der Mutterkuchen fast allgemein verbreitet (Ausnahme
Beutel- und
Kloakentiere), jedoch sehr verschieden ausgebildet. Man unterscheidet
an ihm den mütterlichen und den embryonalen Teil. Ersterer wird von einem
Stück der Wandung des
Uterus, letzterer von dem
ihm anliegenden Teil der äußern
Embryonalhülle (des
Chorions) dargestellt. Die
Verbindung beider kommt in der Art
zu stande, daß das sehr gefäßreiche
Chorion (s.
Embryonalhüllen) mit seinen Zotten von der
Haut
[* 2] des
Uterus umwachsen wird,
wobei letztere ihre
Muskeln
[* 3] und Kapillargefäße einbüßt.
Beim.
Menschen liegt der Mutterkuchen meist an der hintern, seltener an der vordern
Wand derGebärmutter;
[* 8] sehr gefürchtet ist die als
Placenta praevia in der
Geburtshilfe bekannte abnorme
Lage des Mutterkuchens am innern
Muttermund. Bei Beginn
der
Geburt eröffnet sich der
Muttermund, der
Kuchen wird dadurch gelöst, die
Folge ist eine
Blutung, die um so gefährlicher
ist, als das
Kind durch die enge Öffnung selbst mit Kunsthilfe zunächst noch nicht geboren werden kann. Die
Blutung am Anfang
des Geburtsaktes erregt stets den
Verdacht auf diese krankhafte
Lage des Mutterkuchens und erfordert sofortige
ärztliche
Hilfe. Die
Blutung muß durch Wattebäusche nach Möglichkeit in
Schranken gehalten werden (Tamponade), darauf ist
die
Entbindung so sehr als möglich durch Wendung oder
Zange
[* 9] zu beschleunigen. Außer dieser krankhaften
Lage kommen am MutterkuchenMißbildungen
vor, welche als
Molen (s. d.) bekannt sind. Selten sind
Geschwülste am Mutterkuchen, z. B. Gummiknoten bei
Syphilis der
Mutter.
die
Flüssigkeit, welche zurückbleibt, wenn aus einer Salzlösung ein Teil des
Salzes herauskristallisiert
ist. Sie ist bei der herrschenden
Temperatur mit diesem
Salz
[* 10] gesättigt und liefert oft bei weiterm
Abdampfen
oder durch
Abkühlen abermals
Kristalle
[* 11] desselben. Enthält eine Salzlösung mehrere
Salze, so wird dasjenige, welches in größter
Menge vorhanden oder welches am schwersten löslich ist, zuerst kristallisieren und zwar ziemlich rein.
Bei einer zweiten
Kristallisation erhält man vielleicht nochmals eine
Partie desselben
Salzes; endlich aber wird dieLauge
auch für die andern
Salze gesättigt sein, und dann kristallisieren diese ebenfalls, so daß man ein Salzgemisch erhält.
In der letzten Mutterlauge sammeln sich die am leichtesten löslichen
Salze und diejenigen, welche in geringster
Menge in der
Lösung
enthalten waren. Derartige Mutterlaugen entstehen bei der Gewinnung von
Kochsalz aus Meerwasser oder
Solquellen;
sie enthalten besonders
Chlornatrium,
Jod- und Bromalkalimetalle,
Chlormagnesium und
Chlorcalcium, schwefelsaures
Natron etc.
Man benutzt sie vielfach zu Heilzwecken, zur Bereitung von
Bädern u. dgl.
(Kreuznacher Mutterlauge). Bisweilen werden sie auch vollständig
zur
Trockne verdampft und liefern dann das Mutterlaugensalz. Aus der Mutterlauge, welche bei der Verarbeitung des
Meerwassers und der
StaßfurterAbraumsalze erhalten wird, gewinnt man
Brom und aus der Mutterlauge von der Verarbeitung des
Kelps und
des
ChilisalpetersJod. Auch die
Melasse der Zuckerfabrikation ist als eine Mutterlauge zu betrachten.
