit 1625 die Grafenwürde hat. Es ist im Besitz des großen Majorats Fogáras und blühte in zwei Linien, von denen die jüngere mit dem Grafen Thomas von Nádasdy, österreichischem Feldmarschallleutnant, im Mannesstamm erlosch. Das Haupt der ältern ist gegenwärtig Graf Franz von Nádasdy, geb. Sein Großoheim Graf Michael von Nádasdy, geb. gest. war eine Zeitlang österreichischer Staats- und Konferenzminister. Ein Sohn des letztern, Graf Franz Seraphin von Nádasdy, geb. war von 1857 bis 1860 Justizminister, dann Präsident des Reichsrats, endlich bis 1865 Hofkanzler für Siebenbürgen und österreichischer Minister und starb in Wien. [* 58] Andre Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Thomas, Palatin von Ungarn, [* 59] geb. 1498, verschaffte sich in Italien, [* 60] zu Bologna und Rom, [* 61] eine höhere Bildung, ward dann König Ludwigs ¶
Geheimschreiber, bewirkte nach dessen Tod Ferdinands von Österreich [* 63] Wahl zum König und ward als Kommandant von Ofen 1529 nach hartnäckiger Verteidigung von den Türken gefangen genommen. Auf Verwendung Ludovicos Gritti bei Zápolya mit dem Tod verschont, hing er fortan diesem an und erhielt zum Lohn die Herrschaft Fogáras in Siebenbürgen als »Erbherr«. Später (1534) wandte er sich wieder Ferdinand zu, ward 1554 zum Palatin erwählt und verwaltete dies hohe Amt so gut, daß er sich den Namen »der große Palatin« erwarb. Als Anhänger der Reformation hat er gleichfalls hervorragende Bedeutung. Er starb Im Nádasdyschen Palais zu Pest wurde ihm eine Statue errichtet.
2) Franz, Urenkel des vorigen, Enkel des Generals Franz Nádasdy (1555-1603) und der Prinzessin Elisabeth Báthori (s. d.), der 1611 wegen ihrer grausamen Mädchenschlächtereien der Prozeß gemacht wurde, Sohn des Grafen Paul und der Gräfin Judith von Révay, Günstling des Kaisers, war oberster Kronrichter, ward als Teilhaber an einer Verschwörung des ungarischen Adels zur Aufrechthaltung ihrer Rechte und Freiheiten auf Kaiser Leopolds I. Befehl zu Wien enthauptet. Er gab das Werk des Grafen Petrus Révay: »De monarchia et S. corona regni Hungariae« in neuer vermehrter Auflage heraus (Frankf. 1659). Ihm selbst werden zugeschrieben: »Mausoleum regni apostolici hungarici regum et primorum ducum« (Nürnb. 1664);
»Cynosura juristarum« (1668, Leutschau 1700).
3) Franz Leopold, Graf von, Enkel des vorigen, geb. zu Radkersburg in Steiermark, [* 64] wohnte schon als Oberst eines Husarenregiments von 1734 bis 1739 den Feldzügen in Italien, in Ungarn und am Rhein, sodann als Kavalleriegeneral dem österreichischen Erbfolgekrieg bei, entriß im November 1741 den Franzosen und Bayern [* 65] Neuhaus in Böhmen, [* 66] schlug 1743 bei Braunau die Bayern und leitete 1744 den meisterhaften Übergang des Heers des Prinzen Karl von Lothringen über den Rhein, worauf er sich der Linien von Lauterburg und Weißenburg [* 67] bemächtigte. Im Mai 1745 verlor er zwar das Gefecht gegen Winterfeld bei Hirschberg, [* 68] deckte aber später mit vieler Umsicht den Rückzug Karls von Lothringen und nahm während der Schlacht bei Soor das preußische Lager. [* 69] Nach Abschluß des Dresdener Friedens kam Nádasdy zur Armee nach Italien, bei welcher er ebenfalls mit Auszeichnung focht. 1754 ernannte ihn Maria Theresia zum General der Kavallerie und Kommandanten von Ofen und 1756 zum Ban von Kroatien. 1757 führte Nádasdy die kroatischen Nationaltruppen dem Heer Dauns zu, focht mit Auszeichnung bei Kolin, [* 70] schlug Winterfeld 7. Sept. bei Moys und nahm Schweidnitz [* 71] (12. Nov.). In der Schlacht bei Leuthen [* 72] war Nádasdy der erste, der das Manöver Friedrichs II. durchschaute, blieb aber zu lange ohne Unterstützung, um der Schlacht eine andre Wendung geben zu können. Er kehrte hierauf in sein Banat zurück und starb in Karlstadt.
