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Leipz. 1873); »Ansichten aus den deutschen Alpen« [* 2] (Halle [* 3] 1858).
14) Adolf, naturwissenschaftl. Schriftsteller, geb. zu Friedberg [* 4] in der Wetterau, studierte bis 1842 Forst- und Naturwissenschaft in Gießen, [* 5] wurde Oberförster zu Gladenbach, trat 1866 in den preußischen Staatsdienst und wurde 1877 in die Oberförsterei Krofdorf bei Gießen versetzt. Schon früh brachten ihn gleiche Neigung und gleiches Streben mit seinem jüngsten Bruder, Karl Müller (geb. lebt als Pfarrer in Alsfeld, gab einen Band [* 6] religiöser und weltlicher »Gedichte«, Frankf. 1865, heraus),
in innigen Verkehr des Studiums und geistigen Austausches, dem eine gemeinschaftliche litterarische Thätigkeit entsproßte. Es erschienen: »Charakterzeichnungen der vorzüglichsten deutschen Singvögel« (Leipz. 1865);
»Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten in der Tierwelt« (das. 1869);
»Gefangenleben der besten einheimischen Singvögel« (das. 1871);
»Die einheimischen Säugetiere und Vögel [* 7] nach ihrem Nutzen und Schaden« (das. 1873);
»Unsre nützlichsten Säugetiere und Vögel« (Köln [* 8] 1876);
»Der Hund und seine Jagd« (mit Aquarellen von Deiker, Frankf. 1880);
»Tiere der Heimat« (Kassel [* 9] 1881-83).
Zu diesen Werken hat Adolf Müller die meisten Illustrationen selbst auf Holz [* 10] gezeichnet. Er schrieb auch mehrere Dramen und Operntexte, namentlich eine Tragödie, »Faust«, als zweiten Teil zu Goethes Drama (Leipz. 1869).
15) Fritz, Naturforscher, geb. zu Windischholzhausen bei Erfurt, [* 11] erlernte die Pharmazie in Naumburg, [* 12] studierte seit 1840 in Berlin [* 13] und Greifswald [* 14] Mathematik und Naturwissenschaft, trat 1845 am Gymnasium zu Erfurt sein Probejahr an, gab aber noch in demselben Jahr das Lehrfach auf und studierte in Greifswald Medizin, um als Schiffsarzt Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen Reisen zu finden. 1852 wanderte er nach Brasilien [* 15] aus, wo er erst einige Jahre als Farmer in Blumenau, dann als Lehrer der Mathematik in Desterro lebte. Hier widmete er sich der Erforschung der Meeresfauna und nach dem Erscheinen von Darwins Buch der Entwickelungsgeschichte [* 16] der Krustaceen. Durch die Resultate dieser Arbeiten (»Für Darwin«, Leipz. 1864) trug er viel zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland [* 17] bei. Als die Jesuiten am Lyceum in Desterro Eingang fanden, kehrte er als Naturforscher der Provinz Santa Catharina nach Blumenau zurück. Hier lieferte er noch mehrere Arbeiten mit Bezug auf die Darwinsche Theorie, besonders Beobachtungen über die Bienen- und Schmetterlingsfauna.
16) Ferdinand von, Naturforscher, geb. zu Rostock, [* 18] studierte 1846-47 in Kiel [* 19] und bereiste bis 1852 Südaustralien, dann als Regierungsbotaniker Victoria [* 20] bis 1855, begleitete Gregory auf seiner Vermessungsreise und übernahm hierauf die Direktion des neuerrichteten botanischen Gartens zu Melbourne, [* 21] den er in wenigen Jahren zu einem der berühmtesten derartigen Institute erhob. Gleichzeitig war er ungemein thätig, die geographische Erforschung Australiens zu fördern.
Noch mehr ist seine große Thätigkeit für Kenntnis der Flora Australiens hervorzuheben: er selbst benannte mehr als 2000 Pflanzen. Ebenso erwarb er sich große Verdienste um Akklimatisation von Kulturpflanzen. Namentlich veranlaßte er die massenhafte Anpflanzung von Eukalyptus in den Mittelmeerländern und allen warmen gemäßigten Zonen, wodurch er zur Verbesserung des Klimas ausgedehnter Landstrecken beitrug. 1870 wurde er vom König von Württemberg [* 22] in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Fragmenta phytographiae Australiae« (Lond. 1862-77, Bd. 1-10);
»Flora australiana« (mit Bentham, 1863-70, 7 Bde.);
»Plante of Victoria« (Melb. 1860-65, 2 Bde.);
»The vegetation of the Chatham Islands« (das. 1864);
»Vegetable fossils«;
»Papuan plants«;
»Select plants«;
»Eucalyptographia« (das. 1879 ff.) u. a.
17) Hermann, Naturforscher, Bruder von Müller 15), geb. zu Mühlberg a. E., studierte seit 1848 in Halle und Berlin Naturwissenschaft, ward 1854 Lehrer in Schwerin [* 23] und 1855 in Lippstadt. [* 24] In demselben Jahr ging er nach Kärnten, Krain [* 25] und Istrien und durchforschte die Höhlen Krains nach augenlosen Höhlenkäfern; in Lippstadt stellte er die Phanerogamenflora der Umgegend, dann 1858-66 die Moosflora der Provinz Westfalen [* 26] fest und gab Herbarien westfälischer Laubmoose (1864-66) heraus.