(Naevus maternus,
Macula materna),
Name verschiedener
Arten von angebornen, örtlich begrenzten, durch Farbeveränderung
oder Hervorragung über die Oberfläche sich kundgebenden
Mißbildungen der
Haut. Ihrem anatomischen
Charakter
nach zerfallen die Muttermale in Pigmentmale (naevi spili, pigmentarii),
Flecke und Erhabenheiten auf der
Haut von dunkelgelber,
grauer oder schwarzer
Farbe, zuweilen mit
Haaren bewachsen,
Warzen, die weder
Schmerz,
Jucken u. dgl. noch sonstige Funktionsstörungen
veranlassen, und
Blut- (naevi vasculares, sanguinei) oder
Feuermale (s. d.), Gefäßgeschwülste der oberflächlichen
Lederhautgefäße, welche mannigfach mit der ersten Art kompliziert sein können. Die gefärbten, namentlich schwarzen, warzenartigen
Male sind
an sich harmlose »Schönheitsfehler«, jedoch kommt es nicht eben selten
vor, daß sich im höhern
Lebensalter sehr bösartige schwarze
Krebs- oder Sarkomgeschwülste daraus entwickeln. Sobald
ein solches Muttermal anfängt sich zu vergrößern oder schmerzhaft zu werden, sollte man nicht zögern, es mit dem
Messer
[* 12] abtragen zu lassen. (Vgl.
Geschwülste.)
(Matriarchat), das bei gewissen dem Naturzustand näher stehenden Völkern bestehende Rechtsverhältnis,
nach welchem die
KinderNamen,
Besitz, Vorrechte, Stammeszugehörigkeit u. a. nur von mütterlicher Seite
her erben, auch wenn der
Vater bekannt ist. Das ist eine notwendige Einrichtung bei allen jenen Völkern, bei denen das Vaterrecht
(Patriarchat) und die
Ehe als rechtliche
Institutionen noch nicht eingeführt und anerkannt sind, und die entweder in
sogen.
Gemeinschaftsehe (s. d.) oder in
Polyandrie leben. Es findet sich daher noch jetzt bei sehr vielen Naturvölkern beider
Weltteile und greift daselbst in viele wichtige Lebensverhältnisse ein, sofern die
Kinder bei ausbrechendem Zwist zum
Stamm
der
Mutter stehen, dagegen vielfach nicht in den
Stamm der
Mutter hineinheiraten dürfen (vgl.Exogamie).
Die Schriftsteller der Alten wußten auch noch von vielen europäischen
Stämmen zu erzählen, bei denen das Mutterrecht noch in Geltung
war. Selbst in
Rom
[* 13] blieb lange Zeit hindurch die
Ehe nur ein Vorrecht der
Patrizier, während die
Plebs im ehelosen Zustand der
Vorzeit weiterlebte. Auch bei Völkern, die in monogamischer
Ehe leben, erhielt sich das Mutterrecht noch ein Zeitlang
als
Überlebsel, so daß Häuptlinge in vielen
Ländern ihre
Würde nicht auf den eignen Sohn, sondern nur auf den Sohn ihrer
Schwester vererben.
¶
mehr
können (Neffenrecht), weil man nur in der weiblichen Linie sicher zu sein glaubt, fürstliches Geblüt anzutreffen. Bei dem
Übergang zum Vaterrecht führten sich gewisse Gebräuche ein, welche die Erwerbung der Kinder, die sonst der Mutter gehörten,
durch den Vater symbolisieren mußten (vgl. Couvade). Das Mutterrecht hat auch sonst, namentlich in der Mythologie
und Geschichte, mannigfache Spuren zurückgelassen, z. B. in den Amazonensagen, ohne daß man daraus schließen dürfte,
wie es irrtümlicherweise vielfach geschehen ist, die Frauen hätten ehemals allgemein eine wirkliche Oberherrschaft ausgeübt.
die nach dem Grundsteuerkataster für die steuerpflichtigen Liegenschaften eingerichteten Bücher, in welchen
die Eigentumsverhältnisse evident erhalten werden.
(Speculum uteri, Metroskop), Instrument zur Untersuchung der Gebärmutter, entweder
eine 10 cm lange cylindrische Röhre aus Milchglas, welche 2-4 cm weit ist und nur ein kleines, rundes Feld (z. B. den Muttermund)
dem Beobachter beleuchtet, oder eine mit einem Griffe versehene flach gebogene Metallrinne (Syme), welche weit größere Übersicht
gestattet und namentlich bei größern Operationen, bei denen jederseits ein Gehilfe einen solchen Mutterspiegel hält,
unentbehrlich ist.
dasjenige, was die Kinder aus dem Nachlaß der Mutter empfangen, namentlich wenn der Vater derselben als Miterbe
in Betracht kommt, so daß den Kindern ein Vormund zu bestellen ist. Vgl. Muttergut.