(spr. -doh), Gustave, franz. Volksdichter und Komponist, geb. zu Roubaix (Departement Nord), erhielt seine Bildung im Collège Rollin zu Paris und war dann in dem Handelsgeschäft seines Vaters zuerst in Roubaix, später in Paris beschäftigt, bis er demselben den Rücken kehrte, um sich ganz seiner Liebhaberei, der Poesie und der Musik, zu widmen. Seine Lieder (»Chansons«, 1849, 6. Aufl. 1870; »Encore des chansons«, 1873; »Chansons inédites«, 1876), die er meistens selbst in Musik setzte, auch selbst sang, schlagen alle Saiten des menschlichen Gemüts an, die heitern wie die ernsten; das Quartier latin liefert ihm so gut wie die Politik den Stoff dazu, und Sentimentalität, Melancholie und Leichtfertigkeit finden sich darin vertreten; das Gepräge aber ist echt volkstümlich und erinnert an Béranger. Daneben hat Nadaud auch kleine Operetten, welche in den Pariser Salons ungemeinen Beifall fanden (»Le docteur Vieuxtemps«, »La volière«, »Porte et fenêtre«),
einen Sittenroman: »Une idylle« (1861),
und einen Band »Contes, scènes et récits« in Versen (1878) verfaßt. Gesammelt erschienen seine »Chansons« 1879-80 in 3 Bänden.
der Fichten, s. Hysterium. ^[= Fr. (Ritzenschorf), Pilzgattung aus der Unterordnung der Diskomyceten, mit einem anfangs geschlossen ...]
s. Goethit. ^[= (Rubinglimmer, Pyrrhosiderit), Mineral aus der Ordnung der Hydroxyde, kristallisiert ...]
aus ungehärtetem Stahl oder aus Eisen [* 73] bestehende Feilen, welche ihrer Biegsamkeit halber zur Bearbeitung vertiefter Oberflächen, namentlich von Bijouterieartikeln, dienen.
(Syngnathus Gthr.), Familie aus der Ordnung der Büschelkiemer, Tiere mit ungemein gestrecktem, meist deutlich siebenkantigem Körper, großer Rückenflosse, deutlich ausgebildeter Schwanzflosse und beim Männchen mit einer Schwanztasche, in welcher sich die Eier entwickeln. Man kennt etwa 50 Arten aus allen Meeren. Die Seenadel (Trompete, S. acus L.), 30-90 cm lang, mit dünnem, abgerundetem Rüssel, hinten abgerundeter Schwanzflosse, auf blaßbraunem Grunde dunkelbraun gebändert, lebt im östlichen Atlantischen Ozean von Nordeuropa bis zum Kap, im Mittelländischen und Schwarzen Meer, fehlt in der Ostsee. Sie hält sich besonders in seichten Strandgewässern zwischen Seegras etc. auf, schwimmt langsam und nährt sich von allerlei Kleingetier. Das Weibchen legt seine Eier in die Schwanztasche des Männchens, in welche die Jungen bei Gefahr zurückkehren sollen.
(Spillgeld), jährliche Summe Geldes, welche der Frau aus dem Einkommen ihres Mannes zur Bestreitung ihrer kleinen Ausgaben für Kleidung, Putz und Leibwäsche ausgesetzt wird, wie dies namentlich bei dem Abschluß von Ehen des hohen Adels üblich ist. In manchen Ländern sind die Unterthanen verpflichtet, bei der Vermählung des Landesherrn der Gemahlin (ähnlich der Prinzessinsteuer) gewisse Nadelgelder auszusetzen, deren Betrag verfassungs- oder observanzmäßig feststeht.