Darauf widmete er sich biologischen Beobachtungen und veröffentlichte seine epochemachenden Resultate in dem Werk »Die Befruchtung der [* 27] Blumen durch Insekten« [* 28] (Leipz. 1873). Seitdem brachte er fünf Jahre lang die Sommerferien in den Alpen zu, um die Befruchtung der Alpenblumen durch Insekten zu studieren; er veröffentlichte noch: »Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insekten« (Berl. 1879-82, 3 Tle.) und starb bei Meran. [* 29]
Dichter und Schriftsteller.
18) Johann Gottwerth, Romanschriftsteller, geb. zu Hamburg, [* 30] lebte in Itzehoe als Buchhändler, dann, nachdem ihm der König von Dänemark [* 31] 1772 eine Pension ausgesetzt, als Privatmann und starb in Itzehoe. Müllers einst vielgelesene Romane, denen zum Teil ausländische Originale stofflich zu Grunde liegen, sind nicht ohne Witz und Laune geschrieben, entbehren aber in ihrer hausbackenen Verständigkeit, die das gleichzeitige kraftgeniale Treiben in satirischer Weise bekämpfen wollte, jedes poetischen Gehalts.
Sein bekanntestes Werk ist der Roman »Siegfried von Lindenberg«, zuerst in 1 Band erschienen (Hamb. 1779),
dann, nicht zu seinem Vorteil, zu 4 Bänden erweitert (Leipz. 1781-82; 8. Aufl., Jena [* 32] 1830; Leipz. 1867). Unter seinen übrigen Schriften sind die »Komischen Romane aus den Papieren des braunen Mannes« (Götting. 1784-91, 8 Bde.) und seine Fortsetzung der von Musäus begonnenen »Straußfedern« (2. u. 3. Bd., Berl. 1790-91) hervorzuheben.
Vgl. Schröder, J. G. Müller (Itzehoe 1843).
19) Friedrich, genannt »Maler Müller«, Dichter, Maler und Kupferstecher, geb. zu Kreuznach, [* 33] trat als Maler in die Dienste [* 34] des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken und wurde von diesem auf Goethes Verwendung zur weitern Ausbildung 1778 nach Italien [* 35] geschickt. In Rom [* 36] verbrachte er fast den ganzen Rest seines Lebens, ließ sich während einer Krankheit zum Übertritt zur katholischen Kirche bestimmen und starb daselbst. Der König von Bayern [* 37] hatte ihm den Titel eines Hofmalers verliehen.
Müllers noch in Deutschland herausgegebene radierte Blätter (Hirtenszenen, Tierstücke und Genrebilder im niederländischen Geschmack) waren nicht ohne Beifall aufgenommen worden; in Italien wirkte das Studium Michelangelos auf ihn wie auf viele andre ungünstig und ließ ihn sich ins Barocke und Verzerrte verirren. Als Dichter gehört Müller entschieden der in der Sturm- und Drangperiode aufgekommenen Richtung an; Überschwenglichkeit, kraftgeniale Wortfülle neben stellenweise hervortretendem ¶
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derben Realismus machen die Hauptcharakterzüge seiner Poesie aus. Von seinen dramatischen Versuchen ist das lyrische Drama »Niobe« (Mannh. 1778) das mindest gelungene; »Fausts Leben, dramatisiert« (1. Teil, das. 1778; neu hrsg. von Seuffert, Heilbr. 1881) zeigt mehr stürmischen Drang als dichterisches Vermögen. Am höchsten steht »Golo und Genoveva« (1781; bruchstückweise zuerst gedruckt in der »Zeitung für Einsiedler« 1808). Das Stück vermag sich allerdings, obschon in den Einzelszenen und in der Charakteristik von einem nicht selten energischen Naturalismus, nicht zu einer Totalwirkung zu erheben, weil es jeder künstlerischen Komposition entbehrt; immerhin aber wirkte es mit seiner phantasievollen Versenkung in vergangenes deutsches Leben mächtig auf die spätere Entwickelung des historischen Dramas und Romans ein und war eine der besten Nachahmungen, die durch Goethes »Götz« hervorgerufen wurden. Viel Anerkennung hat als Idyllendichter erfahren, unter andern durch Tieck. Seine Darstellungen aus dem pfälzischen Landleben: »Die Schafschur« (Mannh. 1775) und »Das Nußkernen«, zeigen, gegen Geßners unnatürliche Machwerke gehalten, unvergleichlich mehr Lebendigkeit und Naturwahrheit, auch einen gewissen Kernhumor und einzelne sehr glückliche Züge von Volksmäßigkeit.
Auch seine sonstigen, biblische, griechische und altdeutsche Stoffe behandelnden Idylle (»Der erschlagene Abel«, »Adams erstes Erwachen und selige Nächte«, »Der Satyr [* 39] Mopsus«, »Bacchidon und Milon«, »Ulrich von Koßheim«) zeigen ergreifende, lebendige, echt idyllische Züge, daneben freilich auch noch die dithyrambische Überschwenglichkeit und sentimentale Weichmütigkeit, die in der Sturm- und Drangperiode leicht mit echter Empfindung verwechselt wurde.
Das Gleiche gilt von Müllers lyrischen Produkten mit Ausnahme des zum Volkslied gewordenen »Soldatenabschieds«. Eine Ausgabe von Müllers Werken erschien in 3 Bänden (Heidelb. 1811 u. 1825); ausgewählte Dichtungen veröffentlichten H. Hettner (Leipz. 1868, 2 Bde.) und Sauer (in Kürschners »Deutscher Nationallitteratur«, Bd. 81); eine Nachlese Hans Graf Yorck (Jena 1873).
Vgl. Hettner, Bilder aus der deutschen Sturm- und Drangperiode (in Westermanns »Monatsheften« 1867);
Seuffert, Maler Müller (Berl. 1877).