(neulat.), eine besonders in Frankreich vorkommende, zuerst wohl von Proudhon gebrauchte
Bezeichnung für diejenige Richtung des Sozialismus, welche durch genossenschaftliche Einrichtungen solche gesellschaftliche
Zustände verwirklichen will, bei welchen jeder Leistung eine billige Gegenleistung zu entsprechen hätte. - Über Mutualismus in der
Zoologie s. Schmarotzer.
das Gesuch um Verleihung des Bergwerkseigentums.
Während nach dem ältesten deutschen Bergrecht der Finder das Bergwerkseigentum behielt, d. h. ohne weiteres nach den Regeln
der Okkupation erwarb, muß er dasselbe nach dem seit dem 16. Jahrh. entwickelten Bergrechtmuten, d. h. begehren. Auch die
neuesten deutschen Berggesetze behielten das Institut der Mutung mit ihren Rechtswirkungen bei. Im österreichischen
Bergrecht ist sie durch den Freischurf, eine eigentümliche Form des Schurfscheins (s. d.), ersetzt.
Das Konzessionsgesuch des französischen Bergrechts hat mit
der Mutung nur den Zweck, nicht die rechtlichen Wirkungen gemein, da
dasselbe keinen Rechtsanspruch auf Verleihung gegenüber den spätern Bewerbern gewährt. Die Mutung muß bei der kompetenten
Bergbehörde (in Preußen
[* 16] bei dem Oberbergamt, für bestimmte Reviere bei dem dazu ermächtigten Bergmeister,
in Bayern,
[* 17] Sachsen
[* 18] und Württemberg
[* 19] bei dem Bergamt) in Form einer schriftlichen oder protokollarischen Erklärung eingelegt
werden.
Die Einlegung kann auch durch Telegramm gültig erfolgen. Ein Duplikat oder eine Abschrift der Mutung wird mit dem Vermerk über
die Zeit der Präsentation als Mutschein zurückgegeben. Die Mutung muß den Namen und Wohnort des Muters,
die Bezeichnung des Minerals und des Fundpunktes sowie den Namen, unter welchem das Bergwerk verliehen werden soll, enthalten.
Die Gültigkeit der ist außerdem bedingt durch die Fündigkeit, d. h. durch die vor Einlegung
der Mutung erfolgte Entdeckung des gemuteten Minerals an dem angegebenen Fundpunkt.
Eine blinde Mutung, welcher ein solcher Fund nicht zu Grunde liegt, begründet keinen Anspruch auf Verleihung. Der aufgeschlossene
Fund kann von jedem gemutet werden; doch begründet das Finderrecht (s. d.) ein Vorrecht zum Muten nach der Regel: der erste
Finder ist der erste Muter. Die Wirkung der Mutung besteht in der Erwerbung eines dinglichen Rechts auf das
begehrte Feld, sofern dasselbe noch frei, d. h. nicht durch eine ältere Mutung begehrt,
war. Dieser Anspruch kann im Rechtsweg gegen jeden Dritten verfolgt werden, auch gegen denjenigen, welchem die Bergbehörde
die Verleihung auf das begehrte Feld erteilt hat.
Der Muter muß binnen sechs Wochen nach erfolgter Präsentation der Mutung das begehrte Feld, dessen Lage er bis zu dem gesetzlichem
Maximum (in Preußen 219, anderwärts 200 Hektar) frei wählen kann, »strecken«, d. h.
durch rißliche Darstellung fest begrenzen. Das begehrte Feld muß den gemuteten Fund einschließen. Hierauf
findet eine kontradiktorische Erörterung der etwa gegen die Mutung vorliegenden Einsprüche statt, und die verleihende Behörde
entscheidet vorbehaltlich des Rechtswegs über die Erteilung der Verleihung oder die Zurückweisung der Mutung. Wird die Mutung durch
den Beschluß für verleihungsfähig erkannt, so erfolgt die Ausfertigung der Verleihungsurkunde; sie bleibt jedoch nach den
neuern Berggesetzen, falls Einsprüche gegen die Mutung zurückgewiesen sind, drei Monate lang ausgesetzt, innerhalb welcher Frist
der verworfene Einspruch durch gerichtliche Klage geltend gemacht werden kann. - Im Lehnswesen versteht man unter Mutung das schriftliche
Gesuch des Vasallen um Erneuerung der Investitur bei Veränderungen in der Person des Lehnsherrn oder des
Vasallen.