[* 74] s. Koniferen. ^[= (Zapfenbäume, Zapfenträger, Coniferae, Acerosae), Ordnung der Gymnospermen, ...] [* 75]
s. Agulhas. ^[= (spr. -úljas), Vorgebirge an der Küste des Kaplands, 152 m hoch, seit 1849 mit einem ...]
s. Braunkohle, ^[= die fossile Kohle der jüngern, sogen. tertiären Formationen. Hervorgegangen durch Vermoderung ...] S. 356.
[* 76]
1) Nähnadeln werden aus Stahldraht gemacht, der auf einem Haspel von 5-6 m Umfang gehaspelt wird, um ihm die starke Biegung, die er in den käuflichen Ringen besitzt, zu nehmen. Ein solcher Ring aus etwa 100 Windungen wird dann mit einer Schere [* 77] erst an zwei diametral gegenüberliegenden Stellen, dann in kurze Stücke (Schachte, Schafte) von der doppelten Länge der herzustellenden Nadeln zerschnitten. Öfter noch zieht man den Draht [* 78] in dem Richtholz gerade, das aus einem Stück harten Holz [* 79] besteht, in das sieben runde Eisenstifte so eingeschlagen sind, daß der zu richtende Draht, durch die Stifte gezogen, eine ganz schwach gekrümmte Schlangenlinie bildet. Um die noch etwas gekrümmten Drähte völlig gerade zu richten, werden 5-15,000 Schachte dicht zusammen in zwei eiserne Ringe gesteckt, schwach zwischen Holzkohlenfeuer geglüht und zwischen einer horizontalen festliegenden und einer darübergelegten beweglichen Platte (Streicheisen, Streicher) gerollt. Das Streicheisen ist mit Nuten ¶
versehen, in welchen die Ringe laufen, so daß es nur auf die Nadeln drückt. Die geraden Schachte werden auf der Schleifmühle an beiden Enden zugespitzt. Hierzu dient eine eigentümliche Spitzmaschine (Schleifmaschine, [* 81] Fig. 1 u. 2) mit einem Schleifstein B von hohlkehlartig ausgeschweifter Gestalt, welcher pro Minute 1500 Umdrehungen macht. Über dem Stein befindet sich auf einer horizontalen, zum Steinmittel nahezu rechtwinkelig angeordneten Achse FF eine Scheibe I mit Kautschukring J, welche in die Hohlkehle des Steins hineinreicht und die aus einem Vorratskästchen M herausfallenden Schachte N auf einer geeigneten Unterlage L in langsame rollende Bewegung versetzt, wobei sie von einem Ende des Steins zum andern weiter schreiten und mit dem zuzuspitzenden Teil den Stein berühren.
Die Scheibe macht pro Minute eine Umdrehung, wobei 500 Schachte über den Stein geführt, an einer Seite mit Spitzen versehen und bei O auf dem Tisch D angehäuft werden. Zur Lagerung und genauen Einstellung der einzelnen Teile dienen die durch a verbundenen Gestellteile A, die Ständer H mit den Stellschrauben C und K, der Hebel [* 82] E, zur Bewegung die Schnüre G und d. Da die Schachte an beiden Seiten zugespitzt werden müssen, so passieren sie zweimal die Maschine. [* 83] Weil der Schleifstaub sehr gesundheitsschädlich ist, umgibt man die Schleifsteine immer mit einem Mantel, aus welchem ein Ventilator die Luft aussaugt und so den Staub abführt.
Nach dem Spitzen werden die Nadelköpfe mit den Öhren in der Mitte des Schachts durch Prägen zwischen entsprechend geformten Stempeln vorgebildet, wobei ein beträchtlicher Grat oder Bart aufgetrieben wird. Um die Matrizen zu schonen, poliert man vor dem Stampfen oder Prägen die Schachte in ihrer Mitte auf einer Schleifmaschine (Mittelschleifmaschine). Das Stampfen (Stanzen) erfolgt entweder unter einem kleinen, mit Fußtritt bewegten Fallwerk [* 84] oder neuerdings auf Stampfmaschinen, deren Einrichtung aus [* 76] Fig. 3 u. 4 klar wird.