20) Wilhelm, Dichter, geb. zu Dessau, [* 40] erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte 1812 behufs philologischer und geschichtlicher Studien die Berliner [* 41] Universität, machte 1813 und 1814 als Freiwilliger die Befreiungskriege mit und setzte dann seine Studien in Berlin fort. Im Kreis [* 42] einiger poetisch begabter Freunde fand sein Talent zuerst bedeutendere Anregung; die mit ihnen gemeinsam herausgegebenen »Bundesblüten« (Berl. 1815) enthalten die Erstlinge seiner Muse. 1817 unternahm er als Begleiter des Grafen Sack eine Reise nach Italien, als deren litterarische Frucht das lebendig und anschaulich geschriebene Werk »Rom, Römer [* 43] und Römerinnen« (Berl. 1820, 2 Bde.) zu nennen ist. Bald nach seiner Rückkehr (1819) wurde er als Lehrer der lateinischen und griechischen Sprache [* 44] an die Gelehrtenschule zu Dessau berufen und erhielt hier wenig später auch die Stelle eines Bibliothekars an der soeben gebildeten herzoglichen Bibliothek. Er starb in Dessau. Als Dichter machte er sich besonders durch die »Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten« (Dess. 1821-27, 2 Bdchn.; 2. Aufl. 1826) und die »Lieder der Griechen« (das. u. Leipz. 1821-24, 5 Hefte; neue Aufl., Leipz. 1844) in weitern Kreisen bekannt. Ihnen reihten sich »Neugriechische Volkslieder« (Leipz. 1825, 2 Bde.) und »Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge« (das. 1827) würdig an. Außerdem schrieb er die Novelle »Der Dreizehnte« und eine »Homerische Vorschule« (Leipz. 1824, 2. Aufl. 1836),
worin er sich als tüchtigen Schüler F. A. Wolfs bekundete, nebst zahlreichen kritischen Abhandlungen. Ein verdienstliches Werk Müllers ist auch die Herausgabe einer »Bibliothek der Dichtungen des 17. Jahrhunderts« (Leipz. 1822-27, 10 Bde.; fortgesetzt von K. Förster, das. 1828-38, Bd. 11-14). Müller gehört zu den frischesten deutschen Liederdichtern; eine helle, innige Naturfreude singt und klingt in seinen Liedern, die auch zu den sangbarsten gehören und daher sehr häufig komponiert sind (am schönsten von Franz Schubert). Den begeistertsten Schwung nahm seine Muse in den »Griechenliedern«. Seine »Vermischten Schriften« mit biographischem Vorwort gab G. Schwab (Leipz. 1830, 5 Bde.) heraus; seine »Gedichte« erschienen in neuester Ausgabe, eingeleitet von seinem Sohn Max (s. oben, Müller 8), Leipzig [* 45] 1869 u. (mit Illustrationen von Hailmair u. a.) Berlin 1874.
21) Wolfgang (genannt Müller von Königswinter), Dichter, geb. zu Königswinter a. Rh., studierte in Bonn [* 46] Medizin, ließ sich 1842 als praktischer Arzt in Düsseldorf [* 47] nieder, von wo er 1848 ins Parlament gesendet wurde, zog sich jedoch bald gänzlich von der Politik zurück und nahm 1853 seinen Wohnsitz in Köln, wo er bald nachher die ärztliche Praxis aufgab, um sich ganz der schriftstellerischen Thätigkeit zu widmen. 1869 ließ er sich in Wiesbaden [* 48] nieder und starb im Bad [* 49] Neuenahr.
Von seinen Dichtungen und Schriften, großenteils mit rheinischem Lebenshintergrund, sind hervorzuheben: »Junge Lieder« (Düsseld. 1841);
»Balladen und Romanzen« (das. 1842);
»Rheinfahrt« (Frankf. 1846, 2. Aufl. 1871);
»Gedichte« (Frankf. 1847; 3. Aufl., Hannov. 1868, 2 Bde.);
»Germania, [* 50] ein satirisches Märchen« (Frankf. 1848);
»Lorelei«, eine Sammlung der schönsten Rheinsagen in Balladenform (Köln 1851, 4. Aufl. 1873);
»Die Maikönigin«, eine Dorfgeschichte in Versen (Stuttg. 1852);
»Prinz Minnewin« (Köln 1854, 2. Aufl. 1856);
»Das Rheinbuch« (Brüssel [* 51] 1855);
»Der Rattenfänger von St. Goar« (Köln 1856);
»Mein Herz ist am Rhein«, eine Liederauswahl aus den »Gedichten« (Hannov. 1857; 4. Aufl., Leipz. 1871);
»Johann von Werth« (das. 1858);
»Erzählungen eines rheinischen Chronisten« (Bd. 1: »Karl Immermann und sein Kreis«, Bd. 2: »Aus Jacobis Garten. [* 52] Furioso, aus Beethovens Jugend«, das. 1860-61);
»Aschenbrödel«, episches Gedicht (Frankf. 1863);
»Vier Burgen« [* 53] (Leipz. 1862, 2 Bde.);
»Von drei Mühlen«, [* 54] ländliche Geschichten (das. 1865);
»Zum stillen Vergnügen«, Künstlergeschichten (das. 1865, 2 Bde.);
»Märchenbuch für meine Kinder« (das. 1866);
»Der Pilger in Italien«, Sonette (das. 1868);
»Der Zauberer Merlin«, Gedicht (Berl. 1871);
»Durch Kampf zum Sieg«, Zeitgedichte (das. 1870);
»Im Rittersaal«, rheinische Historien (Leipz. 1874).