(Mutschen), Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig,
[* 22] Amtshauptmannschaft Grimma,
[* 23] hat ein Schloß, Zigarrenfabrikation und (1885) 1612 Einw. In der Nähe, besonders am Schloßberg, werden die sogen. Mutzschener
Diamanten (Achatkugeln mit Quarz) gefunden.
König von Uganda in Zentralafrika, Nachfolger Mtesas (s. d.), bekannt durch die grausame Ermordung des Missionsbischofs
Hannigton ^[richtig: Hannington (= James Hannington, 1847-1885)] und die feindselige Haltung gegenüber Emin Pascha (Schnitzer),
dem Gouverneur der ägyptischen Äquatorialprovinz.
Nzige (Albert Nyanza), großer, von SW. nach NO. gestreckter See in Zentralafrika, 700 m ü. M., ist 150 km lang,
durchschnittlich 30 km breit und umfaßt 4650 qkm (85 QM.). In sein Nordostende
tritt der Somerset-Nil bei Masungo, vor dessen breiter Mündung sich zahlreiche Inselchen lagern; der Strom verliert sich völlig
im See, so daß der an der Nordspitze abfließende Nil keineswegs als eine Fortsetzung des Somerset-Nils anzusehen ist. Der
See füllt eine tiefe Erdspalte, welche im W. hohe, im O. niedrige Bergrücken einfassen, die wie
am Nordostende, so auch am Südwestende von einer tiefen Einsenkung durchbrochen sind. Durch die südliche soll der Abfluß
des noch unerforschten Muta Nzige einströmen. Der See wurde zuerst vonBaker 1864 entdeckt und 1877 von Mason vermessen. Plötzliche
heftige Winde
[* 29] machen die Schiffahrt für die Boote der Eingebornen sehr unsicher; unter ägyptischer Herrschaft
befuhren zwei Dampfer den See. In jüngster Zeit hat ihn Emin Pascha (Schnitzer) wiederholt befahren und erforscht.
Pers. (Kahmpilz), Pilzgattung aus der Ordnung der Saccharomyceten, hefenartig sprossende, ovale bis cylindrische,
zu reichverzweigten Zellenreihen verbundene Zellen, welche eine farblose Haut auf der Oberfläche vergorner und halbvergorner
Flüssigkeiten bilden.
Mycodérma viniDesm. (Weinkahmpilz) und Mycodérma cerevisiaeDesm. (Bierkahmpilz, SaccharomycesMycodermaRees) bilden eine zarte, weiße oder gelblichweiße, sogen. Kahmhaut auf Wein und Bier. Die Zellen sind 0,006-0,007 mm lang, 0,002-0,003
mm breit. Sie wirken nicht als Fermente, sondern als Verwesungspilze, indem sie Sauerstoff auf Wein und Bierübertragen und das
Verderben dieser Flüssigkeiten bedingen. Bei schlechter Ernährung (Verdünnung mit Wasser) bilden die
Zellen unter Längsstreckung Sporen in ihrem Innern, ähnlich wie die Hefe
[* 32] (s. d.). Nicht hierher, sondern vielmehr zu den Schizomyceten
rechnet man jetzt die Essigmutter (Mycodérma acetiPasteur, Ulvina aceti Ktz.),
deren Zellen nur 0,0015 mm lang, doppelt so lang als breit und zu langen, rosenkranzförmigen Ketten verbunden
sind, welche ebenfalls ein Häutchen an der Oberfläche der Flüssigkeit bilden. Sie
ist ein regelmäßiger Begleiter der
Essiggärung und nachPasteur der hierbei als Ferment wirkende Organismus, indem er während seiner VermehrungSauerstoff aus
der Luft auf den Alkohol überträgt, der dadurch in Essigsäure und Wasser zerfällt. Daher wirkt der Pilz
[* 33] nur, wenn er an der Oberfläche steht; wird er versenkt, so steht die Essigbildung still, bis neues Mycodérma sich an der
Oberfläche gebildet hat.