Das Gestell A trägt den festen Stempel B, vor den die Nadeln, eine nach der andern, vermittelst der rotierenden gekerbten Scheiben J, J¹ aus dem Rumpf H, geführt durch den Mantel K, so fallen, daß sie, von den Haken L und L¹ aufgefangen, gegen die um n verstellbare Wand N gerückt, genau mit der Mitte vor dem Stempel liegen. An dem andern Gestellteil D befindet sich ein Schieber C mit dem Prägstempel D¹, der dadurch zur Wirkung gebracht wird, daß die mit der Schnurrolle E sich drehende Scheibe F mit einem Vorsprung f den Schieber C bei c faßt, dann zurückschiebt und zugleich die Feder G spannt, die in dem Augenblick den Stempel anschlägt, wo die Scheibe F mit dem Vorsprung f die Nute c verläßt.
Nach jedem Schlag werfen die Finger P und P¹ den gestanzten Schacht aus der Maschine und zwar so schnell, daß in der Stunde 4-5000 Schachte gestampft, d. h. mit den Eindrücken für die Öhre und mit den zum Einfädeln dienenden Furchen (Fuhren) versehen werden. Auf das Stampfen folgt das Lochen der beiden Öhre auf Lochmaschinen mit zwei kleinen Stempeln, welchen die Nadeln durch gekerbte Scheiben wie in [* 76] Fig. 3 zugeführt werden. Zur Beseitigung des beim Stampfen entstandenen Grats steckt man etwa 100 Schachte auf einen haarnadelartig gebogenen Draht, wodurch die Grate nebeneinander in eine Fläche kommen, und schleift sie, zwischen eisernen Platten gehalten, auf einem Drehstein weg.
Darauf bricht man die ganze Partie Schachte in der Mitte auseinander und erhält auf den erwähnten zwei Drähten aufgefädelt zwei Reihen Nadeln, die man mit einer Zange [* 85] mit sehr breitem Maul so anfaßt, daß die Kopfenden der Nadeln durch Abschleifen oder Befeilen poliert und vom Grat befreit werden können. Die rauhen Öhre müssen nun poliert werden. Runde Öhre pflegt man bei bessern Nadeln in einer spätern Arbeitsperiode auszubohren. Für längliche Öhre benutzen englische Fabriken eine kleine Maschine, wobei die Nadeln zu 100-200 Stück auf dünne, gehärtete, kantige oder mit der Feile [* 86] rauh gemachte Stahldrähte locker angefädelt und in schwingende Bewegung gesetzt werden.
Die Nadeln aus Stahl werden nun gehärtet, indem man sie auf Eisenblechtafeln in Glühöfen hell rotglühend macht, in Öl ablöscht und dann in siedendem Öl bis zur gelben oder blauen Farbe anläßt. Zur Entfernung der Oxydhaut werden bis zu 500,000 Stück Nadeln in grober Leinwand mit Schmirgel, Öl und weicher Seife zu einem cylindrischen Ballen vereinigt und 12-20 und mehr solcher Ballen in der Scheuermühle geschauert. Dann sucht man die verbogenen und zerbrochenen Nadeln aus und legt alle übrigen mit den Öhren nach derselben
[* 76] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Nähnadel-Schleifmaschine.
Fig. 3 u. 4. Stampfmaschine.] ¶
Seite, um sie mit einer glühenden Eisenstange blau anlaufen zu lassen. Hierzu benutzt man auch eine selbstthätige Blaumachmaschine, bei der ein rotierendes Rädchen die Nadeln einzeln aufnimmt und durch eine so regulierte Gasflamme führt, daß sie beim Verlassen derselben bis zur richtigen Länge blau angelaufen sind. Die Nadeln mit rundem Öhr werden dann behufs des Glättens auf einer kleinen drehbankähnlichen Vorrichtung nachgebohrt, indem man die Spitze des feinen Werkzeugs von beiden Seiten einen Augenblick in das Öhr treten läßt (Drillen).