Unter vielen dramatischen Versuchen gewann nur das Lustspiel »Sie hat ihr Herz entdeckt« einigen Bühnenerfolg. Von Müllers kunsthistorischen Schriften erschienen selbständig: »Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren« (Leipz. 1854);
»Münchener Skizzenbuch« (das. 1856);
»Alfred Rethel« (das. 1861) und der »Katalog des Museums Wallraf-Richartz« (Köln 1864, 2 Bde.).
Eine Auswahl aus seinen Dichtungen erschien unter dem Titel: »Dichtungen eines rheinischen Poeten« (Leipz. 1871-76, 6 Bde.). ¶
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22) Otto, Romanschriftsteller, geb. zu Schotten am Vogelsberg, widmete sich anfangs der kameralistischen Laufbahn, erhielt dann eine Stelle an der Darmstädter Hofbibliothek, mit welcher er später die eines Privatbibliothekars des Prinzen Karl von Hessen [* 56] verband, übernahm 1843 die Redaktion des »Frankfurter Konversationsblatts«, 1848 die des »Mannheimer Journals«, siedelte 1852 nach Bremen [* 57] über, kehrte 1854 nach Frankfurt [* 58] zurück; wo er das »Frankfurter Museum«, eine ästhetische Wochenschrift, begründete, und hat seit Ende 1856 seinen Wohnsitz in Stuttgart. [* 59] Als Romandichter machte er sich zuerst durch »Bürger. Ein deutsches Dichterleben« (Frankf. 1845; 3. Aufl., Stuttg. 1870) in weitern Kreisen bekannt.
Unter seinen spätern Werken sind die Romane: »Die Mediatisierten« (Frankf. 1848, 2 Bde.),
»Georg Volker« (Bremen 1851, 3 Bde.),
»Charlotte Ackermann« (Frankf. 1854; franz. von Porchat, Par. 1854; von Müller selbst auch dramatisiert),
ferner »Der Tannenschütz« (Bremen 1852; 4. Abdr., Stuttg. 1883),
»Der Stadtschultheiß von Frankfurt« (Stuttg. 1856, 3. Aufl. 1878),
»Andrea del Castagno« (Frankf. 1857),
»Der Klosterhof« (2. Aufl., Berl. 1862, 3 Bde.),
»Aus Petrarcas alten Tagen« (das. 1861, 2 Bde.),
»Roderich« (2. Aufl., Stuttg. 1862, 2 Bde.),
»Ekhof und seine Schüler« (Leipz. 1863, 2 Bde.),
»Zwei Sünder an einem Herzen« (Braunschw. 1863, 2 Bde.),
»Erzählungen und Charakterbilder« (Berl. 1865, 3 Bde.),
»Der Wildpfarrer«, historischer Volksroman (das. 1866, 3 Bde.),
»Erzählungen« (2. Aufl., Stuttg. 1870),
»Der Professor von Heidelberg« [* 60] (das. 1870, 3 Bde.),
»Der Fall von Konstanz« [* 61] (Leipz. 1872, 3 Bde.),
»Der Majoratsherr« (das. 1873, 3 Bde.),
»Diadem und Maske« (Stuttg. 1875, 3 Bde.),
»Der Postgraf« (das. 1876, 2 Bde.),
»Monika«, Dorfgeschichte (das. 1877),
»Münchhausen im Vogelsberg«, Erzählung (das. 1880),
»Schatten [* 62] auf Höhen« (das. 1881, 2 Bde.),
»Altar [* 63] und Kerker« (das. 1884, 3 Bde.) etc. hervorzuheben. Eine Sammlung »Ausgewählter Schriften« (Stuttg. 1872-73, 12 Bde.) vereinigte die beliebtern Romane des Verfassers.
23) Karl, unter dem Pseudonym Otfried Mylius bekannter Schriftsteller, geb. zu Stuttgart, lernte als Buchdrucker, bezog 1840 die Universität Tübingen, [* 64] wo er seine bis dahin völlig autodidaktische Bildung durch humanistische Studien erweiterte, führte 1842-68 die Redaktion der Zeitschrift »Erheiterungen« in Stuttgart, trat dann in die »Allgemeine Familienzeitung« ein und ist seit 1885 Redakteur des Cottaschen »Ausland«. Als Romanschriftsteller debütierte er mit »Des Lebens Wandelungen« (unter dem Namen: Fr. von Elling, Stuttg. 1854, 3 Bde.),
veröffentlichte dann historische Romane wie: »Graveneck« (Stuttg. 1862; 2. Aufl., Leipz. 1872) und »Die Irre von Eschenau« (Stuttg. 1869, 2 Bde.),
worin das Zeitalter des Herzogs Karl Eugen von Württemberg geschildert wird;
die Kulturgemälde: »Neue Pariser Mysterien« (das. 1863, 3 Bde.) und »Neue Londoner Mysterien« (das. 1865-1867, 4 Bde.);
ferner: »Das Testament von St. Helena« (das. 1868-69, 2 Bde.);
»Die Weiße Frau« (das. 1868-73, 3 Bde.);
»Die Türken vor Wien« [* 65] (Leipz. 1870);
»Am Hof [* 66] der nordischen Semiramis« (Hannov. 1873, 2 Bde.);
»Ein verlorner Sohn« (Jena 1874);
»Die Opfer des Mammon« (das. 1882) u. v. a. Außerdem schrieb er Erzählungen und Novellen (Auswahl, Leipz. 1874, 2 Bde.) sowie eine Reihe belehrender Jugendschriften und brachte neuerdings eine deutsche Bearbeitung von A. Morgans Buch »Der Shakespeare-Mythus« (Leipz. 1885).