(griech., Pilzwurzel), die Verbindung von Saugwurzeln höherer Gewächse mit dem Mycelium gewisser Pilze zu
einem wachstumsfähigen und für die Ernährung der verbundenen Pflanzen vorteilhaften Organ. Diese als
eine Form von Symbiose aufzufassende Verbindung tritt regelmäßig ein, sobald frei im Boden wachsende Hauptwurzeln gewisser
Baumarten, wie besonders der Kupuliferen, z. B. der Buche, Hainbuche, Eiche, Hasel, aber auch unter Umständen gewisser andrer
Holzpflanzen, besonders der Kiefer, Fichte,
[* 40] Tanne,
[* 41] Weide,
[* 42] Erle, Birke u. a., nach der Keimung einige Seitenwurzeln
getrieben haben und sich mit Saugwurzeln zu bekleiden anfangen. An derartigen Wurzeln läßt sich die schrittweise von außen
eintretende Verpilzung verfolgen, welche mit dem Anlegen einzelner Pilzfäden an die Wurzeloberfläche beginnt und mit der
Bildung eines die ganze Saugwurzel bis zur Spitze gleichmäßig umhüllenden Pilzfasermantels endet.
Derselbe besteht aus mehr oder weniger verzweigten, braun gefärbten Zellsträngen verschiedener Dicke, welche im Erdboden
von Wurzel
[* 43] zu Wurzel miteinander in Verbindung treten und ein die humösen Bestandteile desselben durchziehendes Netzwerk
[* 44] bilden.
Mit dem Wachstum der Wurzel schreitet das des Pilzmantels gleichmäßig fort, und auch an der jungen Wurzelspitze
schieben sich fortgesetzt neue Pilzfäden zwischen die alten ein; ein organisches Verwachsen zwischen Pilz und Wurzel tritt
jedoch an der Wurzelspitze nicht ein, sondern erst in denjenigen Partien der Wurzel, die kein Längenwachstum mehr besitzen;
hier dringen die Fäden des Pilzes auch zwischen die Zellen der Wurzel ein. Durch die Pilzhülle wird die
Bildung von Wurzelhaaren unmöglich gemacht; sie ersetzt letztere vielmehr dadurch, daß auch zahlreiche Pilzfäden von der
Wurzel aus zwischen die umgebenden Bodenpartikelchen eindringen. Durch die Verpilzung wird das Wachstum der Wurzeln verlangsamt,
und diese werden zu korallenähnlich
¶
mehr
geformten Wucherungen veranlaßt, ein Nachteil wird jedoch durch die Wurzelpilze wenigstens im Mycelzustand derselben den
Bäumen nicht zugefügt. Die mit der Pilzhülle besetzten Saugwurzeln sterben nach derselben Zeit ab wie pilzfreie derartige
Wurzeln, die überhaupt nur eine beschränkte Lebensdauer haben. Von besonderer Bedeutung erscheint es, daß alle bisher untersuchten,
aus den verschiedensten Gegenden und Bodenlagen Deutschlands
[* 46] stammenden Kupuliferen an ihren Saugwurzeln
den Pilzmantel in gleicher Weise entwickelt zeigten.
Auch an den Wurzeln der echten Kastanie in Italien
[* 47] wurde die Mycorhiza beobachtet. Welcher Pilzspezies die Mycorhiza angehört, bleibt noch
zu ermitteln, da die Mycelien bisher immer nur steril gefunden wurden; jedoch ist die Zugehörigkeit
derselben zu den Tuberaceen wahrscheinlich. Da der mit einem Pilzmantel bedeckten Baumwurzel die Wurzelhaare fehlen, so kann
die Pflanze das Wasser und die darin gelösten Nährstoffe des Bodens nur vermittelst der umhüllenden Pilzfäden aufnehmen.
Letztere erscheinen demnach als Ersatz der sonst vorhandenen Aufsaugungsorgane, wenn auch anderseits gewisse
organische Stoffe der Wurzel als Nährmaterial des Pilzes verbraucht werden. Versetzt man junge Buchenpflanzen, deren Wurzeln
im Boden sich nachweislich verpilzt zeigen, in Nährstofflösung, so werden neue Wurzeln gebildet, welche sich ihres Pilzmantels
allmählich entkleiden, woraus hervorgeht, daß die Mycorhiza die besten Bedingungen ihres Gedeihens im Boden findet, in welchem
die Mycelien dieser wurzelbewohnenden Pilze allgemein verbreitet sind. Auch die Wurzeln eines krautartigen Humusbewohners,
des Fichtenspargels (Monotropa Hypopitys); unterliegen der Pilzwurzelbildung, indem bei dieser Pflanze die Ernährung aus Humus
wegen Chlorophyllmangels zur Notwendigkeit wurde.
(sc. remedia), pupillenerweiternde Mittel, wie Atropin. ^[= (Daturin), Alkaloid, welches sich in der Tollkirsche (Atropa Belladonna) und dem Stechapfel ...]