Viele Nadeln werden dann im Öhr nach irgend einer einfachen Methode vergoldet. Um alle Rauhigkeiten zu entfernen und die auf der Scheuermühle etwas stumpf gewordenen Spitzen zu schärfen, werden die Nadeln auf einer mit feinem Schmirgel überzogenen, rasch rotierenden Scheibe geschliffen und dann auf einer andern, mit Leder überzogenen Scheibe mit Zinnasche und Kolkothar poliert (Braunieren). Die Nadeln sind damit fertig und werden nun gezählt und verpackt. Zum Abzählen benutzt man gewöhnlich ein Lineal mit so vielen kleinen Querfurchen, als Nadeln abgezählt werden sollen.
Man hält eine Partie Nadeln zwischen den Fingern und streicht über das Lineal, wodurch in jeder Furche Eine Nadel liegen bleibt. Man hat auch Zählapparate, wo ein von einer Handkurbel gedrehtes, am Umfang geriffeltes Scheibchen die Nadeln aus einer Vorlage abzählt und ein Zeichen macht, wenn 25 oder 100 Stück in das Nadelpapier gefallen sind. Endlich hat man auch Nadelzählmaschinen konstruiert, bei denen die Arbeiterin nur das Auflegen und Abnehmen der Nadelpapiere zu besorgen hat, während eine sich kontinuierlich drehende Zählscheibe die gewünschte Zahl Nadeln in die Papiere einzählt. In Deutschland sind die wichtigsten Orte für Nadelfabrikation Aachen, [* 88] Burtscheid, Iserlohn [* 89] und Altena [* 90] und in Mittelfranken Nürnberg [* 91] und Schwabach. [* 92]
2) Stricknadeln werden wie Nähnadeln fabriziert; doch ist ihre Herstellung einfacher, weil alle auf Bildung des Öhrs sich beziehenden Arbeiten wegfallen. Die Schachte werden in einer Länge von 200-250 mm aus Eisen- oder Stahldraht geschnitten, auf Maschinen gerichtet, an beiden Enden rundspitzig angeschliffen, gehärtet (die eisernen eingesetzt), angelassen und auf der Scheuermühle poliert.
3) Haarnadeln [* 93] werden aus Eisendraht im Schachtmodell geschnitten, an beiden Enden zugespitzt und über einer Klammer zusammengebogen. Zuletzt läßt man sie in heißen Pfannen blau anlaufen oder schwärzt sie mit Leinöl, das eingebrannt wird.
4) Stecknadeln werden aus Messing- oder Stahldraht gefertigt. Der Draht wird zunächst gerichtet, dann zerkneipt man ihn in Stücke von 5-7 m Länge und zerschrotet diese mit der Schrotschere in Schafte von der zwei-, drei- oder vierfachen Länge der Nadeln. Das Spitzen geschieht durch eine scheibenförmige Feile, den Spitzring. Dieser hat 125-150 mm im Durchmesser, 45 mm in der Breite und macht wenigstens 1200 Umdrehungen in einer Minute. Sein Umkreis oder seine Stirn ist mit Stahl belegt, wie eine Feile mit Unter- und Oberhieb versehen und gehärtet.
Nach dem Spitzen werden die Schafte mit der Schrotschere weiter zerteilt und (wenn man lange Schafte verarbeitet) abermals gespitzt. Zu den Knöpfen oder Köpfen nimmt man etwas feinern Draht als zu den Nadeln, windet (»spinnt«) denselben mittels des Knopfrades über einem 600-900 mm langen Messingdraht von der Stärke der Nadelschafte zu schraubenartigen Röhrchen (Spindeln), deren Windungen dicht aneinander liegen, und zerschneidet diese mit der Knopfschere so, daß jeder Teil genau zwei Umgänge des gewundenen Drahts erhält.