Künstler.
25) Johann Gotthard von, Kupferstecher, geb. zu Bernhausen bei Stuttgart, widmete sich seit 1770 in Paris [* 67] unter Wille der Kupferstecherkunst und ward 1776 nach Stuttgart berufen, um eine Schule für Kupferstecher zu gründen. Von seinen Schülern sind die namhaftesten: Leybold, Bitthäuser, Ulmer, Barth, Riß, Hof, Krüger und besonders sein Sohn Friedrich. 1818 wurde er geadelt. Er starb in Stuttgart. Müller wußte die frühere Behandlung des Stichs, welche das Kolorit der Gemälde wiederzugeben suchte, mit der neuern, durch Wille eingeführten Anwendung des Grabstichels glücklich zu verbinden.
Unter seinen Blättern sind vornehmlich zu nennen: Fr. Schiller, nach A. Graff;
die Schlacht bei Bunker Hill, nach Trumbull, 1799 vollendet;
die Madonna della Sedia, nach Raffael, und die heil. Cäcilia, nach Domenichino, beide für das Musée français;
die heil. Katharina, nach Leonardo da Vinci;
die Madonna mit dem Kind, nach L. Spada.
Andre treffliche Porträte [* 68] sind die Ludwigs XVI. im Krönungsornat, des Malers Grass, Dalbergs, des Königs Jérôme von Westfalen und des Anatomen Loder.
Vgl. Andresen, Joh. Gotthard v. M. und Joh. Friedr. Wilh.
Müller, beschreibendes Verzeichnis ihrer Kupferstiche (Leipz. 1865).
26) Friedrich, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. 1782 zu Stuttgart, besuchte das Gymnasium daselbst, hatte daneben seinen Vater zum Lehrer in der Kupferstecherkunst und widmete sich seit 1802 derselben zu Paris. Hier stach er für das Musée français die Venus d'Arles und eine Statue, la Jeunesse, letztere ausgezeichnet durch treue Charakteristik des Marmors. 1805 stach er das von ihm selbst gemalte Porträt des nachmaligen Königs Wilhelm I. von Württemberg und 1808 den Evangelisten Johannes von Domenichino; hierauf zeichnete er die heil. Cäcilia von Domenichino, welche nachher sein Vater in Kupferstich ausführte. 1809 von einer Reise nach Italien zurückgekehrt, beschäftigte er sich vorzugsweise mit dem Stich der Sixtinischen Madonna Raffaels in der Galerie zu Dresden [* 69] (jedoch nach einer Zeichnung von andrer Hand), [* 70] worauf er 1814 bei der Dresdener Kunstakademie als Professor der Kupferstecherkunst angestellt ward.
Neben dieser großen Arbeit stach er noch die Bildnisse Jacobis, Schillers (nach Danneckers Büste), Hebels (nach dem Leben) und das Blatt: [* 71] Adam und Eva, nach einem Raffaelschen Deckengemälde im Vatikan. [* 72] Kurz nach Vollendung der Madonna, welche sein Hauptwerk ist, das noch heute unübertroffene Vorzüge vor allen spätern Stichen besitzt, verfiel er jedoch in eine unheilbare Gemütskrankheit, welcher er auf dem Sonnenstein bei Pirna [* 73] erlag. Die Platte der Madonna wurde 1827 wieder aufgestochen.
27) Andreas, Maler, geb. zu Kassel, erhielt die erste Anleitung von seinem Vater Franz Hubert Müller, Galeriedirektor in Darmstadt, [* 74] bildete sich von 1832 bis 1834 bei Schnorr und Cornelius in München [* 75] und darauf in Düsseldorf bei Sohn und Schadow, ging 1837 nach Italien und blieb dort bis 1842 zur Vorbereitung für die Fresken in der Apollinariskirche. 1855 wurde er Professor, Lehrer und Konservator der Kunstsammlungen an der königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf, welche Ämter er bis 1882 versah. Müller hat besonders religiöse und Kirchenbilder von stilvoller Auffassung und äußerst fleißiger Ausführung gemalt. Er beteiligte sich an der Ausschmückung der Apollinariskirche zu Remagen mit ¶
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Wandgemälden, die sämtlich nach einer von ihm erfundenen Technik der Wandmalerei mit gekochtem Öl ausgeführt wurden. Auch hatte er die Leitung aller Dekorationsmalereien, welchen jene Kirche einen großen Teil ihres harmonischen Eindrucks verdankt. Später führte er für den Fürsten von Hohenzollern im Kunstsaal des Schlosses zu Sigmaringen 24 Darstellungen deutscher Meister aus. Er wurde dabei von seinem Sohn Franz, der ihm als Maler erfolgreich nachstrebt, und dem Historienmaler Lauenstein unterstützt.
Von seinen Ölgemälden sind hervorzuheben: drei singende Engel (1836), Maria mit Jesus und Joseph und St. Anna mit der kleinen Maria (Eigentum des Großherzogs von Hessen), St. Cäcilia und das durch Vervielfältigungen bekannte Rosenkranzbild (Altarblatt für die Kirche in Zifflich). Müller hat auch Entwürfe zu Altären, Kanzeln, Kaminen, Bucheinbänden und Kartons zu Glasgemälden gefertigt. Sein Sohn Karl ist als Bildhauer thätig und hat außer Arbeiten für Kirchen eine Kolossalbüste des deutschen Kaisers modelliert.