(Riesenzellen, myeloide, vielkernige Zellen), große protoplasmatische Ballen mit 20-100 meist peripherisch
gelagerten Kernen, welche vielleicht durch Zusammenfließen mehrerer vergrößerter Granulationszellen (um Fremdkörperchen),
wahrscheinlicher durch einen Teilungsvorgang entstehen, der besonders in membranlosen Zellen
vorkommt.
Sie finden sich normal
im Knochenmark, pathologisch in Sarkomen, Tuberkeln und im Granulationsgewebe. Im Knochengewebe sind die
Myeloplaxen umgewandelte Osteoblasten (Bildungszellen des Knochengewebes) und dienen dazu, das Knochengewebe durch Bildung sogen. Resorptionslakunen
aufzulösen.
(spr. mei'r),AlbertJoseph, Chef des Signaldienstes in den Vereinigten Staaten,
[* 49] geb. zu Newburg im StaatNew York, studierte in BuffaloMedizin und trat 1854 als Hilfsarzt in das Bundesheer. Vier Jahre später
wurde er zum Signaldienst (Telegraphendienst) kommandiert und bald darauf zum Chefsignaloffizier der Armee befördert. 1860-61
war er in Neumexiko und Colorado stationiert, wurde dann aber nach dem Osten zurückbeordert und dem Stab
[* 50] des GeneralsButler,
dann dem Stab des Generals MacClellan beigegeben und leistete in seiner Eigenschaft als Signaloffizier vorzügliche
Dienste.
[* 51] 1862 wurde er zum Oberstleutnant und bald darauf zum Obersten befördert. Er begleitete GeneralSherman auf seinem Marsch
durch Georgia, trug wesentlich zu dessen großem Erfolg bei und rettete die in Allatoona liegenden Unionstruppen vor dem sichern
Verderben.
Zum Brigadegeneral befördert und nach dem Frieden zum Chef des Signaldienstes ernannt, führte er in der
Militärakademie zu West Point und in der Marineschule zu Annapolis den Unterricht im Signaldienst als besondern Lehrgegenstand
ein. 1870 wurde er beauftragt, in den verschiedenen Gegenden meteorologische Beobachtungen anstellen zu lassen und das Nahen
von Stürmen vorher zu bestimmen. Seit dieser Zeit datieren die systematisch betriebenen Wetterbeobachtungen
in den Vereinigten Staaten und die tägliche Publikation des Wetterberichts. 1873 dehnte Myer das Beobachtungsnetz bedeutend
aus und entwickelte den praktischen Witterungsdienst in den Vereinigten Staaten zu einer Vollkommenheit, die in keinem andern
Land bis jetzt erreicht ist. Er starb in Buffalo.
(griech., Mückenkopf, Fliegenkopf), Vorfall der Iris durch Hornhautgeschwüre, wobei die Iris in der entstehenden
Narbe in Form vielfacher pigmentierter Punkte erscheint.
uralte Stadt im innersten, nördlichsten Winkel
[* 52] der Ebene von Argos, angeblich von Perseus
[* 53] erbaut, in frühster
Zeit als Residenz des Agamemnon zugleich Hauptstadt eines kleinen achäischen Reichs. Obgleich stark befestigt, wurde sie doch 463 v. Chr.
von den Argeiern erobert und zerstört. Ruinen der-
selben bei dem Dorf Charvati, unfern von Argos, Reste der kyklopischen Ringmauer mit dem berühmten Löwenthor (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 55] I«,
[* 54]
Fig. 16, und Tafel »Baukunst
[* 56] IV«,
[* 54]
Fig. 1 u. 2) und ein unterirdisches Kuppelgebäude
von bienenkorbähnlicher Form, das ursprünglich als Grabkammer, später auch als Schatzkammer diente (»Schatzhaus
des Atreus«),
waren schon seit der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen nach dem Peloponnes (1822)
genauer bekannt. Doch haben erst die 1876 und 1877 von Schliemann veranstalteten Ausgrabungen eine genügende Anschauung von der
alten Königsburg und den zu ihr gehörigen Bauanlagen (Gräbern etc.) ermöglicht (s. Plan). Die Entdeckungen bestehen in der
Ausgrabung eines zweiten Schatzhauses, von fünf Massengräbern, Mauern etc. und in einer großen Zahl
von Architekturfragmenten, Grabstelen, Terrakotten,
[* 57] Thongefäßen, goldenen Masken
[* 58] (Abbildungen bei Art. »Masken«),
Schmucksachen
[* 59] aus Goldblech, welche in den Gräbern gefunden worden sind. Die vergleichenden Untersuchungen von Milchhöfer und Newton haben
ergeben, daß diese Gräberfunde einer Kunst angehören, welche von den alten Kulturländern Mesopotamiens
ausgegangen, aber in Kleinasien und Phönikien mit neuen Formen und Typen bereichert und stilistisch beeinflußt worden ist.