Ein kleines Fallwerk, die Wippe, dient zur Verbindung des Nadelschafts mit dem Kopf. Die Wippe besteht im wesentlichen aus zwei stählernen Stempeln, von denen der eine ein halbkugeliges Grübchen, der andre außerdem noch eine Rinne enthält. Die Arbeiterin spießt mit der Nadel einen Kopf auf, schiebt ihn ans Ende und hält die Nadel dann so zwischen die Stempel, daß der Schaft in der Rinne, der Kopf aber in einer der beiden Halbkugeln liegt. Fällt nun der schwere Oberstempel sechs- bis siebenmal herab, und wird jedesmal die Nadel etwas gedreht, so runden sich die Drahtwindungen des Kopfes zu einer kleinen Kugel, die fest auf dem Schaft sitzt. Ein Arbeiter versieht auf diese Weise in einer Stunde 1000-1200 Nadeln mit Köpfen. Neuerdings macht man Nadeln mit gestauchten Köpfen und zwar auf Maschinen, die, nach Art der Stampfmaschine [* 87] (Fig. 3) gebaut, 40-60 Stück in der Minute erzeugen. Die fertigen Nadeln werden mit Weinsteinlösung oder verdünnter Schwefelsäure [* 94] gekocht, dann weiß gesotten oder auf nassem Weg verzinnt. Zuletzt schüttelt man sie in einem ledernen Sack mit grober trockner Kleie und poliert sie ebenfalls mit Kleie in einem um seine Achse gedrehten Faß. [* 95]
Sowohl die Nadeln zum Zusammenhalten und Zusammennähen der Gewänder (Steck- und Nähnadeln) als zum Schmuck (Haar- und Gewandnadeln) sind uralt und den zuerst verwendeten Dornen und Fischgräten, anfangs aus Horn, Knochen, [* 96] Hirschgeweih, später aus Metall (Bronze, [* 97] Kupfer, [* 98] Gold, [* 99] Eisen), nachgebildet. Prähistorische Funde haben Nadeln aus Hirschhorn und Knochen geliefert, die auch schon mit einem Öhr versehen waren. Bei den ältern Bronzenadeln befindet sich dasselbe in der Mitte und erst bei den spätern an einem Ende der Nadel. Nadeln aus Metall finden sich bei den alten Babyloniern, Griechen, Römern und Kelten und zwar vielfach aus schmiedbarem Metall (Eisen, Bronze).
Man fertigte sie aus dünn gehämmerten Stäben durch Schleifen und Feilen, bildete den Kopf durch Anstauchen, Auflöten oder Annieten und das Öhr an den Nähnadeln durch Umbiegen des einen Endes. Durch die Erfindung des Drahtziehens, zunächst vor dem 11. Jahrh. zur Drahterzeugung für die Kettenpanzer, dann der Drahtmühle um die Mitte des 14. Jahrh. gewann besonders das Gewerbe der Nadler Bedeutung, welches 1370 in Nürnberg erscheint. Nähnadeln machte man aus zugespitztem Eisendraht, indem man ein Öhr in der Weise bildete, daß man das Ende breit schlug, spaltete und dann wieder die entstandenen Enden übereinander klopfte.
Die Härte erhielten sie durch Zementieren. Wahrscheinlich noch im 14. Jahrh. entstanden die heutigen Nadeln mit gelochten oder gebohrten Öhren. Erst in unserm Jahrhundert erlitt diese Herstellungsmethode durch Einführung der selbstthätigen Maschinen zum Spitzen der Schachte, des Fallwerkes und andrer Vorrichtungen zum Prägen und Lochen (Milward 1853), Apparate zum mechanischen Einlegen in die Briefe (Pastor 1835, James 1853), insbesondere durch Anwendung des Stahldrahts die weitgehende Umwandlung, welche sie auszeichnet. Stecknadeln fabrizierte man aus zugespitzten Messingdrahtstiften, denen die Köpfe angestaucht wurden. Im 16. Jahrh. entstand die heute noch übliche Bildung des Kopfes durch zwei schraubenartige Drahtwindungen, welche mit kleinen Hämmern kugelförmig und fest geklopft wurden. Etwa um das Jahr 1680 erfand man zu dieser Arbeit ¶