28) Karl, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1818 zu Darmstadt, begann seine Kunststudien bei seinem Vater und ging nach dessen Tod 1835 auf die Akademie in Düsseldorf, wo er sich unter Sohn und Schadow bildete. Von 1839 bis 1843 verweilte er in Italien, wo er Studien zu den Fresken in der Apollinariskirche machte, die ihm mehrere der besten Bilder (Szenen aus dem Leben der Maria und die Anbetung des Lammes) verdankt. Ein sorgfältiges Studium der Natur bei idealer Auffassung, ein feiner Sinn für Schönheit und eine sorgfältige Ausführung bei heller Farbe charakterisieren seine Werke. Hervorzuheben sind davon: die Himmelskönigin (Altarbild für die Kirche zu Altena [* 77] in Westfalen), die Verkündigung (städtische Galerie in Düsseldorf), das heilige Abendmahl, Christus in der Werkstatt des heil. Joseph, Madonna mit dem Jesuskind in einer Grotte, die Jünger zu Emmaus, Vision der heil. Hedwig, das Rosenwunder der heil. Elisabeth. Seit 1858 ist als Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie thätig.
29) Johann Georg, Architekt und Dichter, geb. zu Moshang in der Schweiz, [* 78] erhielt seine künstlerische Ausbildung zu München und auf einer 1842 mit dem Architekten Merian unternommenen Reise nach Italien. Hier wurde er besonders von den Baudenkmälern des 13. und 14. Jahrh. angezogen. 1844 kehrte er nach München zurück und wurde von da nach Winterthur zur Ausführung der Oberbauten an der Eisenbahn berufen. Im Frühjahr 1847 ging er nach Wien, wo er in der Konkurrenz um die Kirche in der Vorstadt Altlerchenfeld den Preis und den Auftrag zur Ausführung erhielt. Im Februar 1849 wurde er Professor der höhern Baukunst [* 79] an der Militärakademie, starb jedoch schon
Vgl. Förster, Müller, ein Dichter- und Künstlerleben (St. Gallen 1851).
30) Eduard, Bildhauer, geb. zu Hildburghausen, [* 80] trat 1842 als Lehrling in die herzogliche Hofküche, ging vier Jahre später als Koch nach München und Paris, hielt sich zwei Jahre in Antwerpen [* 81] auf und folgte, nachdem er bisher in seinen Mußestunden schon viel modelliert hatte, 1850 auf den Rat des Bildhauers Joseph Geefs seinem Drang zur Bildhauerkunst. [* 82] Er besuchte die dortige Akademie und erwarb sich daneben durch Porträte seinen Unterhalt. 1852 ging er nach Brüssel, schuf dort 1854 die Marmorstatue eines erwachenden Knaben und 1856 eine Psyche, die er, nachdem er 1857 in Rom seinen bleibenden Aufenthalt genommen, für den Prinzen-Gemahl von England in Marmor ausführte.
Sowohl diese als seine nachfolgenden Werke idealen Inhalts sind von meisterhafter Komposition, großer Lebenswahrheit und besonders in der Behandlung der Stoffe von hoher technischer Vollendung, so namentlich die Marmorgruppen und -Einzelfiguren: Nymphe, den Amor küssend (1862, im Besitz der Königin von England);
Glaube, Liebe, Hoffnung, für ein Mausoleum in Hamburg (1869);
ein erwachendes Mädchen (1872);
das Geheimnis des Fauns und die Bacchantin, die dem Amor die Flügel zu beschneiden droht (1874);
der neapolitanische Fischer und sein Knabe (1875);
die im geistigen Ausdruck ausgezeichnete Eva mit ihren Kindern und die erschreckte Nymphe (Pendant zu jenem Satyr mit der Maske).
Sein Hauptwerk ist die von 1874 bis 1879 in Marmor ausgeführte kolossale Gruppe: Prometheus und die Okeaniden (Nationalgalerie in Berlin), aus einem einzigen Block gehauen. In der Zwischenzeit entstanden noch: ein neapolitanischer Fischer (1875) und eine Römerin mit dem Moccolilicht. Nachdem er noch eine Skizze zu einem Pendant der Prometheusgruppe (die Befreiung des Prometheus durch Herkules) vollendet, schloß er seine künstlerische Thätigkeit ab. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom, der Akademien von Berlin und Madrid, [* 83] Ehrenmitglied der Akademie von Carrara.
31) Gustav, Maler, geb. zu Hildburghausen, Zwillingsbruder des vorigen, besuchte die Akademien von München und Antwerpen, lernte dann 1850 einige Monate in Paris bei Gleyre, malte in den nächsten Jahren zu Koburg [* 84] und Gotha, [* 85] dann in Wien Porträte und wurde 1857 an den Hof von Portugal [* 86] berufen, wo er zum Hofmaler ernannt wurde und das Ritterkreuz des Christusordens erhielt. Nachdem er noch 1857-59 viele Porträte in London [* 87] gemalt hatte, ließ er sich in Rom nieder, wo er neben Porträten auch eine Reihe von Genrebildern aus der Mythologie und aus dem römischen Volksleben sowie Jagdstücke schuf, z. B. Jupiter und Antiope, Erinnerungen aus der Villa Borghese, Jagdleben in der Campagna, Mädchen aus Corleone (vom Kaiser Wilhelm I. erworben), Jäger in der Klosterküche. Er ist Professor und Mitglied der Akademie von San Luca in Rom.