Nach Ulr. Köhler tragen die Funde durchaus orientalischen Charakter und zeigen keine Spur von griechischem Geist, Glauben oder
Sitte. Sie gehören der Zeit vor derDorischen Wanderung (1000 v. Chr.) an und sind nach Athen
[* 60] überführt
worden.
durch Pilze veranlaßte Pflanzengallen (s. Gallen). ^[= # (Cecidien), pathologische, an Pflanzen durch Schmarotzer hervorgerufene lokale Gewebeneubildungen, ...]
(griech.), Naturgeschichte der Pilze (s. d.). ^[= (Schwämme, Fungi, Mycetes, hierzu 2 Tafeln), in den ältern Systemen kryptogamische Pflanzenmasse ...]
eine der Kykladen, südöstlich von Tinos, 86 qkm (1,57 QM.) groß, bildet
eine bis 364 m ansteigende, kahle und wasserarme Granitfläche, die aber guten Wein, Südfrüchte und etwas Gerste
[* 61] hervorbringt.
Die in Essig eingemachten Wachteln, von welchen alljährlich ungeheure Züge auf Mykonos sich niederlassen, sind als Delikatesse
gesucht. Die Einwohner (Mykonioten), (1879) 4466 an der Zahl, standen schon im Altertum im Ruf tüchtiger
Seeleute und treiben besonders Schiffahrt und Handel. Die Hauptstadt an der Westküste hat eine geschützte Reede und (1879) 3374 Einw.;
an der Nordküste liegt der Hafenort Panormo. Das Altertum verlegte nach Mykonos den Schauplatz des Gigantenkampfes.
(v. griech. mykos, Schwamm, Pilz), ursprünglich nach Virchow Kollektivbezeichnung für
alle diejenigen Erkrankungen einzelner Gewebe
[* 62] (Haut, Schleimhäute, Knochenmark etc.), welche direkt durch das parasitäre Wachstum
niederer Pilzspezies hervorgebracht werden. Da der Name Mykosis zu einer Zeit entstand (Anfang der 50er Jahre), zu welcher über
die niedrigsten Pilzformen, die Schizomyceten, überhaupt nur sehr wenig, über ihre Bedeutung als Krankheitserreger
gar nichts bekannt war, so hat man bei den frühern Autoren (bis etwa 1868) unter Mykosen immer nur Erkrankungen zu verstehen,
denen als Ursache Ansiedelungen von Schimmelpilzen zu Grunde liegen; da diese Pilze niemals allgemeine Krankheiten verursachen,
so schließt der ältere Begriff schon an sich mit ein, daß unter Mykosis nur ein örtliches Leiden
[* 63] gemeint
sein kann.
Eiweißkörper, findet sich in totenstarren Muskeln und kann aus fein zerhacktem und mit kaltem Wasser gut ausgewaschenem
Fleisch durch Behandeln mit 10proz. Salmiaklösung und Fällen des Filtrats mit Wasser erhalten werden. Die Lösung des Myosins
in Salmiak gerinnt bei 55° und bildet mit SalzsäureSyntonin, welches wieder in Myosin zurückverwandelt werden
kann. Beim Verbrennen hinterläßt es alkalisch reagierende Asche, die Kalk, Magnesia, Schwefelsäure
[* 72] und Phosphorsäure enthält.
Durch Pepsin wird es in saurer Lösung schnell, durch Pankreasferment in alkalischer, aber nur langsam in Pepton übergeführt
(verdaut). Myosin findet sich nicht im lebenden Muskel, es entsteht erst nach dem Tod ähnlich wie das Fibrin
aus dem Fibrinogen des Bluts bei dessen Gerinnung. Indem sich das als gallertartiges Koagulum im Muskel ausscheidet, bewirkt
es die Totenstarre.
(griech.), abnorme dauernde Verengerung der Pupille, kommt bei Gehirnleiden durch Reizung der betreffenden Nerven
[* 73] oder durch Lähmung von Sympathikusfasern zu stande.