32) Viktor, Maler, geb. zu Frankfurt a. M., besuchte dort das Gymnasium und hierauf die Kunstschule, ging nach Antwerpen und 1849 nach Paris, wo er bis 1860 blieb und sich namentlich nach Couture und Courbet bildete. Durch die Normandie, Lothringen, Elsaß und Basel [* 88] heimgekehrt, besuchte er England und wiederholt Holland und führte dann in den Patrizierhäusern der Graham und Lachmann zu Frankfurt a. M. mehrere Bilder aus, worauf er 1865 nach München übersiedelte.
Dort malte er zwei Szenen aus der Geschichte des Ritters Hartmuth von Kronberg für das Schloß Kronberg im Taunus und ein fein gestimmtes Bild: Hero und Leander. Dann folgten: Hamlet mit Horatio auf dem Friedhof, Ophelia am Bach, zwei Mohren, die einen Schädel betrachten, und Romeo und Julia. Unvollendet blieb sein letztes Bild: Faust auf dem Spaziergang. Dazwischen entstanden eine Waldnymphe, Tannhäuser im Venusberg, eine große Landschaft mit einer Szene aus Victor Hugos »Les misérables«, Schneewittchen, mit den Zwergen tanzend. Sein letztes vollendetes Bild war ein Blumenmädchen. Müller starb in München. Seine ¶
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Stärke [* 90] lag im Lyrischen, in der Empfindung und im Kolorit, das freilich zuletzt in Bizarrerien ausartete. Seine Technik zeichnete sich durch eine solide Impastierung aus.
33) Leopold Karl, Maler, geb. 1835 zu Dresden von österreichischen Eltern, wurde auf der Akademie in Wien unter Karl Blaas und Chr. Ruben ausgebildet und versuchte sich zuerst in der Historienmalerei, die er jedoch bald mit der Genremalerei vertauschte, zu welcher er seine Vorwürfe anfangs aus Oberösterreich und Ungarn [* 91] holte. Da er gezwungen wurde, nach dem Tod seines Vaters für seine Familie zu sorgen, war er nunmehr acht Jahre lang als Illustrator für den Wiener »Figaro« thätig.
Dann konnte er sich wieder seinen Studien widmen und bereiste zu wiederholten Malen Italien und Ägypten. [* 92] Er malte zunächst eine Reihe von Bildern aus dem italienischen und ungarischen Volksleben, bisweilen mit Tierstaffage, von geistvoller Komposition, kräftigem Vortrag und feinem Kolorit, z. B.: am Brunnen, [* 93] der Flickschneider, die letzte Tagesmühe, die Lautenschlägerin, Geistliche im Klosterhof, auf dem Marktplatz in Venedig, [* 94] Strand von Palermo. [* 95] Zu voller Kraft [* 96] entwickelte sich seine hohe koloristische Begabung und die Feinheit seiner Charakteristik jedoch erst in seinen Schilderungen aus dem orientalischen Volksleben, unter denen die arabischen Geldwechsler, die Rast der Mekkapilger, ägyptische Wasserträger, Mildthätigkeit im Osten, arabische Schule, lagernde Beduinen, Kamelmarkt, Dolce far niente in Nubien hervorzuheben sind. Seit 1877 ist er Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
34) Morten, Maler, s. Morten-Müller.
Musiker.
35) Wenzel, Opernkomponist, geb. zu Tyrnau in Mähren, [* 97] erhielt seine künstlerische Ausbildung durch Dittersdorf, ging als Violinspieler zum Brünner Theater, [* 98] ward Kapellmeister an demselben und kam 1786 in gleicher Eigenschaft zur Marinellischen Gesellschaft nach Wien; starb in Baden [* 99] bei Wien. Müller hinterließ außer vielen Kantaten, Symphonien, Messen etc. nicht weniger als 227 Bühnenwerke, von denen er sein erstes: »Das verfehlte Rendezvous«, bereits 1783 komponiert hatte. Erst ein Jahr vor seinem Tod nahm er von der Bühne Abschied; sein letztes Werk war »Asmodi« (1834). Die bekanntesten seiner durch Natürlichkeit und joviale Laune ausgezeichneten Opern, Singspiele und Zauberpossen sind: »Die Zauberzither«, »Das neue Sonntagskind«, »Die Schwestern von Prag«, [* 100] »Die Teufelsmühle«, »Der Alpenkönig und der Menschenfeind«.
36) Gebrüder Müller, Name zweier berühmter Streichquartette, von denen das ältere seinen Wohnsitz in Braunschweig [* 101] hatte und aus den vier Söhnen des Hofmusikus Ägidius Christoph Müller (gest. 1841) daselbst bestand; diese waren: Karl Friedrich Müller (geb. gest. als Konzertmeister, erste Violine), Gustav Müller (geb. gest. als herzoglicher Symphoniedirektor, Viola), Theodor Müller (geb. gest. als Kammermusikus, Cello) und Georg Müller (geb. gest. als herzoglicher Kapellmeister, zweite Violine). Die Zeit des Zusammenspielens der vier Brüder fällt in die Zeit von 1831 bis 1855; sie besuchten außer Deutschland auch Paris, Holland, Dänemark und Rußland. - Das jüngere Müller-Quartett bildete sich gleich nach der Zersprengung des ältern durch den Tod (1855) aus vier Söhnen von Karl Friedrich Müller, nämlich: Karl Müller (geb. erste Violine), Hugo Müller (geb. zweite Violine), Bernhard Müller (geb. Bratsche) und Wilhelm Müller (geb. Cello). Die Brüder, sämtlich zu Braunschweig geboren, wurden als Hofmusiker in Meiningen [* 102] angestellt, siedelten aber 1866 nach Wiesbaden über, und als Karl Kapellmeister in Rostock wurde, folgten ihm die andern auch dorthin. Gesprengt wurde das Quartett 1873 durch die Anstellung Wilhelms in Berlin, wo er erster Cellist der königlichen Kapelle und Lehrer an der Hochschule wurde.
Verschiedene.
37) Ludwig Christian, Ingenieur, geb. 1734 in der Priegnitz, erhielt kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs eine Anstellung im preußischen Ingenieurkorps. In der Umgebung des Königs wohnte er vielen Schlachten [* 103] und Belagerungen bei, ward bei Maxen gefangen und nach Innsbruck [* 104] abgeführt, wo er drei Jahre blieb, die er zum Studieren und zu geognostischen Ausflügen verwendete. Nach dem Hubertusburger Frieden leitete er die Untersuchungen für die Anlage der Festungswerke von Graudenz. [* 105] 1786 ward er Lehrer der Mathematik und des Planzeichnens bei der Ingenieurakademie in Potsdam, [* 106] wo er starb. Er schrieb: »Vorschriften zum militärischen Plan- und Kartenzeichnen« (Potsd. 1778-84);
»Beschreibung der drei Schlesischen Kriege« mit 26 Schlachtenplänen (das. 1786).
Die »Terrainlehre« und »Lagerkunst« erschienen als »Nachgelassene Schriften« (Berl. 1807, 2 Bde.).
38) Friedrich von, weimar. Kanzler, geb. zu Kunreuth bei Forchheim, studierte in Erlangen [* 107] und Göttingen [* 108] die Rechte, trat 1801 in den weimarischen Staatsdienst, ward 1804 Regierungsrat und machte sich namentlich 1806 und 1807 dadurch verdient, daß er bei Napoleon die Erhaltung der Selbständigkeit Weimars und die Milderung der Kriegslasten erreichte, wofür er zum Geheimrat ernannt und in den Adelstand erhoben wurde (vgl. seine »Erinnerungen aus den Kriegszeiten von 1806 bis 1813«). Nachdem er die Trennung der Verwaltung von der Rechtspflege durchgeführt, trat er 1815 als Kanzler an die Spitze der Justiz. Liebenswürdig und vielseitig gebildet, trat er zu Goethe in nähere Beziehungen (vgl. »Goethes Unterhaltungen mit dem Kanzler Friedr. v. Müller«, hrsg. von Burkhardt, Stuttg. 1870). Seit 1835 Mitglied des Landtags, nahm er 1848 seine Entlassung und starb
39) Adam Heinrich, Romantiker und Publizist, berüchtigter Apostat, geb. zu Berlin, studierte seit 1798 in Göttingen die Rechte und wurde nach seiner Rückkehr nach Berlin nominell bei der kurmärkischen Kammer angestellt, behielt aber dabei Freiheit genug, allerlei Reisen, z. B. nach Schweden [* 109] und Dänemark, zu unternehmen. Einen längere Aufenthalt in Polen unterbrach er durch einen Besuch in Wien, wo er zur römisch-katholischen Kirche übertrat.
Über Polen begab er sich nach Dresden, hielt dort öffentliche, auch im Druck erschienene »Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Litteratur« (Dresd. 1806, 2. Aufl. 1807),
worin er die Schlegelsche Romantik vertrat, und gab 1808 mit H. v. Kleist, dessen böser Genius er wurde, die Zeitschrift »Phöbus« heraus. Durch den Krieg vertrieben, kehrte er nach Berlin zurück. Er verfaßte hier, nachdem sein Gesuch um Anstellung vom Staatskanzler v. Hardenberg zurückgewiesen worden, namens der kurbrandenburgischen reaktionären Ritterschaft eine gegen jenen an den König gerichtete Anklageschrift, welche den Kanzler revolutionärer Grundsätze ¶
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bezichtigte, aber fruchtlos blieb. Müller ging nun im Mai 1811 wieder nach Wien und wurde dort auf Empfehlung seines Freundes Gentz mit politischer Korrespondenz beschäftigt. 1813 sandte man ihn als k. k. Landeskommissar nach Tirol [* 111] und verwendete ihn später unter dem Titel eines Regierungsrats auch bei der neuen Organisation dieses Landes. 1815 zurückberufen, folgte Müller dem Kaiser ins Feldhoflager nach Heidelberg und Paris. Hierauf wurde er österreichischer Generalkonsul für Sachsen [* 112] und Resident der anhaltischen Höfe in Leipzig, in welcher Stellung er eine bedeutende Agitation gegen Preußen [* 113] betrieb und (1816-18) seine »Staatsanzeigen« erscheinen ließ. 1827 erfolgte seine Rückberufung nach Wien, wo man ihn mit dem Beinamen von Plittersdorf in den Adelstand erhob und bis zu seinem erfolgten Tod in der Hof- und Staatskanzlei beschäftigte.
Unter seinen Schriften, in denen sich der Hang zum Mystizismus mit katholisch-reaktionären Tendenzen verbindet, sind noch hervorzuheben: »Die Lehre [* 114] vom Gegensatz« (Berl. 1804);
»Von der Idee des Staats« (Dresd. 1809);
»Die Elemente der Staatskunst« (Berl. 1809, 3 Bde.);
»Die Theorie der Staatshaushaltung« (Wien 1812, 2 Bde.);
»Versuch einer neuen Theorie des Geldes« (Leipz. 1816);
»Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland« (das. 1817);
»Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften« (das. 1819).
Vgl. Varnhagen v. Ense, Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang und Briefwechsel, Bd. 2 (Leipz. 1836);
»Briefwechsel zwischen F. Gentz und A. H. Müller« (Stuttg. 1857).