L. (Mauseohr, Leuchte, Vergißmeinnicht), Gattung aus der Familie der Asperifoliaceen, einjährige oder ausdauernde,
selten kahle Kräuter mit abwechselnden Blättern, meist blattlosen, wickeligen Blütenständen und blauen, rosenroten oder
weißen Blüten. Etwa 40 Arten in den gemäßigten Klimaten der östlichen Erdhälfte.
Myosotis palustrisWhit. (Vergißmeinnicht),
ausdauernd, mit schiefem, etwas kriechendem Wurzelstock, länglich-lanzettförmigen, stumpfen Blättern
und himmelblauen Blüten mit gelbem Schlund, auf feuchten Wiesen und Bächen, ein wenigstens in Deutschland
[* 74] sehr beliebtes Blümchen,
von der ein Blendling (Myosotis palustris semperflorens) wegen der langen Blütezeit in Gärten gezogen wird.
ein niedrigerStrauch mit oberwärts zottigen Ästen, fast sitzenden Blättern, länglich-lanzettlichen, spitzen,
lederigen, in der Jugend unterseits zottig-flaumigen, später fast kahlen, beiderseits mit harzigen Pünktchen bestreuten
Blättern; männlichen walzigen, weiblichen ellipsoidischen Kätzchen und kugeligen, erbsengroßen, schwarzen, dicht mit einem
weißen Reif belegten Früchten, wächst in Sümpfen und auf moorigen Stellen im östlichen Nordamerika
[* 79] von Florida bis zum Eriesee
und am Kap. Der die Früchte überziehende Reif wird durch Kochen in Wasser und Abschöpfen gewonnen und bildet
das Myrtle- und Myrtenwachs des Handels (s. Talg, vegetabilischer).
Derartiges Wachs wird auch noch von andern nordamerikanischen und einigen Arten am Kap gewonnen. MyricaGaleL. (Brabanter Myrte),
ein 60-120 cmhoherStrauch mit lanzettförmigen, vorn gezähnelten, unterseits braunfilzigen Blättern
und durch die Vorblätter zweiflügeliger Frucht, wächst auf Sumpf- und Moorboden in West- und Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika.
Die Blätter waren sonst als brabantische Myrtenblätter gegen Krätze und bösartige Ausschläge in Gebrauch. Mit einer Abkochung
reinigt man die Haustiere von Ungeziefer. Die Rinde kann zum Gerben benutzt werden.
(Myriceen, Gagelsträucher), dikotyle, etwa 40 Arten umfassende, die gemäßigte Zone bewohnende Pflanzenfamilie
aus der Ordnung der Amentaceen, zunächst mit den Juglandaceen verwandt, deren reduzierte Form sie darstellen, Holzpflanzen
mit wechselständigen, ungeteilten, oft harzdrüsigen Blättern und ein- oder zweihäusigen, meist in kätzchenförmigen
Ähren zusammengestellten, in der Achsel schuppenartigen Deckblättern und mit Vorblättern versehenen rudimentären
Blüten (vgl. C. De Candolle in »Prodromus«, Bd.
16). Die Familie besteht nur aus den GattungenMyricaL. und Leitneria Chapm.
Für die Moorsümpfe des nordwestlichen Deutschland ist der Gagelstrauch (MyricaGaleL.) charakteristisch. Die GattungMyrica
war schon während der Tertiärzeit entwickelt.
eine Art von landschaftlichem Kaleidoskop,
[* 81] von Brès in Paris
[* 82] erfunden und von Clark in London
[* 83] vervollkommt, besteht aus einer
auf einem langen Streifen in den buntesten Farben ausgemalten Landschaft, welche in viele Teile so zerschnitten
ist, daß die Durchschnittslinien überall aneinander passen und die einzelnen Landschaftsstücke vielfach von neuem zusammengesetzt
werden können, wodurch sehr viele verschiedene Landschaftsbilder entstehen.
L. (Muskatnußbaum), Gattung aus der Familie der Myristikaceen, gewürzhafte, mit einem etwas scharfen, rötlichen
Saft erfüllte Bäume und Sträucher der Tropen, besonders Indiens, mit wechselständigen, lederartigen,
ungeteilten, ganzrandigen Blättern, diözischen, kleinen, einzelnen oder in Trauben oder Dolden geordneten, achselständigen
Blüten und kapselartiger, zwei- bis vierklappig aufspringender Beere, deren nußartiger Same von einem
¶